Tommaso Traetta 1727 - 1779

  • Traetta wurde am 30. Mai 1727 in Bitonto in Apulien geboren.
    Wie Jommelli erjielt er in Neapel seine musikalische Ausbildung, in Neapel pflegte er auch engen Kontakt mit Jommelli.


    In Neapel brachte er auch seine ersten Werke auf die Bühne.
    Ab 1757 war er auch in Rom tätig



    Tomaso Traetta


    Die Oper "Nitetti" gefiel dem Philipp de Bourbon, der damalige Regent von Parma so gut, dass er ihn daraufhin zum Maestro di Capella ernannte. Ebenso übernahm er die Gesangsausbildung der Prinzessin.


    Das Herzogtum Parma Plaisance war zu einer frz. Insel im italienischen Kulturleben geworden.
    Der Abkömmling des Sonnenkönigs liebte natürlich die frz. Tragèdie Lyrique, und so sollte Traetta mehrere Werke auf die Libretti von Rameaus Opern verfassen, selbstverständlich ins italienische übersetzt.
    So entstanden ital. Fassungen der Opern "Ippolio ed Aricia" 1759, nach dem Libretto von Pellegrin zu "Hippolyte et Aricie", dann 1760 "I Tintaridi" nach der Oper "Castor et Pollux" und "Le Feste d'Imeneo" , "Les Fêtes d'Hébée"


    Er verband hier die beiden Gattungen Opera Seria und Tragèdie Lyrique, ähnlich wie es Jommelli auch tat.


    de la Borde schrieb über ihn:


    "Um den Bourbonen von Parma zu gefallen, hat Tommaso Traetta seinen Kompositionsstil geändert und versucht nun in seinen Opern den französischen Geschmack zu treffen, der in Parma vorherrscht."


    Ein weiteres Zitat über ihn:


    "Man müßte schon sein Leben auf einer einsamen Insel verbracht haben, um das Talent und die Kunstfertigkeit Traettas nicht zu erkennen, der immer Schönes und bisweilen Außerordentliches schreibt."


    Durch seine Position in Parma erarbeite er sich schnell einen interantionalen Ruf und wurde an die europäischen Höfe geladen:


    1760 nach Wien mit "Armide" und "Ifigenia in Tauride" 1763, nach Mannheim 1762 mit "Sofonisba"


    Er wird Direktor des Konservatoriums Ospedaletto in Venedig, dann 1767 wird er von Katharina II. nach Rußland an den Hof in St. Petersburg berufen um dort der Nachfolger von Galuppi zu werden.


    Hier entstand auch seine berühmteste Oper "Antigono"
    Als 1775 an Tuberkulose erkrankte gab er sein Amt an seinen Landsmann Paisiello weiter.
    Nach einem Besuch in England kehrte er nach Venedig zurück, dort erlag er am 6. April 1779 seiner Krankheit.




    Zwei sehr gute Einspielungen:



    Buovo d'Antona
    Libretto von Carlo Goldoni


    Orchestra del Teatro la Fenice



    Antigono


    Les Talens Lyriques / Rousset (Momentan auch sehr günstig :D )

  • Ein paar Worte zu den beiden Aufnahmen:


    die Interpretationen sind beide Vorbildlich.
    Im Continuo spielt immer noch das Cembalo mit, die Rezitative werden hingegen in beiden Aufnahmen mit dem Fortpiano (u.a.) begleitet.


    Die musikalische Qualität der Werke wird schon genügend von den Zeitgenossen gewürdigt, also spare ich mir das hier.


    Die Buovo d'Antona ist witzig - leider eine Live Aufnahme, was aber glücklicherweise nur wenig spürbar ist.


    Mir persönlich gefällt die Antigona besser, da ihr erstmal ein "erhabenes" Thema zu Grunde liegt, und natürlich sind die Talens Lyriques unschlagbar.


    Wunderschön die Koloraturarien, allerdings ist dies keine reine Opera Seria, es gibt viele Chöre und Ballette ( z.B. die schöne Chaconne aum Schluß der Oper ) was schon fast wieder an Gluck erinnert, also in der Tradition der Tragèdie Lyrique.

  • Salut,


    das dramma giocoso Buovo d'Antona habe ich jetzt auch:



    Goldonischer Witz pur - die Musik erstklassig, die Interpretation gefällt mir auch, besonders hervorheben möchte ich den Altus Roberto Balconi!


    Aufgefallen ist mir, dass der Pistolenschuß jenem in der cosa rara entspricht, die ebenfalls mit dem Orchestra del Teatro la Fenice [live] aufgenommen wurde.


    :jubel:


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Im Moment höre ich gerade Traettas "Ippolite ed Aricia" als jene italienische Fassung von Rameaus "Hippolyte et Aricie"


    Es ist schon witzig was hier zu hören ist, italiensche Seria Arien in der Art von Jommelli oder des frühen Gluck, meinetwegen auch wie J.Chr. Bach und dann die Ballette und Chöre in der Art von Rameau - aber haargenau, ich muss mal nachher ein paar direkte Vergleiche anstellen, weil sich das doch gerade bei den Balletten nicht nur nach Stilkopie anhört, sondern nach 1:1 riecht - alter Dieb :D



    Es ist Schade, dass diese Oper nicht auf CD erschienen ist, aber wahrscheinlich wäre der Fankreis auch recht begrenzt.


    Ich find's jedenfalls toll.
    Da gibt es echt megatolle Arien :faint: :jubel: :faint: :jubel: :faint:


    Falls noch jemand das Werk hören will, hier wurde der Radiomitschnitt online gestellt.


    wähwähwäh.operatoday.com/content/2008/01/traetta_ippolit.php


    allerdings war auch der regional ansässige Bronchialchor eingeladen :no:
    wenn man TB hat soll man gefälligst zu Hause bleiben, das grenzt schon an Sabotage....


    Edit:


    o.K. die Ballette sind 1:1 von Rameau übernommen - aber wahrscheinlich auf besonderen Wunsch des Hofes.
    Trotzdem - extrem toll :jubel:

  • Dem Urteil kann ich nur zustimmen. Seit ich diese Aufnahme vor Jahren bekam ist sie mir zu einer meiner Liebsten geworden. Ich höre sie mir regelmäßig an.


    Eine grandiose, sehr feine Interpretationen. Ganz besonders gefällt mir das Duett in der Mitte des 2. Aktes (CD I Tr 22). Eine Referenzaufnahme für die Musik dieser Zeit um 1772 und für die HIP.

    BECK ohne MESSER
    "Jeder Mensch ist eine Melodie. Lieben heißt: sie innehaben." (Franz Werfel)

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