Léclair - maitre

  • Sagitt meint:


    Ich finde es großartig, dass sich threads mit französischer Musik hier etablieren. Ich will Jean Marie Léclair beisteuern, einen Zeitgenossen Bachs, der seine Ausbildung in Italien erhielt und wahrscheinlich ein besonderer Violinvirtuose gewesen ist.
    Es gibt von ihm eine Violinsonate op. 3 Nr. 9 in D, die zu den bedeutenden der Violinliteratur zu rechnen ist und denen Bach´schen nicht nachsteht.


    Ich kenne diese Sonate seit bestimmt 40 Jahren. Es gab zur damaligen Zeit jeweils die Platte des Monats. Einmal war es Henryk Szeryng mit Charles Reiner, der u.a. diese Sonate spielte, die mir sofort über alle Maßen gefiel. Szeryng hatte ja einen großen Ton und er spielte die reichlich vorhandenen Doppelgriffe mit großen Genuss.


    Nach wie vor ist dies die mir bekannte technisch beste Version. Ich kenne eine ältere von Oistrakh, der dies Repertoire natürlich auch formidabel beherrschte, aber die Aufnahme ist ziemlich alt.


    Wer kennt Werke von Léclair und kann sie unsern Freunden ans Herz legen ?

  • Hallo Sagitt,


    Ich kann hier nur ein bescheidenes Scherflein beitragen, eine ganze CD ist in meiner Sammlung, so häufig findet man Leclair nicht im Regal...


    Ich erinner mich, meine erste Begegnug war ein Satz aus einem Violinkonzert, ich hörte ihn auf einer Sampler CD, die irgendeine englische Zeitschrift stets mitgab. All meine Bemühungen das Werk zu bekommen waren erfolglos. Eines Tages sah ich jene CD im Laden und hab sofort zugegriffen. (und Bezahlt :D !!! )





    Wahrscheinlich geistert die Aufnahme, so überhaupt noch erhältlich irgendwo in der Serie apex oder elatus herum.


    Kommen wir zur Musik:


    Ein weit entfernter von Vivaldi würde ich sagen, aber durchaus mit persönlicher Note, ein Hauch gewichtiger, ohne je trocken zu werden. So wie man Vivaldi mitklingen hört, so sind auch schon Vorausahnungen auf Viotti hörbar.


    Die mir zur Verfügung stehende Aufnahme mit Jaap Schröder und dem Concerto Amsterdam (TELDEC) ist ein reines Vergnügen.


    Beste Grüße aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Tja man mag es kaum glauben, aber Leclair gehört der Riege französischer Komponisten an die mir zu italienisch sind :D


    Aber es gibt auch einige CD`s die ich von ihm empfehlen würde, denn wie bei so vielen Komponisten sind Aufführungen ihrer Musik eher selten.


    Jean Marie Leclair: Ouvertures et Sonades en Trio
    pour deux Violons avec Basse Continue, Oeuvre XIII
    London Baroque / Charles Medlam
    erschienen bei harmonia mundi france


    Jean Marie Leclair: Scylla et Claucus - Tragédie Lyrique
    (im gleichen Stil wie Rameau)
    The English Baroque Soloists / Gardiner
    erschienen bei Erato und so wie es aussieht auch schon wieder in der Versenkung verschwunden, ach es ist zum ....


    Übrigens: der arme Leclair fand einen gewaltsamen Tod, er verlief sich in Paris (wohl betrunken) und kam in eine dunkle Gasse dort wurde er niedergestochen. Tja die Welt ist schlecht.

  • Hallo!!


    Ich kenne Leclair durch ein Flötenkonzert, dass auf dieser CD enthalten ist:


    Es gefällt mir ausgesprochen gut, allerdings klingtt er, wie der Lullist schon sagte, sehr italienisch, was aber nicht heißt, dass es deshalb schlecht ist.


    Ich finde das Werk sehr spritzig und originell!


    Zum Tode Leclairs bleibt noch zu sagen, dass natürlich damals ermittelt wurde, wer ihn wohl umgebracht haben könnte.


    Die Hauptverdächtige war seine Frau, aber es konnte ihr nie bewiesen werden. Weder dass sie selbst zugestochen hat, oder dass sie jemanden für den Mord bezahlt hat. Auch das Motiv wurde nie geklärt!


    LG joschi

  • Leclair und seine einzige Oper




    Leclair: Scylla et Claucus, Tragèdie Lyrique en 5 actes et un Prologue 1746
    The English Baroque Soloists / Gardiner



    Leclair komponierte nur diese einzige Oper - und es ist beachtlich wie gut er dieses Metier beherrschte.
    Die Tragèdie en Musique steht den Werken Rameaus in nichts nach. Vielleicht etwas zuviele Noten ( :D ) mir kam es so vor als ob er gleich alles an Ideen in einer einzigen Oper verwursten wollte.


    stilistisch steht er zwischen Rameau und Mondonville.
    Immerhin brachte es die Oper auf 17 Aufführungen an der königlichen Musikakademie und wurde später in Lyon öfter aufgeführt.


    Die Chöre sind wirklich mitreißend. Und es wird alles aufgefahren was man von einer Barockoper erwartet: Paucken und Trompeten, Sturmszenen, hinreißende Airs, eine grandiose Chaconne usw.
    Rameau dürfte einigermaßen neidisch gewesen sein :D

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  • Neues von der Leclair-Front:


    Naxos hat im August dieses Jahres eine CD mit Violinsonaten von Leclair herausgebracht, der zeitweise als der französichen Corelli bezeichnet wurde, aber auch in die Nähe Vivaldis gestllt wurde


    Was daran wahr, was Dichtung sit, kann jeder Musikfreund mittels dieser neuen Aufnahme von Violinsonaten selbst herausfinden.



    Beim Stöbern im Internet zu diesem Thread entdeckte ich übrigens noch eine zweite Aufnahme mit Leclair Violinsonaten, erschienen Ende August 2008, ebendfalls heuer (HIP) aufgenommen..



    Die ersten 4 Sonaten, also die erste CD besitze ich bereits


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • So, nun hat er auch ein Gesicht, der unbekannte Herr Leclair.




    Seine Violinsonaten op 1 Nr 1-4 habe ich mir heute angehört.
    Natürlich ist es Voraussetzung, daß man diese Art von Musik überhaupt mag, aber, wenn das der Fall ist, dann kommt man gewiss auf seine Rechnung.


    Zu Lebzeiten war Leclair durchaus erfolgreich und berühmt. Er suchte eine Verschmelzung des französischen mit dem italienischen Stil.


    Erst gegen Ende seines Lebens zog er sich aus dem öffentlichen Leben zurück ,und verarmt zog in ein entsprechend zwielichtiges Viertel, wo er 1764 in seiner Wohnung ermordet wurde.


    Kaum jemand nahm damals Notiz davon, man konzentrierte alle Trauer auf den im gleichen Jahr verstorbenen Rameau..


    Zurück zu den Sonaten Op 1 Nr 1 Nr 1-4


    In der Tat erinneren sie ein wenig an Vivaldi, villeicht betonen sie in den schnellen das Tänzerische ein wenig mehr - kein Wunder: Leclair hatte eine Tänzerausbildung....

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Moin,


    ich besitze diese CD von Leclair, die ich sehr schätze:


    (Gleich mal reingeworfen :D )


    mit Patrick Cohen-Akenine. Dies ist eine bunte Mischung aus Sonaten, Konzerten und Ouvertüren.


    Ich hatte auch schon das Glück Leclair mit Carmignola live zu hören. :jubel: :jubel:

    Grüsse aus Rhosgobel


    Radagast

  • Inzwischen habe ich mir auch die dritte CD der Violinsonaten Op 1, nämlich die Nummern 9-12 gekauft.



    Violinsonaten dieser Machart sind zwar was wunderbares, aber ähnlich wie bei Vivaldi sollte man sie nur in kleinen Dosen geniessen.
    Prinzipiell gilt das ja für die mesiten Werke jener Zeit.


    Ein bis zwei Konzerte an einem Abend sollten genügen, ansonst wird man von der Überfülle regelrecht erschlagen.


    Wohl dosiert jedoch sind diese Sonaten ein Born der schönen Themen.


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • LECLAIR Lean Marie: Sämtliche Violinkonzerte


    Spät aber doch. Das Label BRILLIANT CLASSICS hat im Jänne 2020 eine Gesamtaufnahme aller 12 Violinkonzerte (op 7 und op 10 )veröffentlicht. Eine Eigenaufnahme - und keine Lizenz oder Wiederveröffentlichung. Die Aufnahmen entstanden im Februar, April und Sptember 2018 in der Westvestkerk in Schiedam Niederlande. Das ausführende Ensemble "Violini Capricciosi" sollte Barock - Insidern bereits von den Aufnahmen mit Werken von Locatelli (ebenfalls für Brilliant) bekannt sein.

    Die Konzerte sind brillant und gefällig , erinnern trotz der für Locatelli typischen Vermischung von französischem mit italienischem Stil doch an Vivaldi. Im englischsprachigen Booklet - für BRILLANT Maßstäbe gerade zu luxuriös - finden wir die Unterschiede und Gemeinsamkeiten erklärt. Für den Laien ist es indes ausreichend, zu wissen, daß jemandem, der Vivaldi schätzt, mit hoher Wahrscheinlichkeit auch Leclairs Violinkonzerte gefallen werden, und daß es sich um keine epigonalen Werke handelt sondern - bei aller Ähnlichkeit - um eine eigene Tonsprache.

    Interessant zu wissen ist, daß Leclair zu Lebzeiten als einer der bedeutendsten Violonisten gesehen wurde, der Mitbegründer der fanzösischen Violinschule war und auch schon mal als " der französische Corellii" bezeichnet war. Der Harenberg Konzertführer, sowie das Reclam Musiklexikon erwähnen ihn mit keinem Wort

    Ich war von den Konzerten (Ich hörte bislan op 10 Nr -4) von Anbeginn begeistert und freue mich auf die weiteren in den nächsten Tagen oder Wochen (ich möchte mich nicht "übersättigen")

    Zum Klang ist zu sagen, daß er eher auf der (über?)brillianten Seite liegen dürfte und vermutlich von einigen Hörern als spitz empfunden werden (?) dürfte. Ältere Hörer werden sich indes darüber freuen, die sie die oberen Frequenzen besser hören können......

    Vielleicht möchte jemand das eine oder andere Konzert fokussiert besprechen....


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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