Hermin Esser, ein deutscher Tenor (1928 - 2009)

  • Lieber "Otello50",


    in deiner Auflistung aktueller Wagner-Tenöre fehlt ganz klar Herr Vogt. Man muss seine helle Stimmfarbe ja nicht mögen, aber man kann nicht ernsthaft bestreiten, dass er seit nunmehr 18 Jahren Lohengrin, seit mindestens 13 Jahren Stolzing und seit zwei Jahren auch Tannhäuser singen kann, dazu Erik, Siegmund und Parsifal. Was wurde vor seinem Tannhäuser geunkt, aber er hat die Rolle zweifelsfrei gesungen. Ich war nicht drin, habe aber nichts von einer Absage oder vorzeitigem Aufgaben gehört. Und wenn du wie ich Ende Januar in der Dresdner "Meistersinger"-Premiere gewesen wärest, würdest du mir zustimmen müssen, dass das eine mühelos-souveräne Leistung von ihm war. :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Manche Beiträge klingen so, als ob Hermin Esser eine nachträgliche Ehrenrettung erteilt werden müsste. Die hat der viel beschäftigte und sehr bewährte Sänger überhaupt nicht nötig. Ich habe ihn oft in verschiedenen Rollen live gehört und in mehreren Opernkonzerten engagiert. Er hatte eine robuste, voluminöse Stimme mit heldentenoralem Klang und Glanz, die ihn befähigte in vielen Rolle ausgezeichnete Leistungen zu bringen. Seine größte Stärke war seine sängerische Verlässlichkeit. Deshalb war er auch landauf, landab als Edel-Einspringer gefragt, auch deshalb weil er Notsituationen finanziell nicht ausnutzte. Seine Bühnenwirkung war weit größer, als das, was heute auf Tonträgern von ihm erhalten ist. Vor allem war er als Persönlichkeit offen, ehrlich, gerade heraus, mit einer gewissen Direktheit. Verhaltensweisen, die man an einem guten Kumpel schätzt. In der Gottlob Frick Gesellschaft war er sehr beliebt. Mit seiner Frau Brigitte sind wir immer noch in guter Verbindung. Für die, die ihn kannten wird Hermin Esser als ein Fels auf den man bauen konnte in Erinnerung bleiben.

    Herzlichst

    Operus (Hans)

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Am Beispiel Hermin Esser zeigt sich wieder, dass es sehr unterschiedliche Bewertungsperspektiven gibt. Wer ihm noch selbst gehört und gesehen hat, gar mit ihm gut bekannt gewesen ist wie Operus, kommt zu anderen Bewertungen als jene, die sich lediglich auf Tondokumente berufen könne. Ich habe ihn nicht auf der Bühne erlebt. In meinen Beständen taucht sein Name aber reichlich auf. Eben habe ich nochmals in diesen SIEGFRIED hineingehört:


    SIEGFRIED – Hermin Esser

    BRÜNNHILDE - Helga Dernesch

    WANDERER – Jef Vermeersch

    ALBERICH - Zoltan Kélemen

    MIME – Hubert Möhler

    FAFNER – Harald Stamm

    ERDA – Eva Tamassy

    WALDVOGEL – Ingrid Würtz-Rattunde


    Gürzenich-Orchester der Stadt Köln

    Dirigent HANS WALLAT


    Live-Aufnahme vom 22.November 1972. Bühnen der Stadt Köln


    Diese Vorstellung muss ins Radio gelangt sein, denn es gibt eine Ansage, die ich nach Belgien verorte. Der Wanderer Vermeersch istammt von dort. Die technische Qualität ist vorzüglich. Deshalb kann man nicht sagen, dass Esser nur deshalb so derb und unliebenswürdigt klingt, weil die technischen Umstände der Übertragung so unzureichend gewesen sind. Es ist, als ob er mit dem Schwert in der Kehle singt. Leider kann ich zu keinem anderen Unteil kommen.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Es ist, als ob er mit dem Schwert in der Kehle singt.

    Sollte da Ende des 1. Akts etwas schief gegangen sein...Nothung verschluckt?


    :D


    Otello50 tatsächlich klingen die Stimmen von Wolfgang Windgassen und Hermin Esser auf Tonkonserven im ersten Moment verblüffend ähnlich.

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  • Otello50 tatsächlich klingen die Stimmen von Wolfgang Windgassen und Hermin Esser auf Tonkonserven im ersten Moment verblüffend ähnlich.

    Findest du? Ich finde ja, der Wolfgang klingt weicher und der Hermin härter. ;)

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Stimmenliebhaber die drei Worte "im ersten Moment" hätte ich unterstreichen sollen. Der Eindruck verliert sich schnell, überrascht mich trotzdem immer wieder.

  • Hermin Esser gehört zu den Sängern, die sich ihre Meriten auf der Bühne erwarben, denke ich. Ihn anhand weniger Tondokumente zu beurteilen, greift einfach zu kurz.


    Mir fällt als Parallele in seinem Fach Wolfgang Neumann ein. Auch Karl-Heinz Thiemann, über zwei Jahrzehnte der Heldentenor in Nürnberg. Oder Mario Brell, wie Esser ein begnadeter Einspringer, der im Herbst seiner langen Karriere alle Tenorhelden Wagners gab. Mit Ausnahme des Tristan, bei den Endproben dafür, in Rostock, ereilte ihn ein Herzinfarkt.


    Ich erinnere dankbar viele Sängerinnen und Sänger, die in der Diskographie keine oder kaum Spuren hinterließen. Manche beeindruckten mich tiefer als ihre in den Katalogen präsenten Fachkollegen.

  • Lieber udohasso,


    das ist in meinen Augen ein wichtiges Feld für dieses Forum- an diese so schnell vergessenen Sängerinnen und Sänger zu erinnern. Ich nenne den von mir sehr geschätzten Heribert Steinbach, den ich bei seinem sehr achtbaren Debut an der MET als Walther von Stolzing (für den er zu spät in seiner Karriere verpflichtet wurde, da war er stimmlich schon bei Tristan und Siegmund) eine Wegstrecke begleiten durfte. Ein großartiger Mensch und Sänger, aber auch kaum offizielle Tonaufnahmen (Rollen in Palestrina, Tristan, Meistersinger). Da fällt mir ein: man muss auch hier die richtigen Berater und Kontakte haben...


  • Hallo,


    in meinem Platten- und CD-Regal stehen außer den 'Eterna'-Querschnitten von „Otello“ und „Turandot“ mit Hermin Esser noch die LP-Ausgaben der Gesamtaufnahmen von „Das Rheingold“ (Froh / Bayreuth 1966 / Karl Böhm / 'Philips'), „Parsifal“ (Erster Gralsritter / Bayreuth 1970 / Pierre Boulez / 'DGG') und „Der fliegende Holländer“ (Erik / Bayreuth 1971 / Karl Böhm / 'DGG') sowie:


    „Der Mantel“ (Il tabarro) (Puccini): Henri – Kurt Rehm / Georgette – Irmgard Arnold / Henri – Hermin Esser / Frettchen - Gertraud Prenzlow / Stockfisch – Harald Neukirch / Maulwurf – Reiner Süß / Liederverkäufer – Karl Schrepper / Ein Liebespaar – Hildegard Klemke und Karl Schrepper / Die Solistenvereinigung des Deutschlandsenders Berlin / Das Rundfunk-Sinfonie-Orchester Berlin / Dirigent: Rolf Kleinert (Ost-Berlin, Studio des Deutschlandsenders, 16. und 19. 2. 1960) 'Profil / Hänssler' (1 CD, 2012)


    Ferner habe ich noch die folgenden Schallplatten mit Hermin Esser:


    „Neunte Symphonie“ (Beethoven): Sylvia Geszty, Renate Behle, Hermin Esser und Hans Sotin / Der Essener Musikverein / Der Schubertbund Essen (Chorltg.: Arnold Kempkens) / Der Extrachor des Theaters Essen (Chorltg.: Konrad Haenisch) / Die Essener Philharmoniker / Dirigent: Heinz Wallberg (Essen, Philharmonie, 1. 1. 1988, Live-Aufnahme). Diese LP wurde von der 'Sparkasse Essen' veröffentlicht.


    „Die Meistersinger von Nürnberg“: Hermin Esser mit der Arie 'Morgenlich leuchtend in rosigem Schein' / Das Rundfunkorchester Kaiserslautern des SWF / Dirigent: Rudolf Pulch (Bad Kreuznach, 'Seitz'-Werkskasino, Winter 1968, Live-Aufnahme). Weitere Solisten in diesem Konzert mit dem Titel „Aus deutschen Opern“ waren die Sopranistin Ingeborg Reichelt und der Bassist Günther Morbach. (Die Konzertsängerin Ingeborg Reichelt war lange Jahre eine erfolgreiche Gesangsprofessorin am Düsseldorfer Robert-Schumann-Konservatorium, das heute eine Hochschule ist.)


    Schon 1933 hatten Mitarbeiter der Maschinenfabrik 'Seitz-Werke GmbH' in Bad Kreuznach einen Chor gegründet, der seit 1957 mit 'Werkskonzerten' unter Mitwirkung von Gesangssolisten und Orchestern der Region im firmeneigenen Kasino (1700 Plätze) den Mitarbeitern der Firma Freude und musikalischen Genuss bot. Ich habe mehrere professionell gefertigte Schallplatten – die nicht im Handel erhältlich waren und an die Belegschaft und Geschäftsfreunde verschenkt wurden - mit Ausschnitten aus solchen Konzerten; allerdings findet sich nur einmal eine Aufnahme mit Hermin Esser darunter, der das Preislied des Stolzing mit wohlklingender Stimme singt.


    Andrew Whitfield vom 'Opera Depot' in San Francisco (USA) bietet auf CD und MP3 folgende Mitschnitte mit Hermin Esser an:


    „Tannhäuser“: Landgraf – Hans Sotin / Tannhäuser – Hermin Esser / Wolfram – Bernd Weikl / Walther – Gerd Brenneis / Biterolf – Franz Mazura / Heinrich – Heribert Steinbach / Reinmar – Heinz Feldhoff / Elisabeth und Venus – Gwyneth Jones / Hirt – Hans Buchhierl / Dirigent: Heinrich Hollreiser (Bayreuth, Festspielhaus, 3. 8. 1973).

    dto.: Landgraf – Hans Sotin / Tannhäuser – Hermin Esser / Wolfram – Bernd Weikl / Walther – Robert Schunk / Biterolf – Franz Mazura / Heinrich – John Pickering / Reinmar – Heinz Feldhoff / Elisabeth und Venus – Gwyneth Jones / Hirt – Klaus Brettschneider / Dirigent: Colin Davis (Bayreuth, Festspielhaus, 23. 7. 1977).


    „Tristan und Isolde“: Isolde – Gunilla af Malmborg / Brangäne – Grace Hoffman, Tristan – Hermin Esser / Kurwenal – Hans Günter Nöcker / König Marke – Eduard Wolitz / Melot – Heinz Günther Zimmermann / Junger Seemann und Hirt – Heribert Steinbach / Steuermann – Marco Stefanoni / Dirigent: Kurt Masur (Venedig, Teatro La Fenice, 4. 4. 1971) - siehe Beitrag Nr. 17.


    „Das Rheingold“: Wotan – Donald McyIntyre / Donner – Gerd Nienstedt / Froh – Heribert Steinbach / Loge – Hermin Esser / Alberich – Franz Mazura / Mime – Heinz Zednik / Fasolt – Karl Ridderbusch / Fafner – Hans Sotin / Fricka – Anna Reynolds / Freia – Hannelore Bode / Erda – Marga Höffgen / Woglinde – Yoko Kawahara / Wellgunde – Ursula Rhein / Floßhilde – Ilse Köhler / Dirigent: Horst Stein (Bayreuth, Festspielhaus, 28. 7. 1974).

    dto.: Wotan – Donald McIntyre / Donner – Gerd Nienstedt / Froh – Heribert Steinbach / Loge – Hermin Esser / Alberich – Gustav Neidlinger / Mime – Heinz Zednik / Fasolt – Karl Ridderbusch / Fafner – Kurt Moll / Fricka – Anna Reynolds / Freia – Rachel Yakar / Erda – Marga Höffgen / Woglinde – Yoko Kawahara / Wellgunde – Trudeliese Schmidt / Floßhilde – Hanna Schwarz / Dirigent: Horst Stein (Bayreuth, Festspielhaus, 28. 7. 1975).


    „Siegfried“: Siegfried – Hermin Esser / Mime – Hubert Köhler / Der Wanderer – Jef Vermeersch / Alberich – Zoltán Kélémen / Fafner – Harald Stamm / Brünnhilde – Helga Dernesch / Erda – Éva Tamassy / Stimme des Waldvogels – Ingrid Würtz (-Rattunde) / Das Gürzenich-Orchester Köln / Dirigent: Hans Wallat (Köln, Opernhaus, 20. 11. 1972) – siehe Beitrag Nr. 34.


    „Götterdämmerung“: Siegfried – Hermin Esser / Gunther – Hans Franzen / Hagen – Heiner Horn / Alberich – Zoltán Kélémen / Brünnhilde – Helga Dernesch / Gutrune – Gerlinde Lorenz / Waltraute – Janet Coster / Erste Norn – Helga Schmidt / Zweite Norn – Janet Coster / Dritte Norn – Liane Synek / Woglinde – Margaret Neville / Wellgunde – Hara Savino / Flosshilde – Ilse Gramatzki / Der Chor der Städtischen Bühnen Köln (Chorltg.: Hans Wolfgang Schmitz) / Das Gürzenich-Orchester Köln / Dirigent: Hans Wallat (Köln, Opernhaus, 22. 11. 1972). ('Opera Depot' scheint m. E. die Rollen von Gunther und Hagen vertauscht zu nennen.) Hara Savino war eine griechische Mezzosopranistin mit einer kurzen Gesangskarriere, aber einer langen und erfolgreichen Berufslaufbahn als Gesangspädagogin.


    „Der Ring des Nibelungen“ ist in den Kölner Aufführungen von 1972 (unter Hans Wallat) bei 'Opera Depot' auch komplett zu haben: „Das Rheingold“ mit Janet Coster, Elisabeth Payer, Helga Schmidt, Jef Vermeersch, Herbert Schachtschneider und Zoltán Kélémen (17. 11.); „Die Walküre“ mit Claire Watson, Helga Dernesch, Janet Coster, Eberhard Katz, Jef Vermeersch und Harald Stamm (19. 11.); „Siegfried“ (20. 11.) - siehe oben und Beitrag Nr. 34; „Götterdämmerung“ (22. 11.) - siehe oben. Ich kann mich nicht erinnern, im WDR oder dem Deutschlandfunk Köln diesen „Ring“ gehört zu haben.


    Und schließlich kann man Hermin Esser nicht nur hören, sondern auch sehen:


    „Das Rheingold“: Wotan – Thomas Stewart / Donner – Leif Roar (Vladimir de Kanel) / Froh – Hermin Esser / Loge – Peter Schreier / Alberich – Zoltán Kélémen / Mime – Gerhard Stolze / Fasolt – Karl Ridderbusch (Gerd Nienstedt) / Fafner – Louis Hendrikx / Fricka – Brigitte Fassbaender / Freia – Jeannine Altmeyer / Erda – Birgit Finnilä (Martha Mödl) / Woglinde – Liselotte Rebmann / Wellgunde – Edda Moser / Floßhilde – Eva Randová / Die Berliner Philharmoniker / Dirigent und Regisseur: Herbert von Karajan / Szenenbild: Georges Wakhevitch und Jean Forestier (nach Günther Schneider-Siemssen) / Kostüme: Georges Wakhevitch (Ton: Salzburg, Großes Festspielhaus, April 1973 / Film: München, Bavaria-Filmatelier, November 1978) Erschienen auf VHS (1981) und DVD (2008) bei der 'DGG'.


    Zu den Salzburger Osterfestspielen 1973 zeigte Herbert von Karajan noch einmal für zwei Aufführungen – mit Rundfunkübertragung am 15. April - im Großen Festspielhaus seine „Rheingold“-Inszenierung aus den Jahren 1968 und 1969, die inzwischen auch 1968 an der New Yorker 'Met' von ihm inszeniert worden war. Für eine von Leo Kirch ('Unitel') für das Kino bzw. Fernsehen geplante Verfilmung dieser Oper wurden die beiden Aufführungen akustisch mitgeschnitten; zu den Dreharbeiten – im damals üblichen 'Playback-Verfahren' - kam es aber aus verschiedenen Gründen 1973 nicht mehr.


    Erst im November 1978 nahm man das Projekt wieder in Angriff. Mittlerweile waren Günther Schneider-Siemssens Salzburger Original-Bühnenbilder vernichtet worden, so dass Karajans bevorzugter Kostümbildner Georges Wakhevitch zusammen mit Jean Forestier das Szenenbild in den Münchner Bavaria-Ateliers nach den Entwürfen Schneider-Siemssens 'rekonstruierte'. Da sich Karl Ridderbusch inzwischen mit 'HvK' entzweit hatte und Leif Roar wegen anderer Termine für die dreiwöchigen Dreharbeiten im Münchner Bavaria-Atelier nicht zur Verfügung stand, wurden sie durch Gerd Nienstedt und Vladimir de Kanel ersetzt.


