Jacques Offenbach: Barkouf, Opéra Strasbourg, 11. 12. 2018

  • Was für eine fulminante, furiose Wiederentdeckung!

    Aufgrund diverser Intrigen verschwand diese große, dreiaktige Oper Offenbachs trotz Begeisterung des Publikums wieder in der Versenkung - 150 Jahre lang, bis der rührige Offenbach-Forscher Jean-Christophe Keck endlich wieder eine spielbare Fassung vorlegte, nachdem er wieder auf abenteuerliche Weise an verschollenes Material im Nachlass von Offenbachs Nachkommen herankam.

    Die Geschichte in aller Kürze: in Indien hat ein Großmogul das Problem, dass in einer seiner Provinzen jeder Statthalter, der von ihm entsandt wird, ohne viel Federlesens von der empörten, aufrührerischen Volksmege aus dem Fenster geworfen wird.

    Voll Zorn beschließt der oberste Herrscher schließlich, einen Hund (!), nämlich Barkouf, zum Statthalter zu machen. Und siehe da: tatsächlich führt der tierische Machthaber ein besseres Regime, nämlich ein viel humaneres (!) als alle seine Vorgänger. Das Volk liebt ihn, doch trachten ihm einige Verschwörer des ehemaligen, korrupten Regimes nach dem Leben...

    Auch eine Zwangshochzeit, die es zu verhindern gilt, damit zwei wahrhaft Liebende miteinander glücklich werden können, gilt es zu verhindern...

    Zu dieser irrwitzigen, die Politik schamlos auf die Schippe nehmenden Vorlage schrieb Offenbach eine vibrierende, glühende, überschäumende Musik, die auch lyrische und romantische Momente kennt. Ein großes, herrliches, blühendes, veritables Meisterwerk! Eine Aneinanderreihung von Herrlichkeiten! Was für eine Entdeckung! Und was für eine Schande, dass hier keine Aufnahme trotz der Partnerschaft mit France Musique gemacht wurde - völlig unverständlich!

    Das will aber der WDR nachholen, wenn Ende 2019 die Oper dann in Deutschland gezeigt werden wird. Noch läuft sie in Strasbourg - wer kann, sollte sich dieses herrliche Kleinod nicht entgehen lassen, zumal auch die Sänger und das Orchester nebst Dirigat, der Chor und auch die inspirierte, köstliche, ideenreiche Inszenierung vom Feinsten sind - ein zurecht bejubelter Abend!

    Hier die Besetzungsliste:



    Besetzung



    Musikalische Leitung Jacques Lacombe  Regie Mariame Clément  Bühne, Kostüme Julia Hansen  Licht Philippe Berthomé  Neue Dialoge Mariame Clément, Jean-Luc Vincent  Choreographie Mathieu Guilhaumon Orchestre symphonique de Mulhouse


    Künstler·innen



    Bababeck, grand vizir Rodolphe Briand  Der Großmogul Nicolas Cavallier  Saëb, Offizier Patrick Kabongo  Kaliboul, Eunuch Loïc Félix  Xaïloum, Geliebter der Balkis Stefan Sbonnik  Maïma, junges Blumenmädchen Pauline Texier  Balkis, Orangenhändlerin Fleur Barron  Périzade, Tochter von Bababeck Anaïs Yvoz  Chœurs de l'Opéra national du Rhin



    Hier noch ein kurzer Videoschnipsel, der hoffentlich Lust auf mehr macht:



  • Ergänzen möchte ich noch diesen interessanten Artikel des Deutschlandfunks:


    https://www.deutschlandfunk.de…ml?dram:article_id=435560