Eine Wienerin in Hamburg und Berlin: MELITTA MUSZELY

  • Als ich den Namen zum ersten Mal hörte, habe ich sie für eine Ungarin gehalten, dabei ist sie eine echte Wienerin:


    Muszely, Melitta, österreichische Sopranistin, * 13. September 1927 in Wien.


    Sie wurde in Wien ausgebildet und begann ihre Sängerinnenlaufbahn 1950 in Regensburg. 1954–68 war sie Mitglied der Hamburger Oper.
    Ab 1957 sang sie regelmäßig an der Berliner Staatsoper. Bekannt wurde sie durch ihre Verkörperung der Violetta und der 4 Frauengestalten in Les contes d'Hoffmann in den Inszenierungen Felsensteins an der Komischen Oper Berlin.
    In Wien sang sie Smetanas Marie, Rosalinde, Donna Elvira, Pamina. Aber auch Liederabende gab sie regelmäßig, wie auf dieser alten LP:


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    Ein Liederabend mit Melitta Muszely
    Melitta Muszely/Prof. Günther Weissenborn


    Leider weiß ich nicht, wo sie heute lebt (?) und wie es ihr geht. Nach dem Ende ihrer aktiven Laufbahn kehrte sie in ihre Heimatstadt Wien zurück. Das letzte Interview liegt schon viele Jahre zurück:
    Sie erzählte damals, dass sie ausgebildete Pianistin sei und von ihrer heimlichen Liebe zum Jazz und auch zurUnterhaltungsmusik. Vor ihren Auftritten, so sagte sie, höre sie gern Jazz. Bevorzugt Aufnahmen des Modern Jazz Quartet oder von Friedrich Gulda.
    Auf Platten hat sie auch viel Operette gesungen, aber auf der Bühne schreckte sie auch vor Zwölfton-Musik nicht zurück.
    In der Freizeit hörte sie damals am liebsten Chansons von Edith Piaf oder Yves Montand. Das ist allerdings schon etliche Jahre her.


    Vielleicht weiß ja unser Operus, wie es ihr heute geht, denn zu den Gottlob-Frick-Tagen nach Ölbrunn ist sie immer gern hingegangen.


    Hier eine CD, die ich neulich erst erstanden habe, nachdem die alte Vinyl-Platte doch schon ziemlich abgespielt war:



    Hier singt sie eine reizende Marie!


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Lieber Harald!


    Leider hat sie in Wien nie die Karriere machen können, jedoch hat sie, zu meiner Sängerknabenzeit, die Pamina mehrmals auch in Wien gesungen.


    Ihre LP Operettenaufnahmen füllen eine ganze Reihe meiner LP Operettensammlung, wo sie eine bezaubernde Rosalinde ist, leider nur der Czardas.


    Ein warmherziger Mensch, der im eigenen Land mehr durch die LPs vertreten war, und bei mir auch ist.


    Habe jetzt eine Rarität gefunden, zumindest für mich, den "Opernschlager des 20.Jahrhunderts" "Glück das mir verblieb" mit Rudolf Schock aus der "Toten Stadt".


    Liebe Grüße sendet Dir Peter und Danke für das Portrait dieser unvergesslichen Interpretin. :jubel: :hello:

  • " Ja so ein Teufelsweib" könnte man antworten, wenn über die Sängerin Melitta Muszely diskutiert wird. Temperament und Rasse waren das Markenzeichen dieser Sängerin, neben einer wunderschönen, lyrischen Stimme. Außer Carmen, Violetta und den gesamten Frauenrollen in "Hoffmans-Erzählungen" und anderen Partien, war die Operette ihr Metier. Das waren keine gelegentlichen Ausflüge ins angeblich leichtere Fach, sondern die ganz besondere Begabung für das geforderte Feuer in der Operette. Diese Wesenszüge strahlen auch heute noch im Kontakt mit der liebenswerten Sängerin auf. Warum die Wiener Staats- und Volksoper diese Künstlerin "vernachlässigte" können sicherlich unsere Wiener Opernfreunde erklären.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Lieber Operus!


    Das Wort Mobbing war damals noch nicht in aller Munde, aber ich denke sie wurde rausgemobbt.


    Nicht von den Großen [aber auch Hilde Güden hat das gekonnt, bei aller Freundschaft, die ich zu ihr hatte], sondern eher von den Sängern der 2.und 3. Reihe, auch das geht.


    Weiß es von mir selbst, auch beim Ersten Knaben waren andere nicht begeistert, dass fast alle Sänger mich wollten und selbst Böhm und Karajan, wie Krips, an mich dachten.


    So war es auch bei Melitta Muszely, im Raimundtheater, dem Operettentheater, da hätte sie ihre Stimme, jeden Abend en suite, verschleißt, mit ein und derselben Partie, da ging sie eben nach Deutschland und wurde der Opern- und Operettenstar auf der LP und in den Opernhäusern.


    Liebe Grüße sendet Dir Peter. :hello: :hello:

  • Immerhin war Melitta Muszely 1963-66 auch der Wiener Volksoper, 1964-69 der Wiener Staatsoper verbunden, an der sie als Susanna in »Figaros Hochzeit«, als Donna Elvira im »Don Giovanni«, als Pamina in der »Zauberflöte«, als Sophie im »Rosenkavalier«, als Traviata und als Marie in Smetanas »Verkaufter Braut« auftrat.
    Vielleicht galt auch damals bei ihr das alte Sprichwort, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt.


    Lieber Operus, ich hatte Dich in meinem Eröffnungsbeitrag speziell angesprochen, da mich interessierte, wie es der Künstlerin, die ja inzwischen auch schon über 80 ist, heute wohl geht. Das letzte Lebenszeichen von ihr bei mir stammt aus 2003, da war sie immerhin schon Mitte 70, wollte aber nach Ölbrunn reisen.


    Ihr größter Schallplatten-Erfolg war die "Traviata" in deutscher Sprache, ein Querschnitt der Electrola, der meines Wissens fast eine Million mal (in vielen verschiedenen Ausgaben, als 10", 12" Vinyl-LP und inzwischen auch als CD) verkauft wurde:


    92ca_1.JPG
    leider habe ich kein vernünftiges Cover im Netz gefunden, auf dem CD-Booklet ist es auf der Rückseite abgebildet:



    mit Rudolf Schock und Josef Metternich unter Schüchter.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Lieber Harald!


    Das was Du schreibst stimmt:


    Der Prophet gilt im eigenen Land nichts, steht nicht nur im NT, bei Lukas, sondern wird auch gehandhabt.


    Liebe Grüße sendet Dir Peter aus Wien. :hello: :hello:

  • Lieber Harald,


    die Ansprache und Frage habe ich überlesen. Sorry!
    Du hast sicherlich aus meiner Bemerkung geschlossen, dass es ihr wirklich gut geht. Sie ist lebendig und vital wie immer. Noch im letzten Jahr gab sie einen privaten Liederabend. Die Aufzeichnung ist mehr als respektabel. Am 3. Juni 2009 habe ich das Vergnügen, sie und alle meine Wiener-Freunde beim Heurigen zu sehen.
    Die Geschichte der Cover ist ebenfalls interessant. Dieter Fuoß, der die legendäre EMI-Querschnittserie wieder herausbringen durfte, war mit den modernen Gestaltungen so unzufrieden, dass er einfach die alten weit schöneneren Cover auf die Rückseite drucken ließ und sie dadurch erhalten hat. In München in einer Musikalienhandlung wurde die Serie dann auch verkehrt (oder richtig?) dekoriert. Ja, die gute, alte Zeit.
    Falls wir bis dahin nicht mehr im Forum begegnen wünsche ich Dir frohe, erholsame Ostern, am besten bei entspannernder Musik.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Melitta Muszely habe ich 1959 an vielen Abenden in Köln als Violetta auf der Bühne erlebt. Giorgio Germont war Marcel Cordes. Der Höhepunkt jeder Aufführung war das Duett im 2. Akt.
    Für mich hat sich ein ähnliches Erlebnis (in La traviata) nie wiederholt.


    :hello:Herbert.

    Tutto nel mondo è burla.

  • Eine der CDs mit italienischer Oper in deutscher Sprache mit Meltta Muszely ist auch der "Bajazzo":



    Ruggero Leoncavallo (1858-1919)
    I Pagliacci (in dt. Spr.)


    Schock, Muszely, Metternich, Schmidt, Cordes,
    Staatskapelle Berlin,
    Dirigent: Horst Stein
    Label: Berlin Classics , ADD, 59


    Hörproben gibt es bei jpc


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)


  • es gibt auch noch eine wunderbare DVD des Bajazzos mit Muszely, Hopf, Cordes, Dickie und Prey unter Horst Stein :pfeif:

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  • Nicht vergessen sollte man Meliitta Muszelys EMI Aufnahmen von Carmen (unter Horst Stein als Micaela). Bei dieser Firma sang sie auch Rollen wie Troubadour-Leonora (mit Schock und Metternich unter Schüchter?) und ihre beiden Ausflüge zu Tschaikowskij (Lisa und Tatjana mit Prey und Wunderlich). Ich besitze eine DVD mit ihr, auf der sie die Magda in Menottis Konsul singt, das war noch in ihrer Wiener Zeit.

  • Zitat

    Nicht vergessen sollte man Meliitta Muszelys Emi Aufnahmen.....


    Es gibt noch eine ganze Menge Aufnahmen mit Melitta Muszely, der Bereich Operette wurde z.B. noch gar nicht angesprochen. Aber auch im Opernfach ist ihre Vielseitigkeit enorm! Hier ein weiteres Beispiel - an anderer Stelle habe ich bereits ausführlich über diese Aufnahme berichtet:



    Hier singt sie die Agathe (1957).


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • heute hat sie Geburtstag:


    Melitta Muszely (* 13. September 1927 in Wien), österreichische Opernsängerin.



    Herzlichen Glückwunsch!


    (Freund Operus wird die Glückwünsche sicher auch in unserem Namen persönlich übermitteln)


    LG


    :jubel::jubel::jubel:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat:

    Zitat

    Als ich den Namen zum ersten Mal hörte, habe ich sie für eine Ungarin gehalten, dabei ist sie eine echte Wienerin:


    Ja, mein lieber Harald, ich auch!


    Ich besitze von Melitta Muszely eine sehr schöne LP mit Arien und Duetten mit dem Tenor Ernst Kozub. Das Liebesduett aus OTHELLO mit Ernst Kozub gefällt mir ausgezeichnet. Daneben singt sie noch das Lied von der Weide. Daneben noch von ihr gesungen aus LOHENGRIN "Einsam in trüben Tagen"; aus DIE MACHT DES SCHICKSALS "Frieden, Frieden" und aus dem FREISCHÜTZ "Wie nahte mir der Schlummer". Eine herrliche Stimme. Ferner gibt es noch die folgende Operetten-Aufnahme mit ihr:


    W.S.

  • Lieber Harald,


    Du bist einfach unersetzlich in unserem Forum. Du vergißt überhaupt nichts und weist auf Ereingisse - wie den 85. Gebursttag von Melitta Muszely hin - die sonst untergehen würden. Ich habe im Auftrag der Gottlob-Frick-Gesellschaft bereits schriftlich gratuliert, werde aber sofort den Hörer in die Hand nehmen und Frau Muszely anrufen und ihr besonders auch im Auftrag der Taminos persönlich gratulieren, Ganz so, wie Du dies empfiehlst.


    Herzlichst
    Operus

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  • Seltsam! Erst gestern habe ich rein zufällig ihre sehr schöne Melisande - in deutscher Sprache! - vom Norddeutschen Rundfunk gehört und wäre nie auf den Gedanken gekommen, dass sie nun 85 ist.


    Rheingold mit einer gewissen lebenslangen Schwäche für Melitta Muszely.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Melitta Muszely, die ich in meiner Jugendzeit regelmäßig im Rundfunk gehört habe, hat heute wieder Geburtstag, und dazu habe ich aus meiner Sammlung eine Gesamtaufnahme ausgewählt, die ich seit vielen Jahren habe und in der sie eine bezaubernde Michaela singt:





    Heute wird sie 88 Jahre alt.


    Herzlichen Glücwunsch!


    Willi :jubel::jubel::jubel::jubel::jubel:

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • Hallo,


    wie schön, dass Melitta Muszely noch lebt. Ich habe ihren Geburtstag nicht auf dem Schirm, habe aber gestern eine alte Aufnahme des Bajazzo mit ihr gesehen. Sie war eine wirklich gute Nedda.


    Schöne Grüße
    wega

  • Schön, dass an diese tolle Künstlerin erinnert wird. Dann werde ich mir heute eine meiner Lieblingsplatten von ihr anhören:


    "Menschen, die nichts im Leben empfunden haben, können nicht singen."
    Enrico Caruso


    "Non datemi consigli che so sbagliare da solo".
    ("Gebt mir keine Ratschläge, Fehler kann ich auch allein machen".)
    Giuseppe di Stefano

  • Lebt Melitta Muszely noch? Ich hoffe es jedenfalls. Sie müßte im September 89 Jahre alt geworden sein. Ich höre sie gerade in einem Querschnitt aus der "Hochzeit des Figaro". Wunderschön singt sie "Endlich naht sich die Stunde". Ferner singen Ingeborg Wenglor, Ingeborg Exner und Peter Roth-Ehrang. Es dirigiert Mathieu Lange Chor und Orchester der Städtischen Oper Berlin.

    W.S.

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  • Lebt Melitta Muszely noch? Ich hoffe es jedenfalls. Sie müßte im September 89 Jahre alt geworden sein.


    Ich denke, sie lebt noch, da bei Wikipedia nur das Geburtsdatum und kein Sterbedatum steht - und sie war zu berühmt, als dass ihre Todesnachricht so leicht unter den Tisch fallen könnte. Wobei: Nichts ist unmöglich! Fritz Hübner wurde noch viele Jahre nach seinem Tod am 16.6.2000 als lebend geführt, die Berliner Staatsoper hatte nichts veröffentlicht, und so dauerte es noch bis zu seinem pothumen 80. Geburtstag im Jahre 2013, bis ich die Sache dann in die Hand nahm (nachdem die "Opernwelt" ihn noch zum 80. Geburtstag gratulieren wollte...).

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lebt Melitta Muszely noch?


    Und ob Melitta Muszely-Filippi noch lebt. Sie sandte mir Weihnachts- und Neujahrsgrüße handschriftlich geschrieben mit einer klaren, wunderschönen Schrift. Wenn ich wieder in Wien bin, werde ich sie zusammen mit anderen Wiener-Freunden zum Heurigen einladen - und wenn sie kann wird sie wieder dabei sein.


    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Melitta Muszely ist am 18. Januar 2023 im Alter von 95 Jahren in Wien verstorben.


    Wieder ist eine uns seit vielen Jahren vertraute Stimme verstummt.


    R. I. P.


    Carlo


    PS: Ich werde demnächst ihre Fernseh-Sendungen hier auflisten, denn Melitta Muszely ist mir hauptsächlich durch dieses Medium in Erinnerung geblieben.

  • Danke für diese traurige, wenn auch nicht völlig unerwartete Nachricht, lieber Carlo.


    Wie es der Zufall will, erklang der "Rheingold"-Mitschnitt unter Kempe, wo sie die Wellgunde singt, erst vor wenigen Tagen. Da dachte ich mir bei der Durchsicht der Sänger, dass sie ja als einzige noch am Leben ist. Bereits damals also ein Irrtum (es war am 25. Jänner). Nun ist die gesamte Besetzung verewigt.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • In Erinnerung an die vor drei Wochen verstorbene Melitta Muszely nenne ich zunächst ihre Fernseh-Sendungen (1. Teil).



    „Hallo, da draußen“ (‚Hello Out There‘) (Jack Beeson): Das Mädchen – Melitta Muszely / Der junge Spieler – Hermann Prey / Der Ehemann – Fritz Uhl / Die Ehefrau* – Gisela Fackeldey / Ein anderer Mann* – Gernot Duda / Mitglieder des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks / Dirigent: Werner Egk / Szenenbild: Kurt Halleger / Regie: Wilm ten Haaf. Die deutsche Textfassung besorgte Thomas Baldner. Diese Kammeroper - Dauer: 45 Minuten - sollte am 18. 4. 1962 erstmals in der ARD (Bayerischer Rundfunk) gesendet werden und musste aus einem aktuellen Anlass auf den 14. 5. 1962 verschoben werden. Die mit * gekennzeichneten Rollen wurden von Schauspielern verkörpert.


    Der bekannte Dramatiker William Saroyan schrieb das Stück nach einer wahren Begebenheit (Uraufführung 1941 in Santa Barbara mit Jennifer Jones). Jack Beeson (1921-2010), der zu den erfolgreichsten Komponisten der USA zählte (10 Opern, z. B. „The Sweet Bye and Bye“, New York 1957; „Lizzie Borden“, New York 1965; „Captain Jinks of the Horse Marines“, Kansas City 1975; „Dr. Heidegger’s Fountain of Youth“, New York 1978 – von allen diesen Werken gibt es Schallplattenaufnahmen, die leider nie den Weg in einen deutschen Vertrieb fanden), schrieb seine Vertonung von „Hello Out There“ 1953 und brachte sie als Kammeroper am 27. 5. 1957 in New York auf die Bühne. 1958 gab es bei der amerikanischen ‚Columbia’ eine Aufnahme der Oper mit Leyna Gabriele, John Reardon und Marvin Worden mit dem Columbia Chamber Orchestra unter der Leitung von Frederick Waldman; bei ‚Cantus Classics‘ ist 2017 davon auch eine CD erschienen. („Lizzie Borden“ wurde am 3. 10. 1992 im Theater Hagen erstmals in Deutschland aufgeführt und Jack Beeson gab seine neue Oper „Cyrano“ sogar nach Hagen zur Uraufführung am 10. 9. 1994.)


    „Hallo, da draußen“ spielt in der texanischen Kleinstadt Matador. Der einzige Insasse des kleinen Gefängnisses ist ein junger Mann, ein Weißer, der der Vergewaltigung einer Frau bezichtigt wird und Angst hat, gelyncht zu werden. Die dort arbeitende junge Köchin glaubt den Unschuldsbeteuerungen des Mannes, der ihr die Heirat verspricht, wenn sie ihm einen Revolver besorgt, damit er sich verteidigen kann. Als sie gegangen ist, kommt der Ehemann der angeblich vergewaltigten Frau, doch als ihm der Gefangene sagt, dass seine Frau in Wahrheit eine Prostituierte ist, erschießt ihn der Mann und flieht. Die Ehefrau dringt mit einigen Männern in das Gefängnis ein; sie belästigen die ohne eine Waffe zurück kommende Köchin, die nicht verhindern kann, dass sie die Leiche davon schleppen. Weinend geht die junge Frau in die Zelle…



    „Angélique“ (Jacques Ibert): Angélique – Melitta Muszely / Boniface, ihr Ehemann – Theo Zilliken / Charlot, dessen Freund – Willy Ferenz / Ein Italiener – Giuseppe Baratti / Ein Engländer – Marion Alch* / Ein Afrikaner - Thomas Carey / Der Teufel – Paul Kuen / Zwei Gevatterinnen – Elfriede Wasserthal und Ursula Zollenkopf / Mitglieder des Chors des Norddeutschen Rundfunks / Chorltg.: Max Thurn / Das Hamburger Rundfunkorchester / Dirigent: Walter Martin / Szenenbild – Karl Hermann Joksch / Regie: Herbert Junkers. Die ARD (NDR) sendete Jacques Iberts Opernfarce - Libretto: ‚Nino‘, Pseudonym für Michel Jean Veber; deutsche Übersetzung: Marie Pappenheim; textliche Neufassung: Ludwig K. Mayer - aus dem Jahre 1927 am 20. 1. 1963 (Dauer: 54 Minuten). *Der ungewöhnliche Vorname des amerikanischen Tenors ist kein Schreibfehler. Marion Alch wirkte auch in der Fernseh-Produktion des NDR von Darius Milhauds Oper „Der arme Matrose“ mit, die mit Anny Schlemm, Arnold van Mill und Herbert Fliether am 12. 6. 1961 in der ARD gesendet und am 8. 12. 1962 wiederholt wurde.


    Der Porzellanhändler Boniface versucht auf den Rat seines Freundes Charlot hin, seine streitsüchtige Frau an durchreisende Touristen zu verkaufen, womit Angélique auch einverstanden ist, will sie doch von ihrem langweiligen Ehemann loskommen. Doch drei Käufer bringen sie schon nach kurzer Zeit wieder zurück; sogar der Teufel, dem sie die Hölle heiß machte, muss kapitulieren. Boniface ist derart genervt, dass er sich aufhängen will – und endlich gelobt Angélique, sich ändern zu wollen. Als der Vorhang gefallen ist, tritt Boniface noch einmal vor das Publikum und verkündet, dass seine Frau noch immer zum Verkauf steht.


    Am 30. 10. 1981 habe ich an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf eine spritzige Inszenierung dieser typisch französischen Musikkomödie gesehen mit Lucy Peacock (Angélique), Peter van der Bilt (Boniface), E. Lee Davis (Charlot), Peter Seiffert (Italiener), Wilhelm Richter (Engländer), Arwed Sandner (Afrikaner), Maurice Stern (Teufel) sowie mit Dagmar von Bronewski und Ingrid Karrasch (Gevatterinnen). Der Regisseur war Günter Roth und das Bühnenbild entwarf Ruodi Barth nach Papiertheaterblättern der „Imprimerie Epinal“ – im gleichen Stil war auch die zweite Oper des Abends bebildert: Francis Poulencs „Les Mamelles de Tirésias“ (‚Die Brüste des Tirésias‘). Beide Werke wurden von Neil Varon dirigiert. (In anderen Vorstellungen sangen z. B. Nassrin Azarmi, Melissa Evans, Thomas Hampson, Barry McDaniel und Peter-Christoph Runge und Friedemann Layer hatte die musikalische Leitung.)



    „Der Bajazzo“ (‚I pagliacci‘) (Ruggero Leoncavallo): Canio – Hans Hopf / Nedda – Melitta Muszely / Tonio – Marcel Cordes / Beppo – Murray Dickie (Herbert Dardel) / Silvio – Hermann Prey / Zwei Bauern – Alfred Drewitzki und Kurt-Egon Opp / Mitglieder der Dortmunder Sängerknaben / Der Chor der Württembergischen Staatsoper Stuttgart / Chorltg.: Heinz Mende / Das Sinfonie-Orchester des Südwestfunks Baden-Baden / Dirigent: Nello Santi / Musikalische Einrichtung: Hermann Thieme / Choreographie: Wazlaw Orlikowsky / Ausstattung: Lothar Regentrop-Boncoeur / Regie: Georg Wildhagen (Baden-Baden, Fernsehsendung des SWF am 16. 12. 1962 in der ARD). Den Beppo stellte Herbert Dardel dar. Ein Video dieser - meiner Meinung nach hervorragenden und packenden – Fernsehinszenierung, aufgezeichnet im Baden-Badener Fernsehstudio, ist auf ‚YouTube‘ zu sehen.



    „Der Konsul“ (‚The Consul‘) (Gian Carlo Menotti): John Sorel – Eberhard Waechter / Magda Sorel – Melitta Muszely / Ihre Mutter – Res Fischer / Der Agent der Geheimpolizei – Willy Ferenz / Die Sekretärin – Gloria Lane / Mr. Kofner – Friedrich Nidetzky / Die Italienerin – Ljuba Welitsch / Anna Gomez – Laurence Dutoit / Vera Boronel – Hilde Konetzni / Nika Magadoff – László Szemere / Assan – Alois Pernerstorfer / Die Schallplattenstimme – Eva Pilz / Das Orchester der Wiener Volksoper / Dirigent: Franz Bauer-Theussl / Szenenbild: Robert Posik / Kostüme: Edith Almoslino / Regie: Rudolph Cartier. Die Erstsendung der auf 100 Minuten gekürzten Oper war am 19. 4. 1963 im ORF und zwei Tage später in der ARD/SDR für die BRD; es handelt sich um eine Gemeinschaftsproduktion des Österreichischen Rundfunks und des Süddeutschen Rundfunks Stuttgart. Eine DVD der Fernsehaufzeichnung gab ‚Arthaus‘ 2010 heraus; ein vierminütiges Interview mit dem Komponisten ist angehängt.


    Melitta Muszely hat im „ORF-Operncafé“ am 27. 1. 2013 amüsiert von den abenteuerlichen Aufnahmebedingungen (im Januar 1963) erzählt; Gian Carlo Menotti war im Studio anwesend, der Regisseur Rudolph Cartier kam von der BBC. Das Orchester spielte im Keller des Wiener Konzerthauses, wobei eine Fernsehkamera auf den Dirigenten Franz Bauer-Theussl gerichtet war. Bild und Ton wurden über Ampex-Leitungen in das Fernsehstudio in Hietzing – heute das Schönbrunner „Affenhaus“ – übertragen. Hinter Elementen der Szenendekoration verborgen saßen mehrere Hilfsdirigenten (u. a. Theodor Guschlbauer) vor Monitoren, um die Einsätze des Dirigenten an die Sänger weiterzugeben.


    Ein detaillierte Aufstellung der ersten deutschsprachigen Aufführungen (in Basel, Hamburg, Wien und Berlin) steht im "Tamino Opernführer" unter 'Gian Carlo Menotti: The Consul'. Dieses Bühnenwerk, das nach George Gershwins "Porgy and Bess" die am zweitmeisten aufgeführte amerikanische Oper ist, ist eine unter die Haut gehende Anklage gegen Diktatur, Tyrannei und eine unmenschliche Bürokratie - und heute leider aktueller denn je.



    Carlo

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  • In Erinnerung an Melitta Muszely habe ich mir wieder einmal den Film vorgenommen, der nach der Inszenierung von Offenbarchs "Hoffmanns Erzählungen" durch Walter Felsenstein an der Komischen Oper Berlin entstanden ist. Ästhetisch in die Jahre gekommen, besticht er in der Blue-ray-Ausgabe durch kräftige bunte Farben. Die Muszely singt Stella, Olympia, Antonia und Giulietta. Auf dem Cover werden aber nur Stella und Olympia genannt, weshalb in diversen Anzeigen der Eindruck entsteht, als habe sie nur diese beiden Rollen dargestellt. Ganz unterschlagen wird - auch in der Besetzungsliste des Film - Hanne-Lore Kuhse mit der Stimme der Mutter im Antonia-Akt.

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    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Der unvergessene Fritz Wunderlich hat im September 1963 im Münchner Bürgerbräukeller Ausschnitte aus Franz Lehárs "Der Zarewitsch" aufgenommen, mit Melitta Muszely in der Rolle der Sonja. Daraus sind in der nachstehenden 3 CD-Box folgende Ausschnitte enthalten: "Hab' nur dich allein" und "Mädel, wonniges Mädel - Willst du? - Kosende Wellen - Warum hat jeder Frühling, ach, nur einen Mai":

    Der große deutsche Tenor


    Die beiden Stimmen passen glänzend zusammen und erreichen ihren Höhepunkt im "Warum hat jeder Frühling, ach, nur einen Mai". Carl Michalski dirigiert das Symphonie-Orchester Graunke. Seit 1990, nach dem Tod des Gründers Kurt Graunke, firmiert es als "Münchner Symphoniker".


    Meines Wissens gibt es keine weiteren Zeugnisse der Zusammenarbeit zwischen Melitta Muszely und Fritz Wunderlich, der 1966 infolge eines Unfalls 36-jährig verstorben ist.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Meines Wissens gibt es keine weiteren Zeugnisse der Zusammenarbeit zwischen Melitta Muszely und Fritz Wunderlich

    Lieber nemorino, mir sind noch diese Szenen bekannt:


    Fall, Leo: Die Rose von Stambul (Highlights)

    Rec. at Bürgerbräukeller Munich, 1963-09-06 - 1963-09-08.


    Fritz Wunderlich (Achmed Bey), Melitta Muszely (Kondja Gül), Christine Görner (Midili Hanum), Harry Friedauer (Fridolin Müller), Heinz Maria Lins (Müller senior), Symphonie-Orchester Graunke, cond. Carl Michalski

    Lied: O Rose von Stambul

    Duet: Sie glauben, mein Herr - Das ist das Glück... (with M. Muszely)

    Lied: Ihr stillen, süßen Frau'n - Euch ihr Frauen

    Duet: Willst Du an die Welt vergessen - Ein Walzer muß es sein (with M. Muszely)

    Wenn sich ein Mädchen... - O Rose von Stambul

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Meines Wissens gibt es keine weiteren Zeugnisse der Zusammenarbeit zwischen Melitta Muszely und Fritz Wunderlich, der 1966 infolge eines Unfalls 36-jährig verstorben ist.

    Da gibt es doch noch was! Querschnitte von

    Pique Dame (Bürgerbräukeller, München 13.12.1962) und

    Eugen Onegin (Bürgerbräukeller, München 17.12.1962)

    mit ganz erlesener Besetzung


    R-13996792-1565728789-6754


    mit anderem Cover


    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Beide Querschnitte, auf die Orfeo ausmerksam macht, sind in dieser Box zu finden. Sie wurde noch von Harald Kral im Forum vorgestellt. Ich habe sie auch im Bestand. So schön solche Editionen auch sind, man vergisst leider zu schnell, was alles drinnen ist. Zumindest geht es mir so.


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    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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