Alan Hovhaness - der symphonische Vielschreiber

  • Alan Hovhaness (* 8. März 1911 in Somerville, Massachusetts; † 21. Juni 2000 in Seattle) war ein US-amerikanischer Komponist armenisch-schottischer Abstammung.


    Hovhaness zeigte früh musikalisches Interesse und begann bereits als Siebenjähriger zu komponieren. Zu Beginn der 1930er-Jahre studierte er am New England Conservatory of Music bei Heinrich Gebhard (Klavier) und Frederick Converse (Komposition). 1934 besuchte er den von ihm bewunderten Jean Sibelius in Finnland, der wenig später Taufpate seiner Tochter werden sollte.


    Ab 1948 lehrte Hovhaness für drei Jahre am Boston Conservatory. Ab 1951 widmete er sich nahezu völlig der Komposition.


    Ein erster grosser Erfolg war 1955 die Uraufführung seiner 2. Sinfonie Mysterious Mountain durch Leopold Stokowski und die Houston Symphony. Im gleichen Jahr veröffentlichte MGM Records Aufnahmen mehrerer seiner Werke. 1956 bis 1958 unterrichtete Hovhaness Komposition an der Eastman School of Music.


    1959 bis 1963 unternahm Hovhaness eine Reihe von Forschungsreisen nach Indien, Hawaii, Japan und Südkorea, um die Musiktraditionen dieser Länder kennenzulernen. Anfang der 1970er-Jahre übersiedelte er endgültig nach Seattle, nachdem er 1966/67 bereits Composer-in-Residence der Seattle Symphony gewesen war. Der Ausbruch des Mount St. Helens inspirierte ihn zu einer gleichnamigen Sinfonie (die Nr. 50, zu seinen bekannteren Werken zählend). (In Auszügen aus wikipedia)


    Die Musik von Alan Hovhaness ist umstritten. Das liegt zum einen an der Masse der vorliegenden Kompositionen, alleine 67 Symphonien hat er komponiert, soviel wie kein anderer Komponist seit der Klassik außer Leif Segerstam (200+, von denen viele aber kurze stream-of-conciousness Arbeiten sind, also keine ausgearbeiteten Werke). Zum anderen liegt es an dem Festhalten an der Tonalität wenn auch unter Einbezug fernöstlicher Einflüsse. Dazu wird kritisiert, dass die Kompositionen alle ähnlich klängen, was in gewissem Sinne stimmt, aber natürlich auch auf die Symphonien von Haydn oder die Kantaten von Bach zutrifft.


    Letztendlich muß jeder selbst entscheiden, ob er diese Musik mag oder nicht. Ich höre sie gelegentlich und finde sie oft recht ansprechend. Inzwischen sind sicher die Hälfte der Symphonien eingespielt. In den ersten Jahren geschah dies vor allem durch den Komponisten/Dirigenten selbst und die Platten erschienen auf obskuren Labeln. Die sind inzwischen gesuchte Sammlerstücke. Das meiste dieser frühen Aufnahmen hat Albany Records in sein Programm übernommen. In den 1990er Jahren haben dann Gerard Schwartz und das Seattle SO einiges eingespielt und diese Serie wird mit verschiedenen Orchestern jetzt von Naxos weitergeführt.


    Aktuell ist gerade diese CD erschienen, die ich aber noch nicht kenne. Ich werde hier gelegentlich CDs mit seiner Musik vorstellen und lade andere "Kenner" ein, das gleiche zu tun. Es gibt eine sehr ausführliche Website über diesen Komponisten.



    Das vermutlich bekannteste Stück von Hovhaness ist das kurze "Prayer to Sr. Gregory", das einen guten Eindruck vom Stil des Komponisten vermittelt.


  • Im Prinzip wäre ich durch deinen Thread dankbar zu erfahren, welche der >200Sinfonien "hörenswert" sind. Das wird schwierig das heraus zu bekommen.
    Austesten würde ich das selber nicht - keine Lust bei der Anzahl ...


    Von vivelamusic habe ich vor einiger Zeit eine doppelete Hovhannes-NAXOS_CD bekommen:
    Sinfonien Nr.7 + 14 + 23
    mit dem
    Trinity College Wind Orchestra/Keith Brion --- also keine sinfonische Besetzung.
    Ich kann Dir sagen -> da geht die Post ab mit Pauken und Trompeten - alles tonal, geniessbar mit "schmackes". Lies mich als Paukenliebhaber aufhorchen.
    :S Aber der rechte Bezug fehlt mir, da ich den Rest überhaupt nicht einschätzen kann. Wegen der grossen Anzahl an Sinfonien verspüre ich auch keinen Drang nach mehr von Hovhaness ...


    ;) Es sei denn, Du oder weitere Hovhaness-Hörer teilen hier explizit mit, was sich lohnen würde -- :!: und warum !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich werde mir bei der März Bestellung zwei oder drei CDs kaufen und dann - so ich es vermag - ein paar persönliche Eindrücke dazu schreiben. Ich setze nicht voraus, daß mir diese Musik gefallen wird oder gar gefallen muss, sondern es interessiert mich einfach wie es klingt. Den kurzen Samples zufolge hatte Hovhannes eine gute Hand für instrumentale Effekte. Dadurch, dass er vielen seiner Sinfonien Namen gibt, stellt er Assoziazionen her, und man befasst sich intensiver mit dem Werk. Wie gut das funktioniert sieht man an den Haydn Sinfonien und den Beethoven Klaviersonaten etc. "Vielschreiber" ist für mich keine Frage der Qualität. Bach, Vivaldi, Telemann, Haydn und Mozart - sie alle waren "Vielschreiber" Im Falle Mozarts muss man seinen relativ frühen Tod in die Rechnung einbeziehen. Letztlich war sogar Verdi ein "Vielschreiber"......
    Dass Copland und Bernstein sichbei der Tonaufnahme von Hovhannes 1. Sinfonie daneben benahmen und Bernstein sich zu Bemerkung: "Ich kann diese billige Ghettomusik nicht ertragen" hinreissen ließ, will nichts besagen - Man bedenke nur welchen bösartigen Unsinn Strawinsky über Vivaldi, Adorno über Sibelius und Mozart fast über alle seine Konkurrenten schrieb...


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ein halbes Dutzend CDs von Hovhaness besitze ich; eine nochmalige Erweiterung scheint mir nicht erforderlich.


    Es lassen sich zwei Stiltendenzen bei ihm beobachten, die bisweilen scharf getrennt, bisweilen gemischt erscheinen: der Hang zu einem relativ schwülstig-pathetischen, bisweilen filmmusikhaften, insgesamt quasi neobarocken Sound einerseits (CD 1), andererseits ausgeprägt orientalische Einflüsse (CD 2).



    Letztere Stiltendenz ist gewiss interessanter, Erstere wirkungssicher. Im Rahmen der ersten Tendenz scheint die Mehrheit seiner Sinfonien gehalten und hier fürchte ich durchaus Ermüdungserscheinungen - denn solche lassen sich bereits im Kontext der Werke, die ich tatsächlich kenne, deutlich beobachten. :P


    Hovhaness ist ein gnadenloser Vielschreiber gewesen - das Motto des Threads :D -, sein kompositorisches Prinzip originell - aber nicht tragfähig für die beliebige Vervielfachung. Dies teilt er mit dem gewiss wesentlich interessanteren Brasilianer Villa-Lobos - zum Beispiel.


    :hello: Wolfgang

    Lieber Fahrrad verpfänden denn als Landrat enden!

  • Diese 2008 erschienene CD enthält vier Stücke von AH, die alle in den 60er Jahren entstanden sind und z.T. für bekannte Dirigenten und ihre Orchester geschrieben wurden: John Barbirolli, Andre Kostelanetz und Leopold Stokowski. Es handelt sich ausschließlich um Erstaufnahmen. Das verbindende der Stücke ist - wie der Titel schon suggeriert - der Osten, sprich Japan, Indien und der nahe Osten. Man hört also viel Geflöte, Geklingel und Geglocke und meint in asiatischen Sphären zu wandeln. Allerdings höre ich auch vieles, was auch in der europäischen Volksmusik (z.b. der bretonischen) zu haben ist. Hovhaness schrieb halt schon Weltmusik als der Begriff noch gar nicht modern war. Hörer, die seine Musik kennen, wissen, was sie erwartet. Das ist keine schlechte Zusammenstellung hier, allerdings hatte ich dann nach 30 Minuten doch erst einmal genug, das sollte man in kleineren Portionen hören. Es sei denn, man zündet die Räucherkerzen an, zieht die Vorhänge zu und lässt sich von magic mushrooms oder anderen probaten Mittelchen in bewusstseinerweiternde Sphären tragen. Aus dem Alter bin ich allerdings schon lange raus. ;)
    Das Frost Symphony Orchester ist übrigens das Studentenorchester der University of Miami.

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  • Alan HOVHANESS: Sinfonie Nr 1 "EXILE"


    Teleton schrieb:

    Zitat

    Im Prinzip wäre ich durch deinen Thread dankbar zu erfahren, welche der >200Sinfonien "hörenswert" sind. Das wird schwierig das heraus zu bekommen.


    Ich hatte schon am 7. Februar vorlaut verkündet, daß ich mir ein paar Aufnahmen zulegen werde - hatte dann allerdings vergessen. Nun ist es aber soweit.


    Man darf sich natürlich nicht darauf verlassen, daß das was mir gefällt einerseits einem selbst gefällt - und ausserdem kann ich über den Tiefgang und Ewigkeitswert keine Aussage treffen. Musikkritiker neigen im Allgemeinen dazu, bei Vielschreibern die Qualität generell in Frage zu stellen - da kann mann nicht wirklich fehlgehen, weil das das Publikum gerne hört und die Kollegen kritiklos beipflichten und abschreiben. Bei Haydn und Bach waäre das allerdings in die Hose gegangen, ebenso wie bei Mozart. Hätte der bis 75 gelebt, dann hätten wir ca 220 Sinfonien und über 60 Klavierkonzerte von ihm......


    Ich werde mich daher beschränken persönliche Eindrücke wiederzugeben, und nicht allzuviel in Serie zu hören um eine Übersättigung meinerseits zu vermeiden. Persönlich fange ich immer gern mit den "Jugendwerken" eines Komponisten an, weil sie mich (zumeist) mehr ansprechen.


    So ist die Sinfonie Nr 1 op 17 aus dem Jahre 1936 "Exile" (Rev. 1970) - Hovhaness war damals 25 Jahre alt - in meinen Augen ein idealer Einstieg. Hovhanes versteht meiner Meinung nach wunderbar orchestrale Effekte zu erzielen und einen exotischen Klang zu erzeugen (angeblich armenisch in seiner 1. Sinfonie)
    Während einer Aufnahme von Hovhaness' 1. Sinfonie (Exile Symphony) unterhielt sich Copland fortwährend lautstark, und nach Abschluss der Aufnahme bemerkte Bernstein: I can't stand this cheap ghetto music. (Ich kann diese billige Ghettomusik nicht ertragen)*
    Aus meiner Sicht ist das keine Aussage über den Wert des Werkes sindern eine über die Benimmkultur zweier miteinander sehr befreundeter Musiker, die vielleicht in Hovhanes einen künftigen Konkurrenten witterten.
    Die Sinfonie ist gezeichnet von Gegensätzen, wie leicht melancholischen und "eintönigen" Abschnitten - ich wurd angangs gelegentlich flüchtig an Ravels Bolero erinnert - und dramatischen Orchestereffekten, wobei - und das ist IMO das Bemerkenswerte in keinem Fall der Effekt die Musikalität in Frage stellte - wie sonst so oft bei Werken des 20. Jahrhunderts zu finden...


