fundierter hätte man es wohl nicht ausdrücken können
lg
d.
Requiem ohne Brahms und Mozart
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Zitat
Original von Ulli
Vater und Sohn Mozart haben von Amts wegen bei der Aufführung des Requiems von Michael Haydn mitgewirkt. W. A. Mozart hat Zeit seines Lebens große Stücke auf das geistliche Werk seines Freundes und Kollegen gehalten. Das einzige jedoch, was man als unmittelbar übernommen gelten lassen kann ist die "Et lux perpetua"-Floskel. Inspiriert war Mozart auch durch M. Haydns Verwendung des 1. Psalmtones beim "Te decet..." - Mozart verwendete den 9. Psalmton. Das Motiv der Kyrie-Fuge [Bass] scheint mir eher eine Floskel zu sein, die Mozart in abgewandelter Form öfter benutzte: "Laudate Pueri" aus KV 339, Skizzen zum Streichquartett d-moll KV 417c. Auch Joseph Haydn benutzte das Kyrie-Motiv im Schlußsatz eines Streichquartettes als Fugenthema [leider weiß ich nicht, welches].AFAIK op. 20,5 (f-moll) und es kommt bei Händel auch irgendwo vor ("And he shall purify" ist zumindest so ähnlich, jedenfalls das bewegtere Gegenthema)
Wie Du andeutest kann man das nicht wirklich geklaut nennen: solche Themen oder Floskeln gehörten zum Repertoire zeitgenössischer Sakralmusik, die gehörten keinem Komponisten persönlich.viele Grüße
JR
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Salut Johannes,
ja, genau f-moll war's. Ich habe vor einiger Zeit aus dem Proculvisor eine Einspielung aufgezeichnet und konnte jetzt nicht auf die Schnelle nachschauen. Was Händel betrifft, so würde am ehesten das "Alleluja" [d] und "we will rejoyce" [cp] aus der Dettingen Anthem passen, es ist zwar in D-Dur, dafür aber stimmen ductus und contrapunctus zu Beginn überein.
Aber das dürfen wir hier nicht posten
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Hallo liebe TaminoanerInnen
Kürzlich sind wir auf das Requiem von Pierre Tabart gestossen.
Die Aufnahme enthält zudem das Te Deum und Magnificat
Französischer Komponist aus der Zeit Louis XIV., der trotz großer Begabung nicht bis in die Hofkapelle des Königs vorgedrungen ist, dafür aber in der Provinz hochwertige Kirchenmusik schuf.
Das "Requiem", beginnt in althergebrachter Weise Satz für Satz mit den Choralinitialen und auch im weiteren Verlauf innerhalb der polyfonen Struktur greift er immer wieder auf Motive aus den entsprechenden Choralversen zurück
Die Instrumentalisten des "Ensemble La Fenice" musizieren mit Begeisterung und großem technischen Können; besonders der Cembalist Laurent Stewart glänzt immer wieder mit virtuosen Details bei der improvisierten Aussetzung des Generalbasses. Auch das kleine Vokalensemble, bestehend aus fünf Solisten und sechs Ripienisten für die Tutti-Stellen, ist insgesamt von sehr guter Qualität.Herzliche Grüsse
romeo&julia
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Hallo liebe TaminoanerInnen
Du Caurroy hat 1606 eine für Frankreich lange Zeit sehr wichtige Totenmesse geschrieben.
Ensemble Doulce Memoire, Raisin-Dadre bei astreeEustache Du Caurroy (* 1549 in Gerberoy in der Picardie, † 7. August 1609 in Paris)
Eustache du Caurroy’s Missa por Defunctis, komponiert 1606, ist zweifellos das bekannteste Requiem des alten Regims vor 1789. Das Requiem wurde wahrscheinlich anlässlich der Beerdigung des ermordeten Henri IV 1610 aufgeführt. Es gibt jedoch keine Dokumente die dies belegen. Später beteuerte Sébastian de Brossard in seinem Katalog (1724), das dass Requiem von Du Caurroy das offizielle Requiem bei Beerdigungen der Könige von Frankreich wurde.
Die Missa pro Defunctis ist leider die einzige der Messen von Du Caurroy die heute noch vor Handen ist, die restlichen drei Messen sind verschollen.
Die „Missa pro Defunctis“ folgt nicht dem Ritual der römischen Kirche, sondern der von Paris. Das Coeremoniale vom Papst Clemens VIII., welches 1600 in ganz Europa Verbreitung fand, wurde kaum von den französischen Diozösen akzeptiert. Damit wollten sie ihre Unabhängigkeit von Rom und ihre Privilegien der französischen Kirche beibehalten. Dieser Widerstand erklärt die unverwechselbare liturgische Form dieses Requiems. Das Fehlen des „dies irae“ und das zweimalige Vorkommen des Psalms 22.
Du Caurroy hatte ein grosses Augenmerk auf die Klarheit der Artikulation und die Kontrapunktion gelegt.
Caurroy war ab 1570 zunächst als Sänger im Dienst der französischen Könige Karl IX., Heinrich III. und Heinrich IV. tätig, wurde er bald als Vokal-Komponist bekannt und gewann 1575 und 1576 den Kompositionswettbewerb von Evreux, u.a. mit der Motette Tribularer si nescirem. 1595 wurde er Hofkapellmeister und Compositeur de la musique de la chambre (Kammerkomponist). Daneben war er als Kanoniker in diversen Städten tätig.
Bis 1595 hatte du Caurroy den Posten des „sous-maître“ der königlichen Kapelle inne. Da-nach wurde er von Heinrich IV. in den Rang eines Kammerkomponisten befördert. Seine Missa pro defunctis (komponiert 1606) wurde 1610 bei den Trauerfeierlichkeiten zum Tode Heinrichs IV. aufgeführt und blieb anschließend das offizielle Requiem für die Trauerfeiern der französischen Könige.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts wurde du Caurroy mit zahlreichen Ehrenämtern bedacht. Er erreichte große Berühmtheit und blieb noch lange nach seinem Tode bekannt. Noch 1645 nannte ihn du Peyrat in seinem Buch Antiquitez de la musique de la chapelle royale „einen der großen Musiker Europas“.
Du Caurroy besaß die Werke von Josquin, Willaert und Zarlino. Im Vorwort zu seiner Motettensammlung Preces ecclesiasticae erklärte er, daß er sein Handwerk gelernt habe „durch das Studieren von guten Autoren und das Imitieren der Alten“.
Seinem Konservativismus entsprach das Interesse an strenger Kontrapunktik. An manchen Stellen scheint er der theoretischen Perfektion den Vorzug vor der Spontaneität gegeben zu haben. Trotzdem ist seine Musik oft von anrührender lyrischer Qualität.
Zu seiner Zeit war du Caurroy eine sehr bekannte Persönlichkeit und wurde mit zahlreichen Ehrenbezeugungen bedacht. Dieser außerordentliche Erfolg beruht auf einer simplizistischen Faktur seiner Werke, die sich von den harmonischen und kontrapunktischen Manierismen der Jahrhundertmitte betont abheben will.
In der Tat stellt du Caurroys Werk ein "Abbild einer Weltordnung" (Jean-Michel Vaccaro) dar, in dem sein dezidiert konservativer Klassizismus bald als musikalische Pathosformel des "neuen", bourbonischen Frankreichs gelesen werden konnte.
Neben dem Requiem hat Cuarroy noch Chansons, 42 Fantasies ( 1610 ) und die Meslanges de la musique ( 1610 ) geschrieben welche übrigens ebenfalls von Denis Raisin Dadre für naïve eingespielt wurde.Herzliche Grüsse
romeo&julia
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Salut,
kennt jemand die Requien von Nicolo Jommelli und J. A. Hasse?
Ich gedenke, mir bei Zeiten diese Einspielungen zuzulegen:
LG
Ulli -
Hallo liebe TaminoanerInnen
Gestern wieder in die Hände gekommen, möchten wir kurz das Requiem von Giovanni Francesco Anerio vorstellen.
Anerio, Giovanni Francesco : geboren in Rom um 1567, begraben in Graz am 12.6.1630, italienischer Komponist. Auch er führte die Tradition Palestrinas weiter, war Kapellmeister an St. Giovanni in Laterano von 1600-1603 und an Maria ai Monti in Rom von 1613-21, schließlich nach 1624 des polnischen Königs Sigimund III. in Warschau. Er war der jüngere Bruder von Felice Anerio ( c 1560 – 1614 ) der Schüler von Palestrina war.
Er schuf eine 4stimmige Bearbeitung der 6stimmigen Missa PapaeMarcelli von Palestrina, weitaus bedeutender war sein Taetro armonico spirituale (geistl. Madrigale) für die Entwicklung des Oratoriums.
Zudem veröffentlichte er 1614 die Missa Pro Defunctis. Sein „Dies irae“ unterscheidet sich etwas von den Arbeiten seiner Kollegen. Das Requiem gilt als eines seiner Hauptwerke.Der Westminster Choir unter der Leitung von James O’Donnell hat das Werk 1990 für hyperion eingespielt.
Inzwischen ist die Aufnahme unter dem Label helios günstig im Handel wieder erhältlich.
Herzliche Grüsse
romeo&julia
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Hallo!
ZitatOriginal von salisburgensis
ich kenne die Capriccio-Aufnahme auch nicht, kann aber das hier durchaus empfehlen, vielleicht mit ganz leichten Abstrichen beim Chor. Das liegt aber an meiner Abneigung gegen Vibrato bei Chorsängern. Es ist in diesem Falle nicht schlimm ausgeprägt, nur manchmal schlägt es durch.Die Aufnahme ist zudem noch um die Hälfte günstiger.
Mir hat dieses Werk in dieser Aufnahme auf Anhieb sehr gut gefallen.
Es ist nach Mozarts Requiem für mich das beste "Requiem im eigentlichen Sinne", d.h. echt religiös im Gegensatz zu Verdi, vollständig im Gegensatz zu Faure, streng liturgisch im Gegensatz zu Britten.Viele Grüße,
Pius. -
...und noch viel besser mit Concerto Köln, wie Du bald feststellen wirst.
=)
Ulli
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Hallo!
Wenn ich schon mal beim Thema bin -
dazu habe ich heute meine Meinung teilweise revidiert:Meine Meinung war: Eher langweilig, uninteressant, uninspiriert.
Zum Requiem in c-moll hat sich meine Meinung nicht geändert, die Liturgie plätschert so vor sich hin.
Aber dem d-moll-Requiem konnte ich heute durchaus etwas abgewinnen.
Dennoch: Kein Vergleich zu Mozart.Viele Grüße,
Pius. -
Hallo Pius,
interessant, dass Du das auch so empfindest:
Mir geht es mit den beiden Requiem-Vertonungen von Signore Cherubini ganz genauso (inkl. der Abstufung, dass ich das d-moll-Requiem dem in c-moll vorziehen würde) - irgendwie hatte ich mir entschieden mehr von den Werken versprochen!
Es fehlen die Höhepunkte, die ins Ohr gehenden Motive und Momente - wie Du schon schreibst: "Es plätschert so dahin" - sehr schade....
Muss wohl an der Zeit gelegen haben - anscheinend war weder ausufernde Dramatik noch tiefschürfende Tragik gefragt....
Selbst im Konzert, wo Werke live oft direkter auf mich wirken, als "nur" auf CD, habe ich bei Cherubini keine nachhaltige Wirkung verspüren können - jede Menge Wohlklang, aber das war es dann auch schon, es blieb absolut nichts davon "hängen"....
Gerade von einem Requiem erwarte ich aber "mehr"!
An diesen beiden Werken merkt man dann erst, was man an den Requien von Mozart, Verdi, Dvorak und Co. hat....!
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Zitat
Original von MarcCologne
Es fehlen die Höhepunkte, die ins Ohr gehenden Motive und Momente - wie Du schon schreibst: "Es plätschert so dahin" - sehr schade....Muss wohl an der Zeit gelegen haben - anscheinend war weder ausufernde Dramatik noch tiefschürfende Tragik gefragt....
Ich denke nicht, das das in der Zeit begründet ist. Die beiden Werke entstanden 1817 (Requiem in c-Moll) und 1836 (Requiem in d-Moll). In zeitlich unmittelbarer Nähe liegen z.b. das von Eybler (1803) oder jenes von Berlioz (1837, einzelne Teile aber schon über 10 Jahre früher). Für beide trifft das, was du an den Werken von Cherubini bemängelst, nicht zu.
Ich denke, es liegt eher daran, dass Menschen (und folglich auch Komponisten) unterschiedlich mit dem Thema Tod umgehen. Der eine muß seine Trauer rausschreien, der andere versinkt darin.
Man sollte auch nicht vergessen, dass ein Requiem keine Oper ist, weswegen "ausufernde Dramatik und tiefschürfende Tragik" IMO nicht zum unverzichtbaren Grundrepertoire von Requiemvertonungen gehören.
Aber ganz abgesehen davon finde ich doch in beiden Requien von Cherubini lohnenswertes. Im c-Moll finde ich z.B. den Schluß ganz außergewöhnlich schön. Und das d-Moll besticht schon allein durch die ungwöhnliche Besetzung, nämlich nur Männerchor und Orchester.
herzliche Grüße,
Thomas -
Zitat
Original von salisburgensis
Man sollte auch nicht vergessen, dass ein Requiem keine Oper ist, weswegen "ausufernde Dramatik und tiefschürfende Tragik" IMO nicht zum unverzichtbaren Grundrepertoire von Requiemvertonungen gehören.
Salut,
bemerkenswert finde ich, dass gerade bei Cherubini - eigentlich ein Opernkomponist schlechthin - die Elemente der Oper fast vollständig nicht auftreten. Wie bei Abbé Vogler steht wohl eher das Wort "Requiem" - die Ruhe also - im Vordergrund. In den meisten Fällen aber, die ich kenne, geht dann doch mindestens im Dies irae der Punk ab - und das, denke ich, ist doch unverzichtbar.
