Andreas Scholl- der Countertenor schlechthin?

  • Eigentlich wäre das Thread-Thema eines für einen unserer Spezialisten in Sachen Barock, aber der Thread über den Countertenor machte mich darauf aufmerksam, dass es über Andreas Scholl noch keinen Thread gibt.


    Andreas Scholl ist sicher einer der bekanntesten Countertenöre. Persönlich hatte ich anfangs mit Countertenören im Allgemeinen so meine Schwierigkeiten- der Klang erschien mir künstlich und irgendwie unnatürlich. Es brauchte seine Zeit um dieses Vorurteil zu überwinden.


    Inzwischen höre ich Andreas Scholl ausgesprochen gerne.


    Hier einige Auszüge aus seiner Biographie (die Ausführungen stammen nicht von mir sondern von der Homepage Klassikakzente):


    "Geboren am 10. November 1967 im hessischen Städtchen Eltviller als Sohn eines Obst- und Gemüsehändlers, sammelte Scholl als Sopran bei den "Kiedricher Chorbuben" erste Erfahrungen mit dem klassischen Repertoire. Dort wurde Bach, Schütz, Buxtehude, Lassus gesungen. Die Mischung aus Anlage und Faszination für ungewöhnliche Musik sensibilisierte ihn dafür, die Kopfstimme über den Stimmbruch hinaus zu erhalten. Scholl wechselte als Gesangsnovize zum Alt und bildete in den folgenden Jahren im Dresdner Kreuzchor und von 1987 bis 1993 an der Schola Cantorum Basiliensis bei Richard Levitt und René Jacobs seine vokalen Qualitäten heraus. Mit klarem Timbre, brillanter Artikulation und der Neugier für noch ungehörtes Repertoire machte er sich daraufhin einen Namen als Motor der Szene, indem er zum Beispiel seltene Kantaten und Motetten von John Dowland bis Antonio Vivaldi wieder vorstellte.Die regelmäßige Arbeit mit angesehenen Ensembles wie dem Freiburger Barockorchester und der Akademie für Alte Musik Berlin, aber auch mit dem Australian Brandenburg Orchestra ließen ein breites Spektrum an Repertoire entstehen, dass von Duetten mit Laute über Besetzungen mit Gambe und Cembalo bis hin zu großen Ensembleeinspielungen reicht. Scholl debüttierte 1998 als Opernsänger in Glyndebourne mit dem Bertarido aus Händels "Rodelinda" unter der Leitung von William Christie, feierte Erfolge mit Pergolesis "Stabat Mater" ebenso wie mit seinen "Folk Songs" der englischen Renaissance. Er war sieben Jahre lang Mitglied des Studios für elektronische Musik in Basel, komponiert nebenbei Popmusik und ist Gast vieler renommierter Festivals Europas."


    Meine Lieblingsplatten:





    zuletzt erschienen, sein Recital mit Arien aus dem Repertoire des Kastraten Senesino:


    der


    Welche Aufnahmen von Andreas Scholl kennt Ihr und welche gefallen Euch beziehungsweise warum gefallen sie Euch nicht?



    Herzliche Grüße,:hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • meine Lieblingsaufnahme ist - glaube ich - auch gleichzeitig seine erste Soloplatte:




    Deutsche Barocklieder



    mich hat seine Stimme vom ersten Moment an fasziniert - dann natürlich das Repertoire.
    Leider habe ich den Tag damals verpasst, als diese CD gerade neu herauskam, war er bei uns in Wiesbaden ( Bücher Bräuer ) und gab dort Autogramme - und stand Rede und Antwort.
    Schade dass mir das entgangen ist...

  • Am Anfang fragte ich mich "Was hat sich die Plattenfirma dabei gedacht?" Aber nach dem zweiten Hören hat mich der Zauber dieser Musik nicht mehr losgelassen:





    Herzliche Grüße,:hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von Caesar73
    Am Anfang fragte ich mich "Was hat sich die Plattenfirma dabei gedacht?" Aber nach dem zweiten Hören hat mich der Zauber dieser Musik nicht mehr losgelassen:





    Ich kenne diese Scholl-CD nicht, aber bereits einer der ersten Countertenöre des 20. Jhds., Alfred Deller hat Platten mit traditionellen Folksongs eingespielt. Das hat also, wenn nicht Tradition, doch einen großen Vorgänger.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Hallo Caesar,
    ich finde Countertenöre völlig überflüssig,lediglich eine Modeerscheinung.
    Was kann ein Countertenor bringen,was eine Altistin nicht kann?
    Außerdem ist dieses Falsettsingen wider jede Gesangstechnik(falso heißt
    auf ital.falsch).Die Kastraten sangen nicht Falsett,hatten also einen ganz
    anderen Stimmklang.Ich kann nur hoffen,daß diese "Falsettära "
    und die "Originalklangära"bald wieder zuende gehen.
    Dies ist meine persönliche Meinung.


    Herbert Henn.

    Tutto nel mondo è burla.

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  • Hallo Herbert,


    dein Wunsch ist freilich ein harter Toback für viele Musikliebhaber, die Musik gespielt mit historischen Instrumenten und Spieltechniken sehr schätzen. Ich bin mir sicher, er wird nicht in Erfüllung gehen.


    Zum Thema Countertenöre habe ich mich schonmal ausgelassen, als Antwort auf ein ähnliches posting wie deines. Ich möcht´s nicht wiederholen, sondern verweise einfach darauf:
    Über Countertenöre . Nur diesen Zusatz noch, die Countertenöre sind nicht ausschließlich Ersatz für die nicht mehr vorhandenen Kastraten, sondern diese Gesangstechnik fand auch früher schon breite Verwendung. So ist z.B. von Henry Purcell überliefert, dass er neben seinem Baß auch sehr gut in der Altlage singen konnte.



    liebe Grüße,
    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -

  • Marc Antoine Charpentier sang ausschließlich in dieser Tonlage ;)


    in vielen italienischen Opern des 17. Jahrhunderts sind diese Countertenöre sehr oft eingesetzt worden, bzw. sollten die Sänger dieses Fach auch beherrschen.
    Man beachte z.B. "La Calisto" von Cavalli........


    im Übrigen ist ohne die "Originalklangbewegung" ein riesiges Repertoire nicht mehr aufführbar.
    Oder durch was soll man Lauten, Gamben, Zink und Cembalo ersetzten ?


    aber der Markt ist ja breit genug, wenn Dir das nicht passt, dann mußt es ja auch nicht kaufen, ich kaufe ja auch keine oder kaum CD's mit "herkömmlichen" Interpretationen :baeh01:

  • Hallo,
    Ihr habt ja recht. Ich weiß wohl, daß der Falsettgesang in der Chormusik
    der Renaisance und des Barock gepflegt wurde, (weil Frauen nicht zugelassen waren) wenn es dabei bliebe, wäre auch nichts dagegen einzuwenden.Jedoch,wenn die Opernrollen von Händel, A.Scarlatti, Vivaldi oder A. Salieri von Falsettisten gesungen werden, kann ich das nur exotisch finden. Auch in der Operette muß es nicht unbedingt sein. Es gibt einige "Hosenrollen" (z.B.: Orlowski, Orpheus, Cherobino etc.) und die sollten es auch bleiben.


    Herbert Henn.

    Tutto nel mondo è burla.

    Einmal editiert, zuletzt von Herbert Henn ()

  • Zitat

    Andreas Scholl ist sicher einer der bekanntesten Countertenöre



    Das hört sich etwas anders an, als die Formulierung "der Countertenor schlechthin". Aber wenn wir dabei sind, und so subjektiv ungeschützt und vollmundig urteilen dürfen: Der Countertenor schlechthin ist für mich natürlich James Bowman.


    Das ändert nichts an dem Respekt und der Bewunderung gegenüber Andreas Scholl. Mit ihm besitze und höre ich gern einige herausragende Aufnahmen. Besonders hinweisen möchte mich auf Paul McCreeshs Einspielung von Händels Salomon. Prachtvoller britischer Händel, HIP-geläutert und, wie alles mit McCreesh, mit üppigem Wohlklang.



    Mit den ausgezeichneten Solisten glänzt Andreas Scholl in der Titelpartie. Eine wunderbare Aufnahme.


    Interessant finde ich den Hinweis auf die CD "Wayfaring Stranger". Ich kann mir darunter nichts vorstellen und würde mich freuen, wenn jemand davon etwas vermelden könnte.


    Mit freundlichen Grüßen von den Gestaden der Nordsee, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Zitat

    Original von Andrew
    Der Countertenor schlechthin ist für mich natürlich James Bowman.


    In meine MP von Harnoncourt singen er und Paul Esswood. Ich fand und finde noch immer Esswood viel besser. Aber ja... Geschmackssache, oder?


