Edvin Kallstenius - schwedischer Komponist (1881-1967)

  • Unser Lieblingslabel startet ein weitere Serie mit einem bisher weitgehend unbekannten nordischen Komponisten. Er hat u.a. 5 Symphonien, 5 Sinfoniettas und 8 Streichquartette komponiert. Eine historische Aufnahme seiner 5. Symphonie von 1960 kann man auf youtube hören. Für meine Ohren klingt das nach einer schwedischen Variante von Havergal Brian, also sehr interessant. Wir sind gespannt auf die erste CD.


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  • Liebe Taminos,


    Edvin Kallstenius ist mir schon seit längerer Zeit ein Begriff - bevor ich ein Werk von ihm vorstelle jedoch hier noch einige biografische Details zum Komponisten.


    Geboren wurde Edvin Kallstenius am 29. August 1881 in Filipstad/Schweden. Den ersten Kontakt zur Musik erhielt er von seinen Eltern, die im Haus gerne die Werke der großen Meister musizierten. Einen wirklichen Zugang hatte Kallstenius zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht zur Musik und studierte in Lund Naturwissenschaft. Ein Konzert mit Werken von Brahms und Schubert mit dem Brüssel-Quartett öffnete ihm jedoch die Augen und so wurde die Musik - recht plötzlich - zu einem Lebensinhalt, der wohl insgeheim schon lange in ihm geschlummert hatte. Sofort nach dem Konzert komponierte er ein Streichquartett und dies obwohl er noch gar keine Ahnung vom Komponieren hatte. Doch das Quartett wurde ein Erfolg und er erhielt einen Studienplatz am Leipziger Conversatorium. Vier Jahre, von 1904 bis 1907 studierte er in Leipzig, und auch dort wurde er durch eine Aufführung von Franz Schrekers "Der ferne Klang" im Jahr 1913 maßgeblich geprägt - zwar nicht von der Musik (die m.E. aber zweifelsfrei genial ist), aber vom Libretto, von der Idee diesen einen Klang zu finden, der sein gesamtes Schaffen erfüllen soll. Doch bereits zu dieser Zeit galt seine Musik als altmodisch, bekleidete aber trotzdem wichtige Ämter des schwedischen Musiklebens. Er starb 1967 in Stockholm und ist heute weitgehend vergessen. In seinem Werk befinden sich u.a. 5 Sinfonien, 4 Sinfoniettas, ein Klavier- sowie ein Cellokonzert sowie Chor, Kammermusik, und weitere Orchesterwerke.



    Das einzige mit zur Zeit bekannte Werk Kallstenius' ist En serenad in sommernatten - Eine Serenade in der Sommernacht.
    Zu Beginn des Werk kreiert Kallstenius eine schwüle Sommerabendsatmosphäre, bis Hörnerrufe erschallen, die nun recht ungewöhnlich orchestral verändert werden. Anschließend kommt eine sehr lichter, anmutender Abschnitt, der sehr schwelgend teils impressionistische Züge aufweist. Eine orchestrale Serenade in schönster Manier schließt sich an, der wohl zugänglichste Abschnitt der Werkes. Immer wieder hört man das Licht und Schattenspiel der Nacht, Kallstelnius weiß mit den orchestralen Farben gut umzugehen. Bald kommen die Blechbläser hinzu und die Musik erhält eine kurze leidenschaftliche Note. Durch den Einsatz von Celesta und Harfe beginnt die Musik richtig zu funkeln. Ein nordisch anmutender Tanz folgt, wird aber schnell verklärt und verschwindet wieder in der lauen Sommernacht.


    Insgesamt zeichnet sich das Werk durch eine gute, farbige Orchestration und ihrer nationalromantisch, impressionistischen Klangsprache auch. Von der Form her ist ist eine Aneinanderreihung verschiedener Eindrücke einer Sommernacht, ähnlich einer der Rhapsodien Alfvéns, auch wenn die schwedische Tonsprache hier nicht so sehr heraustischt. Auf die Sinfonien bin ich gespannt.


    LG
    Christian

  • Das einzige mit zur Zeit bekannte Werk Kallstenius' ist En serenad in sommernatten - Eine Serenade in der Sommernacht.


    Bist Du da sicher? Diesen Gesang, von Kallstenius arrangiert, kennst Du bestimmt.



    Du gamla, Du fria, Du fjällhöga nord
    Du tysta, Du glädjerika sköna!
    Jag hälsar Dig, vänaste land uppå jord,
    /: Din sol, Din himmel, Dina ängder gröna.:/
    2
    Du tronar på minnen från fornstora dar,
    då ärat Ditt namn flög över jorden.
    Jag vet att Du är och Du blir vad Du var.
    /:Ja, jag vill leva, jag vill dö i Norden.:/

  • Edvin Kallstenius - den Zeitgenossen durchaus auch mal Gallstenius nannten - schrieb seine 1. Symphonie 1926 und überarbeitete sie 1941. Die Uraufführung fand 1928 unter denkbar ungünstigsten Bedingungen statt, im Rahmen eines volkstümlichen Matineekonzerts zwischen Schubert und Johann Strauss mit einem offensichtlich schlecht vorbereiteten Orchester. Dementsprechend fiel das Stück gnadenlos durch. " Muß man sich eine Moralpredigt anhören?" fragte Kurt Atterberg, Ture Rangström empfahl sich Watte in die Ohren zu stecken und ein Kritiker bemerkte, dass das Beste an der Symphonie seine Kürze sei.

    3 Sätze hat das Werk, von denen der 10-minütige erste sicher der gewichtigste ist. Das Allegro ordinario lässt den Einfluss Sibelius' klar erkennen, aber der Satz ist durch einige Eigenartigkeiten und Exzentrizitäten gekennzeichnet, die mich wie schon im Eingangsbeitrag erwähnt an Havergal Brian erinnern. Der zweite Satz kommt eher brahmsisch daher und der 3. hat vielleicht ein bisschen Reger dabei. Insgesamt ein eher sprödes aber nicht uninteressantes Werk, das man vermutlich öfter hören muss, um es wirklich beurteilen zu können.


    Das Helsingborg SO unter Frank Beermann agiert auf hohem Niveau. Ob das nun wie bei Louis Glass auch eine GA der fünf Symphonien wird, ist unklar, wäre aber wünschenswert. Auch hier also: weitermachen.

  • Zitat

    Zitat lutgra: Ob das nun wie bei Louis Glass auch eine GA der fünf Symphonien wird, ist unklar, wäre aber wünschenswert.

    Lieber lutgra,


    meinen Informationen nach soll es tatsächlich wie bei Glass ein kompletter Zyklus werden. Bei Glass sollen zu den Sinfonien auch noch weitere 6 Orchesterwerke aufgenommen werden. Wie dies bei Kallstenius der Fall ist weiß ich allerdings nicht.


    LG
    Christian

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