Was mich an Richard Strauss fasziniert ....

  • Greghausers Beitrag wurde ja gelöscht, und lesen kann ich auch, und die Besserwisser im Forum schreien gleich Hurra! :thumbdown:


    Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Greghausers Beitrag wurde ja gelöscht, und lesen kann ich auch, und die Besserwisser im Forum schreien gleich Hurra!


    Wovon redest Du? Der von Dir kritisch bewertete Beitrag ist keineswegs gelöscht worden.


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Wovon redest Du? Der von Dir kritisch bewertete Beitrag ist keineswegs gelöscht worden.


    LG :hello:

    Sorry hab es eben auch gesehen!

    Aber ich bleibe trotzdem bei meiner Meinung!


    LG Fiesco

    Il divino Claudio
    "Wer vermag die Tränen zurückzuhalten, wenn er den berechtigten Klagegesang der unglückseligen Arianna hört? Welche Freude empfindet er nicht beim Gesang seiner Madrigale und seiner Scherzi? Gelangt nicht zu einer wahren Andacht, wer seine geistlichen Kompositionen anhört? … Sagt nur, und glaubt es, Ihr Herren, dass sich Apollo und alle Musen vereinen, um Claudios vortreffliche Erfindungsgabe zu erhöhen." (Matteo Caberloti, 1643)

  • Aber ich bleibe trotzdem bei meiner Meinung!


    Begründung? Was an der Aussage ist antisemitisch?


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Ich würde hier gerne auf einen Punkt eingehen, den ich an Richard Strauss durchaus sehr faszinierend (im Sinne von "interessant") finde, mit dem ich mir aber vielleicht nicht unbedingt Freunde mache.


    Ich habe es vor erheblicher Zeit mal an einer anderen Stelle im Internet geschrieben, aber würde es hier gerne wieder anbringen: Es gibt m. E. kaum einen anderen Komponisten von solchem Rang, der in seiner Reifezeit so viele Werke geschrieben hat, die von der Nachwelt recht weitgehend ignoriert werden.


    Ich möchte dies am Beispiel der Opern erläutern. "Guntram" und "Feuersnot" werden kaum gespielt, obwohl es schwierig sein dürfte, sie als Frühwerke einzustufen (Strauss hatte bereits einige seiner bekanntesten sinfonischen Dichtungen geschrieben, als er "Guntram" komponierte). Nun gut, nehmen wir sie trotzdem erstmal aus der Betrachtung raus.


    Danach kamen die großen "Hits", nämlich "Salome", "Elektra" und "Rosenkavalier". Alle drei sind bestens im Repertoire verankert.


    Es folgten "Ariadne" und "Frau ohne Schatten", die m. E. beide immer noch auf recht ordentliche Aufführungszahlen kommen.


    "Intermezzo" und "Die ägyptische Helena" hingegen sind bezüglich ihrer Frequenz in den Spielplänen wohl nahezu randständige Werke.


    Es folgt ein erneutes "Zwischenhoch" mit "Arabella" und der "Schweigsamen Frau".


    Und nun folgt das Opern-Spätwerk... "Friedenstag", "Daphne", "Die Liebe der Danae" und "Capriccio" werden nach meiner Beobachtung kaum gespielt.


    Wenn man das bilanziert, so kommt man bei insgesamt 15 Opern auf drei ausgewachsene "Hits", vier Werke mit soliden Aufführungszahlen und acht mehr oder minder ignorierte Werke, von denen immerhin sechs nach der "Hit"-Trias entstanden sind.


    Auch die Instrumentalkonzerte werden m. E. nur begrenzt berücksichtigt. Die "Burleske" hört man im Vergleich zu anderen Werken für Klavier und Orchester aus dieser Zeit wenig, die beiden Hornkonzerte gibt es auch nur hin und wieder mal in Programmen, ebenso das Oboenkonzert, das Duett-Concertino erst recht nicht.


    Woran liegt das Eurer Meinung nach? Tut die Nachwelt Strauss hier einfach Unrecht? Oder gibt es in den Werken liegende Gründe, die zu einer solchen eher randständigen Beachtung führen?


    Eine Reihe der aufgezählten Stücke habe ich wohlgemerkt bisher noch nicht in voller Länge gehört, das sei offen zugegeben. Wohlgemerkt ist auch das vielleicht eine Aussage, wenn man bedenkt, dass ich mich seit ca. vier Jahrzehnten für klassische Musik interessiere...


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Eine interessante Frage. Ich habe diese Werke alle schon vielfach gehört und würde sagen, dass sie von ganz unterschiedlicher Qualität sind. Die reine musikalische bzw. dramaturgische Qualität wird nicht das Kriterium sein. Ich frage mich das ja sehr häufig bei Werken und Komponisten, warum die einen bekannt und erfolgreich sind, die anderen oft nicht (wesentlich) schlechteren Werke/Komponisten aber nahezu vergessen sind.

    Ich bin der Überzeugung, dass ein Kriterium der Zeitgeist ist. Dass es es gute und schlechte Zeitpunkte für Premieren gibt und das Rezeptionsgeschichten manchmal von anfang an quasi unter einem schlechten Stern stehen. Bei Strauss treffen Salome und Elektra gewissermaßen den modernen Zeitgeist und Rosenkavalier ein Zeit- bzw. Epochengefühl. Werke wie die Ägyptische Helena oder Daphne treffen dies nicht. Und auch wenn die Libretti leicht ironisch sind, scheint die Musik nicht so recht in die Zeit zu passen. Werke hingegen wie Feuersnot sind vielleicht vorsichtig gesagt einfach nichts für einen 'ewigen Kanon'.


    Und manches scheint einfach kontigent zu sein. Das Oboenkonzert wird zwar meiner Wahrnehmung nach häufiger aufgeführt als du meinst, aber es wäre auch vorstellbar, dass es noch viel mehr anzutreffen ist.


    Und die Einengung von Ouvres im öffentlichen Konzertleben erfahren ja auch die größten Komponisten. Wie oft wird eine der weniger bekannten Bach-Kantaten aufgeführt, wie oft Beethovens Violinsonaten Op. 12, wie oft Schumanns Streichquartette, wie oft Bruckners 1. Im Vergleich zu den immer wieder gespielten Werken dieser Komponisten auch sehr selten. Und ich fürchte, dass das zur sich selbst erfüllenden Prophezeihung werden kann und auch bedeutende Werke aus der Wahrnehmung verschwinden und dann nur noch von Liebhabern und Kennern wirklich gehört werden.


    D.h. ich würde sagen, dass die Nachwelt und Strauss und sämtlichen anderen Komponisten häufig unrecht tut, nicht immer mit Absicht und nicht in jedem Fall. Die Gründe dafür scheinen sehr vielfältig und nicht immer durchschaubar zu sein.

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • In Ergänzung meines vorherigen Beitrags habe ich für die Opern mal etwas Recherche bei Operabase betrieben.


    Ich habe die Spielzeit 2018/2019 betrachtet, da diese noch ohne Einflüsse der Corona-Pandemie stattfand, und habe weltweite Zahlen herangezogen.


    Demnach ist Strauss auf Platz 9 der Opernkomponisten, wenn man nach gespielten Vorstellungen geht (in seinem Fall 460). Vor ihm liegen (in absteigender Reihenfolge): Verdi, Puccini, Mozart, Rossini, Donizetti, Bizet, Wagner, Tschaikowski. Die ersten vier der genannten Komponisten kommen auf vierstellige Zahlen der gespielten Vorstellungen. Kurios ist, dass man Schikaneder aus der Statistik rausrechnen muss, er liegt dank der "Zauberflöte" in der Tabelle vor Strauss. Trotzdem ist das (in Bezug auf Strauss) insgesamt sehr beachtlich!


    Jetzt sieht man sich mal die Statistik für die Strauss-Opern an. In den Top 50 der meistgespielten Opern finden sich nur zwei Strauss-Werke (Zahl der Aufführungen in Klammern): Salome (109) und Ariadne auf Naxos (105). Zusammen machen die beiden Stücke somit knapp 47 % aller Aufführungen von Strauss-Opern aus. Dass die "Ariadne" so weit vorne liegt, hätte ich nicht erwartet. Um in die Top 50 zu kommen, brauchte ein Stück übrigens mindestens 62 Aufführungen.


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Und die Einengung von Ouvres im öffentlichen Konzertleben erfahren ja auch die größten Komponisten. Wie oft wird eine der weniger bekannten Bach-Kantaten aufgeführt, wie oft Beethovens Violinsonaten Op. 12, wie oft Schumanns Streichquartette, wie oft Bruckners 1. Im Vergleich zu den immer wieder gespielten Werken dieser Komponisten auch sehr selten. Und ich fürchte, dass das zur sich selbst erfüllenden Prophezeihung werden kann und auch bedeutende Werke aus der Wahrnehmung verschwinden und dann nur noch von Liebhabern und Kennern wirklich gehört werden.


    Vielen Dank für Deine Einschätzung!


    Bevor ich meinen Beitrag geschrieben habe, habe ich mich gefragt, ob ich mich nicht einfach irre und das ein allgemeines Phänomen für die meisten berühmten Komponisten ist. Ich glaube, dass dies nicht so ist, und zwar aus den folgenden Gründen.


    Die Oper ist eine populäre Gattung, und sie zählt innerhalb von Strauss' Werken (neben den sinfonischen Dichtungen) zu der Gattung schlechthin, welche man mit diesem Komponisten verbindet - ungefähr so wie die Sinfonien bei Haydn, die Klavierkonzerte bei Mozart, die Klaviersonaten und Streichquartette bei Beethoven und die Lieder bei Schubert.


    Bei Haydns Sinfonien und Schuberts Liedern dürfte es schlicht an der immensen Menge der Werke liegen, dass sich die öffentliche Rezeption auf einige bestimmte Werke konzentriert - bei Haydn die späten Sinfonien, bei Schubert die drei großen Liederzyklen plus ein paar "Hits".


    Bei Mozart werden ein paar der frühen Klavierkonzerte wenig gegeben, aber so ziemlich alles ab KV 271 findet m. E. Beachtung, wenn auch vielleicht mit "Schlagseite" in Richtung der späteren Konzerte.


    Die weitgehende Ignoranz gegenüber Strauss' späteren Opern wäre also eigentlich eher damit zu vergleichen, dass kaum jemand Mozarts Klavierkonzerte ab KV 466 spielen würde, oder nur wenig Interesse an den Beethoven-Sonaten ab op. 101 bestünde (oder an seinen späten Streichquartetten). Dies wäre in Bezug auf Mozart oder Beethoven fraglos eine geradezu absurde Vorstellung.


    Somit bleibt es m. E. bei einem dann doch ziemlich Strauss-spezifischen Phänomen. Die Sache mit dem Zeitgeist finde ich insofern nicht ganz plausibel, weil dieser sich rezeptionsgeschichtlich doch eigentlich irgendwann mal rausmendeln sollte.


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Die Sache mit dem Zeitgeist finde ich insofern nicht ganz plausibel, weil dieser sich rezeptionsgeschichtlich doch eigentlich irgendwann mal rausmendeln sollte.


    LG :hello:

    Schon, aber ich vermute dass die Werke dann irgendwann einfach etabliert sind und weiter gespielt werden. Dass sie sozusagen unter einem günstigen Stern ihre Rezeptionsgeschichte begonnen haben und danach im allgemeinen Bewusstsein und auf den Spielplänen verankert sind.