    LG, Paul

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  • Zitat

    Original von Andrew



    Das hört sich etwas anders an, als die Formulierung "der Countertenor schlechthin". Aber wenn wir dabei sind, und so subjektiv ungeschützt und vollmundig urteilen dürfen:


    Liebe Andrew,


    ich habe den Threadtitel extra überspitzt formuliert um dem Thread ein wenig Zunder zu geben. Pointierte Formulierungen reizen meistens zu einem Kommentar. Und das war Sinn und Zweck der Übung :D :D


    Selbstredend gibt es eine ganze Reihe von hervorragenden Countertenören. Also mir kommt dabei zum Beispiel David Daniels in den Sinn, den ich im Sommer 2000 in München einmal als "Rinaldo" gehört habe.


    Herzliche Grüße,


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Salut,


    am 10.06.2006 von den Schwetzinger Feststpielen übertragen - das war das Programm:


    GEORG FRIEDRICH HÄNDEL
    Dolc'è pur d'amor l'affanno HWV 109a
    Vedendo amor [Kantate] HWV 175


    Cembalo, Markus Märkl


    FRANZ JOSEPH HAYDN
    Recollection Hob. XXVIa Nr. 26
    Despair Hob. XXVIa Nr. 28


    Hammerflügel, Markus Märkl


    WOLFGANG AMADEUS MOZART
    Ah, spiegarti, o Dio, vorrei KV 178 [Klavierbearbeitung]
    Abendempfindung - an Laura KV 523


    Hammerflügel, Markus Märkl


    GEORG FRIEDRICH HÄNDEL
    Verdi prati Arie des Ruggiero aus 'Alcine'


    * * *


    Ein schönes Sängerportrait von den Schwetzinger Festspielen 2006 aus dem Rokkokotheater.


    Die beiden Händel-Arien bzw. -kantaten klangen noch etwas so, als habe Scholl etliche Schwierigkeiten - entweder mit der Musik oder mit der Stimme. Aber er steigerte sich immens, der Haydn war mindestens gut, den Mozart empfand ich gar als hervorragend, besonders KV 523! Und auch das Schlußlicht Händel hat mir ausgesprochen gut gefallen. Interessant, um wieviel leiser das Cembalo gegen einen Hammerflügel klingt - es tritt ganz gegen die Stimme zurück in den Hintergrund. Auch der Hammerflügel war aber noch diplomatisch...


    Und schön, so einen Counter einmal lebendig zu erleben...


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Lieber Christian,


    Zitat

    ich habe den Threadtitel extra überspitzt formuliert um dem Thread ein wenig Zunder zu geben. Pointierte Formulierungen reizen meistens zu einem Kommentar. Und das war Sinn und Zweck der Übung


    ich liebe Einseitigkeiten, wenn man sie ungeschützt aussprechen kann und weiß, dass es ein bisschen steil formuliert ist. Die humoristischen Horizonte der verschiedenen Beitragenden sind etwas unterschiedlich, ich brauche noch ein wenig Zeit, um Äußerungen richtig einzuschätzen. :yes:


    Mein Kommentar über Bowman ist natürlich genau so gemeint. Er ist der absolut Beste heißt natürlich: er ist sehr gut!


    Nun brauche ich aber doch noch eine Info über "Wayfaring Stranger".


    Freundliche Grüße von dort, wo Seehund und Möwe einander gute Nacht sagen, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Zitat

    Original von Andrew


    ich liebe Einseitigkeiten, wenn man sie ungeschützt aussprechen kann und weiß, dass es ein bisschen steil formuliert ist. Die humoristischen Horizonte der verschiedenen Beitragenden sind etwas unterschiedlich, ich brauche noch ein wenig Zeit, um Äußerungen richtig einzuschätzen. :yes:


    Lieber Andrew,


    ich sehe Dich da auf einem guten Weg ....:D :D


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Ein wenig in den Threads graben schadet nicht...


    Ich habe ein wunderbares Weihnachtsoratorium unter Rene Jacobs zu Hause, unter anderem mit Andreas Scholl.
    Ich bin Countertenören gegenüber ja sehr skeptisch (wenn nicht gar feindselig eingestellt), schliesslich nehmen sie mir als Alt noch die paar wenigen Partien weg... :D
    Aber dem Andreas Scholl höre ich bei der Aufnahme unglaublich gerne zu!! Hell, rein, die Höhe ohne Anstrengung, und als Bach-Interpret sowieso sehr gut. Was will man mehr? (Ausser selber singen natürlich :angel: )


    Eure Beispiele animieren mich direkt, mich mal auf die Suche nach anderen Scholl-Aufnahmen zu machen. Unglaublich, was alles aufgrund dieses Forums im CD-Regal landet... ;)

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  • Zitat

    Original von AndrewNun brauche ich aber doch noch eine Info über "Wayfaring Stranger".


