Opern zeitlich versetzen

  • Zitat

    Der zeitliche Abstand kann aber kein Kriterium für 'Kunst' sein, oder?


    oh doch - und das nicht nur in diesem Fall, aber das führt zu weit.


    Zitat

    Ich aber nicht. Ich meinte Mozart, Bach, Händel, Haydn und so weiter...


    ja das ist was anderes, weil da kein menschenverachtendes Regime im Hintergrund opperierte.
    Und die Musik einen ganz anderen Hintergrund hat.






    ich denke auch wir sollten lieber mal zum eigentlichen Thema zurückkommen,
    obwohl es eben schwer ist das Regietheater von der Fragestellung ganz zu lösen - denn da passiert das ja meist.




    Ich verstehe das Argument durchaus, dass man dem folgen soll, wie es nunmal im Libretto angegeben ist.
    Und ich verstehe auch das Bedürfnis nach dem optischen Spektakel ohne Moralkeule.


    Und das soll es auch nach wie vor geben - denn ich denke gerade für Leute die zum ersten Mal in die Oper gehen, sind solche Inszenierungen - vielleicht - der bessere Einstieg.


    Obwohl ich auch genau das Gegenteil kenne, da werden solche Inszenierungen eben als altbacken und "für alte Leute" angesehen.
    Das ist wohl je nach Bildung, Erwartung und kultureller herkunft völlig unterschiedlich.


    Zu einem Konsens kann man eben nur so kommen, dass man alles Sichtweisen und Regie-Modelle zuläßt.


    Ich denke dass das ohnehin das Rezept für die Zukunft in allen Bereichen sein muss - rücksicht auf alle Bedürfnisse jedes einzelnen zu nehmen.
    Es muss viele Wege geben, nicht nur einen "richtigen"




    Ich denke es kann für das Verständnis des Werkes sehr nützlich sein, wenn man eben die Inszenierung in unsere Zeit holt.
    Denn dadurch werden die Opernfiguren viel realer und glaubwürdiger, weil sie uns so näher stehen.


    Das war ja auch der Sinn hinter den damaligen Libretti, eben nicht mehr die ferne Antike und die Geschichte der Römer zu thematisieren, sondern echte Menschen der eigenen Gegenwart auf die Bühne zu bringen, denen man ihre Geschichte auch irgendwie glaubt.


    Auch wenn dann Sevilla 18. Jh. angegeben ist, kann man doch in diesem Geist verändern - so dass es eine aktuelle Geschichte bleibt und eben nicht zu einem "Historienfilm" wird.


    Ich habe zwar auch an den "Historienfilmen" meine elle Freude, aber das kann niemals die einzige Möglichkeit sein.

  • Zitat

    Tietjen und Arent


    Ist es schlimm wenn ich die beiden Herren nicht kenne ?
    Und ich kenne sie WIRKLICH nicht.
    Jetzt werde ich sie mir natürlich anschauen.
    Keine Angst ich werde hier nicht schreiben ob sie mir gefallen oder nicht.
    Und Zwischenrufer2 kann natürlich zwischenrufen - wenn es ihm Spaß macht - und ich nehme an, daß man auch micht versteht, wenn ich nach den Ereignissen der letzten Wochen besonders hellhörig bin.


    Meine Opernwelt und -ästetik ist von Zefirelli, Mauro Pagano, Hampe und Schenk geprägt, wobei ich sicher viele Namen nicht kenne.
    Die sechziger und siebziger Jahre (in den sechzigern war ich nich ein Kind, kenne sie also nur durch überlieferungen) des 20. Jahrhunderts waren in Sachen Opernausstattung (die ja zumeist mit der Inszenierung Hand in Hand geht) ein Durchbruch.
    Es entstanden Renaissancebauten, Gotische Kathedralen, Barocke Paläste, innen und aussen, die nie zuvor existiert hatten - und dennoch stilecht wirkten. Die Technik war damals bereit derart ausgefeilt, daß ein pseudorealistischer Eindruck entstand. Man verstand mit Scheinwerfern Tageslicht zu imitieren, sonnenuntergänge zu sumulieren, Geisterschiffe auf offener Bühne mittels Projektion escheinen zu lassen, die dann echte Kanonschüsse abfeuerten (Wien-Fliegender Holländer) - kurz die das meist ohnedies unglaubwürdige Operngeschehen einigermaßen glaubhaft machten.
    Ich bin einer derjenigen, die der Auffassung sind, daß die Zauberflöte ÜBERHAUPT KEINE BOTSCHAFT vermittelt - sie ist ein Märchen.
    Das wichtigste ist natürlich die Musik, nicht die gelegentlich an Stumpfsinn grenzende Handlung. ABER man kann diese Handlung derart SUGGESTIV darstellen, daß jede Kritik verschwindet, die Oper zieht erinen in den Bann. Das war sicher von Schikaneder so angedacht - viele Bühneneffekte sind verlangt - aber war zu dessen Lebzeiten nur deshalb einigermaßen durchführbar, weil das Publikum anspruchslos war.
    Heute hätte man alle Mittel zu Verfügung - und nutzt sie nicht.
    Ursprünglich waren die Inszenierungen in Straßenkleidunge und vor weissem Styropor-Hintergrund wohl aus Kostengründen entstanden.
    Heute ist aber von billig keine Rede mehr. eine eigene Clique "designt" eine Ausstattung, die man allenfalls als "zum Stück nicht kompatibel"
    bezeichnen könnte. Und das lehne ich ab.


    Der Lullist schrieb übrigens:, man möge sich an der Stilvielfalt erfreuen.
    Bedauerlicherweise existiert sowas ja nicht, denn wo immer sich diese Gruppe der Opernverbesserer etablieren konnte nahm sie alles traditionelle vom Spielplan. Und die Medien loben willfährig das - was nicht zu loben ist - weil letztlich kennt man einander ja....


    Ich hatte geglaubt hier ein Refugium der Tradition schaffen zu können - weit gefehlt. Während die Anhänger der Tradition dem Forum eher fern blieben (sie mögen - das hab ich inzwischen herausgefunden - keine Medien wo jeder mit ihnen per DU ist - und sie ungeachtet ihrer gesellschaftlichen Position kritisieren darf, bzw sich viele diese Freiheit herausnehmen)


    All diese gesellschaftlichen Fallstricke sind mir zuwider
    ICHÄ habe das Forum geschaffen, da gute Klassikzeitschriften rar sind, ebenfalls "modernisiert" wurden (Fono-Forum -einst meine Bilbel hat vor 10 Jahren mehr oder weniger die gesamte Crew gewechsel - oder sie ist weggegangen - und seither lese ich es nur mehr selten)
    aber ich habe nie vorgehabt politische Meinungen zu vertreten, ebensowenig wie persönliche Bekanntschaften oder Freundschaften zu schliessen.
    Ich strebe ein freundliches, sachlich korrektes Klima an, ohne "Kuschelkurs" oder "Feindseligkeiten"


    Ich schreibe beispielsweise zu diesem Thema rein theoretisch.
    Ich gehe nicht mehr in die Oper - denn fürs Ärgern gebe ich kein Geld aus. Die derzeitigen Sänger mögen gut sein - erreichen ihre Vorgänger nur selten. Die heutigen Dirigenten haben (für mich) kein Charisma.


    Und das werde ich immer wieder schreiben -
    ausser der Forenbetreiber verbietet es mir ;)


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Originaltext, der Lullist

    Zitat

    Zu einem Konsens kann man eben nur so kommen, dass man alles Sichtweisen und Regie-Modelle zuläßt. Ich denke dass das ohnehin das Rezept für die Zukunft in allen Bereichen sein muss - rücksicht auf alle Bedürfnisse jedes einzelnen zu nehmen. Es muss viele Wege geben, nicht nur einen "richtigen"


    Genauso sehe ich das auch, lieber Lullist! :yes:
    Liebe Grüße aus Kassel,
    Diotima. :hello:

  • Originaltext, Alfred_Schmidt

    Zitat

    Ich schreibe beispielsweise zu diesem Thema rein theoretisch. Ich gehe nicht mehr in die Oper - denn fürs Ärgern gebe ich kein Geld aus. Die derzeitigen Sänger mögen gut sein - erreichen ihre Vorgänger nur selten. Die heutigen Dirigenten haben (für mich) kein Charisma.


