Hilde Zadek

  • Hilde Zadek wurde am 15.12.1917 in Bromberg (ehemals Ostpreßen) geboren.
    Ihre Jugendzeit velebte sie in Stettin. 1935 musste sie wegen ihrer jüdischen Herkunft Deutschland verlassen und emigrierte nach Palästina. Dort abslvierte sie eine Ausbildung zur Säuglingsschwester und arbeitet u.a. im Hadassah - Spital in Jerusalem. 1939 gelangten auch ihre Eltern und ihre beiden jüngeren Schwestern nach Palästina. Ihre Eltern hatten ein Schuhgeschäft, schon in Stettin gehabt, und eröffeneten eines in Jerusalem. Mit dem im elterlichen Schuhgeschäft zuverdieneten Geld konnte die junge Frau ein Gesangsstudium am Jerusalemer Konservatorium bei der ungarischen Opernsängerin Rose Pauly, das sie mit Auszeichnung 1945 abschloss.


    Bei einem Stipendiumsaufenthalt 1945 in Zürich, sang sie dem damaligen Direktor der Wiener Staatsoper Franz Salmhofer, die "Kindertotenlieder" von Gustav Mahler vor, und Salmhofer engagierte sie sofort als "Vorstellung auf Engagement". Es dauerte aber bis Anfang 1947, ehe Hilde Zadek nach Österreich einreisen konnte. Dort arbeitete sie mit Elisabeth Höngen an der Vervollkommnung ihrer Stimme.


    Wenn ich in meinen eigenen Opernerinnerungen blättere,so finde ich ein bemerkenswertes Kuriosum meine erste "Fidelio" - Leonore, meine erste Feldmarschallin und meine erste Donna Anna waren ein und dieselbe Sängerin: Hilde Zadek.
    Sie galt seit ihrem Engagement im Jahr 1947 als eine der vielbeschäftigsten und vielseitigsten Künstlerinnen unseres Hauses.
    Seit ihrem Debüt als "Aida", zuerst in Deutsch und innerhalb einer Woche in Italienisch, die sie also innerhalb kürzester Zeit erlernt hatte, immerhin so großen Partnern wie Elisabeth Höngen und Giuseppe Taddei, zählte Hilde Zadek zu den ersten Wiener dramatischen Sopranen der damaligen Zeit.
    In ihrer 25jährigen Verbundenheit mit der Wiener Staatsoper hat sie immer in den großen Rollen ihres Faches gesungen und beeindruckte vor allem durch die durchschlagskräftige Wucht ihrer Stimme, die im italienischen, aber vor allem im deutschen Fach bestens zur Geltung kam.
    1950 erfolgte die Berufung an die Londoner Covend Garden, 1951 an die Met, und auch späterhin hielt sie es so, dass sie ihre Abende zwischen der Wiener Staatsoper und einem anderen Hause teilte.
    Ihre letze Rolle war die Katherina Ismailowa in der gleichnamigen Oper von Schostakowitsch - ihre "kleinste" Partie in diesem Vierteljahrhundert die erste Dame in der "Zauberflöte" - das ist meine ich, wohl ein Zeugnis einer großen Künstlerschaft.


    Auf ihre unzähligen Partien angesprochen, kristallisierten sich aber sehr bald ihre Lieblingsgestalten heraus: die "Fidelio" - Leonore und die Feldmarschallin im "Rosenkavalier".
    Aufs erste mag dies eine Divergenz bedeuten, doch bedenkt man die große Humanität in diesen beiden Partien, so wird der verbindende Bogen ersichtlich.
    "Ich glaube, dass in den letzten 30 Jahren die Feldmarschllin viel zu weich und zu sentimental dargestellt wurde", eröffnete Hilde Zadek mir über diese wohl diffizilste Strauss Frauengestalt. Für sie (und das unterscheidet sie, meiner Meinung nach, grundsätzlich von einer Schwarzkopf, Konetzni, Reining, Janowitz, Jones, Ludwig etc.) ist die Marie Theres eine durch und durch positive Bühnenperson, die manchmal mit sich selbst und dem Alter kokettiert, jedoch letzten Endes immer eine lebensbejahende Frau bleibt. Sie treibt zwar Octavian ganz bewusst in die Arme Sophies, doch deswegen unberührt, denkt sie ab ihrer Begegnung mit dem Polizeikommisar gewiss schon an ihr nächstes amouröses Abenteuer.
    Man muss zugeben, dass diese Interpretation ihren eigenwilligen, manchmal auch richtigen Aspekt in sich birgt.


    Aber, ich will nicht vergessen, die zwischen 1945 - 1955 bestehende Verpflichtung, dass Opernsänger auch Operette, in der Volksoper, sangen, da streiche ich ihre Saffi im "Zigeunerbaron" und ihre Kurfürstin, gemeinsam mit Wilma Lipp im "Vogelhändler", heraus.


    In den letzten acht Jahren ihrer Sängerkarriere begann sie eine neue künstlerische Aufgabe, zunächst die Annahme einer Professur an der Akademie, wo sie durch die Jahre hindurch mit großem Erfolg künstlerischen Nachwuchs betreute (1964 - 1979), und sie arbeitet auch heute noch als gefragte Gesangspädagogin, nach ihrer Pensionierung, ist sie noch immer rastlos, trotz ihrer 90 Jahre, unterwegs, um ihren ehemaligen Schülern im Engagement weiterhin zu helfen.


    Hier möchte ich einen sehr ehrlichen, offenen und doch sehr idealistischen Satz wiedergeben, den mir Hilde Zadek auf die Frage nach dem Opernnachwuchs mitgab: "Ich glaube fest daran, dass es auch heute noch Talente gibt - ja ich möchte sagen, es gibt vielleicht immer einen guten Boden für eine guten Nachwuchs, nur die Lehrer sind schlechter geworden..."


    Meisterkurse führten Hilde Zadek nach Karlsruhe und Jerusalem, in die Schweiz und nach Italien.


    Hilde Zadek - das war in der Nachkriegszeit eine derjenigen Opernprimadonnen, die sich nie in den Mittelpunkt gedrängt hat, sondern vielmehr immer auf die Qualität ihrer Stimme und ihrer hohen Musikalität bauten - auch ein ertrebenswertes Beispiel fürdie Zukunft?!


    Der nach ihr benannte Internationale Hilde Zadek Gesangswettbewerb findet set 1998 im zweijährigen Terminus statt, seit 2003 in Zusammenarbeit mit der Hildegard Zadek Stiftung und der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Er entspricht der gesangspädagogischen Intention der Künstlerin, junge Begabungen zu fördern.


    Es ist wohl möglich, dass der erste Wettbewerb, wie Elisabeth weiter unten schreibt, das Geschenk einer ehemaligen Schülerin, 1998, war - zum 80. Geburtstag, der Künstllerin. Mir machte sie in dieser Richtung keine Angaben.


    Ihre Ehrungen möchte ich nicht vergessen:


    * Ehrenmitglied der Wiener Staatsoper
    * Ehrenkreuz 1. Klasse für Wissenschaft und Kunst
    * Ehrenmedaille der Bundeshauptstadt Wien in Gold
    * Verleihung der Ehrendoktorwürde duch die Hochschule für Musik in Karlsruhe (zum 90. Geburtstag 2007)


    Ich aber persönlich freue mich immer, wennn ich mich mit ihr am Telefon unterhalte, da wirkt sie so jung, für mich ist sie eine der jüngsten 90jährigen Menschen überhaupt, und die Liebenswürdigkeit in Person, man muss sie gern haben.

  • Eine schöne Platte von Preiser mit Ausschnitten aus ihrem Repertoire:



    Titelverzeichnis
    1. Tannhauser: Dich, Teure Halle, Gruss' Ich Wieder/Act 2. Arie Der Elisabeth Aus Dem
    2. Lohengrin: Einsam In Truben Tagen/Act 1. Erzahlung Der Elsa Aus Dem
    3. Der Fliegende Hollander: Act 2. Traft Ihr Das Schiff Im Meere An Ballade Der Senta Aus Dem
    4. Elektra: Ich Kann Nicht Sitzen Und Ins Dunkel Starren Szene Der Chrysothemis
    5. Ariadne Auf Naxos: Ein Schones War: Hiess Theseus-Ariadne/Monolog Der Ariadne
    6. Idomeneo: Tutte Nel Cor Vi Sento/Act 1. Arie Der Elektra Aus Dem
    7. Le Nozze De Figaro: E Susanna Non Vien!/Act 4. Arie Der Grafin Aus Dem
    8. La Clemenza Di Tito: Deh, Se Piacer Mi Vuoi/Act 1. Arie Der Vitellia Aus Dem
    9. La Clemenza Di Tito: Ecco Il Punto, O Vitellia/Act 2. Arie Der Vitallia Aus Dem
    10. Konzertarie KV 486a: Basta, Vincesti
    11. Konzertarie KV 578: Alma Grande
    12. Konzertarie KV 528: Bella Mia Fiamma


    Viele Grüße


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von oper337


    Der nach ihr benannte Internationale Hilde Zadek Gesngswettbewerb findet seit 1998 im zweijährigen Terminus statt, seit 2003 in Zusammenarbeit mit der Hildegard Zadek Stiftung und der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. Er entspricht der gesangspädagogischen Intention der Künstlerin, junge Begabungen zu fördern



    Lieber Peter,


    erlaube mir eine kleine Korrektur:


    die Stiftung stiftete schon bei den Wettbewerben 1998 und 2000 den ersten Preis,


    die tatsächliche Zusammenarbeit dürfte entstanden sein, als der Wettbewerb nach Wien "umzog".


    Der erste Wettbewerb 1998 war meines Wissen ein Geschenk, das eine ehemalige Schülerin Hilde Zadek zum 80. Geburtstag machte.


    LG, Elisabeth

  • Interessanterweise haben dier in Wien tätigen großen Divas ihre schönsten Tonaufnahmen nicht in Österreich, sondern bei deutschen Rundfunkanstalten gemacht. Eine der bestbesetzten Einspielungen von Richard Strauss' "Ariadne auf Naxos" in dieser Zeit wurde beim WDR Köln aufgenommen:



    Hier die Besetzungsliste, in der viele gute Bekannte stehen:


    Aufnahme: 1954, Funkhaus WDR, Köln
    Dirigent: Joseph Keilberth
    Orchester des WDR Köln

    Ariadne (Primadonna): Hilde Zadek

    Bacchus (Tenor): Hans Hopf
    Brighella: Walter Jenckel
    Der Haushofmeister: Eduards Marks
    Der Komponist: Sena Jurinac
    Der Musiklehrer: Alfred Poell
    Dryade: Maria von Ilosvay
    Echo: Käthe Möller-Siepmann
    Ein Lakai: Heiner Horn
    Ein Offizier: Ferdinand Schnelle
    Ein Perückenmacher: Werner Engelhardt
    Ein Tanzmeister: Peter Offermanns
    Harlekin: Horst Günter
    Najade: Gerda Sommerschuh
    Scaramuccio: Alfred Pfeiffle
    Truffaldino: Fritz Ollendorff
    Zerbinetta: Rita Streich


    Ich hätte die Aufnahme ebenso bei Hans Hopf, Rita Streich, Sena Jurinac oder Heiner Horn einstellen können!


    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald!


    Ja, leider wurden diese Aufnahmen nie von der Staatsoper gemacht.


    Ja, persönlich gesehen und gehört habe ich Kms. Hilde Zadek als Ariadne und auch Rita Streich als Zerbinetta oder Najade.


    Gerade bei Sängern der WSTO ist es schade, das nicht Abende gibt, die aufgenommen wurden, oder zumindest nicht von der Fa. Arcadia, das ist die Verkaufsstelle von Aufnahmen von Aufführungen der der WSTO.


    Herbert v. Karajan hat das eigentlich erst gemacht. Aber auch hier werden Aufnahmen, die nicht oft verkauft werden,einfach gestrichen.


    Besten Dank an Dich Harald, dass Du solche Raritäten immer wieder zeigst.


    Liebe Grüße aus dem heißen Wien, Peter. :hello: :hello:

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  • kann ich die Frage mal stellen: ist Hilde Zadek auch als Liedsängerin hervorgetreten? Ich meine mich an einen Abend bei den Wiener Festwochen 1967 oder 1968 zu erinnern, wo sie in Begleitung der Symphoniker unter Bruno Maderna die Rückert-Lieder von Mahler gesungen hat. Das war allerdings nicht ihr Fach...


    :hello:

  • Das Debut und einer der ganz großen Erfolge von Hilde Zadek war ihre Rolle als AIDA in Verdis gleichnamiger Oper.


    Hier ist die Gesamtaufnahme in deutscher Sprache:



    Giuseppe Verdi (1813-1901)
    Aida (in dt. Spr.)

    2 CDs


    Zadek, Rosvaenge, Metternich, Höngen,
    NWDR SO, Schmidt-Isserstedt
    Label: Walhall , ADD/m, 1951


    Eine Aufnahme in Top-Besetzung für Freunde der deutschsprachigen Oper!


    LG


    :hello:

    Harald


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    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Helmutandres!


    Ja, Hilde Zadek ist auch als Lied - Sängerin aufgetreten, nur weiß ich nicht ob ihre Lieder - Programme, auf LP / CD aufgenommen wurden.


    Die "Lieder eines fahrenden Gesellen" von G. Mahler wurden, glaube ich, in den späten 50er Jahren, auf LP aufgenommen.


    Liebe Grüße Peter, aus Wien. :hello: :hello:


  • Hilde Zadek und Emmy Loose sangen, in der Staatsoper in der Volksoper, bedingt durch die Vereinbarungen, dass Opernsänger Operette singen mussten - und das waren immer herrliche Vorstellungen.


    Liebe Grüße Peter aus Wien :hello:

  • Hier ist eine weitere Verdi-Gesamtaufnahme, die Hilde Zadek in Köln beim Westdeutschen Rundfunk gemacht hat, mit prominenten Partnern und Maestro Mario Rossi am Pult:



    Giuseppe Verdi (1813-1901)
    I Vespri Siciliani (in dt. Spr.)



    3 CD
    Künstler: Zadek, Hopf, Fischer-Dieskau, Frick, Borst, Firchow, Litz,
    RSO Köln,
    Dirigent: Mario Rossi
    Label: Capriccio , ADD/m, 1955


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • heute wird sie 95:



    Hilde Zadek (* 15. Dezember 1917 in Bromberg, Provinz Posen) ist eine deutsch-österreichische Opern-, Operetten-, Lied- und Konzertsängerin mit der Stimmlage Sopran. Sie arbeitete als Gesangspädagogin und unterrichtete an der Musikhochschule in Karlsruhe.


    Glückwünsche zum 95. Geburtstag! :jubel:


    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Gratulation einer ganz großen Dame eine ganz doll bewunderte Künstlerin,
    Lehrerin und Menschen Ks HILDE ZADEK.


    :jubel::jubel::jubel::)
    HAPPY BIRTHDAY!

    mucaxel

  • Hilde Zadek feiert heute ihren 97. Geburtstag!


    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Ich erinnere mich gerne durch zahlreiche Aufnahmen an Hilde Zadek. Vor Kurzem hörte ich noch einen AIDA-Querschnitt mit ihr und Ernst Kozub und den "Zigeunerbaron" mit ihr und Julius Patzak.


    W.S.

  • [timg]https://upload.wikimedia.org/w…g/260px-Hilde_Zadek.jpg;l[/timg]Hilde Zadek war 25 Jahre lang Mitglied der Wiener Staatsoper, hat in mehr als 700 Vorstellungen 39 Rollen gesungen.



    Heute wird Kammersängerin Hilde Zadek 100 Jahre alt!



    Aus Anlass ihres Geburtstages ehrt sie die Wiener Staatsoper mit einer Ausstellung und einer Geburtstagsfeier im Schwindfoyer.



