Was mich an Felix Mendelssohn-Bartholdy fasziniert

  • Liebe Forianer


    Ich hatte jetzt einige Tage Zeit über Leben und Tod nachzudenken - aber auch über neue Threads, wobei Letzteres zweifellos das Angenehmere ist. Bei dieser Gelegenheit ist mit aufgefallen, daß es über den Jubuilar "Felix Mendelssohn-Bartholdy" noch keinen Thread in dieser Serie gibt.
    Eigentlich verwunderlich, daß nur wenige Werke aus Mendelssohn Schaffen einer breiterern Öffentlichkeit bekannt sind, sein Ouevre war eigentlich gar nicht so klein: Von Kammermusik, Geistliches, Orgelmusik, Lied, Oratorium und Oper, Intrumentalmusik, Schauspielmusik und Sinfonien - alles war vorhanden.
    Schaun wir mal was Euch geläufig ist, bzw was Euch and Herz gewachsen ist, bzw was für Euch das Besondere an diesem Komponisten ist. Ich selbst melde mich dann nach einigen Eurer Beiträge selbst zu Wort.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das ist mein Lieblingskomponist für Lied und Geistliche Werke.


    Mendelssohn war ein Schüler von Zelter, der sehr schlichte Melodien bevorzugte, fast volksliedartig, seine Klavierbegleitungen anspruchslos. Seine Lieder sind reich an musikalischer Phantasie und poetischer Stimmungskraft, an Herzenswärme und reinem lyrischem Gefühl. Neben seinen 79 Sololiedern hat er 18 Duette geschrieben, sehr harmonisch und melodisch.


    Seine Geistlichen Werke, Elias, Pauls, Lobgesang sind Stücke, die unter die Haut gehen, so mein Lieblingswerk Elias.

  • Was mich an Mendelssohn so fasziniert ist seine geistreiche Kompositionskunst. - Kaum ein Satz wiederholt sich! - Jeder Gedanke wird neu in wunderbar harmonisierende Töne gesetzt! - Ich denke dabei an den Psalm Nr. 43 "Richte mich, Gott". - Eine geniale Komposition!


    Der Dresdner Kreuzchor singt ihn wunderbar dynamisch! - Sollte man sich auf YouTube anhören!


    Ich erinnerre mich an eine Konzertreise nach Südfrankreich, wo wir einen Psalm zu Gehör brachten: "Denn sein ist das Meer, und ER hat es gemacht...",
    so lautete der letzte Satz daraus. (Weiß leider nicht mehr, um welchen Psalm es sich handelte) Und das Mittelmeer lag uns zu Füßen! - Ein herrlicher Anblick!


    Ja und "Elias" und "Paulus" sollte man nicht vergessen! - Wenn man diese wunderbaren Werke schon gesungen hat, dringen sie noch tiefer durch Mark und Bein, meine ich!


    Mit "Mendelssohn'schen" Grüßen,


    Melisma :hello:

  • Robert Schumann sagte einst über Mendelssohn, dieser sei der "Mozart des Neunzehnten Jahrhunderts" - das trifft was mich angeht die Sache im Kern und ist der Grund, warum ich Mendelssohn sehr schätze.


    Mendelssohns Musik ist ähnlich geistreich, nicht behäbig, erhebend und abwechslungsreich wie Mozarts. Der frühromantische Kontext macht dann den Unterschied aus - sonst hätten wir ja beinahe einen zweiten Mozart. Aber bei Mendelsohn kann ich das Romantische bestens "verkraften". Denn es bleibt immerhin mittelt zum Zweck zu schönster Musik, die für sich selber spricht.


    Man nehme im allgemeinen z.B: das erste Klavierkonzert.


    Und folge im Speziellen dem Hinweis auf den letzten Satz des dritten Klavierquartetts Opus 3. Dem Werk gemäß steht der Satz in h-moll - ein ganz außergewöhnliches, sehr dichtes Energiebündel. Wohlgemerkt von einem 15-jährigen Komponiert [sic!]

  • Was mich an Mendelssohn fasziniert? Seine Aquarelle? Ja, wenn man weiß, daß auch das eine Facette von seinem Schaffen war.


    In der Reihenfolge des Kennenlernens: Zunächst der Sommernachtstraum. Vor allem das Notturno. Sodann das Oktett. Und als regelmäßige Rundfunkbegleitung -zunächst auf Band mitgeschnitten, dann als LP geschenkt bekommen- die 1. Sinfonie, dirigiert von Herbert von Karajan.


    Das war der Grundbestand. Doch bei diesem Mendelssohn tun sich immer wieder Felder auf, die von ihm reich bestellt wurden. Das fängt mit einer Schellackplatte an: Ursula van Diemen singt da des "Ave Maria" aus der Loreley. Dann kommt eine CD hinzu, die mit dem Psalm "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser" beginnt. Wie wunderschön ist doch diese Motette!


    Bei den Sinfonien: dank der Karajan-Aufnahme der Nr.1 folgt die Nr. 2 auf dem Fuße (war als Doppelalbum gekoppelt). Die 4. unter Bernstein und unter Ansermet kamen dann später hinzu.


    Und die "Lieder ohne Worte", gespielt von Ilse von Alpenheim.


    Aber das sind ja nur ein paar Werke, die ich hier nenne. Das Faszinierende, Verbindende, das ist wohl die leichte Selbstverständlichkeit, die sich aus dieser Musik heraushören lässt. Ein wenig ist es bei Mendelssohn wie bei Mozart: die Musik wirkt nie abgetrotzt, errungen oder erkämpft.