Eybler [1803] und Cherubini [1817] würde ich nicht unbedingt als "zeitliche Nähe" betrachten: Immerhin sind dies 15 Jahre, die dazwischenliegen... und Beethoven hat in dieser Zeit einiges an Revolutionärem geschaffen...
Liebe Grüße
Ulli -
Hallo!
ZitatIch denke, es liegt eher daran, dass Menschen (und folglich auch Komponisten) unterschiedlich mit dem Thema Tod umgehen. Der eine muß seine Trauer rausschreien, der andere versinkt darin.
Man sollte auch nicht vergessen, dass ein Requiem keine Oper ist, weswegen "ausufernde Dramatik und tiefschürfende Tragik" IMO nicht zum unverzichtbaren Grundrepertoire von Requiemvertonungen gehören.
Daran lieht es nicht. Das wohl undramatischste aller Requien, das von Fauré, liebe ich geradezu...
Meine Bedenken bei Cherubini sind ganz grundlegend qualitativer und geschmacklicher Natur. Aber darüber läßt sich ja bekanntlich nicht streiten (sollten wir auch nicht).Ulli:
ZitatEybler [1803] und Cherubini [1817] würde ich nicht unbedingt als "zeitliche Nähe" betrachten: Immerhin sind dies 15 Jahre, die dazwischenliegen... und Beethoven hat in dieser Zeit einiges an Revolutionärem geschaffen...
Ich frage mich, ob Cherubini das mitbekommen hat...
Zu Eybler: Das ist wirklich ein hervorragendes Requiem, es hat mir von den vorgestern/gestern neu kennengelernten klar am besten gefallen.Viele Grüße,
Pius. -
Zitat
Original von Ulli
In den meisten Fällen aber, die ich kenne, geht dann doch mindestens im Dies irae der Punk ab - und das, denke ich, ist doch unverzichtbar.Hallo Ulli,
du hast natürlich vollkommen recht, dass gewisse Teile des Texte geradezu zu dramatischer Vertonung auffordern, zu allererst wohl das Dies Irae. Cherubini macht das ja auch in gewissem Umfang.
herzliche Grüße
Thomas -
Hallo Thomas,
ZitatDu schriebst:
Und das d-Moll besticht schon allein durch die ungwöhnliche Besetzung, nämlich nur Männerchor und Orchester.Jep - genau das ist der Grund, warum ich dieses Cherubini-Requiem dem in c-moll vorziehen würde!
ZitatPius schrieb:
Das wohl undramatischste aller Requien, das von Fauré, liebe ich geradezu...Da bin ich schon wieder ganz Deiner Meinung - Dramatik in einem Requiem muss nicht sein, aber irgendwie muss das Werk als Ganzes für mich stimmig sein, eine Aussage haben, die mich anspricht.
Und das löst Fauré mit seinem betont undramatischen Requiem meiner Meinung nach ganz vorzüglich!
Duruflé geht einen ähnlichen Weg in seiner Requiem-Vertonung und die gefällt mir ebenfalls ausgesprochen gut.Die Tatsache, dass die "Dies irae"-Sequenz hier völlig fehlt, macht den Ansatz ja schon deutlich: Verzicht auf die ganze "Jüngste Gerichts"-Thematik zugunsten vertonter Klage, Trauer, Trost und Zuversicht.
Bei Cherubini hingegen fehlt die besagte Sequenz eben nicht und daher stelle ich dann an seine Requiem-Vertonungen eher den Anspruch, den ich z. B. auch an die Werke von Mozart, Suppé oder Dvorak stelle: Nämlich die, dass in einem "ordentlichen" Requiem gerade der Gegensatz zwischen Trauer und Hoffnung und der Furcht vor den Schrecken des Jüngsten Gerichts deutlich miterlebbar herausgearbeitet wird.
Von diesen gegensätzlichen Polen lebt meiner Meinung nach ein Requiem ja erst - das macht die Gattung für mich so faszinierend.Und Cherubini bleibt mir hier für meinen Geschmack halt einfach durch die Bank weg zu gemäßigt und zurückhaltend in seiner Aussage...
Sein Ansatz war aber bestimmt nicht derselbe, wie Fauré ihn bei der Komposition seiner Totenmesse hatte, sonst hätte er evtl. auch Textpassagen weggelasssen, wenn er hierzu keine Aussagen machen konnte oder wollte. -
Salut,
ZitatOriginal von Pius
Ich frage mich, ob Cherubini das mitbekommen hat...
Cherubini war seit Ende des 18. JH Leiter des Institut National de Musique in Paris und hatte dort u.a. mit Méhul und Gossec zu tun, dürfte auch zu gegebener Zeit auf Fétis und Arriaga getroffen sein. ICh glaube, er unterrichtete Arriaga auch ~ 5 Minuten im Fach Violine, bis er einsah, dass es eher umgekehrt sein müsste [es kann aber auch Fétis gewesen sein, ich weiß es nicht mehr].
Ende Juli 1805 weilte Cherubini in Wien, um Joseph Haydn die goldene Ehrenmedaille zu überreichen. Ich nehme schon an, dass er an Beethoven nicht vorbeikam...
Übrigens spaßeshalber zwei Nettigkeiten aus Cherubinis Leben:
1. er heiratete am 12. April 1794 die 20jährige Anne Cécile Tourette
und wurde
2. kurz darauf, am 20. Juni des selben Jahres, in das Institut als Triangelspieler aufgenommen.
LG
Ulli -
Salut!
Ein ganz besonderes Werk ist für mich das Requiem Es-Dur von Ignaz Pleyel [1757-1831].
Aufgrund von Pleyels Sinfonien kann man diesen Komponisten wohl sehr leicht unterschätzen.
Pleyel gliedert wie folgt:
01 Requiem - Te decet
02 Kyrie
03 Dies irae - Judex ergo
04 Qui Mariam
05 Lacrymosa
06 Offertorium
07 Hostias
08 Sanctus
09 Benedictus - Hosanna
10 Agnus Dei
11 Lux aeternaBesonderheiten des Werkes sind zunächst das Kyrie, welches ganz a capella gesungen wird. Ansonsten rücke ich das Werk in Gossecs Nähe, nicht zuletzt wegen der gemeinsamen Tonart.
Ich schätze es mehr, als das Eyblersche [welches ebenfalls großartig ist], da es vom musikalischen Material her gar nicht an irgendwelche bekannteren Requiemvertonungen anlehnt - einzige Ausnahme ist die Hosanna-Fuge in bestechender Kürze, die evtl. [wer weiß es?] auf Mozart/Süßmayr zurückgehen könnte.
Leider weiß niemand, wann, wo und warum das Requiem komponiert wurde, man nimmt aber an, dass es aus Pleyels später Pariser Zeit stammt. Für mich klingt es dann allerdings wirklich sehr traditionsverhaftet, ich würde es [obschon mich bereits Gossec arg hintergangen hat: ich schätzte seine Grand Messe des Morts auf 1780, tatsächlich war es 1760] zu Beginn des 19. Jahrhunderts ansetzen.
Das Dies irae ist zwar dramatisch, aber nicht übertrieben, besondere Aufmerksamkeit widme ich dem schönen Hostias. Das Sanctus ist ganz ungewöhnlich ruhig und wird erst im weiteren Verlauf mehr und mehr festlich. Das Benedictus verleitet zum Schwärmen und Träumen und das Lux aeterna schließlich ist ein schlichter Choral ohne Mätzchen...
Das Werk wurde [angeblich als "Premiére mondiale"] am 27. und 28. Januar 1990 in der Eglise des Dominicains zu Paris aufgezeichnet. Die "erste öffentliche Aufführung" fand am 3. Februar 1990 im Salle Pleyel in Paris statt.
Auch die Interpreten gefallen mir durchweg sehr gut:
Claire Louchet, Sopran
Catherine Cardin, Mezzo
Hervé Lamy, Tenor
Jean-Louis Jardon, BaritonEnsemble Vocal Loré
Ensemble Vocal Pythagore
Orchestre Français d'OratorioJean-Pierre Loré
Viele Grüße
Ulli -
Beim Stöbern in diesem Thread habe ich auf folgende Aufnahme richtig Lust bekommen:
Das Requiem von John Rutter:
[tip]811240[/tip]
Herzliche Grüße,Christian
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Hallo liebe TaminoanerInnen
Inzwischen wurden schon einige Vertonungen von Requiems vorgestellt. An anderer Stelle wurde inzwischen ein Thread mit den Lieblingsrequiems eröffnet.
So wollen wir nun einige allgemeine Ausführungen über das Requiem einbringen.
Mit der Einführung der römischen Liturgie im Frankreich durch Karl den Grossen erhält die Sorge um das ewige Leben der Verstorbenen erstmals rituellen Ausdruck: Der Glauben fordert „Garantien fürs Leben“ (Philippe Ariès) und entwickelt Formen, die diese Garantien liefern. Zunächst wird jede Messe eine Messe auch für die Verstorbenen, dann wird eine besondere Totenmesse, das Requiem, eingeführt.
Die ersten Versuche musikalischer Umsetzung werden aus dem frühen 15. Jahrhundert berichtet, während die erste erhaltene Totenmesse aus dem Ende des 15. Jahrhunderts überliefert ist. Aber die offizielle Geschichte eines musikalischen Totenrituals beginnt mit der Installierung der textlichen Vorlage um 1570: Im gegenreformatorischen Konzil von Trient wird der kanonische Text bestimmt, und die dann mehr als dreihundert Jahre alte Sequenz „Dies irae“ ist nun fester Bestandteil der Totenmesse.
Traditionell zu Allerseelen, am Begräbnistag und am Jahrestag des Todes des Verstorbenen wird die Totenmesse gefeiert, deren musikalische Teile eine eigenartige Symmetrie aufweisen: 1. Introitus „Requiem aeternam“; 2. Kyrie; 3. Graduale „Requiem aeternam“; 4. Tractus „Absolve Domine“; 5. Sequenz „Dies irae“, 6. Offertorium „Domine Jesu Christe“; 7. Sanctus; 8. Agnus Die; 9. Communio „Lux aeterna“. Der Höhepunkt des „Dies irae“ wird vorbereitet, dann wieder verlassen. Im Gebet um Frieden, in der Klage, aber auch in der Zeichnung eines apokalyptischen Schreckensszenarios und in der Verheissung ewigen Friedens und Erbarmens wird die katholische Sichtweise des Todes beschrieben. „Quia pius es ...“: Dieser Schlussvers der Communio umkreist die grosse Hoffnung und den Kerngedanken des Requiems, die Gnade Gottes. Und es scheint zugleich dieser Kerngedanke zu sein, an dem sich der Gesamtcharakter der musikalischen Ausdeutung bildet. Das Gottesbild, damit verknüpft das Menschenbild, diktieren das individuelle Glaubensverständnis und bringen die unterschiedlichsten Vertonungen hervor, die ihrerseits die unterschiedlichsten Gottesbilder belegen.
Die früheste erhaltene Totenmesse stammt wahrscheinlich aus dem Jahre 1483 von Johannes Ockeghem für die Trauerfeierlichkeiten von Ludwig XI. Von Fauxbourdon über rhetorische Figuren und dramatische Elemente bis hin zur ausgespannten Vokalpolyphonie entfaltet seine Vertonung Variationen über den gregorianischen Choral. Sein dramatisches Todesbild, von ähnlichen apokalyptischen Visionen geprägt wie die Bilder Hieronymus Boschs, verheimlicht nichts von den Schrecken des Todes, verbirgt aber auch die Gnade Gottes und den Schutz, den der Gläubige geniesst nicht.
Jede Vertonung betont andere Aspekte. Die mehr als vierzig Vertonungen bis zum Ende des 16. Jahrhunderts zeigen, dass sich diese Mentalität in den Koordinaten der katholischen Kirche bewegte. Vom 16. bis Anfang des 18. Jahrhunderts ist das Todesbild friedvoll. Der Tod wird in Hunderten von Vertonungen zum Freund, das ewige Leben ist eine Gewissheit, die Tragik des „Dies irae“ eine endliche und damit überwindbare Phase im menschlichen Dasein. So beginnt und schliesst Pier Francesco Cavalli sein Requiem, das er testamentarisch für seine eigene Begräbnisfeierlichkeiten vorsah, mit den Anfängen der entsprechenden gregorianischen Melodien.
In den mehr als 1200 Vertonungen seit 1750 zeigt sich ein anderes Bild: Eine radikale Individualisierung setzt ein, die Glaubensgewissheiten sind offensichtlich geschwunden, Fragen der Religion nicht länger Domäne der Kirche.
Hierbei scheint Mozarts Requiem aus seinem Todesjahr 1791 einen Wendepunkt zu markieren. In zeitlicher Nähe zur „Zauberflöte“ komponiert, exemplifiziert seine Sichtweise des Todes den Konflikt des konservativen Reformkatholizismus Josephs II. mit den persönlichen Überzeugungen des Freimaurers Mozart: Die biblische Schlichtheit der christlichen Botschaft, die vom Requiemtext überwuchert worden war, wird bei ihm freigelegt und verdeutlicht seine Ansichten der Letzten Dinge. Es weist auf das Phänomen der Subjektivierung der Kunst im 19. Jahrhundert durch Geniekult und Transzendierung des Individiums hin und führen auf die Spur des radikalen Funktionswandels des Requiems.
Dieser Funktionswandel rettete das Requiem aus dem Mittelalter ins 20. Jahrhundert. Die sakrale Musik überschreitet nun ihre engen liturgischen Grenzen und wird im Extremfall Ausdruck eines weltlichen Ideals.
