Franz Schubert, Klaviersonate Nr. 21 B-dur D.960, CD (DVD)-Rezensionen und Vergleiche (2017)

  • Lieber Willi,


    ich höre gerade Affanasjew. Exposition: toll - bis zum Ende wo der Triller kommt. Da kommt die Musik ja fast zum Stillstand. Das gefällt mir weniger. Dann wieder wunderbar, wie die Expositionswiederholung mit einer Transformation ins Elfenhaft-Leichte darauf reagiert. Anschließend finde ich allerdings, dass der "rote Faden" etwas verloren geht mit Tempowechseln, Ritardandos. Richter spielt zwar langsam, es bleibt aber doch ein langsamer Fluss. Hier "versandet" der Strom doch etwas.


    Hast Du meinen WeTransfer-Link bekommen? Ich bekomme die Meldung, dass Du das noch nicht abgerufen hast! (Ich habe drei Mail-Adressen von Dir, vielleicht habe ich einfach die falsche genommen???? :hello:


    Liebe Grüße
    Holger

  • Nee, dieser Affanasjew-Schubert ist nicht meine Welt. Da fehlt die Linie, auch die Genauigkeit der Phrasierung, denn Schubert ist doch irgendwo noch Klassiker. Statt dessen viele Drücker und ein ausladendes russisches Expressivo, out of style. Wenn ich das höre, verstehe ich Goldenweiser. Also: Berman und Zimerman muss ich haben, Affanasjew nicht unbedingt. :D


    Schöne Grüße
    Holger

  • Lieber Holger,


    bezieht sich Deine Einschätzung jetzt auf den Afanassiev-youtube-Mitschnitte oder auf seine ECM-Aufnahme der Sonate?
    Letztere finde ich gelungen, die Manierismen seines überlangsamen Spätstils sind hier noch nicht vorhanden, dafür packendes, intensives Klavierspiel - mit einige Freiheiten.


    Viele Grüße
    Christian

  • Lieber Christian,


    da müssen wir Willi fragen, was er mir für eine Aufnahme geschickt hat. :) Am Schluss gibt es Applaus. Das ist offenbar ein Konzertmitschnitt. Den Anfang wie gesagt finde ich toll. Meine Download-Wiedergabe über die Anlage dagegen ist schrecklich - mit Brumm und dann jede Störung von der Bedienung des PC kommt rüber. Ich habe aber auch nicht Lust, immer alles zu brennen. Da muss mein Sohn mir mal eine vernünftige Soundkarte einbauen! Das ist langsam überfällig. :hello:


    Liebe Grüße
    Holger

  • Lieber Holger, beide sind Livemitschnitte. Geschickt habe ich dir die Lockenhaus-Aufnahme. Du erkennst sie alleine schon daran, dass der Kopfsatz drei Minuten kürzer ist als 2013 in Moskau. Und da ich in der Lockenhaus-Besprechung auch Joachim Kaiser zitiert habe, stelle ich fest, dass du offenbar nicht seiner Meinung bist. Mich haben seine Begründungen jedenfalls überzeugt, und wenn du mal in deine Partitur schaust und dann mithörst, wird Einiges schlüssiger, das Afanassjew durch seine Tempomodifikationen herausgearbeitet hat. Interessant ist, dass ich, zumindest in der ersten Zeit, m. E. nach übergroße Tempomodifikationen bei Beethoven moniert habe, während du sie öfter in Schutz genommen hast. Hat da inzwischen ein Perspektivwechsel stattgefünden? Bei mir kann ich da mit einem eindeutigen "jein" antworten. :D
    Auch aus meinen Zeitangaben geht übrigens eindeutig hervor, welche Aufnahme ich dir geschickt habe, und aus dem Aspekt der Internettechnik, denn ein Youtube-Video kann ich dir gar nicht schicken.


    Übrigens:


    auch Kocsis gibt es als Youtube-Video, kuckst du:




    Liebe Grüße


    Willi :)


    P.S: Ich habe noch einmal nachgeschaut, lieber Holger. Du hättest mich gar nicht fragen brauchen. In Beitrag 2 habe ich die Lockenhaus-Aufnahme rezensiert, in Beitrag 3 hast du geantwortet, dass du sie nicht hast, sie dich aber reizt, und in Beitreag 4 habe ich dir geantwortet, dass ich sie dir eben geschickt habe. Ich habe dir also da schon gesagt, welche Aufnahme ich dir geschickt habe. ;)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Mich haben seine Begründungen jedenfalls überzeugt, und wenn du mal in deine Partitur schaust und dann mithörst, wird Einiges schlüssiger, das Afanssjew durch seine Tempomodifikationen herausgearbeitet hat. Interessant ist, dass ich, zumindest in der ersten Zeit, m. E. nach übergroße Tempomodifikationen bei Beethoven moniert habe, während du sie öfter in Schutz genommen hast. Hat da inzwischen ein Perspektivwechsel stattgefünden? Bei mir kann ich da mit einem eindeutigen "jein" antworten. :D

    Lieber Willi,


    grundsätzlich habe ich nichts gegen Tempomodifikationen. Das einheitliche Grundtempo ist ja auch erst in den 60igern und 70igern des 20. Jhd. zum Dogma erhoben worden. Ich hatte glaube ich schon mal die Anekdote erzählt, dass mein Lehrer bei seinem Studium an der Kölner Musikhochschule regelrecht "gemaßregelt" wurde, weil er sich erlaubt hatte, beim lyrischen Thema im Rondo-Finale von D 664 das Tempo rauszunehmen. Das war damals ein ungeschriebenes Gesetz, dass man nicht brechen durfte. Und dann zeigt er mir triumpfierend: Hör mal, Brendel nimmt da auch das Tempo raus! Es ist immer die Frage ob das passt. Geza Anda macht z.B. im ersten Satz von D 664 auch ständig Tempowechsel - da gefällt mir das aber auch nicht. Bei Afanassjew finde ich, dass er die Exposition wirklich wunderbar macht, dann aber in der Wiederholung und später sich irgendwie verzettelt. Das liegt natürlich auch am langsamen Tempo, das ist gefährlich. Aber vielleicht höre ich mir das in Ruhe noch einmal an. Und irgendwo finde ich diese Expressivo-Spiel in den anderen Sätzen nicht idiomatisch. Und er kompensiert mit "Expressivo" fehlende Genauigkeit der Phrasierung. Im Scherzo fehlt mir die gewisse Eleganz. :hello:


    Hast Du meinen WeTransfer-Link gefunden?


    Liebe Grüße
    Holger

  • Lieber Holger,


    ich habe den Link gefunden, aber ich kann die Dateien nicht entpackcn. Sie sind komprimiert. Übrigens brauchte ich noch nie eine Datei entpacken, die du oder Christian mir geschickt hattet.


    Liebe Grüße


    Willi :)

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  • ch habe den Link gefunden, aber ich kann die Dateien nicht entpackcn. Sie sind komprimiert. Übrigens brauchte ich noch nie eine Datei entpacken, die die du oder Christian mir geschickt hattet.

    Lieber Willi,


    komisch! Bei mir kommt dann automatisch das Programm zum Entpacken, wenn ich die Dateien in einen Ordner kopiere. Also verpackt waren sie von WeTransfer immer! Ich kann Dir alles nochmals schicken - ich habe die Dateien ja auf der Platte! :hello:


    Liebe Grüße
    Holger

  • Lieber Holger,


    ich weiß nicht, ob ich mich jetzt irre. Sprachen wir über Schumann, nicht über Schubert? Die 16 Schuman-Dateien sind vorschriftsmäßig entpackt. Die brauchte ich gar nicht mehr zu entpacken.


    Also wenn dem so ist, ist ja alles in Ordnung. Ich glaube mich jetzt zu erinnern, dass es um die fis-moll-Sonate op. 11 ging, und dann sind noch die Fantasiestücke dabei.


    Liebe Grüße


    Willi :)

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  • ich weiß nicht, ob ich mich jetzt irre. Sprachen wir über Schumann, nicht über Schubert? Die 16 Schuman-Dateien sind vorschriftsmäßig entpackt. Die brauchte ich gar nicht mehr zu entpacken.

    Lieber Willi,


    richtig, es ging um die Schumann-Sonate fis-moll op. 11 - das ist die CD6 aus der Arrau-Philips-Box (die Studioaufnahme). Automatisch kommt WinAmp und entpackt das. Wenns geklappt hat, ist es ja gut! :hello:


    Liebe Grüße
    Holger

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    Franz Schubert, Klaviersonate Nr. 21 -B-dur D.960
    Geza Anda, Klavier
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    AD: Mai 1961, Luzern
    Spielzeiten: 14:44 (ca. 20)*-10:24-4:36-6:51 --- 36:35 (ca. 42 min.)*


    Geza Anda beginnt seinen Vortrag, ich kann es nicht anders ausdrücken, mit einem wunderbar bezaubernden, intimen, gleichwohl klaren Ton. Dynamisch bewegt er sich m. E. durchaus im Rahmen der Partitur, jedenfalls bis dahin. Sein Legato-Spiel ist brillant, und im dritten Teil des Hauptthemas schließt er mit einer grandiosen Steigerung ab, die in einem veritablen Forte gipfelt. Im vierten Teil des Hauptthemas, Takt 36 bis 46, beschleunigt er im inneren Tempoverhältnis merklich und trägt auch der weiteren Steigerung in temporaler und dynamischen Hinsicht im Seitenthema ab Takt 49 Rechnung, das er ebenfalls in einer großartigen Steigerung in der ganz hohe Oktaven auslaufen lässt.
    Die schon im Seitenthema begonnen Verschiebung des rhythmischen Pulses vom durchgehenden Legato zum zunehmenden Nonlegato, hauptschlich in der Begleitung, treibt er bei gleichbleibend hohem Tempo weiter voran im dritten Thema mit zunehmendem Staccato und Auflösung des musikalischen Flusses durch Häufung der Pausen vornehmlich in der Begleitung, und in der Schlussgruppe ab Takt 99 führt er das Tempo sehr deutlich zurück und lässt die Exposition, wie ich leider sagen muss ohne Wiederholung auslaufen. Anderweitig wäre er wohl auch über 20 Minuten gekommen.
    Allerdings war vom Ausdruck her diese Exposition hervorragend. Den Ritartando-Übergangstakt 117b hätte er allerdings für mein Empfinden etwas mehr ausdehnen können. Das habe ich, vor allem in den vielen vorbereitenden Hörsitzungen, schon intensiver gehört.
    In der Durchführung differenziert er im ersten Teil (Takt 118b mit Auftakt bis 145 (cis-moll) nicht nur dynamisch, sondern auch durch Tempomodifikationen und Vorwärtsdrang sehr stark, den er beim neuerlichen Tonartwechsel (ab Takt 146 wieder in B-dur) beibehält. Die klopfenden Achtel ab Takt 150 und das verminderte Tempo tragen jedoch nur wenig zur Aufhellung der Stimmung bei. Anda macht das hier ganz hervorragend.
    Aus diesem sozusagenden Anlauf heraus hebt er zu einer grandiosen Steigerung an ab Takt 162 bis zum Fortissimo in Takt 172. Im weiteren Verlauf haben sich die klopfenden Achtel zu Quint- und Sextakkorden verdichtet, was den Trauereindruck noch merklich verstärkt, auch in Andas tiefer Lesart un d auch durch die nun wieder unheilvoll dräuenden triller (ab Takt 186, in Takt 192, 198 und zum Abschluss der Durchführung in Takt 212 und 214.
    Auch Geza Anda gestaltet die Pausenfermate hin zur Reprise in Takt 215 auf der Drei deutlich, wenngleich nicht so lang wie Afanassjew. E geht im achten Takt des Themas (223 mit Auftakt) noch etwas zurück bis zum Piano Pianissimo, bevor erneut der Basstriller folgt. Und erneut ist auch hier in der Reprise der überragende Klang zu bewundern, den Anda vorlegt. Im dritten Thementeil legt er im inneren Tempogefüge wieder ähnlich zu wie in der Exposition und steigert wieder grandios bis zum Takt 254.
    Im cis-moll-Seitenthema legt er (ab Takt 267) auch wieder temporal zu und hebt auch wieder die dynamischen Kontraste heraus., wunderbar seine Bögen in der ganz hohe Oktave und erneut das dritte Thema mit den auf und ab strebenden Staccato-Figuren, in denen er auch die dynamischen Bewegungen sorgfältig nachzeichnet, und in der Schlussgruppe (ab Takt 318) nimmt er erneut ansatzlos das Tempo heraus. Er spielt das, wie ich finde, mit einer großen inneren Ruhe, einschließlich der kurzen, aber sehr anrührenden Coda.


    Dass Andante sostenuto spielt er nicht ganz so langsam wie Afanassjew, aber deutlich langsamer als Kocsis. Auch Andas Ausdruck ist sehr traurig. Dynamisch spielt er sehr sorgfältig, bildet einen großen Kontrast zwischen dem Pianissimo und dem Forte. In den stufigen Steigerungen ( ab Takt 9 und 22 spielt er beeindruckende Crescendi, und in der Gegenbewegung geht er am Ende des Themas bis Takt 42 kontinuierlich bis zum ppp zurück- grandios!
    Im Seitenthema (ab Takt 43) hebt er einen musikalisch sehr tief greifenden erschütternd schönen Gesang an, auch in der Oktavierung (ab Takt 59) und in der Themenwiederholung (ab Takt 67), die sich dynamisch doch erheblich vom Themenbeginn unterscheidet, was er auch deutlich herausstellt.
    In einem berührenden Diminuendo lässt er dieses zu Herzen gehende Seitenthema auslaufen.
    Dann wiederholt er nach einer veritablen Generalpause das Thema (Takt 90 bis 122 in dis-moll) in ruhigem, aber unaufhaltsamem Ductus, mit weit ausladenden dynamischen Bewegungen und schließt nach einer letzten Steigerung mit einem wunderbaren Decrescendo das reprisenförmige Thema ab und schließt den Satz mit der kurzen, aber wundersamen Coda in Cis-dur im Piano Pianissimo mit einem herausragenden ausdrucksvollsten Spiel ab.


    Im Scherzo ist er etwas langsamer als Afnassjew und deutlich langsamer als Kocsis, rhythmisch weiter grandios und nur dynamisch vielleicht mit einer etwas höheren Grundlautstärke, als ich sie mir laut Partitur vorstelle.
    Das Trio setzt er deutlichst vom Scherzo ab. ich würde es als krassen Kontrast bezeichnen, aber einen, der in seinem eckigen Rhythmus mit den kurzen Ritardandi sehr überzeugend, schon fast geheimnisvoll klingt.
    Das lebhafte Scherzo mit der kürzesten Coda, die ich kenne, schließt er in überzeugender Manier da capo an.


