Liebe Chopin-Freunde,
Ich finde daß Chopin hier im Forum etwas zu kurz kommt, und versuche das mit diesem Thread über seine Balladen zu ändern. Ich zähle auf die viele Chopin-Fans die hier im Forum!
Chopins Sprache ist zwischenvölkisch. Der Vater Franzose, die Mutter Polin, er selbst in Polen aufgewachsen, von einem Deutschen in das musikalische Gestalten eingeführt, sein Leben in Paris im Kreise europäischer Geister. Begnadet war Chopin vor allem als Melodiker. Es sind wirklich zumeist Melodien, nicht Themen,die ihm zuströmen, und er weiß sie so zu glätten, so samten zu tönen und so singend zu gestalten, daß sie die unverkennbare Züge seiner Eigenart sind. Als Harmoniker liebt Chopin die Zwischenfarben, er weiss sie mit prächtiger Wirkung einzusetzen.
“Chopins Klavierstil ist etwas Einmaliges. Dieser Stil wuchs ihm zu, ohne daß er eigentliche Vorgänger gehabt hätte; man könnte höchstens an die Nocturnes des Engländers Field denken. Aber die Ausdrucksweise Chopins ist auch nicht weitergebildet worden; Liszt hat es versucht, vermochte jedoch über Nachahmungen (im besten Sinne) nicht hinauszukommen. Grundlage seines Schaffens waren völkische Eigentümlichkeiten, die er von den Eltern ererbt hat: slavisches Feuer und französischer Formengeist. Chopin macht die Ausstrahlungen der Themen hörbar, bringt gewissermaßen die außen umgebende Luft, den feinen Duft der Melodien zum Klingen. Die kleinen Figuren und Ranken, die Zwischentriller und Vorschläge, die Auflösung in Akkordbrechungen und flüchtig dahinhuschende Tonketten, – all diese Spielwerke, mit dem er bei Wiederholungen seine Themen auflockert, bilden den hörbar gewordenen Luft- und Lebensraum dieser Themen. Zugleich ist diese Darstellungsart einzig und allein bezogen auf die besonderen Eigentümlichkeiten des Klavierklangs. Wirkliche Nachfolger hat diese Schaffensart allenfalls in den französischen Impressionisten (Debussy) gefunden.”
(Schumanns Orchesterbuch”)
Bei seinen Balladen handelt es sich nicht um formale Neuerungen, sondern um inhaltliche und stimmungsmäßige Eigentümlichkeiten. Sie werden heute gewöhnlich in einer Gruppe zusammengefaßt, wurden aber von ihm nicht als eine Art Zyklus konzipiert.
Die Ballade Nr. 1 in g-moll op. 23 wurde im Frühjahr 1931 begonnen erschien aber erst 1836. In der Form kommt sie einem Fantasie-Sonatensatz nahe mit nicht ganz regelrechter Themenaufstellung, sehr freier Durchführung, Reprise und Coda.
Die Ballade Nr. 2 in F-Dur op 38 erschien 1839. Das bemerkenswerteste Kennzeichen dieses Stücks ist das verblüffende Nebeneinander von unschuldiger Schlichtheit und gewaltsamer Leidenschaft.
Sanfter und technisch weniger anspruchsvoll ist Chopins dritte Ballade op 47 in As-dur, viele Jahre lang der populärste seiner vier Beiträge zu diesem Genre. Ein schlicht-ruhiges Thema zu klanglichen Wirkungen zu steigern, die man beim ersten Auftreten nicht vermuten würde.
Die vierte Ballade, op 52 in f-moll, war zunächst weniger beliebt, hat sich inzwischen aber als eine der größten Leistungen Chopins etabliert. Sie beginnt wie eine Reihe von Variationen über ein anfangs vorgestelltes Thema; der Höhepunkt wird jedoch durch die Verarbeitung eines ganz anderen Materials erreicht. Nur wenige Stücke dieses Genres verbinden so überzeugend den Eindruck zwingender Schlüssigkeit mit dem Gefühl scheinbarer Frische und Spontaneität.
Meine Lieblingsaufnahme ist die von Krystian Zimerman, wird sich aber vielleicht in Zukunft ändern, wer weiß.
Er spielt auf allerhöchstem Niveau, hier passt einfach alles, Chopin liegt ihm sehr. Ich besitze noch 4 andere Aufnahmen, die ich später vorstellen möchte.
Welche Aufnahmen schätzt ihr und welche ist eure Lieblings-Chopin-Ballade? Meine war jahrelang op 23, bin jetzt eher unentschieden.
An die Regale!
A bientôt
roman