Gestern im Konzert .... der Münchner Philharmoniker

  • Hallo zusammen,


    es ist schon eine längere Zeit her, dass ich mich hier im Forum zu Wort gemeldet habe. Zum einen war ich längere Zeit im Ausland gewesen und verlor etwas den Kontakt zur deutschen Musikszene; zum anderen ist dieses Forum mittlerweile doch um einiges gewachsen und für ein Einbringen fehlt an manchen Stellen dann doch einfach das Detailwissen um noch wirklich etwas Sinnvolles (außer einem persönlichen Eindruck) beitragen zu können.


    Aber nun gut, das ist ein anderes Thema ;). Nun bin ich ja wieder in Deutschland und konnte heute Abend (bzw. mittlerweile schon gestern) ein Konzert der Münchner Philharmoniker hören. Auf dem Programm standen:


    Béla Bartók (1831 - 1945)
    Divertimento für Streichorchester, Sz 113
    1. Allegro non troppo
    2. Molto adagio
    3. Allegro assai


    Benjamin Yusupov (* 1961)
    Konzert für Violoncello und Orchester (Vier Sätze ohne Pause)


    Solist: Mischa Maisky


    - Pause -


    George Crumb (* 1929)
    Star-Child
    Parabel für Sopran, antiphonale Kinderstimmen, Mäner-Sprechchor und Glockenspieler sowie großes Orchester
    1. Vox clamans in deserto
    2. Ascensus potestatum tenebrarum
    3. Musica apocalyptica
    4. Seven Trumpets of the Apocalypse
    5. Hymnus pro novo tempore


    Silvia Spinnato, Sopran
    Philharmonischer Chor München
    Kinderchor des Staatstheaters am Gärtnermarkt
    Carlos Domínguez-Nieto, Cungki Min, Bohdan Shved, Subdirigenten
    Dennis Russell Davies, Dirigent



    Mein Eindruck dazu ... ?
    Nun, im Vorfeld erregte das Werk von George Crumb wohl am meisten Aufsehen : selten aufgeführt, riesiges Orchester mit insgesamt vier Dirigenten, einige Instrumente im Raum verteilt, mit Kinderchor, Eisenketten, Topfdeckel, Cellobogen an Chinagong und vielem anderem was sonst noch so Geräusche macht ...
    Dieses Werk interessierte mich und die beiden anderen waren beim Kauf der Karten auf jeden Fall ein nettes Programm im Gesamtpaket. Bartók ist mir natürlich ein Begriff, aber abgesehen von seinen Klavierwerken kannte ich noch nicht viel von ihm. Yusupov sagte mir (natürlich ?) gar nichts und ich war gespannt, was mich an diesem Abend erwarten würde.


    Auf allzu viele Details will ich nicht eingehen. Dafür kenne ich zu wenig aus diesen Epochen und das meiste, was ich dazu sagen könnte, würde ohnehin nur aus dem jedermann zugänglichen Programmheft (auf der Homepage der Münchner Philharmoniker) stammen.
    Bartóks 'Musiksprache' in seinem Divertimento beeindruckte mich. Er hat für seine Zeit Neues geschaffen ohne gleichzeitig alle Brücken zu Altem abzubrechen. In manchen Momenten erkannte man wirklich die Idee eines barocken 'Concerto grosso' wieder - aber barock war es eben nicht. Es war zum Teil sperrig, dann wieder eingängig und mitreissend.
    Für seine knappe halbe Stunde Dauer hatte dieses Werk für mich unglaublich viele Facetten an verschiedensten Stimmungen.


    Yusupovs Cellokonzert konnte wider mein Erwarten diese Linie sinnvoll fortsetzen. Auch er hat mit seiner Tonsprache angerührt; als "Jude, der in der tadschikischen Folklore und Kultur aufgewachsen ist und russisch-europäisch erzogen wurde" (Eigenzitat) versteht er es diese ganzen Einflüsse aus verschiedenen Kulturen in der Musik zu vereinen. Was gibt es Schöneres ?


    Und nun der Grund, warum ich diesen Thread überhaupt schreibe: Das Werk von George Crumb hat mir - gelinde gesagt - wenig mit auf den Weg geben können. Paradoxerweise beschäftigt es mich im Moment dennoch. Der 'Plan', die Idee dieses Werkes scheint großartig: Die Harmonia mundi verbindet sich mit der Harmonia humana zu einem großen Ganzen. Stellenweise lies sich die Verwirklichung dieser Idee sogar erahnen ! Als Beispiel seien die 'Planetenbahnen' genannt, die das Streicherensemble das ganze Werk über beschreiben oder auch das Verklingen derselben am Schluss des Werkes von den Soloviolinen.
    Aber im großen und ganzen ? Zum großen Teil bleibt für mich ein Nachgeschmack von zuviel an Intellektualität, von Konstruiertem. Und ausgerechnet, wo doch etwas höchst 'Spirituelles' und Abstraktes abgebildet werden soll.


    Die Reaktion des Publikums passte zu meinem Eindruck: einige wenige verließen den Saal noch vor Ende des Werks und gleich mit Beginn des Applaus leerte sich auch schon der Saal.


    Nun gut, wie auch immer. Was mich brennend interessiert (zudem ich hier im Forum weder einen Eintrag über den Komponisten noch über das Werk gefunden habe): Kennt ihr dieses Werk ? Oder ward ihr sogar bei diesem Konzert (oder werdet ihr es vielleicht noch hören ;)) ? Was sind eure Eindrücke ??


    Viele Grüße und ich freue mich auf eure Antworten ;)