Sir Charles Villiers STANFORD - Die Kammermusik

  • Klaviertrio Nr 1 in Es-Dur op 35 (1889)


    Es gibt einiges von Stanford an Kammermusik, aber es ist auch nicht so viel, daß man die einzelnen Untergruppen extra zu Threads verarbeiten kann, daher fassen wir die gesamte Kammermusik der Komponisten zu einem Block zusammen
    Das erste von mir vorgestellte Werk ist das Klaviertrio Nr 1 in Es-Dur op 35 aus dem Jahre 1889. Es war dem Dirigenten und Pianisten Hans von Bülow gewidmet mit dem Stanford persönlich befreundet war. Ich war überrasch wie geschickt hier Stanford zwei scheinbar unvereinbare Eigenschaften in seinem Werk kombiniert.
    Kraft und Wohlklang. Vor allen der erste Satz -übersieht man die harmlose Einleitung - strotzt geradezu voll Temperament. "Allegro Grazioso" - "Molto Energico" würde ich dagen. Allerdings tritt das erst ab Minute 4 in Erscheinung. Dieser leicht aggressive Charakter des Werkes kommt allerdings via Lautstärker stärker herüber, als via Kopfhörer, die alles ein wenig abmildern. "Aggressiv" trifft es auch nicht richtig, vielleicht wäre "mit Verve" der treffendere Ausdruck.(?)
    Sehr hübsch auch der 2. Satz (allegretto con moto) lricht perlend verspielt, sonnig freundlich.
    Der dritte Satz (Tempo di menuetto ma molto moderato)weist. ebenso wie der erste ein breites Spectrum an Stimmungen auf, von verträumt bis extrovertiert, aber immer von einem freundlichen Gesamteindruck überstrahlt. Im Finalsatz (Allegro moderato ma con fuoco) wird der feurige Charakter schon in der Bezeichnung verraten, und das Gould Piano Trio bringt den auch trefflich zum Ausdruck, ebenso wie die cantablen Passagen.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zufall oder Vorhersehung?

    Kaum kommt eine CD mit Streichquartetten von Charles Villiers Stanford ins Haus und schon eröffnet der Forenbetreiber den passenden Thread.


    Bei der CD handelt es sich bereits um die 2. Folge einer GA, die das britische Dante Quartet für SOMM einspielt. Und nachdem ich kürzlich noch einmal von Folge 1 die Quartette 5 und 8 und nun von der neuen CD 3 und 4 gehört habe, kann ich schon mal sagen, dass es sich lohnt sich mit diesem Oeuvre zu beschäftigen. Das scheint mir deutlich substantieller und interessanter zu sein als die Symphonien, die ja auch nicht ganz uninteressant sind. Aber das hier ist m.E. deutlich gewichtiger. In der Form natürlich konservativ erfindet Standford doch so viele interessante Themen und originelle Passagen, dass das zum Besseren gehört, was in der Epoche so komponiert wurde. Ich würde es qualitätsmässig mit den Beiträgen von Taneyev und Glasunov vergleichen wollen. Erstaunlich, dass die Briten so lange mit einer Aufnahme gewartet haben, so viele Beiträge zum Genre romantisches Streichquartett haben sie ja nicht. Und das hier ist vermutlich mit das Beste. Die Covergestaltung finde ich auch ansprechend.


  • Klaviertrio Nr 2 in g moll

    Stanfords Klaviertrio Nr 2 in g-moll op 73 entstand zwischen Dezember 1898 und Jänner 1899 und war (lt. Booklet meiner verfügbaren Aufnahme) seinen Freunden vom "Berlin-Trio" - es ist nirgendwo in den mir zur Verfügung stehenden Nachschlagewerken mehr erwähnt - der einzige bekannte Name in diesem Trio ist Robert Hausmann (1852-1909), bekanntes Mitglied des "Joachim Quartetts") gewidmet.

    Die Uraufführung fand indes durch das "London Trio" (Amina Goodwin - Theodore Werner - Wiliiam Whithouse) 1899 statt.

    Das Werk ist etwas milder abgestimmt als sein zehn Jahre zuvor komponierter Vorgänger, strahlt indessen ebenfalls jene sonnige Freundlichkeit und Lebensfreude aus, die wir von damals her kennen. Generell ist zu sagen, daß Stanfords Stil (für mich) nicht gewöhnungsbedürftig ist, alles klingt irgendwie sehr vertraut. Vergleiche sind immer problematisch, auch wenn sie Liebkind der Kritik sind. Während der Autor des Booklets im langsamen Satz "beethovensches Pathos" ortet, empfand ich den Gesamtcharakter als den eines "sonnigen, leichteren Brahms". Aber das wird vermutlich jeder anders beurteilen. Im Werbetext bei jpc finden wir beispielsweise die Formulierung "britische Antwort auf Dvorak"......


    Die Sätze:

    Allegro moderato

    Andante

    Presto

    Larghetto -Allegro con fuoco


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !