ZACH Johann - ein weiterer unbekannter Komponist des 18. Jahrhunderts

  • Es ist schon merkwürdig: In den diversen Booklets werden die Komponistern deren CDs sie beschreiben stejts als "in ihnrem Jahrhundert und Umkreis " als bedeutend dargestellt, die meisten Musiklexika erwähnen sie indes nicht.So ergeht es auch dem tschechischen Komponisten und Organisten Johann Zach (1713-1773) dessen Werke teils dem Spätbarock, teils der Frühklassk zuzurechnen sind, Wobei die CD die ich hier zeige MO der zweiten Gruppe angehören.

    Nach Anfängen in Prag bereiste der unstete Johann Zach (auch Jan Zach) Deutschland, Italien, Österreich. Er war, Aussagen von Zeitgenossen zufolge eine eigenwillige verschrobene Persönlichkeit, und ich finde das schlug sich in positiver Weise auch ein wenig in seinen Kompositionen nieder.Indes galt er als "schwierig" und es gab immer wieder Konflikte um ihn, sodass er ab 1756 keine fix aNstellung mehr hatte.


    Es fehlt seinen Konzertern die Haydnsche "Spritzigkeit (die übrigens erst in den letzten 3 Jahrzehnte entdeckt wurde - niemand hätte vo 50 Jahren Haydn als "spritzig" bezeichnet, schon eher als gediegen, oder- bösartigerweise - sogar als "hausbacken" ), dafür ist ein gewisser Liebreiz nicht zu überhören und auch ein Hang zu höfischer Erhabenheit - alle wohldosiert, wohlgemerkt. Nich vergessen zu erwähnen, daß einige Sätze der Konzerte einen ausgeprägten Wiedererkennungswer haben

    Ich bin von diesem Komponisten sehr angetan (vielleicht folgen bei Gelegenheit Beschreibungen einzelner Konzerte) und glücklicherweise hielt er sich über einen längeren Zeitraum in Stams im Kloster auf und hinterleis dort eine relativ große Sammung

    Die oben gezeigte Aufnahme enthält 7 Konzerte (von angeblich 14 überlieferten) mit unterschiedlicher Besetzung, dargeboten von den 2010 gegründeten "Barocksokisten München" einem Ensemble welches sich aus Solisten zusammensetzt, die mit Originalinstrumenten und deren Nachbauten spielen. Eine geglückte Demonstration, daß auch solche Aufnahmen gefällig und einschmeichelnd klingen können, fernab von allem Spröden und schrillen, das das Ohr beleidigt.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alfred_Schmidt

    Hat den Titel des Themas von „ZACH Johann - ein weiterer unbekannter Komponist des 19. Jahrhunderts“ zu „ZACH Johann - ein weiterer unbekannter Komponist des 18. Jahrhunderts“ geändert.
  • Lieber Alfred,


    danke für diesen Hinweis. Wer schon einmal auf Entdeckungsreise gehen möchte, findet unter anderem auf youtube einiges. Die von Dir erwähnten Barocksolisten haben hier schon manches eingestellt. So diese wunderschöne Sinfonia in G:



    Für mich ein sehr hörenswertes, sonnendurchflutetes Werk, dass mit eingängigen Melodien und tänzerischer Eleganz punkten kann. In langsamen Momenten ist die Musik sehr festlich; dabei ist sie jedoch sehr gedämpft und unprätentiös, die Eleganz ist frei von jedem Pomp und jeder Großspurigkeit. Insgesamt eine Klangwelt voller Anmut und Grazie, die schlicht und ungezwungen ist, jedoch genug Nuancen aufweist, um nicht durch Seichtigkeit zu langweilen.

  • Nein Seichtigkeit wird man bei Zach nicht finden. Die Eleganz und Das Festliche, habe ich sofort bemerktt, ebenso das "Eigenwilllige" oder nennen wir es "sehr persönliche"

    Ich bin immer wieder von "Eigenbrötlern" beeindruckt - und das, wo ich doch selbst so gar nichts Eigenbrötlerisches an mir habe, sonder ein angepasseter Sonnenschein bin wie er im Bilderbuche steht.:)

    Der genannte Zach war indes ein Streithansel und konnte unangenehm sein. Aber viel wichter in diesem zusammenhang ist, daß er angeblich über 30 Sinfonien hinterlassen hat. Der Youtube Ausschnitt macht Lust auf mehr......


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zach wurde ja vom Institut für Musiforschung (alle erhältlich im Shop des Tiroler Landesmuseums) bereits mit diversen CDs gewürdigt. Eine echte Offenbarung für Liebhaber des Mannheimer Klangs dürfte die Doppel-CD "Musik aus Stift Stams IX" sein, die Zach in direkter Verwandschaft und Nachfolge von Johann Stamit und Anton Fils zeigt. Er war mit Sicherheit ab 1755 für über ein Jahrzehnt einer der spannendsten Komponisten.

    HERNEN

  • Lieber Helge,


    vielen Dank für Deine hochinteressanten Hinweise, die ich ergänzen darf durch ein kurzes youtube-Video:



    Da kann man nur sagen: auf nach Tirol!


    liebe Grüße

  • Damit der Thread nicht in Vergessernheit gerät, hier nochmals ein paar Zeilen von mir.