    Sehr zu empfehlen ist das folgende, hoch interessante Interview mit der Sängerin, welches aus Anlass ihres 95. Geburtstages entstanden ist. Es ist ein Genuss ihren Erzählungen zuzuhören. :)


    Hilde Zadek Interview





    Gregor

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  • Nachruf für Hilde Zadek

    Die Wiener Staatsoper hat Hilde Zadek, die - wie schon an anderer Stelle des Forums berichtet - am 21. Februar 2019 im Alter von 101 Jahren starb, einen Nachruf gewidmet. Darin heißt es: "Sie debütierte am 3. Februar 1947 als Aida in einer Aufführung der Wiener Staatsoper im Theater an der Wien und wurde rasch zu einer wichtigen Säule des Ensembles. Zwischen 1947 und 1971 sang Hilde Zadek 39 Rollen in 37 verschiedenen Opern in 786 Staatsopernvorstellungen. Zu ihren wichtigsten und meistgesungen Rollen zählen u. a. die Titelrolle der Aida (71 Mal), Contessa d’Almavia (Le nozze di Figaro – 59 Mal) oder Marschallin im Rosenkavalier (58 Mal). Weitere wichtige Partien waren etwa Donna Anna (Don Giovanni), Ariadne (Ariadne auf Naxos), Eva (Die Meistersinger von Nürnberg), Santuzza (Cavalleria rusticana) oder Elisabetta (Don Carlo)." Ihren letzten Staatsopernauftritt habe sie am am 3. Jänner 1971 in der Walküre absolviert und sich danach von der Bühne zurück. "Seitdem war sie in Österreich und international als Gesangslehrerin tätig, leitete u. a. bis 1978 die Gesangsabteilung am Konservatorium der Stadt Wien." In der letzten Vorstellung am Haus sang sie übrigens die Gerhilde.


    Das Plattenvermächtnis der Zadek ist beträchtlich. Manche Aufnahme ist bisher nicht auf CD erschienen. Dazu gehört auch dieser Querschnitt durch Verdis Aida, auf den auch von Wolfgang in Beitrag 14 verwiesen wurde:


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich besitze auch einige Aufnahmen von Hilde Zadek.


    Ganz besonders schätze ich die Ariadne in der Aufnahme des WDR unter Joseph Keilberth.

    Die bekommt man sogar für knapp 8.00€

    Richard Strauss (1864-1949): Ariadne auf Naxos, 2 CDs


    Ich werde sie mir in den nächsten Tagen mal wieder auflegen!

    Auf der Bühne erlebt habe ich Hilde Zadek nicht.


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Lieber Caruso

    ich habe sie als Marschallin im "Rosenkavalier" erlebt. Eine der Künstlerinnen, die durch Autorität und Ausstrahlung die Bühne sofort beherrscht. Ende April werde ich beim Hilde Zadek Gesangswettbewerb in Wien die Preisträgerin im Sopranfach für das diesjährige Konzert bei der Gottlob Frick Gesellschaft mit einem Auftrittspreis auszeichnen. Dabei werde ich auch einige Grußworte im Musikvereinssaal sprechen. Allerdings nicht im Goldenen, so weit bin ich noch nicht emporgestiegen, sondern im Gläsernen Saal.


    Herzlichst

    OPerus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

    Einmal editiert, zuletzt von operus ()

  • Ihr hundertster Geburtstag ist im Forum ja leider ignoriert worden. Dabei wäre das ein schöner Anlass gewesen, um sich ihrer Karriere zu erinnern. Leider ist es wieder mal so, dass man erst sterben muss, damit man sich eines Menschen erinnert. Traurig.

    Wie sang Falco schon so richtig? Muss ich denn sterben, um zu leben?


    Ich möchte aber aus Anlass ihres Ablebens noch einmal auf das von mir weiter oben verlinkte Interview mit ihr hinweisen, in dem sie über ihren Karrierestart und das viele Glück, welches ihr gerade in der Jugend nicht einfache Leben begleitet hat, so eindringlich erzählt. Eine sehr kluge Frau, der man einfach wie gebannt zuhören muss.


    Hilde Zadek Interview


    Und sie war aktiv bis zuletzt. So ist sie auch auf Reisen und im Rahmen ihrer Lehrtätigkeit in Karlsruhe, und nicht in ihrem vielgeliebten Wien verstorben, dass jahrzehntelang ihr zu Hause gewesen ist. Sie unterrichtete auch noch mit 101 Jahren in Wien und Karlsruhe.


    Im April findet der im 2-Jahresrhythmus abgehaltene Internationale Hildegard-Zadek-Gesangswettbewerb der Hildegard-Zadek-Stiftung statt. Nun leider ohne sie.


    Ich fand ihren Mut und ihr Selbstbewusstsein so beeindruckend. Sich beispielsweise vor den Direktor der Wiener Staatsoper, damals Franz Salmhofer, hinzustellen, und zu sagen, dass sie natürlich die Aida als Einspringerin übernehmen kann, obwohl sie die Partie nie studiert und die Oper bis zu diesem Zeitpunkt auch nie gehört hat. Die Rolle hat sie dann innerhalb weniger Tage gelernt. Genauso war es bei ihrem Einspringen für Tebaldi im Verdi-Requiem mit Karajan, wo sie die Partitur dann über Nacht gelernt hat. Da gehört schon was dazu.


    Gregor

  • Im April findet der im 2-Jahresrhythmus abgehaltene Internationale Hildegard-Zadek-Gesangswettbewerb der Hildegard-Zadek-Stiftung statt. Nun leider ohne sie.

    Lieber Gregor,


    wie ich in meinem Beitrag erwähnt habe bin ich am Rande in den Hilde-Zadek-Gesangswettbewerb involviert. Das Finale findet am 27. April im Musikvereinshaus im Gläsernen Saal. Kannst du eventell dabei sein? Wäre schön, wenn ich Dich bei dieser Gelegenheit persönlich kennenlernen würde.


    Herzlichst

    Operus (Hans)

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  • Ihr hundertster Geburtstag ist im Forum ja leider ignoriert worden. Dabei wäre das ein schöner Anlass gewesen, um sich ihrer Karriere zu erinnern. Leider ist es wieder mal so, dass man erst sterben muss, damit man sich eines Menschen erinnert. Traurig.

    Sei nicht traurig, lieber Gregor. Zumindest hattest Du ja ihres 100. Geburtstages gedacht. Was man dem Forum nicht nachsagen kann, ist, die Erinnerungen an alle möglichen Künstler zu vernachlässigen. Oft bleibt es aber bei Gratulationen und dem faktischen Gedenken. Manche Threads bestehen inzwischen fast nur noch aus Gedenktagen. Wir alle könnten, wenn es uns wichtig genug wäre, mehr Butter bei die Fische geben. Das macht natürlich viel Arbeit. Und es braucht genug Leute, die sich etwas auskennen mit den Sängern, um Erhellendes beizutragen. Zum Glück konnten Lücken durch kompetente neue Mitglieder geschlossen werden. Andere starben oder zogen sich zurück. Noch ein sehr kenntnisreiches Mitglied ist in Schweigen versunken, weil es nur noch moderiert mitarbeiten darf, ein Zustand, der bald aufgehoben werden sollte. Warum nun hat Hilde Zadek als Sängerin nicht die Würdigung erhalten, die sie verdient? Vielleicht sagt die Stimme ja nicht jedem zu. Mir sagt sie jedenfalls nicht sonderlich zu. Vielleicht musste man sie live hören. Über die Dokumente erreicht sie mich überhaupt nicht. Willi hat einmal sinngemäß geschrieben, man könne doch nicht einer Sängerin gratulieren und sie gleichzeitig mit Kritik belegen. Obwohl ich diesen Standpunkt nicht teile, habe ich ihn mir gemerkt - und vielleicht sogar unbewusst danach gehandelt.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Schriebe ich, Hilde Zadek, das war einfach weit vor meiner Zeit, so träfe dies eigentlich auf viele Sängerinnen zu, die ich schätze. Bewusst habe ich sie auch aufnahmetechnisch bislang kaum gehört, was ich gerade im Moment nachhole (Spotify und YouTube machen es möglich). Sie zog sich bereits 1971 mit gerade 54 Jahren von der Bühne zurück - was erstaunlich zeitig zu nennen ist. Gab es dafür besondere Gründe? Hat sie gar jemand noch vergleichend zu ihren früheren Jahren live hören können?


    Ihre Senta läuft im Moment. Und ich verstehe, was Rheingold wohl ausdrücken wollte. Nicht unbedingt eine attraktive Stimme, aber doch sehr ausdrucksstark - und vor allem enorm wortdeutlich.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Sie zog sich bereits 1971 mit gerade 54 Jahren von der Bühne zurück - was erstaunlich zeitig zu nennen ist. Gab es dafür besondere Gründe?

    Sie dürfte stimmlich an ihre Grenzen gekommen sein. Wer als Aida debütiert, zahlt irgendwann doch einen hohen Preis. Vielleicht war es in ihrem Fall so. Am Ende dieser glanzvollen Karriere an der Wiener Staatsoper stand die Gerhilde. Das ist schon bitter. Ich kann gut verstehen, dass sie sich entschloss, doch lieber aufzuhören.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Das mag wohl wahr sein. Wirft man einen Blick ins online zugängliche Archiv der Wiener Staatsoper, scheint sie die schwereren Partien bereits bis etwa Mitte der 60er Jahre eingestellt zu haben. Die letzten dort vermerkten Auftritte in den entsprechenden Rollen: Aida 1959, Tosca 1961, Salome 1962, Leonore 1962, Sieglinde 1963, Elisabetta 1963, Marschallin 1964. Einzig die Katerina Ismailowa sang sie noch bis 1969. Zuletzt ansonsten nur mehr die kleinen Partien der Dritten Norn und Gerhilde. Mit dieser schied sie am 3. Jänner 1971 in einer Vorstellung unter Horst Stein aus. Die sonstige Besetzung übrigens: Siegmund: Hans Beirer; Sieglinde: Roberta Knie; Hunding: Walter Kreppel; Wotan: Thomas Stewart; Brünnhilde: Margret Kinsley; Fricka: Grace Hoffman.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph II!

    Nicht unbedingt eine attraktive Stimme, aber doch sehr ausdrucksstark - und vor allem enorm wortdeutlich.

    Es gibt Aufnahmen von Frau Zadek, in denen die Stimme nicht nur 'nicht attraktiv' klingt, sondern - mit Verlaub - greislich! Ich denke da an die Anna in der Moralt-Aufnahme des Don Giovanni. Das ist insofern besonders schade, als ansonsten die übrigen Partie glänzend besetzt sind mit Jurinac, London, Simoneau, Berry, Waechter und Sciutti. Das wäre meine Lieblingsaufnahme - hätte man eine andere Anna! Und ihr Ausdrucksstärke hilft ihr in der Partie auch nicht. Besser: davon ist nichts hörbar!

    Aber bitte: es gibt auch Aufnahmen, auf denen die Stimme durchaus ihre Reize hat und überzeugend gestaltend eingesetzt wird! Zumindest in der Ariadne wird doch hörbar, warum sie in einer Opern-Stadt wie Wien geschätzt wurde!


    Nebenbei: Wortdeutlichkeit kann man ihr leider nicht bescheinigen, wenn sie italienisch singt.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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  • Weiter oben war die Frage aufgeworfen worden, ob denn Hilde Zadek auch als Liedsängerin in Erscheinung getreten sei. Ist sie, wie diese LP mit dem aus heutigern Sicht etwas fragwürdigen Cover belegt. Es macht allerdings wenig Freude, die Lieder in dieser Interpretation zu hören. Sie findet keinen Zugang und keine Linie, vielmehr schimpft sie sich durch diese rasanten Stücke.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich habe Hilde Zadek nur ein einziges Mal auf der Bühne erlebt: Als Fremde Fürstin in "Rusalka" - und habe sie in keiner guten Erinnerung.

    Ihre Arien-CD schätz ich aber sehr!


    Erich

  • Ihr hundertster Geburtstag ist im Forum ja leider ignoriert worden. Dabei wäre das ein schöner Anlass gewesen, um sich ihrer Karriere zu erinnern. Leider ist es wieder mal so, dass man erst sterben muss, damit man sich eines Menschen erinnert. Traurig.

    Leider sind es doch überwiegend kritische Stimmen, die nun zu Worte kommen.


    Vielleicht sagt die Stimme ja nicht jedem zu. Mir sagt sie jedenfalls nicht sonderlich zu. Vielleicht musste man sie live hören. Über die Dokumente erreicht sie mich überhaupt nicht.

    Ich habe Hilde Zadek nur ein einziges Mal auf der Bühne erlebt: Als Fremde Fürstin in "Rusalka" - und habe sie in keiner guten Erinnerung.

    Es gibt Aufnahmen von Frau Zadek, in denen die Stimme nicht nur 'nicht attraktiv' klingt, sondern - mit Verlaub - greislich! Ich denke da an die Anna in der Moralt-Aufnahme des Don Giovanni.

    Es macht allerdings wenig Freude, die Lieder in dieser Interpretation zu hören. Sie findet keinen Zugang und keine Linie, vielmehr schimpft sie sich durch diese rasanten Stücke.


    Es wäre mal interessant zu hören, was eigentlich ihren Erfolg, den sie ja in Wien über viele Jahre genießen konnte, ausmachte.

    Ihre Aufnahmen scheinen kein gutes Zeugnis. In den Büchern von Herzfeld, Blyth, Steane, Celletti, Kesting, Fischer etc. erfährt man nichts über Hilde Zadek. Sie wir allenfalls in Aufzählungen erwähnt. Da wären doch mal Berichte von Opernfreunden hilfreich, die sie in ihrer guten Zeit haben hören können!


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Sicherlich ist etwas dran an den Aussagen, dass man Hilde Zadek live auf der Bühne erleben musste, um ihren künstlerischen Rang richtig einordnen zu können. Im Beitrag 18 teilte ich bereits mit, dass ich ihre Marschallin im "Rosenkavalier" als sehr gute Leistung in Erinnerung habe. Die Wiener vergöttern ja ihre Sängerlieblinge, raunzen aber auch deutlich, wenn die Leistung nicht stimmt. Deshalb hätte Hilde Zadek sich nicht in lange ersten Partien halten können, wenn die Qualität nicht vorhanden gewesen wäre. Auch wäre die Verehrung, die ihr heute noch durch die Hilde Zadek-Stiftung und den Hilde Zakek-Gesangs zuteil wird kaum möglich, wenn es nicht zahlreiche Verehrer von dieser Künstlerin gäbe. Ausserdem war sie als Gesangspädagogoin hoch geschätzt.

    Vielleicht ist sie auch eine von den Sängerinnen, die eine hohe Bühnenwirkung hatten, die sie dann auf's Stimmliche reduziert allerdings nicht auf Tonträgern umsetzen konnte. Über die Diskrepranz der sängerischen Leistung Bühne/Tonaufnahme einmal grundsätzlich zu diskutieren wäre sicherlich interessant und auch ergiebig. Ich scheue mich im Moment noch, eine solche Disussion zu eröffnen, weil man dabei wahrscheinlich einigen Glorifizierten doch nahe treten müsste. Es geht dabei allerdings um's Prinzip: Warum überzeugen, ja überwältigen manche Stimmen auf der Bühne und können diese Wirkung in der Aufnahme nicht realisieren. Selbst die auf der Bühne grandiose Birgit Nilsson klagte darüber, dass sie mit ihren Aufnahmen nie zufrieden gewesen sei. Sicherlich gibt es auch die typische Mikrofonstimme, wo man dann enttäuscht ist, wenn wenn man diesen "Plattenheroen" live hört. Wer liefert das erste Beispiel?


    Herzlichst

    Operus (Hans)

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    Einmal editiert, zuletzt von operus ()

  • Ein kleines Beispiel dazu:

    Mitte der 1960er Jahre kaufte ich nach dem Erscheinen sofort die erste Sherill Milnes - LP und freute mich auf die Premiere von "Macbeth" mit seinem Wien-Debüt. Die Enttäuschung zwischen LP und live war groß.


    Erich

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