Das liest sich natürlich alles sehr gut, was Stimmenliebhaber verlinkt hat. Beweise für eine handfeste Liebesgeschichte mit allem drum und dran finde ich darin nicht. Sowohl Wagner als auch Mathilde neigten zur Schwärmerei. In diesem Zusammenhang möchte ich auf die Briefe zwischen Wagner und Ludwig II. verweisen. In Teilen lesen die sich auch so, als hätte beide ein intimes erotisches Verhältnis gehabt. Es wird sogar ins vertrauliche Du gewechselt. Die Briefe erinnern mich in ihrem Stil sehr an die Korrespondenz mit Mathilde. Das ist auch Ausdruck ihrer Zeit.
Mich würde noch interessieren, ab wann Wagner die Gedichte der Wesendonck "peinlich und abgeschmackt" fand? Giebt es dafür genauere Quellen? Wenn nicht., werde ich selbst danach suchen. Bekanntlich hat Wagner in seiner Autobiographie, die per se für König Ludwig gedacht war und dann auch gegenüber Cosima vieles relativiert, wenn nicht gar verdreht, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Ich hatte weiter oben von einem Besuch auf dem ehemaligen Grundstück der Wesendoncks in Zürich berichtet. Es ist ja alles noch sehr gut erhalten. Die Villa selbst ist in ihrer baulichen inneren Anlage sehr offen und nicht verwinkelt. Ich kann mir also nicht vorstellen, dass Richard und Mathilde Türen verriegelt haben, um sich gegenseitig hinzugeben. Oder ist die Dame des Hauses selbst durch den Garten zu Wagner geschlichen? Dort wimmelte es von Dienstboten und Zuträgern. Außerdem war - wenn ich mich nicht irre - Minna meist anwesend. Und die verfolgte alles mir Argusaugen.