Johann Baptist Krumpholtz [c1745-1790]

  • Johann Baptist Krumpholz


    [auch Jean-Baptiste oder Jan Krtitel] wurde um 1745 [manche Quellen nennen den 8. Mai 1742 oder gar das Jahr 1747] in Zlonitz bei Prag geboren, wuchs aber in Paris auf, da sein Vater als Oboist in französische Dienste übernommen wurde. Möglicherweise wurde Krumpholtz in Paris mit der Harfe bekannt. Sie muß ihn jedenfalls fortan fasziniert haben! Über sein Leben ist wenig bekannt, um Ergänzungen wird daher gebeten. Man weiß aber, dass er 1770 in Frankfurt und 1772 in Wien gesichtet [und auf der Harfe gehört] wurde. In Wien wird er als Virtuose und Lehrer für sein Instrument erwähnt. Im Jahre 1773 wird er Mitglied der Kapelle des Fürsten Esterházy und trifft somit unweigerlich auf Joseph Haydn, der erteilte ihm denn auch fleißig theoretischen Unterricht. Krumpholtz unternahm einige Konzertreisen durch Deutschland und Frankreich, wodurch er sich fest als Harfenvirtuose etablierte. Vor 1780 kehrt Krumpholtz nach Paris zurück und finanziert sich durch Kompositionen, Konzerte und Unterricht. Eine Schülerin muß dran glauben – er heiratet 1780 die geborene Stekler [Vorname unbekannt, *1755 in Metz, gest. nach 1824 in London]. In Adelskreisen, aber auch bei Bürgern fand Krumpholtz viel Anklang mit seinem Unterricht. Seine Kompositionen für Harfe verlegte er im Selbstverlag, aber auch bei Cousineau, Naderman, B. Viguerie, Decombe und anderen Verlegern. Weniger Anklang fand er offenbar bei seiner Exschülerin und Ehefrau, die ihn durch ihre Untreue in den Tod trieb – wobei er ja rein instrumental im Vorteil war. In die himmlischen Sphären zog er am 19. Februar 1790 um.


    Krumpholtz komponierte acht Harfenkonzerte, 2 Sinfonien, 2 Sinfoniae Concertanti mit Harfe, 32 Harfensonaten, einige Duos für zwei Harfen oder Harfe mit Klavier, die 12 préludes et petit airs pour la harpe oev. 2 [widmete er der Tochter des Herzogs von Guise. Der Herzog selbst spielte Flöte, die Tocher Harfe. Mozart komponierte beiden das Doppelkonzert KV 299], Variationen, Romanzen und Arrangements.


    Die etwas altertümlich anmutenden Cover:



    enthalten die Harfenkonzerte Nrn. 1 bis 6 [Es, B, E, D, B, F]


    An der Orpheusgeige sitzt Jana Bousková, begleitet wird sie ebenso hervorragend, wie sie selbst spielt vom Prague Chamber Orchestra, welches Jirí Belohlávek leitet.


    Die CDs sind zu beziehen über musicabona, leider nicht bei jpc und amazon.


    Auf der Wunschliste stehen bei mir folglich:



    die beiden Sinfonien in F- und B-Dur, sowie die beiden Concertanten in F- und G-Dur.


    Krumpholtz Musik ist in den Ecksätzen frisch, elegant, fröhlich: einfach „amazing“, das trifft es wohl ausnahmsweise am besten. Jedes Werk eröffnet mit einem Allegro [gelegentlich moderato] und endet mit einem Rondeau im französischen Stil. Nur das Es-Dur-Konzert wartet mit einem Allegro assai als Finale auf. Die Mittelsätze sind durchweg von himmlischer Ruhe, Ebenheit und fließender - manchmal tragischer - Schönheit.


    Für Liebhaber der Musik des 18. Jahrhunderts, die schon einmal einen Vorgeschmack über ihre Aushilfstätigkeit bei Maestro Pietro haben wollen ist dies sicher eine Entdeckung wert!


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Lieber Ulli,


    Ich habe das Glück, diese beide CDs in Eigentum zu haben.


    Den Beilagehefte entlehne ich:
    1772 bot Joseph Haydn in Wien dem fünfundzwazigjährigen angehenden Solisten und Komponisten Johann Babtist Krumpholz an, Mitglied seiner "Musikerkapelle" zu werden. Eine Reihe von Virtuosen - in erster Linie der Konzertmeister Luigi Tomasini - wirkten in diesem Orchester.


    Krumpholtz komponierte Nr. 1 in der "ungewönlichen ?(" Tonart E-Dur. Wegen eines natürlicheren Fingersatzes schrieb er den Harfenpart in F-Dur. Da das Orchester auf E-Dur eingestimmt war, mußte die Harfe um einen halben Ton niedriger gesetzt worden. Václav Pichel lektorierte das Manuskript.
    Nr 2 wurde von Mr. Haydn himself lektoriert. Krumholz schrieb darüber "Ich habe ... dieses mal schon selbst an der Begleitung gearbeitet. Haydn habe ich gebeten das Konzept anzusehen, er hat nichts gefunden, was im Hauptteil verbessert werden müßte..."
    Beide Konzerte waren erstmalig 1779 in Paris herausgegeben und gewidmet waren sie der Comtesse Amély de Bouflers.


    Krumpholtz war Witwer, als er 1783 mit dieser von Dir gemeinten ex-Schülerin Anne-Marie Steckler heiratete. Seine erste Frau war Marguerita Gilbert, die ihm den Sohn Pierre Joseph Victor hinterließ. Dieser Sohn wurde später Professor für Harfe in Paris.
    Während die 5 Jahre dauernden Ehe kamen die Kinder Louis-Armand-Jean-Babtiste (1783), in 1785 Charlotte-Esprit (what's in a name) und schließlich Antoine-Philipe (1787) zur Welt.


    Über die Ehe schrieb Jean-Marie Plane (ein Schüler Krumpholtzs) daß Krumpholtz zuerst furchtbare Eifersucht ausgesetzt war und schließlich zur Frommigkeit überging. Die Änderungen im Leben, Vorboten der Französische Revolution, "...bildeten den letzten Anstoß für seine zerrütteten Gedanken. Seinem für ihn unerträglich geworden Leben setzte er selbst ein Ende."


    LG, Paul

  • Zitat

    Original von musicophil


    Krumpholtz komponierte Nr. 1 in der "ungewönlichen ?(" Tonart E-Dur. Wegen eines natürlicheren Fingersatzes schrieb er den Harfenpart in F-Dur. Da das Orchester auf E-Dur eingestimmt war, mußte die Harfe um einen halben Ton niedriger gesetzt worden.


    Salut,


    das war ja eine gängige Praxis - vergleiche mit Mozarts Concertante für Violine und Viola in Es-Dur, in dem die Viola in D-Dur notiert ist.


    Ich habe bewusst keinen großen Bezug auf die Booklets dieser Edition genommen, da die Lebensdaten [1747] bereits etwas merkwürdig angegeben waren. Aber Deinen Ergänzungen sind natürlich wertvoll und vertiefen den von mir gegebenen ersten Einblick. Nach meinen Angaben [MGG] heiratete Krumpholz 1780. 1783 scheint mir allerdings schlüssiger wegen der bevorstehenden Vaterschaft.


    Die Musik übrigens würde ich als gute Mischung aus Joseph Haydn [früh, natürlich] und Antonio Rosetti angeben. Das Concerto N° 5 [1. Satz] übrigens hat Züge von Mozarts Concertante [bzw. umgekehrt]. Ich halte es für nicht ausgeschlossen, dass Mozart 1778 in Paris Krumpholtz begegnete - immerhin hatten sie die gleiche Schülerin! - zum Glück war Krumpholtz zu der Zeit mit dieser ominösen Dame noch nicht verheiratet... das hätte ggfs. Stunk gegeben.


    :rolleyes:


    Cordialement
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)