    Derzeit höre ich das Concerto in B dur für Oboe, Streicher und B.c GS Z22

    Ersthören ist gut und schön - Bein Zweithören hört man indes Details oder aber auch den Gesamteindruck besser als beim ersten Mal.

    Unterschwelliges wird klarer registriert. So auch hier:

    Es herrscht bei diesem Konzert ein eigener Ton. Feierlich, aber nicht schwer oder überladen, der erste Satz getragen von auffallendem Liebreiz und einem Thema mit gutem Wiedererkennungswert. Der zweite Satz strahlt einen gewissen Ernst mit Innigkeit gepaarten Ton aus.


    1) Tempo giusto

    2) Larghetto

    3) Presto


    Besonders leicht und zugleich voll Energie und Fröhlicheit der Finalsatz.

    Zach war nicht umsonst zu Lebzeiten europaweit bekannt....


    Das von Don_Gaiferos verlinkte Video bringt einem den Komponisten in der Tat näher - mehr als Worte es vermögen.


    mfg aus Wien

    Alfred


    clck 594

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Inzwischen hat sich für mich neben dem erstgenannten Konzert ein weiteres als Lieblingskonzert für mich herauskristallisiert, nämlich das

    Concerto für Violoncello, Streicher und Hörner GS C18 und hier besonders der sehr eigenwillige, betörend schöne 2. Satz mit seiner speziellen Rhytmik, die einer einschmeichelnden Melodik gegegenübergestellt ist, oder besser gesagt von ihr überlagert wird. Leider dauert das gesamte Konzert nicht mal 6 Minuten.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich hatte 2016 auch die hier nun gezeigte CD erworben, aber nie gehört oder einsortiert. Die Ursache wa, daß ich damals jede einzelne CD, nicht in einem Jewel Case gepackt war - umverbackte: Das Coverbild wurde gescannt und dann mit 6 Farben Photodruck auf teuerstem semi-matten Photopapier gedruckt, wobei sowohl das Papier als (vor allem !!) die Tintenpatronen massenhaft Geld verschalngen, vor allem wenn wegen Farbdifferenzen mehrfach gedruckt werden musste. Die filigranen Hama-Jewelcases, die inzwischen alle besseren Produkte vom Markt verdrängt haben, waren mir auch zuwider. So gab ich irgendwann den Vorart des Umverpackens auf und reihe ein wie es kommt, was für die Staubfreiheit und Lebensdauer von Nachteil ist, aber solange ich noch lebe werden die Cda das auch:


    Nun zur CD. Über den Komponisten wurde seinerzeit alles wichtig gesagt. Bleiben nur die Werke auf dieser CD: Die Overtüre in g moll klang (für mich vergleichsweise enttäuschend), weil eher melancholisch- raunzend)

    Doch das folgende Cembalo-Conzert in C-dur entschädigte mich. Auch das Flötenkonzert in G - dur ist ein Genuss. Danach folgt ein kurzes geistliches Werk, das ich überspringe. Der Hammer dieser Aufnahme ist indes das 15 minütige Cembalokonzert in F-Dur

    Schon zu Beginn fällt der eigenwillig stampfende - fast möchte ich sagen - "zachsche" Rhythmus auf, der in unterschiedlich ausgeprägter Form immer wieder in seinen Werken auftaucht - eine Art Markenzeichen gewissermaßen. Im ersten Satz des Konzerts dominiert diese Eigenart - von kleineren Pausen abgesehen, von Anfang bis zum Ende.
    Was individualität und Einfallsreichtum betrifft, kann Johann Zach hier locker mit den Größen seiner Zeit mithalten. Ohrwurmqualität und Wiedererkennungswert sind in idealer Balance IMO. Es gibt auch stellenweise minimale Eintrübungen, die dem Werk zusätzliche Kontraste und Würze verleihen. Nach dem beruhigenden Mittelsatz, beginnt der Finalsatz beinahe überfallsartig mit "aggressiver Frische und Lebensfreude"

    Hörner geben den Ganzen noch zusätzliche Lieblichkeit. Ein seher wirkungsvollers Konzert.


    Auch die viersätzige Sinfonia in G ist IMO bemerkenswert, Wieder voll Schwung und rasantem Tempo beginnend gibt es zahlreiche Effekte, wie zum Beispiel ein Thema mit Flöten, wo im Hintergrund eine Drehleier imitiert wird. Einfach phantastisch !!

    Das folgende Andante erzielt seine Wirkung vor allem durch den prominenten Einsatze der Flöten.

    Das Menuett reiht sich nahlos in den lieblichen Klang seiner Vorgänger. und auch hier ist die Vorliebe Zachs für stampfenden Rhymus und Flöten zu erkennen.

    Der Finalsatz, ein Presto, beginnt gradezu furios. Es ist phantastisch, welche Wirkungen Zach erzielt.

    Weit weg von Haydn und anderen Zeitgenossen - und dennoch - oder grade deshalb - bemerkenswert...


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !