Beiträge von Milletre

    Diese Frage verstehe ich nicht, denn ich konnte Christa Ludwig als Fricka nicht vergessen, weil ich sie nicht gesehen habe.


    Eigentlich war meine Antwort an Ralf Reck gerichtet. Dass Du, Stimmenliebhaber, die Ludwig nicht erlebt hast, dafür kann ich nichts. Wenigstens aus der Solti-Ring-Aufnahme sollte Dir die Ludwig aus 1965 ein Begriff sein.


    Wenn ich hier lese, dass sie in Berlin kaum gesungen hat, so war sie jedenfalls in guter Gesellschaft, denn es gibt ja eine Heerschar hervorragender Sänger und Sängerinnen, die mit ihr dieses Schicksaal teilten. Ich jedenfalls durfte die Ludwig oft in Wien erleben - sie war jedesmal ei Ereignis und bleibt nicht nur mir unvergessen.


    Ich frage mich, warum Du Dich über eine herausragende Sängerin zu Wort meldest, die Dir kaum ein Begriff ist. Da habe ich als Wiener schon einen fundierteren Hintergrund!

    Ja, das war die beste, aber auch die anderen Frickas, die in den 1990er Jahren in Berlin sangen (Ute Walther alternierend mit Hanns Schwarz an der Deutschen Oper, wärhend Uta Priew und Rosemarie Lang an der Staatsoper alternierten), wurden eigentlich immer beim Solo-Vorhang nach dem 2. Akt am meisten bejubelte (weit mehr als Hunding und meistens auch viel mehr als Siegmund). Noch Leute wie Fujimura, die nun wirklich nicht an die vier vorhergenannten Damen heranreichte, wurde einige Jahre später stets lauthals bejubelt. Dass eine "Walküren"-Fricka ausgebuht wurde, habe ich persönlich nie erlebt.


    Wie kann man nur eine Christa Ludwig so schnell vergessen?

    Das gestern (16.8.) gesendete Kammerkonzert kam von den Salzburger Festspielen, wo die beiden Tetzlaffs mit Lars Vogt - also eine hinlänglich bekannte und bedeutende Formation - Dvoráks Trio f-moll op.65 und Schuberts Es-Dur-Trio temporeich, fulminant und virtuos darboten.


    Dennoch war ich vom Schubert-Trio enttäuscht, denn ihm fehlte Schuberts Herzenston, seine Melancholie und, ja, diese aus dem Nichts in höchste Sphären aufsteigende Ergriffenheit. Dies erinnerte mich an ein Gespräch, das ich mit einem in Wien prägenden Kammermusiker vor einem Jahr führte, als er auf meine Frage, wie er zu Guldas Schubertinterpretation stehe, meinte, das war großartig und berührend, aber so kann man das heute nicht mehr spielen. Dazu fällt mir eine Begebenheit in einem Gesprächskonzert mit Stefan Mikisch ein, der von der himmlichen Schönheit in der Musik sprach. Kaum hatte er dies ausgesprochen, fuhr ihm der Moderator, ein bekannter Kulturjournalist, heftig in die Parade und herrschte ihn an: Schönheit? Was ist Schönheit!


    Mit dieser Vorrede will ich den gravierenden Unterschied früherer Interpretationen, wo man noch großen Wert auf Schönheit und Herzenston gelegt hatte, aufzeigen - im Gegensatz zu heute, wo Reibungen, harsche Kontraste und aufgesetzte Dramatik verlangt werden. Die Gefühlslage ist offensichtlich ein alter Hut und hat in heutigen Interpretationen nichts verloren. All dies erinnert mich an ein Herrscherhaus, wo zwar bittere Todesfälle, Beziehungskatastrophen und so weiter stattgefunden haben, die davon betroffene Queen mitsamt ihrer Entourage strikte Contenance zu wahren haben ... (Ist halt so, die neue Zeit!)


    Als vor Jahrzehnten di Stefano im 3.Akt "Tosca" in unnachahmlicher Weise deren dolci mani besang, war das ganze Haus vor Ergriffenheit überwältigt. Oder als sich die Sena in der "Butterfly" den Tod gab, blieb wahrlich kein Auge trocken ...


    Dazumal durfte man noch Gefühl, Ergriffenheit und Herz, vermittelt auch von großartiger Musik, zeigen - heute ist Sachlichkeit und psychologische Tiefschürferei an der Tagesordnung.


    So gesehen bin ich ein Ewiggestriger, und dafür habe ich meine Gründe, die ich hier darzulegen versuchte.

    Du zitierst meinen Witz über den Umnstand, dass sich Gäste in der Pause darüber beklagten, dass Kaufmann noch gar nicht aufgetreten sei und anwortest darauf mit dem, was ich jetzt von dir zitiert habe? Ist das wirklich dein Ernst? ?( :no: :no: :no:


    Ansonsten gilt, dass Stimmbeurteilung subjektiv ist und bleibt und sehr viel mit persönlichem Geschmack zu tun hat - und ich persönlich nehme mir in dieser freiheitlichen Gesellschaft die persönliche Freiheit, seine Stimme nicht zu mögen, weil mich sein Timbre einfach nur wenig bis gar nicht anspricht - und das ist weder objektiv ein Fehler noch ein strafbares Verbrechen!


    Im Übrigen hat Kaufmann früher den Jaquino gesungen und beansichtigt im kommenden Sommer wohl tatsächlich, in einer Aufführung des "Lieds von der Erde" alle Lieder zu übernehmen, die normalerweise auf zwei Solisten mit unterschiedlichen Stimmlagen verteilt sind -beides ist also kein Witz!


    Hier liegt ein Missverständnis vor, lieber Stimmenliebhaber. Es ist doch jedes Stimmenliebhabers gutes Recht, eine Stimme zu mögen oder nicht. Auch mir geht es da nicht anders, gibt es doch Stimmen, die auch ich nicht goutiere. Dass aber aus einer Abneigung - weshalb auch immer - ein regelrechtes Bashing wird, ist sehr schlimm. (Schlag nach z.B. bei Netrebko et al.!) Diese objektiv nicht tolerablen Hetzorgien sind m.M. Ausdruck frühpubertärer Aggression und fern jedweder sachlichen Begründung.


    Deshalb meine Klarstellung, dass Du in diesem Posting persönlich nicht gemeint warst. Nur darf eine persönliche Abneigung des einen oder anderen Interpreten nicht zu eiiner unreflektierten Schlammschlacht ausarten.

    Vielleicht hätte er - wie in früheren Jahren - lieber den Jaquino übernehmen sollen, dann hätten die Leute in beiden Akten etwas von ihm gehabt. :D


    Oder noch besser: Für einen Alleskönner wie Kaufmann, der wohl bald beide(!) Solo-Parts im "Lied von der Erde" an einem Abend singen wird, wäre es eigentlich angemessen, wenn er Jaquino UND Florestan übernommen hätten. :thumbsup:


    Jonas Kaufmann war (zumindest in der Premiere) ein Florestan allererster Güte, der mit der vertrackten Tessitura der Arie keinerlei Probleme erkennen ließ. Seine Leistung war mehr als beeindruckend - ich habe in den letzten zehn, fühfzehn Jahren keinen Florestan erlebt, der dieser fast mühelos scheinenden Darbietung auch nur annähernd (ja nicht einmal Botha!) gerecht werden konnte.


    Um so unverständlicher ist mir, dass in unserem Forum schon wieder eine Hetze gegen einen exzellenten Künstler im Schwange ist, aber das kennt man ja und ist nichts Neues. Ich erinnere mich z.B. noch sehr gut an die unsäglichen Karajan-Invektiven, die auf Basis seiner Aufnahmen grassierten, wobei man den betreffenden Tonmeistern der Plattenfirmen Vorwürfe hätte machen müssen, denn live in Oper und Konzerten hörten sich seine Interpretationen ganz anders an. Das hindert diese Leute jedoch nicht daran, dafür Künstler aus dem zweiten oder dritten Glied hochzujubeln.

    Das "dilettantische Libretto" ist zweifellos provokant gemeint, wiewohl es von antiintellektueller Bedarftheit strotzt, dennoch ist diese schlichte, "altvaterische" Prosa für heutige Ohren (Sonnleitner und Treitschke waren natürlich keine Kaliber à la Daponte oder garHofmannsthal) schwer zu verdauen, dennoch hätte man die wenigen, aber immerin vorhandenen Banalitäten vorsichtig und subtil verändern können - ich denke da vor allem an den "Tochtermann". Man muß allerdings bedenken, dass die Handlung in prämoderner Zeit spielt, die Akteure vor allem im 1. Akt (Leonore vielleicht ausgenommen) Personen eher schlichten, einfachen Gemüts sind.


    Auch der gesungene Text hat so seine Meriten. Wenn etwa Rocco seine Tochter mit Leonore verkuppeln möchte, singt er in seiner Arie nicht von Liebe, Treue und Empathie, sondern vor allem von der Notwendigkeit, Reichtum (Gold) anzuhäufen.


    All dies ist aber kein Grund, auf die Prosa generell zu verzichten, zumal sie ja die fortschreitende Handlung beeinflußt und weiterführt, so dass ihr Fehlen das Werk sowohl beschädigt als auch unverständlich macht. Die Prosa durch grausliche eletronische Geräusche zu ersetzen - wie heuer in Salzburg geschehen -, das geht gar nicht und ist ein beredtes Zeugnis unbedarfter Hilflosigkeit der Regie.

    Hier wird wieder ein unerlaubter Eingriff in eines der größten Opernwerke gewagt. Die Dialoge mögen zwar zum Teil bieder sein. Sie sind jedoch ein wichtiger Teil der Handlung. Sie tragen wesentlich dazu bei, den Gegensatz von der kleinbürgerlichen Welt des Rocco zur totalitären Gewalt des Pizarro zu verdeutlichen. In der Kerkerszene ist das gesprochene Wort sogar ausgesprochen dramatisch und schafft Verständlichkeit und Stimmung. Nur gut, dass ein unsterbliches Werk wie Beethovens "Fidelio" alle Eingriffe überstehen wird und auch nicht tot inszeniert werden kann. Der Genius siegt über die Stümper, die die Tollkühnheit, ja Frechheit besitzen sich an einem solchen Werk zu vergehen. :cursing:


    Herzlichst
    Operus


    Volle Zustimmung, lieber Hans!!!


    Ich habe den Fidelio im Radio gehört, kann mich also über die Regie nicht äußern - nur soviel: Diese penetrante Geräuschkulisse anstelle der Dialoge waren mehr als ärgerlich, ja geradezu primitiv.


    Wenn man in deutschen Landen den verqueren Begriff "Sohnemann" (ein Scheusal modischer Wortschöpfung!) verwendet und sogar toleriert, um so lockerer kommt mir "Tochtermann" über die Lippen, auch wenn "Schwiegersohn" heutzutage en vogue ist - auch wenn der "Fidelio" in einer Monarchie Spaniens ("des besten Königs Wunsch und Wille") angesiedelt ist. Ferner ist im (gestrichenen) Dialogtext explizit von der "Straße nach Sevilla" die Rede ...


    Passend dazu: Ärger bereitet mir, nur um zwei Beispiele zu nennen, das blöde Wort "kucken", das man auf diversen deutschen Sendern fortwährend hören muß, vor allem aber das unerträgliche "Tschüß", Wortschöpfungen, die der österreichischen Seele große Pein bereiten.


    Musikalisch hat mir dieser Fidelio sehr gut gefallen, nur verstehe ich Welser-Möst nicht, wenn er sich vor wenigen Tagen (zu Recht!) in einem "Kurier"-Interview darüber beklagte, dass man in der Oper (wahrscheinlich als Konzession an den juvenilen Zeitgeist) immer häufiger Elemente der Popkultur integriert, sich diesen verunstalteten Fidelio antat, wenngleich sein teils straffes, teils sehr getragenes Dirigat von mir in Verbindung mit den groß aufspielenden Philharmonikern mit Begeisterung aufgenommen wurde - vor allem die Leonore 3 war mit dem überirdischen subito piano in Verbindung mit der den Atem stocken lassenden Steigerung ins ff der instrumentale Höhepunkt des Abends.


    Die Sänger bildeten ein homogenes, beachtliches Team, wobei mich der Florestan von Jonas Kaufmann und der wortdeutliche, viele Farben seiner Prachtstimme verströmende Sebastian Holecek neben Hans Peter Königs Rocco am meisten überzeugte. Adrianne Pieczonka fiel es hörbar schwer, meine "Leonoren" Rysanek und Jones zu toppen. Olga Bezsmertna war mir zu dramatisch, so dass in den Szenen mit Pieczonka schwer zu unterscheiden war, wer Marzelline und wer Leonore war. Konieczny als Pizarro machte seine Sache ausgezeichnet, nur störten mich so manche Vokalverfärbungen.

    McCracken durfte ich in Wien öfter hören, wo er im italienischen Fach (Kalaf, Otello, Manrico ...), aber auch in Fidelio und Ariadne fulminante Auftritte hinlegte. Seine eher schwere, eigenartig timbrierte Stimme mit elektrisierende Höhe fand hier ein begeistertes Publikum.


    Den Tannhäuser sang er ein einziges Mal (Met, 1977) unter Levine mit der großartigen Leonie Rysanek, Grace Bumbry, McCurdy als Landgraf und Bernd Weikl als Wolfram, was zugleich auch dessen Met-Debüt war. Ich schätze mich glücklich, eine Aufnahme dieser denkwürdigen Produktion zu besitzen.

    Welch grossartige beeindruckende, ja schmerzerfüllte Analyse von Schuberts himmlisch-betroffen machenden Werken, lieber Helmut. Dieser Kosmos, den Schubert durchschreiten musste, wurde in dieser Intensität wohl von niemandem je erreicht*.


    * Gusta Mahler war wohl recht nahe dran. (Man sieht, nicht zu Unrecht: Wien, die Hauptstadt der morbidezza.)

    Meiner unwesentlichen Meinung nach wird hier seitenweise über pro und kontra argumentiert, wobei ein wesentlicher Umstand nicht zur Sprache kommt: Wer immer eine Oper inszeniert, steht in der Pflicht, die musikalische Klangrede, d.h. die sie imaginiert, in Einheit mit dem Libretto zu verstehen und dergestalt auf die Bühne zu bringen, wobei es dem Regisseur unbenommen beiben muß, psychologische bzw. seelische Fragestellungen und Konflikte im Sinne der Musik herauszuzarbeiten.


    Weiters beklage ich die Abwesenheit einer Bühnenästhetik, was immer wieder in erschreckender Konsequenz dazu führt, dass die Bühnenbilder meist in unatmosphärischen Vierkanthallen realisiert werden, was zudem die Bühnenakustik beeinträchtigt. Auch die Kostüme (oft sind es mausgraue Straßenklamotten, die überdies die Zuordnung zu den Akteuren erschwert) strotzen in der Regel vor Häßlichkeit.


    A propos Häßlichkeit: Offenbar ist heutzutage Häßlichkeit trendy, seit man es geschafft hat, die Schönheit als überholt, obsolet und daher verdammenswert zu stigmatisieren.


    Vorbei sind die Zeiten, als ein bedeutender Dichter noch den Satz prägen konnte: Musik ist eine heilige Kunst.

    Gott sei Dank gibt es auch bei dem engagierten Musikfreund eine Entwicklung. Die Wahrnehmung und das Urteil werden doch durch ständige Erfahrungen erweitert und verändert. Ich war und bin es heute noch: ein engagierter Verfechter Ensemblegedankens an Musiktheatern. Nur mit einem ständigen Ensemble, das auch eine Bindung an sein Opernhaus hat, können regelmäßig - besonders wenn die teueren Gaststars wieder abgereist sind - überdurchschnittliche Leistungen erbracht werden. Beispiele sind das legendäre Ensemble der Dresdner Staatsoper und das unvergessliche Mozartensemble in Wien. Heute bringen mittlere und kleinere Häuser oft herausragende Aufführungen, die sich nicht hinter den Leistungen der finanziell weit besser gestellten "Startheater" verstecken müssen. Aus Wenig mit Können und Leidenschaft Grosses zu schaffen, das ist Theater im besten Sinne. Also habe ich Herbert von Karajan damals "verflucht" - den ich als Dirigent sehr schätze - als er das internationale Stagioneprinzip durchsetzte und damit maßgeblich zur Auflösung der Ensembles beitrug. Heute weiß ich, dass es in der globalisierten Welt gar nicht anders geht als mit weltweiten Engagements von Sängerinnen und Sängern zu arbeiten. Ich hätte auch viele meiner schönsten Begegnungen mit Sängerstars wie Corelli, Siepi, Callas oder den drei Tenören wahrscheinlich nicht erlebt, wenn Herr von Karajan nicht die Internationalisierung des Opernbetriebs so gefördert hätte.
    Aus dem Saulus wurde also ein Paulus. Noch ein Beispiel des bedingten Wandels auf einem völling anderen Gebiet. In meiner Jugend war ich ein glühender Pazifist, heute weiß ich: Wer Freiheit, Demokratie und menschliche Werte will, muss bereit sein, diese zu verteidigen.
    Wahrscheinlich beruht die menschliche Entwicklung zum großen Teil darauf, dass wir Menschen wandel- und veränderbar sind und diesen Wandel zulassen auch hier in den Diskussionen in unserem Tamino-Klassik-Forum.


    Herzlich
    Operus


    Dieser Bericht gehört für mich zu den beeindruckendsten, die ich diesem Forum verdanke. NB: Die Wiener Staatsoper hat bzw. hatte stets, unbeachtet Karajans Internationalisierungsmanie, ein erstklassiges Ensemble, für das uns die Opernwelt beneidet.

    ... und gerade das ist doch ein wesentlicher Aspekt von Kunst, dass dadurch »wirkliche« Realität gespiegelt, überhöht, neu gesehen wird. Ich verstehe nicht, warum man das gerade beim sogenannten Regietheater kritisiert, nur weil das dort vielleicht weiter geht und man es als geschmacklos empfindet. Geht es bei Kunst um Geschmack? Darf man Kunst so herabwürdigen wie es hier oft geschieht, weil es nicht dem persönlichen Geschmacksempfinden entspricht? Freilich, wenn man leugnet, dass es sich bei Regietheater um – mehr oder weniger gelungene – Kunst handelt, braucht man nicht mehr zu diskutieren.


    Offenbar scheint dir entgangen zu sein, dass Puccinis Intentionen von den zeitgeistigen Regisseuren mit bewundernswerter Verachtung ignoriert, ja richtiggehend verfälscht werden. Das, lieber Dieter, ist der Stein des Anstoßes! Deshalb ist die Frage, ob es sich sich hier, wie du schreibst, um mehr oder weniger gelungene Kunst handelt, obsolet.


    Wenn ein Regisseur nicht fähig ist, seine Intentionen mit dem Werk in Einklang zu bringen, hat er seinen Beruf verfehlt.


    Diese grossartige Aufnahme kam auch auf audite - übrigens in hervorragender Mono-Qualität - heraus. Bestechend ist die grosse Wortdeutlichkeit sowohl der Interpreten als auch des exakt einstudierten Chors.


    Die Solisten sind durchwegs erstklassig, wobei mich besonders die einnehmende Jungmädchenstimme der zauberhaften Rita Streich beeindruckt, auch wenn sie in ihrer Arie den Triller nur andeutetet. Rudolf Schock geizt nicht mit Schmelz in den lyrischen Passagen, auch spart er keineswegs mit strahlenden Spitzentönen. Dennoch: die herausragendste Leistung bietet Josef Metternich, der berückende Verdi-Kantilenen verströmt, andererseits durch beeindruckende dramatische Ausbrüche schier überwältigt.


    Das RIAS-Kammerorchester unter dem hinreissend musizierenden Ferenc Fricsay weiss an den richtigen Stellen regelrecht zu knallen, andererseits fehlt es keineswegs an ausdrucksstarken Lyrismen dieses grossartigen Orchesters.


    Trotz der deutschen Übersetzung eine herausragende Aufnahme, die sich würdig in die Phalanx der bedeutendsten Rigoletto-Einspielungen einfügt.

    Was Karajan in den Sechzigern begann, nämlich speziell bei Wagner die diesen Werken immanenten Lyrismen herauszuarbeiten, trägt in der Zwischenzeit höchst erfreuliche Früchte. Heute erfreuen uns Interpretationen, in denen die sog. "Helden" auch menschliche Regungen zeigen dürfen. Mag ja sein, dass die Sänger der Gegenwart difffiziler geschult sind und ihre Interpretation speziell in lyrischen Ausdruckspassagen - ich denke da beispielsweise an Nina Stemme oder Bryn Terfel - enorm gewonnen haben. Nun könnte man einwenden, dass es heute keine hochdramatischen Stimmen mehr gäbe und aus der Not eine Tugend gemacht würde. Doch gerade die von mir genannten beiden Beispiele belegen deutlich, dass sie sehr wohl auch größter dramatischer Expressivität fähig sein können.

    Da gibt es mehrere Werke mit der Opuszahl 1. Neben den schon erwähnten drei Klaviertrios Beethovens sind es beispielsweise die 24 Capricen für Violine solo von Paganini, ein Werk, das ich besonders schätze, ist Korngolds D-Dur-Klaviertrio, wozu es eine köstliche Anekdote gibt: Als der 16jährige Komponist die Uraufführung in Wien mit seinen Eltern erlebte, soll dessen Vater, ein bedeutender Musikkritiker, seiner Gattin zugeflüstert haben: "Das ist ja viel zu schnell!" Sie wiederum meinte: "Das ist eher zu langsam!" Daraufhin bat Erich Wolfgang seine Eltern, still zu bleiben, nicht ohne zu entgegnen: "Das Tempo ist genau richtig!"


    Weitere bedeutende Opera 1 sind die ersten sechs Streichquartette Haydns, Händels Violin-Cembalo-Sonaten, gleich 15 an der Zahl, Dohnányis Klavierquintett c-moll, Glières Streichsextett, Mendelssohns Klavierquintett, beide ebenfalls in c-moll, sowie Tartinis Sonaten für Violine und Klavier.

    Gott, Karel, * 14.7.1939 Pilsen; tschechischer Schlagersänger (Tenor), stets getreuer Anhänger des Prager Regimes - wir gratulieren zum 75. Geburtstag! Er konnte mehr als nur das "Biene Maja"-Liedchen singen.
    ...
    LG


    O Gott, o Gott! - Dass Du oft auf wirkliche Größen des Kulturlebens hinweist, ist Dein großes Verdienst. Aber leider wird dieser Thread von unzähligen Unterhaltungsfuzzis vollgeräumt, die in BRAVO oder ähnlichen Postillen besser aufgehoben wären! Aber wenn Du meinen Hinweis auf den Western-Interpreten Frankie Laine, der mit seinen großartigen Songs selbst Johnny Cash alt aussehen läßt, heruntermachst und jetzt des penetranten Schnulzenheulers Karel Gott gedenkst, weiss ich wirklich nicht mehr, wo Gott tatsächlich wohnt ...

    Carreras' Stimme war, wenn ich micht recht erinnere, nicht so besonders tragfähig. Die Tenöre haben es in der Arena sowieso schwerer als die tieferen Männerstimmen (tiefe Stimmen werrden weiter übertragen als hohe).


    Da muß ich leider widersprechen. Ich habe Carreras häufig live in der Staatsoper gehört, aber mangelnde Tragfähigkeit seiner Stimme konnte man ihm wirklich nicht nachsagen.


    Auch dass tiefere Stimmen tragfähiger wären als hohe, stimmt so nicht, denn intensiv schwingende Stimmen im höheren Frequenzbereich kommen leichter durch die Orchesterwogen. Man darf allerdings die Mächtigkeit der meisten Tieftöner nicht mit deren Tragfähigkeit verwechseln.

    Ich jedenfalls verzichte gerne auf Schellack-Schätzchen, Mono-Mitschnitte und andere historische Aufnahmen - ohne eine gewisse klangliche Mindestqualität höre ich mir keine Aufnahme an, und wenn die Callas auch noch so unvergleichlich singt und der Furtwängler noch so unerreicht dirigiert.


    Im übrigen empfinde ich das Schwärmen für Interpretationen längst vergangener Zeiten als unbegründete Nostalgie - als ob es in den letzten 20-30 Jahren keine hervorragenden Interpreten gäbe, deren Aufnahmen den entscheidenden Vorteil haben, meistens auch noch gut zu klingen.


    Aber das alles führt vom Thema ab - hier sollen wir ja über die (vermeintlichen) Klangunterschiede verschiedener Formate diskutieren...


    Ich habe nichts mit dieser Welt gemein.

    Krampf-Christian in Aktion - da funkelt nichts im Orchester! - Christine Goerke quält-quäkt sich durch die Salome. Man(n) versteht kein Wort!



    :hello: LT


    Ich habe dieses Konzert im Radio (Bayern klassik) wirklich genossen. Entgegen deiner Meinung hat Thielemann wunderbar dieses herausragende Orchester dirigiert und die Sängerinnen subtil begleitet, deren zwei - Harteros und Nylund - hervorragend waren, während Christiane Goerke deren Niveau bei weitem nicht erreichen konnte. Schon der Elektra-Monolog zeigte schonungslos ihre Schwächen auf: Meist sang sie mit Überdruck, was zur Folge hatte, dass die Spitzentöne derart heftig tremolierten, so dass man deren exakte Tonhöhe nur erahnen konnte. Zudem leidet sie am Botha-Syndrom (große Tonfülle, jedoch bar jedweder Dramatik). Den abgrundtiefen Hass auf Klytämnestra konnte sie keinen Augenblick rüberbringen. Der Salome-Schlussgesang lag ihr schon etwas besser, wenngleich ihr Mangel an Ausdruck auch hier ihre Leistung schmälerte.


    Ich fand das Programm mit Strauss-Werken, die in Dresden uraufgeführt wurden, sehr interessant, obwohl gelegentlich eine Art Pasticcio-Mentalität aufgekommen war.


    Die Staatskapelle Dresden dokumentierte wiederum ihren herausragenden Rang - sie spielte so, dass man es nur als himmlisch bezeichnen kann. Auch die Instrumentalsolisten waren ihrer schwierigen Aufgabe durchaus gewachsen und zeigten mit ihrem Orchester, dass Richard Strauss hier schon auf Grund hrer Tradition in allerbesten Händen ist. Bravissimo!

    Doch bezüglich Nachsingen. Wie leicht ist denn der Anfang der Figaro-Ouvertüre?


    Wirklich kein Problem, seit mir ein Philharmoniker erklärt hatte, man müsse am Beginn nur an folgenden Text denken Knödel hamma heut', dann geht es mühelos.


    Oder der Walkürenritt: Man denke nur an den Text Gemma ins Wirtshaus, gemma ins Wirtshaus, gemma ins Wirtshaus, sauf' ma uns an ... Noch a Krügerl, noch a Krügerl ... Ober, zahln.


    Jetzt dürfte man mich zum Tode verurteilen.

    Melodiearmut: Höre ich Beethoven oder Mahler (der ganze Lieder in seine Symphonien eingebaut hat), kann ich hinterher ganze Melodien nachsingen. Bei Bruckner sind nachsingbare "Melodien", die über eine kurze Tonfolge hinausgehen, eher selten. Mir erscheinen sie eher als "Mittel zum Zweck" für seine Spannungsbögen. Man höre zum Vergleich den langsamen Satz aus Beethovens 5. oder Mahlers 6.


    Da ist wohl ein fundamentales Missverständnis im Schwange - Symphonien sind i.d.R. (natürlich gibt es Ausnahmen vor allem in so manchen langsamen Sätzen) vom jeweiligen Komponisten sicher nicht als Nachsing-Stücke gedacht, sie sind ja keine Schlager, sondern erfüllen zumeist den Zweck, Seelenzustände darzustellen. Dazu bedarf es einer polyphonen Struktur, die mannigfaltig eingesetzt wird. Ist es falsch, etwa Fugen, Konversationen zwischen einzelnen Instrumenten(gruppen) oder etwa dramatische Steigerungen zu kreieren usw.?


    Ist man von der Schlagermusik geprägt, muß man hart daran arbeiten, sich die symphonische Ebene in ihren mannigfaltigen Ausformungen zu erschließen. - Vielleicht gelingt es dann auch Dir.

    Was sagt Ihr zu einem Lohengrin, den ich im La Fenice einst auf Italieniisch gehört habe. Als der Heerrufer sang: Elsa di Brabanti, avvanti, avvanti!, da mu0te ich schon heftig in mein Taschentuch beißen, um nicht lauthals lachen zu müssen.