Nabucco - Aalto-Theater Essen

  • Hallo,
    gestern war ja Nabucco Premiere in Essen, war jemand drin, oder hat was gehört?
    Die Titelpartie wurde wohl ausgetauscht in den letzten zwei Monaten. Ich bin anfang Mai in Essen und schon gesapnnt.

  • Hm...ich finde Herrn Chingari stimmlich problematisch in der Titelpartie...Marcel Rosca insgesamt besser als Zaccharias als Michail Ryssov , Francesca Patané ist eh Geschmacksache, wenn sie nicht forciert, hat sie manchmal berückend schöne Töne! Den Bühnenraum + Drehbühne finde ich persönlich sehr gelungen, die Inszenierung ist unspektakulär!

  • Kaum zu glauben aber wahr: Am Samstag, den 02.05., habe ich zum ersten Mal Nabucco auf der Bühne gesehen. Letztendlich machte die Inszenierung von Andreas Baesler nur Lust auf mehr.... mehr Inszenierung halt. Denn wenngleich ich mich bei der Diskussion um „alte und moderne Inszenierungen“ schon in die Mitte stelle, war diese Arbeit weder das eine noch das andere und schlicht und ergreifend langweilig.
    Dabei liegt das Problem nicht mal darin, dass die Sänger bei ihren Arien oft an der Rampe standen oder irgendwo anders im schönen Bühnenbild von Harald Thor. Nach dem etwas kümmerlichen ersten Teil in den grauen Wänden des Tempels, spielte der Rest auf der schmucken Drehbühne mit Saal, Treppe und zweigeschössigem Flur. Das sah gut aus, wurde auch relativ passabel aber doch unaufregend ausgeleuchtet und schon hatte die Regie eine Aufgabe: Nämlich Chor wie Solisten beim Aufrücken auf der kreisenden Bühne zu helfen, auf dass wenigstens die Sicht zu Dirigent und Publikum gegeben war. Die Möglichkeiten des Bühnenbildes zu nutzen um die Seelenkammern der Protagonisten zu zeigen, wurden alle verschenkt. Und gerade eine Oper wie Nabucco bietet durch Chorbewegung doch viele Möglichkeiten für Impulse, die aber enttäuschenderweise ausblieben. Statt dessen halb moderne Kostüme (Alfred Mayerhofer) vermengt mit hässlich frellen Farbtönen am Ende.
    Natürlich hatte dieser Leerlauf auch Auswirkungen auf die Musik. Der schön klingender Chor (Alexander Ebele) bekam nach „Va pensiero“ nur Höflichkeitsapplaus, was größtenteils daran lag, dass man in diesem Rahmen kaum Gefühl schaffen konnte.


    An diesen Stellen fehlte es auch – trotz einer insgesamt guten Leistung – an der nötigen Unterstützung aus dem Graben. Noam Zur setzte gerade in den ohnehin raschen Elementen die Akzente und versuchte das nicht vorhandene Geschehen anzuheizen. Dafür beschränkte er und das wieder einmal toll klingende Orchester sich ansonsten auf Begleiter-Wohlklang, allerdings ohne Akzente und zuweilen auch ohne Gefühl.
    Immerhin hatten die Sänger so die Möglichkeit ihre Arien zu gestalten, was besonders Marco Chingari zu Gute kam. Der Sänger sang einen passablen Nabucco mit deutlichem Plus in den Legatolinien. Allerdings fehlte es ihm in den Ensemble deutlich an vokaler Attacke und insgesamt an schauspielerischer Klasse,um einen Herrscher wie diesen insgesamt zu zeigen. Ganz anders Francesca Patané die als Vollblut-Bühnentier mit durchschlagender Stimme auch manch unschönen Ton produzierte, aber auch immer wieder mit schön lyrischen Phrasen begeisterte. Dieses überraschten umso mehr, da die italienische Sopranistin doch ganz gerne mit dem Holzhammer die Aufgänge anpackt und hörbares Materialsingen betreibt. Insgesamt war ihr der Jubel des Publikums auch während der Vorstellung sicher, zumal sie auch die einzige war, die den szenischen Leerlauf aus eigener Kraft überwinden konnte.
    Hilflos auf der Bühne und angestrengt in den Höhen war der verdiente Sänger am Aalto Marcel Rosca als Zaccaria, Jeffrey Dowd war ein passabler Siegmund äh pardon Ismaele, dem man allerdings die Vorbereitung auf die Wagner-Rolle in der schön breit klingenden Mittellage anhörte, Bea Robein war eine unauffällige Fenena.
    Insgesamt hätte dieser Nabucco an einem Haus wie Essen ein großer Wurf werden können, so reichte es immerhin zu guter musikalischer Kost.