    Ob man – als 'Überraschungs-Coup'? - bewusst den Fauxpas beging, den Namen der 'Erda'-Darstellerin im Film-Abspann und im TV-Programmheft nicht zu nennen, weiß ich nicht, aber verblüfft war ich schon, als ich bei der Erstsendung im ZDF 1979 in Großaufnahme das markante Gesicht von Martha Mödl als 'Erda' sah. (Erst in der DVD-Veröffentlichung 2008 wurde sie genannt, dafür vertauschte man aber die Rollen der 'Rheintöchter' Liselotte Rebmann und Eva Randová, die im Film von Komparsinnen gedoubelt wurden.) Insgesamt war ich von der filmischen Umsetzung eher enttäuscht. Z. B. kam der von allen Kritikern 1968 gerühmte Einfall Karajans, Alberich in der 'Nibelheim-Szene' als quasi mit einem Berg aus Gold verwachsen zu zeigen, im Film wegen der Nahaufnahme nicht zu seiner Wirkung.


    Carlo

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  • Gunther – Hans Franzen / Hagen – Heiner Horn


    ('Opera Depot' scheint m. E. die Rollen von Gunther und Hagen vertauscht zu nennen.

    Absolut. Hans Franzen war ein originärer Bass mit einem tiefen D (mehrfach als Osmin gehört), dem wäre der Gunther viel zu hoch gewesen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Lieber Stimmenliebhaber,


    als ich gestern Abend meinen Beitrag zu Hermin Esser schrieb, war ich bei der Kölner „Götterdämmerung“ der Annahme, 'Opera Depot' habe in der Besetzungsangabe die Sänger bzw. die Rollen von 'Gunther' und 'Hagen' vertauscht. Ich dachte, das Kölner 'Urgestein' Heiner Horn (1920 – 2013) – der im ebenfalls bei 'Opera Depot' erhältlichen Kölner „Rheingold“ am 17. 11. 1972 den 'Fasolt' singt – sei der Interpret des 'Hagen'. Ich hatte nicht daran gedacht, dass Heiner Horn auch ein gefeierter 'Holländer', 'Jochanaan' und 'Wozzeck' gewesen ist. Ein Blick in' s „Tamino“-Forum, wo ihm ein eigener Thread („Heiner Horn – Ein großer Bass der Kölner Oper“) gewidmet ist, hätte mich aufgeklärt. Das kommt davon, wenn man spät abends noch Berichte für „Tamino“ verfasst...


    Also hast Du Recht! Hans Franzen, 1972 siebenunddreißig Jahre alt und schon 1993 verstorben (und leider auf Tonträgern nur wenig dokumentiert), singt den 'Hagen'! 'Aufgeschreckt' von Deiner Nachricht habe ich heute Morgen meine umfangreiche Programmzettel-Sammlung durchgesehen und tatsächlich die Besetzungen des Kölner „Rings“ von 1972 (Inszenierung: Wieland Wagner / Spielleitung: Doris Gruhn) gefunden. Demnach waren die Vorstellungsdaten wie folgt: „Das Rheingold“ 17. 11. - „Die Walküre“ 19. 11. - „Siegfried“ 22. 11. ('Opera Depot': 20. 11.) und „Götterdämmerung“ erst am 3. 12. 1972 (mein oben genanntes Datum 22. 11. für die "Götterdämmerung" entnahm ich der Spielplanvorschau der Kölner Oper - 'Opera Depot' nennt als Datum den 19. 11.!); die Sänger-Besetzungen stimmen alle mit den Angaben von 'Opera Depot' überein. Danke für die Korrektur!


    Viele Grüße!


    Carlo

  • Der Vollständigkeit halber: Die Besetzung dieses Kölner "Ringes" mit Hermin Esser als Siegfried, der allerdings nicht von Opera Depot bezogen wurde, stellt sich in meinem Archiv wie folgt dar:


    Richard Wagner (1813 – 1883)
    DER RING DES NIBELUNGEN

    Bühnen der Stadt Köln
    Gürzenich-Orchester
    Dirigent HANS WALLAT


    RHEINGOLD
    Vorabend

    WOTAN Jef Vermeersch
    FRICKA Janet Coster
    LOGE Herbert Schachtschneider
    FREIA Elisabeth Payer
    DONNER Camillo Meghor
    FROH Hermann Winkler
    FASOLT Heiner Horn
    FAFNER Harald Stamm
    ALBERICH Zoltan Kélemen
    MIME Hubert Möhler
    ERDA Helga Schmidt
    WOGLINDE Margaret Neville
    WELLGUNDE Elizabeth Volkman
    FLOSSHILDE Ilse Gramatzki

    17.November 1972.


    DIE WALKÜRE
    Erster Tag


    WOTAN Jef Vermeersch
    BRÜNNHILDE Helga Demesch
    FRICKA Janet Coster
    SIEGMUND Eberhard Katz
    SIEGLINDE Claire Watson
    HUNDING Harald Stamm
    GERHILDE Elizabeth Volkman
    ORTLINDE Britt Bern
    WALTRAUTE Ilse Gramatzki
    SCHWERTLEITE Marita Knobel
    HELMWIGE Elisabeth Payer
    SIEGRUNE Charlotte Hoffmann-Pauels
    GRIMGERDE Helga Schmidt
    ROSSWEISSE Maura Moreira

    19.November 1972.

    SIEGFRIED

    Zweiter Tag


    SIEFRIED Hermin Esser
    BRÜNNHILDE Helga Dernesch
    WANDERER Jef Vermeersch
    ALBERICH Zoltan Kélemen
    MIME Hubert Möhler
    FAFNER Harald Stamm
    ERDA Eva Tamassy
    WALDVOGEL Ingrid Würtz-Rattunde


    22.November 1972



    GÖTTERDÄMMERUNG

    Dritter Tag

    SIEGFRIED Hermin Esser
    BRÜNNHILDE Helga Dernesch
    HAGEN Hans Franzen
    GUNTHER Heiner Horn
    GUTRUNE Gerlinde Lorenz
    WALTRAUTE Janet Coster
    ALBERICH Zoltan Kélemen
    ERSTE NORN Helga Schmidt
    ZWEITE NORN Janet Coster
    DRITTE NORN Liane Synek
    WOGLINDE Margaret Neville
    WELLGUNDE Hara Savino
    FLOSSHILDE Ilse Gramatzki

    Keine Angabe des Aufführungstages

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • „Tannhäuser“: Landgraf – Hans Sotin / Tannhäuser – Hermin Esser / Wolfram – Bernd Weikl / Walther – Gerd Brenneis / Biterolf – Franz Mazura / Heinrich – Heribert Steinbach / Reinmar – Heinz Feldhoff / Elisabeth und Venus – Gwyneth Jones / Hirt – Hans Buchhierl / Dirigent: Heinrich Hollreiser (Bayreuth, Festspielhaus, 3. 8. 1973).

    dto.: Landgraf – Hans Sotin / Tannhäuser – Hermin Esser / Wolfram – Bernd Weikl / Walther – Robert Schunk / Biterolf – Franz Mazura / Heinrich – John Pickering / Reinmar – Heinz Feldhoff / Elisabeth und Venus – Gwyneth Jones / Hirt – Klaus Brettschneider / Dirigent: Colin Davis (Bayreuth, Festspielhaus, 23. 7. 1977).

    Interessant ist, in welch unterschiedlichen Tonqualitäten diese Mitschnitte existieren. Topfiger Mono-Klang hier, ausgezeichnete Stereo-Qualität dort. So auch beim großartigen Tannhäuser unter Heinrich Hollreiser. Dies alles beruht ja wohl auf Mitschnitten des BR. Ab wann hat der BR in Stereo aus Bayreuth mitgeschnitten/übertragen?

  • Hallo, Otello!


    Nach meiner Kenntnis gab es 1968 die ersten Stereo-Rundfunkübertragungen aus Bayreuth (Premiere „Die Meistersinger von Nürnberg“ unter Karl Böhm am 25. 7. 1968).


    Übrigens wurde am 26. 7. 1974 in der gleichen Besetzung wie 1973 (Ausnahme: Karl Seidler als 'Hirt') ein „Tannhäuser“ aus Bayreuth im Rundfunk übertragen, der auf 'YouTube' zu hören ist.


    Im Bayreuther „Tannhäuser“ vom 23. 7. 1977 (siehe oben) ist Hermin Esser für den erkrankten Richard Cassilly kurzfristig eingesprungen.


    Carlo

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  • Ab wann hat der BR in Stereo aus Bayreuth mitgeschnitten/übertragen?

    M. W. bereits seit 1967, zumal mir Das Rheingold und Siegfried unter Otmar Suitner aus selbigem Jahre in Stereo in tadellosem Klang vorliegen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo Carlo und Joseph II.,


    herzlichen Dank für eure Auskünfte. Dem BR gebührt für die vergleichsweise frühe Einführung moderner Rundfunk-Übertragungstechniken große Anerkennung. Aus der MET wurde soweit ich weiß erst ab Ende 1973 Hörfunk in Stereo übertragen. Im übrigen: der langjährige Technische Direktor des BR Prof.Frank Müller-Römer hat bei der Einführung modernster Übertragungstechniken in Deutschland und darüber hinaus eine große Rolle gespielt.


    VG
    Otello50

  • Leider ist es ja so, dass die musikalischen und sängerischen Leistungen im Nachkriegsbayreuth mit den Jahren nicht besser wurden. Es ist für mich ein Jammer, dass die Stereoübertragungen nicht schon viel früher einsetzten. Als es endlich soweit war, begann das Niveau zu sinken. Die technischen Verbesserungen kehrten das mit aller Schärfe noch zusätzlich heraus. :( Zu Glück wurden in Bayreuth ja schon von 1955 an teilweise in Stereo für die Veröffentlichung auf Tonträgern produziert. So hält sich der Schaden etwas in Grenzen.


    Interessant ist, in welch unterschiedlichen Tonqualitäten diese Mitschnitte existieren. Topfiger Mono-Klang hier, ausgezeichnete Stereo-Qualität dort.

    Das hat Otello ganz richtig bemerkt. Wenn ich mich nicht irre, dann war der "Tristan" vom 23. Juli 1952 der erste echte Mitschnitt einer Vorstellung, der 2003 (!) mit Billigung der Festspielleitung offiziell bei Orfeo veröffentlicht wurde und eine ganze Festspielreihe bei dieser Firma eröffnete. Erstmal konnte dabei auf die originalen Rundfunkbänder zurückgegriffen werden, die hervorragend aufgefrischt worden sind. Nach Auskunft von Wolfgang Wagner mussten dabei viele Widerstände überwunden werden. Es hat sie - wie ich finde - mehr als gelohnt. Was vorher auf dem grauen Markt an die Öffentlichkeit gelangte, basierte auf privaten Tonbandmitschnitten vom Radioapparat. Deshalb ist auch die Tonqualität oft so unterschiedlich.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Lieber Rheingold1876,


    Du hast völlig recht.

    Ich habe mich immer über die Art und Weise gewundert, wie selbstgewiss Bayreuth mit der Öffentlichkeit umgeht und wie wenig man sich über die Jahre hin nach außen geöffnet hat, ganz im Gegensatz zu den allgemeinen Zeitläuften, die Öffnung, Kommunikation und Transparenz geradezu herbeifordern. Hierzu gehört an vorderer Stelle auch die Medienpräsenz. Da haben die MET und Coventgarden, aber auch Salzburg und andere wesentlich realistischer gearbeitet. Selbst in diesen Zeiten der Schließung hört man von Bayreuth wenig. Wohin wird der Weg Bayreuths führen..?


    VG

    Otello50

  • Die jährlichen Übertragungen des BR von den Bayreuther Festspielen waren für mich ab 1966 Höhepunkt des Festspielsommers. In vielen dieser Mitschnitte stellte sich ein "on stage" Gefühl ein, war doch die Souffleuse zu hören, mal mehr, mal weniger - je nach Bedürftigkeit. Mein Ohr gewöhnte sich so an den BR-Bayreuth-Sound, dass ich mit altenativen Aufnahmetechniken verschiedener Tonstudios bei Wagner-Opern große Mühe hatte. Zumal der Höreindruck im Radio dem im Festspielhaus sehr ähnlich war - diesen sehr spezifischen Raumklang abzubilden verdient ein dickes Kompliment an die technisch Verantwortlichen.


    Aber wir haben uns mittlerweile meilenweit von Hermin Esser entfernt...



    :)

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  • Liebe Melomanen!

    Die Rundfunkübertragungen von den Bayreuther Festspielen in Stereo setzten mit dem Jahre 1967 leider etwas spät für uns Bewunderer der gesanglich besten Jahre von Neu-Bayreuth ein.

    Die Bewunderer nördlich des 'Weißwurst-Äquators' durften noch ein Jahr länger warten, denn 1967 gab es die Stereo-Übertragungen aus Bayreuth nur im Sendebereich des Bayerischen Rundfunks! Z. B. wurde die Premiere des „Lohengrin“ am 21. 7. 1967 (mit Heather Harper, Grace Hoffman, Sándor Kónya, Donald McIntyre, Karl Ridderbusch und Thomas Tipton unter Rudolf Kempe) vom WDR – in dessen Sendebereich ich wohne – nur monaural übertragen. (Erst 1968 gab es in der ganzen Republik eine Stereo-Sendung aus Bayreuth: „Die Meistersinger von Nürnberg“.)


    Und weil es eigentlich hier um Hermin Esser geht:


    In den acht „Lohengrin“-Aufführungen des Jahres 1967 wurden fünf verschiedene Titelrollen-Sänger eingesetzt: Sándor Kónya (Premiere und 5. Aufführung), James King (2. und 3. Aufführung), Jess Thomas (4. Aufführung), Hermin Esser (6. Aufführung) und Jean Cox (7. und 8. Aufführung)! Hermin Esser sang in sieben Vorstellungen den 'Zweiten Edlen' (neben Horst Hoffmann, Dieter Slembeck und Heinz Feldhoff); als er am 13. 8. als 'Lohengrin' kurzfristig einsprang, sang ein Chorist (Ferdinand Hall) den 'Zweiten Edlen'. 'Golden Melodram' hat einen Mitschnitt der Premiere (in mono) veröffentlicht und bei 'Orfeo' gibt es (in stereo) eine Aufnahme der 2. Aufführung vom 30. 7. mit James King.


    M. W. bereits seit 1967, zumal mir Das Rheingold und Siegfried unter Otmar Suitner aus selbigem Jahre in Stereo in tadellosem Klang vorliegen.


    Die „Ring des Nibelungen“-Aufführungen von 1967 wurden im WDR überhaupt nicht gesendet. Eine Besonderheit in diesem Jahr war, dass sich zwei Dirigenten (Karl Böhm und Otmar Suitner) je zwei Dirigate von je zwei Opern des „Rings“ teilten: Böhm leitete „Die Walküre“ am 23. 7. und 10. 8 und „Götterdämmerung“ am 27. 7. und 14. 8.; Suitner war der Dirigent von „Das Rheingold“ am 22. 7. und 9. 8. und von „Siegfried“ am 25. 7. und 12. 8. (Den dritten Zyklus leitete Otmar Suitner dann alleine.) Der Grund war, dass die niederländische 'Philips' mit Karl Böhm in Bayreuth einen kompletten „Ring“ für die Schallplatte aufnahm; 1966 hatte man bereits mit „Das Rheingold“ (Hermin Esser sang den 'Froh') und „Siegfried“ begonnen.


    Birgit Nilsson, die 1966 auch drei Mal die 'Isolde' sang, fürchtete den Stress - neben den zwecks Schallplatten-Mitschnitt ('Deutsche Grammophon Gesellschaft') aktweisen „Tristan“-Aufführungen (bei kostenlosem Eintritt für Bayreuther Bürger!) und der "Tristan"-Generalprobe im Juli 1966 - auch noch die komplette 'Brünnhilde' (ein "Ring"-Zyklus unter Böhm plus Generalprobe; im zweiten und dritten Zyklus unter Suitner sangen Ludmila Dvoraková in "Die Walküre" und "Siegfried" und Astrid Varnay in "Götterdämmerung") 'schallplattenreif' singen zu müssen und stimmte nur der „Siegfried“-Aufnahme am 29. 7. 1966 zu. 1967 folgten dann die Mitschnitte von den Generalproben und je zwei Aufführungen von „Die Walküre“ und „Götterdämmerung“ unter der Leitung von Karl Böhm.


    Bemerkenswert ist, dass die 'DGG' ihren Exclusiv-Dirigenten Karl Böhm für diese Aufnahmen (bei einer damaligen Konkurrenz-Firma!) freigab, weil sie sich auf das Projekt einer eigenen Studio-Einspielung des „Rings“ mit den Berliner Philharmonikern unter Herbert von Karajan im Zusammenhang mit den 1967 gegründeten Salzburger Osterfestspielen konzentrierte. Der 'Deal' schloss auch ein, dass die Bayreuther 'Philips'-Aufnahmen von 1966/1967 erst nach der Beendigung des auf vier Jahre (bis 1970) festgelegten „Ring“-Projekts von HvK erscheinen durften, um keine unmittelbare Konkurrenz-Situation zu schaffen. Noch bemerkenswerter ist, dass sich Karl Böhm darauf eingelassen hat, musste er doch auf Grund seines Alters (Jahrgang 1894) damit rechnen, die Veröffentlichung – tatsächlich erst im Sommer 1973! – seines „Rings“ nicht mehr zu erleben...


    Und 1967 gab es auch die erste TV-Livesendung aus Bayreuth: das Finale des zweiten Aktes der neuen „Lohengrin“-Inszenierung, extra für das Fernsehen inszeniert, denn die Premiere war ja erst vier Wochen später! Zur Einführung des weltweiten Satelliten-Fernsehens wurden am 25. 6. 1967 unter der Führung der BBC in 14 Ländern und von 42 Orten TV-Beiträge gezeigt, die die beteiligten Nationen kulturell abbilden sollten. Die BRD entschied sich für die Bayreuther Festspiele und so konnten ca. 600 Millionen Fernseh-Zuschauer – in Deutschland noch in schwarz-weiss, Farbe gab es bei uns erst ab dem 25. 8. 1967 - einige Minuten lang eine Wagner-Oper 'made in Germany' sehen und hören.


    Carlo

  • In den acht „Lohengrin“-Aufführungen des Jahres 1967 wurden fünf verschiedene Titelrollen-Sänger eingesetzt: Sándor Kónya (Premiere und 5. Aufführung), James King (2. und 3. Aufführung), Jess Thomas (4. Aufführung), Hermin Esser (6. Aufführung) und Jean Cox (7. und 8. Aufführung)!

    Lieber "Carlo",


    sei einmal mehr bedankt für deinen hochinteressanten Beitrag, aber was war denn der Grund dafür? Sollte Konya eigentlich alle singen und schwächelte?

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Hallo, Stimmenliebhaber!


    Sándor Kónya - der auch in dem Bayreuther "Lohengrin"-Ausschnitt bei der "One World"-Sendung zur Einführung des Satelliten-Fernsehens zu sehen war - sollte der Spielplan-Vorschau zufolge alle acht Aufführungen singen. Ich erinnere mich, wie entsetzt ich über seine stimmliche Verfassung war, als ich die Rundfunkübertragung der "Lohengrin"-Premiere hörte; zumal einige Wochen vorher seine Bostoner Schallplattenaufnahme unter Leinsdorf im Radio gesendet wurde. Sándor Kónya war eindeutig krank und wohl auch in der fünften Aufführung nicht wieder genesen. Aber schon 1966 hatte mich sein Bayreuther "Parsifal" ratlos gemacht; ich hatte da seine Stimme kaum wiedererkannt.


    Leider waren James King ("Die Walküre" und "Parsifal") und Jess Thomas ("Tannhäuser") mit ihren Aufführungen sehr stark eingespannt und Hermin Esser wurde vermutlich von Wolfgang Wagner nur als 'Notlösung' eingeschätzt. Die 'Allzweckwaffe' Wolfgang Windgassen konnte man wohl auch nicht einsetzen, war er 1967 doch schon - neben seinen Auftritten als 'Tristan' und 'Siegfried' - je einmal als 'Tannhäuser' und 'Parsifal' eingesprungen. Daher holte man für die letzten beiden "Lohengrin"-Aufführungen Jean Cox vom Mannheimer Nationaltheater, der seit 1956 ('Steuermann' im "Fliegenden Holländer") nicht mehr auf dem 'Grünen Hügel' aufgetreten war und für die folgenden Bayreuther Jahre unverzichtbar wurde.


    Carlo

  • Lieber Carlo!


    Sándor Kónya - der auch in dem Bayreuther "Lohengrin"-Ausschnitt bei der "One World"-Sendung zur Einführung des Satelliten-Fernsehens zu sehen war - sollte der Spielplan-Vorschau zufolge alle acht Aufführungen singen. Ich erinnere mich, wie entsetzt ich über seine stimmliche Verfassung war, als ich die Rundfunkübertragung der "Lohengrin"-Premiere hörte; zumal einige Wochen vorher seine Bostoner Schallplattenaufnahme unter Leinsdorf im Radio gesendet wurde. Sándor Kónya war eindeutig krank und wohl auch in der fünften Aufführung nicht wieder genesen.

    Eigentlich gehört das nicht in diesen Thread.
    Ich frage mich sogar, ob es überhaupt in einem Internet-Forum angebracht ist, darüber zu schreiben.

    Deswegen nur so viel: Sándor Kónya war den ganzen Sommer 1967 über durch eine chronisch gewordene Krankheit massiv beeinträchtigt.

    Aber schon 1966 hatte mich sein Bayreuther "Parsifal" ratlos gemacht; ich hatte da seine Stimme kaum wiedererkannt.

    Das ist freilich etwas anderes.
    Als er 1966 aus den USA nach Bayreuth (Vorher gab es einen Zwischenstopp in Berlin) kam, war seine Stimme schlicht und einfach lädiert. Das ständige Singen von dramatischen Partien und dann noch dazu in großen Häusern hatte seine Spuren hinterlassen. Er hatte sich angewöhnt, die Stimme abzudunkeln. Um einen kraftvoll-männlichen Klang zu erreichen, trieb er zudem das Modalregister zu weit in die Höhe! Der Kraftaufwand wirkte sich natürlich negativ aus. Ihm fehlten die Ruhe und die Kraft für frei schwingende Gesangslinien. Die Höhe wirkte überanstrengt, klang kehlig und matt., die Mittellage hatte allen Schmelz verloren und wirkte oft brüchig.

    Als in der Pause der Premiere in einem größeren Kreis eingefleischter Melomanen, die Kónya zuvor noch nicht live gehört hatten, darüber gelästert wurde und der Sänger Kónya gleich gänzlich kritisiert wurde, warf sich Leonie Rysanek entschieden in die Bresche und erzählte von atemberaubend großartigen Abenden von Kónya in der Städtischen Oper Berlin. Eine ihrer Geschichten habe ich hier im Forum schon mal Wiedergegeben: die von der Berliner Premiere des BALLO IN MASCHERA!


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ich kann mich gut an meine Enttäuschung erinnern, als der ins Programmheft eingelegt Umbesetzungs-Zettel statt Sándor Kónya einen mir völlig unbekannten Jean Cox als Lohengrin ankündigte. Zu aller Überraschung konnte der Gast aus Mannheim rundum überzeugen.


    Es war meine zweite "Kónya-Pleite", sollte ich ihn doch bei meinem allerersten Bayreuth-Besuch 1966 als Parsifal hören. Kurzfristig sprang in meiner Vorstellung Hans Hopf für ihn ein. Meines Wissens dessen letzter Auftritt bei den Festspielen in Oberfranken.


    Aber schon wieder schweife ich vom Thema Hermin Esser ab. Liegt es daran, dass dessen Karriere viel mit Bayreuth und seiner freundschaftlichen Verbindung mit Wolfgang Wagner zu tun hat?

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  • Ich frage mich sogar, ob es überhaupt in einem Internet-Forum angebracht ist, darüber zu schreiben.

    Entschuldigung, aber wenn von 8 Bayreuther Lohengrin-Vorstellungen des Jahres 1967 ganze 6 umbesetzt waren und insgesamt ganze 5 Interpreten in diesen 8 Vorstellungen auftraten, ist es selbstverstädlich legitm, in einem Klassik-Forum nach den Gründen dafür zu fragen und diese hier zu erläutern. Herr Konya war als öffentlich auftretender Sänger an ersten Häusern und Festivals eine Person des öffentlichen Lebens. Hätte er nicht gewollt, dass über seinen Zustand gemutmaßt wird, hätte er die ganze Serie absagen müssen.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Entschuldigung, aber wenn von 8 Bayreuther Lohengrin-Vorstellungen des Jahres 1967 ganze 6 umbesetzt waren und insgesamt ganze 5 Interpreten in diesen 8 Vorstellungen auftraten, ist es selbstverstädlich legitm, in einem Klassik-Forum nach den Gründen dafür zu fragen und diese hier zu erläutern. Herr Konya war als öffentlich auftretender Sänger an ersten Häusern und Festivals eine Person des öffentlichen Lebens. Hätte er nicht gewollt, dass über seinen Zustand gemutmaßt wird, hätte er die ganze Serie absagen müssen.

    Dein Informationsbedürfnis ist ja wohl nun gedeckt.
    Mehr wollte und werde ich dazu nicht sagen.


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Dich hatte ich auch gar nicht gefragt. Ich danke "Carlo" für seine wie immer erschöpfende Auskunft, während ich deine Rysanek-Story eher als ein Ablenkungsmanöver begreife, denn selbst wenn Konya in den Fünfzigern noch so gut gewesen sein mag, spielt das für die Ereignisse des Festspielsommers 1967 keine wirkliche Rolle.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Ich frage mich sogar, ob es überhaupt in einem Internet-Forum angebracht ist, darüber zu schreiben.

    Lieber Caruso41,


    ich verstehe nicht, was an meinem Beitrag Nr. 54 falsch oder vielleicht 'ehrenrührig' sein soll. Ich habe noch einmal nachgelesen: Joachim Kaiser schreibt im Jahrbuch 1967 der "Opernwelt", nachdem er lange und ausführlich über Wolfgang Wagners "Lohengrin"-Inszenierung geschrieben hat und Rudolf Kempes Dirigat als 'langsam bis zum Exzess' bezeichnete, nur folgendes: 'Sándor Kónya, oft ungünstig postiert, manchmal erfolglos das Tempo anziehend, am Schluss offensichtlich krankheitshalber erschöpft, war nicht der Mann, Glanz und Wonne zu verbreiten.' (Joachim Kaisers Kritik über Heather Harper fiel wesentlich negativer aus.)


    Inzwischen habe ich auch eine Pressenotiz in der "Opernwelt" vom Juli 1967 gefunden, nach der James King 'in Bayreuth im Juli und August dreimal Siegmund, viermal Parsifal und zweimal Lohengrin' singen soll. Demzufolge sollte Sándor Kónya also nur in sechs Aufführungen von "Lohengrin" mitwirken. Dass er versuchte, die Premiere zu retten, verdient Respekt.


    Und nun kann es mit Beiträgen über Hermin Esser weitergehen.


    Carlo

  • Lieber Carlo!

    Lieber Caruso41,


    ich verstehe nicht, was an meinem Beitrag Nr. 54 falsch oder vielleicht 'ehrenrührig' sein soll.

    Nichts war falsch oder 'ehrenrührig'. Du hast Tatsachen referiert und auf Grund deiner Höreindrücke von der Rundfunkübertragung geschlossen: "Sándor Kónya war eindeutig krank" .
    Da ich die Generalproben- und die komplette Premierenwoche in Bayreuth war, weiß ich Genaueres um die Hintergründe und Modalitäten der Absage. Ob ich das alles aber in unserem Forum ausbreiten sollte, schien mir zweifelhaft. Deshalb habe ich geschrieben: "Ich frage mich sogar, ob es überhaupt in einem Internet-Forum angebracht ist, darüber zu schreiben." Meine Entscheidung war: ich habe kurz bestätigt, dass Konya krank war, aber auf alle weiteren Ausführungen zu der Krankheit und den Modalitäten der Absage verzichtet.


    Dass Du den zitierten Satz von mir als Kritik an Deinem Beitrag aufgefasst hast, tut mir ehrlich leid.
    So war er nicht gemeint. Bei genauerer Lektüre sollte das eigentlich deutlich erkennbar sein.


    Meiner Wertschätzung Deiner Person und Deiner Beiträge brauche ich Dich nicht eigens zu versichern. Die habe ich oft genug ausgedrückt.

    Liebe Grüße


    Caruso41


    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

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