    Beste Grüße von Tristan2511


    "Glaubt er, dass ich an seine elende Geige denke, wenn der Geist zu mir spricht?"

    (Beethoven zu Schuppanzigh)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Hallo, Symbol,

    da drängen sich mir doch einige Fragen auf. Zuerst fällt mir auf, daß alle von Dir aufgeführten Komponisten

    (außer Mozart oder Puccini) ihren Höhepunkt im 19. Jahrhundert haben. Eine Epoche, die der Klassik und der Romantik zuzuschreiben ist, die in den Mittelpunkt ihrer Kompositionen die Melodie gestellt haben und mit Melodienreichtum Zuschauer gefangen genommen haben. Puccini ist in dieser Riege ein Übergang, der auch die Melodie in den Mittelpunkt seiner Kompositionen gestellt hat, aber gleichzeitig - sicher durch Wagners Tristanakkord beeinflußt - dissonante Musik benutzt hat. Ich denke da nur an die ersten Akkorde der Tosca, ohne Vorspiel und mit kraftvollen, eigentlich unschön klingenden Tönen die bis dato unverzichtbaren Ouvertüren ersetzt hat. Melodisch sind bei ihm aber die klangvollen Bögen in div. Arien erhalten geblieben.


    Bei Strauss wird diese Entwicklung fortgesetzt. Ich finde - ohne eigenes musikalisches Studium - bei ihm eine Unzahl melodiöser Kompositionen, die bisherigen Rezitative sind durch teilweisen Sprechgesang ersetzt. Aber er findet den Bogen zur großen Melodie in jeder seiner Opern. Im Rosenkavalier sind manchem Opernbesucher die an gesungene Sprache erinnernden Szenen nicht melodiös genug. Da reicht ein wunderschönes Terzett und ein anschließendes Duett im 3. Aktfinale nicht aus, um die ca. 30 min Klamauk vorher zu mögen. Der Text gerade beim Rosenkavalier (im 1. Akt bei "die Zeit, die ist ein sonderbares Ding" uva.) überragt in meiner Auffassung alles, was die Oper bis dahin zu bieten hatte. Aber wer geht wegen des Textes in die Oper? Ich liebe Strauss wegen dieser Kontraste in Sprache und Musik, und auch wegen seiner orchestralen Wucht in Salome oder Elektra, trotz aller Mißklänge, die Kaiser Wilhelm veranlaßt haben sollen, Strauss ein musikalisches Ende zu prophezeien. Wie bekannt ist, hat er von den Salome-Tantiemen seine Garmischer Villa erworben. Ich kann auch nicht finden, daß "die schweigsame Frau" da abfallen würde. Sir Morosus singt im 1. Akt einen Text, der zu Herzen geht - in " ja, das wäre schön", und da gibt es noch mehr, auch in den Opern mit Hofmannthals Texten..


    Ich kann mir nicht vorstellen, daß im Ranking z.B. die Carmen (wohl der einzige Hit von Bizet), oder Tschaikowski und selbst Donizetti (der in Italien, dem Land des Belcanto sicher mehr Zuspruch hat als in Deutschland) vor Strauss plaziert sind. Allerdings bemängele ich auch, daß in meinem Einzugskreis Strauss nicht die ihm gebührende Aufmerksamkeit genießt. In den 60 Jahren, in denen ich regelmäßig mein Heimattheater in Gera besuche, habe ich nur "Rosenkavalier" (3 verschiedene Inszenierungen), Salome (nur im jetzt fusionierten Altenburg) und "Ariadne auf Naxos" (in einer glanzvollen Inszenierung zu Beginn der 2000-er Jahre) erleben dürfen. Schade. Anstelle von total unbekannten Opern von total unbekannten Komponisten (die sicher auch ihre Berechtigung haben!) hätte ich mir auch lieber eine der nicht aufgeführten Strauss-Opern gesehen.


    Sicher ist Dir der Name von Schikaneder versehentlich unter die Komponisten gerutscht. Allerdings kann ich Dir folgen, daß die Zauberflöte allein alle Strauss-Opern im Aufführungsranking überbieten könnte.


    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Hallo La Roche,


    vielen Dank für Deine Ausführungen, denen ich leider kaum etwas halbwegs Angemessenes entgegnen kann, da Du Strauss' Opern ungleich besser und genauer kennst als ich.


    Auf drei Punkte würde ich nachfolgend trotzdem gerne kurz eingehen.


    Ich kann mir nicht vorstellen, daß im Ranking z.B. die Carmen (wohl der einzige Hit von Bizet), oder Tschaikowski und selbst Donizetti (der in Italien, dem Land des Belcanto sicher mehr Zuspruch hat als in Deutschland) vor Strauss plaziert sind.


    Die Statistik bei Operabase spuckt das so aus. Ob die Zahlen korrekt sind, kann ich natürlich nicht kontrollieren. Ich finde aber auch einen neunten Platz sehr beachtlich, wenn man die Konkurrenz bedenkt.


    Anstelle von total unbekannten Opern von total unbekannten Komponisten (die sicher auch ihre Berechtigung haben!) hätte ich mir auch lieber eine der nicht aufgeführten Strauss-Opern gesehen.


    Dies scheint mir ein interessantes Phänomen zu sein. Wenn ein Opernhaus mit wenig gespieltem Repertoire glänzen möchte, dann zieht man dafür in der Regel keine "Ägyptische Helena" oder "Liebe der Danae" heran. Vielleicht ist das so, weil Strauss als Opernkomponist dann doch generisch als Mainstream angesehen wird, auch wenn diese Stücke es eher nicht sind?


    Sicher ist Dir der Name von Schikaneder versehentlich unter die Komponisten gerutscht.


    Das habe ich wahrscheinlich nicht gut erläutert. Wenn man bei Operabase die Statistik abruft, listet das System Schikaneder formal unter den Komponisten auf (obwohl das falsch ist). Nun war Schikaneder natürlich kein Komponist und landet wegen seines Zauberflöten-Librettos und der Fehlzuordnung des Systems in dieser Liste, wenn auch vor Strauss. Also muss man ihn zur Ermittlung von Strauss' Rang gedanklich rausnehmen, um (korrekt) Strauss' neunten Platz bei den Komponisten zu ermitteln (in der angezeigten falschen Liste mit Schikaneder wäre er auf Platz zehn).


    LG :hello:

    "Was Ihr Theaterleute Eure Tradition nennt, das ist Eure Bequemlichkeit und Schlamperei." Gustav Mahler

  • Der Text gerade beim Rosenkavalier (im 1. Akt bei "die Zeit, die ist ein sonderbares Ding" uva.) überragt in meiner Auffassung alles, was die Oper bis dahin zu bieten hatte. Aber wer geht wegen des Textes in die Oper?

    ODgtNTM4MC5qcGVn.jpegAuch für mich ist der Text des "Rosenkavalier" einzigartig. Es gibt sehr gute Gelegenheiten, um sich damit auch separat zu beschäftigen. Bei den Wiener Festwochen - war es 1961? - wurde die Komödie von Hofmannsthal ohne Musik aufgeführt und anschließend von Preiser auf Tonträger produziert. Ochs ist der hinreißende Helmut Qualtinger. Als alternde Frau gibt Käthe Gold die Marschallin. Octavian kann hier natürlich von einem jungen Mann in Gestalt von Albert Rueprecht, der damals allerdings auch schon über dreißig war, dargestellt werden.

















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    Eine Buch, das ich überhaupt nicht mehr missen möchte, erschien 2016 im Wiener Hollitzer-Verlag. Es stellt in sehr übersichtlicher Form den originalen Text von Hofmannsthal wie er zuerst gedruckt wurde der schließlich in Musik gesetzten Fassung gegenüber. Alle Änderungen sind ganz genau dokumentiert. Einzelne Begriffe, mundartliche Wendungen und Örtlichkeiten werden penibel erklärt bzw. gedeutet. Das geht so weit, dass man beispielsweise die Route, die Ochs im Reisewagen mit seiner derben Entourage nach Wien zurücklegt, genau nachverfolgen kann.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Auch ein interessantes Werk, wobei ich nicht glaube, daß darin Begebenheiten beschrieben werden, die nicht auch schon anderswo veröffentlicht wurden:

    Die Stunde des Rosenkavalier


    Herzlichst La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Die Stunde des Rosenkavalier

    Inhaltlich steht im Vordergrund dieses Buches aber mehr die Geschichte der Dresdner Oper.

    Schnoor war nicht nur ein strammer Nationalsozialist gewesen, sondern auch ein glühender Antisemit.

    In den 1950er Jahren erregte Schnoor noch durch seinen Verriss von Arnold Schönbergs "Ein Überlebender aus Warschau" Aufmerksamkeit. ("... jenes widerwärtige Stück, das auf jeden anständigen Deutschen wie eine Verhöhnung wirken muss.")

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Inhaltlich steht im Vordergrund dieses Buches aber mehr die Geschichte der Dresdner Oper.

    Ja, das stimmt. Ich habe das Buch an der Kasse der Semperoper gekauft, anläßlich eines Opernbesuches. In der Semperoper war ich nach 1990 sicher ca. 40-50x zu Gast, aber nicht immer begeistert.

    La Roche

    Ich streite für die Schönheit und den edlen Anstand des Theaters. Mit dieser Parole im Herzen leb' ich mein Leben für das Theater, und ich werde weiterleben in den Annalen seiner Geschichte!

    Zitat des Theaterdirektors La Roche aus Capriccio von Richard Strauss.

  • Auch ein interessantes Werk, wobei ich nicht glaube, daß darin Begebenheiten beschrieben werden, die nicht auch schon anderswo veröffentlicht wurden:

    Lieber La Roche, das Buch von Schnoor hatte ich mir seinerzeit auf Deine Empfehlung hin zugelegt. Es spielte vor Jahren in einem anderen Thread eine Rolle. Es hat sich flott gelesen. Dass der Autor ein Nazi und Antisemit war, merkt man dem Buch nicht an. Ich fand es gut recherchiert. Es basiert in Teilen auf dem Briefwechsel zwischen Strauss und Hofmannsthal, der deren Zusammenatbeit anschaulich darstellt. Für mich eines der bedeutendsten Dokumente der Opernliteratur. Ich habe ihn in dieser Ausgabe:


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    "ARABELLA von Richard Strauss in München zwischen 1933 und 1968"

    ein Forschungsprojekt der Bayerischen Staatsoper.

    Danke, lieber Orfeo. Der Text findet in mir einen dankbaen Abnehmer. Von "Arabella" kann ich nicht lassen und nie genug bekommen. Sie ist nur verdammt schwer in Szene zu setzen - und zu singen. Neuere Inszsnierungen schienen mir meist ziemlich verhunzt und unstimmig - einschließlich Fahrstuhl statt Treppe. In München musste die arme Renée Fleming über Berge von Inflationsgeld ktiechen. Die Autogarage an der DOB erwähnte ich schon. Die Vorgängerinszenierung, in der es draußen schneite, als Arabella bei ihem ersten Auftritt ins Hotel zurückkehrt, war in meiner Erinnerung noch sehr poetisch.


    Und mit historischen Darbietungen, die in bewegten Bildern festgehalten sind, tue ich mich auch immer schwerer. So höre ich Strauss fast nur noch. Denn zum Glück für mich gibt es sehr gute Aufnahmen und Mitschnitte. Eine gewisse Unverwüstlichkeit strahlt für meinen Geschmack noch diese filmische Version mit Gundula Janowitz und Bernd Weikl aus:


    strauss-arabella-solti-2-dvd.jpg

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent