Klassikinterpreten der DDR - Wer ist heute noch bekannt?

  • Hallo Rheingold,


    meine Kritik bezog sich auch gar nicht auf Schreier, sondern vielmehr das "kommerziell schwierige" Programm der CD. Da würde singen können, wer wolle... ;)


    Viele Grüße
    Frank

  • Hallo Frank, dann habe ich das missverstanden. Macht nix. So bin ich wenigstens meine Meinung losgeworden. Grundsätzlich aber stimmen wir zu der Edition ja überein.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hallo zusammen,


    ich wünsche der Serie auch viel Erfolg und interessante weitere Folgen. Ich denke auch, dass die Rahmenbedingungen vor Hintergrund des schrumpfenden Tonträgermarktes nicht einfach sind, aber ein wirtschaftlicher Erfolg ist zumindest möglich, wenn die Titel und Interpreten genug "Zugkraft" haben.


    Entsprechend der Ankündigung sollen hierbei auch Titel veröffentlicht werden, die bisher nicht auf CD vorlagen oder seit Ewigkeiten gestrichen waren.


    Die Rösel-Aufnahmen gab es 1989 bereits einmalig als CD auf dem Lunar-Label, sie waren jedoch - meine ich - seit über zwanzig Jahren nicht mehr verfügbar. Für eine Wiederveröffentlichung in der neuen Serie sprach sicherlich die Tatsache, dass das Originalalbum bereits die drei wahrscheinlich populärsten Beethoven-Sonaten zusammenfasste. Im Falle von Dieter Zechlin hätte dieses Konzept mit seinen anders gekoppelten Alben der Beethoven-Gesamtausgabe sicherlich nicht in dieser günstigen Repertoire-Fügung funktioniert.


    Auch sind die 1980 und 1982 in ausgereifter Analogtechnik entstandenen Rösel-Aufnahmen den deutlich älteren Zechlin-Aufnahmen deutlich überlegen. Ich selbst bevorzuge bei den drei wiederveröffentlichten Sonaten den Zugriff von Rösel bzw. die klug disponierten Proportionen seiner Interpretationen gegenüber den Zechlin-Aufnahmen, die ich nicht sonderlich schätze.


    Um zur neuen Serie zurückzukehren: Für den Ansatz einer anspruchsvollen Vinyl-Wiederveröffentlichug war sicherlich auch relevant, dass es sich um eine gut klingende Analogaufnahme handelt. Dies ist bei den ersten vier Veröffentlichungen sicherlich zutreffend. Interessant ist die Tatsache, dass die Vinyl-Wiederveröffentllichung teilweise vom urprünglichen Eindruck der Eterna-LP abweicht. So wird Rösels Flügel bzw. seine Anschläge in der Neuauflage präziser abgebildet, das Klavier klingt jedoch nicht ganz so körperreich und "singend" wie bei der Ursprungsausgabe.


    Bei Schreier ist die neue LP extrem dicht am Original. Bei diesem Mozart-Recital habe ich zum Vergleich mit dem Eterna-Original zusätzlich eine Decca-Pressung derselben Aufnahme aus den 70er Jahren herangezogen. Diese UK-Pressung für den US-Markt (London-Label) mit einer englischen Matrize hatte klanglich (jenseits des besseren Vinyls) gegenüber der Eterna und BC-LP keinen Vor- oder Nachteil, vor allem keine bessere Dynamik - alle Ausgaben waren geradezu erstaunlich konstant im Klangbild. Für frühe Eterna-Aufnahmen typisch erhöhter, aber nicht störender Nachhall, da die Dresdner Lukaskirche zum Zeitpunkt der Aufnahme noch nicht mit den späteren Akustik-Elementen ausgerüstet war. Das Band aus den 60ern scheint noch in sehr gutem Zustand.


    Beste Grüße


    Ottavio

  • Lieber Rheingold, liebe Taminos,


    bei der von mir (im Oper auf Deutsch-Thread) erwähnte Kegel-Diskografie handelt es sich um die im Grunde sehr gute Diskografie von John Hunt. Bis auf wenige Fehler (u.a. Bilder einer Ausstellung, wo Hunt die Eterna--Studioaufnahme von 1960 mit der ebenfalls existierenden Rundfunkaufnahme - beides RSO Leipzig - verwechselt hat), ist sie sehr gründlich mit den Daten des DRA und den Eterna-Aufnahmezetteln recherchiert. Bei Kegel bezieht sich Hunt außerdem auf die Diskografie von Helga Kuschmitz aus ihrer 2009 erschienenen Kegel-Biografie. In meiner Erinnerung sind sowohl bei Hunt als auch im Kuschmitz-Band ebenfalls die (unveröffentlichten) Rundfunk-Aufnahmen des Dirigenten verzeichnet.


    Hunts Band DDR-Dirigenten enthält außerdem die fast vollständigen Diskografien der Dirigenten Heinz Bongartz, Helmut Koch, Heinz Rögner und Otmar Suitner. Für mich ein unverzichtbares Kompendium für die genannten Künstler und ihre Eterna-Aufnahmen, dass glücklicherweise (für 34,90 €) noch verfügbar ist.




    Beste Grüße


    Ottavio

  • Gerade gestern diese LP erstanden, die in einer Übernahme von Eterna die 2. Symphonie von Tschaikowsky unter Kurt Masur und der Dresdener Phalharmonie bietet, sowie Kurt Sanderling mit der Staatskapelle Dresden und "Romeo und Julia". Beides hörenswerte Aufnahmen.

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  • Hallo zusammen,


    Berlin Classics hat in den letzten Monaten die Established-Serie fortgesetzt, in der Titel aus dem Eterna-Archiv wiederveröffentlicht werden.



    Die Bilanz fällt aus meiner Sicht gemischt aus. Manches ist bekannt und nicht vorbehaltlos zu empfehlen, etwa die 'Bilder einer Ausstellung' mit Igor Markevitch, die zu den späten und keineswegs besten Aufnahmen des Künstlers zählen. Andere Titel - wie die Beethoven-Sinfonien unter Konwitschny - haben zwar historisch eine gewisse Bedeutung, aber waren eigentlich ständig im Katalog.


    Konwitschnys Brahms 1-Aufnahme von 1962 hingegen ist eine höchst bedeutendes Dokument, das lange Zeit nicht verfügbar war. Leider bleibt die Klangqualität dieser Aufnahme hinter den internationalen Möglichkeiten der damaligen Zeit zurück.


    Wenn man die klanglichen Defizite der frühen Eterna-Aufnahmen der fünfziger und sechziger Jahre hört, so ist es umso erstaunlicher, wie sich die Aufnahmequalität in den darauf folgenden Jahrzehnten entwickelt hat. Manche Wiederauflagen haben mich klanglich tatsächlich überrascht. Das Klangbild der Ravel-Platte mit Günther Herbig fand ich in der Vergangenheit doch nicht so ganz präsent; während ich nun von der gut ausbalancierten Orchesterabbildung vor allem bei der Ma mere L'Oye-Suite sehr angenehm überrascht war.


    Die Eterna-Aufnahmen der achtziger Jahre schätze ich klanglich sehr, auch wenn sie bisweilen etwas halliger als die Aufnahmen der westlichen Majors klingen.


    Wunderbar etwa die Abbildung und die unvergleichliche Noblesse der Dresdner Staatskapelle in ihrem Wagner-Album mit Hiroshi Wakasugi, das der Tonmeister Claus Strüben in der Lukaskirche aufgenommen hat.


    Es ist kein Geheimnis, dass die DDR ein Paradies der späten Analogaufnahmen war. Auch Eterna hat erst ab Mitte der achtziger Jahre weitgehend auf Digitalaufnahmen umgestellt, aber auch danach manche Produktionen ausschließlich oder parallel in höchster Qualität analog aufgenommen. Die nun vorgelegten Titel wurden meist neu von ihren Analogbändern gemastert, so dass sich das Klangbild etwas von den bisherigen CD-Veröffentlichungen unterscheidet.


    Zu meiner Freunde bietet die Serie nicht nur Wiederveröffentlichungen populärer Aufnahmen -etwa der unterschätzten Aufnahmen der späten Mozart-Sinfonien mit Otmar Suitner-, sondern auch manche Ausgrabung. Hierzu zählt die Box mit Aufnahmen des großen Hornisten Peter Damm, die einige Werke enthält, die erstmals auf CD veröffentlicht werden.


    Besonders hervorheben möchte ich das grandiose Album 'Gala unter den Linden' (2 CDs für 10 €). Das analog aufgenommene Album wurde 1986 produziert und in der DDR zum 750-jährigen Berlin-Jubiläum veröffentlicht. In seinem sehr verdienstvollen Beiträgen hat uns 'Stimmenliebhaber' ein detailliertes Bild vom bedeutenden Ensemble der Berliner in den achtziger Jahren vermittelt. Leider waren bisher nur wenige Recitals und ältere Gesamtaufnahmen mit den Sängerinnen und Sängern der Lindenoper verfügbar. Diese im Studio produzierten Opernszenen vermitteln in hervorragender Klangqualität eine Ahnung von der künstlerischen Bedeutung und Qualität des damaligen Opernensembles. Am Pult standen die schon umfangreich gewürdigten Dirigenten Otmar Suitner und Heinz Fricke sowie die mit dem Haus verbundenen Kapellmeister Arthur Apelt und Siegfried Kurz. Aus meiner Sicht wirklich ein zentrales Dokument zur Geschichte der Lindenoper, das erstmals auf CD veröffentlicht. Ein Glück, da auch die Eterna-LP 1987 nur einmalig in relativ geringer Auflage erschienen ist und dem geneigten Sammler nicht ständig begegnet. Ein sehr guter Einführungstext rundet die aktuelle Edition ab.


    Die CD mit Aufnahmen von Jürnjakob Timm, dem langjährigen Solocellisten des Gewandhausorchesters und -quartetts, enthalten auch die ersten beiden Cello-Suiten von J. S. Bach. Diese bisher nicht als CD vorliegende Aufnahme wurde zum Bach-Jahr 1985 für die gewachsene Bach-Edition von Eterna produziert. Aus unbekannten Gründen, wurde der ursprünglich geplante Zyklus aller Cellosuiten mit Timm von Eterna nicht fortgesetzt.


    Hier die aktuellen Titel der Edition:



    Beethoven: 9 Sinfonien - Gewandhausorchester Leipzig / Franz Konwitschny


    Mahler 5 / Kindertotenlieder - Siegfried Lorenz / Staatskapelle Berlin / Otmar Suitner


    Wagner: Ouvertüren und Vorspiele - Sächsische Staatskapelle Dresden / Hiroshi Wakasugi


    Sammelprogramm: Gala unter den Linden; Opernszenen mit dem Ensemble der Deutschen Staatsoper udL mit Uta Priew, Isabella Nawe, Fritz Hübner, Celestina Casapietra, Peter Schreier, Theo Adam, Bernd Riedel, Magdalena Hajossyova, Carola Nossek, Siegfried Lorenz, Eberhard Büchner, Annelies Burmeister


    Kompilation Peter Damm: Kammermusik und Hornkonzerte (6 CDs) für aktuell 20 €


    Brahms: Sinfonien Nr. 1-4; BSO / Günther Herbig (Aufnahmen 1978-1979)


    Mozart: Sinfonien Nr. 39 und 40 - Staatskapelle Dresden / Otmar Suitner


    Ravel: Orchesterwerke (Pavane / Ma mere l'Oye / Bolero) - BSO / Günther Herbig


    Stravinsky: Feuervogel-Suite + Britten: Sinfonia da Requiem op. 20 - Staatskapelle Dresden / Rudolf Kempe


    Berlioz: Symphonie fantastique - Dresdner Philharmonie / Herbert Kegel


    Brahms 1 - Gewandhausorchester Leipzig / Franz Konwitschny


    Schumann: Cellokonzert / Tschaikowski: Rokoko-Variationen / Bach: Cello-Suiten Nr. 1 & 2 - Jürnjakob Timm (Celllo) / Gewandhausorchester Leipzig / Kurt Masur



    Viel Freude beim (Wieder-)Entdecken der Aufnahmen und der Zeitreise in das Musikleben der DDR.


    Ottavio

  • Lieber Ottavio, herzlichen Dank für deinen so informativen umfangreichen Beitrag, da ist in der Tat einiges Interessante dabei! :yes: :hello:

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Diese Serie verfolge auch ich mit Sympathie und Neugierde. Nun hat uns Ottavio genau ins Bild gesetzt. Einige Titel hatte ich noch nicht registriert und erfahre also Neuigkeiten, für die ich Ottavio danken möchte. :) Mit einigen Texten in den Booklets habe ich allerdings so meine Probleme. Das gilt auch für das Gala-Album aus der Berliner Staatsoper. Der Autor verlegt sich auf die sicheren Fakten aus der wechselvollen Geschichte des Hauses. Seine Schilderungen enden 1987, dem Erscheinungsjahr des Albums. Viel Lob und Anerkennung wird über den einstigen musikalischen Hausherrn Otmar Suitner ausgegossen, der 2010 gestorben ist. Der kam aus Österreich in die DDR, wirkt zunächst in Dresden und übernahm den Posten des Berliner Generalmusikdirektors 1964 – als der Mauerbau gerade mal drei Jahre zurück lag. Suitner – so ist zu lesen – sei "im guten Einvernehmen mit dem neuen Intendanten Prof. Hans Pischner" in der Lage gewesen, "Produktionen wie die überaus erfolgreiche Frau ohne Schatten und schließlich sogar einen Parsifal und den Palestrina herauszubringen". Daran ist nicht der geringste Zweifel angebracht, auch wenn die Inszenierungen dieser Werke noch immer als eine Art Wunder erscheinen, während sie im Westen rauf und runter gespielt wurden. Unerwähnt bleibt, dass in der Amtszeit dieser beiden Männer eine neue Produktion von Wagners Ring des Nibelungen nach dem Rheingold kurzerhand abgebrochen – wenn nicht gar verboten wurde und eine auch im Westen Aufsehen erregende Elektra gleich nach der Premiere wieder vom Spielplan verschwand. In beiden Fällen war Ruth Berghaus die Regisseurin. Wer künstlerisch und ästhetisch nicht auf Linie war, dem wurden auch an der Staatsoper die Zähne der Macht gezeigt.


    Mit Gustav Mahler tat sich die DDR schwer, obwohl die Anfänge und einige über die Jahre verstreute Aufnahmen sehr verheißungsvoll gewesen sind. Hermann Scherchen hatte noch 1960 mit dem Leipziger Rundfunk-Sinfonieorchester die 3. Sinfonie und das Adagio aus der unvollendeten 10. Sinfonie eingespielt, Leopold Ludwig die 4. Sinfonie mit Anny Schlemm in Dresden. Dort wurde auch das Lied von der Erde unter Heinz Bongartz mit Eva Fleischer und Ernst Gruber für den Rundfunk produziert. Ebenfalls aus Leipzig hat sich von 1976 die von Herbert Kegel betreute 8. Sinfonie als Live-Mitschnitt erhalten. Kegel führte dort auch weitere Sinfonien auf. Weitere Dokumente werden im Booklet zu der wiederaufgelegten 5. Sinfonie gestreift. Das Hohelied, das dort auf die Einspielung Suitners von 1984 gesungen wird, macht weniger deren Rang deutlich, als dass es sich zeigt, wie abgeschottet die DDR war. Um diese Zeit war weltweit (fast) alles aus Mahler herausgeholt worden, was möglich war. Es konnte zwischen den legendären Aufnahmen von Bruno Walter, Dimitri Mitropoulos, dem schon erwähnten Scherchen, Leonard Bernstein, Jascha Horenstein oder John Barbirolli gewählt werden. Platten, von denen sich nicht eine in die DDR verirrt hatte.


    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent


  • Hallo Ottavio


    Ich vermute mal, bzw. bin mir eigentlich sicher, daß diese genannte CD eine Übernahme /Einspielung aus der gleichnamigen Film - Dokumentation ist. 1976 /77 drehte die damalige DEFA eine filmische Dokumentation mit den seinerzeit bedeutendsten Gesangssolisten /"Stars" der Deutschen Staatsoper Berlin der 70-er /80-er Jahre. Ich meine auch ins Nachhinein - die Qualität dieser Gesangssolisten steht den heute aktuellen, ganz sicher nicht nach. Sie sind hier zu sehen und zu hören in Szenenausschnitten der damals aktuellen Opern. Interessant dabei zu beachten, die jeweiligen Kulissen und Kostüme.
    Da wurde zur Freude und zum Genuß des Publikums noch werkgetreu inszeniert. Verfälschungen, Neudeutungen und Verunstaltungen gab es damals nicht!
    Ich hatte das Glück viele dieser Künstler in ihren Opernvorstellungen viele, viele Male live zu erleben. Es sind glückliche und unvergessene Aufführungen gewesen, an die ich mich dankbar erinnere. Scherzhaft sage ich - die Deutsche Staatsoper hat mich in meinem Geschmack, meiner Bewertung und Erwartung nicht nur geprägt, sondern für alle Zeiten positiv verdorben. Die vielen großartigen dort erlebten Vorstellungen wurden für mich zu Maßstäben.
    Zurück zum Thema: Dieser Film kam 1977 in die Kinos (und alleine wegen einem Sänger und seiner Arie war ich damals bestimmt zehnmal drin). Vor fünf oder sechs Jahren ist es mir nach langer intensiver Suche und Recherche gelungen, diese DVD für viel Geld zu bekommen. Hier ist sie:


    https://www.youtube.com/watch?v=rdXZjFW6iJM


    Neben vielem anderen Höhepunkte für mich aus dieser DVD:
    Anna Tomowa - Sintow (ab Min. 8.20) viele Male live erlebt als: Tosca, Aida, Butterfly
    Isabella Nawe (ab Min. 16.20) ----------live erlebt als Gilda
    Ruggiero Orofino (ab Min. 34.00) ------live erlebt als Rodolfo, Duca, Cavaradossi, Radames, Pinkerton, Turiddu, Kalaf



    Interessenten viel Freude beim Reinhören.
    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Ich vermute mal, bzw. bin mir eigentlich sicher, daß diese genannte CD eine Übernahme /Einspielung aus der gleichnamigen Film - Dokumentation ist.


    Diese Sicherheit trügt, denn die Annahme ist falsch, es handelt sich um zwei völllig unterschiedliche Projekte: das eine war der Defa-Film Mitte/Ende der 1970er Jahre, bei dem Leute wie Tomowa-Sintow, Springer, Ritzmann oder Orofino mitwirkten, das andere waren Tonaufnahmen Mitte der 1980er Jahre mit dem damaligen Ensemble, darunter Leute wie Hajossyova, Priew, Lorenz oder Wlaschiha, die bei der Defa-Gala alle noch nicht dabei waren. Dafür waren nun Tomowa, Springer, Ritzmann und Orofino nicht mehr dabei, weil sie dem Staatsopernensemble inzwischen nicht mehr angehörten (Ritzmann war sogar schon tot). Und die Sänger, die bei beiden Projekten dabei waren, sangen nun andere Sachen. So sang Fritz Hübner in der Defa-Gala die erste Sarastro-Arie, bei der LP-"Gala Unter den Linden" war er jedoch mit der zweiten Arie "In diesen heil'gen Hallen" vertreten.

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • Diese Sicherheit trügt, denn die Annahme ist falsch, es handelt sich um zwei völllig unterschiedliche Projekte


    Danke für den Hinweis, bzw. die Korrektur. Ich sehe aber meinen Irrtum als positiv, denn das nunmehrige Wissen, daß es also nicht nur eine CD sondern auch eine DVD gibt, dürfte für an dem Thema Interessierte, eine Bereicherung sein.


    CHRISSY

    Jegliches hat seine Zeit...

  • Beim "Durchforsten" meiner LP-Sammlung fiel mir eine lange gesuchte Platte in die Hände. Mit den Solisten Clara Ebers, Ruth Keplinger, Walter Geisler, Gerhard Unger und den Dirigenten Franz von Konwitschny, Horst Stein und Mathieu Lange.

    W.S.

  • Danke, Ottavio, für die Links. Ich habe mir alles angehört. Natürlich ist auch auch Verklärung im Spiel. Warum auch nicht. Ich habe da nichts dagegen. Und warum hieß nun das Klassik-Label der DDR ausgerechnet Eterna?


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    Der Legende nach trug der Sänger Ernst Busch, auf den ja die Gründung zurückgeht - in der verlinkten Sendung wurde das auch schön deutlich - gern Hemden der Marke Eterna. Die wurden bereits seit 1863 hergestellt und waren für ihre genaue Passform bekannt. Es gibt sie heute noch. Als es nun galt, einen Namen zu finden für das Label, soll Busch der Einfall gekommen sein, auf die Hemdenmarke zurückzugreifen. Wenn ich mich recht erinnere, wird die Geschichte auch in diesem Buch sehr glaubhaft berichtet:



    Gruß Rheingold

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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  • Über die DDR-Opernsängerin Waltraud Hera ist wenig bekannt. In seiner Kolumne "Musik in Dresden" schreibt der Kritiker und Autor Boris Gruhl 2013: "Sie kam aus Bitterfeld, debütierte im damaligen Karl-Marx-Stadt, war dann von 1960 bis 1962 in Zwickau engagiert und bis 1969 in Dessau. Danach verliert sich jede Spur. Die Rede ist von Waltraud Hera, ich habe sie immer wieder mal an der Berliner Staatsoper erlebt, sie war eine zuverlässige Einspringerin als Brünnhilde in Walküre und Götterdämmerung, wenn eine der Hausgöttinnen absagen musste. Diese Partien sang sie im Dessauer Ring, in Dresden war sie eine von insgesamt sieben Besetzungen der Ortrud in der Lohengrin-Inszenierung von 1957 und eine der vier Sängerinnen, die als Brünnhilde in der Walküre zwischen 1969 und 1974 zu erleben waren."


    Diese Angaben finden sich teils im Tamino-Besetzungsarchiv ausgewählter Dresdner Inszenierungen von Stimmenliebhaber bestätigt.


    Werner-P-Seiferth+Leipziger-Beitr%C3%A4ge-zur-Wagner-Forschung-4-Richard-Wagner-in-der-DDR-Versuch-einer.jpg


    Da diese Sängerin vornehmlich in Werken von Richard Wagner auftrat, taucht sie in dem einzigartigen Buch "Richard Wagner in der DDR – Versuch einer Bilanz von Werner P. Seiferth" (Leipziger Beiträge zur Wagner-Forschung 4/2012) mit konkreten Aufführungsdaten auf, wenngleich die biographischen Angaben nicht über das hinaus gehen, was Gruhl in seiner Kolumne in Erfahrung brachte.


    Zeugnisse ihre Stimme haben sich in Deutschen Rundfunkarchiv (DRA) Babelsberg erhalten.


    Rundfunkaufnahmen

    Mozart IDOMENEO Den Vater verlor' ich (Ilia)

    Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig - Gerhard Pflüger (1969)


    Wagner TRISTAN UND ISOLDE Wie lachend sie mir Lieder singen (Isolde)

    Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig - Heinz Rögner (1967)


    d'Albert TIEFLAND Wo willst du hin? (Marta)

    Ich weiß nicht, wer mein Vater war

    Tommaso: Günter Fröhlich

    Rundfunk-Sinfonieorchester Leipzig - Adolf Fritz Guhl (1968)


    Mitschnitt

    d'Albert TIEFLAND Ohe! Ohe!

    So komm doch, komm

    Es kam in jeder Nacht ein Wolf


    Marta: Waltraut Hera

    Pedro: Erich Witte

    Nando: Kurt Reinhardt

    Tommaso: Günter Fröhlich

    Sebastiano: N.N.

    Landestheater Dessau 1962


    Es ist gewiss an die fünfzehn Jahre - wenn nicht länger - her, dass ich mit Waltraud Hera telefonierte. Ihre Nummer fand sich im Dessauer Telefonbuch. Sie war ganz erstaunt, dass sich jemand für ihr "früheres Leben als Sängerin" interessierte. Das sei für sie abgeschlossen und nicht mehr von Bedeutung. Nach der Theaterlaufbahn habe sie in der Dessauer Kulturverwaltung gearbeitet. Das Gespräch verlief sehr freundlich und aufgeschlossen. Sie war damals nach eigenen Angaben krank. Wir verabredeten aber, den Kontakt aufrecht zu erhalten mit dem Ziel, eventuelle noch vorhandene Tondokumente zu sichern. Daraus wurde leider nichts.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent