Mozart in die Karten geschaut - Private Vergnügungen und Gewohnheiten eines Genies unter derLupe

  • [lieber alfred, bitte gib das thema an seinen von dir präferierten ort. irgendwie würde es zu amadeus passen, aber eigentlich müsste es zu wichtigen komponisten threads ohne werke geben..]


    ich möchte (und wundere mich, dass das noch niemand getan hat) auf den film "der wadenmesser" von kurt palm hinweisen.
    er ist -bewusst unpünktlich vor dem jubeljahr- seit einigen wochen in den kinos (zumindest in ö), und ist natürlich sehr provokant!
    wer kurt palms vorigen film über adalbert stifter gesehen hat, kennt sich schon aus...
    aber er hat spass gemacht UND wissen vermittelt (wenngleich etwas abseitiges). wer sich nicht durch palms eitelkeit, die er eh ironisiert, ablenken lässt und wen auch ken russells machwerke (erinnert sich noch jemand an "mahler"?) nicht aufzuregen vermochten, der wird dieses filmchen witzig finden.


    in freudiger erwartung alfreds entrüstungen
    :beatnik:

  • Sorry, Dich enttäuschen zu müssen, es gibt keine Entrüstung.


    Natürlich soll es Threads der von Dir vorgeschlagenen Art geben, ist schon längst geplant. Ich als Mozart-Verfechter hätt mich natürlich nicht getraut, mit Mozart zu beginnen, aber wenn von den Mitgliedern gewünscht wird ? Ich sträube mich nicht.


    Solange das Geschriebene belegbar ist, braucht man auch keinesfalls zu repektvoll zu sein, Mozart war das zeitlebens auch nicht, und ich glaube er hätte das auch gar nicht verlangt.


    An sich war der Thread:
    Die posthumen Metamorphosen des Wolfgang Amadeus Mozart - Mozartbilder, einst, jetzt und in Zukunft.
    in diese Richtun angedacht, er jat jedoch einen anderen, auch sehr interessanten Verlauf genommen, so daß hier Platz ist um über den "Wadenbeisser", aber auch allgemein über die "Laster" und Gewohnheiten, seine Kleidung, etc Beiträge anzuhängen, wobei ich bitte, möglichst nur Sache zubringen, die einigermaßen abgesichert sind, duch Briefe oder Aussagen von Zeitzeugen. Es wird immer nur bei "einigermaßer abgesichert" bleiben, weil ja auch Zeitzeugen gerne und oft lügen... :D


    Freundliche Grüße aus Wien


    Alfred



    BTW:
    Es mag viele Möglichkeiten geben einen Thread zu starten, das Themenverzeichnis ist in jedem Falle falsch, das ist ein rein administratives Foruim. ;)

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Salut,


    ein schöner Thread, da wird sich bestimmt im Laufe der Zeit einiges tun!


    Kurzum: Der „Wadenbeisser“, wie er von Bettina und Wilfried (hass-)liebevoll genannt wird, ist für mich auch absolut uninteressant… wenn er irgendwann einmal im Fernsehen kommen sollte, werde ich ihn vielleicht anschauen; aber extra dafür ins Kino rennen werde ich nicht. Da habe ich weitaus schönere Träume…


    Eine meiner liebsten Gepflogenheiten Mozart’s, was das rein künstlerische an ihm betrifft, ist das „Hineinschreiben“ von Mozart in andere Kompositionen. So war zum Beispiel Mozart eines Abends bei Benedikt Schack, um ihn zum Essen abzuholen. Während dieser sich umzog, hockte sich Mozart an dessen Pult und komponierte in Schack’s Oper herum. Constanze Mozart wusste offenbar darum und bat Schack nach Mozart’s Tod, diese Stellen zu identifizieren und ihr zukommen zu lassen. Leider fragte Constanze, wie immer vom Pech beseelt - oder einfach zu dämlich, rechtzeitig daran zu denken - , erst in Schack’s Todesjahr danach, so dass sie nie eine Antwort darüber erhielt. Bedauerlich…


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Salut,


    eine ausnahmslos überwältigende Darstellung Mozarts, der ich in keinem Punkte zu widersprechen wage, stammt aus der Autobiographie Joseph Langes (Mozarts Schwager, aus dessen Händen das unvollendete Lange-Bild stammt), die er 1808 in Wien verfasste:


    [S. 171ff.] Dieses Jahr [1791] wurde mir auch durch den Tod meines Schwagers, des erst nach seinem Tode, als Neid und Kabale verstummten, allgemein berühmte Kapellmeisters Mozart, der am 5. Dezember starb, getrübt. Es ist so vieles von den Eigenarten dieses großen Mannes geschrieben worden, daß ich mich hier nur auf eine beschränke:


    Nie war Mozart weniger in seinen Gesprächen und Handlungen für einen großen Mann zu erkennen, als wenn er gerade mit einem wichtigen Werke beschäftigt war. Dann sprach er nicht nur verwirrt durcheinander, sondern machte mitunter Späße einer Art, die man an ihm nicht gewohnt war; ja er vernachlässigte sich sogar absichtlich in seinem Betragen. Dabei erschien er doch über nichts zu brüten und zu denken. Entweder verbarg er vorsätzlich aus nicht zu enthüllenden Ursachen seine innere Anstrengung unter äußerer Frivolität; oder er gefiel sich darin, die göttlichen Ideen seiner Musik mit den Einfällen platter Alltäglichkeit in scharfen Kontrast zu bringen und sich durch eine Art von Selbstironie zu ergötzen. Ich begreife, daß ein so erhabener Künstler aus tiefer Verehrung für die Kunst seine Individualität gleichsam zum Spotte herabziehen und vernachlässigen konnte. […]


    botzen dieses Sauloch.
    Ein gedichte fon einem der über botzen fuchs=teufel wild und harb war:


    Soll ich kommen nach botzen
    So schlag ich mich lieber in d’fozen.


    [W. A. Mozart: Brief an die Schwester vom 28. Oktober 1772, Bozen]


    Viele Grüße
    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Synthese von Heinz Erhardt und Oswald Kolle:


    Ein Gedicht Mozarts unbekannten Datums




    DER KUNSTREICHE HUND


    O Musen! Ich will Euch ein Dankopfer bringen,
    Helft mir nur den Groß=Buzigannerl besingen,
    Von dem man so Vieles und Schönes erzählt,
    So daß seines gleichen ist nicht die Welt.


    Ich hab ihn, den Gott aller Hunde, gesehen
    Und kann, ohne Furcht eine Sünde zu begehen,
    Euch schwören, daß ich seines gleichen nie fand,
    Und dieß sey gesagt allen Hunden zur Schand.


    Nun werdet Ihr wohl vor Begierde fast brennen,
    Den Phönix der Hunde genauer zu kennen,
    Ihr sollt alles wissen; nur laßt mir auch Zeit.
    Das Sprichwort sagt ja: Ja, nach und nach kommt man weit.


    Drum bitt’ ich recht sehr, meine Herren und Damen,
    (Denn glaubt, selbst mein Herz ist schon vollends in Flammen.)
    Doch lagert Euch unterdessen ins Gras,
    Ich nehm eine Prise und putz meine Nas’.


    Und fang unsern Helden dann an zu besingen
    So rührend, daß es Euch ans Herze wird dringen;
    Nur bitt’ ich, seyd stille und redet kein Wort.
    Sonst bleib ich Euch stecken – und kann nimmer fort.


    Nun dann, Buzigannerl, der König aller Hunde,
    Ist eine Frucht Wiens, doch ich weiß nicht die Stunde,
    Noch Monath, noch Tag, als Zemir, die Mamma,
    Zur Welt ihn gebracht; von dem gnädigen Papa
    Ist uns nichts bewusst, weder Stand noch Name,
    Nur daß er vom östreich’schen Adel herstamme.


    Die Mutter Zemir hat das Tages=Licht erblickt
    Dort, wo es Columben zum ersten geglückt,
    Ein Land zu entdecken. Sie hatte an Jahren
    Das sechzehnte kaum, ganz die Welt umfahren.


    Als ächte Vestalin, viel frischer als Eis
    Und reiner als Schnee; denn ich mach Euch nichts weis,
    Wenn ich Euch betheure, daß sie noch nicht wüsste,
    Wo einstens das Membrum virile 'nein müßte.


    In diesem so unschuld’gen, glücklichen Stand
    War es, daß sie eben im leichten Gewand
    Am Ufer des Meeres ganz einsam spazierte,
    In Grillen vertieft, mit sich selbst discurirte.


    Als plötzlich ein Mann von sehr hübscher Gestalt
    Und mittlerem Wuchs, nicht zu jing und nicht zu alt,
    Ihr gen überstand. – Denkt Euch einmal den Schrecken! –
    Sie zitterte – floh – und o Himmel! – blieb stecken.


    Im Koth – wollt sich helfen, - umsonst – denn sie fiel –
    Und wies ganz entblößt ihm die Scheib sammt dem Ziel.
    Stellt Euch bei dem Anblick das Zittern und Beben
    Des Fremdlings nun vor. – All das ewige Leben.


    Dort oben (so dacht er sich in seinem Sinn)
    Gäb ich für solch schönen Prospect gerne hin.
    Er naht sich und will nun (sehr billig und weise)
    Sie heimlich bedecken, drum sucht er ganz leise


    Ihr Hemd zu erhaschen; jedoch seine Hand
    Verirrt sich erzitternd in Hemd und Gewand,
    daß er, statt zu decken, sie ärger entdeckte
    Und durch seine Ungeschicklichkeit erweckte.


    Denn Leser, du brauchst Mädchenkenntniß nicht viel,
    Um leichtlich zu schließen, dass sie, da sie fiel
    Und in so sehr kritischer Lage sich wissen,
    Sich wenigstens ohnmächtig anstellen müssen.


    Als sie nun erwachte, sprang sie plötzlich auf
    Und lies ganz dem Zorn und der Wuth vollen Lauf,
    Sie nahm ihn beym Schopf – warf ihn nieder und ratschte,
    Beohrfeigt’ und maulschellte ihn, daß es klatschte.


    Der arme Ritter litt alles getrost,
    Obwohl ihm nicht sonderlich schmeckte die Boßt;
    Er dacht sich, sie wird sich doch endlich ermüden,
    Es dauert ohnehin ja nichts ewig hienieden;


    Und wie er dachte, so fügt’ es sich’s jetzt,
    (Denn nur die Geduld hat ihn dies’mal geschützt)
    Sie konnt’ die Gelassenheitnimmer ertragen;
    Mit liebevollem Bratzerl faßt sie ihn beym Kragen


    Und küsst die noch brennenden Backen ohn’ Maas
    So daß er gar leicht all die Watschen vergas,
    Womit die Schöne ihn so gnädig beehrte
    Und, in der Geduld sich zu üben, ihn lehrte.


    Er küsst ganz entzückt ihr dann Hand und Gesicht,
    Läßt sie dann auf seinem Schoos sitzen und spricht:
    O Schönste der Schönsten! – ich bitte, verzeihe
    Mir doch das Verbrechen, denn sie’ ich bereue


    Von Herzen die That, ach! die Schuld war nicht mein.
    Warum muste eben Dein Steis so schön sein! –
    Du musst folglich, Schöne, Dich selbst nur anklagen;
    Wer würde nicht alles bei solchem Reize wagen!



    Hm, wie schrieb er doch 1777:


    Allerliebster Papa!


    Ich kann nicht Poetisch schreiben; ich bin kein dichter. ich kann die redensarten nicht so künstlich eintheilen, daß sie schatten und licht geben; ich bin kein mahler. ich kann sogar durchs deüten und durch Pantomime meine gesinnungen und gedancken nicht ausdrücken; ich bin kein tanzer. ich kan es aber durch töne; ich bin ein Musikus.


    ;)

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Ich Johannes Chrisostomos Amadeus Sigmundus Mozart giebe mich schuldig, daß ich vorgestern und gestern (auch schon öfters) erst bei der nacht um 12 uhr nach haus gekommen bin und daß ich von 10 Uhr an bis zur benennten stund beym Cannabich, ........ganz leichtweg gereimmet habe und zwar lauter Sauereyen....


    :D :D :D



    Thomas

    Da freute sich der Hase:
    "Wie schön ist meine Nase
    und auch mein blaues Ohr!
    Das kommt so selten vor."
    - H. Heine -