    Im Finale ist er im Gegensatz zu seinen beiden zum Vergleich herangezogenen Kollegen Afanassjew und Kocsis geradezu ungeheuer schnell, und ich bezweifle, dass das im Sinne des Erfinders (Schubert) ist. M. E. ist das eher ein "Allegro vivace" als ein "Allegro, ma non troppo", ein Satz, in dem ein Pianist eher seine Virtuosität unter Beweis stellen will als den Ausdruck, der hinter den Noten steht, hörbar zu machen. Das Gefühl habe ich um so stärker im lyrischen Seitensatz (ab Takt 85), der in Andas Lesart nicht entspannt lyrisch sondern eher hastig, eilig klingt.
    Und so sind auch die beiden Generalpausen-Takte 55 und 56 hier sehr, sehr kurz. und interessanterweise nimmt er im 3. Teil des Rondos, dem ersten durchführungsartigen Abschnitt, zumindest in der dramatischen Hälfte, das Tempo heraus, während im zweiten, helleren Abschnitt (ab Takt 185) "die Post wieder abgeht".
    So geht es auch im 4. Teil, in dem wieder das Hauptthema, hier dynamischer als im Originalgewand, wiederholt wird, weiter. Dessen hinterer Abschnitt, als die Sechzehntel-Tonleitern hinzutreten (siehe Einführungstext, ab Takt 292 bis 310), gefällt mir besser, als er ein bemerkenswertes Diminuendo-Ritardando spielt und zum neuerlichen, hier eher reprisenförmigen Thema überleitet.
    Dies spielt er jedoch wieder im bereits bekannten hohen Tempo, was hier in der verkürzten Form auch wieder besonders im lyrischen Seitenthema auffällt. Ähnliches gilt wiederum für den durchführungsförmigen Teil in seinen beiden schon beschriebenen Hälften, hier Takt 430 bis 490.
    Und das dritte Thema führt ja nur noch kurz, aber in altbekanntem Thema zur Coda, die nun wirklich im Presto steht. Und da ist der Unterschied zum vorher eigentlichen "Allegro ma non troppo" gar nicht mehrt so groß, wie er eigentlich sein sollte.


    Das Finale erschien mir zu schnell, um hier zu einer Spitzenbewertung zu kommen.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:


    *) virtuelles Tempo, wenn er die Exposition wiederholt hätte!

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  • Lieber Willi,


    ist das die Studioaufnahme, die in dieser Box drin ist?



    P.S. Mit Anda wurde vor Urzeiten im Radio eine Meisterklasse übertragen, wo er den Studenten die Betonung des Eröffnungsmotivs des Finales korrigierte und erklärte. Das fand ich sehr schlüssig! :)


    Liebe Grüße
    Holger

  • Ja, in der Box ist sie auch drin. Jeremy Siepmann erklärt im Beiheft der Brilliant-Box, dass Anda zu den Wenigen gehört, die im Finale im Themen-Auftakt korrekt dass Fortepiano spielen. Das stimmt, soweit ich bisher meine zahlreichen Aufnahmen probegehört habe, aber damit ist im Falle Anda m. E. "die Kuh noch nicht vom Eis"- siehe meine Besprechung.


    Liebe Grüße


    Willi :)

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  • Franz Schubert, Klaviersonate Nr. 21 B-dur D.960
    Leif Ove Andsnes, Klavier

    AD: 9/2004
    Spielzeiten: 20:26-10:11-3:46-7:45 --- 42:08 min.;


    Leif Ove Andsnes, den ich noch am 10. 11. in Köln mit einem umfangreichem Programm mit Werken von Chopin, Beethoven, Sibelius, Widmann und den drei Klavierstücken D.946 erleben konnte, und den ich vor etlichen Jahren schon einmal mit dieser Sonate live in Köln erlebte, beginnt den Kopfsatz mit maßvollem Tempo, entwickelt dabei einen warmen, doch klaren Klang und spielt den ersten und zweiten Basstriller in Takt 8 und Takt 19 in tiefem Pianissimo. Das ist wunderbare Musik.
    Im dritten, variierten Thementeil bleibt er bis zum Beginn des Crescendos (Takt 34) konsequent im Pianissimo und steigert dann deutlich, aber nicht überbordend, zum Forte hin. Auch im vierten Teil des Hauptthemas, ab Takt 36, mit deutlichen dynamischen Akzenten, Decrescendo und Crescendo bleibt er (noch) zurückhaltend und kommt im zweiten Crescendo ab Takt 46 bei einem satten Forte heraus, mehr nicht.
    Im Seitenthema ab Takt 49 steigert auch er deutlich das innere Tempo und spielt weiterhin sorgfältig die dynamischen Akzente, Decrescendi und Crescendi. Im dritten Thema ab Takt 70 spielt er die Oktavgänge, auch in der ganz hohen Oktave wunderbar klar und schließt mit wiederum maßvoll gesteigerten Oktavakkorden in Takt 78 mit Auftakt bis Takt 80 auf der Eins ab.
    Auch die sich in diesem Thema sich ab Takt 79 anschließenden Achteltriolen, einmal auf- und abstrebend, dann die Form wechselnd, nunmehr im Staccato und kontrastierenden Non-Legato-Rhythmus, spielt er in großer Klarheit und Natürlichkeit.
    Wie sorgfältig er den dynamischen Verlauf geplant hat und ausführt, sehen wir nun endlich in der Schlussgruppe ab Takt 99, wo die dynamischen Kontraste plötzlich mühelos das Fortissimo erreichen (Takt 105, Takt 123 bis 125), und am Ende dieses rätselhaften Überganges zur Wiederholung der Exposition von Takt 117a bis 125, macht er eine ähnlich lange Generalpause in Takt 125 wie vor ihm nur Valery Afanassjew (aber ich bin ja immer noch am Anfang meiner Reise durch die B-dur-Sonate.
    Es kommen ja noch ungefähr 70 Aufnahmen hinterher.
    Diese Exposition war ein Beispiel dafür, dass man auch ohne große Extreme in der Ausführung, ich nenne noch einmal den viel strapazierten Ausdruck: "mit der klassischen Mitte", ein herausragendes Ergebnis erzielen kann, wenn man es gut macht, so gut, wie m. E. hier Leif Ove Andsnes.
    Die Wiederholung der Exposition spielt er mit der gleichen Konzentration wie vorher, nur mit dem Unterschied, dass er die Steigerungen im vierten Teil des Hauptthemas etwas mehr ausführt als vorher.
    Das Seitenthema hält er auch wieder im gleichen temporalen Fluss mit sorgfältig ausgeführten dynamischen Wellenbewegungen, und im dritten Thema schaltet er wieder organisch auf Staccato und Non-Legato um bei unveränderter Beachtung der dynamischen Bewegungen. Desgleichen spielt er die Schlussgruppe wieder mit finaler Steigerung des dynamischen Kontrastes.
    Wunderbar gerät auch sein Überleitungstakt 117b zur Durchführung, den er lange in der Fermate auf der Vier ausschwingen lässt.
    Die Durchführung in cis-moll spielt auch er in einem ruhigen, traurigen Fluss mit moderater Ausführung der dynamischen Kontraste, und den musikalischen Verlauf die ebenfalls im zweiten Teil (wie zuvor auch schon in Abschnitten der Exposition) die Form wechselt von Oktavgängen (bis Takt 130) hin zu Staccato-Achteltriolen (bis Takt 149), was in diesem Abschnitt vordergründig die Stimmung aufhellt, jedoch durch die insistierende klopfende Begleitung relativiert wird, und die klopfenden Achtel bleiben auch nach der Rückkehr zu B-dur bestimmend, klingen gar durch ihre tiefe Lage gar noch bedrohlicher, was hier im Spiel von Leif Ove Andsnes sehr schön zum Ausdruck kommt.
    Durch den Wechsel der Achtel in die obere Oktave und die immer zunehmende musikalische Dichte bis hin zu dreistimmigen Achtelakkorden oder gar Oktaven wird der Ausdruck gar noch dramatischer, was uns anzeigt, dass wir uns im Zentrum der Durchführung befinden, auch kenntlich durch die lange Steigerung und letztlich auch durch das Wiederauftauchen der Basstriller (Takt 186, 192 und 198) endlich einmal mit Beethovenscher (mathematischer ) Präzision ^^, was uns aber auch die nahende Reprise ankündigt. Die drei Triller spielt er mit unveränderter Feinzeichnung, auch das Crescendo auf dem dritten Triller, ebenso die abschließenden beiden Triller in Takt 212 und 214.
    Auch spielt er zu Beginn der Reprise im sempre legato aus dem pp heraus den ersten Triller in einem berührenden Piano Pianissimo- grandios!
    Weiter spielt er die musikalischen Figuren mit der gleichen Klarheit und natürlichen Eindringlichkeit wie in der Exposition, aber auch hier ist eine dynamische Steigerung gegenüber der Exposition festzustellen, wie in der Wiederholung der Exposition, sowohl in dynamischer als auch in temporaler Hinsicht, wobei die Melodie im dritten Thema noch einmal höher liegt als in der Exposition. Wunderbar schließt er auch diesen Satz in den codaartigen letzten dreizehnt Takten (345 bi 357) ab.
    Ein großartig gespielter Satz ganz ohne Extreme oder gar "Mätzchen".


    Das Andante sostenuto spielt er etwas schneller als Afanassjew, etwa im Tempo von Geza Anda.
    Hier spielt er das Thema mit doch erheblich mehr Schwere als vergleichbar im Kopfsatz, oder man könnte auch sagen schwerblütiger, wobei das kurze Changieren des Themas an E-dur in Takt 13 bis 17 das Ganze kurz aufblühen lässt. Auch hier spielt er nach dem Forte-Höhepunkt in Takt 28 ein konstantes Decrescendo bis hin zum wunderbaren "ppp" ab Takt 38 bis 42, hin zu dem choralartigen, äußerst berührenden Seitenthema in A-dur ab Takt 43 mit Auftakt.
    Dieses Seitenthema, das einhergeht mit einem Steigerung des Binnentempos, mit verschieden Lagen des Themas und wechselnden Begleitfiguren, spielt auch er herausragend. Das gehört mit zu den schönsten Melodien, die ich in der Klaviermusik überhaupt kenne, und ich kenne inzwischen einige, und Andsnes spielt es hier sehr anrührend, besonders in der Oktavierung ab Takt 51.
    Wunderbar drückt er auch den neuerlichen Wechsel des nunmehr variierten Themas in den Bass (ab Takt 59) aus, desgleichen die Themenwiederholung ab Takt 68 mit Auftakt, wieder verbunden mit kurzen Tonartwechseln und Auflösungen, wobei die neuerliche Oktavierung nach dem letzten Crescendo Takt 78 kontinuierlich in den dynamischen Keller führt, hin zur Wiederholung des Thementeils A- aber vorher, in Takt 89, die schon bekannte Generalpause, bei Andsnes mit vier Sekunden nur eine Sekunde kürzer als bei Afanassjew und ebenfalls herausragend.
    In der Wiederholung des Themas ab Takt 90 spielt auch Andsnes die Sechzehntel in der Begleitung deutlich staccato, wodurch er das Gewicht auf diesen musikalischen Figuren noch einmal vergrößert- ein Zeichen der nochmals gestiegenen Ausweglosigkeit (des Lebens)?
    Unter diesem Aspekt wirkt allerdings auch die Aufhellung stärker- ein letzter Hoffnungsschimmer? Doch noch einmal geht es hinab, bis plötzlich wie aus dem Nichts, angekündigt durch die drei Sechzehntel am Ende von Takt 122, die wundersame, ich würde fast sagen, "trostreiche" Coda in Cis-dur empor taucht, von Leif Ove Andsnes herausragend gespielt, wie den ganzen Satz!


    Das Scherzo nimmt Andsnes signifikant schneller als Afanassjew, aber ebenso deutlich langsamer als Kocsis, rhythmisch und dynamisch aber ebenso deutlich der Partitur entsprechend. Das ist schon grandios gespielt und bedient vor allem Diejenigen, die im Scherzo keine Fortsetzung des Dramas aus den ersten beiden Sätzen mit anderen Mitteln sehen.
    Das Trio spielt er rhythmisch und dynamisch sehr akzentuiert, was den Dreier mit anderer Gewichtung sehr schön variiert. Dann spielt er das Scherzo da capo mit den 4 kurzen Coda-Takten.


    Das Finale spielt Andsnes erheblich schneller als Afanassjew, aber auch noch schneller als Kocsis, rhythmisch und dynamisch exzellent, wobei er die Auftakt fortepiano-Akkorde weicher spielt, sie länger ausschwingen lässt als andere.
    Das Seitenthema ab Takt 85 lässt er wunderbar fließen, wobei auch hier wieder die dynamischen Feinbewegungen und die synkopierenden Achtel in der Begleitung wunderbar kommen. Allerdings dehnt er die beiden Generalpausentakte nicht so lang aus wie Afanassjew.
    Den ersten Abschnitt des durchführungsartigen dritten Teils des Rondos spielt er mit für seine Verhältnisse ungeheuren Vehemenz, lässt diesen aber in einem feinen Decrescendo auslaufen, bevor der zweite, lyrische Teil ab Takt 185 mit den durchlaufenden Achteltriolen in der Begleitung wieder die Fähigkeiten Andsnes' auf diesem Gebiet sehr schön abbilden. dabei kann man aufgrund seines pianistischen Könnens trotz des höheren Tempos die Achtel sehr gut unterscheiden.
    Die nächste Strophe des Rondos ab Takt 225 mit Auftakt, dynamisch weitaus höher stehend als das Originalthema, spielt Andsnes auch mit dem zu Gebote stehenden Zugriff, wobei er den häufig variierten ersten Themenabschnitt durch die Oktaven fließen lässt, teilweise wieder mit den mühelos integrierten Achteltriolen, z. B. wieder ab Takt 265 bis 281.
    Den fünften, aufgrund der musikalischen Form eher reprisenförmigen Teil ab Takt 312, lässt er wieder wunderbar fließen, bevor er nochmal mit dem zweiten Durchführungsabschnitt (Teil 7) mit Vehemenz dazwischenfährt. Doch auch und gerade dieser Teil hat ja auch eine zweite lyrische Hälfte mit den überirdischen hohen Oktavierungen, die auch zusehends langsamer und leiser werden, als wenn sich ein Langläufer zusehends langsamer der Zielgeraden nähert, weil er zusehends weniger Luft hat. So werden auch in Andsnes' Lesart die Auftakt G-Akkorde immer leiser und das Tempo immer langsamer. Aber, wie der Läufer noch die letzte Kraft aufbietet für den Endspurt, so holt Schubert noch das prachtvolle Presto hervor, um diesen absolut finalen Sonatenlauf zu Ende zu bringen.
    Als Kontrast, zusammen mit dem Scherzo, gegenüber den ersten beiden Sätzen, sehe ich das Finale als großartig gespielt an.
    Insgesamt eine große Aufnahme!


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

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  • Gestern habe ich noch Gulda gehört. D 845 geht gar nicht - alles viel zu schnell und wie ein Beethoven gespielt, da fehlt ihm einfach der Zugang zur musikalischen Welt Schuberts. Den ersten Satz von D 960 rast er durch wie ein ICE-Hochgeschwindigkeitszug mit Tempo 300. Da wird die Musik doch arg prosaisch - und damit jeglichen Tiefgangs beraubt. Das geht einfach nicht. Im langsamen Satz dagegen zeigt Gulda, dass er ein überragender Gestalter ist. Auch die Impromptus D 899 Nr. 1 u. 2 sind wieder sehr gut. Sehr zwiespältig der Schubert-Gulda also! :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

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    Franz Schubert, Klaviersonate Nr. 21 B-dur D.960
    Claudio Arrau, Klavier
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    AD: 5/1980
    Spielzeiten: 20:10-10:49-4:46-8:20 ---44:05 min.;


    Von Claudio Arrau liegt mir nur eine Aufnahme von Schuberts letzter Sonate vor. Eine weitere Aufnahme ist mir auch nicht bekannt.
    Er spielt den Kopfsatz mit der von ihm bekannten sonoren Tongebung und trotz seiner 77 Jahre zum Zeitpunkt der Aufnahme noch in vollem Besitz seiner pianistischen Fähigkeiten. Dynamisch wie rhythmisch ist diese Aufnahme voll auf der Höhe der Zeit. Temporal ist er etwa vergleichbar mit Andsnes, ein wenig schneller.
    Im dritten Thementeil (Takt 19 bis 35 beschleunigt er im inneren Gefüge moderat und spielt ab Takt 34 eine großartige Steigerung bis zum vollen Forte und schließt den vierteil Teil bis Takt 47 mit einer erneuten schönen Steigerung ab, ohne jedoch ganz bis zum Fortissimo zu gehen.
    Im Seitenthema spielt er weiter in klarer Tongebung, u d hier jetzt in fis-moll auch mit einem melancholischen Überzug, mit weiter moderat gesteigertem inneren Tempogefüge und sorgfältigster Beachtung der dynamischen Bewegungen, wie wir das seit jeher von ihm gewohnt sind.
    Im dritten Thema, wieder in B-dur, (Takt 70ff), entfaltet er einen berührenden Gesang in der oberen Oktave begleitet von gleichmäßigen, runden Sechzehntelfiguren mit je einer Oktav und einer Terz, die sich zu Achtelakkorden wandeln und mit der Melodie die Oktaven wechseln, aber ihren schreitend-stockenden Rhythmus beibehalten.
    Auch in der Schlussgruppe behält seinerseits Arrau, seine entspannt-spannende Spielweise bei, die auch ohne Extreme auskommt. Dem Takt 112 mit seiner oktavierten Sechzehntel-Tonleiter, räumt er mehr Zeit ein als mancher andere und erhebt ihn dadurch noch mehr zu einer Schlüsselstelle.
    Die acht Übergangstakte zur Wiederholung der Exposition sind für ihn wie für Andsnes vorher natürlich eine dynamische Spitze, aber wie dieser vertritt auch Arrau in seiner Interpretation, wie ich schon vorher kurz bemerkte, eine klassische Mitte.
    Natürlich wiederholt er die Exposition, wie bei Beethoven enthält er seinen Zuhörern keine Note vor, die Schubert komponiert hat.
    Wie bei Andsnes meine ich, dass auch Arrau in der Wiederholung im dritten Thementeil die Schlusssteigerung in Takt 35 etwas weiter ausführt als in der Exposition.
    Im Übergangstakt 117b, dem Ritardando, nimmt er sich dynamische auch noch mal etwas zurück.
    Im ersten Teil der Durchführung (Takt 118b bis 130 klingt auch sein Vortrag sehr traurig. Erst als die Auf-und Abwärtsachtel-Bewegungen wieder auftauch (ab Takt 131, hellt sich das Ganze wieder etwas auf, auch nach der Rückkehr zum B-dur scheint dem so, doch auch bei Arrau sprechen die klopfenden Achtel und überhaupt die ganze Basslinie in den Achteln eine andere Sprache, und auch die zunehmen dissonant sich verdichtenden Achtelakkorde und das lange Crescendo ab Takt 163, in dem Arrau noch einmal kaum merklich das Tempo steigert, sorgen für eine Steigerung auch der Dramatik, nicht zuletzt durch die ab Takt 173 fast bis zur Reprise durchlaufenden Quint- und Sext-Achtelakkorde in der Begleitung, mal im Bass, mal im Diskant, sind auch hier Ausdruck einer dramatischen Zuspitzung in der Durchführung, nicht zuletzt durch die wieder auftauchenden Basstriller (ab Takt 186). Erst der terrassenförmige dynamische Anstieg, die sich in die Höhe schwingenden Bögen im Diskant sorgen auch in Arraus Lesart deutlichst für Entspannung. Und wie deutlich er ab Takt 212 in den ppp-Keller geht, um dann in berührender Weise die Reprise anzustimmen.
    Auch er sinkt in diesem ersten Reprisenabschnitt ab Takt 223 unmerklich ins Piano Pianissimo- grandios!
    Wunderbar gestaltet er auch den dritten, variierten Thementeil in den großen lichter und lichter werd3enden Bögen, hin zu der großen Steigerung, die er auch hier, wie schon in der Wiederholung der Exposition, dynamisch etwas weiter steigert als in der ursprünglichen Exposition.
    Nach der Wiederholung des Themas mit abschließenden Crescendo gestaltet er auch das zweite Thema wieder temporal organisch ansteigend und die Intensität der Crescendi und Decrescendi unmerklich anpassend und in das dritte, lyrische Thema hineinfließend., das seinerseits wieder in die Achtelbewegungen übergeht. Wieder geht es vordergründig hell in die Schlussgruppe und anschließend in die kurze wundersame Coda.
    Ein überragend gespielter Satz!


    Im Andante sostenuto ist er noch langsamer als Andsnes, fast so langsam wie Afanassjew. Auch er entfaltet eine tief traurige, im langsamen Gang unausweichliche Stimmung. Bei ihm scheint der kurze Wechsel ins E-dur (Takt 14 bis 17) fast wie ein Wunder, aber nur ein kurzes, dann geht es unausweichlich weiter, die dazwischenliegenden Steigerung, z. B. Takt 22 bis 28, gestaltet er zwingend und anrührend. Im Übergang zum choralartigen Seitenthema geht Arrau wunderbar ins verschwindenden "ppp" im Takt 38ff.
    Dieses Seitenthema erschüttert mich von Mal zu Mal mehr, und ich verstehe immer wieder meinen guten Bekannten, der mir vor Jahren sagte, er könnte Schubert nicht mehr spielen, weil er stets so
    betroffen würde, dass er weinen müsste. Auch mir kommen bei solchen überragenden Interpretationen wie der Arraus die Tränen. Auch in der Themenwiederholung reißt mich die Steigerung Takt 71ff. wieder mit.
    Wunderbar natürlich gestaltet er auch nach der Steigerung die abfallende Melodielinie, kontrastiert von den wechselnden Intervallen n der Begleitung, die nun auch ihrerseits abfallen und gleichzeitig weiter decrescendieren bis hin zum unausweichlichen Ende des Themas im Stillstand -Generalpause!
    Die hält er diesmal länger aus in Takt 125 der Exposition.
    Die Wiederholung von Teil A (Takt 90 bis 122) spielt er wieder in dieser desillusionierten Weise wie zu Beginn, wieder mit dieser scheinbaren, anrührenden Aufhellung in Takt 103, die dann wieder zusammenfällt, bis nach einem letzten Crescendo doch ein Ausweg gefunden ist, die "coda ex machina", um einen ähnlichen Ausdruck aus dem Schauspiel zu gebrauchen, und auch das spielt Arrau herausragend zu Ende in einem unter die Haut gehenden Piano Pianissimo.


    Im Scherzo ist Arrau etwa zeitgleich mit Afanassjew und somit deutlichst langsamer als Andsnes.
    In diesem langsamen Tempo wirkt das Scherzo ganz anders, nicht so aufgesetzt fröhlich, sondern da ist wieder, besonders im Mittelteil des Scherzos (Takt 33 bis 66) diese insistierende Begleitung, hier in Form von klopfenden Vierteln, viel stärker als bei weitaus schnellerem Tempo. Da wirken sie nur rhythmisch virtuos.
    Auch im Trio nimmt sich Arrau alle Zeit der Welt, um die Wirkung der wiederkehrenden Figuren, diesmal im Diskant und hier kontrastiert von einzelnen insistierenden achteln im Bass, zu verstärken.
    Dann spielt er das Scherzo da capo mit den vier Codatakten.
    Viel mehr kann man, so glaube ich, aus diesem Satz nicht herausholen.


    Im finalen rondoförmigen Allegro ist Arrau temporal ungefähr in der Mitte zwischen dem schnelleren Andsnes und dem langsameren Afanassjew.
    Im ersten Teil, Takt 1 bis 84, zeigt er schon, dass er auch dieses vom einen oder anderen sicherlich als Bravourstück angesehene Finale genauso ernst nimmt wie die voraufgegangenen Sätze, speziell wie den Kopfsatz und das Andante. Die Fortepiano-Akkorde g - g' spielt er weicher abschwellend als andere. Er lässt sich also auch hierfür Zeit, und auch hier stimmen wieder Rhythmus und dynamische Bewegungen und die kurzen Verzögerungen zu Beginn einer Phrase spielt er so, dass sie dem melodischen Fluss zusätzlichen Schwung verleihen.
    Im Seitensatz ab Takt 85 lässt er die Musik sehr schön fließen, spielt die synkopierenden Achtel in der Begleitung natürlich darunter , hält aber die beiden Generalpausentakt 154/155 auch nicht so lange an wie Afanassjew.
    Den zweiteiligen nächsten Abschnitt des Finales, von durchführungsförmigem Charakter spielt er zwar kraftvoll, rhythmisch sehr pointiert, lässt sich aber noch Platz im dynamischen Spektrum. In der zweiten lyrisch fließenden Hälfte, ab Takt 186 mit Auftakt, erhöht er das innere tempo etwas, spielt das Ganze deutlich heller.
    Der dritte Teil, wieder mit dem Thema, ist doch dramatischer als der erste Teil, was er auch durch die Betonung der Achteltriolen (ab Takt 261)und die höhere Dynamik schön herausstellt. Auch die dynamische Gegenbewegung ab Takt 292, mit den aufwärts strebenden Sechzehntelfiguren und dem langsam erlahmenden Schwung, spielt er ganz vorzüglich.
    Den 5. Teil, ab Takt 312, schon eher reprisenförmig, da weitgehend übereinstimmend mit dem ersten Teil, nur verkürzt, da schon nach zwei kurzen Übergangstakten ab Takt 360 schon wieder das Seitenthema auftaucht, spielt wer weiter im Fluss und genauso überzeugend wie den ersten und zweiten Teil.
    Wiederum schließt er nach kürzerer Generalpause den en letzten Refrain ab Takt 430 an, in dem er aber auch moderat mit den dynamischen Spitzen umgeht, jedoch jederzeit sein dynamisches Konzept überzeugend spielt. Es passt alles zusammen, ist pianistisch außerhalb jeder Kritik (wenn man nicht Power um jeden Preis haben will), und spannt wunderbar den Bogen bis zum letzten Thema ab Takt 491 mit Auftakt, verkürzt, auch dynamisch auffällig durch die jeweils verringerten G-Akkorde und das abschließende Ritardando-diminuendo, worauf er mit der Presto-Coda (auch ohne Extreme) eine große Aufnahme abschließt.


    Liebe Grüße


    Willi :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

    2 Mal editiert, zuletzt von William B.A. ()

  • Lieber Willi,


    mit Arraus Aufnahme konnte ich bislang nicht so recht warm werden. Woran das liegt oder ob ich das heute vielleicht anders wahrnehme - dazu müsste ich mal wieder nachhören! :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Lieber Willi, lieber Holger,


    die Arrau-Aufnahme habe ich auch. Ähnlich wie bei seiner späten Aufnahme später Mozart-Aufnahmen klingt die Phrasierung etwas zäh bzw. als würden die Finger leicht auf den Tasten kleben. Selbstverständlich ist es eine tief empfundene Aufnahme.


    LG Siamak


  • Franz Schubert, Klaviersonate Nr. 21 B-dur D.960
    Vladimir Ashkenazy, Klavier
    220px-Vladimir_Ashkenazy.jpg
    AD: 11/2985
    Spielzeiten: 20:33-9:13-4:02-8:13 ---42:01 min.;


    Ich hatte schon die erste Aufnahme von Paul Badura-Skoda vorbereitet, da kam die Aufnahme von Ashkenazy doch gestern noch rechtzeitig.
    Mein Gott- welch eine Offenbarung vom ersten Ton an, Ein derartig beklemmend schöner Klang voll Wärme und Intimität, dass mir der Atem stocken wollte. Und dann der kristallklare tiefe Triller mit einer kaum merkbaren dynamischen Bewegung auf der Mitte der Phrase- grandios!
    Und dann nach dem zweiten Triller behält er in der langen temporalen Steigerungssequenz von Takt 20 bis 33 seine tiefe Ruhe und sein klares und überaus sangliches Spiel bei, das aber, wenn man ihn kennt, in einem beinahe explodierenden Crescendo in den Takten 34 und 35 seinen ersten dynamischen Höhepunkt erfährt und nach bewegten dynamischen Kurven dann in Takt 47 mit Auftakt im zweiten dynamischen Höhepunkt in einem veritablen Fortissimo ausläuft.
    Dann lenkt er in den leicht melancholischen fis-moll-Gesang des Seitenthemas ab Takt 49 ein, in dem ein weiterer Vorzug seines exzellent Spiels zum Tragen kommt, die überaus große Transparenz, die uns die wechselnden Intervalle im Thema, hier im Bass ab Takt 49 unter der kristallklaren Begleitung wie auf dem Silbertablett präsentiert, und dann auch ab Takt 70 wieder in B-dur das dritte Thema- wieder verklärender Gesang mit den wunderbaren Oktavierungen in Takt 70 und Takt 77 mit Auftakt bis 79.
    Dem schließt er eine überragende Staccato-Triolen-Sequenz ab Takt 80 an, in der er, unter Beibehaltung der dynamischen Bewegungen, den Fortgang fast unmerklich verlangsamt, bis in der Schlussgruppe ab Takt 99 wieder der Legatofluss die Oberhand erhält. Wunderbar, wie er hier auch ganz natürlich die Intervallgröße ausdehnt und die dynamischen Steigerungen äußerst kernig gestaltet.
    Und wenn es je noch eines Zweifels bedurft hätte, ob nun die Überleitung am Ende er Exposition (Takt 117a bis 125a gespielt werden sollte oder nicht, eine Frage, die nicht nur die Pianistenwelt, sondern auch die Welt der Klavierfreunde gespalten hat, dann möge man sich bitte diese genialen 8 Takte van Ashkenazy anhören.
    Auch der nächsten Pianist in meiner Sammlung, Paul Badura-Skoda, hat sich Gedanken dazu gemacht, ebenso wie sein Freund Alfred Brendel, und beide werden ja hier in Wort und Ton noch zu vernehmen sein.
    Auch die Wiederholung der Exposition spielt Ashkenazy so überragend wie die Exposition zuvor.
    Das Ritardando in der Überleitung zur Durchführung in Takt 117b spielt er äußerst berührend.
    Die cis-moll-Durchführung spielt er sehr ruhig und sehr traurig. Und in der Rückkehr zu den Achtel-Staccato-Triolen, hier ab Takt 131, scheint sich das Ganze aufzuheitern, doch ist hier keinesfalls alles eitel Sonnenschein, auch nicht nach der Rückkehr zum B-dur ab Takt 146, wie uns die klopfenden Staccato-Achtel im Bass signalisieren.
    Auch als sie die Staccato-Eigenschaft verlieren, bleibt es nicht nur sinister und dramatisch, sondern es steigert sich noch, einmal durch die zunehmenden dissonanten Achtelintervalle, eigentlich schon ab Takt 157, und dann zweitens im Verbund mit der grandiosen dynamischen Steigerung ab Takt 163 bis hin zum donnernden Fortissimo in Takt 171f, alles kongenial umgesetzt durch Vladimir Ashkenazy, der diesen Höhepunkt der Durchführung äußerst dramatisch gestaltet.
    Auch wenn die klopfenden Achtelintervalle in der Folge an Dynamik verlieren, an Schärfe verlieren sie nicht, und- sie klopfen unerbittlich weiter, und die sinistren Basstriller tauch wieder auf, in rascherer Folge als in der Exposition. Immer, wenn das Thema wieder einen Anlauf nimmt, funken die Basstriller dazwischen.
    Genial ist auch hier Schuberts ausgedehnte Überleitung zur Reprise zu nennen, wo er die Bögen ab Takt 203 immer weiter spannt, sich das Ganze dynamisch weiter zurückzieht und der grandiose Decrescendo-Schlussbogen in zwei Pianopianissimo-Trillern ausläuft. Auch dies ist wieder von Ashkenazy überragend gestaltet.
    Hier, vor der Reprise, macht Ashkenazy m. E. die größte Pause in diesem Satz, die anderen waren, z. B. im Vergleich mit Afanassjew, wesentlich kürzer.
    Ashkenazy spielt auch in der Reprise den ersten Basstriller, obzwar "ppp", doch mit einem vernehmbaren dynamischen Akzent.
    Ansonsten spielt er die Reprise mit der gleichen Ruhe und Sorgfalt, aber auch mit der gleichen kontrastreichen Dynamik und der gleichen Luzidität in den hohen Oktaven, einschließlich der großen Steigerungen, wie in der grandiosen Exposition.
    Und er schließt diesen grandiosen Vortrag des Kopfsatzes mit einer sehr berührenden codaartigen Schluss in den Takten 345 bis 357.