Die Hölle der beiden Weltkriege hatte mit der Entfremdung und Vereinzelung des Menschen ihre Spuren in den Gottesbegriff eingegraben. Die Hölle findet bereits auf der Erde statt. Wenn in Hindemiths und Brittens Requiem kaum ein Hoffnungsschimmer mehr leuchtet und der Tod nicht mehr als Ruhe, sondern als als „Nichts“ beschrieben wird. Andere Komponisten wie Duruflé kehrten zur gregorianischen Vorlage zurück. Fast alle Vertonungen des 20. Jahrhunderts wenden sich nicht, wie noch im Barock, an den Verstorbenen, sondern an die Lebenden. Zumeist sind sie Auseinandersetzungen mit Stil und Funktion der Gattung selbst (Ligeti, Penderecki, Henze), intendieren jedoch mehr. Wie bei Bernd Alois Zimmermann führen sie dem Hörer den Wahnsinn einer verwirrenden Welt vor Augen. Zimmermanns Requiem ist ein komplexer Aufschrei, der zurückweist auf die Notwendigkeit zur Umkehr, zu einem Neubeginn auf allen Ebenen.Herzliche Grüsse
romeo&julia
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Salut,
der Requiem-Papst
Pius
Moderator [vorrübergehend a.D.]lässt über meine Wenigkeit vermelden, dass sein persönlicher Rechner bereits die letzte Ölung erhalten hat und gebraucht mich daher als päpstlichen Nuzius zur Verkündung, dass ihm die Vertonung des liturgischen Textes in F-Dur von Antonio [nicht Helmut] Lotti überaus zu Gemüthe geht, insonderheit das Confutatis.
Das Werk befünde sich auf dieser CD:
und sei sehr zu empfehlen. Besonders unter Inaugenscheinnahme des derzeitigen Preises von nur 2001 € kann man bei einem Geschäft mit dem Namen 7 dieser CD habhaft werden.
Das Werk scheint dann auch in Kürze für die Exequien des PPCs Verwendung zu finden. [unnütze Anm. des Nunzius]
O-Ton des von der TAMINO-Welt abgeschnittenen:
Zitat
Kraus’ Requiem gefällt mir natürlich auch, aber es scheint so (ohne dass das von mir beabsichtigt ist) dass meine Lieblings-Requien dem (lateinischen) Text der Liturgie folgen müssen (oder zumindest in guter Näherung). Warum, weiß ich auch nicht. Aber ich vermisse einfach irgendwas bei Bach, Brahms, Kraus, Schütz – natürlich alles tolle Werke, keine Frage. Aber Eybler, Faure, Gossec, Verdi ziehe ich vor.So empfehle auch ich mich unterthänigst,
Ulli
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Na dann möchte ich mein auf ein unbekanntes aber sehr spannendes Requiem verweisen:
Wetz, Richard (1875-1935) Requiem op. 50
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und dann hier auch noch der CD-Tip dazu:
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nicht gerade Requiem, aber das wird es in der anglikanischen Kirche ja wohl auch nicht gemäß der festen Gliederung der katholischen Kirche geben: kennt jemand Funeral Anthems? z.B. Funeral Anthem for Queen Caroline, Händel, HWV 264
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Zitat
Original von m-mueller
nicht gerade Requiem, aber das wird es in der anglikanischen Kirche ja wohl auch nicht gemäß der festen Gliederung der katholischen Kirche geben: kennt jemand Funeral Anthems? z.B. Funeral Anthem for Queen Caroline, Händel, HWV 264Ja. The ways of zion do mourn. Ein großartiges Werk (erhältlich zB preiswert mit Gardiner auf Erato/Apex). Es gab irgendwo einen anderen Thread (weiß leider nicht genau, wo), da habe ich dieses Stück sowie Purcells Music for the Death of Queen Mary und die Funeral Sentences erwähnt. Gefallen mir alle besser als vieles von dem Papisten-Zeugs
viele Grüße
JR
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Hallo ihr Trauermusik-Freunde!
Kennt ihr das Requiem von Charles Villiers Stanford?
Ich Erkunde ja im momment ein wenig das Oevre dieses in Vergessenheit geratenen Lehrmeisters. Nachdem mir die Irischen Rhapsodien gut, aber seine Symphonien bisher weniger zugesagt haben, bin ich bei jpc auf sein Requiem gestossen - und da ich hörte, dass Stanfords Chorwerke (wie ja fast bei allen Britischen Komponisten) eine besonders herausragenden Part des Oevres ausmachen, habe ich mir die Doppel-CD im meinem Interesse für Requien im allgemeinen mal zugelegt.Ich hatte bisher nur kurz gelegenheit "Querzuhören", bin aber sehr angetan! Die Musik ist sehr eingänig und beste englische Chorarbeit im Stil etwa vergleichbar (wie immer bei Stanford) mit Brahms!
Auf der 2. CD sind im übrigen noch die Ouvertüre und einige Highlights aus Stanfords Oper "The Veiled Prophet of Khorassan" enthalten...
Ich denke, ein Kennenlernen lohnt in jedem Fall, vor alem bei dem Preis...!
LG
Raphael -
...von ihm gibt`s eine art "miniatur-requiem", das grademal 4minütige
"Responsorium ad absolutionem `Libera me´ , Hob. XXIIb: 1"
h.c.robbins landon (irre ich oder ist es DER renommierte haydn-forscher ?) hat es erst 1966 wiederentdeckt - u. scheint es NICHT für ein fragment zu halten...
o-ton: "eine musik voll strenger und eindrucksvoller pracht"bruno weil hat es 92/93 mit dem "tölzer knabenchor" u. dem ensemble "l`archibudelli" eingespielt - zusammen mit 7 anderen kürzeren j.haydn-werken.
diese cd (die nicht mehr bei jpc aufgeführt ist X() hat mir den "geistlichen" joseph haydn - mit dem ich nie so recht warm wurde - sehr viel nähergebracht...ciao aus franken !
piet -
Hallo,
Haydns Jupp hat auch eine Reihe ihm zugeschriebener echter Requien verfasst (wenn denn die ganze Sache überhaupt stimmt).
Zu finden im HobokenVerzeichnis unter XXIIa
Afnahmen gibt es aber glaube ich nicht...Es wäre aber doch typisch Haydn: - wie viele Komponisten schreiben EIN Requiem?! - Er schreibt natürlich gleich zwei Dutzend...LG
Raphael -
Hallo!
ZitatOriginal von der Lullist
André Campra - RequiemLa Grande Ecurie et la Chambre du Roy / Les Pages du Chapelle / Malgoire
Auf das Requiem von Campra möchte ich auch nochmal extra hinweisen.
Es ist ein sehr schönes, lichtreiches, undramatisches Requiem und gehört inzwischen zu meinen liebsten Werken dieser Gattung. Etwas mehr Bekanntheit würde dem Werk sicher gut tun. Zumindest wurden ja einige CD-Aufnahmen gemacht. Bis vor kurzem war auch diese wunderbare Aufnahme, die ich selbst besitze, noch bei JPC erhältlich. Man kann sie aber für ein paar Euro mehr noch bei Amazon erwerben.Ich sammele bekanntlich Requien und Trauermusiken. Das ist der derzeitige Umfang meiner Sammlung:
Lateinisch (katholische Liturgie):
Berlioz
Biber
Campra
Cherubini (2)
Durufle
Dvorak
Eybler
Faure
Gossec
Heinichen
Lotti
Lully*
Mozart
Palestrina
Pleyel
Schumann
Verdi
VictoriaAndere Texte:
J.S. Bach (2)
Brahms
Händel
Hindemith
Howells
Kraus
Purcell
Schumann
SchützGemischt:
Britten
Howells
Rutter*ein einzelnes Dies Irae; ich bin nicht ganz sicher, ob es zählt.
Dabei zähle ich nur vokale Werke, d.h. Mozarts Maurertrauer, Ravels Pavane oder Brittens Sinfonia tauchen in der Liste bewußt nicht auf.
Viele Grüße,
Pius. -
Hallo Pius,
Eine schöne Liste!
Ich sammle auch Requien - habe aber nur wenige aus Barock und Klassik.
Campra habe ich aber auch in der Veritas-Version - ich habe es ca. 2 mal gehört, aber irgendwie will es mir nicht zusagen - Vielleicht muss ich einfach noch etwas öfter...Ich weise nochmals auf das wirklich schöne Werk von Stanford hin, welches in der Naxos-Ausgabe preiswert zu haben ist!
Auch komplett unter den Tisch fällt Saint-Saens Requiem, welches ich persönlich auch für sehr hörenswert erachte - auch wenn es vielleicht damasl schon "unmodern" war.
Ich habe diese Aufnahme mit dem Orchestre Ile de France unter Mercier, mit welcher ich auch vollends zufrieden bin:Kennt jemand von euch das "Berliner Requiem" von Kurt Weill?!
Steht schon lange auf meiner Wunschliste und ist auch sehr günstig...Für alle Reqiem-Fans weise ich noch auf das Werk von Gounod hin. Es ist erst kürzlich neu erschienen - vielleicht kann jemand auch schon etwas darüber sagen?
LG
Raphael