Witold Lutoslawski - Klassiker der Moderne

  • Hallo Forianer,



    Als ich in meiner Jugend in einem Abonnement der *Jeunesse-Konzerte* in der Voranzeige sah: Lutuslawski dirigiert Lutoslawski, da war ich verärgert. Sowas können die nur mit der Jugend machen, in einem normalen Abonnementkonzert würden denen die Abonnenten davonlaufen. (Wahrscheinlich war der Gedankengang nicht mal so falsch)



    Ungeachtet dessen sind seither einige äh Monate vergangen, und entgegen einem normalen Trend, werde ich Modernem von Jahr zu Jahr aufgeschlossener.
    (wobei Lutoslawski ja eher zu den *Gemäßigten* zählt, hier ist im Moment die Grenze meiner Akzeptanz, aber wer weiß ?)


    So konnte es nicht ausbleiben, daß ich irgendwann auch eine CD von diesem Komponisten kaufte, eine Naxos natürlich, vorsichtig wie ich bin.


    Also ich muß sagen,seine erste Sinfonie klingt zumindest nicht uninteressant (für einen Komponisten des 20, Jahrhunderts).
    Das kommunistische Regime in Polen war da allerdings anderere Meinung. Sie lehnte dieses Werk als \\\"formalistisch\\\" ab (haben wir sowas nicht schon einmal von einem anderen Komponisten gehört, soll in Rußland gewesen sein....:happy:)


    Ich weiß aber daß Lutoslawski diverse Stilwandel im Laufe seiner Karriere durchmachte.


    Vielleicht kann hier jemand Berufener etwas zu diesem Komponisten und seinen Aufnahmen schreiben, der mir ja zumindest partiell doch sehr interessant scheint.


    Gruß aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lutoslawski, einer meiner absoluten Lieblingskomponisten!


    Wie vom Blitz getroffen war ich, als ich das erstemal die Paganini-Variationen (für zwei Klaviere) gehört habe (ich glaube, es war mit Bracha Eden/Alexander Tamir). Dann das "Livre pour orchestre" und das Streichquartett.


    Ich finde es ausgesprochen genial, wie Lutoslawski die vier Spieler im Streichquartett über lange Strecken völlig unabhängig voneinander spielen läßt. Das ist keine komponierte "Unabhängigkeit", sondern jeder Spieler spielt wirklich ohne Rücksicht auf die anderen! Das geht so weit, daß Lutoslawski zu dem Streichquartett ursprünglich gar keine Partitur geschrieben hat, sondern nur Einzelstimmen. Erst nach der Drohung des LaSalle-Quartetts, die die Uraufführung spielen sollten, sich aber außerstande sahen, das Stück ohne Partitur zu spielen, hat Lutoslawski nachträglich eine Studienpartitur erstellt.


    Heinz

  • ...angeregt durch den Lutoslawski-Thread mal wieder gehört (und angeregt durch Alfred, hier noch einmal zu posten):



    Gefällt mir eigentlich recht gut.



    Vorher gehört (leider ohne Bild) aus der gleichen Serie das "Konzert für Orchester" (war früher( 69 - 88 ) Titelmusik des "ZDF-Magazins" mit dem unsäglichen Gerhard Löwenthal - die Musik fand ich schon als Kind klasse, den Moderator schon als Kind schrecklich). Doch bleiben wir beim Thema: die Naxos-Aufnahme mit Wit sagt mir nicht so richtig zu. Kann jemand (Heinz?) Alternativen empfehlen?


    Gruß
    Uwe

  • Hallo Uwe,


    ich hab die EMI-Aufnahme mit dem Konzert für Orchester, den Jeux venetiens und dem Livre und Mi-Parti, Lutoslawski dirigiert das Polnische Radiosinfonieorch. selbst.
    Die Aufnahmen stammen von 1976/77, alles insgesamt sehr schön gespielt, für mein Gefühl etwas ZU schön ;-)


    Eine hundertprozentige Aufnahme, die einen so richtig vom Hocker reißt - das Potential haben die Stücke Lutoslawskis absolut - kenne ich leider auch nicht.


