Applaus während des Konzertes

  • Salut,


    immer wieder Streitpunkt ist der Applaus während des Konzertes, also mitten im Satz bzw. nachdem der/die SängerIn geendigt hat.


    Zu Zeiten Mozarts war das ganz anders, wie er selbst berichtet [Brief aus Paris vom 3. Juli 1778]



    […] Ecce, die Sinfonie fieng an, Raff stunde neben meiner, und gleich mitten im Ersten Allegro, war eine Pasage die ich wohl wuste dass sie gefallen müsste, alle zuhörer wurden davon hingerissen – und war ein grosses applaudißement – weil ich aber wusste, wie ich sie schriebe, was das für einen Effect machen würde, so brachte ich sie auf die letzt noch einmahl an – da giengs nun Da capo. […]


    Und weiter:



    […] das Andante gefiel auch, besonders aber das letzte Allegro – weil ich hörte dass hier alle letzte Allegro wie die Ersten mit allen instrumenten zugleich und meistens unisono anfangen, so gieng ichs mit die 2 violin allein piano nur 8 tact an – darauf kamm gleich ein forte – mithin machten die zuhörer, |wie ichs erwartete| beym piano sch – dann kamm gleich das forte – sie das forte hören, und die hände zu klatschen war eins - […]


    Wie sehen die Taminos das? Eher den Kunstgenuss störend oder fördernd?


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hi Ulli,


    diesbezüglich besteht für mich ein Unterschied zwischen Oper und Konzertsaal. Bei absoluter Musik möchte ich innerhalb des Werkes nicht abgelenkt werden, auf keinen Fall innerhalb eines Satzes. Nach besonders effektvollen Sätzen könnte ich es mir vorstellen (z.B. nach dem molto vivace in Tschaikowskys 6. oder bei einem Solistenkonzert ). Anders in der Oper, dort sollte jede wirklich gelungene Nummer applaudiert werden, das braucht es einfach für einen wirklich kommunikativen Opernabend (routinierte Opernkomponisten tragen diesem Umstand Rechnung und setzen an geeigneten Punkten eine Generalpause, an der der Dirigent leicht halten kann, wenn der Applaus entsprechend ist. Idealisten wie Beethoven machen das nicht und so haben wir nach der großen Florestan-Arie ein ewig langes Orchesternachspiel, und das Opernpublikum weiß nicht recht, ob es in dieses hineinapplaudieren oder bis zum Schluss warten und dann applaudieren soll, was aber auch nicht so recht passen will).


    Ciao

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Hallo


    Da dürfte es offensichtlich eine Achse Wien-Graz geben :D


    In Wien gilt es als unschicklich in einem Konzert zwischen den Sätzen zu applaudieren (ich habe die Infomation, sie stammt aus den siebzigern, daß man das in Paris lockerer sieht (??) ), eine Unart vergleichbar mit dem Applaus in einem Flugzeug nach einer geglückten Landung. ;)


    Anders ist das, wie Theophiliud schon ausführte, in der Oper, da wird schon mal in das Ende einer Arie hineinapplaudiert.
    Auch hier habe ich die Information, daß die in Deutschland unüblich ist, daher lediglich lokal akzeptiert.


    Hier geht es ja vor allem um gesellschaftliche Normen und Usancen, in vergangenen Zeiten haben sich Konzerbesucher oft laut unterhalten und niemand nahm Anstoß daran.


    Ich bin jedoch "geprägt" und teile die Auffassung von Theophilius:
    Zwischenapplaus im Konzert - nein danke. In der Oper hingegen ist (fast) alles erlaubt. ;)


    beste Grüße


    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Salut,


    grundlegend muss ich vorausschicken, dass ich auch nicht der Meinung bin, Mozart - um den es in diesem Thread nicht prinzipiell aber beispielsweise geht - sei ein Popstar des 18. Jahrhunderts gewesen, sondern ein Vertreter der "Künste", für den sich ein besonderes Publikum interessiert hat. Dennoch hat es etwas mit der Aussage "Popstar" zu tun, wenn hier ein Pariser Publikum bei der Erstaufführung neuer Werke mittendrin seine Begeisterung mittels Klatschen kundtut... Selbiges "passiert" heutzutage eben bei den Popstars.


    Da Mozarts Werke mithin nicht mehr "neu" sind, genieße ich auch lieber das Gesamtwerk ohne Störung, wobei ich Theophilus beipflichte, dass zum Flair eines gelungenen Opernabends auch der Zwischenapplaus gehört! Manchmal jedoch finde ich es den Orchestermusikern gegenüber etwas unfair und abwertend, bereits nach dem Ende des Gesanges zu klatschen, obwohl die Musiker noch arbeiten.


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ein berühmtes Applausbeispiel ist die Uraufführung von Haydns Schöpfung. als ein Applaus losbrach nach den Worten "und es ward licht". Find ich schon eine schöne Geste, heute freilich zu recht vollkommen inakzeptabel.
    Und wenn ein Satz aus einem Konzert oder einer Symphonie absolut ungewöhnlich und mitreissend interpretiert wurde, halte ich auch einen Binnenapplus für gerechtfertigt (habe das aber nie erlebt) - jedenfalls ist ein Apllaus nicht schlimmer als dieses unsägliche rumgehuste wie in der Lungenheilanstalt zwischen den Sätzen (meist genau in den Scvhlußakkord hinein)
    Das schönste zeichen des Wohlgefallens ist aber absolute Still, sowohl während des Konzerts als auch eine Stille voller Rührung nach dem Programm, vor allem aus der Kriegs- und Nachkriegszeit ist ja einiges an solchen beispielen überliefert. (Winterreise)
    Ich weiss nicht, ob es eine angemessene sache ist, daß der Applaus sofort eingestellt wird, sowie sich das erste Orchestermitglied von der Bühne abseilt und das Publikum den Saal verlässt, während das orchester noch nicht von der Bühne ist.
    Glenn Gould hat ja ein Applausverbot propagiert, fände ich im fall von etwa einer Passion oder Symphonien, die leise enden (Mahler 9, bruckner 9) begrüssenswert, wenn eben das Publikum auch durch Stille seine dankbarkeit äussern kann.
    unangenehm sind mir situationen, in kirchenkonzerten etwa, wenn darum gebeten ist auf applaus zu verzichten, einige wenige dann doch apllaudieren und diese dann sofort von Superfrommen ausgezischt werden. saudumme situation das.
    gruß, Markus

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  • Thomas Bernhard


    Zitat

    Ein berühmtes Applausbeispiel ist die Uraufführung von Haydns Schöpfung. als ein Applaus losbrach nach den Worten "und es ward licht". Find ich schon eine schöne Geste, heute freilich zu recht vollkommen inakzeptabel


    Keine Regel ohne Ausnahme, zudem dürfen Regeln natürlich immer gebrochen werden, wenn es die "Umstände erfordern"


    Jenes "Es werde Licht" ist ja mehr als nur eine Stelle des Oraroriums, mehr als ein Bibeltext etc, es ist IMO jene Stelle wo die Religion und die Naturwisschschaft vollkommen d´accord sind: "Es werde Licht" ist ja nicht anderes als eine Beschreibung des Urknalls mit anderen Worten.
    (Persönlich meine ich auch, daß die Lichtgeschwindigkeit deshalb nicht übertroffen werden kann (so die überhaupt stimmt) weil Licht und Zeit möglicherweise auf eigentümliche Weise identisch sind, darüber zu diskutieren ist hier aber leider kein Platz ;) )


    Diese gewaltige Naturereignis wird von Haydn, wie ich meine, perfekt dargestellt, elementar, aufbrüllend und doch schlicht. Welch ein Effekt !! Handelt es sich doch um schlechtihin DAS Ereignis unser aller Seins.


    DA kann man schon verstehen wenn dieser Applaus bei einem Konzert, wo mehrheitlich Schüler oder sonstige Klassikeinsteiger das erste Mal die Stelle hören, ausser Rand und Band geraten und applaudieren.
    Um wieviell größer der Effekt zu Haydns Zeit gewesen sein muß, wo die Religiositöt eine stärkere Rolle spielte als heute und die Leute noch nicht so abgestumpft waren dur Fernsehen und andere Medien, kann man heute nur noch erahnen...


    BTW gab es zu Haydns Zeiten noch keine Applausvorschriften, soviel ich weiß (die Literatur hält sich da ziemlich bedeckt)



    Noch eine weitere Anmerkung:


    Ulli schrieb:


    Zitat

    jedoch finde ich es den Orchestermusikern gegenüber etwas unfair und abwertend, bereits nach dem Ende des Gesanges zu klatschen, obwohl die Musiker noch arbeiten


    Das sehe ich völlig anders: Lediglich auf der Tonaufzeichnug (für die ein Konzert schließlich nicht eigentlich veranstaltet wird) wir ein Orchester von einfallendem Schlußapplaus Zugedeckt.
    Live mischt sich der Applaus mit dem Orchesterklang, ein während der gesamten Aria (oder auch schon länger) aufgestauter Affekt schaft sich Bahnn im kollektiven erlösenden Applaus, vergleichbar mit einem befreienden Lachen (oder Schluchten), da sind die Musiker voll darin eingebungen und genisiessen es mit. Das Besondere ist, daß es sich bei diesem Applaus um ein kollektives "Bedürfnis" handelt, nicht uim einen Höflichkeitakt, eine Menschengruppe vo etwa 1000-2000 Leuten beginnt plätzlich ohne Voerwarnung spontan zu applaudieren. Schon in der nächsten Vorstellung kann ein anderes Publikum völlig anders reagieren.


    mit freundlichen Grüßen aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo zusammen,


    Pausen innerhalb eines Musikstückes bedeuten Stille und diese sind Teil des Stücks, Teil der Musik. Insofern stören mich eingeflochtene Jubelgesänge seiten des Publikums gehörig. Auch in der Oper nervt es mich nach einigen Bravour-arien maßlos - aus meiner Sicht ein sicheres Zeiches, dass die Zuhörer mehrheitlich der Meinung sind, die Musik zwischen diesen "Höhepunkten" sei eh nicht besonders wertvoll. Ein großer Verdienst Wagners ist, dass er die Gelegenheiten zu solchen Aktionen wegkomponiert hat.
    Abschließend bleibt noch das Hineinklatschen in die noch laufende Musik: Ich empfinde das als ziemlich schlechtes Benehmen. Es stört mich, aber das haben wir ja ausgiebig diskutiert, dass es da unterschiedliche Auffassungen gibt. Dafür gehe ich nicht immer im Anzug in die Oper, halte aber meine Hände bis zuletzt Still. Ist wohl die jeweilige Prägung oder was weiß ich, jedenfalls äußerst vielfältig, was die Menschen dazu denken. Ich empfinde es jedenfalls als sehr störend und käme auch nie auf die Idee dazu.


    Aber in der Oper gilt es ja im Gegensatz zum Konzert auch als durchaus legitim, sich während der Aufführung ausgiebig zu unterhalten. Insofern ist man da ja ziemlich liberal geworden.


    Gruß
    Anti

  • ich bin für eine 5-sekündige (sammlungs-, ehrfurchts-, abschieds-, schweige-)karenz nach jedem stück. danach kann man die darbieter ja feiern. manche solisten, dirigenten versuchen das ja durch eine quasi versteinerte körperhaltung zu erreichen, was bei 2000 leuten schwer ist...

  • Hallo observator,


    Zitat

    ich bin für eine 5-sekündige (sammlungs-, ehrfurchts-, abschieds-, schweige-)karenz nach jedem stück.


    wenn es ein feierliches, andächtiges Finale ist, das wie ein Hauch endet, dann bin ich mit Dir einverstanden.


    Aber nach den "Bilder einer Austellung" oder nach der 5. von Beethoven, wenn das Werk voller Energie gespielt wurde und man fast an der Decke klebt, weil es einen so gepackt hat, dann brüll ich überall mit einem fulminanten "B-R-A-V-O" in diese geballte Energie.



    Ansonsten ist Zwischenapplaus in Konzerten immer Tabu, bei Wagner sowieso.


    Aber in Italien, in einer schönen Oper, nach einer herzzerreissenden Arie, da ist es doch auch ein Lebensgefühl und Freude pur, wenn vom Bankdirektor bis zum einfachen Arbeiter alle aus einem Herz und einer Seele drauflos jubeln! egal ob die Musik schon zu Ende ist...


    Gruss
    Christoph

    Über Geschmack kann man - aber muss man nicht streiten!

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  • Zitat

    Original von Theophilusdiesbezüglich besteht für mich ein Unterschied zwischen Oper und Konzertsaal. Bei absoluter Musik möchte ich innerhalb des Werkes nicht abgelenkt werden, auf keinen Fall innerhalb eines Satzes.


    Jou, kann ich mir auch nicht vorstellen. Da halten wir es mit der eisernen Regel: Erst nach dem vollständigen Werk. (Vielen Dank.)


    Zitat

    Anders in der Oper, dort sollte jede wirklich gelungene Nummer applaudiert werden, das braucht es einfach für einen wirklich kommunikativen Opernabend.


    Gegen Szenenapplaus ist in der Tat grundsätzlich nichts einzuwenden, und es trägt in der Tat dazu bei, Solisten für eine herausragende Leistung zu belohnen.


    Aber bitte: in Maßen! Und wirklich nur für herausragende Leistungen! Sollte wirklich so ziemlich jede Szene und jede Arie mit einem Applaus bedacht werden, mindert das den Wert des einzelnen Applauses. Ich erinnere mich an die Fernsehübertragung einer "Entführung" aus Zürich: eine nette, sehr ordentliche Aufführung. Leider konnte sich das Publikum kaum halten und rührte die Hände zu jeder sich bietenden Gelegenheit - das empfand ich doch als störend...


    Gruss,


    Hendrik

  • Hallo Hendrik


    Zitat

    Aber bitte: in Maßen! Und wirklich nur für herausragende Leistungen! Sollte wirklich so ziemlich jede Szene und jede Arie mit einem Applaus bedacht werden, mindert das den Wert des einzelnen Applauses. Ich erinnere mich an die Fernsehübertragung einer "Entführung" aus Zürich: eine nette, sehr ordentliche Aufführung. Leider konnte sich das Publikum kaum halten und rührte die Hände zu jeder sich bietenden Gelegenheit - das empfand ich doch als störend...


    Ich stimme dir insoweit zu, dass Applaus keine Pflichtübung sein soll, sondern etwas Spontanes sein muss. Bei einer Entführung mit ihren recht zahlreichen Arien gibt es zumindest im Prinzip auch viel Gelegenheit zum Applaus. Da hängt es dann viel von der Stimmung ab, die am jeweiligen Abend im Opernhaus herrscht (das kann beim gleichen Werk sehr unterschiedlich sein!). Offensichtlich war bei dem Mitschnitt, den du gesehen hast, das Publikum sehr gut drauf und sichtlich begeisterungsfähiger als der außenstehende Betrachter vor dem Fernseher. Diese Diskrepanz wird man als Genießer einer Konserve grundsätzlich nicht auflösen können!



    P.S.:
    Meine ursprüngliche Aussage galt natürlich nur für jene Werke, wo Applaus erlaubt und erwünscht ist. Ich will nicht den Befürworter für Szenenapplaus im Parsifal machen!

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Zitat

    Original von Theophilus
    Bei einer Entführung mit ihren recht zahlreichen Arien gibt es zumindest im Prinzip auch viel Gelegenheit zum Applaus. Da hängt es dann viel von der Stimmung ab, die am jeweiligen Abend im Opernhaus herrscht (das kann beim gleichen Werk sehr unterschiedlich sein!). Offensichtlich war bei dem Mitschnitt, den du gesehen hast, das Publikum sehr gut drauf und sichtlich begeisterungsfähiger als der außenstehende Betrachter vor dem Fernseher. Diese Diskrepanz wird man als Genießer einer Konserve grundsätzlich nicht auflösen können!


    Kann man nicht? Kann man wohl! Eine der für mich beeindruckensten Turandots, die ich je auf Tonträger gehört habe, ist die 1983er Live-Aufzeichnung mit Lorin Maazel in Wien, mit Eva Marton als T. und Carreras als Calaf. Trotz einiger Schwächen gab es ganz herausragende Elemente, z.B. die Ricciarelli als Liu: Die berühmte Sterbearie war von solcher Intensität, dass diese als einzige mit Szenenapplaus bedacht wurde - und das zu Recht, wie der Hörer einer Konserve durchaus wahrnehmen kann!


    Die Züricher Entführung mag zwar bei außerordentlich gelassener Stimmung des Publikums aufgenommen worden sein, aber der häufige Szenenapplaus war doch mitunter störend. Demnächst muss man wohl damit rechnen, dass das Publikum rhythmisch mitklatscht, als stünden die Superstars der volkstümlichen Schlager auf der Bühne...


    Gruss,


    Hendrik

  • Hallo,


    wie geschehen in Königslutter oder Ludwigsburg (Matthäus-Passion, H-Moll-Messe von J.S. Bach) wurde
    durch die Körpersprache des Dirigenten (J.E. Gardiner) zum Ausdruck gebracht, die tiefe Ergriffenheit
    durch das konzertante Werk am Schluss dem Besucher sich zu verinnigen und dann mit dem Applaus
    zu beginnen.
    In Königslutter war es der Fall, dass Gardiner nach dem Schlussakkord und dem schweigenden Publikum
    bei dem dann folgenden Applaus das Podium verliess und verschwand. Eine grossartige Geste von ihm, um diesem grossartigen religiösen Werk Rechnung zu tragen.


    Wie anders gelagert bei grandiosen Sinfoniewerken oder Opernaufführungen, die das Publikum einfach zu Ovationen hinreisst, hier ist dagegen nichts einzuwenden....



    Grüsse
    reklov29

    Bach ist so vielfältig, sein Schatten ist ziemlich lang. Er inspirierte Musiker von Mozart bis Strawinsky. Er ist universal ,ich glaube Bach ist der Komponist der Zukunft.
    Zitat: J.E.G.

  • Hallo,



    also bei der "Matthäuspassion" im Münster zu Bern wird oft im Programmheft darauf hingewiesen, dass kein klatschen als Applaus erwünscht ist.
    Und ich finde dies auch gut so, denn auch wenn ich mit den kirchlichen Feiertagen ansonsten nichts am Hut habe, so empfinde ich es am Karfreitag als höchste Würdigung aller Beteiligten (inkl. J.S.Bach's und dem heiligen Geist), dass nach dem Schlusschor - "Wir setzen uns mit Tränen nieder" eine andächtige Ruhe herrscht. Und erst nach einer Weile der Stille bezeugt das Publikum durch ruhiges aufstehen, dass es ihm gefallen hat.
    In solchen Momenten spürt man, dass es zwischen Himmel und Erde noch mehr gibt als wir Menschleins mit unseren blinden Augen sehen können.
    Danach verlassen zuerst die Solisten und dann alle anderen in ruhiger Art die Kirche.


    Gruss
    Christoph

    Über Geschmack kann man - aber muss man nicht streiten!

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  • Ich persönlich bin ein Gegner des "Zwischenapplauses" sowohl in der Oper als auch im Konzert. Wobei man hier aber auch wieder von Komponist zu Komponist und von einem Werk zum anderen unterscheiden muss. z.B. in der Oper kann man bei Verdi-Arien sehr wohl mal dazwischen klatschen da dies ja vom Komponisten auch "eingerechnet" wurde, andererseits bei Puccini finde ich es eine Unart z.B. in der Tosca den Konzertschluss der 2. Cavaradossi-Arie zu machen "nur" damit der Tenor "seinen" Applauss bekommt.


    offtopic: kleine Frage ThomasBernhard wie kommt man als Frankfurter auf die Idee den Klagenfurter Lindwurm als Avatar zu verwenden ?(:jubel:

  • Zitat

    Original von Michael_Flaschberger


    kleine Frage ThomasBernhard wie kommt man als Frankfurter auf die Idee den Klagenfurter Lindwurm als Avatar zu verwenden ?(:jubel:



    hallo Michael


    Hm, weiß nicht. War nie in Klagenfurt und dachte auch nicht an Klagenfurt, als ich ihn auswählte. Aber es paßt ja zufällig ganz gut zu Thomas Bernhard und seiner Geistesfreundin Ingeborg Bachmann aus Klagenfurt.


    Gruß aus FfM

  • Hallo,


    Mit Applaus während einer Aufführung kann ich mich überhaupt nicht anfreunden. Mein Eindruck ist, daß das so eine Art Hahnenkampf ist: Wer die meisste Ahnung hat oder das Stück am besten kennt oder auch einfach nur Meinung machen will, klatscht zuerst los. Möglichst eine Sekunde bevor das Stück oder ein Satz zu Ende ist.


    Bei Opernaufführungen, wo ein junger Künstler debütiert oder schwierige Passagen bravourös vorgetragen werden, kann ich das verstehen. Der Szenenapplaus gehört da zur Tradition. Allerdings würde ich mir das als Aufnahme niemals zulegen.


    Bei Symphonien oder gar Streichquartetten empfinde ich das allerdings als total unpassend und peinlich. Ich besitze eine Live-Aufnahme von Beethoven-Quartetten mit 'klugen' Klatschern. Die Aufnahmen sind für mich unhörbar, weil ich mich immer wieder für die (anstelle der) Klatscher schäme.


    Gruß,
    Oliver

  • aus der konzert-etikette des WIENER konzerthauses (http://www.konzerthaus.at) :


    Beifälliges
    Spontane Gefühlsäußerungen nach einer Darbietung gehören zu den stimmungsvollsten Elementen eines Konzerts, also machen Sie Ihren Emotionen ruhig Luft. Die Römer kannten zahllose verschiedene Arten des Applaudierens, von denen nur noch die wenigsten in Gebrauch sind, darunter leider zwei, die meist als störend empfunden werden:
    1. Applausus interrumpens: Wer nach jedem Stück eines mehrteiligen Werkes (z. B. Klavierzyklen) oder nach jedem Stück eines vielgliedrigen Programms (z. B. Liederabende) applaudiert, zeigt zwar Begeisterungsfähigkeit und Kondition, fragmentiert allerdings die Darbietung in schmerzlicher Weise.
    2. Applausus praecox: Wer ungeachtet der musikalischen Stimmungslage applaudiert, wenn der letzte Ton noch nicht oder kaum verklungen ist, beweist zwar Kennerschaft und Reaktionsvermögen, aber möglicherweise wenig Sensibilität für das notwendige stille «Nachatmen» so mancher Musik. In beiden Fällen gilt: Lieber erst einmal durchatmen, seine Gefühle verarbeiten und eventuell langsam bis Drei zählen - danach ergibt sich alles Weitere von selbst.

