Beiträge von wendelin82

    Zum Adagio und Rondo F-Dur, D 487 von Schubert:
    ich habe es einmal gespielt, ein zauberhaftes, filigranes, vielerorts an Mozart und den frühen Weber gemahnendes Werk. Der Klavierpart hat konzertanten Charakter, während die Streicherpartien recht übersichtlich gehalten sind - vermutlich existiert deshalb eine Fassung Schubert's für Klavier und Streichorchester, bei der noch eine Kontrabassstimme hinzugefügt wurde. Ich habe mir damals den Spaß gemacht, von den Streicherstimmen einen Auszug für zweites Klavier (zu Korrepetitionszwecken) anzufertigen ... Es ist in dieser Variante also zu den wenigen Konzertsätzen zu rechnen, die von Schubert erhalten sind (ein vollständiges Solokonzert existiert m.W. nicht, nur Rondos, Allegros etc. für Klavier oder Violine mit Orchester).


    Dass das Adagio und Rondo unvollendet sein soll, ist mir nicht bekannt. Es handelt sich quasi um einen Konzertsatz mit ausführlicher langsamer Einleitung (das Adagio ist knapp und schließt mit dem Halbschluss der Mollparallele, so dass die Zusammengehörigkeit beider Sätze deutlich erkennbar ist). Das Rondo ist keines im eigentlichen Sinne dieses Formbegriffs, sondern eigentlich ein Sonatensatz ohne Durchführung, dessen Material in der Reprise unverändert (jedoch in der Haupttonart) wiederholt wird. Das tut dem enorm vielseitigen, harmonisch jederzeit hoch interessanten Verlauf des Klaviersatzes jedoch keinen Abbruch.


    Ich kenne von dem Stück eine schöne und filigrane Aufnahme mit Margarita Höhenrieder (Klavier), Konzertensemble Salzburg, Peter Lücker (Dirigent) - ebenfalls in der Streichorchesterfassung.


    Herzliche Grüße von Wendelin

    Die sympatischste CD, die ich von Jandó kenne, ist Bartóks "Für Kinder". Abgesehen davon, dass sich Konzertpianisten nur selten mit diesem pädagogischen Meisterwerk "abgeben", ist ihm in jeder Hinsicht eine liebevolle und die Charaktere der Stücke in fast jedem Fall zauberhaft treffende Aufnahme gelungen. Ich habe den ersten Band zu Schülerzeiten selbst fast komplett einstudiert und hätte mir schon damals gewünscht, eine Einspielung hören zu können - Jandós Deutung, die ich viel später kennen lernte, traf in jeder Hinsicht meinen eigenen musikalischen Geschmack.


    Ebenfalls kann ich etliche Haydn-Aufnahmen von ihm empfehlen (zB die h-Moll-Sonate), und auch Schubert (Impromptus) und Beethoven (ich kenne von der Gesamteinspielung nur die drei Sonaten op. 10, aber diese sind sehr feurig und dabei ausgesprochen klar im Ton).


    Viele Grüße von Wendelin *

    Sehr schön sind auch die Skrjabin-Aufnahmen von Bernd Glemser. Ich glaube, auch er hat annähernd alle eingespielt, ich kenne von ihm die Zweite (sehr ätherisch im ersten, mit brodelnder Energie im zweiten Satz), die Fünfte (ein reines Feuerwerk), die Siebte und Neunte. Ist in jedem Fall einen Vergleich wert, sind bei Naxos erschienen.

    Herzlichen Dank für die wohlwollende Konzertkritik, Kulturvermittler :)


    Ich halte die 'Gesänge der Frühe' für eins der interessantesten Klavierwerke Schumanns, gerade im Kontrast zu den frühen und mittleren Zyklen. Und dass der späte Schumann nicht immer die Achtung bekommt, die er verdient (zB im Fall des Violinkonzerts, das von Joseph Joachim und seinen Erben jahrzehntelang zurück gehalten wurde), ist ein Problem, das vermutlich nach wie vor Einfluss auf die Gestaltung der Konzertprogramme hat. Wann hört man schon einmal die beiden Violinsonaten, das wunderbare 3. Klaviertrio oder die Fantasie für Violine und Orchester?


    Die 'Gesänge' habe ich bisher immer nur live gehört. Meines Erachtens sind sie ein Werk, was es dem Pianisten im Studio viel schwerer macht als auf der Konzertbühne - wie wohl auch Herr Pollini spüren musste (ich kenne seine Aufnahme nicht, halte aber die Einschätzung von CRC für durchaus plausibel). Hier gibt es Grade von Subtilität und pianistischer Poetik, die man auch unter den Schumann-Klavierwerken selten findet. Am meisten beeindruckt hat mich bisher die Deutung von Benedikt Kämpfelbach, dem Gewinner des Kleinen Schumann-Wettbewerbs Ziwckau 2002, den ich im Preisträgerkonzert gehört habe und gleichzeitig diese wunderbaren Stücke kennen lernte.