    Gruß
    Heinz

  • Großartig Lutoslawskis Klavierkonzert, geschrieben für Krystian Zimermann, aber auch in der Naxos-Aufnahme überzeugend dargeboten. Hier findet Lutoslawski zu einer Tonsprache, die, ohne sich in postmoderne Gefälligkeiten zu verlieren, doch so etwas wie Ausdruck einer neuen Romantik ist. Unbedingt hörenswert, auch für Einsteiger, die nicht mit dem frühen Lutoslawski beginnen wollen, um dann bei den Kompositionen à la "Venezianische Spiele" einen mittleren Schock erleben wollen. Das Klavierkonzert ist eben der ganze, voll ausgereifte Lutoslawski.

    Musik: Atem der Statuen. Vielleicht: Stille der Bilder. Du Sprache wo Sprachen enden. Du Zeit, die senkrecht steht auf der Richtung vergehender Herzen. (Rilke)

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  • Zitat

    Ich finde es ausgesprochen genial, wie Lutoslawski die vier Spieler im Streichquartett über lange Strecken völlig unabhängig voneinander spielen läßt.


    Richtig, das Entscheidende ist das "wie", nicht das "dass". Die Musiker spielen nämlich jeweils ihren Part bis zu einer Art Warteschleife und verständigen sich durch akustische einkomponierte Signale, dass es weitergehen soll. Zufällig ist nur das Zusammenfallen der Details nicht jedoch die Gesamtform und in jeder einzelnen Stimme keine Note.


    Das ist eine sehr eigenwillige Rezeption (aus dem Jahr 1964) der in den 50er Jahren von Amerika (Cage, Feldman) importierten aleatorischen Musik, bei der die Koordination der Stimmen in der Regel viel freier abläuft (und auch die Stimmen in der Regel nicht so klassisch-normal notiert sind, wie bei Lutoslawskis Streichquartett).


    Das Streichquartett ist also eine sehr gemäßigt moderne Äußerung verglichen mit dem Vorbild und Generationsgenossen Cage. Verglichen mit dem Generationsgenossen Barber ist es freilich ultramodern.

  • Das Brillante dabei ist, dass Lutoslawski in Wirklichkeit die Klangkontrolle nie aus der Hand gibt. Die einzelnen Stimmen sind nämlich so erfunden, dass das klangliche Resultat in seiner Gesamtheit stets gleich bleibt, nur die Details ändern sich.
    In späteren Werken wie der 3. und 4. Symphonie reduziert Lutoslawski diese Stellen auf einige Kulminationspunkte, an denen die Fäden auseinander- und wieder zusammenlaufen. Aber auch dann wird präzise vorgeschrieben, wann der Dirigent welchem Instrument den Einsatz zu geben hat.


    Wichtiger als diese technische Seite ist für mich aber, dass Lutoslawski zumindest in den beiden genannten Symphonien unter der brillanten Oberfläche eine echte Tiefenschau verbirgt und somit unter die großen Symphoniker einzureihen ist. Im Gegensatz zu mancher Avantgarde-Musik, die ausschließlich der Konstruktion frönt (keine Abwertung meinerseits intendiert, ich finde auch Konstruktivisten spannend, wenn sie's gut machen), ist Lutoslawskis Musik auch emotional erfassbar.

    ...

  • Zitat

    Im Gegensatz zu mancher Avantgarde-Musik, die ausschließlich der Konstruktion frönt


    wer hat denn sowas geschrieben? bin mir nicht sicher, ob ich jemanden kenne - vielleicht kommen karel goeyvaerts, gottfried michael koenig oder milton babbitt in frage, aber bei denen bin ich mir auch keineswegs sicher (ganz abgesehen davon, dass ich ihre werke gern höre).
    :hello:

  • Hallo Kurzstueckmeister!
    Du nennst ziemlich genau die Namen, an die ich dachte - Goeyvaerts vielleicht am ehesten ausgenommen, zumindest "Aquarius" geht ja in eine völlig andere Richtung.
    Ich denke vor allem an die Serialisten der Frühzeit, an den späten Krenek, auch an Bo Nilsson und Jean Barraqué.
    Die rein konstruktivistische Tendenz seines Frühwerks bis inklusive der 2. Klaviersonate hat auch ein Pierre Boulez bestätigt - dass ich selbst diese Musik mit wachsender Faszination höre, steht auf einem anderen Blatt.

    ...

  • Zitat von Heinz

    Hallo Uwe,


    (...)
    Eine hundertprozentige Aufnahme, die einen so richtig vom Hocker reißt - das Potential haben die Stücke Lutoslawskis absolut - kenne ich leider auch nicht.


    Gruß
    Heinz


    Hallo Heinz,


    es gibt eine fantastische Aufnahme des Konzerts für Oorchester mit dem Chicago Symphony Orchestra (Kopplung mit Bartoks KfO). Die ist aus den 70er Jahren und damals auf einer EMI-LP erschienen. Vielleicht lohnt es sich, mal zu recherchieren, ob es die auch auf CD gibt.


    Freundliche Grüße


    Heinz

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  • Hallo,


    wie schön, einen solchen Thread zu lesen, brachte er mich doch wieder dazu, eine Lutoslawski-Aufnahme aus dem Regal zu holen, sachte zu entstauben und ins Abspielgerät zu schieben.


    Das Konzert für Orchester finde ich wirklich toll, auch wenn es die Entwicklung Lutoslawskis Schaffens nicht vollends erahnen lässt, da sich seine Arbeitsweise doch später deutlich geändert hat. Was sich von Bartoks gleichnamigem Werk deutlich abhebt, ist dieses doch das nahezu letzte vollendete Werk. Beiden gemeinsam ist die kleine Hommage an Schostakowitsch, wenn auch mit anderen Ansätzen. Zititert Bartok den Russen eher grantig, kann man Lutoslawskis 3. Satz und die Folge D - Es - C- H eher als bewundernden Tribut ansehen.


    Beide Stücke haben auf mich dennoch eine ähnliche Wirkung und ich schätze sie gleichermaßen. In Ermangelung an Alternativen empfehle ich, nicht zuletzt wegen des Kaufpreises von 5 Euro, die Aufnahme des Chicago SO mit Barenboim, die in der Elatus-Reihe verfügbar ist. Kennt jemand deutlich empfehlenswertere Aufnahmen, wäre ich über Tipps dankbar. Habe heute wieder richtig Lust bekommen auf das Werk!!


    Gruß
    B.

  • Hallo Barbirolli!


    Leider kann ich keine bessere Aufnahme empfehlen, der Barenboim ist schon sehr gut!


    Nicht ganz zustimmen kann ich, wenn es heißt, da sei die spätere Entwicklung noch nicht absehbar. Eine Entwicklung ist nie absehbar (sonst hätte der auf "Elektra" folgende "Rosenkavalier" eine konsequent atonale Oper werden müssen).
    Ich weiß aber, was Du meinst - dass nämlich Lutoslawski später eine andere Musik schreibt. Und dieser Meinung bin ich nicht. Was sich ändert, ist lediglich die Technik. Aber Lutoslawski bleibt den chromatisch kreisenden, wenn man will: Bartók-nahen Melodien treu, und auch den rhythmischen Triebkräften, die seine aufregenden Klanggebilde auch weiterhin mit deutlich wahrnehmbarem Puls durchziehen.
    Ich bin dabei vor allem ein Fan des "Livre pour orchestre" (abgesehen von den Symphonien): Wenn die Streicher in einem immer engmaschigeren Netz singen, ist das für mich wirklich Sphärenmusik. Ich kenne von Seiten der progressiven Komponisten weniges, was so ausdrucksstark und rückhaltlos schön ist, wie dieser Abschnitt.

    ...

  • Hallo Edwin und Barbirolli,


    ihre sprecht beide das großartige Konzert für Orchester (1954) an und erwähnt die gute Aufnahmne mit Barenboim / Chicago SO, bei mir noch auf der urspünglichen ERATO-CD. Die Aufnahme ist für sich gesehen sehr gut, aber ich nehme an ihre kennt beide nicht die
    Decca-Aufnahme mit C.von Dohnanyi, die der Barenboim-Aufnahme haushoch überlegen ist.


    Im Thread "Lieblingswerke der Moderne hatte ich dies schon erwähnt:


    Zitat

    Lutoslawsky: Konzert für Orchester (1954)
    Cleveland Orchetra / Dohnanyi auf Decca

    Die farbige Instrumentation, die Energie, diese Spannung – ein großes Werk. Die Dohnanyi-Aufnahme wird dem Werk absolut gerecht und könnte nicht besser sein. So Energiegeladen hat man Dohnanyi noch nicht gehört. Leider enthält die CD eine nur mittelmäßige, uninspirierte Aufnahme von Bartoks KfO und macht es hier nur zum Filler – der Gegensatz zwischen beiden Aufnahmen ist Riesengroß.


    Die Decca-CD ist leider derzeit gestrichen. Ich selbst habe sie wegen der Aufnahme des Bartok-Konzertes nicht haben wollen, aber selbstverständlich eine Top-Digitalaufnahme auf MD (Minidisc) vom Lutoslawsky-Konzert.
    :hello: Kennt hier im Forum jemand die Dohnanyi-Aufnahme ? Die war doch in den 90er-Jahren die Empfehlung der klass.Moderne !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Dohnanyi - klar! Ich bin ein Idiot! Steht bei mir unter Bartók eingereiht. Jetzt wo Du's sagst, ist alles wieder präsent und liegt soeben auf dem - äh: CD-Teller. Wahnsinn. Ja, das ist es: Präzise, sinnlich, mit höchster Energie aufgeladen. Das non plus ultra an Lutoslawski-Orchesterkonzerten! Danke für den Hinweis, die CD wird zu Lutoslawski umgereiht.

    ...

  • hallo edwin,


    jetzt hast du mir aber den Mund wässrig gemacht mir deinem Hinweis auf "Livre pour Orchestra". Kenne ich bislang nicht, steht aber jetzt weit oben auf meiner Prioritätenliste für Neuanschaffungen. Habe gerade für einen guten Preis die Naxos-CD gefunden:



    Ist die empfehlenswert?


    Gruß
    B.

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  • Das ist eine sehr ordentliche Aufnahme. Wit weiß, was er tut, balanciert das recht gute Orchester sehr schön aus und nimmt sehr vernünftige Tempi. Und obendrein kriegt man "Chain 3" dazu - ebenfalls ein fulminantes Werk, das man nicht oft genug hören kann!

    ...

  • Hallo ihr Lieben!


    Ich lese dies alles mit großem Interesse. Vermutlich werde ich dann wohl doch nicht darum herum kommen, mich auch mal mit Lutoslawski auseinanderzusetzen. Vor Urzeiten habe ich ja mal das Konzert für Orchester gehört und das gefiel mir sehr gut.


    Ich kenne ja in der klassischen Musik schon viel, doch viel zu wenig :rolleyes:


    Der letzte Satz war von Heinz Ehrhard geklaut ( bzw. abgewandelt).


    Barenboim auf Elatus interessiert mich, aber was ist denn auf dieser CD eigentlich drauf? Oder gibt es sonst eine schöne Lutoslawski CD, die dem Einsteiger zu empfehlen wäre, um ihn "anzufixen".


    Gruß Martin

  • Hallo Martin,


    nachdem die erwähnte Barenboim-Aufnahme nun mein zurückliegendes Wochenende musikalisch dominiert hat, möchte ich dir die CD vorbehaltlos als "Einstieg" empfehlen. Neben dem Konzert für Orchester enhält sie noch die 3. Sinfonie - damit wären dann die beiden populärsten Werke des leider viel zu selten gespielten Lutoslawski vertreten. Wenn in den letzten Jahren im norddeutschen Raum der Pole auf dem Programm stand, dann mit einer dieser beiden Kompositionen.



    Da ich selber jetzt richtig auf den Geschmack gekommen bin, werde ich als nächstes Edwins Tipp befolgen und mich dem "Livre für Orchester" widmen und auch nach dem Cello- und Violinkonzert Ausschau halten.



    Gruß
    B.

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Anlsässlich des 100. Geburtstages des schweizer Mäzens und Dirigenten Paul Sacher wurde diese Woche unter der Leitung von Heinz Holliger mit dem Basler Sinfonieorchesters die 4. Sinfonie Lutoslawskis aus dem Jahre 1982 aufgeführt.


    „Nun bleibt mir nur noch meinen Falstaff zu schreiben“ äusserte der fünfundsiebzigjährige Lutoslawski im Frühjahr 1988 voller Hintersinn zu Martina Homma, der genauen Kennerin seines Werkes. Konkrete Opernpläne hatte er indessen nie gehegt – angeblich mangels geeigneter Textbücher. Eher schon mochte Bühnentheatralisches dem Naturell des betont zurückhaltenden, dabei feinsinnigen und liebenswürdigen Komponisten entschieden widerstreben. Mit dem Hinweis auf Verdis buffoneskes Alterwerk konnte also, wenn nicht der ironisch-poetische Vokalzyklus „Chantefleurs et Chantefables“ von 1991, so nur die vielleicht bereits in Grundzügen konzipierte Vierte Sinfonie des Folgejahres 1992 gemeint sein.
    Lutoslawski, der Wortkarge, blieb sparsam in der Offenbarung programmatischer Inhalte. Hilfreich mögen jedoch die beiden Satzüberschriften sein, die er bereits seiner Zweiten Sinfonie ( 1966-67 ) mit auf den Weg gegeben hatte und die sich recht genau auch auf den Entwicklungsgang der Vierten übertragen lassen. Sie lauten „Hésitant“ (zögernd) und „Direct“ (direkt) und kennzeichnen den vom Komponisten immer wieder ausgestalteten Formtypus „zweiteilig-endbetont“. Von der traditionellen finalbetonten Sinfonie in vier Sätzen bleiben hier wie dort lediglich zwei Sätze, wobei diese beiden Rumpfsätze wesentliche Merkmale der eliminierten Satzcharaktere aufnehmen. Eine kleine Skizze mit Dauerangaben mag die konzentrierte „Dramaturgie“ dieser knapp über zwanzigminütigen Vierten andeuten. Unter den Instrumentalstücken Lutoslawskis ist die Vierte Sinfonie vielleicht das bewegendste und lyrischste.
    Es beeindruckt, mit welcher Frische und Experimentierlust der nahezu Achtzigjährige mit den Elementen der überkommenen klassisch-romantischen Sinfonie arbeitet. Sie erscheint ihm als Baustelle, auf der er sorgfältig abwägend, auswählend und entwickelnd zu Werke geht. Als kritischer Befürworter des in der Moderne ebenso oft verworfen wie gewählten Modells „Sinfonie“ stellt er sich mit seinen originellen Lösungen neben einige gleichfalls kritische Sinfoniker wie Karl Amadeus Hartmann, Schostakowitsch, Henri Dutilleux oder Hans Werner Henze. Leuchtende Farben kennzeichnen die Partitur. Kaum je in einem neueren Werk dürfte der in weitschwingenden Bögen sich entfaltenden Melodik so viel Raum gegönnt worden sein. Zu Beginn fühlt sich der Hörer in die kontemplative musikalische Welt Gustav Mahlers versetzt. Aber schon wenige Takte später erkennt man an der Verwendung der ersten aleatorischen Struktur in Harfe und Streichern, begleitet vom fanfarenartigen Trompeteneinsatz, unzweifelhaft den musikalischen Tonfall des 20. Jahrhunderts. Ein Alterswerk? Ja, gewiss, im Sinne von knapper Formulierung und Prägnanz der auseinander hervorgehenden Gedanken, ganz gewiss aber nicht im Sinne von herbstlicher Melancholie.



    Eine Aufnahme mit Heinz Holliger ist uns nicht bekannt, doch hat immerhin Esa-Pekka Salonen mit den Los Angeles Philharmonic das Werk 1993 eingespielt.

    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Hallo!!


    Wie ihr vielleicht schon meiner Wunschliste entnehmen konnte, habe ich michfür diese CD interessiert:


    Sinfonie Nr.3, Konzert für Orchester, Paganini-Variationen, Cellokonzert,Tanz-Preludes, Konzert für Oboe, Harfe & Kammerorchester;Trauermusik;
    Les Espaces du Sommeil, Venetian Games


    Nun meine Frage: Sind das Konzert für Oboe, Harfe & Kammerorchester, die Sinfonie Nr.3, das Konzert für Orchester Gesamtaufnahmen oder finden sich nur einzelne Sätze darauf??


    Ich habe diese CD als Einstieg ausgewählt, da mir die Interpreten [Fischer-Dieskau, Argerich, Freire, H. Schiff, Brunner, H.& U. Holliger] alle bekannt sind und für Qualität bürgen. Und ich hoffe, dass sie einen groben Überblick in das Schaffen Lutoslwaskis bringt.


    Wenn es keine Gesamtaufnahmen sind, werde ich leider auf die CD verzichten müssen, denn mit nur einem Satz aus der Sinfonie kann ich nichts anfangen!


    Danke für die Informationen!


    LG joschi

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  • Zitat von Edwin Baumgartner

    Ich kenne diese Edition nicht, aber wenn ich die Spieldauer betrachte, dann müßten die Werke jeweils komplett sein.


    Hallo Edwin!!


    Wie lange ist den die Sinfonie Nr.3, das Konzert für Oboe, Harfe & Kammerorchester und das Konzert für Orchester?


    Diese drei Werke interessieren mich besonders!


    LG joschi

  • Hallo Joschi,


    ungefragt soll man ja eigentlich nicht antworten; da ich aber die oben abgebildeten CDs besitze, kann ich zu Deinen Fragen etwas sagen.


    Das Konzert für Oboe, Harfe und Kammerorchester (ca. 18 Minuten), die dritte Sinfonie (30 Minuten) und das Konzert für Orchester (30 Minuten) sind komplett eingespielt, ebenso wie noch 6 weitere kleinere Stücke (das Cellokonzert ist natürlich ebenfalls ein größeres Werk).


    Ich finde, dass die CD klasse ist.


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Vor einiger Zeit habe ich mir diese Brillant-3CD-Box mit Orchesterwerken von Lutoslawski gekauft um mehr von Lutoslawski kennenzulernen:



    Symphonien Nr. 1 & 2; Musique funebre; Konzert für Orchester;
    Jeux venitiens; Livre pour Orchestre; Mi-parti; Preludes &
    Fugue für 13 Streicher; 3 Poemes d'Henri Michaux; Paroles
    tissees; Postlude Nr. 1

    Louis Devos, Krakow Radio Chorus, Polish Chamber Orchestra, Polis RSO, Witold Lutoslawski
    Brillant, 1877, ADD


    Der Inhalt dieser 3 CD´s macht aber leider sowohl interpretatorisch wie klangtechnisch keinen herausragenden Eindruck.
    Alle Werke die ich aus dieser Box bereits hatte sind auf den anderen, nicht vom Komponisten selber dirigierten Aufnahmen, verwunderlicherweise vorzuziehen ! Ich denke meine Eindrücke leigen sicherlich am Orchester und der Aufnahmetechnik.


    Einige Sinfonien habe ich auf CPO und die Sinfonie Nr.3 auf der hier im Thread bereits genannten mit Barenboim (ERATO).


    :yes: Das Orchesterwerk, das ich von Lutoslawski immer noch am Hörenswertesten finde mit dem größten Zuspruch, ist das großartige Konzert für Orchester (1954), das mir jetzt in 4Aufnahmen vorliegt:


    1. Lutoslawski (Brillant) Keine tolle Aufnahme die herausragt, mit dem Esprit, den man für einen Komponisten als Dirigenten erwarten sollte und klangtechnisch nicht besonders.



    2. Barenboim (ERATO)
    *** Gute Aufnahme, aber es fehlen so manche Details, die bei Dohnanyi erst hörbar und fühlbar werden.



    3. Dohnanyi / Cleveland Orchestra (Decca, 1989, DDD)
    **** Die Beste Aufnahme in jeder Hinsicht, die ich je von diesem Werk gehört habe. Farbiges Orchester, detailreich bis in die letzte Stimme und spannend interpretiert.
    :hello: Dank des TIPP-Gebers hier bei TAMINO war ich jetzt im Schumann-Haus Bonn und habe mir die CD dort geholt - sie ist leider derzeit nicht mehr im Handel !
    Damit habe ich sie jetzt auch und sie wird meine alte MINI-Disk-Digitalaufnahme ersetzen.


    Ein besseres Bild ist nicht verfügbar:

    Decca, 1989, DDD



    4. Paavo Järvi / Cincinnati SO (TELARC, 2005, DDD)
    *** Diese Aufnahme habe ich gleich mitgenommen. Sie klingt sehr imposant. Besonders der Anfang mit den Pauken im Orchester kommt total großspurig (TELARC-Like), sodass erstmal Begeisterung ausgelöst wird, die sich dann im weiteren Verlauf verflüchtigt. Insgesamt auch eine TOP-Interpretation, die eine intensive Auseinandersetzung P.Järvi´s mit dem Werk spüren läßt. Ich ordne sie aber eindeutig hinter Dohnanyi ein, da dieser das Werk mit noch mehr Spannung und emotioanaler Klasse bietet.
    Das Decca auch klangtechnisch nicht hinter TELARC zurücksteht zeigt diese Aufnahme wiedermal deutlich.
    Im Gegensatz zu Dohnanyi ist das auf beiden Aufnahmen enthaltene Bartok- Konzert für Orchester mit Paavo Järvi hier auch auf dem gleichen sehr hohen Niveau wie das Lutoslawski-Konzert (ich berichtete hier über diese Unterschiede).


    TELARC, 2005, DDD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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  • Ohne die Dohnanyi-Aufnahme zu kennen, kann ich mir kaum vorstellen, daß sie besser klingender, dramatischer, mitreißender, zupackender, kantiger, drastischer, abgründiger und heftiger ist als diese Aufnahme:



    Konzert für Orchester,
    Mi-Parti,
    Musique Funebre


    BBC Philharmonic,
    Yan Pascal Tortelier


    Chandos


    Tortelier geht ohne falsche Zurückhaltung an das Werk heran (so wie es Dohnanyi oft macht) und präsentiert es als absolute Musik, klangvoll und saftig ohne Konturen zu verwischen oder die Härten zu unterspielen - im Gegenteil. Ich brauche keine andere Aufnahme vom "Konzert für Orchester".



    A g o n


  • Hallo Frank,


    Du hast die Lutoslawski-Box nun genau 1 Jahr, wie der oben aus dem Brillant-Label-Thread zitierte Beitrag zeigt. Die identische Brillant - 3CD- Box habe ich auch (ich berichtete in meinem Beitrag).
    :hello: Wie stehst Du zu Lutoslawski und seinen Werken und diesen Aufnahmen ?


    :stumm: Jetzt sag nicht; Du hast diese noch nicht gehört ? :D Bei deiner "Kaufwut" würde mich das allerdings nicht wundern.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Kennt jemand von euch die Aufnahme mit der Sinfonia Varsovia unter Jerzy Maksymiuk bei BeArTon aus dem Jahre 2004?



    oder vielleicht die mit dem Oregon SO unter James de Preist bei Delosvon 1986?



    oder die DDR-Aufnahme mit dem RSB Berlin unter Rolf Kleinert bei Eterna von 1970?



    Bislang stoße ich ins gleiche Horn des Lobliedes auf Dohnany (DECCA).

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Witold Lutosławski (* 25. Januar 1913 in Warschau; † 7. Februar 1994 ebenda) war ein polnischer Komponist und Dirigent.
    Er hätte heute seinen 100. Geburtstag.



    Lutosławski wuchs in einer musikalischen Familie auf. Schon früh bekam er privaten Klavier- und Violinunterricht, danach im Warschauer Konservatorium regulären Musiktheorieunterricht. Bei Witold Maliszewski, einem Schüler von Rimski-Korsakow, lernte er Komposition.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Heute vor 20 Jahren gestorben:



    Witold Lutosławski (* 25. Januar 1913 in Warschau; † 7. Februar 1994 ebenda) war ein polnischer Komponist und Dirigent.


    LG

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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