Wichtige Opernfiguren

  • Salut, alle miteinander!


    Bei mir hat es gerade an der Türe gepocht… es stand das Wochenende vor der Türe: ich hab’s natürlich gleich rein gelassen.


    Mein Wochenendthema für Euch: Wichtige Opernfiguren.


    Welche Opernfiguren sind Euch besonders wichtig, liegen Euch am Herzen oder sind Euch sogar Eurer oder anderer Meinung nach ähnlich, und warum sind sie Euch so wichtig?


    Unerlässlich in meinem Leben ist Sigr. Leporello aus Mozart’s (naturlement!) Don Giovanni. Ich mag diesen Kerl über alles, er tut mir einfach so wahnsinnig Leid, weil er immer alles zur besten Zufriedenheit seines Herrn macht und dennoch – oder gerade deswegen – ziemlich tief in der Tinte steckt… Am besten gefällt mir an ihm, dass er trotz seines Daseins als „Schissbüx“ Recht behalten hat; ich beziehe mich auf die Friedhofszene. Da passt einfach mein Wahlspruch „Lieber 10 Minuten feige, als ein ganzes Leben lang tot…“.


    Nun, wie schaut’s aus mit Euren Opernfiguren?


    Viele Grüße,


    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Hallo Ulli,


    Gemach, gemach,


    Wozu solch eine eigene Opernfigur ins Spiel bringen (das kommt schon noch), wenn Du mit Leporello schon sooo eine schöne Vorlage anbietest :D


    Also ich sehe Leporello völlig anders als Du, es ist kein geknechteter Diener, im Gegensatz zu Papageno beispielsweise, der seinem "Herrn" nur ungern folgt, er ist Diener mit Leib und Seele, mit vollem Einsatz und weiß auch immer das Beste für sich rauszuholen. Die Figur des listigen Dienstmädchens oder des ebensolchen Dieners findet sich schon in der Comedia dell´Arte, bei Goldoni und etlichen anderen.
    Leporello ist im besten Sinn des Wortes Spießgeselle. Allerdings in letzter Konsequenz ist er feige. Als er erkennt, daß sein Herr ihn in Zukunft wohl weder ernähren noch schützen wird kennen, versucht er die Seiten zu wechseln. Er wird immer überleben, immer mitnaschen wo es erotische Abenteuer gibt, desgleichen beiden Leckerbissen (sieh Stück) und er wird immer auf der Seite des Stärkeren sein, wenn es mal brenzlig wird. Diese Figur ist im besten Sinne des Wortes "charakterlos" das soll meinen "flexibel" (eine Eigenschaft die man heute so gerne bei Angestellten fordert, ohne sich scheinbar jedoch über die letzen Konsequenzen im Klaren zu sein), sie hat Charme, steckt voller Überraschungen und erzählt mit treuesten Engelsaugen die größten Lügenmärchen, wobei zumeist niemand böse sein kann.
    Ich kann diesen Charakter nicht beadeuen, lediglich seufzen: Beneidenswerter Junge..


    Freundliche Grüße
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo,


    meine 'wichtigste' Opernfigur ist Kurwenal aus Tristan und Isolde. So einen Freund zu haben...das muß das schönste der Welt sein.


    Gruß,
    Oliver

  • ---------------------------------------Halt ein!
    --------------------------Halt ein!
    -------------Halt ein!
    Halt ein!



    O Onkel Alfred und sei still!***
    |: und höre, was ich sagen will :|


    Dass sich ein Diener á la Truffaldino (Il Servitore di due Padroni, Commedia in tre atti in prosa / Carlo Goldoni) irgendwie durchs Leben schlägt, ist ja klar... aber Leporello ist weitaus weniger gewitzt und einfallsreich, als mein lieber Truffaldino (diesen Namen wollte ich ursprünglich als Pseudonym für das Forum benützen - Mozart hatte sich ja mit dem Text des Servitore sehr auseinandergesetzt und wollte daraus eine "Teutsche Oper" machen, es gibt Arien dazu...)


    Ich beziehe mich mit meinem "Helfersyndrom" auf das Sestetto No. 19 aus dem II. Akt, wo Leporello aufgrund des Kleidertausches mit D.G. für eben diesen gehalten wird und erst in letzter Sekunde von D.A., Zerlina, D.E., Ottavio und Massetto erkannt wird.