    Das Andante nimmt Ashkenazy deutlich schneller als Afanassjew, auch im traurigen Gewand, aber nicht in dieser Schwere wie Afanassjew, es bleibt luzide und rein und klar. Und Ashkenazy spielt das erste Crescendo ab Takt 9 kleinschrittig und kontinuierlich steigernd, und innerhalb von zwei Takten unmerklich wieder im Pianissimo angelangt und im (E-)dur (Takt 14 bis 17) und dann wieder im Ursprungsmoll.
    Auch die Themenwiederholung kommt rein und klar, langsam schreitend, aber auch in der traurigen Stimmung insistierend, und auch bei Ashkenazy kann man das langsame Absinken vom Decrescendo-Beginn Takt 29 über das pp - decr. bis hin zum ppp (Takt 38), hin zum lyrischen, choralartigen Seitenthema ganz wunderbar vernehmen.
    Und dann hebt dieses dunkle, unendlich schöne, zaubrische Seitenthema an, bei einem so großen Lyriker vor dem Herrn wie Ashkenazy bestens aufgehoben. Wenn ich das so höre, fühle ich mich geborgen, ist alles Andere unwichtig- wunderbar auch die sieben überleitenden Staccato-Sechzehntel in Takt 50, die in etwas anderer Reihenfolge in Takt 58 noch einmal auftauchen und dann das Thema wieder in den Bass schicken und dann die Überleitung zu dieser phänomenalen Steigerung ab Takt 67 bilden, immer begleitet von den pochenden Sechzehnteln, dann wieder, und hier zum letzten Mal im Seitenthema, die sieben Staccato-Sechzehntel.
    Ashkenazy spielt das herausragend, auch diese perlenden Sechzehntelquintolen (Takt 51 bis 58 und 76 bis 89, bis zum Schluss des Seitenthemas also. Auch den Generalpausentakt 89 hält er ein, wenn auch nicht so lange wie Afanassjew, und lässt dann ein letztes Mal das traurige Thema an unserem Ohr vorüberziehen, wobei wieder die drei Staccatoachtel im Bass an jedem Taktende, gefolgt von einer Staccatoachtel am Beginn des folgenden Taktes, vergleichsweise schwer lastend ins Gewicht fallen. Diese Figuration, die wir in der Exposition nicht hatten, zieht sich nun durch die ganze Reprise und die wundersame Coda (Takt 123 bis 138), die aber komplett in der Grundlautstärke "ppp" verharrt und in den letzten 8 Takten noch zu einem Morendo wird- grandios komponiert - grandios gespielt.


    Im Scherzo tritt der große Rhythmiker und spielfreudige Ashkenazy hervor, der aber durch die permanent pochenden Viertel verdeutlicht, dass auch hier im scheinbar spielfreudigen Scherzo Vorsicht geboten ist und nicht alles so ist wie es scheint.
    Im Trio verstärkt er noch diesen Eindruck, indem er das Tempo kaum merklich drosselt und die Forzando-Piano-Viertel (fzp) im Bass stark akzentuiert.
    Dann spielt er das Scherzo da capo und schließt die viertaktige Coda an, wieder auf höchstem Niveau.


    Die Exposition des abschließenden Rondos mit deutlichen Sonatensatz Abschnitten spielt Vladimir Ashkenazy nicht etwa im Vorübergehen, sondern mit gewichtigem Rhythmus in den fast durchlaufenden Staccatoachteln und mit großen dynamischen Kontrasten, alleine im Expositionsteil mit vier strukturierenden fp-Akkorden, vier p-Angaben, einem pp, einem fz und drei -Crescendi. Das ist ein alles andere als harmloses dynamisch-rhythmisches Gefüge, das er hier in voller Größe aufbaut.
    Das stellt sich im Seitensatz ganz anders dar, licht, leicht, fließend, positiv, wie lange? Nicht lange, obwohl 78 an der Zahl + zwei verräterische Generalpausentakte, die jäh von einer kraftvoll-dramatischen, im Fortissimo beginnenden Durchführung beendet werden, und erst nach fast dreißig rhythmisch-wilden Takten beruhigt sich das Ganze etwas, wird wieder leise, gerät wieder ins Fließen, geht dann, immer noch im leichten Rhythmus, wieder ins Staccato und Nonlegato über, saust quer durch die Oktaven, zur Reprise hin, oder zum zweiten Thementeil, denn es ist nicht eins zu eins mit dem ersten zu vergleichen. Vor allem in der zweiten Hälfte, etwa ab Takt 260 hat dieser Abschnitt auch wieder stark durchführend Züge, was nicht nur an den dynamischen Ausschlägen, sondern auch an den stark geänderten musikalischen Figuren liegt, z. B. ab Takt 292 den tonleiterartigen Sechzehntelfiguren, die das Ganze wieder langsam zur Ruhe bringen, was Ashkenazy wiederum sehr eindringlich spielt, bis er das Thema wieder erreicht hat(Takt 312), wo man doch wohl eher den Reprisenabschnitt vermuten kann, da hier das musikalische Geschehen wieder der Exposition gleicht, zumal hier ab Takt 358 wieder das Seitenthema auftaucht, das Ashkenazy wieder beseligend dahinfließen lässt, bis hin zu den zwei Generalpausentakten 428/29. (Auch hier bemerkt man, alleine in der Mathematik, den großen Unterschied zwischen Beethoven und Schubert. Bei Beethoven wäre der Abstand zwischen diesen beiden Stellen garantiert durch 4 teilbar gewesen, bei Schubert nicht, denn 274 : 4 ergibt 68,5). Für Schubert war ein mathematisch ausgewogener Satzaufbau nicht wichtig, ich gehe sogar so weit zu sagen, dass er daran überhaupt nicht gedacht hat).
    So brauchen wir uns auch nicht zu wundern, dass der durchführungsartige Abschnitt in Takt 430 noch einmal auftaucht, sozusagen "mit derselben Wucht wie früher" und auch mit der gleichen Form bis zum dritten Themeneinsatz Takt 490 ff, der aber nur von kurzer Dauer ist, da ab Takt 513 mit Auftakt die grandios Presto-Coda einsetzt, wie alles andere in diesem Stück, grandios gespielt.


    Sicherlich die beste Aufnahme, die ich bis jetzt gehört habe, weil ich in der ganzen Sitzung keine Fragen hatte, vor allem nicht zum Tempo, aber auch nicht zu Rhythmus und Dynamik und ein Hinweis, dass auch in der frühen Romantik Interpretationen der sogenannten "klassischen Mitte" durchaus ihre Berechtigung haben, wenn sie von einem solchen Ausnahmepianisten wie Vladimir Ashkenazy vorgelegt werden, die nur das Bedauern darüber ganz groß werden lassen, dass wir von ihm nur so wenige Schubertsonaten-Aufnahmen haben.


    Liebe Grüße


    Wili :thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup::thumbsup:

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  • Lieber Willi,


    bei Deiner Begeisterung bedaure ich wirklich, dass ich mir die CD nicht bestellt habe! Und in der großen Box ist sie nicht drin. Da gehörte sie rein. Sehr schade!!!! :( :hello:


    Herzlich grüßend
    Holger

  • Ich muss gestehe, ich bin überrascht. Ashkenazy und Schubert war für mich bisher eine Enttäuschung, die Aufnahme von D.959 ist unglaublich hart und entfaltet keinen Klang. Wie so oft, lieber Willi, bringst Du mich zum Wiederhören.
    Bin gespannt und werde bei Gelegenheit berichten.


    Viele Grüße
    Christian

  • Nun, lieber Holger und lieber Christian, dann hört euch mal die B-dur-Sonate an, da war Ashkenazy 38, also auch noch kein alter Mann. M. E. ist das ganz bestimmt eine Sternstunde. Dir werde ich sie später rüberschicken, lieber Holger, nachdem das ja Anfang November (durch Schuld des Hermes-Filialisten schief gegangen ist. Christian scheint sie ja offenbar zu haben. So, jetzt muss ich erst mal auf das Ergemeter.


    Liebe Grüße


    Willi :)

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  • William !


    Hör auf - die 960er von Schubert ist für mich sowieso überirdisch - die Askenazy CD bestelle ich sofort.......


    Lieber Gruss


    Kalli

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  • Dann bestelle sie dir doch bitte gebraucht, lieber Kalli, neu ist sie inzwischen kaum noch zu bezahlen. Übrigens meine Gebraucht hat schon Altertumswert. Auf der Rückseite prangt ein Preischild vom Mediamarkt: "DM 18,75".


    Liebe Grüße


    Willi :)

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Lieber Willi,


    ich habe bei der Ashkenazy-Aufnahme auch beim Wiederhören das Problem, dass ich - wie so oft bei ihm - seinen Flügel-Klang in den Höhen eher metallisch und in den Tiefen wenig sonor finde. Er gehört für mich bei aller Könnerchaft nicht zu den großen Klangkünstlern. Weiter beginnt er die Sonate zwar mit großer Ruhe und hält das Tempo auch wunderbar durch (viele werden ja beim ersten Fortissimo schneller, was mich immer stört), aber in der Durchführung fehlt mir dann doch die Feinheit eines Fiorentino in der Klanggestaltung der Akkorde, gleiches gilt für die Moll-Eintrübungen im vierten Satz - es ist gewiss alles da und auch sehr gut getroffen, aber es vemag mich subjektiv nicht zu berühren. Aber mein größter Einwand bleibt bei ihm der mittelmäßige Flügelklang. Es fehlt das Leuchten und ein persönlicher, unverwechselbare Ton, wie ihn die ganz großen Pianisten auf magische Weise eben doch irgendwie zu erzeugen wissen.


    Herzliche Grüße
    Christian

  • Er gehört für mich bei aller Könnerchaft nicht zu den großen Klangkünstlern.

    Als Ashkenazy-Sammler sage ich da: Das stimmt eindeutig nicht. :D Beispiel: Scriabin-Sonaten Nr. 7 und 10. Wie er da z.B. die Triller-Smorzandos spielt, ist klanglich exquisit. Ebenso die "Paysage"-Etüde von Liszt. Ein atemberaubendes Legato-Spiel. Oder "Harmonie du soir." Niemand spielt am Schluss die harmonische Rückung ins Pianissimo so aufregend. Ashkenazy kann das Klavier wirklich "symphonisch" behandeln, die Klangbalance ist perfekt. Damals in Düsseldorf konnte er so zulangen bei den Oktaven, dass man vor Schreck aus dem Sitz fuhr. Der Bass behielt aber stets "Ton" wie eine Basaltsäule.

    Aber mein größter Einwand bleibt bei ihm der mittelmäßige Flügelklang. Es fehlt das Leuchten und ein persönlicher, unverwechselbare Ton, wie ihn die ganz großen Pianisten auf magische Weise eben doch irgendwie zu erzeugen wissen.

    Es ist leider so, dass die Decca-Aufnahmetechnik bei Ashkenazy oft sehr gut, aber leider auch allzu oft nicht so toll ist. (Viel zu gläsern in den Höhen und einen etwas "dicken" Bass) Das liegt aber nicht zuletzt auch daran, dass Decca früher die Aufnahmen auf einem Quad-Elektrostaten abgemischt hat. Hast Du Ashkenazy mal im Konzert erlebt? Unvergessen der Anfang von op. 10 Nr. 3 in der Düsseldorfer Tonhalle. Die Oktaven zu Beginn spielte er so gestochen scharf und exakt, mit einer solchen Tonschönheit, dass er den Saal nach 2 Sekunden komplett hinter sich hatte. Es wurde auf einen Schlag totenstill. In Köln wo ich ihn zuletzt hörte, beeindruckte er mit der Fähigkeit, den Klavierklang aufzufächern, geradezu terassenförmig. Ashkenazy hat einen sehr charakteristischen, runden und episch getragenen Ton, der wirklich sehr eigen ist. Er kann auf dem Klavier wirklich erzählen. Schönes Beispiel: Die alte (analoge) Aufnahme der Corelli-Variationen von Rachmaninow. Er mag allerdings eher nicht die Mischklänge, spielt oft eher trocken und distinkt. Da muss dann die Aufnahmetechnik entsprechend gut sein. :hello:


    Schöne Grüße
    Holger

  • Lieber Holger,


    ich haben ihn einmal live gehört, das war zweifellos fesselnd. Aber für mich rotzdem nicht zu vergleichen mit dem Klang eines Arrau, Serkin, Zimerman, Pogorelich, ABM - selbst Richter, dem der Flügel ja relativ egal war und der immer auf einem eher dumpfen Yamaha gespielt hat, konnte man an seinem unvergleichlichen weichen und geschmeidigen Ton erkennen. Und ich zähle jetzt nur einige auf, die ich noch live gehört habe. Ich höre gerne in die von dir genannen Aufnahmen rein und melde mich dann noch einmal. Aber wie Du selber schreibst: Sein Klavierklang ist oft sehr trocken, das ist nicht nur die Aufnahmetechnik. Ich vermisse das Atmen, den Raum, das Leuchten der Töne. Und das ist gerade bei der B-Dur Sonate für mich ganz wesentlich. Selbst Serkin hatte einen volltönenderen Klang, dabei liegen seine Stärken eigentlich woanders.


    Viele Grüße
    Christian

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