Was mich an Richard Strauss fasziniert ....

  • Und selbst solche relativ selten zu beobachtenden Vorgänge wie die Verwandlung einer Frau (Daphne) in einen Lorbeerbaum kann mit dieser Musik zum Erlebnis werden.

    Herzlichst La Roche

    Wirklich selten zu beobachten! ^^

    In den letzten Jahren habe ich auch meine Liebe zu den seltener gespielten Opern wie Daphne, Danae, Intermezzo oder Ägyptische Helena entdeckt. Eben weil sie rauschhafte Passagen und Klänge bieten und weil Strauss hier, in Einheit mit den Libretti, einen Weg findet Mythologisches im 20. Jh. auf die Bühne zu bringen.


    NB: Das Skatspielen scheint uns Thüringern in die Wiege gelegt zu sein bzw. zu werden. Meine norddeutsche Frau musste es z.B. sofort lernen, als wir uns kennengelernt hatten, ansonsten hätte meine Oberhofer Oma sie nicht ins Haus gelassen :P

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Ja, und auch Textpassagen wie "Und Du wirst mein Gebieter sein und ich Dir untertan...." werden nicht kritisch hinterfragt und ob ihrer nicht mehr zeitgemäßen Aussage fast auf den Index gesetzt (jedenfalls bisher nicht), sondern genießen ob der traumhaften Musik und vieler toller Interpreten einen sehr hohen Beliebtheitsstatus - auch bei mir.

    Das Skatspielen scheint uns Thüringern in die Wiege gelegt zu sein bzw. zu werden.

    Kein Wunder. Altenburg als die Wiege des Skatspieles gehört (jetzt) politisch zu Thüringen.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Schön, dass dieser Thread ausgegraben wurde.

    Ich schließe mich La Roche und Tristan2511 an und muss gestehen, Strauss - zumindest als Opernkomponist - erst spät entdeckt zu haben.

    Wenn ich früher oft Teile aus dem "Rosenkavalier", "Salome" oder "Elektra" gehört habe, dachte ich bei mir: Warum schreibt der keine schönen Melodien? Er könnte es doch!

    Dabei dachte ich an so manches schöne Lied, das ich von ihm kannte oder an die Arie des "italienischen Sängers". Oder an die Klangfarben der "Rosenüberreichung". Oder an die faszinierende "Alpensinfonie" oder natürlich an "Also sprach Zarathustra", das zunächst durch den Film "2001 - Odyssee im Weltraum" auch bekannt geworden war, für mich aber vor allem auch, weil Elvis Presley jedes seiner Konzerte in den 70er-Jahren damit begonnen hat. Ich war damals noch mehr der Popmusik zugetan.


    Dann habe ich mich mehr mit Richard Strauss befasst (zum Beispiel hier in Salzburg sechs Aufführungen hintereinander von der "Ariadne" angesehen). Heute muss ich eher fragen: "Was fasziniert mich nicht an ihm?"

    Ich werde in den nächsten Tagen gerne in einigen Punkten meine Faszination für Richard Strauss hier auflisten.

    - Faszinierende Biografie

    - Alleinstellungsmerkmal: Der letzte Star unter den Opernkomponisten

    - Und dennoch: Kind seiner Zeit

    - Schöpferisches Genie

  • Ja, und auch Textpassagen wie "Und Du wirst mein Gebieter sein und ich Dir untertan...." werden nicht kritisch hinterfragt und ob ihrer nicht mehr zeitgemäßen Aussage fast auf den Index gesetzt (jedenfalls bisher nicht), sondern genießen ob der traumhaften Musik und vieler toller Interpreten einen sehr hohen Beliebtheitsstatus - auch bei mir.

    Und bei mir erst, lieber La Roche. ARABELLA ist auf einen der besten Texte (Hofmannsthal) komponiert, den ich kenne. Sie ist eine meiner liebsten Opern. Dramaturgisch perfekt gebaut, wie ich finde. Nichts ist zuviel oder überflüssig. Man sollte die feine Ironie, die dem ganzen Stück, das in bestimmten historischen Details sehr genau ist, untergelegt wurde, nicht überlesen und überhören. Ganz so ernst darf man das nicht nehmen mit dem "Dir untertan". Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses späte Wiener Mädl ihrem Gebieter im Alltag weder untertan sein wird, noch, dass sie ihm vom Brunnen Wasser holt. Der dürfte noch sein blaues Wunder erleben. ;) Jeder sagt immer auch ein wenig das, was der andere hören will. Nun muss man das alles auch singen, interpretieren und darstellen können. Die drei Inzenierungen, die ich über etliche Jahre verteilt in jüngster Zeit sah, erreichten mich nicht. Als besonders unanghenehm habe ich die Berliner (DOB) Aufführung in einer Tiefgarge in Erinnerung. Die Automarke "Arabella" ist doch noch kein Grund, die Oper in diesem Milieu anzusiedeln. Also höre ich das Werk meist nur noch - und das ziemlich oft. Ich komme immer wieder auf die Einspielung mit Lisa Della Casa unter Solti bei Decca zurück. Die ist nach meiner Überzeugung nie wieder erreicht oder gar übertroffen worden. Auch oder vor allem wegen der ARABELLA bin ich von Strauss fasziniert.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Man sollte die feine Ironie, die dem ganzen Stück, das in bestimmten historischen Details sehr genau ist, untergelegt wurde, nicht überlesen und überhören. Ganz so ernst darf man das nicht nehmen mit dem "Dir untertan". Ich bin fest davon überzeugt, dass dieses späte Wiener Mädl ihrem Gebieter im Alltag weder untertan sein wird, noch, dass sie ihm vom Brunnen Wasser holt. Der dürfte noch sein blaues Wunder erleben. ;)

    Lieber Rheingold1876, darüber kann man sicher höchst vergnüglich streiten. Ich bin eher geneigt, diese Passage ganz wörtlich zu nehmen. Es grüßt Hans

    ..., eine spe*ifisch deutsche Kultur ist, jenseits der Sprache, schlicht nicht identifi*ierbar.
    -- Aydan Ö*oğu*

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  • Zitat

    Ganz so ernst darf man das nicht nehmen mit dem "Dir untertan"

    Zitat

    Ich bin eher geneigt, diese Passage ganz wörtlich zu nehmen

    Arabella (zu ihrer Schwester Zdenka über einen ihrer Anbeter)

    "Er ist der Richtige nicht für mich! Er ist kein ganzer Mann. Ich könnt mich halt vor ihm nicht fürchten. Wer das nicht ist, der hat bei mir verspielt! […] Ich kann ja nicht dafür, dass ich so bin. Ein Mann wird mir gar schnell recht viel und wieder schnell ist er schon gar nichts mehr für mich! […] Ganz ohne meinen Willen dreht sich dann mein Herz und dreht sich los von ihm. Ich kann ja nichts dafür - aber der Richtige - wenn's einen gibt für mich auf dieser Welt - der wird auf einmal dastehen, da vor mir und wird mich anschaun und ich ihn und keine Zweifel werden sein und keine Fragen und selig werd ich sein und ihm gehorsam wie ein Kind."

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Zu dem, was mich an Richard Strauss fasziniert, gehören definitiv nicht die späten Opern. "Salome" und "Elektra" sind die Meisterwerke, die zu meinen liebsten Musikdramen gehören. Ich finde es sehr bedauerlich, dass Strauss nicht auf diesem Wege weitergegangen ist. Leider kam danach der "Rosenkavalier", von dem ich allenfalls noch den 1. Akt schätze. Ab dem 2. Akt stellt sich bei mir gepflegte Langeweile bis Widerwillen ein, und selbiges gilt auch für die gesamte "Ariadne auf Naxos". Die "Frau ohne Schatten" ist dann zumindest musikalisch wieder ein Leckerbissen, aber alle danach komponierten Opern reizen mich überhaupt nicht. Einmal gehört, und danach nie wieder. Was die Orchesterwerke von Strauss betrifft, so war ich in den Anfangsjahren meiner Beschäftigung mit klassischer Musik ein großer Bewunderer seiner sinfonischen Dichtungen, aber das ist lange vorbei. Die einzige, die ich auch heute noch gerne und regelmäßig höre, ist die "Alpensinfonie". Dafür kam die Bewunderung des Liedschaffens hinzu, besonders natürlich der "Vier letzten Lieder", die neben "Salome" und "Elektra" das einzige sind, was mich an Strauss wirklich fasziniert. Als Mensch ist er mir übrigens recht unsympathisch.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Der Thread heißt "Was mich an Richard Strauss fasziniert".

    Auf jeden Fall seine Biografie. Wie bei allen Menschen, die ungefähr seine Lebensdaten (1864 - 1949) aufweisen, ist es natürlich sehr faszinierend zu bedenken, was dieser Mann alles erlebt hat.

    Geboren in dem Jahr, in dem Ludwig II König von Bayern wurde, wurde Strauss Zeuge beider Weltkriege und lebte bis in die Mitte jenes Jahrhunderts, in dem wohl alle Taminos geboren wurden. Manche von uns waren schon auf der Welt, als Strauss starb.

    Anders ausgedrückt: In seiner Kindheit kamen noch laufend neue Werke von Verdi und Wagner (beide 1813 geboren) heraus, zur Zeit seines Todes von Benjamin Britten (geboren 1913).


    Was mich fasziniert, ist die Tatsache, dass die Vorfahren Richards mütterlicherseits aus der Pschorr-Bierdynastie stammen. Das ist Ur-Münchnertum! Und es erklärt wohl die Seite der Volkstümlichkeit von Strauss, der im Dialekt parlierte, um keinen Spruch verlegen war und gern Karten spielte.

    Gleichzeitig ist er aber auch der Sohn von Franz Strauss, der ein offenbar so genialer Musiker (in erster Linie Hornist) war, dass sich angeblich sogar Richard Wagner stets positiv über ihn äußerte, obwohl umgekehrt eine kategorische Ablehnung bestand. Zwischen Franz Strauss und Wagner gab es immer wieder Berührungspunkte über die Königlich Bayerische Hofkapelle.


    Dass Richard Strauss sich im alpinen Garmisch eine wunderschöne Jugendstil-Villa bauen ließ, finde ich faszinierend. Weit weg von jeder Großstadt konnte er sich zum Komponieren zurückziehen und in Ruhe leben. Und doch spielte er eine wichtige Rolle in Berlin, München, Dresden, Salzburg (beim Aufbau der Festspiele) und Wien (als Operndirektor).


    Dass er gegen Ende seines Lebens die Zeit des Nationalsozialismus durchlaufen musste, beinhaltet menschlich natürlich auch interessante (wenngleich tragische) Aspekte. Wie verhält sich ein so berühmter und gefeierter Mann? Und wie geht er in dieser Zeit damit um, dass sein einziger Sohn mit einer Jüdin verheiratet ist und seine geliebten Enkelkinder dadurch ebenfalls nicht "arisch" sind.

    Garmisch-Partenkirchen und seine jüdischen Bürger  -  1933-1945 (gapgeschichte.de)


    Das alles wäre Stoff genug für einen spannenden biografischen Roman! Zumindest für mich, denn ich liebe die Städte Salzburg, München und Wien. Ich liebe das bayerische Bier, ich liebe den Jugendstil - und ich liebe die Musik von Richard Strauss!

  • Dass er gegen Ende seines Lebens die Zeit des Nationalsozialismus durchlaufen musste, beinhaltet menschlich natürlich auch interessante (wenngleich tragische) Aspekte. Wie verhält sich ein so berühmter und gefeierter Mann?


    Unter anderem so, dass er einen Kanon für Hans Frank gedichtet und komponiert hat. Frank ist als "Schlächter von Polen" bekannt geworden und wurde in den Nürnberger Prozessen zum Tode verturteilt.


    Kostprobe: "Wer tritt herein, so fesch und schlank? Es ist der Freund, Minister Frank. Wie Lohengrin von Gott gesandt, hat Unheil er von uns gewandt. Drum ruf ich 'Lob und tausend Dank' dem lieben Freund, Minister Frank!"


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Unter anderem so, dass er einen Kanon für Hans Frank gedichtet und komponiert hat. Frank ist als "Schlächter von Polen" bekannt geworden und wurde in den Nürnberger Prozessen zum Tode verturteilt.


    Kostprobe: "Wer tritt herein, so fesch und schlank? Es ist der Freund, Minister Frank. Wie Lohengrin von Gott gesandt, hat Unheil er von uns gewandt. Drum ruf ich 'Lob und tausend Dank' dem lieben Freund, Minister Frank!"


    LG :hello:

    Straussens Rolle in der NS-Zeit ist mit Sicherheit ambivalent ubd wenig ruhmreich. Das ändert für mich nichts an seinem musikalischen Genie, aber das gilt es zu benennen. Neben solchen Gedichten ist da ja auch Platz 1 auf der Gottbegnadetenliste und der Vorsitz in der Musikkammer. Natürlich hat er sich nucht selber auf die Liste gesetzt, aber das alles hat er gerne geschehen lassen. Bei der Entnazifizierung wurde ihm politisches Desinteresse geglaubt - wahrscheinlich war das auch so. Nur leider in einem Regim, dessen Gräueltaten kein Desinteresse, zumal von führenden Stimmen des Kulturlebens, zulassen.


    Dagegen stehen das Verteidigen von Zweig bei der "schweigsamen Frau" und das Hochhalten von Bruno Walter etc. Aber wahrscheinlich eher aus künstlerischem Interesse.

    Strauss ist tatsächlich eine seltsam ungreifbare Figur in dieser Zeit. Kaum Widerstand, teilweise hoch im Absehen bei den Nazis aber gleichzeitig den Ruf eines unsicheren Kantonisten. Wahrscheinlich wollte er Annehmlichkeiten mitnehmen, Künstlerische Interessen verteidigen und möglichst schadenfrei durch die Zeit kommen. Leider ohne laut zu werden.

    Beste Grüße von Tristan2511


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  • Straussens Rolle in der NS-Zeit ist mit Sicherheit ambivalent ubd wenig ruhmreich. Das ändert für mich nichts an seinem musikalischen Genie, aber das gilt es zu benennen. Neben solchen Gedichten ist da ja auch Platz 1 auf der Gottbegnadetenliste und der Vorsitz in der Musikkammer. Natürlich hat er sich nucht selber auf die Liste gesetzt, aber das alles hat er gerne geschehen lassen. Bei der Entnazifizierung wurde ihm politisches Desinteresse geglaubt - wahrscheinlich war das auch so. Nur leider in einem Regim, dessen Gräueltaten kein Desinteresse, zumal von führenden Stimmen des Kulturlebens, zulassen.


    Dagegen stehen das Verteidigen von Zweig bei der "schweigsamen Frau" und das Hochhalten von Bruno Walter etc. Aber wahrscheinlich eher aus künstlerischem Interesse.

    Strauss ist tatsächlich eine seltsam ungreifbare Figur in dieser Zeit. Kaum Widerstand, teilweise hoch im Absehen bei den Nazis aber gleichzeitig den Ruf eines unsicheren Kantonisten. Wahrscheinlich wollte er Annehmlichkeiten mitnehmen, Künstlerische Interessen verteidigen und möglichst schadenfrei durch die Zeit kommen. Leider ohne laut zu werden.


    Genau aus diesen Gründen habe ich mich etwas gewundert, dass greghauser2002 diesen Aspekt von Strauss' Werdegang in einem Thread anbringt, der Richard Strauss als Faszinosum gewidmet sein soll. Strauss' Rolle und Verhalten in der NS-Zeit ist sicherlich ein sehr komplexes Thema, aber zum Ruhm von Richard Strauss wird es kaum beitragen können.


    Obwohl der Frank-Kanon eine unglaubliche Geschmacklosigkeit darstellt (und insofern in diesem Zusammenhang m. E. Erwähnung finden sollte), sollte man doch auch festhalten, dass es sich (rein künstlerisch betrachtet!) um ein unbedeutendes Nebenwerk handelt.


    Etwas anders sieht es da mit den berühmten "Metamorphosen" aus. Ich halte dieses Stück für geradezu genial und für eine der herausragenden Kompositionen von Richard Strauss. Trotzdem sollte man den Kontext nicht ganz vergessen, in dem Strauss dieses ausgesprochen düstere, pessimistisch klingende Werk geschrieben hat. Laut Strauss' eigenem Skizzenbuch lautete die Ausgangsidee für das Stück "Trauer um München". Strauss hat diesen großen Klagegesang also nicht etwa angesichts der millionenfachen Opfer des Nazi-Terrors komponiert, sondern weil er gesehen hat, welch zerstörerische Auswirkung der Krieg auf seine Heimatstadt hatte. Diese Art von einseitigem "Tunnelblick" ist schon bemerkenswert, wenn auch nicht im positiven Sinn. Wie gesagt: Zum Ruhm von Richard Strauss wird das Thema seines Verhaltens in der NS-Zeit kaum beitragen können...


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  • Genau aus diesen Gründen habe ich mich etwas gewundert, dass greghauser2002 diesen Aspekt von Strauss' Werdegang in einem Thread anbringt, der Richard Strauss als Faszinosum gewidmet sein soll.

    Das kann ich schnell aufklären.

    faszinierend - Synonyme bei OpenThesaurus. interessant (Hauptform) · attraktiv · faszinierend · hochinteressant · hochspannend · Interesse wecken(d) · von Interesse (für) · spannend (ugs., fig.)

    Du selbst hast eben geschrieben, dass du den einseitigen "Tunnelblick" von Strauss in der NS-Zeit bemerkenswert findest. Auch dieses Adjektiv könnte man als Synonym für faszinierend bezeichnen.


    Strauss' Rolle und Verhalten in der NS-Zeit ist sicherlich ein sehr komplexes Thema, aber zum Ruhm von Richard Strauss wird es kaum beitragen können.

    Da bin ich ganz deiner Meinung. Das wird wohl niemand behaupten.

    Es geht um die menschlichen (tragischen) Aspekte, wie ich auch geschrieben habe. Und die scheinen wir im oben gebräuchlichen Sinne des Wortes beide faszinierend zu finden.

  • Das kann ich schnell aufklären.

    faszinierend - Synonyme bei OpenThesaurus. interessant (Hauptform) · attraktiv · faszinierend · hochinteressant · hochspannend · Interesse wecken(d) · von Interesse (für) · spannend (ugs., fig.)

    Du selbst hast eben geschrieben, dass du den einseitigen "Tunnelblick" von Strauss in der NS-Zeit bemerkenswert findest. Auch dieses Adjektiv könnte man als Synonym für faszinierend bezeichnen.

    Das stimmt schon. Faszinierend im Sinne von interessant ist es schon...

    Beste Grüße von Tristan2511


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    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Zumindest für mich, denn ich liebe die Städte Salzburg, München und Wien. Ich liebe das bayerische Bier, ich liebe den Jugendstil - und ich liebe die Musik von Richard Strauss!

    Na dann Prost. Wir sind einer Meinung. Und ich spiele auch leidenschaftlich gerne Skat.

    Und doch spielte er eine wichtige Rolle in Berlin, München, Salzburg (beim Aufbau der Festspiele) und Wien (als Operndirektor).

    Nur ist es nicht gut für mein ostdeutsches Ego, daß Du Dresden nicht erwähnt hast! Die Alpensinfonie ist der Dresdener Staatskapelle gewidmet, seiner "Wunderharfe"!! Und welches Opernhaus hat mehr Strauss-Opern erstaufgeführt als Dresden?? Schwamm drüber, wie Oberst Ollendorf sagt. Das Münchner Bier (besonders das Hefeweizen) ist klar besser als das Dresdener . Aber nichts geht über Köstritzer Edelherb!. Warum nur finde ich keinen Zugang zu Heinrich Schütz??? (in Köstritz geboren).

    Herzlichst La Roche (leider nicht in Dresden erstmals als Theaterdirektor bekannt, aber München ist auch eine schöne Stadt.

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Du selbst hast eben geschrieben, dass du den einseitigen "Tunnelblick" von Strauss in der NS-Zeit bemerkenswert findest. Auch dieses Adjektiv könnte man als Synonym für faszinierend bezeichnen.


    Das ist so nicht ganz richtig. Ich habe geschrieben, dass ich Strauss' semantischen "Tunnelblick" bei der Komposition der "Metamorphosen" bemerkenswert finde, habe aber den Begriff "bemerkenswert" in diesem Zusammenhang nicht positiv, sondern abwertend gemeint.


    LG :hello:

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  • Nur ist es nicht gut für mein ostdeutsches Ego, daß Du Dresden nicht erwähnt hast! Die Alpensinfonie ist der Dresdener Staatskapelle gewidmet, seiner "Wunderharfe"!!

    Das stimmt! Sogar die Uraufführung von "Ariadne auf Naxos", meiner Lieblingsoper von ihm, fand dort statt.

    Ich ändere es oben. Danke.

  • Aber nichts geht über Köstritzer Edelherb!. Warum nur finde ich keinen Zugang zu Heinrich Schütz??? (in Köstritz geboren).

    Da muss ich einfach kurz OT drauf antworten, denn mein Stammbier ist das Köstritzer Schwarzbier, das ich zum Glück als in Norddeutschland lebender Thüringer auch hier bekomme! 8)

    Ich glaube nicht dass Strauss das kannte...

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Es ist ja offenbar nicht das Verhalten tragisch sondern das Erlebnis der Auslöschung seiner (kulturellen) Heimat, was er in den Metamorphosen so eindrucksvoll verarbeitet hat. Als Musikliebhaber sollte das eigentlich nachvollziehbar sein.

  • Dass er gegen Ende seines Lebens die Zeit des Nationalsozialismus durchlaufen musste, beinhaltet menschlich natürlich auch interessante (wenngleich tragische) Aspekte. Wie verhält sich ein so berühmter und gefeierter Mann? Und wie geht er in dieser Zeit damit um, dass sein einziger Sohn mit einer Jüdin verheiratet ist und seine geliebten Enkelkinder dadurch ebenfalls nicht "arisch" sind.

    Hier wird nun aber das Tragische eindeutig auf das Verhalten von Strauss in der NS-Zeit bezogen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

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  • Zitat von greghauser2002

    Und wie geht er in dieser Zeit damit um, dass sein einziger Sohn mit einer Jüdin verheiratet ist und seine geliebten Enkelkinder dadurch ebenfalls nicht "arisch" sind.

    Diese Aussage von dir, ist ja schon purer Antisemitismus ! :cursing:

    Das hättest du dir wahrlich sparen können!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Hier wird nun aber das Tragische eindeutig auf das Verhalten von Strauss in der NS-Zeit bezogen.

    Zunächst ist es tragisch, wenn man gegen Ende seines Lebens menschlich scheitert. Indem man ein Verhalten an den Tag legt, für das man 80 Jahre später immer noch kritisiert wird. Es wird immer einen Schatten über seine Persönlichkeit werfen. Das ist die Tragik des menschlichen Lebens an sich. Man wird den Ansprüchen nicht gerecht.

    Ich maße mir nicht an, Strauss zu verurteilen. Als viel später Geborener weiß ich nicht, was es in der Praxis bedeutet hat, in dieser Zeit leben zu müssen. Daher finde ich es für ihn grundsätzlich tragisch, dass er in seinen 70er und 80er-Jahren mit diesem Wahnsinn konfrontiert wurde.


    Besonders tragisch finde ich, dass er sich größte Sorgen um seine Schwiegertochter und Enkelkinder machen musste. Ich vermute, dass vieles von dem, was ihm heute (auch in diesem Thread) vorgeworfen wird, nicht passiert wäre, wenn er nicht aus Angst gehandelt hätte.

    Dass Millionen andere Menschen in diesen Zeiten noch Tragischeres erlebt haben, ist mir klar. Nichtsdestoweniger sehe ich auch bei Strauss etwas Tragisches.

  • Diese Aussage von dir, ist ja schon purer Antisemitismus ! :cursing:

    Das hättest du dir wahrlich sparen können!

    Auf diesen Vorwurf gehe ich nicht ein. Möge der mündige Leser selbst entscheiden, ob ich eine antisemitische Aussage getätigt habe.

    Vor allem, wenn man den Link liest, den ich beigestellt habe.

  • Diese Aussage von dir, ist ja schon purer Antisemitismus ! :cursing:

    Das hättest du dir wahrlich sparen können!


    Ich hatte greghauser2002 eigentlich so verstanden, dass er vermutet, dass Strauss sich angesichts der politischen Umstände erhebliche Sorgen um seine Familie gemacht haben dürfte. Ich finde zwar, dass hier eine etwas arg rosarote Brille auf Strauss' Position in der NS-Zeit aufgesetzt wird, aber Antisemitismus kann ich in diesen Ausführungen nicht erkennen.


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Ich vermute, dass vieles von dem, was ihm heute (auch in diesem Thread) vorgeworfen wird, nicht passiert wäre, wenn er nicht aus Angst gehandelt hätte.


    Die "Metamorphosen" sind gegen Ende des Krieges komponiert und erst 1946 uraufgeführt worden. Mit "Angst" hatte es also nichts zu tun, dass er hier seiner Trauer um die Zerstörung Münchens Ausdruck verliehen und zugleich den millionenfachen Massenmord der Nazis ignoriert hat.


    LG :hello:

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  • Möge der mündige Leser selbst entscheiden, ob ich eine antisemitische Aussage getätigt habe.

    Hast Du nicht, lieber greghauser. Vielmehr bin ich erschrocken über den Vorwurf.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Zunächst ist es tragisch, wenn man gegen Ende seines Lebens menschlich scheitert.

    Ich finde nach wie vor, dass der Begriff "tragisch" hier völlig unpassend ist. Tragisch ist es, wenn ein Unglück unverschuldet über einen Menschen hereinbricht, aber nicht, wenn er sich mit einem verbrecherischen Regime arrangiert, ja sich teilweise sogar anbiedert.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.

  • Ich erwarte von der Kulturstaatsminister*in Roth, dass im Falle des antisemitischen Faschist*en R. Strauss genauso entschlossen und nachhaltig vorgegangen wird wie im vorbildlich recherchierten und abgehandelten Falle der Benin-Bronzen zur Beglückung des nigerianischen Volkes.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich erwarte von der Kulturstaatsminister*in Roth, dass im Falle des antisemitischen Faschist*en R. Strauss genauso entschlossen und nachhaltig vorgegangen wird wie im vorbildlich recherchierten und abgehandelten Falle der Benin-Bronzen zur Beglückung des nigerianischen Volkes.

    :P

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • zur Beglückung des nigerianischen Volkes

    Das es nicht einmal gibt.

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