Alfredo Mariotti Bass 1932 - 2009

  • Wie ich gesehen habe, exisitiert noch kein Thread für Alfredo Mariotti - für mich stimmlich einer der eindrucksvollsten Bässe überhaupt, aber ähnlich wie bei Agostino Ferrin, den ich neulich vorgestellt habe, ist er außerhalb Italiens für mein Empfinden viel zu wenig bekannt.


    So exisitiert auch hier nur ein italienischer wikipedia - Artikel, auf den ich mich auch weitgehend bei meinen Ausführungen zur Biographie stütze.


    Das erste Mal vernahm ich diese resonanzreiche, edle, ungemein füllige und voluminöse Bass-Stimme in einer Nebenrolle - als Sagristano in Tosca. Wie ich später lernen sollte, war diese Rolle sozusagen ein Markenzeichen von Alfredo Mariotti.


    Er studierte Gesang am Conservatorio Giuseppe Verdi (Turin), Abschluss 1953. Im Alter von 21 gewann er zwei nationale Wettbewerbe. Er gab sein Debüt im Jahr 1954 mit Manon von Jules Massenet in der Rolle des Grafen Des Grieux in Spoleto -- und damit begann eine Karriere, die ihn zu einem Repertoire führte, das vom achtzehnten Jahrhundert bis Strawinsky reichte.


    Im Jahre 1955 gab er die Rolle des Skula in der Oper Fürst Igor von Alexander Borodin, zusammen mit Rolando Panerai und Boris Christoff, am Teatro Verdi in Triest sowie am 27. Dezember 1956 im Teatro Regio di Parma. Schließt man die vier Aufführungen im Teatro Nuovo Giovanni da Udine mit ein, wurde diese Oper am Teatro Verdi in Triest neunundsiebzig mal gespielt, bis zum Jahr 2003.


    Ab 1955 wird er zum Sakristan in Tosca par excellence, er sang diese Partie in fünfzig verschiedenen Produktionen, darunter in zwei Filmen mit Pavarotti, sowie mit Domingo und Kabaivanska, in Bilbao im Jahre 1977 und 1982, im Jahr 1990 am Teatro dell'Opera in Rom und der Arena in Verona, in Verona im Jahr 1997 (mit Semyon Bychkov und Luca Ronconi) und 2000 (mit Muti), im Sommer 1998 in der Oper in Rom sowie der Opéra national de Paris 1998 und 2002.


    Im Jahr 1958 gab er sein Debüt am Gran Teatro La Fenice in Venedig als Sacristan in Tosca: insgesamt hat er in diesem Theater neunundsechzig Mal diese Rolle verkörpert, bis 1997. Im Jahr 1973 sang er die Rolle des Varlaam in Boris Godunow an der Scala in Mailand. In diesem Theater war er bis zum Jahr 2000 aktiv, in Tosca, in Liebe zu den drei Orangen von Sergej Prokofjew sowie in Macbeth. 1977 in Bilbao sang er in Andrea Chenier den Roucher.


    Im Jahr 1963 gab er sein Debüt an der Oper in Rom als Sakristan in Tosca mit Daniele Barioni. Ebenfalls in Rom im Jahre 1976 gestaltete er den König in Aladdin und die Wunderlampe von Nino Rota sowie den Sakristan in Tosca in den Caracalla-Thermen in den Jahren 1983, 1984 und 1989.


    Im Jahr 1984 sang er den Nonaucourt in Der Florentiner Strohhut von Nino Rota am Teatro Comunale von Treviso. 1986 folgte Manon Lescaut am Teatro Regio in Turin. 1987 sang er in Verona, sowie in La forza del destino in Ravenna mit Carlo Bergonzi, darüberhinaus Adriana Lecouvreur am Teatro Comunale di Modena mit Raina Kabaivanska. 1988 sang er den Dr. Bartolo in Der Barbier von Sevilla am Teatro Petruzzelli in Bari.


    In 1992 und 1993 hörte man ihn als Benoit in La Bohème am Teatro dell'Opera in Rom. Auch im Jahr 1992 sang er den Fra Melitone in La forza del destino am Teatro San Carlo in Neapel.


    Im Jahr 1996 nahm er am Teatro Regio in Turin an einer Aufführung von "La Boheme" teil, die live im Fernsehen zur Primetime auf Rai 2 und im Radio Rai Radio 3 ausgestrahlt wurde, 50 Jahre nach seinem Debüt in Turin mit Luciano Pavarotti.


    Im Jahr 2000 sang er erneut den Melitone in La forza del destino in der Piazza della Loggia in Brescia.


    Im Jahr 2004 sang er den Dulcamara in L'elisir d'amore.


    Er arbeitete mit den größten Dirigenten der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, darunter Tullio Serafin, Gabriele Santini, Franco Capuana, Giuseppe Patane, Gianandrea Gavazzeni, Karl Böhm, Gary Bertini, Karl Richter, Claudio Abbado, Giuseppe Sinopoli, Daniel Oren, Seiji Ozawa, Riccardo Muti, Riccardo Chailly. Decca, Philips, EMI, Deutsche Grammophon, RCA, Bongiovanni machten Aufnahmen mit ihm.


    Er sang mehrere Weltpremieren: Der Strohhut von Florenz (Nonancourt) von Nino Rota 1955 am Teatro Massimo, Palermo. Er sang den Lunardo in zwölf Produktionen von I quatro rusteghi von Wolf-Ferrari neben Renata Tebaldi, Raina Kabaivanska und Mirella Freni.


    Sporadisch sang er auch Rollen wie den Pater Guardian in La forza del destino, Timur in Turandot, Ramfis in Aida, Monterone in Rigoletto, Graf Rodolfo in La sonnambula, Raimondo in Lucia di Lammermoor.


    Im Laufe seiner Karriere spielte er in 15 Opernfilmen mit, einschließlich Don Pasquale (Titelpartie), La Cenerentola (Don Magnifico), Der Barbier von Sevilla (Bartolo), L'elisir d'amore (Dulcamara) und natürlich mit seinem "Markenzeichen", dem Sakristan, in Tosca.