    Ach ja, und da sind dann noch Ouvertüren wie die von den "Hebriden" oder der "schönen Melusine", die eine gewisser Richard Wagenr in einer somnambulen Situation dergestalt empfunden hat, daß sie in das "Rheingold"-Vorspiel eingeflossen sind. Rein zufällig, versteht sich.


    Unabhängig von Jubiläen oder ähnlichem: Mendelssohon ist stets eine Entdeckung wert; wie wär's mit dem Violinkonzert, oder dem Konzert für zwei Klavier in Es-Dur?


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Original von Thomas Pape
    Und die "Lieder ohne Worte", gespielt von Ilse von Alpenheim.


    Lieber Thomas,


    Ist das die Vox LP-Box??


    LG, Paul


  • Lieber Paul,


    die Gattin von Antal Dorati war bei Philips unter Vertrag. Da sind auch die "Lieder ohne Worte" erschienen.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

  • Zitat

    Original von Thomas Pape
    die Gattin von Antal Dorati war bei Philips unter Vertrag.


    Sie hat aber doch auch bei Vox Platten aufgenommen. Ob es Hammerklavier oder Klavier war, weiß ich nicht mehr.
    Von ihr habe ich noch Vox-LPs. M.E. Divertimenti von Haydn. Die andere Platten habe ich nicht mehr.


    LG, Paul

  • Lieber Paul,


    Du hast recht, ich hatte in meinem Beitrag nur an Mendelssohn gedacht. Von Haydn hat sie einige Aufnahmen für VOX gemacht. Und überhaupt könnte man sich hier einmal mit Ilse von Alpenheim beschäftigen. Einen eiegenständigen Thread wird sie leider nicht hergeben, einen längeren Beitrag bei "Zu Unrecht vergessen" indes schon.


    Liebe Grüße vom Thomas :hello:

    Früher ist gottseidank lange vorbei. (TP)
    Wenn ihr werden wollt wie eure Väter waren werdet ihr so wie eure Väter niemals waren.

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  • Hallo,


    die "Konzertouvertüre Die Hebriden" wurde zwar schon erwähnt, aber hier nun eine CD.



    Auf meiner 3-wöchigen Schottlandreise vor ca. 4 Wochen war ich auch knapp 2 Tage auf den äußeren Hebriden und 3 Tage auf der Isle of Sky, innere Hebriden.


    Von 1/2 Tag Dauerregen und etlichen kurzen Regenschauern (das war Starkregen aber auch nur Nieselregen) auf den inneren Hebriden hatte ich Sonnenschein und insbesondere auf den äußern Hebriden strahlend blauen Himmel mit teilweise riesigen Cumuluswolken - es war ein Traum - allerdings nicht dazu geeignet, die doch meist düstere Stimmung von Mendelsohns Musik vor Ort nachzuempfinden. Das Anrauschen der Meeresbrandung war optisch nicht da ("es lächelt der/die See, er/sie ladet zum Bade") und der graue (die vielen, abgerundeten grauen Felshügel) regenverhangene Eindruck war weit weg. Ja, die Musik ist nicht nur düster, es erklingen auch anheimelnde Passagen; aber das Ende der "Die Hebriden" lässt Mendelsohns Eindruck/Empfinden schon deutlich werden.


    Dafür habe ich mir an einem fast menschenleeren Ort an der Steilküste im Norden der Isle of Sky vor, bei, nach Sonnenuntergang mit weitem Blick auf den Atlantik in einer Art Freiluftkonzert mehrmals "La Mer" gegönnt.


    Zur "Schottischen" werde ich noch einen Beitrag schreiben.


    Viele Grüße
    zweiterbasss

    Wer die Musik sich erkiest, hat ein himmlisch Gut bekommen (gewonnen)... Eduard Mörike/Hugo Distler

  • Als häufiger Besucher des Gewandhauses kommt man an Mendelssohn nicht vorbei. Auch wenn mich jetzt mancher kritisch belächelt - ich höre wahnsinnig gern das 1. Klavierkonzert mit seinem unwahrscheinlich zarten und schönen 2. Satz. Leider ist das Konzert zu kurz, diese Musik hätte ich gerne länger gehabt. Ich habe es mit dem Gewandhausorchester unter Chailly und mit Lang-Lang erlebt, und ich werde es nie vergessen. Jetzt kann gelächelt werden.


    Auch das spritzige Violinkonzert und die schottische und die italienische Sinfonie könnte ich im Konzert noch viel öfter live hören!


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Schaun wir mal, was Euch geläufig ist, bzw was Euch and Herz gewachsen ist, bzw was für Euch das Besondere an diesem Komponisten ist. Ich selbst melde mich dann nach einigen Eurer Beiträge selbst zu Wort.

    Das Besondere an Mendelssohn ist seine einzigartige melodische Erfindungsgabe, die der schubertschen nicht nachsteht, in Verbindung mit Schwung (Vorwärtsdrang) und kontrapunktischer Meisterschaft. Dazu kommt seine vollendete Meisterschaft der Instrumentierung. Die Hebridenouvertüre ist sicher ein exzellentes Beispiel für das perfekte Zusammenspiel dieser mendelssohnschen Qualitäten. Brahms und Wagner verehrten dieses Werk gleichermaßen. Meiner Meinung nach ist es einer der perfektesten Orchesterwerke überhaupt und ich glaube weder Brahms noch Schumann hätten etwas von dieser Qualität schreiben können (Wagner allerdings schon).


    Schließlich findet man bei Mendelssohn, was man bei deutschen Komponisten nur höchst selten findet, Charme nämlich (man höre nur die Ouvertüre aus seinem Singspiel "Heimkehr aus der Fremde"). Das hat ihm natürlich eine schlechte Nachrede beschert.