Dmitri Schostakowitsch: Sinfonie No.7 C-Dur op.60 "Leningrader"

  • Ich habe die von Dir erwähnte Eurodisc-LP-Ausgabe dieser 1968er-Aufnahme mit Swetlanow. Meine Erste, die ich viele Jahre sehr zufrieden genossen habe. Wie ich heute weiß, gehört diese zu den grandiosesten Einspielungen der Leningrader, wie Lutgra auch bestätigt.



    Ca. vor einem halben Jahr hatte ich diese Doppel-LP (mit der Sinf. Nr. 6 unter Kondraschin) mal wieder rausgeholt um nach Jahrzehnten wieder reinzuhören.
    Da habe ich gemerkt wie klangverwöhnt man heute ist: grottenschlechter flacher Klang; wenig Hörspassfaktor vom Klang her - Int referenzwürdig. Ich habe alsbalb die STOP-Taste meines Plattenspielers gedrückt, weil es kein Spass machte. Warum auch, wenn man die klanglich haushoch überlegene Swetlanow-Aufnahme von 1978 (WARNER) auf CD hat = Abb in Beitrag 59.
    Trotz meiner Vorbehalte In Beitrag 59 zum etwas ausgewalzteren Tempo in der Aufnahme LIVE 1978 (gegenüber der 1968er), gehört diese ebenfalls zu den absoluten Referenzen für die Leningrader!

    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • Wenn man bereit ist, den (guten) Monoklang von 1957 zu akzeptieren, dann ist das hier eine ganz heiße Interpretation. Die knisternde LP werde ich ersetzen. Die 7. wird langsam aber sicher meine Lieblingsymphonie von DSCH.

  • :!: Dieser Therad hat sich als ein ganz hervorragendes "Nachschlagewerk" für die Leningrader entwickelt - sowohl was Aufnahmen, wie auch Informationen über diese Sinfonie angeht.
    *** Ich erinnere nur einmal an den alles umfassenden Beitrag 23 von Thomas Norderstedt !



    Trotz der Vorbehalte von Edwin gegenüber Bernstein´s Schostakowitsch-Aufnahmen allgemein, sollte man diese Aufnahmen eben mit diesem Wissen doch nicht vernachlässigen. Wer sich trotz mancher "Missverständnisse in Bernsteins Schostakowitsch-Interpretationen" (ehemaliges Zitat Edwin) auf Bernstein einlässt, wird nicht enttäuscht werden, denn :angel: diese Emotion, dieses aussergewöhnliche Einfühlungsvermögen in diese Werke, ja - dieser Wahnsinn, das ist schon ganz grosse Megaklasse. Man hätte ganz klar etwas verpasst, wenn man auf diese wahnsinnigen Emotionen verzichten würde.


    Michael hatte im Thread zu Schostakowitsch´s GA von Berglunds herausragenden Aufnahmen der Sinfonien Nr.7 und 11 (EMI) geschrieben. In der entsprechenden Amazon-Kritik dieser Berglund-CD lese ich auch heute, dass die "14 Jahre später entstandene Bernstein-Aufnahme absolut unvergessen bleibt und an Berglund nicht in dieser Grösse heranreicht. Die Blechbläser des CSO sind denen aus Bournemouth weit überlegen". Ich fühle mich durch diese Aussagen in meinen Eindrücken bestätigt. Wie Bernstein die Sinfonie Nr.7 bereits im 1.Satz entwickelt, aufbaut und die totale Katastrophe spüren und ausbrechen lässt, das geht den meisten Aufnahmen ab.


    :thumbup: Keine Frage, die beiden Swetlanow-Aufnahmen von 1968 und 1978 bleiben auch für mich die Referenz ! Die sind "auf den Punkt gebracht".
    Auch die Spielzeiten liegen mir bei Swetlanow mehr als die auch hier wieder sehr ausgewalzten typischen Bernstein-Tempi seiner Spätphase.
    Spielzeiten Bernstein = 31:43 - 14:50 - 19:25 - 18:51
    Spielzeiten Swetlanow= 28:20 - 10:59 - 18:15 - 18:25


    Den ganz grossen Vorteil moderner digitaler Klangtechnik mit einer unglaublichen Dynamic, den hat allerdings Bernstein mit dem Chicago SO zur Verfügung.
    :hail: Eine der ganz grossen Aufnahmen der Leningrader. :angel: Für mich ist das Gänsehaut pur !
    8-) Die Aufnahme wäre ( ;) im Prinzip) ein weiterer Kandidat für den Thread "Grosse Schallplattenaufnahmen der Digitalära".



    DG, 6/1988 LIVE, DDD



    Auch die Sinfonie Nr.1 hat es mit Bernstein absolut in sich !
    Aber da bleibt bei mir die straffere mit Kondraschin (Melodiya/AULOS) mein Favorit, die mich wie keine Andere geprägt hat.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Wie ich gerade zu meiner Überrschung auf amazon (link rechts) gelesen habe, ist die (bemerkenswerte!) Aufnahme, die Konstantin Iwanow zugeschrieben wird, in Wirklichkeit von Kondraschin, da es angeblich gar keine Iwanow-Aufnahme der Leningrader gibt.


    Er hat Jehova gesagt!

  • Hallo!


    Zum Verständnis der Bedeutung der Sinfonie im Zusammenhang mit der Belagerung Leningrads durch die Deutschen hat das Erste dieser Tage eine hervorragende und erschreckende Mischung aus Spielfilm und Dokumentation gessendet:


    "Das Wunder von Leningrad"


    Der Film ist sicherlich noch in der Mediathek.


    Im Anschluss daran habe ich die 7te in dieser Einspielung gehört:



    Gruß WoKa

    "Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber Schweigen unmöglich ist."


    Victor Hugo

  • Zum Verständnis der Bedeutung der Sinfonie im Zusammenhang mit der Belagerung Leningrads durch die Deutschen hat das Erste dieser Tage eine hervorragende und erschreckende Mischung aus Spielfilm und Dokumentation gessendet: "Das Wunder von Leningrad". Der Film ist sicherlich noch in der Mediathek.


    Den Film gab es vorher auf arte, wo ich ihn gesehen habe. Für mich gab es da zu viel Kriegsgeschehen im Vergleich zur Werkgeschichte. Aber er hinterlässt schon einen Endruck, wie Musik Menschen, die unglaubliches Leid ertragen müssen, einen Halt geben kann. Die Sinfonie wurde im belagerten Leningrad unter schwierigsten Bedingungen am 9. August 1942 mit dem Rundfunkorchester unter dem Dirigenten Karl Eliasberg, der einer der Assistenten von Mrawinskij bei der Leningrader Philharmonie war, aufgeführt. Wer sich dafür interessiert, wie es dazu kam, sollte das Buch "Der Dirigent" von Sarah Quigley lesen.
    Das ist ein sehr bewegender aufschlussreicher Roman, der sich auch gut liest und zeigt wie schwierig es war, die Aufführung zu ermöglichen.
    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Bei meiner Heimfahrt vom Wocheneinkauf stellte ich das Autoradio auf SRF 2, das Schweizer Kulturradio, ein. Es erklang sinfonische Musik. Ich erkannte sofort, es ist der letzte Satz aus Dmitri Schostakowitschs 7. Sinfonie, "Leningrad". Was ich da hörte, war bemerkenswert: die Stringenz, diese Unerbittlichkeit, dieser doppelte Boden, der hörbar ist. Wow! Wer sind die Interpreten? Gespannt wartete ich auf die Moderation. Der Radiosprecher verkündete: Kurt Masur und die New York Philharmonic.

    Es war die von zwei Experten der Sendung Diskothek im Blindhören auserkorene Aufnahme. Aus verschiedenen Einspielungen muss die beste und überzeugendste ausgewählt werden. Leider kann man den Potcast der Sendung ausserhalb der Schweiz nicht hören.


    Neben dieser Live-Aufnahme mit Kurt Masur und New York Philharmonic (erschienen 1999 beim Label Teldec) standen im Rennen:


    Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Mariss Jansons, Leitung

    Royal Liverpool Philharmonic Orchestra, Vasily Petrenko, Leitung

    Russian National Orchestra Paavo Järvi, Leitung

    Boston Symphony Orchestra Andris Nelsons, Leitung


    In der Würdigung des Resultates kann man nachlesen:


    "Zunächst wirkte sie in Teilen pedantisch, die Gewinneraufnahme mit Kurt Masur und dem New York Philharmonic ... . Doch Masurs genaue Lektüre überzeugte in den folgenden Runden immer mehr. Wo Schostakowitschs Ironie beissen soll, da beisst sie bei Masur. Wo die Es-Klarinette grell klingen soll, da klingt sie bei ihm grell. Und wo die Musik voller Brüche ist, da ist sie in Masurs Lektüre eben nicht organisch, nicht schön, sondern hässlich, übertrieben, schmerzhaft. Im Finale, wo Schostakowitschs bereits im Jahr der Uraufführung, dem Kriegsjahr 1941, vom Parteibüro politisch instrumentalisierte «Leningrader Sinfonie» in einen verordneten Jubel ausbricht, da zeigt seine Aufnahme haarscharf, dass zwischen Triumph und «Triumph» in Anführungsstrichen ein himmelweiter Unterschied besteht."


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • "... Im Finale, wo Schostakowitschs bereits im Jahr der Uraufführung, dem Kriegsjahr 1941, vom Parteibüro politisch instrumentalisierte «Leningrader Sinfonie» in einen verordneten Jubel ausbricht, da zeigt seine Aufnahme haarscharf, dass zwischen Triumph und «Triumph» in Anführungsstrichen ein himmelweiter Unterschied besteht."

    Lieber moderato, wer, bitte, sind denn die Verfasser dieser Bemerkungen? Abgesehen davon, dass die Sinfonie nach meinem Kenntnisstand 1942 uraufgeführt wurde, finde ich die darin aufgestellt Behauptung, dass das sowjetische Politbüro quasi mitkomponiert und den Jubel im Finale verordnet hat, völlig daneben. :no:

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rheingold1876


    Von der Potcast Seite von SRF 2 entnehme ich diese Angaben (Ich nehme an, der Musikredaktor Benjamin Herzog, hat die Worte verfasst.):


    "Triumph oder «Triumph»? Dmitri Schostakowitschs 7. Sinfonie wurde sofort nach ihrer Entstehung als Propagandainstrument verwendet. Geschrieben im Kriegsjahr 1941, sollte die Sinfonie den Sieg der Sowjetunion gegenüber den deutschen Invasoren darstellen. Schostakowitsch selbst machte zu dieser ideologischen Vereinnahmung seiner Musik zwar widersprüchliche Aussagen, die 7. Sinfonie selbst spricht jedoch eine klare Sprache. Der Triumph, in den das Finale mit Pauken und doppeltem Blech in C-Dur mündet, steht in dicken Anführungsstrichen."


    Gäste von Benjamin Herzog sind der Musikwissenschaftler Jakob Knaus und die Dirigentin Lena-Lisa Wüstendörfer."


    ÜBRIGENS:

    In Beitrag 23 von Tamino-Mitglied Thomas Norderstedt in diesem Thread stehen LESENSWERTE weitere Informationen zum Werk und der "ideologischen Vereinnahmung". Im oberen Teil des Beitrages ist ein erhellendes Zitat zur 7. und 8. Sinfonie aus den Wolkow Memoiren Schostakowitschs nachzulesen.

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  • Danke für die rasche Antwort, lieber moderato.

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  • Auf Wikipedia finde ich diese Informationen zur Entstehungsgeschichte der 7. Sinfonie:


    "Das Thema des ersten Satzes schrieb Schostakowitsch vor Beginn des Deutsch-Sowjetischen Krieges, um 1939 oder 1940. Dies waren Variationen in Form einer Passacaglia, mit einem ähnlichen Aufbau wie beim Boléro von Ravel: ein einfaches Thema, zunächst harmlos, das vor dem Hintergrund des trockenen Klopfens einer kleinen Trommel kraftvoll anwächst und sich zu einem furchterregenden Symbol der Unterdrückung entwickelt. Der Komponist zeigte diese Arbeit 1940 Kollegen und Studenten, führte sie aber nicht öffentlich auf. Im Sommer 1941, als Schostakowitsch eine neue Sinfonie zu schreiben begann, wurde die Passacaglia zu einer großen Folge von Variationen und trat an die Stelle der Durchführung im ersten Satz, der im August 1941 abgeschlossen wurde.


    Am 8. September 1941 begann die Leningrader Blockade durch die schnell vorgerückten deutschen Truppen. Im schon belagerten Leningrad schrieb Schostakowitsch im Laufe des Monats September den zweiten und dritten Satz der Sinfonie. Am 1. Oktober 1941 wurde Schostakowitsch mit seiner Familie aus Leningrad ausgeflogen und konnte das Werk in Kuibyschew (Samara) fertigstellen, wo es am 5. März 1942 vom dorthin evakuierten Moskauer Orchester des Bolschoi-Theaters unter Leitung von Samuil Samossud uraufgeführt wurde. Die Moskauer Erstaufführung am 29. März fand ebenfalls unter lebensgefährlichen Umständen statt. Doch selbst ein Luftalarm konnte angesichts der fesselnden Musik die Zuhörer nicht dazu bewegen, die Schutzräume aufzusuchen.


    Stalin war daran interessiert, die Sinfonie auch außerhalb der Sowjetunion bekannt zu machen. Am 22. Juni dirigierte sie Sir Henry Wood in London, und Arturo Toscanini leitete die erste Aufführung der Sinfonie in den Vereinigten Staaten, die am 19. Juli 1942 in New York mit dem NBC Symphony Orchestra stattfand. Schostakowitschs Wunsch nach einer Aufführung in Leningrad ging kurze Zeit später in Erfüllung: Ein Sonderflugzeug konnte die vollständige Orchesterpartitur nach Leningrad einfliegen. Die Leningrader Erstaufführung fand am 9. August 1942, während der Blockade, mit den wenigen noch lebenden Mitgliedern des Radioorchesters Leningrad und weiteren Musikern (Dirigent: Karl Eliasberg) statt.


    Die deutsche Erstaufführung mit den Berliner Philharmonikern unter Sergiu Celibidache fand in der Staatsoper Unter den Linden in Berlin im Dezember 1946 statt."

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  • Ein sehr lesenswerter Artikel zur 7. Im Spiegel online !


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • In der Würdigung des Resultates kann man nachlesen:


    "Zunächst wirkte sie in Teilen pedantisch, die Gewinneraufnahme mit Kurt Masur und dem New York Philharmonic ... . Doch Masurs genaue Lektüre überzeugte in den folgenden Runden immer mehr. Wo Schostakowitschs Ironie beissen soll, da beisst sie bei Masur. Wo die Es-Klarinette grell klingen soll, da klingt sie bei ihm grell. Und wo die Musik voller Brüche ist, da ist sie in Masurs Lektüre eben nicht organisch, nicht schön, sondern hässlich, übertrieben, schmerzhaft. Im Finale, wo Schostakowitschs bereits im Jahr der Uraufführung, dem Kriegsjahr 1941, vom Parteibüro politisch instrumentalisierte «Leningrader Sinfonie» in einen verordneten Jubel ausbricht, da zeigt seine Aufnahme haarscharf, dass zwischen Triumph und «Triumph» in Anführungsstrichen ein himmelweiter Unterschied besteht."

    Da hat der SRF 2 - Verfasser der Resultate wohl geirrt. Am 5. März 1942 brachte Schostakowitsch seine "Leningrader" in Kuibyschew zur Uraufführung, wohin er evakuiert worden war.

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • "... Die deutsche Erstaufführung mit den Berliner Philharmonikern unter Sergiu Celibidache fand in der Staatsoper Unter den Linden in Berlin im Dezember 1946 statt."

    Hier irrt nun Wikipedia gewaltig. Die Staatsoper Unter den Linden lag 1946 in Trümmern und wurde nach dem Wiederaufbau erst 1955 eröffnet. Ich kann es im Moment nicht belegen. Aber ich gehe davon aus, dass die Erstaufführung im Titania-Palast an der Berliner Schlossstraße stattfand, einem Kino, das die Philharmoniker für ihre Nachkriegskonzerte nutzten.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Aber ich gehe davon aus, dass die Erstaufführung im Titania-Palast an der Berliner Schlossstraße stattfand, einem Kino, das die Philharmoniker für ihre Nachkriegskonzerte nutzten.

    Nicht so: die Erstaufführung war am Samstag 21. Dezember, 1946 im Haus des Rundfunks. Am nächsten Tag fand eine Aufführung in der Deutschen Staatsoper statt, also damals Admiralspalast.


    M_P

  • Ich komme mal auf die eigentliche Aussage von moderatos Post zurück:

    Bemerkenswert, weil so selten, über eine Masur-Einspielung - erst recht im Vergleich mit so namhafter Konkurrenz - mal etwas so Gutes zu lesen. Ich betrachte ihn auch immer automatisch kritisch, weil er von der Kritik meist so beurteilt wird, tatsächlich aber gibt es doch wohl mehr Hörenswertes, als man meinen könnte.

    Herzliche Grüße
    Uranus



  • Historisch ist diese Aufnahme insofern, als sie wenige Tage nach den Anschlägen vom 11. September 2001 entstanden ist. Die Kritik würdigte sie seinerzeit und sie galt teils sogar als beste Klassikaufnahme des Jahres. Vor etwa einem Jahrzehnt eröffnete sie mir dann auch das Tor zur Welt von Schostakowitsch. Vor ein paar Tagen habe ich sie mir seit langer, langer Zeit noch einmal komplett angehört. Die "Leningrader Symphonie" kenne ich seither bestimmt in etwa einem Dutzend anderer Interpretationen. Gergievs Darbietung mit kombiniertem Klangkörper, bestehend aus dem Mariinski-Orchester und den Rotterdamer Philharmonikern, ist insgesamt gut gelungen. Hat man allerdings Swetlanow (Melodia) oder auch Bernstein (DG) im Ohr, so relativiert sich das doch einigermaßen. Die Intensität der beiden wird nicht erreicht, was auch an der nicht wirklich idealen Tontechnik liegt. Der Klang ist etwas mulmig und undetailliert. Das berühmte "Invasionsthema" im Kopfsatz kommt zu beiläufig, fast gefällig herüber, was hier m. E. verfehlt ist. Keine Spur vom kaum erträglichen Schrecken der alten Swetlanow-Einspielung, die hier immer noch die Maßstäbe setzt. Erst im Finalsatz kommt auch Gergiev auf Hochtouren, was insgesamt zu wenig ist für Spitzennominierung. Insgesamt also eine sehr solide, klanglich nicht ganz optimale Aufnahme, die man als Schostakowitsch-Fortgeschrittener nicht unbedingt braucht.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões