Wer fürchtet sich vorm Telemann? - Die Instrumentalkonzerte

  • Für alle die sich mit den Blockflötenkonzerten Telemanns näher beschäftigen wollen, sei folgende Aufnahme empfohlen, die sich wohltuend von der weiter oben erwähnten (Rothert, Müller-Brühl) absetzt:



    Wo Rothert und in besonderem Maße Müüler-Brühl nur wiedergibt oder gar buchstabiert, da gestalten Holtslag und The Parley Of Insturments unter Peter Holman. Auch in den Verzierungen finden sie eine der Stilistik des Werkes angemessene Form, wobei wir alle heute wesentlich weniger verzieren als es uns Telemann in den methodischen Sonaten vorgemacht hat. Peter Holtslag stellt immer die wunderbare Musik Telemanns, die allein auf dieser CD bereits so vielfältig und emotional abwechslungsreich ist, daß es mich wundert, daß Teilnehmer hier von langweilig sprechen, in den Vordergrund und niemals sich als Interpret. Das unterscheidet ihn z.B. auch wohltuend von den Telemann-Aufnahmen Maurice Steegers.


    Ich habe noch nicht die Suchfunktion bemüht, ein oder gar mehrere Thread(s) zur unglaublich vielfältigen Kammermusik Telemanns könnte auch sehr interessant und aufschlußreich sein.

  • Ein Konzert, das im Finale mächtig "abgeht", ist das e-moll f. Block- u. Traversflöte, das u.a. auf der ganz oben schon einmal genannten CD der MAK mit Bläserkonzertern enthalten ist. Die CD ist überhaupt sehr lohnend, ein anderes Werk bringt die dunkle Klangfarbe des/der? Chalumemaux wunderbar zum Einsatz usw.


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Im vorigen Jahr habe ich mir die 31-CD-Box (einschließlich einer Text-CD-Rom) von BRILLIANT gekauft. Bis auf ein kurzes Anspielen der CD's, das mir bestätigen sollte, daß die gelisteten Werke auch tatsächlich zu hören sind (einen Fehler fand ich, typisch BRILLIANT, konnte aber ohne Probleme die falsche CD ersetzt bekommen), habe ich die Box bisher stehen lassen.


    Telemann, das heißt Vielschreiber, ohne Saft und Kraft (so noch der "alte Riemann" und Robert Eitner) und deshalb: Vorsicht! Jetzt habe ich nach Lesen der Beiträge hier doch mal angefangen, den ungeheuer produktiven Komponisten zu erforschen. Dabei hilft das von einem Schreiber schon erwähnte "Büchl" von Grebe. Und dort fand ich einen interessanten Satz über Telemann - und zwar von Johann Mattheson, für ein Vorwort von Telemanns Autobiographie geschrieben:


    Ein Lully wird gerühmt,
    Ein Corelli läßt sich loben,
    Nur ein Telemann ist übers Lob erhoben.


    Damit ist die zeitgenössische Meinung über Telemann schön gereimt dokumentiert - und was ich bisher gehört habe, ist keinesfalls langweilig (Zitat: m-mueller), sondern hat Format. Der gute Mann muß sich nicht in die zweite Reihe begeben, wie ich finde.


    Also werde ich mich weiter mit ihm beschäftigen.


    LG

    .


    MUSIKWANDERER

  • Im alten Riemanm wurde viel Unsinn geschrieben - oder freundlicher formuliert - das Werk ist hoffnungslos antiquiert und die wertenden Aussagen regen eher zum Lachen an, als daß sie der Information dienten. Telemann ist mt Sicherheit einer der führenden deutschen Komponisten seiner Zeit. Den Bezug "Vielschreiber" = minderwertig oder belanglos halte ich für obsolet - oder einfach falsch. Glücklicherweise dürfte Publikum und Plattenkäufer das aähnlich sehen - das Angebot an Telemann -Aufnahmen kann sich sehen lassen mfg aus Wien Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Im alten Riemanm wurde viel Unsinn geschrieben - oder freundlicher formuliert - das Werk ist hoffnungslos antiquiert und die wertenden Aussagen regen eher zum Lachen an, als daß sie der Information dienten.


    Damit bin ich völlig bei Dir, lieber Alfred :) .


    Telemann ist mt Sicherheit einer der führenden deutschen Komponisten seiner Zeit. Den Bezug "Vielschreiber" = minderwertig oder belanglos halte ich für obsolet - oder einfach falsch. Glücklicherweise dürfte Publikum und Plattenkäufer das aähnlich sehen - das Angebot an Telemann -Aufnahmen kann sich sehen lassen


    Und das ist auch gut so. Ich denke gerade, ob es wohl jemals möglich sein wird, analog zu den Gesamtausgaben der Werke Mozarts, Beethovens oder auch Bachs, eine solche Gesamtschau der Werke Telemanns zu erhalten? Die Antwort gebe ich mir selber: wahrscheinlich nie; nicht nur, weil das Erbe Telemanns nur zum kleinen Teil bekannt ist, weshalb eine Publizierung eine Jahrhundert-Aufgabe wäre, käme eine solche GA auf eine bestimmt viele hunderte CD's umfassende und damit den Rahmen sprengende Werkschau.


    Trotz aller Bewunderung für dieses umfangreiche Lebenswerk wird Telemann - auch noch in neueren Publikationen (beispielsweise in der Musikgeschichte von Propyläen) - nicht als ein Komponist der Weiterentwicklung gesehen. Und sofort widersprechen die gleichen Autoren dieser Meinung wieder mit der Erkenntnis, daß er im Verlauf seiner musikalischen Entwicklung die Tür zur Vorklassik aufgestoßen habe, weshalb er ans Ende der Stilepoche Barock gehöre. Daß Telemann nach seinem Tode schnell vergessen wurde liegt - folgt man der Argumentation der Propyläen-Autoren - an seiner "sympathischen und herzerfrischenden, aber ziemlich oberflächlichen Musik", die auch von anderen Komponisten bezogen werden konnte - weshalb man Telemann nicht mehr brauchte...


    Wie dem auch sei: das instrumentale Werk, soweit ich es gerade höre, ist durchaus eines Großen würdig und mehr als eines Komponisten aus der zweiten Reihe wert!


    LG

    .


    MUSIKWANDERER

  • Egal wie man wertet - Telemann ist mit sicherheit ein Komponist der ersten Reihe.
    "Vielschreiber" - das könnte man auch Haydn nachsagen - und letztlich - aufs erreichte Lebensalter aufgerechnet - auch Mozart , von Bach will ich in diesem Zusammenhang gar nicht sprechen.
    Es war eben eine andere Zeit



    Die Menscheit ist eben undankbar und Überfluß hat ihr noch nie gut getan. Und Telemann war eben ein äussert fruchtbarer Komponist. Es müssen ja nicht unbedingt 31 CDs auf einmal sein - 3 tun es ja fürs erste auch. Allerdings nicht ganz billig. Ganze 7.99 Euro muß man bei Brilliant Classics für nur 3 CDs berappen.. ;)


    Dafür bekommt man gleich drei verschieden Ensembles, zum einen die 1985 von Martin Haselböck in Wien gegründete "Wiener Akademie", welche auf Originalinstrumenten spielt - ohne agressive Attitüde, wie sie heute so in Mode ist, sondern klangschön und lustvoll zugleich.
    Dann das English Chamber Orchestra, daß gerne dann eingesetzt wird, wenn man einerseits moderne Instumente bevorzugt, andrerseits einen schlanken Klang bevorzugt.
    Auf der dritten CD - sie ist offensichtlich keine Lizenzausgabe, sondern eine Eigenproduktion, musiziert die "musca da Rhenum und auf weiteren Tracks die "Amsterdam Bach Soloists"


    Beil Brilliant dürfte man ein gutes Händchen haben, denn der gefürchtete Effekt der Eintönigkeit -er wird der Barockmusik oft nachgesgt - trat bei mir nicht auf - Natürlich solle man nicht 3 CDs hintereinander hören....


    Noch habe ich nicht alles durchgehört - aber schon eines Werkes wegen hätte sich die Anschaffung gelohnt: Die Sinfonie Nr 1 "Il Grillo" ist ein Kabinettstück ersten Ranges, ein origineller Ohrwurm, den kaum je ein Liebhaber von Barockmusik vergessen wird, der ihn je gehört hat. Nein kein "Süssholzraspeln" - sondern ein witziges Stück mit Originalität und Esprit, mir fällt im Augenblick nichts vergleichbares ein....
    Die Wiener Akademie beweist hier ihre Kunst, Spritzigkeit mit Klangschönheit zuvereinen.....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Moin,


    ich möchte auch für den "ollen Hamburcher" eine Lanze brechen. Anbei zwei Empfehlungen für eine exzellente CD und eine überragende SACD, die ich im letzten Jahr erworben habe.



    sowie



    :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Liebe Taminoianerinnen und Taminoianer,


    ich habe mir die oben von Flûtedevoix empfohlene Telemann-CD besorgt und bin begeistert! Tolle Musik, hervorragend gespielt.


  • Zitat

    Vielschreiber

    Für meinen Geschmack hätte Telemann noch viel mehr schreiben können. Ich kann mich an den Violinkonzerten mit Elizabeth Wallfisch (siehe Alfreds und meine Beiträge weiter oben) gar nicht satthören.
    Zum Glück ist der Titel "Complete Violin Concertos" nicht ganz korrekt. Ich hab noch eins gefunden :jubel:
    TWV 51:a1 auf dieser CD



    Hallo Musikwanderer,
    (vielleicht gehört das Folgende eher in Deinen Threat über Fragen und Antworten der Hirnforschung, die wir schon immer wissen wollten.


    Wir konnten diese Woche in unserer Lokalzeitung einen Artikel lesen, der sich mit Gänsehaut-Erlebnissen beim Musikhören beschäftigt. Es war die Zusammenfassung eines Vortrags des Musikphysiologen Eckart Altenmüller aus Hannover. Er hat 800 Gänsehaut-Erlebnisse untersucht.

    Zitat

    Diese Erlebnisse treten vorwiegend an Stellen in Musikstücken auf, in denen eine Hörerwartung aufgebaut und "intelligent getäuscht" wird.

    Vielleicht ist es meiner musikalischen Naivität zuzuschreiben, dass ich mich täuschen lasse und dass es gerade der Telemann ist, dem das so häufig gelingt.
    Es ist also gar nicht so sehr der Ton, Akkord oder ihre momentane Wahrnehmung, die für den Hörempfindung und ihre emotionalen Effekte entscheidend sind, sondern die Erwartungen, die man hat, und inwieweit sie erfüllt werden oder in einer Überraschung münden. Leider ist Euer Hirmforschungsthread etwas sehr theoretisch geworden und beschäftigt sich viel mit Intervallen und Dissonanzen. Der kleine Artikel in unserer Zeitung macht aber klar, warum Hörempfindungen so subjektiv sind und bei jedem andere Emotionen auslöst. Ich habe scheinbar andere Erwartungen als dieser Zeitgenosse zum Beispiel, bei dem Bach für Überraschungen sorgt. Bei mir ist es halt Telemann. Was sagt das über uns aus?

  • Wir konnten diese Woche in unserer Lokalzeitung einen Artikel lesen, der sich mit Gänsehaut-Erlebnissen beim Musikhören beschäftigt. Es war die Zusammenfassung eines Vortrags des Musikphysiologen Eckart Altenmüller aus Hannover. Er hat 800 Gänsehaut-Erlebnisse untersucht.

    Vielleicht ist es meiner musikalischen Naivität zuzuschreiben, dass ich mich täuschen lasse und dass es gerade der Telemann ist, dem das so häufig gelingt.


    Das Seltsame an diesem Effekt der "getäuschten Erwartung" ist allerdings, dass er sich anscheinend nicht abnutzt, was man naiverweise erwarten würde. Wenn man ein Stück in und auswendig kennt, kann man streng genommen nicht mehr getäuscht werden, denn man weiß ja genau, wie die Erwartung nicht eingelöst wird...


    Ich kenne nicht so sehr viele Telemann-Konzerte. Was schon mehrfach genannt wurde und was mich besonders begeistert, sind oft die Klangfarben. Etwa auf der MAK-CD der Bläserkonzerte das Chalumeaux-Konzert. Oder die wilden Dudelsack-Effekte im Finale des Konzerts f. Blockflöte und Traversflöte. Oder die üppigen Mischungen in dem Koinzert f. Oboe d'amore, Viola d'amore u. Flöte.


    JR

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  • Johannes Roehl:

    Zitat

    was mich besonders begeistert, sind oft die Klangfarben

    Ich fand das sehr schön, was ein Musiker selbst dazu geschrieben hat. Es steht im Booklet zu dieser CD:


    (etwas unbeholfen aus dem englischen übersetzt):
    Im Allgemeinen vermied Telemann die blanke musikalische Akrobatik, die typisch für Vivaldis Konzerte ist, und experimentierte lieber mit Farben, Klängen und Texturen.
    In einer Kritik zu dieser CD ist dann zu lesen, dass "The Virtuoso" Im Titel der CD sind eher auf die Balance der Instrumentalisierung und die Formung des Ausdrucks als die schiere Geschwindigkeit bezieht.


    Liebe Grüße


  • Die Bläserkonzerte sind bei cpo erschienen. Inzwischen ist die Reihe schon auf 5 CD angewachsen. Jede Scheibe ist eine Entdeckung in mustergültigen Interpretationen. La Stagione Frankfurt und Camerata Köln leisten Hervorragendes! Michael Schneider ist als Blockflötist zusammen mit Karl Kaiser auf der Traversflöte in TWV 52 zu hören. Nach einem Konzert war ich von den beiden Interpreten begeistert und musste die CD erstehen.

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Huch, dann ist das also gar nicht so neu, wie ich dachte :S
    Könnte man den Effekt nicht auch einfach als eine Art von Humor bezeichnen?
    Im Falle von Telemann ist das sicher nicht zu weit hergeholt, wie dieses Beispiel zeigt:



    Bei mir sind die oben erwähnten Gänsehauterlebnisse tatsächlich Momente, in denen ich gleichzeitig heulen und lachen könnte.
    Beim „Googeln“ hab ich jetzt sogar festgestellt, dass der Begriff „getäuschte Erwartung“ schon bei Kant im Zusammenhang mit Lachen und Musik auftritt.


    Zitat

    ..... Musik und Stoff zum Lachen sind zweierlei Arten des Spiels mit ästhetischen Ideen, oder auch Verstandesvorstellungen, wodurch am Ende nichts gedacht wird, und die bloß durch ihren Wechsel, und dennoch lebhaft vergnügen können.


    Haben demnach Komponisten und deren größte „Fans“ einen ähnlichen Humor ? Hätte ich im Himmel mehr zu lachen, wenn ich Telemann treffen würde statt Bach ? Bräuchte ich mich also nicht vor Telemann zu fürchten ? .... um zu Alfreds Thema zurückzukommen.
    ;)

  • Die hier habe ich für einen Euro geebayt. Ein wirklicher Volltreffer. Die Aufnahme hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel (Ende der Achtziger), und das Orchester ist auch keine HIP-Formation. Und trotzdem ist dies eine frische und farbige Einspielung, die wirklich Freude macht.
    Das Orchester leistet mehr als die pflichtschuldige Begleitung; es musiziert lebendig und akzentuiert mit dem/den Solisten.



    Georg Philipp Telemann:
    Trompetenkonzerte (Konzerte für 1, 2 oder 3 Trompeten)
    John Wallace, English String Orchestra, William Boughton


    Besonders gut gefällt mir die Sinfonie für Trompete, 3 Posaunen, Flöte, Viola da Gamba, Oboe, Streicher und Basso continuo F-Dur, die ich bisher noch nicht kannte. Insgesamt gefällt mir diese Aufnahme noch besser als die ebenfalls Ende der Achtziger Jahre entstandene Einspielung mit Hakan Hardenberger und der von mir sehr geschätzten Academy of St. Martin in the Fields - nein, nicht unter Leitung von Neville Marriner, sondern von Iowna Brown, der bei nicht wenigen Aufführungen die musikalische Leitung hat. Natürlich ist auch dies eine sehr schöne und empfehlenswerte CD:




    Telemann: Trompetenkonzerte
    Hardenberger, ASMF, IOwna Brown

    Die Brilliant-Box wurde oben schon diskutiert. Mich hat sie nicht sehr angesprochen ...


    Mit John Wallce fühle ich mich zwar nicht vollständiger, aber besser bedient.


    Freundliche Grüße von der sonnigen Nordseeküste sendet Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • die Schweden von REbaroque mit ihrer Konzertmeisterin Maria Lindal haben scheinbar gar keine Angst:



    Die CD wurde angeblich in nur zwei Tagen eingespielt .... ohne Glattbügeln und Polieren. :jubel:
    Auf der Internetseite des Ensembles lassen die Musiker ihrer Begeisterung für die Musik von Telemann und Telemann selber freien Lauf. Und auf der CD scheinbar auch! OK, auf der CD ist nur ein "richtiges" Concerto. Aber ich finde es wurde noch mitreißender gespielt als in Fall meiner bisherigen Lieblingsversion dieses Doppelkonzerts von Elizabeth Wallfisch und ihrer "Band". Die letzten beiden Stücke kannte ich noch gar nicht.

  • Zitat

    OK, auf der CD ist nur ein "richtiges" Concerto.


    Das Konzert für Altflöte, Fagott & Orchester F-Dur TWV 52: F1 - das dritte Stück aud der CD - ist auch eine richtiges Concerto - nicht nur das erste Stück. Das hätte ich an der Nummer erkennen müssen .. sorry, mein Fehler. Mein voriger Beitrag passt also doch in die Rubrik "Concertó Ouvertüre". Das Concerto für vier Violinen ist allerdings ohne Generalbass. Insgesamt ist die CD wegen der kleinen Besetzung für meine Begriffe doch eher Kammermusik ;)

  • Telemanns Diskographie bekommt Zuwachs - ein Grund mehr, diesen Thread nach 3 Jahren Pause wiederzubeleben. Nach den Bläserkonzerten auf 8 CDs - Tamino hat hierzu einen eigenen Thread :


    Georg Philipp Telemann – Konzerte für Blasinstrumente


    und den hier erwähnten Trompeten- und Violinkonzerten - startet jpc eine neue Serie mit Konzerten mehrerer Instrumente. Die erste Folge ist bereits erschienen. Die Ausführenden sind das HIP - Ensemble La Stagione Frankfort unter seinem Gründer und Dirigenten Michael Schneider. Die Ausführenden der jeweiligen Solopartien rekrutieren sich aus dem Orchester.
    Es sind insgesamt 4 Cd geplant.



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Der Sinn des Threads "Wer fürchtet sich vorm Telemann" mag sich mir auch nach längerem Nachdenken nicht recht erschließen. Warum sollte man sich vor Telemann fürchten? Ich fürchte mich in Bezug auf Musik allenfalls vor allzu avantgardistisch geratenen Werken zeitgenössischer Komponisten. Möglicherweise ist ja damit gemeint - sehe ich dies mal positiv - daß TELEMANN so unglaublich viel Interessantes komponiert hat, daß man in der Tat etwas ratlos ist, welche Auswahl man da aus den hunderten von LP- und CD-Aufnahmen, die es heute gibt, am sinnvollsten treffen soll.


    Zum Glück hat man inzwischen erkannt, daß TELEMANN eben nicht nur ein "Vielschreiber" war, - auch ein VIVALDI, mit dem er schon einmal im weiteren Sinn verglichen wird, hat sehr viel komponiert, und wirklich berühmt blieb er bis heute für ein breiteres Publikum eigentlich vornehmlich durch ein einziges Werk, seine "Le quattro stationi" - sondern daß er in seinem so langem Leben nicht nur Quantität fabrizierte, sondern auch mit vielen seiner Werke höchste Qualität bewies und neue, moderne, dem Weltlichen zugewandte Musik schuf, denken wir nun an seine "Musique de Table", die er 1733 komponierte, und die damals den Charakter einer gehobenen Unterhaltungsmusik annahm. Ähnlich hoch sind auch noch andere Instrumentalwerke TELEMANNs einzuschätzen, wie z. B. sein Konzert für Viola, Streicher und Basso continuo G-Dur, sein "Konzert für Trompete, Streicher und Basso continuo C-Dur, seine "Wasser-Ouvertüre" C-Dur, seine Oper "Pimpione oder die ungleiche HEYRATH" (mit 11 Jahren hatte er als Wunderkind bereits seine erste Oper komponiert"), aber auch geistliche Kompositionen, wie "Die Tageszeiten" oder die Kantate für Sopran und Orchester "Ino", um nur einige wenige Beispiele zu nennen.


    TELEMANN war wohl der fruchtbarste Komponist des 18. Jahrhunderts, Er galt als ein Hauptvertreter des galanten Stils, der sich nicht mehr dem Barock verpflichtet fühlte. Zu Lebzeiten galt TELEMANN als der bekannteste Komponist Deutschlands, und er genoß höheren Ruhm und noch größere Wertschätzung als J.S. BACH, der seinerseits eine hohe Meinung von TELEMANN hatte, war mit diesem freundschaftlich verbunden und bestimmte diesen sogar zum Taufpaten seines Sohnes CARL PHILIPP EMMANUEL.


    Was die hier thematisierten Instrumentalwerke anbetrifft, so schätze ich besonders sein Konzert für Viola, Streicher und B.c. G-Dur, zumal in der für mich exemplarischen Aufnahme durch die ACADEMY OF ST. MARTIN-IN-THE- FIELDS unter SIR NEVILLE MARRINER, mit dem Bratscher SIMON STREATFIELD, und den Geigern NEVILLE MARRINER, NORMAN NELSON, ANTHONY HOWARD und TREVOR CONNAH, sowie JOHN CHRCHILL, Cembalo.(L'Oiseau Lyre), ferner
    das Konzert für Blockflöte, Streichorchester und B.c. F-Dur, und zwar mit dem ORCHESTRE DE CHAMBRE JEAN-FRANCOIS PAILLARD unter der Leitung des letzten Jahres verstorbenen, unvergeßlichen JEAN-FRANCOIS PAILLARD, mit dem ausgezeichneten Blockflötisten MARIO DUCHENES und ANNE-MARIE BECKENSTEINER, Cembalo. Ebenfalls sehr gerne höre ich sein Konzert für Trompete, Streicher und B.c. D-Dur, wiederum in der m. E. unvergleichlichen Erato-Einspielung mit dem ORCHESTRE DE CHAMBRE JEAN-FRANCOIS PAILLARD, mit MAURICE ANDRÉ als Solisten, sowie ANNE-MARIE BECKENSTEINER, Cembalo, und nicht zuletzt die Ouvertüre C-Dur für 2 Oboen, Fagott, Streicher und B.c. , vorzugsweise mit dem FOLKWANG-KAMMERORCHESTER unter HEINZ DRESSEL.
    .


    Weitere hochinteressante Werke sind die Suite für Streicher und B.c. "Don Quijote", das Concerto grosso D-Dur für 3 Trompeten, Streicher, Oboen, Pauken und Generalbaß, wie auch die Suite für 2 Hörner, 2 Oboen, 2 Fagotte und Streicher D-Dur "Le Tintamare".


    Also: Die "Furcht" vor TELEMANN ist wirklich unbegründet! Es gibt bei ihm noch viel Neues und Wunderbares zu entdecken!


    wok

  • Ich möcht hier - quasi als Intermezzo - kurz auf den Threadtitel eingehen. Einerseits eine Paraphrase auf "Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann?" gedacht - andrerseits als Anspielung darauf, daß man in der Vergangenheit eher einen Bogen um Telemann machte, weil er als "Vielschreiber" abgetan wurde. Man konnte ihn zudem nicht richtig einordnen - Barock oder Vorklassik? in den letzten Jahren hat sich in Sachen Telemann allerdings eine ganze Menge getan und allmählich bekommt er wieder jene Aufmerksamkeit, die er zu Lebzeiten zweifellos hatte - und welche ihm gebührt.....


    mfg aus Wien
    Alfred

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  • Am 9. Februar 2011- in Beitrag Nr 42 - hat moderato das hochkarätige Projekt aller Bläserkonzerte Telemanns vorgestellt, welches damals 5 CD umfasste. Im August 2012 war das Projekt dann - mit 8 CDs endgültig abgeschlossen. Drei Jahre später fasste cpo die 8 CDs zu einer 8 CD-Box zusammen, die derzeit um 39.99 Euro angeboten wird (5 Euro pro CD)
    Damit wurde ein ehrgeiziges Projekt in Sachen Telemann abgeschlossen. Der Empfehlung moderatos im Beitrag 42 kann ich mich nur anschliessen. Wer indes die Szene aufmerksam verfolgt, dem wird nicht entgangen sein, dass cpo das Thema Telemann weiter erfolgreich verfolgt....


    mfg aus Wien
    Alfred

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  • Natürlich hat auch das rührige Naxos-Label Telemann im Programm, und zu diesem Thread kann ich nebenstehende CD beisteuern. Sie gehört zu den älteren Naxos-Aufnahmen (1988) und bietet gefühlstiefe, prachtvolle Musik, die nach meinem Dafürhalten auf Augenhöhe mit Vivaldi, Händel und anderen Barock-Komponisten ist. Auch ich entdecke Telemann gerade erst für mich neu, nachdem ich bisher nur wenig von ihm kannte. Die vorliegende CD wieder nach langer Zeit zu hören, ist jedenfalls schon einmal ein guter Einstieg, auch wenn sie teilweise etwas metallisch bzw minimal kratzig für mein Ohr klingt, was aber auch der (frühen) Naxos-Technik geschuldet sein kann.

  • Dieser Thread ist nunmehr 12 Jahre alt und besitzt 52 Beiträge und 15554 Seitenaufrufe. Zeichen genug für das Interesse an Telemann. Das wird vermutlich im Laufe dieses Telemann Jubiläumsjahres noch zunehmen. Ich stand nun vor der Entscheidung diesen Thread weiterzuführen oder einen neuen zu starten. Ich habe mich fürs erstere entschieden. In vielen Fällen werden wir Aufnahmen vorstellen, die schon einmal - teilweise vor 7-12 Jahren !!! hier empfohlen oder gezeigt wurden, aber wollen wir froh sein, dass wir sie haben - so viele gute Aufnahmen von Telemann gab es - soweit ich mich erinnere - zu keiner Zeit. Kein Unglück wenn wir erneut an sie erinnern - und ein Glück, dass seit Beginn der "Telemann- Renaissance" (wann war das eigentlich ?) immner wieder hochkarätige Aufnahmen hinzukommen.


    Ich beginne mit derselben Aufnahme, die ich schon in Beitrag 1 dieses Threads begeistert erwähnt habe, die Folge 1 der kompletten Violinkonzerte Telemanns mit dem L' Orfeo Barockorchester mit Elizabeth Wallfisch als Solistin und Dirigentin des Ensembles (Warum das nicht Michi Gaigg gemacht hat entzieht sich allerdings meiner Kenntnis) Ungeachtet dessen handelt es sich bei dieser Aufnahme um eine Einspielung allererster Güte. Als Folge 1 erschien wussten wir noch nicht, wie viele Werke die Edition umfassen würde. Die englische WIKIPEDIA Seite kennt bis heute lediglich 2 Violinkonzerte aus Telemanns Feder, im Einführungsbeitrag zu dieser hier gezeigten CD war vom "etwas mehr als 20 Violinkonzerten" die Rede.
    Ich erwähnte in einem meiner Beiträge, daß mich die Konzerte an jene von Vivaldi erinnerten. Das war aber eine sehr oberflächliche Betrachtung, denn Telemann war auch sehr vom französischen Stil beeinflusst. Dennoch ist der Einfluß von Vivaldi nicht von der Hand zu weisen und ausserdem schrieb Telemann gelegentlich Violinkonzerte, die Einflüsse von beiden Richtungen, der italienischen und der französischen enthielten, im sogenannten "vermischten Sti"
    Diese Folge 1 ist derzeit um 7.99 Euro zu haben - wesentlich weniger, als ich einst (2004 oder 2005) dafür gezahlt habe....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    clck 15603

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  • Irgendwie kann ich Telemann nichts abgewinnen - zu durchsichtig und unspannend: vulgo: langwe


    Ich möchte hier auf diese 7 Jahre alte Bemerkung antworten und zugleich noch meinen vorhergehenden Beitrag ergänzen.


    Das "Unspannende" ist eine gute Umschreibung, deren Ursache ich erst heute wirklich erfahren habe. Zum einen machte er Konzerte teilweise mit Unlust.
    Er kannte zahlreiche Violinkonzerte, vornehmlich solche aus Italien und lehnte sie wegen ihrer auf Effekt und Virtuosität ausgerichteten Linie ab. Seine Prioritäten waren eher auf Melodie und Hamonik ausgerichtet. Hatte ich im Beitrag Nr 1 geschrieben, seine Werke klängen alles nur nicht deutsch ? Das würde ich in dieser Form heute nicht mehr sagen. Ditto hatte ich nicht gewusst, daß auch polnischer Einfloß in Telemanns Violinkonzerten steckte.
    Wer also nach viruosem Glanz und verspielter Brilliant Ausschau hält, der wird bei Telemann nur selten fündig, seine Vorzüge sind anderer Natur.
    Heute habe ich erneut die im vorigen Beitrag erwähnte Folge 1 der Violinkonzerte gehört, und zu Beginn genau diese Brillianz vermißt, die wir bei Vivaldi so ausgeprägt finden (und die vile Jahre zur Mißachtung dieses Komponisten beitrug) - aber schon nach ein paar Minuten hatte ich mich wieder eingehört un genoß die - sehr unterschiedlich gestalteten Violinkonzerte aus Telemanns Feder......
    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

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  • Das Telemann - Jahr 2017 neigt sich dem Ende zu, höchste Zeit, daß wir uns wenigstens seinem Zyklus mit den Violinkonzerten widmen (Die Bläserkonzerte besitzen einen eignen Thread) Eigentlich sind es ja keine Violinkonzerte im eigentlichen sind, was da un Folge 4 der cpo-Teleman Violinkonzert.Edition vorgestellt hat, ebens wie das schon seinerzeit bei Vorstellung von Folge 3 bemerkt wurde. Aus diesem Grund ist die Edition auch größer, als dies bei einer Gesamtmenge von 21 Violinkonzerten zu erwarten gewesen wäre....
    Wir hören hier Ouvertürenkonzerte, eine Abart der einst sehr beliebten Serenaden, deren Stücke aus unterschiedlichen Tänzen bestehend, stets eine Quvertüre vorangestellt wurde, wobei dieser Begriff, dann mit der Zeit als Gesamtbezeichnung verwendet wurde. Telemann selbst sprach einst in diesem Zusammenhang von einer "Ouvertüre mit ihren Nebensätzen" Viele dieser Ouvertürenkonzerte sind stark vom französischen Stil beeinflusst. Sie stammen aus der Zeit,wo Telemann in Dresden und Darmstadt tätiog war. Im Promotiontext zu dieser CD finden wir den treffenden Satz: "Telemann war in der Vermischung der Genres sehr erfindungsreich und experimentierfreudig"
    Wohl wahr. Deshalb hätte diese CD ebenfalls in den Thread
    Georg Philipp Telemann: Orchestersuiten
    gepasst.....
    mfg aus Wien
    Alfred


    Hier noch eine Liste im Threaddirectory von Tamino Klassikforim eingetragener Threads zum Thema Telemann
    Vollständigkeit wird nicht beansprucht.....


    TELEMANN Georg Philipp 1681-1767)-- Eine Hommage<
    TELEMANN Georg Philipp: Instrumentalkonzerte (Wer fürchtet sich vorm Telemann ?)
    TELEMANN Georg Philipp: Konzerte für Blasinstrumente
    TELEMANN Georg Philipp: Musique de Table
    TELEMANN Georg Philipp: Orchestersuiten
    TELEMANN Georg Philipp: Pariser Quartette
    TELEMANN Georg Philipp: Georg Philipp Telemann: Kammermusik ohne basso continuo (TWV 40)
    TELEMANN Georg Philipp - Telemanns Werke - Trotz Telemann-Werke-Verzeichnis ein heilloses Durcheinander?

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • mIt Jahrelanger Verspätung höre ich nun die Folge 5 dieser Serie von Telemanns Violinkonzerten. Ganz sicher bin ich indes nict. Ich hatte geglaubt, die Serie komplett zu besitzen, aber irgendwann stellte ich fest, daß mir die Folge 5 - aus welchen Gründen immer - fehlte
    Ich habe sie nachgekauft - etwa 2 Jahre reifen lassen - und heute gehört. Über die Qualität der Konzerte und ihre Eigenarten wurde schon enorm viel geschrieben, sodaß ich mich damit begnüge auf ein altes Statement von Seicento zu antworten:

    Seicento schrieb vor langer Zeit:

    Zitat

    Die Wallfisch-Reihe mit Konzerten von Telemann (mit der das Thema mal gestartet wurde) gefällt mir außerordentlich.
    Was mir dabei besonders gefällt, ist die Tatsache, dass die Konzerte ganz ohne diese Violin-Akrobatik auskommen, die mich bei Vivaldi, Tartini und Locatelli so nervt.


    Die Konzerte kommen DESHALB ohne "Violin-Akrobatik" der genannten Komponisten aus, weil sie auch Telemann nervte - und er wollte es besser machen.
    Er hat das extra schriftlich festgehalten.....


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Da ich hier schon einmal angesprochen wurde, möchte ich mich wieder einmal zu Wort melden.
    Furcht muss man vor Telemann sicherlich nicht haben. Aber unheimlich kann er einem schon werden. Auf dem Cover dieser CD, die am Freitag erscheint, wird er als Chamäleon bezeichnet - wohl weil der den Komponierstil wechselte, wie ein Chamäleon die Farben seines Schuppenpanzers. (Was für ein Zufall! Gestern habe ich einen Chamäleon-Beitrag im Coverthread eingestellt und dachte noch, was haben Chamäleons denn überhaupt mit Musik zu tun?)

    Da besagte Chamäleon-CD keine Konzerte enthält, will ich endlich einmal diese CD der Akademie für Alte Musik hier einstellen. Sie ist zum 250sten Todesjahr von Telemann erschienen und ist jetzt bei JPC so günstig, dass ich sie mir trotz meiner umfangreichen Telemann-Sammlung unbedingt bestellen muss.