{bevor mich alfred rausschmeißt -und ich DANN ein schubertforum gründen muss. keine angst, dazu bin ich viel zu faul; aber mir ist aufgefallen, dass fast keine einzelwerke mehr vorgestellt werden. andererseits ist das auch logisch: die wichtigsten sind schon, über ein paar traut sich vielleicht niemand drüber, und die anderen finden nicht viel interesse. mal sehen, wie das mit dem folgenden ist:}
schubert: klaviersonate a-moll, op42 d845
zuerst ein bisschen umstände:
komponiert hat er sie im frühjahr 1825, zeitgleich mit der c-dur zwillingsschwester d840. er logierte zu der zeit direkt an der karlskirche, im frühwirthischen hause, 5.stiege, 2.stock, wo auch des freundes moritz von schwinds familie wohnte. zur zeit der komposition entstand das bekannte porträt von rieder
erschienen ist das gute stück bei anton pennauer als "première grande sonate" im märz 1826, vermutlich so spät, weil der widmungsträger sich mit seiner gnädigen erlaubnis zeit gelassen hat. es handelt sich dabei um den beethovenliebling rudolf, österr. erzherzog, olmützer fürsterzbischof, sohn kaiser leopolds II., dieswelcher als nachfolger seines berühmten bruders josef II. nur von 1790-92 regierte, sein sohn franz herrschte dann bis 1835 etwas länger, zuerst als deutscher dann als österreichischer kaiser. (dies nur zur orientierung)
sie wurde in der leipziger allgemeinen musikalischen zeitung gleich euphorisch besprochen, mit verweisen auf haydn und beethoven.
obwohl schubert vor ihr je nach standpunkt an 13, 14 oder 15 sonaten gearbeitet hat, scheint er mit ihr als erster voll zufrieden gewesen zu sein, daher: 1ère grande sonate.
d845 ist die 3. schubertsonate in a-moll (d537, d784) und gehört in eine reihe mit d840, d850 und d894
autograph ist keines vorhanden, der erstdruck gilt als fehlerhaft. vor 2 jahren ist sie in der nga erschienen.
nach der 3-sätzigen d784 und der nicht zu ende gebrachten d840 die klassische form:
1. moderato. 311 takte
2. andante, poco mosso. 181t.
3. scherzo. allegro vivace.trio, un poco più lento 134+48 t.
4. rondo.allegro vivace. 549 t.
der 1.satz
obwohl ein hämmerndes marschmotiv mit vielen sforzati eigentlich für kräftige bewegung stehen sollte, hab ich aber trotzdem den subjektiven eindruck, der satz komme nicht recht voran.
da eine melodie aus dem lied "totengräbers heimweh", d842 verwendet wird, ist dem satz vielfach eine gewisse todessehnsucht zugeschrieben worden.
er ist jedenfalls ziemlich unfröhlich.
mit vielen staccatopunkterln geht's dem ende entgegen, das ist dann schon ziemlich gewalttätig und erschütternd, ein brutales akkordgedonner, unerbittlich, wie ich es gerade beim "so weichen" schubert liebe, aber fern von lisztscher affektiertheit, -so sehr sich dieser auch um jenen verdient gemacht hat.
der 2. satz besteht (als einziger schubertscher klaviersonatensatz) aus idylle mit 5 variationen, welche der komponist auf seiner reise mit vogl nach oberösterreich 1825 dort zum besten gab, wie er selbst in jenem brief schreibt, in dem er auch gegen das "vermaledeyte hacken" selbst bei ausgezeichneten klavierspielern wettert.
der 3.satz ist natürlich vital und federnd, das trio besonders bemerkenswert, wie ein abgehobenes wiegenlied.
der 4. satz
mein eindruck: rastlos, gejagt. die sonate endet recht ansatzlos und schroff.
an aufnahmen habe ich diesmal "nur" badura-skoda, brendel, endres, gulda und schuchter
der zeitliche aufführungsrahmen bewegt sich um die halbe stunde (gulda 27', brendel 37')
die posthume veröffentlichung von guldas aufnahme vom mai 67 scheint mir vor allem dem großen namen und damit verbundener dokumentarischer bedeutung geschuldet. im 3. satz zeigt er, wie schnell er spielen kann, im 4. satz scheint mir sogar ein gesprochener kommentar, sei es des interpreten, sei es eines tontechnikers nicht vollständig wegzulöschen gewesen zu sein. gulda hatte seine skrupel bei schubert, er mied ihn eher, vielleicht seines suizidalen soges wegen.
klavierprofessor schuchter spielt mir hier zu akademisch.
mein favorit ist schon wieder badura-skoda auf hammerflügel conrad graf ca. 1824.
alfred brendel gefällt mir auch sehr gut, -ich meine seine aufnahme aus den frühen 70ern, nicht die zur zeit erhältliche, 1989 erschienene. vor allem durch seine bezwingende agogik.
schöne geburtstagswünsche aus schubert-town