Haydn, Joseph: Sinfonie Nr. 47 G-Dur: Rückwärts so gut wie vorwärts!

  • Habt ihr heute Haydns Nr. 47 (G-dur) schon gehört? Solltet ihr tun, falls noch nicht geschehen. Eine typische "Sturm-und-Drang-Symphonie". Der 3. Satz ist cool: Sowohl beim Menuett als auch beim Trio wird als jeweils zweiter Teil einfach der erste rückwärts gespielt. Und das klingt einwandfrei. Wäre mir gar nicht aufgefallen, wenn's nicht im Booklet (NAXOS, SY 43+46+47, Kölner Kammerorchester, Müller-Brühl) erwähnt wäre. Überhaupt ist der dritte Satz ein typisch schönes Haydn-Menuett.


    Davon abgesehen mache ich mir jetzt Gedanken, wie man als Komponist effizienter arbeiten könnte. Durch Rückwärtswiederholung wird das Werk ja glatt doppelt so lang, ohne dass mühsames Neukomponieren notwendig ist. Man könnte das z.B. auf eine Mahler-Symphonie anwenden, da hat man sofort doppelt so langen Hörgenuss. Auch Parsifal rückwärts wiederholt wäre eine interessante Option. Allerdings geht das auf Kosten der Textverständlichkeit. Aber den versteht man auch vorwärts gesungen nicht...



    Thomas Deck

  • Salut,


    über die "Kuriosität" dieses Menuettes ist indirekt hier berichtet worden.


    Viele Grüße
    Trazom

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Salut,


    Haydn hat das nochmal gemacht, und zwar in der Klaviersonate in A Hob. XVI: 26, ebenfalls im Menuett: Das Menuet al Rovescio kann ebenso wie das Trio al Rovescio durch Spiegeln der Notenseite rückwärts gespielt werden. Eine nette Konstruktion!


    Die Haydn-Sonatenfans können das u.a. in der Schonsteinbox nachhören.


    Viel Vergnügen!


    :hello:


    Ulli

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    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo,


    ist die Symphonie Nr. 47 von Monsieur Haydn dann die, die gelegentlich den Beinamen "Palindrom" trägt?


    Passen würde es -zumindest auf den 3. Satz bezogen- ja...


    Eine witzige Idee, hier vor allem für "Kenner", die ich als typischen, geistreichen Haydn-Humor bezeichnen würde. :yes:

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Die Kenner oder die Idee? ;)


    Ja, genau: Palindrom!


    :hello:


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

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  • Hallo zusammen,


    ich habe mir für das neue Jahr vorgenommen mir zumindest einen Teil des Universums der Haydn-Symphonien zu erschliessen und dafür die Gesamtausgabe der Symphonien mit Adam Fischer sowie diverse Einzelaufnahmen zugelegt - und bin begeistert. Nach einem Einhören wartet in jedem Opus, oft in jedem Satz nicht nur ein origineller, oft genialer Einfall.


    So auch in dieser; die Sache mit dem Palindrom ist mir beim Hören nicht aufgefallen, dafür ein Kopfsatz, der mit einem Fanfarenartig rhythmisierten Motiv beginnt, geführt von den Hörnern, die es zuerst auf dem gleichen Ton und bei der ersten Wiederholung im Intervall einer Sekunde wiederholen - das ist kühn!
    Gefangen genommen hat mich das Adagio ein Variationssatz über ein zauberhaft schwebendes Motiv, das in sich ein Wechselspiel zweier Stimmen ist - bei der Vorstellung sind es die hohen Streicher auf der einen Seite und die tiefen auf der anderen. Das wird dann vielfach durchgeführt, wobei die Melodieführung abwechselnd bei den hohen, den tiefen Streichern und den Bläsern liegt. Wenn das ganze dann noch in Triolen aufgelöst und sehnsüchtigen Einwürfen der Bläser begleitet wird möchte man den Player in die Endlosschleife schicken ...
    Der Finalsatz startet mit einer galanten Melodie der Violinen zu einer Triolenbegleitung und wird nach einer Überleitung von einem Seitenthema, einem damit stark kontrastierenden, fast ruppigen Motiv von absteigenden Noten mit harten Vorschlägen in Moll abgelöst.


    Viele Grüße
    Stefan

    “Music is enough for a lifetime, but a lifetime is not enough for music”
    Sergei Rachmaninov

  • Ich habe mir heut im Rahmen meines Vorsatzes , im Laufe dieses Jahres alle Haydn Sinfonien zu hören, quasi "fahrplanmäßig" die Sinfonie Nr 47 angehört ind ic muß sagen, die bislang angenehmst zu hörende "Sturm und Drang Sinfonie Haydns - und überhaupt. Sie mag dyny misch zugespitzt sein, aber im großem und ganzen nicht angriffslustig oder ungefällig. Mis persänlich gefällte das Menuett am Besten. Ich war über einiges verwundert, was ich über diese Sinfonie erfuhr. So war sie mir AUSSCHLIESSLICH mit ihrem Beinamen bekannt - und ich wusste nicht, daß der nicht von Haydn stammt. Mir war ferner auch unbekannt, daß sie gewisse Einflüsse auf Werke von Mozart hatte.

    Harenberg streift sie bei der "Besprechung" in nur einem Satz um dann zur "wesentlich bekannteren" Sinfonie Nr 48 "Maria Theresia" überzuleiten.

    Wikipedia indes schreibt über die Nr 47:

    Zitat

    „Die Symphone G Nr. 47 ist ein typisches Werk aus dem Jahr 1772 und zugleich eines von Haydns glänzendsten und überzeugendsten.

    Wer möchte da Widersprechen ? - Ich jedenfalls nicht.


    Des berühmteste sprachliche Palindrom im deutschen Sprachraum war:


    "Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie"

    WIKIPEDIA hat - wie nicht anders zu erwarten war - es aus seiner Palindrom-Sammlung entfernt

    Ich erwähne es hier - damit es nicht vergessen wird
    und Leute mit Humor weiter daüber Lächeln können.....

    Nichht jeder unterwirft sich der "Political Correctness Diktatur":P


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Es gibt nur noch neudeutsche Palindrome über böse weiße Männer:


    "Able was I ere I saw Elba"

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)