Mit vier CDs zum Streichquartettfan!

  • Hallo!


    Ich möchte demnächst einem Klassikhörer, der quasi keine Kammermusik kennt (sondern vor allem Sinfonik und Konzerte), ebendiese schmackhaft machen. Dazu will ich ihm eine Auswahl von drei bis fünf CDs schenken, gefüllt mit (möglichst ausschließlich) Streichquartetten. Das sei aber nur als Aufhänger für diesen Thread genannt; ich verrate daher nicht die musikalischen Präferenzen des "Opfers". :P


    Die Frage (die sich nicht nur an Kammermusikexperten, sondern explizit auch an Kammermusikeinsteiger richtet) lautet also einfach: Welche drei bis fünf CDs würdet Ihr einem klassikerfahrenen Kammermusikneuling zum Einstieg in die Welt der Streichquartette empfehlen? Das Budget ist dabei auf 30-40 Euro beschränkt.



    Gruß
    Frank.

  • Hallo,


    ich würde es zunächst einmal hiermit versuchen:



    Auf dieser CD sind höchst unterschiedliche Kompositionen zeitgenössischer afrikanischer Komponisten zu hören. Die Stücke sind nicht ohne Anspruch, aber größtenteils auch sehr effektvoll und publikumswirksam. Für mich ist die CD ein eindrucksvolles Beispiel, dass ein Streichquartett nicht langweilig und eintönig klingt, sondern extrem unterschiedliche Klangfarben produzieren kann. Hörer, die sich bisher kaum mit Streichquartettmusik befasst haben, bekommen hier sicherlich einige Aha-Erlebnisse serviert.
    Sobald der Funke übergesprungen ist kann man dann ja mit dem klassischen Repertoire (Haydn, Mozart, Beethoven...) weitermachen.


    Viele Grüße
    Frank

  • Ich würde natürlich normalerweise "CDs mit spartanischer Covergestaltung" nehmen, weil man da frei zusammenstellen kann. Aber wenn es kommerzielle Scheiben sein müssen:


    Jerusalem Q.: Haydn 64/5, 76/2, 77/1 oder ihre in ein paar Tagen erscheinende neue CD mit op.20/5, 33/3, 76/5 (die ich natürlich noch nicht kenne). (je ca. 10 EUR)



    Beethoven: Hier gibt es zwar auch preiswerte Einzel-CDs, besonders ABQ/EMI; ich sehe gerade, daß mit dem Gewandhaus und Petersen auch einiges für ca. 8 Euro pro CD erhältlich ist. Aber mit etlichen Zyklen für 20- 35 EUR, ist das ja fast schon teuer. Am besten wären vielleicht zwei Rasumovsky, ich bin jetzt zu faul, genau diese Kombination zu finden; op.74 mag ich selbst nicht besonders, das empfehle ich ungern, op. 95 ist etwas zu karg, von den späten von mir aus 131 und 132, aber das siehst Du ja anders ;) Frühe braucht man nicht unbedingt, wenn man schon den Haydn hat.


    oder (unbekannterweise):
    oder dieses Angebot (wurde im Forum IIRC hoch gelobt):




    Debussy/Ravel:


    (war die billigste, die ich gefunden habe; ich habe nur die Quartette noch als Denon, Alternative ABQ)


    Bartok, hier gibt es kaum günstige Einzel-CDs, daher gleich alle 6, ABQ oder Vermeer (Naxos), jeweils ca. EUR 12, kenne beide zwar nicht, aber die sollten ordentlich sein.



    Kein Amerikanisches Streichquartett von mir. Schuberts Tod&Mädchen würde ich noch erwägen, da fiel mir auch grade keine preiswerte CD ein, wird's aber sicher geben. Evtl. statt Bartok (ist zugegeben ein bißchen heftig, alle auf einmal).


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Für mich würde auf alle Fälle zu den 4 CDs auch eine Aufnahme mit Dvoraks Amerikanischem Streichquartett op. 96 gehören. Gepaart mit dem auch empfehlenswerten Streichquintett op. 97 bei JPC derzeit vergünstigt zu erwerben.



    Neben Frühwerken von Beethoven war dies der Einstieg für mich in die Streichquartett/-quintett Welt. Aber ich würde für einen Einsteiger Klavierquartette/-quintette nicht unbedingt kategorisch ausschließen. Auch hier gibt's einige hörenswerte Werke.

    Nach Schlaganfall zurück im Leben.

  • Immer wieder gerne von mir gehört.




    mein Einstieg in die Kammermusik.




    LG


    Hörer

    ARROGANZ IST DIE PERÜCKE GEISTIGER KAHLHEIT.

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  • 4 CDs für den Quartetteinsteiger (das muss dann echt in den Ohren hammermäßig fetzen)


    =>


    Beethoven Razomoski 1 (Emerson)
    Schubert G-Dur Quartett (Emerson oder Aviv Quarett falls letztere auf schon CD gibt)
    Nono Streichquarett, wenn der "Neuling" schon was mit der Moderene anfangen kann) (La Salle + falls Pellegrini sich entschließt das auch auf CD zu bannen dann noch eher Pellegrini; Dieser Nono ist der absolute Kammermusik-Knaller :jubel: :jubel: :stumm:
    Schubert: Tod + das Mädchen z.B. mit dem Alban Berg Quarett


    :hello:

  • Also, bei vier CD`s wären meine Vorschläge :



    Das erste Quartett von Brahms ( unbedingt ) !



    Beethoven gehört dazu ...



    Schubert - Hieraus das Streichquartett Nr. 14



    3 Mozart Quartette incl. dem Dissonazen Quartett.


    Übrigens, mein Weg zur Quartett Literatur habe ich über das Klavierquartett bzw. Klaviertrio gefunden.
    Teilweise eingänglicher und gewissermassen eine Vorbereitung auf Quartette.


    Empfehlen würde ich hier Brahms / Trio Wanderer ( Klaviertrios ) oder für das erste Klavierquartett von Brahms ( Argerich/ Bashmet/ Kremer/Maisky )


    Auch vorzüglich sind die Faures bei den Klavierquartetten von Mozart.
    Unbedingt hörenswert.
    Darüber hinaus ... ( ach jetzt komme ich vom Weg ab ) :D


    Also viel Spass beim überzeugen !!


    :hello:


    Mit kammermusikalischen Gruss
    Holger

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms

  • - Die eine oder andere CD vom Kronos-Quartett halte ich auch für eine gute Idee. Ich selber kenne zwar keine genauer. Aber oft bieten die bunten Programme sogar Anknüpfungspunkte für an Pop und Rock Gewöhnte (z.B. Jimi-Hendrix-Cover).


    - Mittpreisig, 2 von Mozarts 'Haydn'-Quartetten & Haydns "Reiter"-Quartett, gespielt vom Talich-Quartett:



    - Vollpreisig, aber vielleicht auch für Einsteiger reizvoll:



    Das Emerson Quartet spielt die Streichquartette von Ives & Barber (darin die 1. Version von dessen Adagio for Strings).


    Beim Werbepartner momentan für 18 €.


    Viele Grüße

  • Hallo!


    Da sind ja schon einige sehr interessante CDs bei!


    Zwei Namen, die ich bisher vermisse, sind Schumann und Mendelssohn. Opp. 12 und 13 vom Mendelssohn haben bei mir selbst sofort gezündet (im erstaunlichen (?) Gegensatz zum späten Beethoven...), die sollten auch sehr gut geeignet sein, oder seht Ihr das anders?
    Schumann war da etwas zäher bei mir, aber das a-moll-Quartett sollte trotzdem auf keinen Fall schwerer sein als die von Brahms.


    Zu Schubert: Rosamunde- und Tod-und-Mädchen-Quartett sind sicherlich bestens geeignet, beim G-Dur-Quartett bin ich mir nicht ganz sicher. Ich mochte es sofort, aber das muss ja nichts heißen.


    Zu Beethoven: Da eine Auswahl zu treffen ist, finde ich, schwierig (umso mehr, da der Betreffende Beethoven-Fan ist ;) ). Ein mittleres und ein spätes, wie Johannes vorgeschlagen hat, ist sicherlich eine gute Idee. Ich würde zum Harfenquartett oder 59,1 tendieren, was aber wiederum daran liegt, dass ich die beide selbst sehr mag. Bei den späten weiß ich es ehrlich gesagt nicht...
    Auch 18,1 hätte seinen Reiz.


    Eine Sammlung, die ich diesbezüglich schon mehrfach in der Hand hatte, ist diese:



    Interessante Auswahl, schicke Aufmachung (ich meine, die CDs waren in Jewell Cases und nicht in Papphüllen), ordentlicher Preis. Einiges kenne ich selber noch nicht, eigentlich könnte ich die Box gleich zweimal kaufen... ;)
    ...allerdings ist für den Betreffenden möglicherweise ein bisschen zu viel Moderne enthalten. :(



    Gruß,
    Frank.

  • Mein Einstieg in die Welt der Streichquartette (die ich noch immer nicht wirklich erobert habe) war Schuberts Tod und das Mädchen in dieser preisgünstigen und unglaublich packenden Einspielung (man könnte auch fetzig sagen, da passt der Ausdruck vllt. wirklich :stumm: )


    Früher rasierte man sich wenn man Beethoven hören wollte. Heute hört man Beethoven wenn man sich rasiert. (Peter Bamm)

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  • Zitat

    Original von Spradow
    ...Ich würde zum Harfenquartett oder 59,1 tendieren...


    Wenn es darum geht, einen Fan von 0 auf 100 zu ziehen, wird der sich bestimmt freuen, wenn er wenigstens irgendwo was wiedererkennt.


    Vielleicht magst Du vor solch einem vordergründigen Hintergrund auch 59/3 in Erwägung ziehen.
    Das Fugato des Allegro molto erklingt bekannterweise nach dem verhundsten Vorhang-Spruch Brechts am Ende jeden Literarischen Quartetts und stellte auch so einen hübschen Bezug her.


    Gruß,


    audiamus


    .

  • Zitat

    Original von audiamus
    Vielleicht magst Du vor solch einem vordergründigen Hintergrund auch 59/3 in Erwägung ziehen.
    Das Fugato des Allegro molto erklingt bekannterweise nach dem verhundsten Vorhang-Spruch Brechts am Ende jeden Literarischen Quartetts und stellte auch so einen hübschen Bezug her.


    Und wenn er das dann kennt, wiedererkennt er das Thema dann in Haydns Zigeuner-Klaviertrio G-Dur (Schlußsatz).


    :hello:


    Ulli

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Und wenn er das dann kennt, wiedererkennt er das Thema dann in Haydns Zigeuner-Klaviertrio G-Dur (Schlußsatz).


    Wenn
    man ihn denn
    zum bekennenden
    Klaviertrio-Fan
    umernennen
    will.

  • Hallo





    Ich würde empfehlen


    Haydn: op 20. die Sonnenquartette
    Schubert: Der Tod und das Mädchen und Rosamunde
    Beethoven: op 18 No 4 und op. 59 No 2 Razumovsky
    Brahms: Streichquartette op. 51 Nr 1 und 2


    Mit diesen "vier" kann man nur wahre Freude an Kammermusik bekommen.


    gruß
    roman


  • Da gibt man sich doch eh die Klinke in die Hand, wenn erst einmal die Kammermusiklunte gezündet ist. Ich weiß auch nicht, ob es so sinnvoll ist, mit Streichquartetten zu beginnen...!? Mich konnte damit 'früher' niemand hinter dem Ofen hervorlocken - auch kein Wiedererkennungswert. Ich gelangte eher über Klaviersolo, Klavier-/Violinsonate, -trio, -quartett zu den reinen Streicherangelegenheiten.


    Zum Quartettfan kam ich auch eher per Zufall. Zwar 'kannte' ich Mozarts Quartette, hab sie aber schnell als langweilig abgehakt. Das war für mich so, als habe ich als quengelndes Kleinkind den Erwachsenen bei deren langweiligem Gequassel zugehört... Und dann bekam ich damals von meiner Musikalienhändlerin als 'der neueste Schrei' die Mozartquartette mit dem Quatuor festetics aufgebrummt. Und das hatte mich ungeahnter Weise dermaßen fasziniert (vermutlich war der Zeitpunkt auch gerade günstig), daß ich (da es von Mozart nur eine Hand voll Festetics-Quartette gab) mir alternativ die Haydn-Quartette peu à peu zulegte. Da war meine Faszination komplett. Ich probierte dann Beethoven und ein paar Zeitgenossen der Wiener Klassik - und dann war es klar, daß ich meine 'neue Heimat' gefunden hatte.


    :hello:


    Ulli

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

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  • Brahms' Quartette empfinde ich noch immer als recht sperrig (obwohl ich sie schon lange ziemlich gut kenne); die würde ich zum Einstieg ebensowenig empfehlen wie Schuberts G-Dur. "Tod&Mädchen" ist m.E. wesentlich mitreißender als "Rosamunde."
    Beethovens op.74 mag ich selbst, wie gesagt, nicht besonders, daher keine Empfehlung. op.59/3 ist o.k., wobei ich vom Finale (das m.E. nix mit dem Zigeunertrio zu tun hat) abgesehen, die anderen beiden aus dem Opus vorziehe. Das in e-moll finde ich jedenfalls eingängiger als das doppelbödige in C-Dur. Es gab mal eine CD der Emersons mit 59/3 und 132 (DG Century, Millennium oder so).


    Es ist m.E. schon sinnvoll so etwas wie Debussy/Ravel oder Bartok anzubieten, weil sich dort vielleicht am wenigsten der Eindruck einstellen könnte, Kammermusik sei nur etwas für ältere Damen. (Natürlich ist dieser Eindruck, wenn er bei Haydn entstehen sollte, verfehlt, aber man kann ja auf Nummer sicher gehen...)


    Ich bin anscheinend ein noch schlimmerer Freak als ich dachte, denn mein Einstieg in die Kammermusik waren im wesentlichen Streichquartette; ich fand z.B. Musik für Klavier solo noch Jahre später oft langweilig (ich kaufte meine erste Komplettaufnahme der Beethovensonaten ca. 7 Jahre nach der der Quartette) und auch gemischte Besetzungen lange Zeit nicht so faszinierend wie Streichquart- und quintette. Nur Brahms' Klavierquintett und das H-Dur-Trio fallen mir aus meiner frühen Zeit an Besetzungen mit Klavier ein.



    :hello:


    JR

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  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    wobei ich vom Finale (das m.E. nix mit dem Zigeunertrio zu tun hat)


    Möglicher Weise habe ich das mit op. 18 Nr. 4 verwechselt?


    :hello:


    Ulli

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
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  • Hallo Johannes !


    Also ich finde zumindest das erste Quartett von Brahms überhaupt nicht sperrig.
    Debussy / Ravel oder sogar Bartok für einen "Einsteiger" in die Welt des Quartetts stehe ich kritisch gegenüber.
    Gerade bei Bartok, dessen Quartette ich sehr mag, denke ich das diese am Anfang eher abschreckend wirken können.


    :hello:


    Gruss
    Holger

    "Es ist nicht schwer zu komponieren.
    Aber es ist fabelhaft schwer, die überflüssigen Noten unter den Tisch fallen zu lassen"
    Johannes Brahms

  • Einen guten Abend allerseits.


    Wie sieht es mit jenen





    aus?


    Gruss


    Hörer



    :hello:

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  • Zitat

    Original von HolgerB


    Also ich finde zumindest das erste Quartett von Brahms überhaupt nicht sperrig.
    Debussy / Ravel oder sogar Bartok für einen "Einsteiger" in die Welt des Quartetts stehe ich kritisch gegenüber.
    Gerade bei Bartok, dessen Quartette ich sehr mag, denke ich das diese am Anfang eher abschreckend wirken können.


    Bartok sehe ich ähnlich; aber Debussy/Ravel ist eine ziemlich übliche Einsteiger-Empfehlung, weil "farbig" und nicht so "ernst" oder "schwer" wie Beethoven oder Brahms. Es war ja auch vorher überhaupt nicht bekannt, was der Kandidat sonst für Musik hört. Wenn jemand hauptsächlich bei großbesetzter Orchestermusik von Romantik bis klassischer Moderne zu Haus ist, dann ist es m.E. problematisch ausschließlich typisches von Haydn bis Brahms zu empfehlen. Ich würde sonst immer vorschlagen, Kammermusik von einem Komponisten zu hören, von dem man schon Orchesterwerke kennt (sofern er eben überhaupt nennenswertes auf dem Gebiet geschrieben hat).


    :hello:


    JR

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  • Zitat

    Spradow stellt die Frage: Welche drei bis fünf CDs würdet Ihr einem klassikerfahrenen Kammermusikneuling zum Einstieg in die Welt der Streichquartette empfehlen?


    Frank "Spradow" möchte vorerst keine genaueren Angaben zu den musikalischen Vorlieben des ihm bekannten Klassikhörers machen. Wenn er ein klassikerfahrener Kammermusikneuling ist, liegt meine Vermutung nahe, dass er entweder ein Freund der früheren bis mittleren klassischen Periode oder, und das scheint mir wahrscheinlicher, der Romantik ist. Besonders die letztgenannte Epoche kann man ohne großes Interesse für die Kammermusik erforschen und kennenlernen.


    Sollte es sich tatsächlich um den den letzteren Fall handeln, möchte ich, wie bereits oben beschrieben, die beiden Quartette von Debussy und Ravel empfehlen. Sie sind meist gemeinsam auf einer CD zu finden.


    Allerdings ist, wie ich meine, eine Beschäftigung mit der Kammermusik ohne die Kenntnis der späten Beethovenquartette ein halbherziges Unterfangen. Sehr vieles, was nach Beethoven komponiert wurde, bezieht sich auf ihn, ähnlich wie sich in der Philosophie vieles theoretische auf Kant (ob positiv oder negativ) zu beziehen scheint. Also: Ich empfehle eine CD mit zwei Quartetten zwischen op. 130 und 132.


    Wer der romantischen Musik zugetan ist, hat möglicherweise seine Freude mit den ersten beiden Quartetten von Arnold Schönberg. Deshalb auch dahingehend meine Empfehlung: Eine CD mit beiden Werken (oder nur das erste Quartett plus Streichsextett "Verklärte Nacht"; diese Kombination gibt es zuweilen). Tipp: Es ist wunderbare emotional-romantische Musik.


    Als vierte CD würde ich, wie unser Tamino-Mitglied "Hörer" auch, Dmitri Schostakowitsch empfehlen. Vielleicht gar die beiden besten Quartette dieses Komponisten, die ich noch auf einer einzigen CD erwerben konnte: das fünfte sowie das fünfzehnte Quartett.


    Ach, wir dürfen fünf CDs vorschlagen: Dann unbedingt entweder eine Mendelssohn-Cd oder eine von Zemlinsky (wobei das zweite SQ dabei sein muss).


    Sollte der betreffende Hörer kein Romantiker sein, müsste ich noch einmal korrigieren.


    PS.: Auch ich empfinde die Brahms-Streichquartette als ziemlich sperrig und somit versperrend. Da öffnen einige Klavierkammermusikwerke bzw. insbesondere die Streichquintette eher die Tür...


    Gruß,


    Uwe

    Ich bin ein Konservativer, ich erhalte den Fortschritt. (Arnold Schönberg)

  • Hallo Uwe,


    Zitat

    Original von Uwe Schoof
    Wer der romantischen Musik zugetan ist, hat möglicherweise seine Freude mit den ersten beiden Quartetten von Arnold Schönberg. Deshalb auch dahingehend meine Empfehlung: Eine CD mit beiden Werken (oder nur das erste Quartett plus Streichsextett "Verklärte Nacht"; diese Kombination gibt es zuweilen). Tipp: Es ist wunderbare emotional-romantische Musik.


    gerade Schönbergs Streichquartett Nr. 1 (d-moll, op. 7) halte ich eher für abschreckend (bis auf den 3. Abschnitt, der etwa dem langsamen Satz im traditionellen Zyklus-Schema entspricht). Als ich es die ersten Male hörte, hatte ich den Eindruck, immer wieder ein anderes Stück zu hören. Jedenfalls ist das ja schon ein nicht so übersichtliches Werk.


    Oder meintest Du das noch unnumerierte Jugendwerk in D-dur (1897)? Das ist m.E., ähnlich wie das Quartett von Ravel, eine gute Einstiegsmöglichkeit - von leichterem Charakter und doch nicht ohne Anspruch.


    Viele Grüße

  • Hallo!


    Dem Umstand, dass ich keine Angaben über den Hörer gemacht habe (ok, zwischendurch bin ich schwach geworden), liegt die Idee zugrunde, dem Thread allgemeinen Sinn über Beratung hinaus zu geben - zum Beispiel als Gedankenspiel oder als Orientierungshilfe für quartettinteressierte Forianer.



    Zitat

    Original von audiamus
    Wenn es darum geht, einen Fan von 0 auf 100 zu ziehen, wird der sich bestimmt freuen, wenn er wenigstens irgendwo was wiedererkennt.


    Ja, da ist etwas wahres dran - aber bis auf 59,3 und das Kaiserquartett fällt mir tatsächlich kein bekanntes Ohrwurmthema ein; auch in der Kammermusik mit Klavier kaum.



    Zitat

    Original von Ulli
    Da gibt man sich doch eh die Klinke in die Hand, wenn erst einmal die Kammermusiklunte gezündet ist.


    Stimmt schon. Aber warum nicht mit Quartetten anfangen? Es ist immerhin mit der Symphonie zusammen die "Königsgattung" der Instrumentalmusik, in der genug Komponisten einige ihrer ambitioniertesten Werke hinterlassen haben. Schon das sollte doch Motivation sein, sich damit zu beschäftigen, viel mehr als bei z.B. Cellosonaten oder Klavierquartetten!




    Gruß,
    Frank.

  • Schönberg op.7 ist ein ziemlicher Brocken, ganz sicher nicht zum Einstieg geeignet. Das frühe D-Dur-Werk muß man m.E. nicht gehört haben, da kann man eher erstmal die "Originale" von Dvorak oder Brahms hören.


    Ich halte das Finalfugato von op.59,3 nicht für überdurchschnittlich eingängig. Es dient halt nur schon 20 Jahre dieser Fernsehsendung als Erkennnungsmelodie.
    Eines der melodisch eingängigsten Quartette ist sicher Dvoraks "Amerikanisches", aber auch andere dieses Komponisten.
    Ebenso Haydns "Lerchen-" oder "Reiter" oder Mozarts "Jagd"-Quartette u.a.
    (bei gemischter Kammermusik natürlich noch das Forellenquintett oder Brahms op.8 usw.)


    Es ist ja nicht so, daß Komponisten grundsätzlich andere thematische oder melodische Gestalten in der Kammermusiik verwenden würden als in der Orchestermusik. ;)


    viele Grüße


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Spradow
    Stimmt schon. Aber warum nicht mit Quartetten anfangen? Es ist immerhin mit der Symphonie zusammen die "Königsgattung" der Instrumentalmusik, [...]


    Beim Literaturlesen fängt man ja auch nicht unbedingt mit Kafka an...


    Zitat

    Original von JR, dem verbleibenden Original
    Es ist ja nicht so, daß Komponisten grundsätzlich andere thematische oder melodische Gestalten in der Kammermusiik verwenden würden als in der Orchestermusik. ;)


    Einspruch, Euer Ehren! Es gibt durchaus Themen, die ausschließlich quartett- oder sinfonietauglich (mindestens aber -prädestiniert) sind. Bei nächster Gelegenheit werde ich dies gerne - bei vorhandenem Interesse - einmal erläutern.


    :hello:

    „Vielleicht werden Stockhausen und Boulez für uns mal so sein wie Brahms und Beethoven, aber zum Glück lebe ich dann nicht mehr.“
    (David Oistrach)

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  • Zitat

    Original von Ulli
    Beim Literaturlesen fängt man ja auch nicht unbedingt mit Kafka an...


    Ach, die "Kleine Fabel" ist doch so schön kurz...


    :hello:

  • Zitat

    Original von Ulli


    Einspruch, Euer Ehren! Es gibt durchaus Themen, die ausschließlich quartett- oder sinfonietauglich (mindestens aber -prädestiniert) sind. Bei nächster Gelegenheit werde ich dies gerne - bei vorhandenem Interesse - einmal erläutern.


    Das würde ich auch gar nicht bestreiten und eine entsprechende Erläuterung begrüßen. Die Frage ist eben, was man mit "grundsätzlich verschieden" meint. ;) Ich meine, daß es viele gibt, die (beinahe) austauschbar wären. z.B. typische Haydnsche andante/allegretto Variationsthemen.
    Beethoven hat, was nur sehr schwer nachzuvollziehen ist, das Thema des Finales von op.132 angeblich zuerst für die 9. Sinf. vorgesehen. Man nehme auch die Bearbeitung von op.14,1, die erstaunlicherweise funktioniert (dabei sind gerade Klavieristische Figuren oft sehr spezifisch). Oder die 7 letzten Worte
    Oder man nehme Beethoven 5. Sinf,i, sein Quartett op.74,iii und Haydns op.50,4i. Oder eine Fuge wie in op.20,5, wo es über praktisch identische Themen Chor- und Clavierfugen gab.


    Was Entwicklung, Verarbeitung und überhaupt die Gestaltung von Sätzen betrifft, gibt es natürlich viele Unterschiede. Da haben wir ja schon anderswo drüber diskutiert. Daß Sinfonien i.d.R. etwas flächiger, faßlicher, populärer sind usw.


    :hello:


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Ulli


    Beim Literaturlesen fängt man ja auch nicht unbedingt mit Kafka an...


    Aber möglicherweise beim Prosalesen, wenn man sich mit Lyrik schon gut auskennt! ;)


    Aber vielleicht wäre eine buntere Mischung trotzdem besser geeignet - zum Beispiel, weil es bei Komponisten wie Brahms und Schumann eingängigere Werke gibt als die Quartette und sonst in der deutschen Romantik ein großes Loch entstünde. Vielleicht eine CD mit Klaviertrios, eine mit Klavierquar- und/oder -quintetten, zwei mit Streichquartetten. Das würde sicherlich auch den anfänglichen Wiedererkennungswert der Werke untereinander erhöhen, der m.E. sehr wichtig ist.



    Zitat

    Einspruch, Euer Ehren! Es gibt durchaus Themen, die ausschließlich quartett- oder sinfonietauglich (mindestens aber -prädestiniert) sind. Bei nächster Gelegenheit werde ich dies gerne - bei vorhandenem Interesse - einmal erläutern.


    Das fände ich auch sehr interessant, Ulli! Mach doch mal einen Thread dazu auf!



    Gruß,
    Frank.

  • Ich würde auch Schuberts Tod und das Mädchen zum Einsteigen empfehlen, ebenso von Beethoven das op. 59/1, sehr empfiehlt sich Schostakowtischs 8. Streichquartett, Mozarts KV 421 schiene mir ein Muss, genauso wie sich Dvoraks Amerikanisches anbietet.


    Absolut essentiell ist es aber, hier hinreichend gute Aufnahmen zu finden, denn mit öden Interpretattionen kann man niemanden vom Hocker reißen, und sei die Komposition noch so gut. Was da allerdings konkret zu empfehlen wäre, hängt auch wesentlich davon ab, wie der Geschmack des zu Bekehrenden beschaffen ist....


    (ich selbst habe mit den Bartók-Quartetten begonnen, bin allerdings damals nach einer Hard Rock-Phase vom Free-Jazz zur Klassik zurückgeschritten


    :hello:

    Gruß ab


    ---
    Und ich meine, man kann häufig mehr aus den unerwarteten Fragen eines Kindes lernen als aus Gesprächen mit Männern, die drauflosreden nach Begriffen, die sie geborgt haben, und nach den Vorurteilen ihrer Erziehung.
    J. Locke

  • Das Streichquartett "Rosamunde" ist sicher ein unverzichtbares Werk



    Dvorak Streichquartett (Amerikanisches)
    Ein Ohrwurm par excellence....



    Dvorak Streichquartett (Amerikanisches)


    Bei Mendelssohn würde ich zum Einstieg die Nr 2 empfehlen.
    Ich selbst lernte dieses Streichquartett bei einem Weihnachtspreisrätsel
    von Tamino - an dem ich mich nur passiv beteiligte- kennen-
    und war restlos begeistert....



    Und last- but not least - Haydns "Kaiserquertett"


    mfg aus Wien


    Alfred

    Die Tamino Moderation arbeitet 24 Stunden am Tag - und wenn das nicht reicht - dann fügen wir Nachtstunden hinzu.....



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