    Du wirst mich nicht davon abbringen, Leporello weiterhin zu bemitleiden :wacky:


    Übrigens auch ein interessanter Thread, ich wollte allerdings bezwecken, dass auch andere Opernfiguren vorgstellt werden.... :yes:


    Liebe Grüße, Ulli




    ______________________________________
    *** nur des Reimes wegen! ;)

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Ulli schrieb


    Zitat

    Übrigens auch ein interessanter Thread, ich wollte allerdings bezwecken, dass auch andere Opernfiguren vorgstellt werden....


    ...und genau das werden wir jetzt machen, seit Begiinn dieses Threads ist unser Fundus an Opernliebhabern doch ziemlich gewachsen, sodaß ich mir heute mehr Resonanz auf diese wirklich interessante Thema erwarte.


    Eine meiner liebsten Figuren in der Oper ist der Don Basilio in Rossinis "Barbier von Sevillia"
    Dies aus vielerlei Gründen: Er ist ein "sympathischer Bösewicht", tja eigentlich nicht einmal das: In wahrheit ist er ein harmloser Musiklehrer, der ein wenig korrupt ist (heute wär das unauffällig), bzw auch das nicht. Sein "Dienstherr" ist ja Dr, Bartolo, dessen Interessen er warnimmt, zumindest solange, bis er mit Gold ziemlich großzügig bestochen wird. Das "Böse" an dieser Figur manifestiert sich in einer einzigen Arie, und was passiert das schon Großes ? Er erklärt lediglich Dr. Bartolo die Wirkungsweise einer Verleumdung aus seiner Sicht und gibt einen Ratschlag. Erst Rossinis Musik verleiht dieser Figur etwas dämonisches und zugleich komisches. Eine dankbare Rolle, sowohl vom Sängerischen als auch vom Schauspielerischen her, eine Herausforderuing zuden für jeden Maskenbildner :D


    Mann könnte an dieser Stelle natürlich noch referieren , wer der Rolle in allesn Aspekten gerecht wurde, was davon auf Schallplatte bedeutend ist, aber das überlasse ich anderen.


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Salut,


    eine besonders würdige Opernfigur ist für mich übrigens auch Medea. „Früher“ – also vor 15 Jahren hatte ich mir, so oft es möglich war, die Platten [Luigi Cherubini] unserer ehemaligen Schulbibliothekarin ausgeliehen [leider weiß ich nicht mehr die Ausführenden] – dann erwarb ich 1998 oder 1999 die CD mit Callas [live-Aufnahme vom 30.06.1959], welche ich nie gehört habe, erst gestern Abend fiel sie mir – oh Glück ! – in die Hände [vgl. mein besonders ***schöner*** Thread: Dramma giocoso adé! Luigi Cherubinis MEDEA].


    Ich mag Medea als Person, weil ich mich ihr manchmal ziemlich verbunden fühle. Die erst helfende „Grand Dame“ wird nach und nach ausgenutzt und schlussendlich ziemlich hinters Licht geführt. Ich kann es schon verstehen, wenn Medea dadurch irgendwann vollends der Kragen platzt und sie keine andere Möglichkeit außer Mord mehr in Betracht zieht. Eine gewisse Ähnlichkeit zur Darstellung der Königin der Nacht hat sie daher auch... Medea ist mal wieder eine Figur, die mir unendlich leid tut. :baby:


    Cordialament,
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • Meine Lieblingsfigur ist Elisabeth I, die Königin von England. Sei es als wahre geschichtliche Person oder in Bearbeitung der Komponisten - hier natürlich besonders Donizettis Roberto Devereux und Maria Stuarda.


    Elisabeth I ist für mich eine tragische Figur. Hin und her gerissen zwischen Staatsraison und Liebe. Eine hochintelligente, belesene Frau, die sich in der Männerwelt zu behaupten wußte und doch - zumindest bei Donizetti - zum Schluß in der, wie ich finde, grandiosen Arie "Quel sangue versato" dem Regieren absagt.


    Ich gestehe, ich habe einen Hang zu den dramatischen und auch (vermeintlich) bösen Frauenfiguren der Oper ;-) Mit den Liebchen habe ich es nicht so.


    Ebenso beeindruckend finde ich König Philip im Don Carlos.


    Gruß


    belcantofan

  • Hallo,


    Auf die Gefahr abzurutschen, aber nein, an sich ist das ja hier das Thema, Elisabeth I. war keine böse Person (Du schriebst ohnedies "Vermeintlich").


    Aus meiner Sicht auch keine "Tragische" Figur, sondern eine kluge. nicht umsonst war das Elisabethanische Zeitalter eines der glänzendsten in der englischen Geschichte.
    Die "Böse Elisabeth I" war eine Schöpfung von Friedrich Schiller, der sich zur Figur der Maria Stuart hingezogen fühlte und schamlos die Geschichte verfälscht, obwohl er selbst Professor für Geschichte an der Unversität Jena war.....


    Aber natürlich ist die Figur "Elisabeth" hochinteressant und so konnte die Verarbeitung in Opern nicht ausbleiben...


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Hallo!


    Jetz nenne auch ich meine liebste Opernfigur, die nicht mein Nickname ist. Obwohl mir die nachfolgende noch lieber ist.
    Sie heißt Don Magnifico, aus La Cenerentola von Rossini.


    Don Magnifico ist ein verarmter Adeliger, der zwei leibliche Töchter und eine Stieftochter hat. Er will die leiblichen Töchter mit dem Prinzen verheiraten, und hofft aus seiner Armut herauszukommen.
    Er merkt nicht, wie lächerlich er sich manchmal benimmt (die Kellerszene, wo er seine Trinkfestigkeit beweist), seine Arien sind umwerfend komisch (vor allem die zweite, im zweiten Akt). Abe macht eine Wandlung durch, vom bösen Stiefvater zum, welch Zufall, zum guten Sitefvater(bei Angelinas Hochzeit). Trotzdem ich mag seinen Hochmut, der ihm zum "Volltrottel" macht, obwohl er eigentlich der Böse sein sollte.
    Lieblingsinterpret: Walter Berry (Salzburger Festspiele 1989)


    Mfg Joschi

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  • Wichtig sind alle Figuren,es wird ihnen nur unterschiedliche Länge des Agierens zugebilligt.Deshalb fordere ich für die Marullos,die Edlen,Knappen und Geharnischten,Mägde,Lehrbuben, Papagenas und Schwäne,daß sie den Gesang ihrer Hauptfiguren jeweils in der ersten Reihe beobachten und bei Bedarf kräftig mitsingen dürfen.

    Freundliche Grüße Siegfried

  • darf ich nochmal auf den Leporello zurückkommen...
    mich stört am meisten, wie er mit Elvira umgeht, zuerst die bösartige Registerarie, dann die Verkleidungsszene, in der er sogar Giovannis Eifersucht weckt, daß dieser störend eingreift, um den Erfolg Leporellos zu verhindern...


    Nein, sympathisch ist mir dieser Schleimer nicht, der plötzlich im Finale bei den "guten" mitsingt, als wäre er am Geschehen nicht beteiligt gewesen.


    Nett finde ich die Stelle vor dem ersten Finale (hab die Noten nicht dabei) wo er das Balzverhalten Giovannis imitiert und - zur Rede gestellt - antwortet: "auch ich versichere die Damen meines Schutzes" - diese Entlarvung der Verlogenheit ritterlichen Benehmens gefällt mir sehr.

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • eine meiner Lieblingsfiguren ist der Scarpia...


    diese unverhohlene Bosheit, Begierde, Skrupellosigkeit animiert mich immer zu besonderem musikalischen Ausdruck...


    mal musikalisch die Sau rauslassen...

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Hallo,
    siedendheiß wurde es mir bei dem Gedanken,die Papagena hätte sich aus irgendeinem Grund aus dem Staub gemacht.Stellt euch nur vor,was das für Konsequenzen hätte: Papageno knüpfte sich doch noch an den Baum."Gute Nacht,du falsche Welt".Was wäre Mozarts Meisterwerk fortan ohne den lustigen Vogelfänger? Nicht auszudenken.Deshalb:Schenkt der Papagena :lips: ein Navi,daß sie nimmer sich verlaufe!

    Freundliche Grüße Siegfried

  • deine Sorge ist ziemlich unbegründet
    - welche Sängerin läßt sich schon einen der attraktivsten Kurzauftritte der Operngeschichte entgehen? - Frage an die Opernexperten: gibt es eine Opernfigur, die noch weniger zu singen hat als Papagena, und ähnlichen Erfolg erzielt?


    andererseits lebt P. doch seit Jahren bei diesen Priestern und ist wahrscheinlich überglücklich, einen normalen Menschen zu finden...



    wenn hingegen Pamina und Tamino sich wenige Minuten früher (erstes Finale) getroffen hätten, wäre uns einiges erspart geblieben... :P

    Im übrigen bin ich der Ansicht, dass gepostete Bilder Namen des Fotografen, der dargestellten Personen sowie eine genaue Angabe des Orts enthalten sollten.
    (frei nach Marcus Porcius Cato Censorius)

  • Zitat

    Original von tastenwolf
    Frage an die Opernexperten: gibt es eine Opernfigur, die noch weniger zu singen hat als Papagena, und ähnlichen Erfolg erzielt?


    Curd Jürges als Bassa Selim.


    :angel:


    Cordialement
    Ulli

    Die Oper muss Tränen entlocken, die Menschen schaudern machen und durch Gesang sterben lassen.
    (Vincenzo Geilomato Hundini)

  • ADINA - L'elisir d'amore


    mit ihr kann ich mich so richtig identifizieren.
    ... "junge" pächterin, umschwärmt, klug, hübsch, stolz. Verwundert und beleidigt, wenn mal etwas nicht nach ihrem Kopfe geht.


    Und dann will ichs erst recht! :baeh01:


    ... wenn Rolando Villazon dann gleich zweimal von der Träne im Auge der Adina singt, wie bei der Aufführung in der Wiener Staatsoper im letzten Jahr, dann will ich ADINA sein.

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

  • Hallo nala-ADINA,


    ich bin zwar nicht Rolando Villazón,möchte dir aber trotzdem ein Ständchen singen:


    Una furtiva lagrima
    negli occhi suoi spuntò
    quelle festose giovani
    invidiar sembrò...
    Che più cercando io vo?
    Che più cercando io vo?
    M'ama,si m'ama,lo vedo,lo vedo.


    Un solo istante I palpiti
    del suo bel cor sentir!
    Co'suoi sospir confondere
    per poco I miei sospir!
    I palpiti,I palpiti sentir,
    confondere I miei co'suoi sospir,
    cielo,si può morir,di più non chiedo,non chiedo.
    Ah! Cielo,si può,si può morir,
    di più non chiedo,non chieeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeedo,
    si può morir,ah,si morir d'amor! ;(

    Freundliche Grüße Siegfried

  • Der Held ist geboren! SIEGFRIED..........



    das chieeeeeeeeeedo ist dir besonders gut gelungen!


    Danke für das schöne Ständchen.

    WHEN MUSIC FAILS TO AGREE TO THE EAR;
    TO SOOTHE THE EAR AND THE HEART AND SENSES;
    THEN IT HAS MISSED ITS POINT
    (Maria Callas)

  • War mir ein Vergnügen!


    Nach diesem Belcanto-Ausflug kann ich mich wieder mit Nothung beschäftigen.Es muß nochmals auf den Amboß,damit es richtig scharf wird ;)

    Freundliche Grüße Siegfried

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  • Meister Rocco aus Fidelio


    Er verkörpert, trotz seiner Profession, alles Gute. Wenn einer es gut bringt, würde man fast Wehrsinn zu seinem Beruf bei ihm fühlen.
    Das war Klasse von Beethoven. Nur wird es nicht oft so gebracht.

  • Weiter bei Fidelio:


    Wäre nicht der Minister eingetroffen,das Trompetensignal kündigt ihn gerade noch rechtzeitig an,dann hätte der gute Rocco auch nichts mehr ausrichten können.Denn bei aller Tapferkeit wäre Leonore gegen den haßerfüllten Pizarro wohl nicht angekommen.


    Diese Szene der Oper hat eine für mich nicht mehr steigerbare Dramatik und gehört zum Besten aus Beethovens Feder.

    Freundliche Grüße Siegfried