GIANFRANCO RIVOLI - in romanischen Ländern ein hoch geschätzter Dirigent - in Deutschland noch zu entdecken

  • Beschäftigt man sich mit dem Lebenswerk von GIANFRANCO RIVOLI und den uns vorliegenden Tondokumenten, dann ist eigentlich nicht ganz zu verstehen, daß von diesem vor allem in Italien, Frankreich und Portugal hoch angesehenen Dirigenten in Deutschland so wenig bekannt ist, und auch in unserem Forum so wenig geschrieben wurde.


    GIANFRANCO RIVOLI ist ein französischer Dirigent italienischer Herkunft, wobei ihn die Italiener stets als den ihren betrachten, und tatsächlich ist er auch am 02.06.1921 in Mailand geboren und verbrachte auch die meiste Zeit in Italien.

    Er studierte in MAILAND am KONSERVATORIUM GIUSEPPE VERDI Komposition und Orchester- und Chorleitung u. a. bei PEDROLLO, GHEDINI und VOTTO. Er nahm auch Klavier- und Orgelunterricht. Er zeigte schon früh eine Vorliebe für das lyrische Theater Als Dirigent orientierte er sich sehr an ANTONINO VOTTO und ERNEST ANSERMET. Bereits mit 16 Jahren gewann er den in BOLOGNA ausgeschriebenen nationalen Wettbewerb für Klavierkomposition. Von 1938 - 40 leitete er das MAILÄNDER UNIVERSITÄTSORCHESTER. Von vielen in- und ausländischen Bühnen und Orchestern wurde er eingeladen, das italienische Repertoire von Sinfonik und Oper zu dirigieren. 1948 - 50 leitete er an der MAILÄNDER SCALA die Ballettaufführungen. Anschließend war er Künstlerischer Leiter am TEATRO DI VILLA OLMO in COMO. Von 1951 - 1989 dirigierte er Opern und Konzerte in der ganzen Welt. Von 1957 - 1981 hatte er eine regelmäßige Zusammenarbeit mit dem LAUSANNE ORCHESTRA und dem ORCHESTRE DE LA SUISSE ROMANDE. Er war Direktor an der DEUTSCHEN OPER in DÜSSELDORF und von 1968 - 71 Künstlerischer Direktor und ständiger Dirigent der renommierten GULBENKIAN-STIFTUNG in LISSABON. Daneben leitete er von 1967 - 77 das ANGELICUM in MAILAND. Er war häufiger Gast bei verschiedenen internationalen Festspielen, vor allem in LISSABON. Regelmäßig arbeitete er für europäische und nordamerikanische RUNDFUNK- und FERNSEHANSTALTEN. Er zeigte großes Engagement für zeitgenössische Musik, auch in seinen Konzertprogrammen, und realisierte auch verschiedene Uraufführungen, z. B. von Werken MALIPIEROs. Häufig war er Gast an der PARISER OPER. Bei den FESTSPIELEN von AIX-EN-PROVENCE dirigierte er MONTEVERDIs "L'Incoronazione di Poppea", wofür er viel Anerkennung erhielt. In der NEW YORKER CARNEGIE HALL führte er mehrere Werke BELLINIs konzertant auf. In Paris dirigierte er 1972 "Il barbiere di Siviglia", in der CARNEGIE HALL BELLINIs "Il pirata", 1977 bei den BILBAO FESTIVALS GIORDANOs "Andrea Chénier" , bei den FESTSPIELEN in BORDEAUX ROSSINIs "Il turco in Italia" und 1981 BIZET's "Les pecheurs de perles" Er dirigierte und machte Aufnahmen von zeitgenössischen Komponisten wie BERG, BRITTEN, MALIPIERO, DALLAPICCOLA und anderen. Häufig arbeitete er mit bekannten Sängern wie CAPPUCILLI, ALFREDO KRAUS, DOMINGO, LUIGI ALVA , MARCO STECCHI, CHRISTIANE EDA-PIERRE. 1970 wurde er zum Musikalischen Direktor des TEATRO REGIO TURIN ernannt. Besonders mit der OPER von MONTE CARLO verband ihn eine langjährige Freundschaft, und seit 1958 dirigierte er dort regelmäßig. Von 1983 - 87 unterrichtete er am PARISER KONSERVATORIUM.


    Bekannt wurde RIVOLI nicht zuletzt durch seine Aufnahmen von "Rigoletto" mit ALFREDO KRAUS, ROSSINI's "Il Barbiere di Siviglia" mit LUIGI ALVA, CHRISTIANE EDA-PIERRE und MARCO STECCHI, BELLINI'S "La Sonnambula", DE ALMEIDA's "La Spinalba", eine stark beachtete Gesamteinspielung der Oper mit dem ORCHESTRA DA CAMERA GULBENKIAN bei Philips. Weitere bekannte Opernaufnahmen durch GIANFRANCO RIVOLI sind: "L'Italiana en Algeri", "Aida", "Nabucco" und "Mdame Butterfly". Auf dem Gebiet Sinfonik und Konzert spielte er bei Archiv Produktion hochinteressante Musik Portugals des 18. Jahrhunderts ein mit Werken von MOREIRA, PEREIRA und CARVALHO, aber auch seine Konzertaufnahmen der "Nussknackersuite", von BEETHOVEN's 6. Sinfonie und seiner "Chorfantasie mit LILI KRAUS, MOZART's Klavierkonzert KV 537 mit LILI KRAUS, MENDELSSOHN's und PAGANINI's Violinkonzerte mit ODNOPOSSOF verdienen auch heute noch Beachtung.


    GIANFRANCO RIVOLI zählt zu den großen Operndirigenten vor allem des italienischen Fachs. Man schätzte an ihm besonders seine Präzision, seine Leistungsfähigkeit, seine Begeisterungsfähigkeit, vor allem seine Inspiration und sein Vermögen, aus den Partituren alle darin schlummernden Gefühlsregungen und Dramatik herauszulesen und zum Erklingen zu bringen.


    Von 1983 - 87 unterrichtete er am PARISER KONSERVATORIUM.


    Das Juwel meiner Aufnahmen mit GIANFRANCO RIVOLI ist seine Einspielung des "Il barbiere di Siviglia" von 1970, erschienen bei "La GUILDE INTERNATIONALE DU DISQUE und CONCERT HALL mit dem ORCHESTRE NATIONAL ET CHOEURS DE L'OPÉRA DE MONTE-CARLO - Chef des Choeurs: MARCEL GAY, mit hervorragenden Sängern, wie dem großartigen LUIGI ALVA als "Conte d'Almaviva", der ebenfalls fabelhaften, hierzulande leider wenig bekannten "CHRISTIANE EDA-PIERRE, Sopran als "Rosina" , MARCO STECCHI, BARITON, als Idealbesetzung des "Figaro", - er hat diese Partie 250 mal in der ganze Welt gesungen!! - ferner weitere sehr gute Gesangssolisten mit ANDREW FOLDI, Baß als "Bartolo", ALESSANDRO MADDALENA, Baß als "Basilio", NADINE DENIZE als "Berta", HENRI BODINI, Tenor als "Fiorello" und FRANCOIS ANGELI, Baß als "Uffiziale". Eine wirklich wunderbare Aufnahme, sowohl sängerisch als auch orchestral.


    wok





    https://www.delcampe.co.uk/en_…ll-sms-2762-81765797.html


    117273324.jpg


  • Danke für die Vorstellung dieses mir bis dato völlig unbekannten Dirigenten.


    Es sollte nicht verschwiegen werden, dass Gianfranco Rivoli (leider) bereits am 18. Oktober 2005 mit 84 Jahren verstorben ist, wie eine kurze Recherche ergab.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Danke für die Vorstellung dieses mir bis dato völlig unbekannten Dirigenten.


    Es sollte nicht verschwiegen werden, dass Gianfranco Rivoli (leider) bereits am 18. Oktober 2005 mit 84 Jahren verstorben ist, wie eine kurze Recherche ergab.

    Hallo Joseph,


    Vielen Dank für den Hinweis auf den Todestag, den ich tatsächlich sträflicherweise nicht erwähnte. Sollte nicht sein!


    Daß Dir GIANFRANCO RIVOLI völlig unbekannt ist, überrascht mich schon etwas bei Deinem so umfassenden Wissen über Musik und alles was dazugehört. Aber sein Hauptbetätigungsfeld war eben Italien, Frankreich und Portugal, und sehr stark fokussiert war er auf die italienische Oper. Vermutlich war er sogar in den USA bekannter als in Deutschland. Das schmerzt mich etwas, da seine interpretatorischen Fähigkeiten außer Frage stehen. Ich bin zwar kein Experte für die italienische Oper, doch es gibt da doch einige Opern, vor allem von DONIZETTI, VERDI und ROSSINI, die mir doch sehr zusagen, und durch die hervorragende Aufnahme der RIVOLI-Einspielung des BARBIER VON SEVILLA, die vom 29.6. - zum 03.07.1970 in Monte Carlo für "La Guilde Internationale du Disque" entstand, und die ich mir 1974 aus Frankreich kommen ließ, wurde ich auf diesen Dirigenten aufmerksam und interessierte mich für ihn, zumal zu den Gesangssolisten einer der von mir präferierten Tenöre gehört, nämlich LUIGI ALVA, und dazu die herausragende CHRISTIANE EDA-PIERRE als "Rosina", die in Deutschland sogar noch unbekannter als RIVOLI sein dürfte, und über die ich vielleicht auch einmal berichten werde.


    Viele Grüße aus Málaga!

    wok