Schostakowitsch: Sinfonie Nr. 8 c-moll

  • Hallo Schostakowitsch-Freunde,


    die Sinfonie Nr.8 ist neben der Nr.5, 7 und 10 eine der meistgespieltesten und beliebtesten Schostakowitsch - Sinfonien, da sie vom Verständnis und der Melodik her nicht so krass komponiert wurde, wie Nr.2 und 3.
    Die Sinfonie hat 5 Sätze. Der 3.-5.Satz werden ohne Pausen zusammen gespielt. Nach dem 22minütigen Hauptsatz in Sonatensatzform kommt ein Scherzo als 2.Satz. Im 3.Satz, ebenfalls ein Scherzo wird das Hauptthema bis an die Grenze des Machbaren hochgepeitscht - phantastisch. Das direkt anschließende Largo bringt dann Beruhigung um dann nochmal im 5.Satz erneut aufzubäumen --- 2.Weltkrieg !


    Meine Favoriten-Aufnahme für die Sinfonie Nr.8 ist immer noch die DECCA-Aufnahme mit HaitinK / CGO
    (das gilt lange nicht für die anderen Sinfonien).


    Die Aufnahmen mit Barshai / Kölner RSO (Brillant) und Roshdestwensky / Moskauer SO (Eurodisc) sind ebenfalls TOP-Interpretationen.


    ;) Nun habe ich mir als weiteren Interpretetionensvergleich über Ebay billig die
    TELDEC-Aufnahme von 1992 mit M.Rostropowitsch / Nation SO Washington zugelegt.
    Die Interpretationswertung in der STEREOPLAY 12/1992 war:10 und Klangqualität:10 - das läßt einiges erhoffen !!
    Im Text steht sinngemäß: Da Roshdestwensky persönlicher Freund Schostakowitsch´s war, kann er sich mehr als viele andere in die Gedankenwelt Schostakowitsch´s hineindenken. Derzeit beste Aufnahme des Werkes, da auch beste Klangqualität.


    :) Die Aufnahme zu hören hat mir großen Spaß gemacht, aber auch gemischte Gefühle hinterlassen. Es waren wegen der wirklich sehr guten TOP-Klangqualität Strukturen des Werkes hörbar geworden, die ich bei keiner anderen Aufnahme je gehört habe - alles kommt sehr detalreich rüber. Rostropowitsch steckt ganz in dieser Musik, legt eine TOP-Interpretation hin aber irgendetwas gewohntes ist anders und es fehlt mir die innere Aufgewühltheit, die Haiting (diesmal sogar besser als Roshdestwensky) der Musik zu geben vermag.


    Jetzt in dieser TELDEC-Aufmachung zu haben:

    Das alte Cover als Einzel-CD der Nr.8 war besser.

    Wer kennt die Rostropowitsch- Aufnahme ???
    Welche wird von Euch favorisiert und warum ?

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,


    diese Sinfonie zum ersten Mal zu hören, war ein echter Schock: wie konnte es jemand wagen, so direkt und unmittelbar zu komponieren. Und ich hatte die gleiche Empfindung wie Du, hier die Schrecken des 2. Weltkriegs ausgedrückt zu finden, den ich nur aus Erzählungen kannte und mehr noch, wie erzählt wurde. Das Moderne und Experimentierende der Streichquartette ist aufgegeben zugunsten einer plakativen Darstellung. die auf ihre eigene Kraft vertraut.


    Hier ein Link über verschiedene Einspielungen:


    http://home.wanadoo.nl/ovar/shopuscd/op65.htm


    Haitink ist zweifellos eine sehr starke Aufnahme, aber ich bevorzuge die Einspielungen durch Mravinsky, Kondrashin und Maxim Schostakowitsch, dem Sohn des Komponisten. Mravinsky gelingt für meinen Eindruck der unerbittlichste Schostakowitsch, die härteste Motorik und die am schärfsten gesetzten Bläser. Kondrashin und M. Schostakowitsch habe ich nur im Radio gehört. Maxim Schostakowitsch scheint die Aura des Werkes, die Gewalt, mit der es auftritt, am besten zu treffen, und Kondrashin die Erregtheit des Gefühls. - Dagegen war ich sehr enttäuscht von Previn und Inbal. Die Roshestwensky-Aufnahme kenne ich auch nicht. Sehr interessieren würde mich Jansons.




    Viele Grüße,


    Walter

    Einmal editiert, zuletzt von Walter.T ()

  • Hallo Walter T.,


    die Mrawinsky-Aufnahme ist von der Interprtation her sicherlich auch erste Wahl, aber die Aufnahme ist zu alt um den Klangmassierungen gerecht zu werden, da bleibt vieles nur Vermutung wie es wirklich klingt.
    Warscheinlich ist es die scharfe Unerbittlichkeit, die meiner neusten Aufnahme mit M.Rostropowitsch fehlt - aber nicht wegen Rostropowitsch, der alles gibt, sondern wegen des Orchesters, das einfach nicht an die russ.Seele der russ.Orchester ran kommt.


    :) Du solltest unbedingt die Eurodisc-Aufnahme mit Roshdestwensky / Moskauer PH hören, die wird Deinen Wünschen mit härtester Motorik und die am schärfsten gesetzten Bläser gerecht werden.
    Es sind lediglich einige Stellen im letzten Satz, die für mich nach wie vor die Haiting-Aufnahme als Favorit bedeuten lassen, aber ansonsten Roshdestwensky´s Aufnahme von 1984 DDD.


    Das Du von der gebremsten Previn-Aufnahme enttäuscht bist wundert mich nicht - da wird keine Schostakowitsch - Athmosphäre ausgebreitet.


    :D Maxim Schostakowitsch hat die Werke seines Vaters immer wieder in bester Art und Weise dirigiert, leider gibt es wenige käufliche Aufnahmen von diesen Ereignissen. Die Du im Radio gehört hast wird auch nur eine Ruindfunkaufnahme gewesen sein.
    Ich habe Maxim schon LIVE in der Beethovenhalle Bonn mit Schostakowitsch genossen - ein Erlebnis.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich hole diesen Thread im Zusammenhang mit den Schostakowitsch-Symphonien hervor und möchte ein paar Hintergründe zum Werk schildern.


    1943 hat Schostakowitsch dieses fünfsätzige Werk komponiert und dem Dirigenten der Uraufführung Jewgenij Mrawinskij gewidmet. Sie gehört zu den "Kriegssymphonien" des Komponisten. Sie schildert das Leid und den heroischen Kampf der Sowjetbevölkerung. Ließ Schostakowitsch zumindest den Genossen Stalin wissen, der den Köder schluckte. Erst 1945 spitzten die Sowjetfunktionäre die Ohren: Ist das nicht eine erstaunlich depressive Symphonie angesichts eines heroischen Kampfes? Drückt sich hier wirklich ein kollektives Empfinden aus oder individueller Schmerz? Und was, Genosse Dmitri Dmitrijewitsch, soll bitte dieses erstarrte Finale? Das ist doch nicht heroische Trauer, sondern persönliche Betroffenheit!


    Schostakowitsch war ein Meister des Mogelns in Worten. Nur in seiner Musik konnte er nicht schwindeln - und was er in seiner 8. komponiert hatte, begriffen sogar die kommunistischen Betonköpfe.
    Drei Sätze lang schwankt der Tonfall zwischen apokalyptischen Ausbrüchen und abgrundtiefer Trauer.
    Der vierte und noch mehr der fünfte Satz sind dann aber nur noch Trauer und Schmerz. Wenn Musik weinen kann, dann hier. Es ist, als wollte Schostakowitsch jeden Toten des Krieges, jedes Opfer einer Verfolgung, einzeln beklagen. Hier gibt es nichts Heroisches, keinen ehrenvollen Tod, kein Sterben für die Heimat, hier gibt es nur noch Trauer und quälenden Schmerz. Selbst der Schluß löst nichts auf, die Musik erstarrt zu einem unendlich lang gehaltenen Akkord, in den Themenfragmente hineinklingen: Nicht Trost, sondern Akzeptanz des Schmerzes.


    Wie gesagt: Die KPdSU-Betonköpfe verstanden das Werk mit einem Mal nur zu gut - und reagierten dementsprechend. Das Werk wurde in die allerunterste Schublade gelegt, die meisten vorhandenen Rundfunkbänder wurden gelöscht. Und jetzt, Genosse Dmitri Dmitrijewitsch, bitte eine heroische Symphonie zum glorreichen Sieg. - Aber gerne, liebe Genossen, wie wär's mit einer Chorsymphonie? Meine Neunte habe ich gerade in Arbeit...


    Bezüglich der Einspielungen der bekannten Dirigenten:
    Mrawinskij ist in der Tempodramaturgie und der Disposition des Reisenwerks grandios, wird aber bei den apokalyptischen Exzessen der Dynamik von der sonst akzeptablen Technik im Stich gelassen.
    Barschai ist fabelhaft, kann nur die Defizite des Orchesters bei der Attacke und Bläserschärfe nicht ausgleichen.
    Kitaenko hat an den gleichen Stellen Orchesterprobleme und bleibt, ebenso wie Inbal, an Emotion einiges schuldig.
    Haitink ist vor allem im Finale sehr gut, kann mich persönlich aber im ersten und im dritten Satz wenig begeistern.
    Gergiev ist reizvoll in der Disposition des Gesamtwerks und in der Tempodramaturgie, enttäuscht letzten Endes aber, weil einfach zu unpräzise gespielt wird.
    Völlig indiskutabel ist Previn - ein Mißverständnis der schlimmsten Art: Die Trauer wird als Larmoyanz gedeutet, die Bläsersätze als Heroismus. Und langweilig ist die Angelegenheit auch noch!
    Jansons macht seine Sache sehr gut, er weiß, worum es in diesem Werk geht - aber das aufpolierte Pittsburgh-Orchestra spielt die Höhepunkte mit Brassband-Sound, was für mich unerträglich ist. Leider hat auch Rostropowitsch diese Unart dem Washington DC Orchester nicht austreiben können und so bleibt einer der berufensten Schostakowitsch-Interpreten hinter den Erwartungen zurück.


    Die beiden außerordentlichen Aufnahmen haben somit Kyrill Kondraschin und Gennadij Roschdestwenskij geliefert. Obwohl die Technik bei Kondraschin auch noch mit den dynamischen Höhepunkten kämpft, ist diese von humanistischem Empfinden getragene Einspielung berührend und erschütternd, sie ist ein Dokument für die emotionale Wirkung von Musik. Besser geht es nicht.
    Roschdestwenskij entwickelt das Werk als ein Epos der Trauer - man wird praktisch durch sämtliche Stadien geführt und bleibt am Schluß völlig erschlagen und deprimiert zurück. Völlig anders in der Disposition als Kondraschin, ist diese Einspielung ebenso unmittelbar niederschmetternd. Sämtliche anderen Einspielungen müssen sich an diesen beiden messen.

    ...

  • Hallo Musikfreunde,


    jedem, auch den Musikhöreren die Schostakowitsch nicht so schätzen,möchte ich die Sinfonie Nr.8 ans Herz legen. Sie ist so ergreifend wie niederschmetternd.


    :]Hier die von Edwin und mir favorisierte Aufnahme mit Roshdestwensky auf Eurodisc von 1988 DDD:
    4192Y8V9MZL.jpg


    Die ebenso wichtige Kondraschin-Aufnahme habe ich auch noch auf LP, dafür werde ich noch mal meinen Plattenspieler anschließen, denn ich habe diese nach dem CD-Kauf unter Haiting nie wieder gehört.


    :]Und hier Haitink´s beste Schostakowitsch - Aufnahme (von allen Sinfonien). Ich habe gelesen, dass Haiting mit Decca einen Vertrag hatte alle Sinfonien einzuspielen, dazu gehörten dann auch die zahlreichen Sinfonien, die er nicht schätze und das hört man dort deutlich - hier ist er ganz dabei - Decca 1982 DDD:

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Hallo Edwin Baumgartner


    Wir möchten uns hier mal ganz herzlich für Deine vielen tollen Beiträge zu Schostakowitsch bedanken. Wir lesen Deine Ausführungen immer mit grossem Interesse durch und freuen uns schon jetzt auf hoffentlich noch viele Folgende.
    Wir sind grosse Schostakowitsch-Liebhaber, besonders seiner Kammermusik und Konzerte, seine Sinfonien kennen wir noch weniger.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Wir möchten gerne noch einige Ergänzungen zur 8. Sinfonie beifügen, auf die wir beim Lesen über Schostakowitsch gestossen sind.


    Die 8. Sinfonie schrieb Schostakowitsch innerhalb weniger Wochen. Vor der Erstaufführung am 4. November 1944 sprach Iwan Sollertinski Einleitungsworte. Er hielt die Achte für Schostakowitschs grösstes Werk. Hier seine Redenotizen: „Das Recht auf die Tragödie und die tragische Kunst. Aus dem Pessimismus (Byron, Maeterlinck, L. Andrejew) wird die Tragödie nicht geboren. Die Tragödie als Frucht der Reife, der Kraft, der Tapferkeit, der sittlichen Freiheit und des Konflikts von Willenskräften (die Hellenen, Shakespeare, die Klassiker der spanischen Dramatik, Corneille). Das Tragische ist nicht das Pessimistische (Tschaikowsky, „Carmen“ von Bizet). Volkstümlichkeit und Festlichkeit. Über den Begriff „optimistische Tragödie“. Über die Furcht vor dem Tragischen. Das Erwachsen der Tragödie aus dem Epos. Marx zur sozialen Tragödie. Schostakowitsch als tragischer Poet in der Musik. Die Überwindung der Tragödie. Der Triumph der mannhaften Kraft. Transparente Trauer. Das Pastoral-Heroische (vergleiche die Züge des heroisch Pastoralen in Beethovens Dritter Sinfonie). Idylle ... Die Bezeichnung zu den Traditionen Tschaikowskys und Mussorgskis: Schmerz, Zorn, „Versammlung böser Kräfte“, Kampf um das Glück...“.
    Schostakowitsch hat das Klaviertrio dem Andenken seines Freundes und Mitkämpfers Iwan Sollertinski gewidmet, der in Nowosibirsk 41-jährig an einem Herzschlag starb.


    Schostakowitsch schrieb, er habe in der 8. Sinfonie das Bild vom seelischen Leben eines Menschen schaffen wollen, den der gigantische Hammer des Krieges betäubt und dessen Schicksal mit dem der Volksmassen verbunden habe: „Dieser Mensch geht durch qualvolle Prüfungen und Katastrophen bin zum Sieg. Vielmals stürzt er, immer wieder steht er auf... Sein Weg ist nicht mit Rosen besät, und ihn begleiten keine fröhlichen Trommler.“ Am Ende steht kein Sieg – denn den gibt es bis heute nicht -, sondern nur ein Streifen Hoffnung. Schostakowitsch malte die Trauer und den Schrecken so deutlich, damit sie nie vergessen, sondern bei jeder Aufführung zum Anstoss würden. Das Publikum reagierte entsprechend betroffen und begeistert. Die Bürokratie hingegen prangerte die Achte Sinfonie als defätistisch und formalistisch an, wie es bereits Edwin erwähnt hat. Sie wurde kaum mehr aufgeführt, worüber Schostakowitsch sich sein Leben lang immer wieder vergeblich beschwerte. W. Gussew hat den Eindruck notiert, den Schostakowitsch, jetzt 37 Jahre alt, bei der Generalprobe zur Achten Sinfonie auf ihn machte: „Er begrüsst viele Bekannte im Foyer. Rasch kommt er zu mir und drückt mir energisch die Hand – energisch, doch auch ziemlich abwesend. Man versteht es nicht: Ist er nun immer aufgeregt oder immer ruhig? Äusserlich ist er allerdings immer derselbe Junge, der strenge, etwas finster und verwirrt dreinschauende Junge. Er ist ganz reizend. Es ist etwas von einem Marsbewohner an ihm, wie ich mir einen solchen als Kind vorstellte.


    Sommerliche Grüsse


    romeo&julia

  • Zitat

    Bezüglich der Einspielungen der bekannten Dirigenten:
    Mrawinskij ist in der Tempodramaturgie und der Disposition des Reisenwerks grandios, wird aber bei den apokalyptischen Exzessen der Dynamik von der sonst akzeptablen Technik im Stich gelassen.


    Auf welche Aufnahme von Mravinsky beziehst Du Dich hier? Auf den BBC-Legends Mitschnitt oder auf eine Melodyia-Aufnahme?

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Hallo liebe TaminoanerInnen


    Die 8. Sinfonie, ein Abgesang auf den Schrecken des Krieges, ist eine unserer Lieblingssinfonien Schostakowitschs.
    Bereits sind mehrere Einspielungen in unserem Regal und wir wollten wissen welche Aufnahme uns besonderes gefällt und verglichen fünf Aufnahmen aus verschiedenen Zeitepochen.


    Mstislav Rostropowitsch, London Symphony Orchestra, Live-Aufnahme (2004/05)
    Diese neuere Live-Aufnahme bildet für uns das Schlusslicht. Musikalisch zwar recht frisch aber eher leichter neutraler Zugang und Klangbild, das uns zu dieser Sinfonie nicht passend erscheint.


    Dmitri Kitajenko, Gürzenich-Orchester Köln, Live-Aufnahme Capriccio (2003/04)
    Ebenfalls eine Live-Einspielung. Kitajenko hat inzwischen alle Einspielungen der Sinfonien veröffentlicht. Eine recht nüchterne unspektakuläre Betrachtungsweise mit verhaltenen Geigenkantinelen.


    Mark Wigglesworth, Radio Filharmonisch Orkest Holland BIS (2005)
    Etwas intuitive Tempowechsel aber eindrückliche Klangführung. Eine drastische, dramatische Interpretation, klanglich sehr sauber. Im Gesamten schöne Aufnahme dieses holländischen Dirigenten.


    Mstislav Rostropowitsch, National Symphony Orchestra Washington Teldec (1992)
    Nochmals eine Einspielung von Mstislav Rostropowitsch, diesmal aus dem Jahre 1992. Eine souveräne Einspielung mit deutlichen Punktierungen und schöner Brillanz und einer stringenten Steigerung. Im Gegensatz zur Live-Aufnahme von Mstislav Rostropowitsch eine eindrückliche Aufnahme.


    Yevgeny Mravinsky, Leningrad Philharmonic Orchestra, Live-Aufnahme Philips (1982/88 )
    Diese recht alte und klanglich nicht immer überzeugende Einspielung sagte uns sehr zu und wird von uns präferiert, trotz den manchmal etwas unkoordinierten Einsätzen und dem etwas bodenständigen Flötensolo, das eher leicht und pauschal vorgetragen wurde. Ansonsten eine sehr authentische und bemerkenswerte Interpretation mit grosser Intensität und Stringenz.



    Kondraschin und Roschdestwenskij konnten wir leider nicht in den Vergleich miteinbeziehen.


    Herzliche Grüsse


    romeo&julia

  • Hallo a.b.,
    ich beziehe mich auf Melodyja, Leningrad 1961: Eine für sowjetische Verhältnisse gute Stereo-Aufnahme, bei der allerdings bei den extremen dynamischen Höhepunkten der Pegel merklich abgesenkt bzw. auch übersteuert wird. Die Aufbereitung bei derNeuveröffentlichung ist ausgezeichnet und gibt einen Eindruck von der Aufführung, kann sich aber technisch mit Roschdestwenskij und auch mit Kondraschin nicht messen, die beide die besten Moskauer Aufnahme-Möglichkeiten zur Verfügung hatten.
    :hello:

    ...

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  • Der BBC-Legends-Mitschnitt ist ja jüngst hymnisch in England rezensiert worden. Als Alternative wurde dort N.Järvis bei Chandos genannt. (So las ich in einem konkurrierendem Forum.)
    Diese sei daher hier ins "Rennen" geworfen. Wer schätz sie und warum?

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

    Einmal editiert, zuletzt von a.b. ()

  • Zitat

    Original von teleton
    die Mrawinsky-Aufnahme ist von der Interprtation her sicherlich auch erste Wahl


    hmmm...also, ich weiß nicht, welche mraw.-interpretation ich da auf cd gehört habe ....aber, ich kann nur sagen, ich war SEHR enttäuscht und kann den hype überhaupt nicht verstehen.
    ...da spielt ja wirklich (fast) jeder besser :stumm:... ich hatte ikm dirketen vergleich mitropoulos ... um klassen überlegen (aber auch nicht meine erste wahl)


    die miserable klanqualität lasse ich mal wirklich außen vor ...


    ist mir ehrlich unbegreiflich ... :no:

    --- alles ein traum? ---


    klingsor

  • Hallo klingsor,


    ich hatte in meinem Beitrag 04/2005 nur auf WalterT.´s Begeisterung für Mrawinsky geantwortet und sogleich auf Roshdestwensky (Eurodisc) verwiesen; ebenso im Beitrag von 05/2006.

    Zitat

    Zitat von WalterT.:
    Mravinsky gelingt für meinen Eindruck der unerbittlichste Schostakowitsch, die härteste Motorik und die am schärfsten gesetzten Bläser.


    Mir ist eine Mrawinsky-Aufnahme der Sinf.Nr.8 aus meiner Schallplattenzeit bekannt (es müßte die von Edwin genannte von 1961 gewesen sein). Da diese eine sehr schlechte Klangqualität hatte, habe ich mich nicht weiter für diese Aufnahme interessiert und Kondraschin (Eurodisc) gehört.
    Das Mrawinsky ein großer Schostakowitsch-Dirigent sein könnte, war mir damals (80er) überhaupt nicht bewußt.


    Ich muß jedoch heute feststellen, das ich allgemein immer wieder Negativmeinungen zu den Mrawinsky-Schostakowitsch-Interpretationen lese, wie bei Dir.
    Walter T. scheint hingegen jedoch absolut begeistert von Schostakowitsch´s Sinf.Nr.8 mit Marawinsky zu sein, wie sin Zitat zeigt. Auch in Edwin´s Beiträgen wird Mrawinsky immer sehr hoch gehalten.
    Offenbar gibt es auch noch mehrere Mrawinsky - Aufnahmen der 8ten.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Zitat

    Original von a.b.
    Der BBC-Legends-Mitschnitt ist ja jüngst hymnisch in England rezensiert worden. Als Alternative wurde dort N.Järvis bei Chandos genannt. (So las ich in einem konkurrierendem Forum.)
    Diese sei daher hier ins "Rennen" geworfen. Wer schätz sie und warum?


    Ich habe mir eben diese CD angehört, und ich muss zugeben, der Eindruck ist etwas zwiespältig. Nach den ersten Minuten hatte ich den Eindruck, dass der Dirigent nicht mit besonders viel Herzblut an die Sache herangeht. Als es dann dann zu den berühmten Ausbrüchen kam, war ich fast von den Socken, so rissen die mich mit. Auch im zweiten und dritten Satz war mehr Leben in der Musik festzustellen, was aber leider zum Schluss wieder etwas abflaute. Alles in allem eine ordentliche Interpretation, die ich mir gerne auch wieder einmal anhören werde, aber es gibt auch bessere.

    Es wird immer weitergehn, Musik als Träger von Ideen.

    Kraftwerk

  • ... und zwar eine bei Philips erschienene Live-Aufnahme vom März 1982 aus Leningrad:



    "Reference Recording - This One"


    This Shostakovich Eighth is one of the greatest exemplars of Mravinsky's art, not to mention a sensational performance of a work that often bogs down in dragging tempos and consequently comes across as merely miserable. This is nowhere more evident than in the fourth-movement passacaglia. After a crushing account of the Toccata, Mravinsky shows that it's possible to convey gravity without yielding to total stasis. The finale also moves at a lively basic tempo, which makes the emotionally exhausted conclusion all the more affecting. The (then) Leningrad Philharmonic plays sensationally, those grainy but hugely powerful strings effortlessly sustaining the opening movement's long, dark musical paragraphs--but then every section seems to have been in top form. Happily, the audience is very quiet, and the 1982 sonics are quite good considering their provenance. This is a classic, now available hopefully forever, on-demand, from Arkivmusic.com. [11/29/2007]


    - David Hurwitz


    Besteht also gar kein Grund, auf klanglich mittelmäßige Mitschnitte aus den 60ern zurückzugreifen. ;)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich las nur in der Arte TV-Programmvorschau "Andris Nelson dirigiert Schostakowitsch" - und programmierte meinen PVR auf Arte HD gestern Abend. Welche Überraschung! Es wird die komplette Achte gespielt, aus dem Lucerne Festival 2011 mit Andris Nelson und dem Concertgebouw Orchestra. Die Achte ist mir eine des liebsten Symphonien, sie strahlt eine unheimliche Magie aus.


    Leider scheint die Sendung nicht wiederholt zu werden, aber hier kann man sie noch sehen: http://videos.arte.tv/de/video…ostakowitsch-6633140.html
    So ab Minute 25:30 beginnt Schostakowitsch. Der Dirigent gefällt mir; er scheint die Musik zu mögen und scheint sehr authentisch: Ich genau so einen Enthusiasten will ich am Dirigentenpult sehen!


    Ich höre sie normalerweise mit Sanderling/BerlinerSO oder Haitink/Concertgebouw.

  • Ich habe die 8. noch nie gehört - habe sie also gestern gesehen und auch aufgezeichnet. Sowohl das Stück wie die Aufnahme gefielen mir gut. Ich kenne die Sinfonien Schostakowitschs gar nicht, das wird sich jetzt ändern. Ich kenne allerdings die Tonsprache Prokofiews sehr gut, damit ist es relativ leicht, Schostakowitsch zu hören. Ich besitze die Gesamtaufnahme mit dem WDR-Sinfonieorchester (alle 15), wie wird die hier beurteilt?

    Schönheit lässt sich gerne lieben...

    (Andreas Hammerschmidt,1611-1675)

  • Kostet nicht viel, klingt super, wird bei Amazon.com abgefeiert, wie auch bei Classicstoday und bei mir zuhause hat sie längst von allen 15 Einspielungen, die ich ca. habe, den 1. Rang eingenommen.
    Noch vor Mrawinski 1982, Kondrashin, Haitink und Barshai und und und..


    Gruß aus Kiel


    PS. Wie ich gerne immer wieder betone: Vasily Petrenko und Andris Nelsons sind meines Erachtens die beiden Dirigenten unter 40, die einen ganz hervorragenden Schostakowitsch präsentieren.
    Nelsons Liveaufnahme der 4. ist bei mir ganz ganz vorne!


  • Ich habe von den Lobpreisungen gehört und widerstanden, die Aufnahme zu kaufen, doch jetzt bin ich schwach geworden und habe sie bestellt.


    Nelsons Liveaufnahme der 4. ist bei mir ganz ganz vorne!


    An einer alternativen Vierten (da habe ich nur Janssons/Bayern) bin ich schon seit längerem sehr interessiert. Aber eine Aufnahme von Andris Nelsons kann ich nicht finden...

  • Mir kommt Jansons viel zu selten vor in diesem Thema. Dabei kniet er sich dermaßen rein und in meiner Box ist nach der 8. noch eine Aufnahme von einer Probe, wo er den Musikern mit unglaublicher Verve nahebringt, was es mit Schostakovitchs Kriegssynfonien auf sich hat. Fantastisch.
    Was mich ein wenig verwirrt hat, war der Vergleich mit Prokoffief, der für mch gar nicht trifft. Prokoffief empfinde ich als Kopfmenschen während ich Schostakovitch viel gefühlvoller erlebe. Es gibt immer wieder diese hämmernden, verzweifelten Stellen (auch in der 5. in der 7. oder der 11. wenn das Schlagzeug loslegt). Für mich ist Schostakovitch ein ganz später Nachfahre von Beethoven, während Prokoffief dann für Brahms steht. (Ob das jetzt noch jemand nachempfinden kann, steht in den Sternen - in ganz fernen Sternen).
    Zurück zur 8. So viel Schönheit in so viel Trauer und Gewalt, das ist ganz große Kunst. Dann das Durchhalten dieses Hämmerns, diese Ausweglosikgeit über so lange Zeit. Hier erleben wir vielleicht auch noch einmal eine Wiedergeburt der Programmmusik fällt mir gerade so ein.


    also mein Favorit: Mariss Jansons, Pittsburgh Symphony Orchestra.


    Aber ich werde mir wohl oder über auch welche der obengenannten zulegen.


    Tschö
    Klaus

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

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  • Tja, leider ist folgendes Konzert vom Download verschwunden.
    Bartok: concierto violin nr 2 (Ilya Gringolts).
    Shostakovich: sinfonia nr 4 Orq. Birmingham.Dir.: Andris Nelsons.
    Como agregado: Beethoven: sonata violin op 23 sin identificar los ejecutantes


    Zu beneiden sind also die, die es sich rechtzeitig gesichert haben. :thumbsup:


    Vor einigen Wochen hat Gergiev die 8. in München mit den Philharmonikern(?) gespielt. Die SZ war völlig aus dem Häuschen und schrieb von einem sensationellen Ereignis.
    Mal sehen, ob es einen Rundfunkmitschnitt gibt.


    Gruß aus Kiel

  • Ich besitze die Gesamtaufnahme mit dem WDR-Sinfonieorchester (alle 15), wie wird die hier beurteilt?


    Hallo Dr.Pingel,


    mit der GA WDR SO Köln und dem persönlichen Schostakowitsch-Freund und Kenner Barshai hast Du einen sehr guten Grundstock erworben. Ideal zum Kennenlernen. Interpretation, Klangqualität - alles gut. Dem Kölner RSO (alter Name) fehlt manchmal nur der packende russische Sound, wenn es zur Sache geht. Barshai liefert jedenfalls eine der besten Westaufnahmen.
    Betrachtet man die Sinfonien einzeln und will man die Werke mit ihrem echten russischem Flair hören, so kommt man an den Aufnahmen mit Kondraschin (Melodia und AULOS (in mustergültigem Remastering)) sowie Roshdestwensky (Eurodisc) keinesfalls vorbei --- das sind die beiden GA, an denen sich alle anderen messen müssen !



    Hallo Hans,


    die Kritiken und Beiträge über Petrenko klingen immer sehr interessant. Es scheint bei seinen NAXOS-Schostakowitsch-Aufnahmen nur wenige "Ausreisser" zu geben, die nicht ganz so gut gelungen sind.
    :!: Die Sinfonie Nr.8 (Aufn2009) scheint auch wieder ein "highligt" zu sein !


    Als grosser Schostakowitsch-Freund werde ich trotz meiner zahlreichen GA und Einzelaufnahmen nicht umhinkommen mir diese NAXOS-Petrenko-CD´s auch zu gönnen ! Ich werde jedoch nicht den einzelnen Sinfonien hinterherlaufen, sondern mir nach Erscheinen die NAXOS-GA kaufen.
    :thumbup: Das Royal Liverpool PO ist mir zudem bestens als ausgezeichneter Klangkörper mit detailreichem Gestus ohne Klangbrei und bester Schlagzeugtruppe bei den GA der Beethoven-Sinfonien mit Mackerras und noch besser bei den Vaughan-Williams-Sinfonien mit Handley (beides EMI) vertraut.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Was haltet Ihr eigentlich von diesen schrecklich trivialen Einwürfen, die bei Schostakowitsch gelegentlich vorkommen? Ich weiß, die werden gerne als bewusste Satire erklärt, als Verzerrung, letztlich gerne als Umgang des Komponisten mit politischen und sozialen Umfeldern, mit Zwängen als Komponist für das Volk usw... Trotzdem: So manches Humta-Humta-Humtata finde ich schrecklich, aber sehe es mit einem gewissen Sportsgeist: diese Stellen fallen nicht ins Gewicht. Schostakowitsch brachte uns so viel Gutes, dass ich ihm alles Triviale verzeihen kann :)


    Damit jeder weiß, wovon ich schreibe. In der Achten ragt ja diese Stelle hinaus: http://www.youtube.com/watch?f…age&v=T6RwGIoms1Y#t=2190s - da wurde vermutlich manchem Sowjet-Bauern ganz warm ums Herz ;)
    Ähnlich in der 5., ihr wird gerne der Bombast des Finales vorgeworfen. Ich finde auch, da ist eine triviale Wendung zu viel, aber das Finale der 5. ist dennoch: TOLL.



    während ich Schostakovitch viel gefühlvoller erlebe. Es gibt immer wieder diese hämmernden, verzweifelten Stellen (auch in der 5. in der 7. oder der 11. wenn das Schlagzeug loslegt). Für mich ist Schostakovitch ein ganz später Nachfahre von Beethoven, während Prokoffief dann für Brahms steht. (Ob das jetzt noch jemand nachempfinden kann, steht in den Sternen - in ganz fernen Sternen).

    Ich kann das nachempfinden. Schostakowitsch ist für mich mein Hausgott, der mir sogar Beethoven verdrängt hat. Ich habe vor zwei Jahren das Buch von Krzysztof Meyer gelesen (Amazon) und war sehr beeindruckt. Schostakowitsch soll von einer unglaublichen Auffassungsgabe, Schnelligkeit und Präzision gewesen sein, was die Musik angeht. So habe der Autor (soweit ich mich entsinne) Schostakowitsch die Noten eines eigenen Werks gezeigt; DSCH habe kurz überflogen, bevor er in seiner typischen Hektisch-Nervösen Art gesagt habe "hier, das muss anders, das kann man so nicht machen.. sonst aber gut, aber da muss ein F hin" ... dies mal aus dem Gedächtnis zitiert. Er hat ja auch sehr schnell komponiert und geschildert, dass, wenn er es aufschreibt, bei ihm alles fertig im Kopf vorliegt und er im Prinzip keine Korrekturen mehr vornahm. "Es ist alles fertig" sagte er.
    Oh, seine nervöse Art :) Ich habe eine Filmszene im Gedächtnis, dort sieht man, wie er einen Orden verliehen bekommt - und er schon währenddessen nervös zuckt, danach nestelt er die ganze Zeit am Orden und seinen Fingern herum...

  • Hallo Tapio,


    ich habe diese von Dir gelinkte Stelle soeben angeklickt: Der Anfang vom Mittelteil des 3.Satzes. (Ich habe diese Haitink-Aufnahme u.v.a. auch auf CD.)
    ;(8| Ich sehe darin überhaupt nichts "triviales" und schon gar nichts "schreckliches"; negativ als "humtata" würde ich auch nie schreiben - es gehört einfach dazu - ich finde es genial und es gefällt mir ausgezeichnet !
    Der 3.Satz ist ohnehin der Wahnsinn, wenn das Thema nach dem Mittelteil auf die Spitze getrieben wird - das ist Gänsehaut pur. :thumbsup: Das gehört zum Besten, was das 20.Jhd an Musik hervorgeracht hat.
    ;) Du siehst - ich bin absoluter Fan und Anhänger. Das ist genau so wie es ist - :angel: ganz meine Musik !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Der 3.Satz ist ohnehin der Wahnsinn, wenn das Thema nach dem Mittelteil auf die Spitze getrieben wird - das ist Gänsehaut pur. :thumbsup: Das gehört zum Besten, was das 20.Jhd an Musik hervorgeracht hat.


    ...und dem grandiosen, tiefen Fall, den das Largo dann vornimmt - die Streicher könnten noch 20 Minuten spielen, und es würde nicht langweilig werden - und die Bläser, die hier aufgeboten werden! Schostakowitsch hat hier perfekt orchestriert, ich könnte mir keine anderen Instrumente dort vorstellen! Etwas OT: wie bekommen die Querflöten eigentlich diesen "Flattereffekt" hin? Diese Art von 1/64-Takt-Vibrato?

  • Hallo Tapio!


    Ich weiß schon, was du mit dem Trivialen meinst. So ganz komme ich auch nicht immr damit klar. Wobei es m.E. manchmal auch das Gegenteil gibt, dass plötzlich etwas kommt, was eben sehr gewollt hochkulturell erscheint. Ich kann es mir nur so erklären, dass er immer wieder auch zitieren will, mit Metaphern arbeiten. Irgendwie so.

    ich weiß, dass ich nichts weiß. Aber ganz sicher bin ich mir da nicht.

  • Hallo miteinander,


    einer der Schostakowitsch noch während des Krieges persönlich kennengelernt hat, ist Kurt Sanderling. Neben den Sinfonien 1, 5, 6, 10 und 15 hat er auch die 8.



    Von der Interpretation her bewegt er sich auf jeden Fall auf dem Niveau der großen Russen, vielleicht nicht ganz so farbig wie Roschdestwensky und vielleicht nicht ganz so aggressiv wie Kondraschin, dafür aber gewaltig.


    John Doe

  • Da Schostakowitsch zu meinen Lieblingskomponisten gehört, ist es mir ein Bedürfnis auch eine Aufnahme der Sinfonie Nr.8 des Widmungsträgers Jewgenij Mrawinsky zu haben.



    Philips, Melodiya-Aufnahme 03/1982, ADD


    :| Leider bin ich total enttäuscht von der Aufnahme/Interpretation. Ich hatte von Mrawinsky erwartet, das er mindestens so aus sich herausgeht, wie bei der Wahnsinnsaufnahme unter Roshdestwensky (Eusrodisc, 1984, DDD) (Beitrag 5) oder auch Kondraschin (Melodiya). Ich hatte jedenfalls so etwas Umwerfendes wie seine Interpretationen von Bruckner 9, Schostakowitsch 5, Hindemith-Harmonie der Welt und Honegger 3 erwartet. Mitnichten !
    Mrawinsky bleibt total auf dem Teppich. Der einzig fühlbare Hohepunkt ist dann die zweite Hälfte des 3.Satzes mit dem genialen Übergang zu Satz 4 ... that was ist !


    :angel: Man höre dagegen den Wahnsinn den Roshdestwensky in dieser hochgeschätzten Sinfonie ausbreitet !
    Ich habe mir gestern auch Ashkenszy (Decca) = fabelhaft und zufällig gleiche Spielzeit wie Mrawinsky; und meine erste CD-Aufnahme Haitink (Decca), von der ich nach Kondraschin auf LP für viele Jahre geprägt war und bin. Haitink´s Aufnahme der Sinfonie Nr.8 ist ohnehin aus meiner Sicht die beste Schosta-Aufnahme aus seiner Decca-GA. TOP !



    ?( Das ist jedenfalls das erste Mal, wo Mrawinsky mich enttäuscht hat.


    Die Klangqualität der Aufnahme ist für 1982 akzeptabel, bleibt aber weit hinter den klanglichen Möglichkeiten zurück. Eine räumlich einheitliche Sterobalance sieht anders aus. Da wird viel "rumgedreht". Der sehr bassarme Klang ist mehr als schade !


    Mrawinsky´s Aufnahme der Sinfonie Nr.8 von 1961 war mir zu LP-Zeiten mal über den Weg gelaufen. Weil diese aber von Klang absolut indiskutabel war, habe ich heute keine Erinnerung mehr daran ...

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Leider bin ich total enttäuscht von der Aufnahme/Interpretation. Ich hatte von Mrawinsky erwartet, das er mindestens so aus sich herausgeht, wie bei der Wahnsinnsaufnahme unter Roshdestwensky (Eusrodisc, 1984, DDD) (Beitrag 5) oder auch Kondraschin (Melodiya).


    Lieber Wolfgang,


    diese Aufnahme habe ich natürlich auch - und ebenso die von Kondrashin. Mich beeindruckt Mrawinsky gerade deswegen, weil er nicht dramatisiert. Da merkt man nämlich die Logik des Krieges, eine Dynamik des Todes, die in sich eigentlich Erstarrung ist. Bei Mrawinskys Aufnahme "gefriert" die Dynamik sozusagen im Entstehen - und das finde ich tausendmal eindringlicher und berührender als Kondrashins spannende Effekte. Gerade bei dieser Symphonie merkt man, daß Mrawinsky ein großer Bruckner-Dirigent ist - bei Bruckner gibt es auch diese gewisse Unpersönlichkeit, man darf nichts "machen" wollen als Dirigent, sondern muß die Musik sich selber überlassen. Und dann die Endlosigkeit im ersten Satz - die Unendlichkeit des Leides dieses Englischhorn-Solos. Das schreit geradezu sein Leid heraus. Schließlich die Dichte und Giftigkeit im Scherzo - dagegen wirkt etwa Solti mit dem Chicago-SO blaß und harmlos. Nein - gerade diese introvertierte Hintersinnigkeit gefällt mir bei Mrawinsky - das paßt übrigens zu Schostakowitschs Charakter. Ich habe von Mrawinsky auch noch die alte Aufnahme von unmittelbar nach dem Krieg, aber schon lange nicht mehr gehört.


    P.S. Man darf auch nicht vergessen, daß Mrawinsky diese Symphonie uraufgeführt hat - und im Kontakt mit Schostakowitsch stand. Ich erinnere mich außerdem an eine Tagebuchnotiz von Svjatoslav Richter, wo er schreibt, niemand hat die 8. Schostakowitsch so einzigartig dirigiert wie Mrawinsky.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Lieber Holger,


    ich kann deine geschrieben Eindrücke nachvollziehen. Aber so wie hier bei Mrawinsky 1982 "zieht" die Sinfonie Nr.8 bei mir einfach nicht.


    Dazu bin ich von Kondraschin über Haitink, Roshdestwensky, Barshai, Askkenazy, sogar Rostropowitsch (8 ist die einzige die ich von ihm noch behalten habe !) einfach von zu vielen Anderen und dort auch ausnahmslos megaspannenden Interpretationen geprägt.
    Ich habe auch die weniger geschätze (GA) mit Maxim Schostakowitsch, da muss ich auch mal reinhören.


    *** Ich wünschte Du würdest die Roshdestwensky-Aufnahme kennen, dann wüstest Du was mich wirklich vom Hocker reissen kann. Das ist der Wahnsinn pur mit Gänsehauteffekten ohne Ende. Das Scherzo wird bis zum Schluss auf einen Explosionsgrad gesteigert, der alles bisher dagewesene in den Schatten stellt. Bei Mrawinsky läst mich die Sinfonie kalt.
    Ich muss aber einräumen das die mässige bassarme und wenig dynmicreiche Klangtechnik bei Mrawinsky auch dazu beiträgt. LIVE dabei, wäre ich warscheinlich beeindruckter geswesen.


    :| Schade, dass Mrawinsky hier so ein "Ausreisser" ist. Alle Anderen zeigen das Werk hochexplosiv !

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

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