Rossini - Keine Opern!

  • Giacomo Rossini (1792-1868 ) komponierte zwischen 1809 bis 1829 an die vierzig Opern. Wenig bekannt ist, dass er Zeit seines Lebens auch andere musikalische Werke geschaffen hatte. Diesen Kompositionen ist dieser Thread gewidmet.


    Wenig Bekannte Jugendwerke bietet diese beim Label cpo erschienene CD an:


    Die Streicherserenaden Nr. 1 - 6 sind weitere Jugendwerke, die ursprünglich für Streichquartett gesetzt wurden, die in der Fassung für Streichorchester bekannt sind. Das Quartetto Rossini hat diese gefällige Musik in der Urfassung eingespielt. Die CD mit I Solisti Veneti unter Claudio Scimone gefällt mir. Sie spielen mit Leichtigkeit und italienischer Grazie.


    Vier Werke für Fagott, Klarinette, (bzw. in einer Fassung für Oboe) und Cello und Orchester sind auf dieser Scheibe des Labels Arts vereinigt.


    Unter den geistlichen Werken ist die Petite Messe Solonelle wohl am bekanntesten. Rossini ist ein Witzbold: Die Bezeichnung "Petite" = klein ist eine Untertreibung, dauert das Werk doch eineinhalb Stunden, länger als Beethovens Missa solemnis. Und der festliche Charakter, der ansonsten mit grossem Orchester Trompeten und Pauken erzielt wird, unterläuft Rossini mit der Begleitung durch zwei Klaviere und Harmonium. Der Einbezug eines Harmoniums zeigt an, dass dieses Werk für die Aufführung in kleinem Rahmen gedacht war, die Weihe einer kleinen Privatkapelle. Die Originalversion bringt diese amerikanische Einspielung zu Gehör. (Meine bevorzugte Einspielung mit dem Ensemble Parthenia Vocal ist nicht mehr auf dem Markt erhältlich.) Die beiden Klaviere und das Harmonium sind aufnahmetechnisch im Vordergrund zu hören. Der RIAS Kammerchor und ein Solistenensemble unter Creed haben diese Einspielung bei harmonia mundi veröffentlicht. Die Tasteninstrumente sind mehr in den Gesamtklang eingebunden. Vom gleichen Dirigenten gibt es Stabat mater im Handel. Die Akademie für Alte Musik Berlin wirkt hier mit.


    Gleich vier (!) Label DGG, channel, Naxos und Chandos haben Gesamteinspielungen des Klavierwerkes veröffentlicht. Als Beispiel sei diese CD von Paolo Giacometti erwähnt, deren Kompositions-Titel bezeugen, dass Rossini sich gerne den kulinarischen Freuden hingab. Vergessen darf dabei nicht werden, dass Rossini in der zweiten Hälfte seines langen Lebens unter Depressionen litt.


    Es sind Kostbarkeiten und Schätze zu heben, die zu Hören sich lohnt.


    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




    2 Mal editiert, zuletzt von moderato ()

  • Leider fand der sehr angebrachte und lobenswerte Hinweis von moderato in diesem Thread, daß ROSSINI durchaus nicht nur Opern komponiert hat, auf die sich fast alle Beiträge ja doch beziehen, keinerlei Widerhall.


    Ich will nun nicht sämtliche Werke aufzählen, die ROSSINI außer Opern noch komponiert hat- es sind durchaus mehr als nur eine Handvoll - doch finde ich in der Tat ganz besonders seine 6 Sonaten a quattro für 2 Violinen, Violoncello und Kontrabaß (= Sonate d'Archi), die er bereits 1804 im zarten Alter von 12 Jahren komponierte, sehr reizend, interessant und absolut hörenswert, vor allem wenn diese so vortrefflich interpretiert werden wie von ANTONIO JANIGRO UND SEINEN ZAGREBER SOLISTEN!


    Leider hat BEETHOVEN ROSSINI nicht gerade dazu ermutigt, etwas anderes als Opern zu komponieren als dieser ihm 1820 schrieb: "Ah, Sie sind Rossini, der Komponist des "Barbier von Sevilla"? Ich beglückwünsche Sie dazu; das ist eine ausgezeichnete komische Oper.. So lange es italienische Opernhäuser gibt, wird man sie spielen. Aber versuchen Sie nicht andere Dinge zu schreiben; in anderen Kunstgattungen Erfolge haben zu wollen, hieße Ihrem Schicksal Gewalt antun".


    Trotzdem komponierte ROSSINI 1833 in Madrid sein STABAT MATER für Soli, Chor und Orchester, das am 07.01.1842 in Paris in einer Neufassung zur Uraufführung kam. In Deutschland erntete er wenig Erfolg mit seiner geistlichen Musik, da diese Musik für den deutschen Geschmack nicht sakral genug war. HEINRICH HEINE dagegen war davon sehr angetan, nachdem ROSSINI bereits 1820 seine "Messa di Gloria" zur Aufführung bringen konnte, und so schrieb HEINE 1828 and ROSSINI:
    "Rossini, divino Maestro, Helios von Italien, der du deine klingenden Strahlen über die Welt verbreitest! verzeih meinen armen Landsleuten...die deine Tiefe nicht sehen, weil du sie mit Rosen bedeckst, und denen du nicht gedankenschwer und gründlich genug bist, weil du so leicht flatterst, so gottbeflügelt."


    Und so sollten vielleicht diese Zitate jene, die das Stabat Mater noch nicht kennen, etwas neugierig machen. Meine Referenz-Empfehlung hierfür wäre die alte Aufnahme durch KARL FORSTER mit den BERLINER SYMPHONIKERN UND DEM CHOR DER ST. HEDWIGSKATHEDRALE, mit den vorzüglichen Gesangssolisten PILAR LORENGAR, BETTY ALLEN, JOSEF TRAXEL und JOSEF GREINDL. Wenn jemand wenigstens etwas von der damals von den Deutschen so vermißten Geistlichkeit in dieses Werke bringen kann, dann ist dies sicher der Prälat-Dirigent KARL FORSTER!!


    Es scheint leider, daß diese Einspielung im Augenblick vergriffen ist, doch kann man diese bestimmt noch irgendwo organisieren.


    Viele Grüße


    wok

  • Die folgende Einspielung der Streichersonaten mit sehr guter Reputation besitze ich noch als Doppel-LP (zusammen mit einem Quartett von Donzetti):



    Das sind sehr charmante, duftige, eingängige Piècen in knapper Form und von klassizistischem Zuschnitt.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!


  • Gioachino Antonio Rossini; * 29. Februar 1792 in Pesaro; † 13. November 1868 in Paris-Passy, italienischer Komponist. Er gilt als einer der bedeutendsten Opernkomponisten des Belcanto; seine Opern Der Barbier von Sevilla und La Cenerentola („Aschenputtel“) gehören weltweit zum Standardrepertoire der Opernhäuser.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)