Eduard Erdmann - Die Symphonien

  • Eduard Erdmann (1896 - 1958 )


    Die Symphonien





    Eduard Erdmann wurde am 18.03.1896 in Wenden im Baltikum geboren. In Riga, wohin die Familie 1905 gezogen war, erhielt der elfjährige Musikunterricht. Darüber hinaus bestand seine Mutter darauf, dass er weiterhin die Sommerkurse des Liszt-Schülers Conrad Ansorge besuchte. In den Berliner Jahren von 1914 - 1924 bildete er seine Doppelbegabung als Komponist und Pianist voll aus. Er trat als Klavierbegleiter und Pianist auf und brachte zahlreiche, meist moderne fremde und eigene Werke zur Aufführung. Seinen Durchbruch als Pianist errang er in zwei Aufsehen erregenden Konzerten 1919 in Berlin. Auch als Komponist feierte er gerade in diesen Jahren einen großen Erfolg (Rondo für Orchester op. 9, Symphonie Nr. 1 op. 10).


    Die doppelte Karriere Erdmanns als Komponist und Pianist wird in den 20er Jahren beständig vorgesetzt. 1925 erhielt Erdmann eine Meisterklasse für Klavier an der Kölner Hochschule; 1929 erhielt er dort die Professur. Anfang der 30ger Jahre galt Eduard Erdmann als einer der bedeutendsten Pianisten seiner Zeit. 1937 entsteht sein Streichquartett op. 17, dann hört er für fast zehn Jahre auf zu komponieren. Seine Werke werden boykottiert. Ein schriftliches Aufführungsverbot hat sich bisher nicht gefunden, aber der Machtapparat der Nazis funktionierte auch ohne schriftliche Belege.


    Für Erdmann muss das Jahr 1945 ein Jahr der Befreiung gewesen sein. Doch die Jahre der Naziherrschaft hatten tiefe Narben hinterlassen. Die neugeschöpften Hoffnungen gehen für Erdmann mit einer schweren Krise einher. Erdmann fürchtete sich in peinigender Scham, dass ein für ihn entsetzliches Geheimnis an die Öffentlichkeit gerät: Am 01.05.1937 wurde er Mitglied der NSDAP. Walter Braunfels, selbst ein Verfolgter, versuchte in mehreren Briefen an Erdmann die schweren Gefühle der Schuld und Scham Erdmanns in einen realistischeren Bezug zu den in Nazideutschland herrschenden Repressalien zu bringen und seinen Schritt von 1937 zu relativieren. Der Zwiespalt in der Person des Künstlers blieb unaufgelöst. In einem Brief aus dem Jahre 1948 an Ernst Krenek schrieb Erdmann: „Ich selbst bin jetzt nach den Nazijahren als Komponist ist völlig vergessen und nicht gefragt“. Philipp Jarnach holte Erdmann 1950 an die Hamburger Musikhochschule. Am 21.06.1958 starb Eduard Erdmann an den Folgen eines Herzinfarktes.




    Eduard Erdmann hat vier großartige Symphonien komponiert. Wer die Werke kennt, ist herzlich dazu eingeladen, dieser hier näher zu beschreiben.


    Ebenso wäre eine Diskussion über die unten aufgelisteten Einspielung sehr wünschenswert.



    Symphonie Nr. 1 op. 10 (in einem Satz)


    Allegretto con moto - Sehr lebhaft und lustig und fließend


    Entstehung: 1916 - 1919
    Uraufführung: 19.06.1920, Weimar
    Dirigent: Peter Raabe
    Verlag: Steingräber, Leipzig
    Dauer: ca. 25 Minuten


    Das Werk ist Alban Berg gewidmet




    Symphonie Nr. 2 op. 12 (in einem Satz)


    Sehr langsam - Adagio - Nicht zu lebhaft aber immer lebendig und recht frei


    Entstehung: 1923
    Uraufführung: April 1924, Bochum
    Dirigent: Rudolf Schulz-Dornburg
    Verlag: Universal Edition, Wien
    Dauer: ca. 27 Minuten


    Das Werk ist Ernst Krenek gewidmet




    Symphonie Nr. 3 op. 19


    01. Andante - Allegro molto
    02. Adagio (sehr ruhig)
    03. Scherzo (Allegro vivace)
    04. Andante tranquillo - Allegro, ma non troppo


    Entstehung: 1947
    Uraufführung: 23.09.1951, Essen
    Dirigent: Gustav König
    Verlag: Ries & Erler, Berlin
    Dauer: ca. 50 Minuten


    Das Werk ist Irene Erdmann gewidmet




    Symphonie Nr. 4 op. 20


    01. Adagio - Allegretto
    02. Adagio - Presto
    03. Allegro


    Entstehung: 1951
    Uraufführung: 30.05.1954, Hamburg
    Dirigent: Hans Schmidt-Isserstedt
    Verlag: Ries & Erler, Berlin
    Dauer: ca. 35 Minuten


    Das Werk ist Dr. Hans Schmidt-Isserstedt gewidmet




    Empfohlene Einspielungen:


    Rundfunk-Sinfonierorchester Saarbrücken
    Israel Yinon


    Koch/Schwann





    Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt
    Israel Yinon


    CPO





    Brandenburgisches Staatsorchester Frankfurt
    Israel Yinon


    CPO




    Davidoff

    Verachtet mir die Meister nicht

  • Hallo,
    ich produziere einen Beitrag eher gemäßigten Niveaus:
    Ich hatte mal mit Edwin ein Kurzgespräch im "Was hört Ihr"-Thread:

    Zitat

    Original von Kurzstueckmeister
    Eduard Erdmann
    Die 2. hat mir mal viel besser gefallen.


    Zitat

    Original von Edwin Baumgartner
    Hallo Kurzstueckmeister!
    Ja, nicht wahr? Beim wiederholten Hören merkt man, daß alles etwas zusammengestückelt ist. Dennoch glaube ich, daß es größeren Mist gibt, der wesentlich mehr Resonanz hat.


    :yes:
    Erst ist es sehr faszinierend, dass er sich traut, nach so viel dissonanter expressiver Musik das Hauptthema oder Anfangs-Motiv als Coda ganz abgeklärt und tonal zu bringen (Wie das aufhört! Der tonale Teil ist irgendwie viel zu kurz. Es wirkt wie abgeschnitten ...)


    Dann denkt man sich, dass das zwar motivisch verbunden ist aber ziemlich auseinander fällt (betrifft jetzt nicht nur die letzten paar Takte, um die es gerade ging).


    Dennoch habe ich sie sehr oft und gerne gehört, will sie nicht missen und empfehle sie (aber sicher nicht als "große Musik").
    :hello: