Hallo alle zusammen,
aus dem Thread "Muss Musik "schön" sein?" ist der Wunsch gewachsen, einen Thread (oder mehrere) zu haben, in denen die Musik des 20. Jahrhunderts bis in unsere Tage einmal genauer beleuchtet wird als nur mit CD-Empfehlungen. Ich trage die Idee schon lange mit mir herum, und die Diskussion um "Schönheit" und ihre Bedeutung hat in mir nun den Wunsch doch reifen lassen, den Thread auch zu verwirklichen.
Ich habe mir dafür einen Namen ausgeliehen, auf den ich selbst nicht gekommen wäre. Ingo Metzmacher, derzeit noch Generalmusikdirektor der Stadt Hamburg, hat eine Reihe von Silvesterkonzerten so benannt, die zur Jahrtausendwende 2000 startete und mit dem Konzert dieses Jahr ihren retrospektiven Abschluss fand. Ich hoffe, Herr Metzmacher wird nichts dagegen habe, dass ich mir seine Idee ausleihe, wenn ich sie auch weiter interpretiere und hier nutzen will. Während Metzmacher ganz bewusst und mit Recht in seinem Programmen auf "wirksame", oft "unterhaltende" Stücke aus dem 20. Jahrhundert (und, wir wollen es nicht verschweigen, dem jungen 21. Jahrhundert) setzte, will ich hier auch die vermeintlich "unbequemen", "sperrigen" Werke und Komponisten der Neuzeit präsentieren und - meist aus meiner ganz persönlichen Sicht, auch nach meinen temporären Interessen und nach den Gegebenheiten, die meine Zeit mir lässt - vorstellen. Andere sind natürlich stets eingeladen, es mir nachzutun!
Ich habe, nach längerem Überlegen, beschlossen, einen einzelnen Thread zu wählen, sozusagen als "amuse geule" für speziellere, vertiefende Threads, wie es sie zu manchen Komponisten des 20. Jahrhunderts oder zu bestimmten Gattungen im 20. Jahrhundert ja schon gibt. Daher soll in diesem Thread vor allem auch eines versucht werden: Appetit zu machen auf das Abenteuer Musik, auf manchen Komponisten, auf manches Werk. Weitere Diskussionen, wenn sie sich ergeben, können und sollten dann vielleicht in Einzelthreads (weiter)geführt werden, denn eines erscheint mir gewiss: Kein Jahrhundert der Musikgeschichte bisher ist im Ganzen so reich und vielgestaltig wie das 20. Jahrhundert, auch und vor allem, was Kompositionstechniken, Stilfragen und Hintergründe angeht: Von Spätromantischen Einflüssen (bis in unsere Tage) über die vielbeschworene und oft missverstandene Zwölftontechnik der 2.Wiener Schule, den Serialismus, den Minimalismus, den Neoklassizismus etc etc. bis hin zu den Klangwelten junger Tonsetzer unsere Tage ein Spektrum, in dem - da bin ich überzeugt! - für jeden letztlich etwas dabei ist. Man muss es nur finden....
Nicht zuletzt die ungeheure Vielfalt macht es vielen schwer, einen Ansatzpunkt zu finden, und mancher zieht sich vielleicht vorschnell ob des Überangebots auf das Vertraute zurück. Im 20. Jahrhundert, besonders aber in den letzten 50 Jahren können wir uns nicht darauf verlassen, dass "die Zeit" schon einmal eine Auswahl getroffen hat an Dingen, die man (vorerst) als wichtig, bedeutend und "ewig" anzusehen hat, deren Bedeutung fraglos dasteht und die heute schon oft und oft unreflektiert "jenseits aller Kritik" stehen. Gerade das, so denke ich, kann aber auch die Chance sein und das Abenteuer vergrößern, sich mit der Musik unserer Zeit zu beschäftigen: Das eigene Ohr muss ganz anders gespitzt werden, an das eigene Urteilsvermögen möglicherweise ganz neue Fragen gestellt werden. Eine Herausforderung, ohne Zweifel. Nehmen wir sie an!
In diesem Sinne, bis bald zum nächsten Eintrag!
C.