    :beatnik:

  • Hallo Antracis!


    Vielen Dank für Deine Stellungnahme - du hast mir aus dem Herzen besprochen.


    Übrigens war Wagner nicht der erste der auf die Idee kam, "Klatschgelegenheiten" einfach "wegzukomponieren". Mendelssohn hat Applaus zwischen den Sätzen auch als ziemlich unpassend empfunden und daher die Sätze in vielen seiner Konzerte einfach ineinander übergehen lassen (Paradebeispiel Violinkonzert).


    Im Konzert finde ich das Klatschen zwischen den Sätzen absolut unpassend; in der Oper finde ich es (nach großer Leistung) durchaus ok (aber bitte nicht nach jedem Rezitativ!).
    Das ist sicherlich (wie ja auch schon von einigen erwähnt) zum großen Teil Gewohnheit. Eine Freundin von mir, die bis dahin nur in Konzerten gewesen war, empfand die ständige Klatscherei als ziemlich störend während mir sie gar nicht auffiel!

    Furchtbar finde ich das "In-den-Schlussakkord-Reingeklatsche". Mir tun ein, zwei Sekunden Ruhe ganz gut um den Klang innerlich nachhallen zu lassen.


    Übrigens, vielleicht weiß jemand zufälligerweise warum man schon klatscht, wenn der Dirigent kommt? Ich bin da als immer etwas unentschlossen, weil ich ja eigentlich noch gar nicht wirklich weiß für was ich da klatsche. Hat jemand eine Idee?

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  • Zitat

    Übrigens, vielleicht weiß jemand zufälligerweise warum man schon klatscht, wenn der Dirigent kommt? Ich bin da als immer etwas unentschlossen, weil ich ja eigentlich noch gar nicht wirklich weiß für was ich da klatsche. Hat jemand eine Idee?


    Salut,


    ich empfinde dies als "Begrüßungsapplaus" - auch für das Orchester. Deswegen ist dieser Applaus auch meist eher kurz gehalten. Man kann ja schlecht jedem die Hand schütteln und Glück wünschen...


    Liebe Grüße
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Ulli!


    Vielen Dank für die Antwort. Wenn ich mir denke, dass es sich lediglich um eine Begrüßung handelt und nicht um Vorschusslorbeeren, wird mir das "Vorabklatschen" sicherlich mehr Freude bereiten! =)

  • Wir haben am Karfreitag 2004 um 15 Uhr nachmittags also zur "Todesstunde Christi" im Altenberger Dom (im schönen Bergischen Land östlich von Köln) das "Stabat mater" von Dvorak aufgeführt. Vor Beginn des Konzerts gab es noch eine kurze Ansprache der Pfarrerin und im Programmheft wurde darauf hingewiesen, dass nach dem Konzert kein Applaus erwünscht ist, woran sich alle Anwesenden gehalten haben! Nachdem nun der letzte Satz im pianissimo verklungen war, herrschte tatsächlich minutenlanges, andächtiges Schweigen - alle Ausführenden verharrten quasi bewegungslos. Dann erhoben sich die Zuhörer, viele nickten freundlich zum Chor und zum Orchester hin und gingen still hinaus - es war überwältigend! Applaus wäre in dieser Situation völlig unpassend gewesen - diese Form des "stillen" Beifalls, der fast fühlbar durch die Kirche wogte, war viel mehr als bloßes, "routiniertes" Händeklatschen - Christoph hat das weiter oben sehr schön formuliert.
    Es war eine Mischung aus Respekt vor der Passionsgeschichte, Komponist und ausführenden Künstlern, sowie ein andächtiges "Insichgehen" und Nachempfinden der Stimmung eines Karfreitags - besser hätte dieses Konzert nicht beendet werden können! Und nichts hätte die Stimmung mehr zerstört, als kräftiger Beifall nach dem letzten Satz!
    Aber: Sowas ist wohl eher die Ausnahme und auf Karfreitagskonzerte oder Totenmessen im Rahmen von Trauerfeiern beschränkt, vermute ich mal....
    Eine Aufführung z. B. der "Carmina burana" vom Herrn Orff ohne fröhlichen und begeisterten Applaus hinterher möchte ich mir lieber nicht vorstellen ;)

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Wenn ein Komponist in einer Oper eine Arie tatsächlich als "Applausarie" komponiert hat und sie dann auch noch sehr gut dargeboten wurde, finde ich es in Ordnung zu klatschen. Bei z. B. Puccini allerdings weigere ich mich, an manchen Stellen zu applaudieren, weil Teile des Publikums dazu neigen, nach "Nessun dorma", "E lucevan le stelle" etc. zu klatschen. :rolleyes: Dabei geht doch die Musik ohne Pause weiter! (Es ist nämlich nicht so, wie auf gewissen indiskutablen Arienkompilationen gewisser Tenöre, die diese Leute vielleicht besitzen, wo der Musik einfach ein Abschluss dazukomponiert wurde, den der Komponist offenbar gar nicht haben wollte - in der Oper wird hoffentlich das Original gespielt!)


    Im Konzert, zwischen den einzelnen Sätzen einer Sinfonie, eines Konzertes, einer Sonate etc. zu klatschen, sollte natürlich tabu sein. Wenn ein Satz wirklich so überwältigend dargeboten wurde, dass das gesamte Publikum ergriffen zu applaudieren beginnt, dann sollte das eine Ausnahme sein, die die Regel bestätigt.


    In Passionen und Requien sollte Applaus wirklich unterlassen werden!!!
    Auch andere Stücke gibt es, wo mir bei einem Applaus nicht ganz wohl wäre: z. B. Francis Poulencs "Dialogues des Carmèlites". Kann man da nach der Schlussszene applaudieren? Ein schweigendes Gedenken an die Karmeliterinnen von Compiègne und die anderen Opfer des Terreur wäre mir lieber. Auch nach einer Winterreise (kommt natürlich auch auf die Qualität des Vortrags an!) kann man wohl schwerlich sofort zu applaudieren beginnen, sofern man das Konzert nicht nur besucht hat, um gesehen zu werden...

  • Bei uns ist das so: Konzertsaal ja, Kirche niemals.steht dann osgar immer im Programmheft. Und schon gar nicht ( ;)  MarcCologne) nach der matthäus-oder Johannespassion!!
    Nach der passion karfreitag herrscht auch immer mehrere minuten Stille, bis der Kantor die Arme senkt; dann dürfen wir uns auch wieder regen..
    Was anderes ist das natürlich im Konzertsaal!
    Jetzt letzens, während unserer Konzertreise letztesJahr in Japan hatten wir einmal voll die probleme beim Einsingen...im Saal saßen schon alle, es wurde immer stiller und Herr Biller war immernoch nicht zufrieden...dann hat er zwei kleine Altisten schon mal rausgeschickt..naja, die standen da dann ziemlich verloren... und alle haben geklatscht...! :D :D
    ja, der Herr Biller....

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  • Philhellene:
    Mit den "Applaus-Arien" muss ich Dir absolut Recht geben! Allein in den ganzen Barock-Opern, wo die vielen Arien ja immer die heiß ersehnten Bravour-Stücke waren, wo der Solist/ die Solistin völlig aus dem Handlungskontext heraus vorne an die Rampe kam und sich dort produzieren konnte/ musste...
    Und dann gab es danach natürlich Applaus - manchmal musste eine Arie ja direkt nochmal wiederholt werden - bei solchen Werken (auch die Italiener im 19. Jahrhundert wie Bellini oder Donizetti zähle ich auf jeden Fall dazu) belebt Zwischenapplaus nach solchen Gesangsnummern die Vorstellung und führt zu einer spontanen Interaktion zwischen Publikum und Ausführenden, die ja vom Komponisten direkt beim Komponieren schon so vorgesehen war. Da würde eher was fehlen, wenn hier nach einer solchen Musiknummer eisiges (peinliches) Schweigen im Zuschauerraum herrschen würde...
    Bei "Nessun dorma" habe ich schon mal im TV eine Aufführung gesehen (mit Pavarotti aus den 80ern glaube ich), wo das Ariennachspiel die "gekürzte" Version mit Schlussakkord war - eben weil das ganze Publikum sofort lostobte, sobald "Big P" mit "vinceroooooo!" geendet hatte :D
    Nachdem dann wieder Ruhe eingekehrt war (was einige Minuten dauerte), hat der Dirigent dann das Nachspiel nochmal spielen lassen - diesmal die Version, die unmittelbar in den anschließenden Auftritt von Ping, Pang und Pong mündet und eigentlich so keinen Applaus zulässt. Komisch eigentlich, dass ein Italiener wie Puccini diese Stelle so komponiert hat, obwohl er doch seine applaudierfreudigen Landsleute kannte ?(;)


    Max Thomaner:
    Wird das bei Euch echt so streng gehandhabt - Trennung zwischen Konzertsaal und Kirche? Klar, wenn wir eine Passion in einer Kirche singen (noch dazu am Karfreitag), dann ist Applaus tabu. Aber eine Passion am Karfreitag in der Philharmonie wird -nachdem der Dirigent gaaanz langsam irgendwann die Arme gesenkt hat- schon mit Applaus bedacht.
    Kirchenkonzerte an anderen Tagen, auch mit der Aufführung eines "Requiems" verbunden, sind bei uns auch mit Applaudier-Erlaubnis.
    Ist es bei Euch selbst bei fröhlich-festlichen Werken in der Kirche so streng mit dem Nicht-Applaudieren am Ende, oder bezog sich das jetzt nur auf MaPa und JoPa? Ich finde z. B. dass es am Ende des Weihnachtsoratoriums kein Sakrileg ist, wenn auch in der Kirche applaudiert werden darf...

    "Es ist mit dem Witz wie mit der Musick, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man."
    (Georg Christoph Lichtenberg, 1773)

  • Zitat

    Komisch eigentlich, dass ein Italiener wie Puccini diese Stelle so komponiert hat, obwohl er doch seine applaudierfreudigen Landsleute kannte


    Wahrscheinlich absichtlich! :D Der späte Puccini macht aus Tenorarien überhaupt selten "Applaus-Arien". In Turandot nicht, in Gianni Schicchi nicht, in Tosca nicht... (wobei Tosca zu den mittleren Opern zählt!)
    Vielleicht wusste er, dass der Tenor der Uraufführung es nicht in seinem Sinne singen würde und hat deshalb den Applaus unterbunden... :baeh01:

  • MarcCologne: Also, bei der Motette wird nie applaudiert. Die ist Freitag und im Rahmen eines Gottesdienstes, also mit Predigt, Lektion, Oratio, usw.Und natürlich klatscht man danach dann nicht..
    bei der Kantate am SAmstag wird auch nicht geklatscht, die "findet" auch im Rahmen eines Gottesdienstes "statt". Aber bei größeren Aufführungen, h-Moll-Messe, Elias, WO, Passionen, usw, iwrd natürlich (bei der Passion aber nch längerem Stillschweigen!!) geklatscht.. aber eben nur, wenn die Aufführung nicht im Rahmen eines Gottesdienstes stattfand!

  • Hallo allerseits,


    ich persönlich empfinde es als Störung, wenn ich im Konzert bin und z.Bsp. mitten in der Symphonie, oder auch jedes andere Werk bestehend aus mehreren Sätzen, applaudiert wird. Ich möchte das Werk durchgängig ohne Störung erleben. Wenn man sich während des Zuhörens in die Musik vertieft und darin versinkt, dann möchte ich wenn dann von der Musik wieder hervorgeholt werden...eben durch musikalische Mittel. Nicht durch Klatschen.
    Natürlich könnte man jetzt sagen, ich solle mir ne CD holen und zu Hause ganz in Ruhe in der Musik versinken...aber da habe ich wohl kaum die Atmosphäre, die im Konzertsaal herrscht...
    Applaus kommt für mich in diesem Falle nur am Ende des Werkes in Frage...egal wie geladen ich gerade bin...das darf und soll die Musik schon wieder richten!


    Bei Oratorien und Opern halte ich mich mal zurück, da ich noch keine wirklichen Erfahrungen gemacht habe.


    Gruß, Maik

    Wie ein Rubin auf einem Goldring leuchtet, so ziert die Musik das Festmahl.


    Sirach 32, 7

  • Ich ärgere mich jedesmal grün und blau, wenn mitten in die Musik applaudiert wird..... oder nach einzelnen Sätzen im Konzert (was aber selten vorkommt). In der Oper ist es aber (außer bei Wagner) gang und gäbe - und maßlos störend. Auch dieses sofortige, brutale Losklatschen, sobald das Werk zu Ende ist. Und ich schätze jene Dirigenten, die das verhindern, indem sie, wie schon beschrieben, wie Statuen verharren und erst nach einigen Sekunden das Signal zur Entladung ;-) geben.


    Austria

    Wir lieben Menschen, die frisch heraus sagen, was sie denken - vorausgesetzt, sie denken dasselbe wie wir (Mark Twain)

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