Requiem ohne Brahms und Mozart

  • Hallo,


    jüngst stieß ich auf ein mir noch völlig unbekanntes Requiem, welches mich auch sogleich in seinen Bann zog:



    Sandro Gorli - Requiem


    Auf obiger CD sind Werke von Gesualdo und Gorli zu finden, und trotz der vielen jahrhunderte zwischen ihren Entsehung sind haben sie doch viel gemein. Gorli hat die polyphone Tradition der Renaisance aufgenommen und in seinem Requiem verwendet. Lediglich die Harmionien sind etwas moderner, oft sehr scharf, aber auch sehr faszinierend.
    Eine schöne CD mit einer schönen Zusammenstellung!



    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Zitat

    Wetz, Richard (1875-1935) Requiem op. 50


    Ich kann nur JEDEN dringend vor dem Erwerb dieser CD warnen, die nicht einmal einen Schatten von Wetzens wundervollem Werk wiedergibt:


    "Interpretation und Aufnahmequalität" ! Sämtliche Daumen und andere Gliedmassen nach unten ! Es ist mir rätselhaft, was CPO bewogen hatte, diese Einspielung zu veröffentlichen !

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo,


    Noch eine WARNUNG!!!!


    Das "Requiem" von Karl Jenkins....DRINGEND: NICHT KAUFEN!!!!! :kotz: :kotz: :kotz:



    Ich habe ja geahnt, dass es schlimm sein würde, aber derart?!?
    Ich glaube, ich habe selten etwas Grässlicheres gehört... :motz:


    LG
    Raphael

  • Hallo, Raphael!


    Ja, das Stanford-Requiem steht schon auf meiner Liste (nebst einigen anderen Requien), das von Saint-Saens werde ich wohl auch dazu setzen müssen...
    Bei Gounod zögere ich sehr, denn seine Cäcilien-Messe gefällt mir nicht.


    Deine heftige Warnung vor dem Jenkins-Requiem ist ja fast so krass wie Edwins vor dem Webber-Requiem. Beide werde ich mir wohl erst zulegen, wenn ich alle anderen schon kenne und sonst nichts mehr da ist...


    Bisher würde ich kein Requiem aus meiner Liste mit einem Kotz-Smilie versehen, auch wenn ich einige der Werke überflüssig finde bzw. sie meinen Geschmack weit verfehlen (z.B. Berlioz und Hindemith).


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Hallo Pius,


    Danke für die Rückmeldung!


    Aus dem Lloyd-Webber-Requiem kenne ich nur das Pie Jesu...nicht die Krone der Kompositionskunst aber erträglich - im Gegensatz zu Jenkins...
    Es klingt synthetisch, ständig irgendwelche Trommeln in monotonen Rhytmen und kaum Abwechslung --> Zum Abgewöhnen. Das "dies irae klingt wie Techno und das "Rex tremendae" so als wär ein Sprung im Chor-Synthesizer...
    Ich kann ja sonst wirklich viel ab und liebe sogar das kitschige Rutter-Requiem...aber das war dann doch auch zu viel...


    Mit Berlioz bin ich leider auch noch nicht wirklich warm geworden...etwas sehr Monumental...
    Ich denke, da lohnt es eine live-Aufführung zu erleben...allein schon wegen des Paukisten-Heers... :D. Ansonsten ist es mir auch zu schwer, zu lang und zu dick...
    (Ich kenne den kompositorischen Wert dabei aber an und kann das Faszinosum dieses Requiems durchaus nachvollziehen.) Hindemith kenne ich nicht "For those we love", richtig?!
    DAS lege ich mir dann vielleicht mal als letztes zu... ;)


    LG
    Raphael

  • Zitat

    Original von raphaell


    Ich habe ja geahnt, dass es schlimm sein würde, aber derart?!?
    Ich glaube, ich habe selten etwas Grässlicheres gehört... :motz:


    Ich kenne das Requiem von Jenkins ebenfalls und mag es sehr. Einige der Instrumente kommen sicher aus dem Synthesizer, und einiges ist defnitiv elektronisch zusamenge-ton-bastel. Aber die Art und Weise der Musik pakt mich durchaus.


    Noch deutlich besser als das Requiem ist übrigens seine Mass for an armed Man.


    Aber: Was vergraut Dir so sehr dieses Werk?



    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Zitat

    Original von Pius
    Deine heftige Warnung vor dem Jenkins-Requiem ist ja fast so krass wie Edwins vor dem Webber-Requiem. Beide werde ich mir wohl erst zulegen, wenn ich alle anderen schon kenne und sonst nichts mehr da ist...


    Heftige Reaktionen als auch zutiefste Begeisterung sind aber halt unbedingt subjektiv. Ich bspw. mag das Requiem von jenkins sehr. Es ist jedoch im strengen Sinne eine Vermischung von klassicher Tradition und Popular-Musik.


    Davon abgesehen, nur weil hier dringend etwas empfohlen oder abgeraten wird, werde ich wohl keine Kaufentscheidung tätigen. Besser erst mal vor alles offen sein und zumindest einen eignen Hörversuch wagen :)



    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Hallo chorknabe,


    Diese "Messe" ist ebenfalls ein Horror finde ich.
    Jenkins ist ein Pfuscher - er kann nichts komponieren, ohne irgendein Rhytmusinstrument permanent im Einsatz zu haben - warscheinlich würde die "Musik" dann zusammenbrechen.
    Bei "Palladio" seinem "Concerto grosso" drücke ich nochmal ein Auge zu und muss ihm einige interessante ideen und eine schöne Stilkopie einräumen. Auch sein One-Hit "Adiemus" mag als Pop-Stück durchgehen, aber die Werke "Friedensmesse" und "Requiem" als sakrale, klassische Werke (und auch noch zu so brenzligen Themen) zu verkaufen, ist doch reichlich unverschämt!


    Ich finde, dass "Requiem" ist schlicht und ergreifend keins. Ich weiss, dass du einen Hang zu minimal-music hast - den habe ich auch (solange es qualitativ im Rahmen bleibt). Jedoch finde ich Jenkins synthetische Grütze, die auch jedem drittklassigen Filmkomponisten (ich weiss, dass sich Jenkins als ein solcher sieht) besser gelungen wäre. Tut mir leid.
    Es gibt Komponisten, die mal ihre "Marotten" ablegen für ein "ernstes" Werk...Wenn Jenkins aber einfach wieter auf die Kacke haut, wie er es immer tut, dann muss ich die "Ernsthaftigkeit" und die "Würde" (nicht zu sprechen von der Qualität) des Werkes doch sehr in frage stellen.


    Tut mir leid, dass ich das Werk hier so durch den Kakao ziehe, aber das ist meine Meinung - wenn du es magst, dann ist das für mich kein Problem...!


    LG
    Raphael

  • Zitat

    Original von raphaell
    Campra habe ich aber auch in der Veritas-Version - ich habe es ca. 2 mal gehört, aber irgendwie will es mir nicht zusagen - Vielleicht muss ich einfach noch etwas öfter... :D


    Habe mir Campra wegen des großen Lobs hier und weils billig war gekauft. Ich bin ebenfalls ziemlich enttäuscht, ein lahmes, sanftes Laschi-Requiem. Bestätigt mal wieder, dass franz. Barockmusik nix für mich zu sein scheint.


    Zitat


    Kennt jemand von euch das "Berliner Requiem" von Kurt Weill?!
    Steht schon lange auf meiner Wunschliste und ist auch sehr günstig...


    Ich kenne diese Aufnahme nicht, aber das Werk ist schon eines der wichtigeren von Weill und durchaus beeindruckend. Es ist natürlich völlig säkular (wer Brahms' Ernste Gesänge zu bitter findet, sollte vielleicht lieber die Finger davon lassen :D) und auch noch politisch (teils recht zynische Parodien religiöser Texte). Und die Texte stammen mal wirklich von Brecht, nicht von Gay, übers. Elisabeth Hauptmann ;)
    Wenn man Weill schätzt sollte man einen Versuch wagen.


    Folgende Aufnahme ist abgesehen von den nicht ganz idiomatischen (englischen) Sängern ziemlich gut. Zum Herreweghe kann ich nichts sagen.



    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Johannes,


    Danke für die Infos!
    Bei Campra empfinde ich genau das gleiche- ich erwarte etwas anderes....Es plätschert finde einfach so ohne Highlights dahin - "lahm" halt...
    Das einzige, wass ich aus der orchestralen frz. Barockmusik wirklich mag ist von Rameau.


    LG
    Raphael

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  • Hallo Pius:


    Zitat

    Bisher würde ich kein Requiem aus meiner Liste mit einem Kotz-Smilie versehen


    Einmal ist immer das erste mal, wie wärs z.b. mit dem hier ???



    LG


    :hello:

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Hallo!


    Anscheinend ist ein neuer threrad "Die mißlungensten Requien" nötig...


    Noch eine kurze Verteidigung des Campra-Requiems: Ich empfinde es als ein sehr harmonisches, versöhnliches, außerordentlich "lichtreiches" Werk.
    Ich denke, die Requien verraten auch etwas über die Einstellung zum Tod, die die jeweiligen Komponisten haben. Da liegt mir Campra näher als viele andere.
    Kompositorisch kann ich da auch nicht meckern.
    Dahinplätschern? Laschi-Requiem? :boese2:
    Dann hört halt weiter Berlioz und Verdi! :baeh01:


    Viele Grüße,
    Pius.

  • Unlängst bin ich auf ein modernes Werk gestoßen, welches mich sehr berührt hat, obwohl oder gerade weil ich es nicht als schön bezeichnen kann:



    Wer kennt das Werk und wie wirkt es auf Euch?

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Beim Bummeln in Prag bin ich auf folgenes Requiem gestoßen:



    Schöne Musik.
    Reicha (1770 - 1836) war am Pariser Konservatorium immerhin Kompositionslehrer solch berühmter Komponisten wie Liszt, Berlioz und Gounod.


    Und der Tschechische Philharmonische Chor ist wunderbar.


    LG
    Rosenkavalier

  • Ein schöner Literaturtip zu diesem Bereich ist der Reclam-Muskführer zur lateinischen Kirchenmusik:



    Ich benutze ihn als zuverlässige Richtschnur und Ausgangspunkt, auch die CD-Tips sind nicht zu verachten, obwohl ich da dem Forum den Vorzug gebe.

  • Zitat

    Original von andythr
    und dann hier auch noch der CD-Tip dazu:


    Diese CD ist meine neueste Errungenschaft. Ich kann sie uneingeschränkt weiterempfehlen.
    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Hallo Siegfried,


    BBB kann das aber nicht:


    Zitat

    Original von BigBerlinBear


    Ich kann nur JEDEN dringend vor dem Erwerb dieser CD warnen, die nicht einmal einen Schatten von Wetzens wundervollem Werk wiedergibt:


    "Interpretation und Aufnahmequalität" ! Sämtliche Daumen und andere Gliedmassen nach unten ! Es ist mir rätselhaft, was CPO bewogen hatte, diese Einspielung zu veröffentlichen !


    :baeh01:

  • Hallo Peter,


    ich bin froh, dise negative Kritik erst durch deinen Beitrag gelesen zu haben. Sonst wäre mir womöglich etwas verborgen geblieben, was ich nicht mehr missen möchte.
    Die Geschmäcker sind eben verschieden, deshalb: "Jedem Tierchen sein Plaisirchen."
    Darfst deine Zunge wieder reinnehmen.
    :hello:

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Wetz-Requiem, die 2te !


    Michael Wersin vom "Rondo-Magazin" meint:


    Zitat

    Dankenswerterweise haben der Dombergchor Erfurt, der Philharmonische Chor Weimar und das Thüringische Kammerorchester Weimar unter Leitung von Georg Alexander Albrecht eine Interpretation des Werks für die CD gewagt; auf instrumentaler Ebene geht es dabei recht professionell zu, während die Chorgemeinschaft sich schon in den ersten Phrasen als zumindest überwiegend aus Laien gebildet offenbart. Es liegt dem Autor fern, diesen Umstand etwa kritisieren zu wollen (das wäre in unserer bezüglich solchen kulturellen Engagements zunehmend armseligen Lebenswirklichkeit mehr als kontraproduktiv); dennoch muss darauf hingewiesen werden, dass es hier und da Intonationsprobleme gibt und dass der Chorklang häufig ein wenig flach und fahl ist. Dem umfassenden Kennen lernen des unbedingt hörenswerten Werks mittels der vorliegenden CD - es ist ohnehin die einzige Aufnahme - steht die Chorqualität keinesfalls im Wege.


    Wersin übersieht hier, ob absichtlich oder unfreiwillig, sei dahingestellt, daß, ähnlich wie beim Brahms-Requiem, der CHOR der eigentliche Träger des musikalischen Geschehens ist und genau da nun Abstriche machen zu wollen, halte ich für den falschen Ansatz... Auch beim Brahms-Requiem erlebe ich immer wieder, daß für viele Hörer die Partien der Solisten, die lediglich einen bescheidenen
    Anteil des Werkes abdecken, wichtiger sind als die tragenden Chor-Partien, bei denen Abstriche zu machen man allzugern und allzuschnell bereit ist.


    Das Werk von Wetz mit seinen einerseits strengen, kontrapunktischen Strukturen bei gleichzeitig "aufgelichteten" impressionistischen Klängen, darin ein wenig dem Requiem Durufles vergleichbar, hat es verdient, in einer WÜRDIGEN Form dem Publikum vorgestellt zu werden, zumal es sich bei Wetz unm einen lange vernachlässigten und immer noch unterschätzten Meister handelt.

    Das geht über das Sagbare hinaus. Das läßt sich nicht deuten und bedarf keiner Deutung. Es kann nur gehört werden. Es ist Musik. (H.H.Jahnn)

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von salisburgensis
    von meinem Hausgott Heinrich Ignaz Franz Biber gibts gleich mehrere Requiem-Vertonungen, eines in A-Dur und eines in f-Moll.


    Thomas


    N. Harnoncourt hat schon 1968 ein "Requiem in f-moll" von Biber eingespielt.



    Mit der Aufnahme -damals als LP- kam ich erstmals mit Biberscher geistlicher Vokalmusik in Berührung :jubel:


    Gruß aus dser Kurpfalz


    Bernhard

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Gerade habe ich im tschechischen Radio ein Requiem gehört, das mir bisher noch nicht begegnet ist, und zwar das des tschechischen Komponisten (auch Filmkomponisten) Lubos Fiser für Sologesang, Chor und Orchester. Die Chorstellen sowie einige Streicherpassagen erinnern mich sehr an die des Requiems (und anderer Werke) von György Ligeti.


    Ich mag diese verwobenen, dichten und dichten Klangflächen sehr; sie erzeugen bei mir gleichzeitig Gefühle der Ruhe wie auch des dramatischen Gegenteils.


    Wegen der gefühlsmäßigen Nähe zum Requiem möchte ich hier auch Ligetis ebenso aus Einzelstimmenen bestehendes Chorwerk "Lux aeterna" nennen; der Melodieverlauf geschieht durch leichte Veränderungen nur allmählich und wirkt wie die oben genannten Passagen der Requien wie eine langsam daherschwebende und sich allmählich verändernde Wolke, die stets und fast gleichbleibend zu platzen droht, es aber nicht tut.


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Ein weiteres Requiem, welches hier genannt werden muss ist das Requiem for a Friend von Zbigniew Preisner. Der Komponist ist ursprünglich mit vielen Soundtracks weltweit bekannt geworden. Das Requiem ist zum Andenken seines engen Freundes, dem bekannten Regisseur Krzystof Kieslowski, gewidmet. Es ist übrigens sein erstes größeres klassisches Werk.



    Das Werk besteht aus zwei Teilen:
    Requiem, welches sich mehr oder weniger nah an das klassische lateinische Requiem annähert
    Life, welches von der klassischen Form abweicht.


    Man hört deutlich heraus, dass Preisner vorher hauptsächlich Soundtracks geschrieben hat. Die Musik ist recht einprägsam, manchmal vielleicht auch fast ein wenig minimalistisch, aber eher im populären Stil. Man könnte eine gewisse Verwandtschaft zu Karl Jenkins erkennen, jedoch ist das Requiem von Preisner deutlich reifer als die Kompositionen Jenkins.


    Einige Tracks der CD sind ausgesprochen zerbrechlich in ihrer musikalischen Struktur. Dazu tragen auch die zahlreichen Solo-Passagen eines ausgesprochen hohen und sehr unklassisch weil vibratolos singenden Soprans bei. Gerade diese Zerbrechlichkeit ist meiner Ansicht nach die größte Stärke dieses Werkes.


    Liebe Grüße, der Thomas.

  • Ein weiteres Requiem möchte ich hier gern nennen:


    das Cadman Requiem von Garvin Bryars.


    Für Orgel und Vokalensemble geschrieben, ist die Musik an vielen Stellen ausgeprochen still und intim. An manchen stellen erinnert sie ein wenig an Preissner. Die Musik würde ich als postmodern bezeichnen: durchaus viele Harmonien sind wenig rein und klassich, grundsätzlich bleibt sie aber in einem fassbaren tonalen Rahmen.


    Folgende Einspielung kann ich empfehlen:


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:


    Zitat

    Original von andythr


    noch ist es auf dem Weg von jpc zu mir nach Weimar ...


    in wenigen Tagen werde ich berichten


    Die "wenigen Tage" sind vorbei, wir warten gespannt auf Deinen Bericht :yes: :)


    Liebe Grüße, der Thomas. :hello:

  • Hallo,


    Habe heute das Lacher Requiem erhalten:



    Bin ziemlich begeistert! Obschon sicher recht konservativ (viele Mozart-Anspielungen) zeigt Lachner ein im allgemeinen sehr großes kompositorisches Geschick sowie eine Menge schöner Ideen.
    Das Lacrimosa wird von einem ständigen, schönen Cellosolo unterlegt über welches sich elegisch der Chor ausbreitet.
    Das Kyrie ist eine beeindruckend gelungene Chorfuge welche neben dem Dies Irae und dem Confutatis (wie sooft) einen dramatschen Höhepunkt bildet.
    Beachtlich ist die weit aufgefächerte Gleiderung in viele Teile sowie die bemerkenswerte Länge des Werks.


    Im allgemeinen ein sehr klangschönes und ausgewogenes Werk!


    LG
    Raphael

  • vielen dank für die schilderung - klingt so als ob ich es mir mal anhören sollte, da ich es glücklicherweise hier in der bibliothek gefunden habe
    lg
    d.

    Es gibt kaum etwas Schöneres, als dem Schweigen eines Dummkopfes zuzuhören

  • Ich sammle auch Requien und möchte ein paar erwähnen die mir besonders gut gefallen.


    Cherubini - (1.) Requiem c-moll f. gemischten Chor


    Der Übersicht halber habe ich seine Vornamen weggelassen, also
    Maria Luigi Zenobio Carlo Salvatore
    Nicht zu verwechseln mit seinem (2.) Requiem in d-moll für Männerchor das 2 Jahrzehnte später geschrieben wurde. Dieses kenne ich zwar nicht aber der Klang eines reinen Männerchores haut mich prinzpiell nicht so von den Socken. :rolleyes:
    Was meinem Geschmacksnerv sehr entgegenkommt ist, das hier der Chor gänzlich ohne Solisten auskommt. Zudem finde ich die Komposition sehr geschmackvoll mit einigen guten Effekten, eigentlich ein Werk das mir von Anfang bis Ende durchgehend gefällt (übrigens beim Begräbnis Beethovens aufgeführt wurde.)


    F.v.Suppé - Requiem d-moll


    Wie auch in meinem booklet meiner Einspielung so ungefähr steht, eine Gattungsform die nicht ins übliche Suppé-Klischee-Bild passt der ja (soweit ich informiert bin) hauptsächlich eher Operetten geschrieben hat. Zum Glück ist hier bei diesem Werk recht wenig davon zu merken, vor allem am Anfang (bis zum Dies Irae) hat dieses Werk eine Dramatik wie ich sie bislang nur von sehr wenigen Requien gehört habe. 1855 geschrieben lehnt sich dieses Werk eher dem frühromantischen Stil zu. Soweit ich es jetzt in Erinnerung habe ist auch hier das Kyrie Polyphon gehalten. Lediglich ein paar wenige Stellen erinnern eher an etwas süsslich,schlicht, italienisch angehauchte Opernarien der Romantik - aber in Relation gesehn kaum der Rede wert. ;)
    Einspielungen gibts davon wie man vermuten kann leider kaum, ich habe folgende



    Ganz passabel würde ich sagen auch wenn man sicherlich mehr aus dem Werk rausholen könnte, bessere Solisten besetzen und einen Chor dessen Stimmen etwas homogener zusammenwirken.


    Gabriel Fauré - Requiem


    Wurde hier glaub ich schon mal bzw. öfters erwähnt und zählt auch zu meinen Favoriten. Das Werk ist überwiegend in einer ruhigen, manchmal mystisch angehauchten Stimmung, nur in wenigen Ausnahmen von dramatischeren Passagen unterbrochen. Dieses Werk das 1888 beendet wurde (Fauré ließ sich ja angeblich laut booklet viel Zeit damit und schrieb dieses Werk ohne irgendeinen bestimmten Anlass) ist kaum rückwärtsgewandt sondern bedient sich im Großen und Ganzen der Tonsprache seiner Zeit.
    Ich habe die Einspielung unter Ozawa/Boston Symphony Orchestra/Bonney/Hagegárd und bin sehr zufrieden damit. Die Klangqualität ist sehr gut und die Ausführenden ebenso von hoher Qualität. Bonney ihr Timbre gefällt mir ja sowieso prinzipiell.


    Anton Reicha bzw. Antonín Rechja - Missa pro defunctis


    Reicha wurde 1770 in Prag geboren, 1802 bis 1808 lebte er in Wien und nahm Unterricht bei Albrechtsberger und Salieri (später unterrichtete er in Paris selber u.a. Berlioz, Liszt, Gonoud, Franck,...)
    In dieser Wiener Zeit fällt die Komposition des Requiems das anscheinend bis Mitte der 60er letzten Jahrhunderts verschollen war und dann in Paris entdeckt wurde. Stilistisch würde ich es der Klassik und stellenweise Barock zuordnen und gerade für die recht häufig eingesetzten polyphon gestalteten Teile schätze ich das Werk wenn auch nicht alles nach meinem Geschmack ausfällt (gute Chancen als Preis für das hässlichste Lacrimosa der Musikgeschichte :stumm: )
    Es gibt leider nur eine Einspielung davon nämlich folgende



    Dieselbe Einspielung existiert noch mit einem anderen Cover das hier schon zuvor von Rosenkavalier gepostet wurde (komischerweise ist diese bei diesem Cover ca.10,-€ billiger...naja man hat sich wahrscheinlich die Druckkosten für die Namen erspart :wacky: ). Eingespielt vom Dvorak Kammerorchester und dem Tschechischen Philharmonischen Chor unter Lubomir Matl. Den Chor finde ich auch sehr gut, die Solisten gesamt gesehn eher durchschnittlich und die Klangqualität leider ziemlich lausig (zum. bei meinem Exemplar).


    lg
    Thomas

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

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