    Mein erster Eindruck war als mehr als positiv - mal sehen ab beim oftmaligen Hören von Hovhaness Sinfonine Ermüdung oder Langeweile eintritt - oder ob die Qualität ausreicht mich auch in Zukunft zu begeistern


    mfg aus Wien
    Alfred




    *Quelle: Wikipedia

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alan HOVHANESS: Sinfonie Nr 7 "NANGA PARVAT"


    Heute habe ich mir die 14 minütige. dreisätzige Sinfonie Nr 7 "Nanga Parvat" op 178 angehört. Sie wurde 1959 komponiert und ist Lady Evelyn Barbirolli gewidmet. Der Titel bezieht sich auf den über 8000 Hohen Berg "Nanga Parbat" (warum der Name in der Sinfonie abweichend ist konnte ich nicht recherchieren) dessen Name auf deutsch in etwa "Nackter Berg oder "unbewaldeter Berg" heisst. Im ersten Satz "con ferocita" versuch der Komponist nach eigenen Angaben die Wildheit und Grausamkeit des Berges zu beschreiben. ich höre jegliche Menge an Trommelähnlichem Instrumentarium, wie wir es aus der Musik des Mittelalters her kennen. Sehr düster und bedohlich, aber dennoch eindrucksvoll. Dazu gesellen sich nach kurzerZeit mehr oder weniger aggressive Bläserklänge.


    Der 2. Satz ist ein Marsch in isorhythmischer Form. Siehe auch bei Wikipdia
    https://de.wikipedia.org/wiki/Isorhythmie.
    Mein Eindruck, daß dieser Satz (und nicht nur er) Anklänge an mittelalterliche Musik beinhaltet finde ich hier bestätigt, es finden sich aber IMO unterschwellig auch orientalische Elemente.


    Der dritte Satz beginnt sehr zurückhaltend und entwickelt sich erst im Laufe der Zeit, allmählich gewinnt er an Substanz, schliesslich gesellen sich diverse Glockentönen zu jenen des bereits beschriebenen Instrumentariums....


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Die 24. Symphonie von Alan Hovaness entstand 1973. Ein neunsätziges Werk für Tenor, Chor, Sologeige, Solotrompete und Streicher. Eines seiner besseren Werke, vielleicht sogar eines seiner besten. Es behandelt die Geschichte von Layla und Majnun, ein persisches Pendant zu Romeo und Julia. Wie häufig bei Hovhaness ist es hilfreich, das analysierende Hirn einfach mal eine Stunde (genauer 48 min) lang auszuschalten und einfach nur zuzuhören und sich in den Sog der Musik zu begeben. Dann wird man viele wunderschöne Passagen hören, die auf die Seele einwirken. Hovhaness' Musik speist sich aus seiner tiefen Spiritualität und bei diesem Werk kann man das besonders gut hören. Die Chorpassagen könnten fast aus Oratorien von G.F. Händel stammen. Für die Aufnahme dieses Werkes ist der Komponist nach London gefahren und hat immerhin Tenor Martyn Hill, den John Alldis Choir und das vermutlich adhoc zusammengestellt National Philharmonic Orchestra of London zur Verfügung gehabt. Wir können also von einer Referenzaufnahme ausgehen.


  • Während einer Aufnahme von Hovhaness' 1. Sinfonie (Exile Symphony) unterhielt sich Copland fortwährend lautstark, und nach Abschluss der Aufnahme bemerkte Bernstein: I can't stand this cheap ghetto music. (Ich kann diese billige Ghettomusik nicht ertragen)*


    Ja, bei aller Wertschätzung für den grossen Dirigenten, menschlich konnte er schon ein ziemliches...sein.


    Vielleicht hat ihn auch gekränkt, dass der von ihm so hochverehrte Lehrer Fritz Reiner m.W. nie ein Stück von ihm gespielt zumindest eingespielt hat. Eines von Hovhaness aber sehr wohl und das ist vielleicht auch bis heute die berühmteste Aufnahme einer Hovhaness Symphonie. "Mysterious Mountain" hat vier Sätze, dauert ca. 17 min und ist Hovhaness at its best. Hörer, denen der pastorale RVW oder auch Coplands Appalachian Springs gefallen, werden vermutlich auch dieses Stück gut finden. Und eine bessere Interpretation werden sie jedenfalls nicht finden, auch wenn das Stück häufiger eingespielt wurde. Die als LSC-2251 erschienene LP ist unter Sammlern bis heute gesucht, u.a. sicher auch wg dem Coverbild.


  • Lady of Light ist ein Oratorium für Sopran, Bariton und Orchester, das Alan Hovhaness 1969 komponierte. Lady of Light ist eine Tänzerin, die auf der Welt nicht tanzen darf und von einer Armee getötet wird. Nach Aufstieg in den Himmel tanzt sie dort bis heute und in alle Ewigkeit. Der schlichte selbstverfasste Text ist ein typisches Produkt seiner Zeit, fernöstlich angehauchte Hippie-Lyrik, wie sie seinerzeit auf zahlreichen Alben mit Musik erleuchteter Seelen zu finden war. Als jemand, der diese Zeit als Heranwachsender bewusst miterlebt hat, liest man so etwas heute mit einem leicht wehmütigen Schmunzeln auf den Lippen. Der letzte Vers geht so:


    I am dancing in heaven forevermore.
    Great is the power of love!
    Dancing mysterious dreams,
    We are dancing to the sun,
    All are dancing, all are One.
    I am dancing in the heaven of love and Oneness.
    Great is the power of love!


    Ja, das waren noch übersichtliche Zeiten ;)


    Die Musik ist teils typisch Hovhaness, aber durchaus mit Akzenten, die man sonst bei ihm nicht regelmäßig hört. Auch hier zeigt sich wieder, dass Hovhaness eine besondere Begabung hat für die menschliche Stimme zu schreiben, die Chorpassagen gehen rein wie Butter, streifen manchmal auch schon fast die Grenze zum Kitsch. Der Bariton rezitiert eher als dass es singt, im Gegensatz dazu darf die Lady in hohen Lagen jubilieren. Wird nicht jedem gefallen das Stück, aber beim Werbepartner findet man einige Lobeshymnen. Die Aufnahme unter Leitung des Komponisten ist in London aufgezeichnet worden immerhin mit dem Royal PO und den Ambrosian Singers. Die Sänger (Patricia Clark, Leslie Fyson) sagen mir nichts, machen ihre Sache aber anständig.


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  • Alan HOVHANESS: Sinfonie Nr 22 "CITY OF LIGHT"


    Majestätisch feierlich beginnt die Sinfonie Nr 22 "City of Light" von Alan Hovhaness (1911-2000) - und geradezu mystisch. Irgendwie wirkt alles sehr vertraut, ohne daß ich sagen könnte, an wen mich das Werk erinnert. Vielleicht ist hier ein Hauch von Filmmusik mit im Spiel, was ich aber nicht abwertend verstanden haben möchte. Es liegt etwas Mächtiges in dieser Musik des ersten Satzes, das aber eigenartigerweise nicht wirklich bedrohlich wirkt. Gegen Ende ertönen erhabene und zeitweise gleichzeitig klagenden Bläserfanfaren, hier werden Erinnerungen an Mahler und Bruckner wach (?). Eine Art quirlendes Gewässer - so erscheint der Beginn des zweiten Satzes, aber sehr bald beruhigt sich die Szene und geradezu liebliche Melodien strömen auf den Hörer ein, oder besser gesagt, sie umspielen ihn sanft. Nicht umsonst ist dieser knapp 4 minütige Satz mit "Angel of Light" übertitelt. Lebhafter und fröhlich beginnt der 3. Satz (Allegretto grazioso) - und doch ein wenig in sich ruhend. und er ist mit einer Spieldauer unter 3 Minuten noch kürzer als sein Vorgänger. Der Finalsatz (Largo maestoso) macht seinem Namen alle Ehre. Breit und wuchtig wälzt er sich daher. Dieser Eindruck wird aber durch spielerische Einschübe immer wieder gemildert. Bombastisch, mit Glockengeläut endet die Sinfonie.


    Sie wurde übrigens 1971 als Auftragwert des Sinfonieorchesters Birmingham (Alabama, USA) geschrieben, Birmingham feierte damals das 100jährige Jubiläum seines Bestehens. Dem Komponisten ging es indes um eine imaginäre Stadt mit einer Million Lichter .... Genauer ist das im Booklet der CD beschrieben. Die bei Naxos erschienene Aufnahme dieser Sinfonie wurde übrigens im Mai 1992 von der "Seattle Symphony" unter Hovhaness' persönlicher Leitung eingespielt....



    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alan HOVHANESS: Sinfonie Nr 50 "MOUNT SAINT HELENS"


    Diese Sinfonie hat als Anlass den gigantisch-explosiven Vulkanausbruch des Mount Saint Helens vom 18. Mai 1980, wo er 411 m (!!) an Höhe einbüsste.Heute ist er 2539 Meter hoch.

    Für Uneingeweihte mag der episch ruhige Beginn der Sinfonie überraschend erscheinen, aber, obwohl es in vergangenen Jahrhunderten bereits einige Ausbrüche gegeben hatte, so waren die eher moderat verlaufen und die Landsschaft bot sich seit dem letzten Mal als (trügerische) Idylle dar. Trotz einiger kleinerer Erdbeben von geringeren Ausmaßen galt der Vulkan seit 1857 als ruhend.

    Hovanhes beschreitb das Naturereignis äusserst eindrucksvoll . Erinnerungen an Beethovens Gewitter in der Pastorale werden wach, wobei Hovhaness noch ein Spur naturalistischer vorgeht. Der dritte Satz beginnt extrem friedlich um dann wie aus heiterem Himmel mit der Explosion des Berges zu überraschen. Ich war richtig erschrocken, da nicht vorbereitet. Anschliessen kann man förmlich das Fließen der Lavaströme hören. Beeindruckend - und dabei immer noch Musik und nicht Geräusch

    Die Spieldauer des Werkes beträgt knapp 32 Minuten und die Sinfonie hat 3 Sätze. Sie ist ein Auftagswerk des Musikverlegers Peters, wurde 1982 vollendet und 1984 uraufgeführt.


    1) Andante

    2 Spirit Lake: Allegro

    3) Volcano: Adagio - Allegro


    Man mag über Hovhaness als Vielschreiber läster, ihn (wie etliche Konzertführer und Musiklexika) negieren - aber dem Reiz seiner Musik, die westliche mit östlichen Klängen mischt, grundsätzlich eingängig ist und stellenweise sehr plakativ instrumentiert ist konnte zumindest ich mich nicht entziehen

    Über meine Anlage (Röhrenverstärker mit Canton Vento Lausprechern) waren die Explosionen wesentlich eindrucksvoller und dramatischer zu häören, als via Internet mit Kopfhöreren. Dennoch möchte ich - als Abklatsch vom Original - hier eine Hörprobe verlinken....



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Bisher habe ich Hovhaness nicht so recht ernst genommen

    Angelegt durch diesen Faden habe ich mir mal diese Aufnahme angehört:

    And God created great whales



    Originelle Idee

    Meine Musikinteressen:

    Klassik von Barock bis zeitgenössischer E-Musik alles außer Gesang

    Jazz von Bebop bis zu aktueller Avantgarde.

  • Bisher habe ich Hovhaness nicht so recht ernst genommen

    Das geht vielen so - und wird durch die Ignoranz zahlreicher Musikpublikationen noch unterstützt, die ihn einfach totschweigen,

    Seine Verbreitung wird auch dadurch behindert, daßeinige Plattenfirmen, die enige seiner Werke aufgenommen haben unverschämte Preis verlangen

    Das mag zwar kaufmännisch gerechtfertigt sein bei Non-Mainstream Repertoire - aber natürlich erstickt das jedes eventuelle Interesse schnell im Keim.

    Wie klingt nun diese Musik ? Von dem was ich kenne klang manches wie Filmmusik (was von meiner Seite nicht abwertend gemeint ist) - aber es gibt da dann immer wieder Stellen, die sehr markant sind und darüber hinausgehen. Und man darf die oft eigenwillige Instrumentierung und den Mix zwischen Westlicher und östlicher Musik nicht ausser Acht lassen, dazu noch die Naturbeschreibungen.

    Sieht man sich in der Musikgeschichte um, so wurden aber immer schon jene Komponisten, die das wagten in den Hintergrund geschoben, mir fallen da spontan Ketelby, Chatschaturjan und Holst ein ....

    Ein weiterer Grund Hovhaness scheel zu beäugen ist das Märchen, er habe 200 Sinfonien geschrieben - es dürften in Wahrheit 67 sein, damit rückt er in die Nähe von Mozart, Haydn, etc...


    Es gibt eine Seite bei WIKIPEDIA, die sämtliche Werke von Hovhaness auflistet. (434 Werke mit Opuszahl)


    https://en.wikipedia.org/wiki/…sitions_by_Alan_Hovhaness


    Wenn man diese Liste als "Referenz" nimmt, dann ist er - was Aufnahmen betriff - schlecht dokumentiert.....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Selber besitze ich nur eine CD von Hovhaness, die mir von einem Tamino mal zur Verfügung gestellt wurde: Sinfonien NR. 7 + 14 +23 (NAXOS) ...


    *** Ich hab mir gerade mal die letzte Hälfte der Sinfonie Nr.50 angehört, gem. Beitrag 12. JA, war intereassant anzuhören, obwohl trotz des von mir heissgeliebten Schlagzeuges keine so richtige Spannung aufkommen wollte. (Ich möchte da mal von Kalevi Aho - Sieidi für Schlagwerk und Orchester (2010) als Vergleich zur Seite stellen, wie kunstvoll und hochspannend man dort Schlagzeug komponieren kann und wie dies genial von Grubinger umgesetzt wird.)


    Im Prinzip würde ich gerne mehr von Hovhaness kennen lernen. :?: Aber wann soll man das alles hören ??? Mir fehlt die Zeit, da ich auch andere Unternehmungen mache, als nur vor der Anlage zu sitzen ... besonders jetzt im Sommer .... wie man gemerkt hat, bin ich auch bei TAMINO derzeit nicht sehr intensiv unterwegs .... ;) der Winter kommt ja bald ...

    Man muss bei der Musikauswahl, bei der angebotenen Masse, dann einfach sondieren was man hören kann, damit auch noch Zeit bleibt für die grossen und lohnenden Werke ... da lasse ich dann Hovhanes einfach erst mal aussen vor, damit es für die mir "Wichtigen" reicht.


    Erst gestern habe ich Sibelius 2 mit P.Järvi/Orchestre de Paris (2010) als YT-Video genossen ... welch ein megagenuss diesem Klangrausch auch optisch zu geniessen und dem wohl besten Schluss des Werkes in der bisherigen Musikrezeption zu erleben.

    :angel: Das sind Sternstunden in der Musik, für die sich die Zeit lohnt.

    Auch wenn es viele nicht nachvollziehen können oder wollen - ebenfalls Revueltas - Sensemaya mit Dudamel / und seinem Simon Bolivar Orchestra Venezuela als YT Video .... für diese hochmusikalischen Musiker, die unheimlich Spass an der Musik haben und zeigen, lasse ich dann Hovhaness gerne mal stehen ... erst mal ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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