    Hallo,


    die Scheibe ist wirklich sehr eindrucksvoll, aber wegen ihrer stilistischen Eigenwilligkeit beileibe nicht unumstritten. Zu bekannten englischsprachigen Volksliedern hat Craig Leon, der eigentlich eher in der Popmusik zu Hause ist, soviel ich weiß, ziemlich eigenwillige Arrangements geschrieben. Da diese zwar immer im tonalen Bereich bleiben, aber die herkömmlichen Tonsatzregeln (Parallelen...) oft übergehen, entsteht ein kantiges, aber sehr stimmungsvolles Klangbild, das zu den Liedern m. E. sehr gut passt. Z. B. bei "Wild Mountain Thyme" sehe ich die beschriebenen Natureindrücke geradezu vor mir. Die Stimme finde ich toll. Man sehnt sich keinen Moment nach einer anderen Stimmlage, da überrascht Scholl jedoch bei zwei Liedern ("Henry Martin" und "The Wraggle Taggle Gypsies") mit wechselndem Counter- und Baritongesang! Herrlich.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Für mich ist Scholl tatsächlich der z. Zt. führende Countertenor schlechthin, eine Stimme, die ausgeglichen ist, die wunderbar geführt wird, tolle Höhe, mit einem unverwechselbaren Klang, doch, da komme ich ins Schwärmen. Vor allem ist Scholl auch live genauso gut, wie man das aufgrund seiner Platten erwartet.


    Die Engländer Esswood und Bowman, die ihre Verdienste haben, sind mir mit ihrem etwas krähenden Stimmklang nicht ganz so lieb, wie Scholl oder der von mir hochgeschätzte, enorm sinnliche René Jacobs.


    An Aufnahmen würde ich empfehlen: die deutschen Barocklieder ("Jetzum kömmt die Nacht herbei", klasse!) oder die Bach-Kantaten, die sind zum Niederknien! Oder die Aufnahmen mit der Accademi Bizzantina, das ist ein total aufregendes Zusammentreffen (u. a. Kantaten von Vivaldi) von erstklassigen Künstlern (auch live super!).


    Mit "Wayfaring stranger" hab ich Mühe - Crossover ist absolut nicht mein Ding, bei aller Bewunderung für das "wie"...

  • Am 15.09. wird übrigens ein "Best-of"-Album erscheinen. Weihnachten steht wohl wieder vor der Tür...

    Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück...

  • Noch nicht lange auf dem Markt ist die neue CD von Andreas Scholl. Ein Programm mit vier Kantaten von Händel- aus seinen italienischen Jahren. Bei "Amarilli vezzosa" singt Scholl zusammen mit der Sopranistin Helene Guilmette. Begleitet wird er von der Accademia Bizantina. Scholl kehrt mit dieser CD zu seinen Wurzeln zurück, zumindest in Hinblick auf die Plattenfirma: Nach acht Jahren bei Universal kehrt Andreas Scholl wieder zu Harmonia Mundi zurück. Über die Gründe kann man spekulieren. Vielleicht hat dem Sänger die Repertoirepolitik bei dem Major mißfallen?



    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Zitat

    Original von der Lullist
    Marc Antoine Charpentier sang ausschließlich in dieser Tonlage ;)


    in vielen italienischen Opern des 17. Jahrhunderts sind diese Countertenöre sehr oft eingesetzt worden, bzw. sollten die Sänger dieses Fach auch beherrschen.
    Man beachte z.B. "La Calisto" von Cavalli........


    im Übrigen ist ohne die "Originalklangbewegung" ein riesiges Repertoire nicht mehr aufführbar.



    Leider singen sehr sehr viele berühmte Countertenöre gerade nicht das Repertoire , das für sie geschrieben wurde, sondern das Repertoire der KASTRATEN. Es gibt x Alben, auf denen Countertenöre wegen des größeren Marketingeffektes in die Rollen von berühmte Kastraten schlüpfen, aber NICHT EIN EINZIGES Porträt eines berühmten historischen Countertenors (dabei gab es einige, etwa Purcell oder, wie ich eben erfahre, auch Charpentier). Andreas Scholl ist einer der ganz wenigen Countertenöre, denen man virtuose Kastratenpartien abnehmen kann, am besten finde ich ihn aber immer noch bei intimeren Stücken wie den englischen Lautenliedern.

    Dem Amateur ist nichts zu schwör.

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  • Gestern abend gab es noch das Abschiedsspiel für Scholl, heute stand schon Scholls neue Platte im Laden.



    Das mit dem Abschiedsspiel war natürlich der Mehmet, aber auch die neue Aufnahme von Andreas Scholl ist außergewöhnlich, denn er begeht wie zuletzt sein Sängerkollege Thomas Quasthoff den Crossoverpfad. "Andreas Scholl goes Pop", ein Titel, der vielleicht etwas irreführt. Denn richtige Popmusik ist das auch nicht, was da zu hören ist. Ich weiß nicht, mir war das jedenfalls nichts. Das war seichtes Orchester mit Popband dazu und Scholl singt dann irgendwas drüber. Naja, wer es mag, wird glücklich mit werden...



    Gruß, Peter.

  • Wie ich gerade herausgefunden habe, ist "Orlando" der deutsche Countertenor Roland Kunz. Seine Band heißt "Orlando und die Unerlösten". :D

    Da ich von Wayfaring Stranger sehr begeistert bin, will ich mal keine Vorverurteilungen vornehmen, auch wenn sich der Titel "xyz goes Pop" total abgegriffen und billig anhört. Die Titel, die ich gerade auf der Amazon-CD-Übersichte gelesen habe, klingen auch irgendwie sehr seicht. Trotzdem könnte das auf hohem Niveau sein. Ich habe schon mal ein Interview mit Scholl gesehen, bei dem er auch Einblicke in sein Tonstudio gegeben hat und beim Einsingen von Popstücken (in Baritonstimme!) zu hören war. Klang ganz schön, wenn es auch zu wenig war, um wirklich ein Urteil fällen zu können.

    „People may say I can't sing, but no one can ever say I didn't sing."
    Florence Foster-Jenkins (1868-1944)

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von Caesar73
    Inzwischen höre ich Andreas Scholl ausgesprochen gerne.


    Ich auch, auf CD wie im Theater/Konzertsaal :jubel:



    Zitat

    Welche Aufnahmen von Andreas Scholl kennt Ihr und welche gefallen Euch Herzliche Grüße,:hello:


    Christian


    Habe -neben einigen im Therad besprochenen- noch diese



    und diese




    und meine persönliche Lieblngsaufnahme wäre diese



    Aufnahme der BWV 35, 54 u. 170 :jubel: :jubel:


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard




    Aufnahmen mit A. Scholl

  • Guten Abend


    eine CD von Andreas Scholl möchte ich noch erwähnen:




    A Musicall Banquet


    Mit 20 Liedenr der Shakespeare-Zeit
    von Dowland, Holborne, Hales, Batchelar,
    Tessier, Guedron, Caccini, Megli & anonymen
    Meistern.


    (A. Scholl ist übrigens als Statist im Film "Der Name der Rose" zu sehen; einige Filmszenen wurden im Kloster Eberbach in der Nähe von Scholls Heimatort Kiedrich abgedreht :yes: )


    Gruß aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Keine CD, aber eine DVD, die mir ausgezeichnet gefällt, möchte ich euch empfehlen:
    Händel, Rodelinda - ein Mitschnitt vom Festival Glyndebourne mit A.C. Antonacci, Kurt Streit, Andreas Scholl (Bertarido) u.a.
    lg Severina :hello:

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  • Zum ersten Mal bewusst wahrgenommen habe ich die Stimme von Andreas Scholl in dieser Aufnahme von Händels Messiah unter Leitung von William Christie,



    Wie Scholl dort vor allem die Arie "He was despised and rejected of men" singt - das hat meine Altus-Aversion sehr schnell dahin schmelzen lassen. Einen leider nur ganz kurzen Höreindruck kann man bei jpc unter Track 17 bekommen.


    Und nun habe ich seit letzter Woche diese wunderbare CD mit deutschen Barockkantaten.



    Die Aufnahme ist von 1998 und jetzt zum verbilligten Preis neu herausgebracht worden. Der Ausdruck "Kantate" meint nicht etwa Werke in der Art der Bachkantaten, sondern es handelt sich nach unserem heutigen Sprachgebrauch im Grunde um geistliche Arien. Diese Stücke sind allesamt im 17. Jahrhundert entstanden und deutlich von der italienischen Monodie inspiriert - allerdings nicht ganz so dramatisch und opernhaft, ein bisschen verhaltener und verinnerlichter, deutscher vielleicht; trotzdem sehr intensiv. Besonders schön finde ich gleich zu Anfang "O Jesu, nomen dulce" von Heinrich Schütz, Hörbeispiel Track 1. Ob das ein frühes und deshalb sehr deutlich italienisch inspiriertes Werk von Schütz ist? Aber auch die anderen Stücke sind wundervoll, ich mag sie alle.


    Und die Stimme von Andreas Scholl - wie soll man die beschreiben? Nie kreischend oder angestrengt jedenfalls sondern warm, kraftvoll und strahlend.


    Mit Gruß von Carola

  • Guten Tag


    diese neuen Scheibe



    auf der A. Scholl Lieder von Dowland, Ward, Johnson, Byrd, Bennet, Mando, Ferrabosco, Mico u. Anonymus, begleitet vom Ensemble Concerto di Viole , singt ist heute bei mir eingeroffen. Scholl liebt besonders Lautenlieder von Dowland und baut sie immer wieder in seine Programme ein.


    Gruß :hello:


    aus der Kurpfalz


    Bernhard

  • Zitat

    Original von Bernhard


    auf der A. Scholl Lieder von Dowland, Ward, Johnson, Byrd, Bennet, Mando, Ferrabosco, Mico u. Anonymus, begleitet vom Ensemble Concerto di Viole , singt ist heute bei mir eingeroffen. Scholl liebt besonders Lautenlieder von Dowland und baut sie immer wieder in seine Programme ein.


    Lieber Bernhard,


    wie fällt Dein Urteil über diese CD aus? Ich besitze sie inzwischen auch, habe sie aber erst einmal hören können. Interessanterweise ist kürzlich auch Mark Padmores Dowland-Recital erschienen. Ein Vergleich ist reizvoll, trotz anderem Stimmfach und anderer Begleitung- Padmore wird nämlich nur von einer Laute begleitet. Kennst Du die CD?


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian

    Beherrsche die Sache, die Worte werden folgen! (Cato der Ältere)

  • Guten Tag


    Zitat

    Original von Caesar73


    Lieber Bernhard,


    wie fällt Dein Urteil über diese CD aus?


    Man muss Andreas Scholl und auch Lautenlieder aus dieser Zeit lieben -ich tue es :yes:-, um Gefallen an dieser CD zu haben. Die einzelnen Lieder gleichen sich vom Stil her, die reinen Instrumentalstücke und der Wechsel von nur Lauten- bzw. Consortbegleiteten Liedern bringen da wohltuend etwas Abwechslung in die Abfolge. Seine reine, klare und vibratoarme Stimme passt jedenfalls zu dieser Musik und mischt sich hervorragend in den Lauten- und Violenklang .



    Zitat

    Interessanterweise ist kürzlich auch Mark Padmores Dowland-Recital erschienen. Ein Vergleich ist reizvoll, trotz anderem Stimmfach und anderer Begleitung- Padmore wird nämlich nur von einer Laute begleitet. Kennst Du die CD?


    Herzliche Grüße,:hello: :hello:


    Christian


    Noch nicht, aber.... (Ich sehe mein Wachgeld schwinden :faint: :D ).


    Gruß in die Palz :hello:


    Bernhard

  • Hallo,


    ich muss hier noch einmal eine Lanze brechen für dieses tolle Folksong - Album



    Ich bin ebenso wie einige Forianer hier im Thread kein Crossover- Freund. Doch Folksongs sind für mich auch nicht wirklich Crossover, sondern ein eigenständiges Genre, dass mit den vielfältigsten Stimmen gut und " richtig" gesungen werden kann. Und da reicht das Spektrum eben vom knarzigen Folk- Reibeisen in der Kehle bis zum brillianten Altisten.


    Jenseits aller Analyse liebe ich dieses Album wegen der Schönheit des Gesanges aber vor allem wegen der alles durchdringenden Melancholie in der Stimme von Andreas Scholl. Eine Melancholie die nichts Depressives hat sondern von einer ganz warmen Traurigkeit bestimmt ist. diese Musik bietet damit sehr oft einen Resonanzboden für meine Stimmung.



    Mein Lieblingstück auf dieser Platte ist übrigens das Lover's Lament " Charming beauty bright" - das könnte auch Steine zum Weinen bringen... :yes:



    Gruß


    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

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