    Da stimme ich Dir, lieber Alfred größtenteils zu! :yes:
    Was das Charisma der heutigen Dirigenten ausmacht, so ist es wohl, wie bei manch anderen Beurteilungen, immer auch eine Subjektive. :pfeif:
    Mit lieben Grüßen aus Kassel,
    Diotima. :hello:

  • Sehr geehrter Herr Schmidt,
    Nur damit Sie nicht das Gefühl haben, in diesem Forum allein auf weiter Flur zu sein, möchte ich jedes Ihrer Worte unterstreichen.
    Auch ich bin seit den 60er Jahren an Oper interessiert und meine Aesthetik-Vorstellungen wurden massgeblich von Regisseuren wie Wieland Wagner, Zeffirelli und Otto Schenk geprägt. Seither musste ich mich bei meinen immer seltener werdenden Opernbesuchen immer mehr ägern. (Die letzte Inszenierung, die mich wirklich begeistert hat, war der wunderschöne Werther von Pierluigi Samaritani in den 80ern.)
    Einerseits hatten wir da immer weniger Sänger, die den Ansprüchen der Partien gerecht werden konnten (momentan scheint es in dieser Beziehung wieder etwas besser zu werden; ich nenne Namen wie Beczala, Netrebko, Pape etc.), aber vor allem habe ich es einfach satt die psychopathischen Darstellungen der eigenen politischen und persönlichen Probleme von sog. Regisseuren wie Konwitschny, Bieito usw. usw. über mich ergehen zu lassen. Das Übel hat für mich mit Ruth Berghaus begonnen und alle Ihre Nachfolger werden von den jeweiligen Opernrezensenten immer noch hochgejubelt, ja es ist mittlerweile soweit, dass eine hübsche Cav./Pag.-Inszenierung von Assagaroff hier in Zürich deshalb kritisiert wurde, weil sie keine Aktualisierung biete.
    Schon lange hoffe ich, dass man sich von Seiten der Regisseure endlich wieder einmal mit Demut an das zu gestaltende Werk annähert und die im Libretto vorgegebenen Schauplätze, Kostüme etc. respektiert. Leider ist im gesamten deutschsprachigen Raum aber nach wie vor nur der Einheitsbrei des Regietheaters vorhanden und ich bin schlicht und ergreifend nicht mehr dazu bereit meine Zeit und mein Geld zu verschwenden um in Werken des 18./19. Jahhunderts Leute in Strassenanzügen mit Turnschuhen oder gar Leibes(Liebes-????)übungen von entblössten Opernsängern zu betrachten. Es langweilt mich zu Tode!
    Leuten wie mir bleibt nur der Rückzug auf die Konserve, d.h. auf Verfilmungen aus Zeiten, in welchen die Oper von den Ausführenden noch ernst genommen wurden und auf Tonaufnahmen aus denselben Zeiten.
    Mit freundlichen Grüssen.

  • Zitat

    Original von Alfred_Schmidt
    Das war sicher von Schikaneder so angedacht - viele Bühneneffekte sind verlangt - aber war zu dessen Lebzeiten nur deshalb einigermaßen durchführbar, weil das Publikum anspruchslos war.


    Das ist so sicher nicht korrekt: Das damalige Publikum liebte Schikaneder genau deswegen, weil er stets die neuesten und besten Bühneneffekte präsentierte:


    „Wien, den 9ten Oktober [1791]. Die neue Maschinen-Komödie: Die Zauberflöte, mit Musik von unserem Kapellmeister Mozard, die mit großen Kosten und vieler Pracht in den Dekorationen gegeben wird […]“.


    Aber ich gebe Dir schon Recht, daß gerade die 'Zauberflöte' eigentlich unendliches Effektepotential bietet - wie lange warte ich schon auf eine Fantasyverfilmung...


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Wie der Lullist so schön schrieb, ist nicht jeder, der sich heute verherrlichende, gewissermaßen dem Regime dienliche Barockmusik anhört, gleichzeitig Royalist und Antidemokrat. Ich würde noch weiter gehen und sagen: Nicht jeder, der eine naturalistische Arent-Inszenierung schick findet, ist automatisch ein Nazi oder Faschist, wieso denn auch? Die Nazis vereinnahmten (leider) diese Art der Operninszenierung für sich, aber es gab sie doch bereits vor den Nazis und auch noch danach (Schenk, Zeffirelli usw.).


    Es geht hier doch auch um den Kunstbegriff an sich. Nur, weil ich der Auffassung bin, daß Kunst etwas Schönes ist, bin ich nun wahrlich nicht gleich ein Kulturbanause – auch wenn das heutzutage gern so suggeriert wird. Welche hochkarätigen Personen wären da nicht allesamt Banausen gewesen?


    Aber zurück zum eigentlichen Thema.


    Opern zeitlich versetzen und modernes Regietheater ist irgendwo ja untrennbar miteinander verbunden. Der Sinn einer zeitlichen Versetzung ist mir meist nicht ersichtlich. Wie Alfred schon schrieb: sie dient in allererster Linie der "Regietheatermafia", der das Publikum ohnehin egal ist. Es mag ja hin und wieder interessante Ausnahmen geben. Mehrheitlich aber verzerrt es das Werk unnötig und gegen den Willen des Komponisten.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Schon lange hoffe ich, dass man sich von Seiten der Regisseure endlich wieder einmal mit Demut an das zu gestaltende Werk annähert und die im Libretto vorgegebenen Schauplätze, Kostüme etc. respektiert. Leider ist im gesamten deutschsprachigen Raum aber nach wie vor nur der Einheitsbrei des Regietheaters vorhanden und ich bin schlicht und ergreifend nicht mehr dazu bereit meine Zeit und mein Geld zu verschwenden um in Werken des 18./19. Jahhunderts Leute in Strassenanzügen mit Turnschuhen oder gar Leibes(Liebes-????)übungen von entblössten Opernsängern zu betrachten. Es langweilt mich zu Tode!


    gebt mir die Kohle und ein gutes Ensemble und ich mach Euch eine Operninszenierung von der man bisher nur träumen konnte, wenn man alte Kupferstiche betrachtet hat :D


    "il pomo d'Oro Reloaded" ! :D:D:D



    das Problem ist, dass man dafür keinen Finanzier findet, weil die Kosten eben höher wären als bei "normalen Produktionen" und dann meist nur Leute (wie eben ich) soetwas machen können und wollen, die aber keinen Namen in der Szene haben.
    Das ganze wäre ein reines Verlustgeschäft, weil die Kosten niemals die Einnahmen tilgen würden.




    Wir haben zwar das Wissen, Kontakte und die Fähigkeit soetwas umzusetzen - einzig die Finanzierung fehlt.

  • Da

    Zitat

    s ist so sicher nicht korrekt: Das damalige Publikum liebte Schikaneder genau deswegen, weil er stets die neuesten und besten Bühneneffekte präsentierte:


    Das widerspricht meiner Ansicht keineswegs:
    Gemeint war lediglich, daß wir HEUTE die gewünschen Spezialeffekte wesentlich effizienter gestalten können.


    Theaterdonner kann heute wesentlich realistischer gestaltet werden als vor ca 200 Jahren....


    mgf aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Zitat

    Original von Joseph II.
    Opern zeitlich versetzen und modernes Regietheater ist irgendwo ja untrennbar miteinander verbunden.


    Das sehe ich anders: Wurden damals die Sujets mit der (ignorierten!) Vorschrift 'Die Szene spielt im 8. Jahrhundert' mit damals modernen Kostümen umgesetzt, so gibt es doch heute Inszenierungen, die den Librettisten beim Wort nehmen. Damit IST die Oper ja bereits damals zeitlich versetzt gewesen.


    Zitat

    Alf schrieb
    Das widerspricht meiner Ansicht keineswegs:
    Gemeint war lediglich, daß wir HEUTE die gewünschen Spezialeffekte wesentlich effizienter gestalten können.


    Du schriebst aber weiter oben:


    Zitat

    aber war zu dessen Lebzeiten nur deshalb einigermaßen durchführbar, weil das Publikum anspruchslos war.


    Es ist ja keine Frage, daß wir dies heute realistischer können - deshalb war aber das damalige Publikum keineswegs anspruchslos, sondern ggfs. noch anspruchsvoller als wir es heute sind.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

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  • Zitat

    Original von der Lullist
    Das ganze wäre ein reines Verlustgeschäft, weil die Kosten niemals die Einnahmen tilgen würden.


    Und genau das ist der springende Punkt: Eine solche Inszenierung diente einzig und allein dem Vergnügen, da war die Geldverschwendung mit eingeplant. Soetwas kostet eben... was soll's. :pfeif: Die Financiers ließen sich das gerne um des Vergnügens Willen und um ihres persönlichen Ruhms wegen etwas kosten. Diese Voraussetzungen erfüllt heute leider niemand mehr.


    Bei heutigen Theaterunternehmen sind gewinnorientiert angelegt, was nicht heißt, daß sie auch welchen machen. Daher benötigen sie große staatliche Subventionen, um überhaupt agieren zu können.


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von m.joho Leider ist im gesamten deutschsprachigen Raum aber nach wie vor nur der Einheitsbrei des Regietheaters vorhanden und ich bin schlicht und ergreifend nicht mehr dazu bereit meine Zeit und mein Geld zu verschwenden um in Werken des 18./19. Jahhunderts Leute in Strassenanzügen mit Turnschuhen oder gar Leibes(Liebes-????)übungen von entblössten Opernsängern zu betrachten. Es langweilt mich zu Tode!
    Leuten wie mir bleibt nur der Rückzug auf die Konserve, d.h. auf Verfilmungen aus Zeiten, in welchen die Oper von den Ausführenden noch ernst genommen wurden und auf Tonaufnahmen aus denselben Zeiten.
    Mit freundlichen Grüssen.


    :baeh01: :hahahaha: :baeh01:

  • In Köln hatten wir gerade eine sehr gelobte Butterfly - natürlich zeitlich versetzt. Es spielte alles im perfekt nachempfundenen 50er Jahre Look, einschließlich einer blondierten Butterfly, einem prächtigen japan. Garten in allen Wetterlagen - sogar mit Regen. Warum geht dieser Aufwand nicht für eine historisch korrekte Inszenierung? Warum wird hier mehr Miss Saigon als Madama Butterfly inszeniert?

  • Es war einmal ein Zwischenrufer,
    der rief wohl mal dazwischen -
    und wechselte nach Alfreds Zischen
    nun auch zum andern Ufer.


    :pfeif:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Originaltext m.joho

    Zitat

    Schon lange hoffe ich, dass man sich von Seiten der Regisseure endlich wieder einmal mit Demut an das zu gestaltende Werk annähert und die im Libretto vorgegebenen Schauplätze, Kostüme etc. respektiert. Leider ist im gesamten deutschsprachigen Raum aber nach wie vor nur der Einheitsbrei des Regietheaters vorhanden und ich bin schlicht und ergreifend nicht mehr dazu bereit meine Zeit und mein Geld zu verschwenden um in Werken des 18./19. Jahhunderts Leute in Strassenanzügen mit Turnschuhen oder gar Leibes(Liebes-????)übungen von entblössten Opernsängern zu betrachten. Es langweilt mich zu Tode!


    Verehrter m.joho, Du sprichst mir aus der Seele, dem ist nichts mehr hinzuzufügen!
    Mit lieben Grüßen,
    Diotima. :hello:

  • Original der Lullist

    Zitat

    gebt mir die Kohle und ein gutes Ensemble und ich mach Euch eine Operninszenierung von der man bisher nur träumen konnte, wenn man alte Kupferstiche betrachtet hat großes Grinsen


    Lieber Matthias,
    wünsch mir einen Sechser im Lotto und Du sollst das Geld bekommen! :D
    Die Operninszenierungen möche ich mir nicht entgehen lassen! Ärger über Verunstaltung wäre garantiert ausgeschlossen.
    Mit lieben Grüßen,
    Diotima. :hello:

  • Zitat

    Original von m.joho


    Schon lange hoffe ich, dass man sich von Seiten der Regisseure endlich wieder einmal mit Demut an das zu gestaltende Werk annähert und die im Libretto vorgegebenen Schauplätze, Kostüme etc. respektiert. Leider ist im gesamten deutschsprachigen Raum aber nach wie vor nur der Einheitsbrei des Regietheaters vorhanden und ich bin schlicht und ergreifend nicht mehr dazu bereit meine Zeit und mein Geld zu verschwenden um in Werken des 18./19. Jahhunderts Leute in Strassenanzügen mit Turnschuhen oder gar Leibes(Liebes-????)übungen von entblössten Opernsängern zu betrachten. Es langweilt mich zu Tode!
    Leuten wie mir bleibt nur der Rückzug auf die Konserve, d.h. auf Verfilmungen aus Zeiten, in welchen die Oper von den Ausführenden noch ernst genommen wurden und auf Tonaufnahmen aus denselben Zeiten.
    Mit freundlichen Grüssen.


    Ohh wie schön, noch jemand, dem das Regietheater nicht liegt, um es mal vorsichtig auszusprechen.
    Sei Willkommen im Kreise derer, die gerne auf das moderne Theater verzichten.
    :hello:

  • Wie ich bereits vorhin geschrieben habe, ich bin für Regietheater sehr aufgeschlossen, solange es mich anhand des Werkes, an dem es eingesetzt wurde, überzeugen kann.


    Für eine Inszenierung, die sich Regietheater nennt, aber außer modischen Schnick-Schnack nichts zu bieten hat, habe ich dagegen absolut nichts übrig (und da spare ich mir lieber das Geld für die Karte und investiere in eine CD). (Ausnahme - das Ganze ist zumindest beste Unterhaltung!)


    Wovon ich träume, sind gute, gelungene Inszenierungen, die mich persönlich ansprechen, ob mit Zeitversetzung oder nicht, ist dabei für mich nicht entscheidend.

    Il mare, il mare! Quale in rimirarlo
    Di glorie e di sublimi rapimenti
    Mi si affaccian ricordi! Il mare, il mare!
    Percè in suo grembo non trovai la tomba?

  • Zitat

    Lieber Matthias,
    wünsch mir einen Sechser im Lotto und Du sollst das Geld bekommen!
    Die Operninszenierungen möche ich mir nicht entgehen lassen! Ärger über Verunstaltung wäre garantiert ausgeschlossen.
    Mit lieben Grüßen,



    nein eine Verunstaltung in dem Sinne ist nicht zu erwarten, zwar glaube ich schon, das meine Inszenierung schon sehr befremdlich wirken würde, da ich so historisch korrekt wie möglich an die Sache heran gehen würde und das wird einfach sehr fremd sein.


    Aber es kann niemals authentisch sein, denn ich kann eben trotz aller Mühe nur meine Vorstellung realisieren.


    Aber mich reizt das Experiment.


    Formal wäre es schon so:
    alte Instrumente / historisch infortmierte Aufführungspraxis
    barocke Gesten beim Singen
    historisch korrektes Ballett
    historisch fundierte Kostüme
    gemalte Kulissen ( egal wie man das sehen mag, ich empfinde gemalte Kulissen immer als etwas ganz besonderes)


    Der Gedanke ist zumindest für mich faszinierend so etwas zu erleben.


    Wie ist das wenn ein Opernsaal nur von Kerzen erleuchtet ist.
    Wenn Publikum und Darsteller historische Kostüme tragen.
    Wenn eine richtige barocke Theatermaschine zum Zug kommt.
    Dann eben auch die "Unruhe" im Zuschauerraum - die müsste man daher akzeptieren, da das für mich in dem Moment dazu gehört.


    Ich denke aber dass das gesamte Ergebnis ziemlich eindrucksvoll sein könnte.


    Mag sein dass man das dann als Museum oder langweilige Reproduktion abstraft - aber das würde mich dann echt wenig interessieren.


    Aber ich sehe das eben wie in der Musik, da hat man die HIP Bewegung auch zuerst belächelt.



    Also falls jemand das sponsern will - ich mach das sofort :D


    (Die Kosten würde ich so auf 250.000 Euro vorsichtig schätzen - allerdings ohne Theatermaschine

  • Original, der Lullist

    Zitat

    Aber mich reizt das Experiment. Formal wäre es schon so: alte Instrumente / historisch infortmierte Aufführungspraxis barocke Gesten beim Singen historisch korrektes Ballett historisch fundierte Kostüme gemalte Kulissen ( egal wie man das sehen mag, ich empfinde gemalte Kulissen immer als etwas ganz besonderes) Der Gedanke ist zumindest für mich faszinierend so etwas zu erleben.


    Der Gedanke reizt mich nicht minder, das würde ich mir brennend gerne ansehen!
    Man sollte die Hoffnung nie aufgeben! In diesem Sinne warte ich auf die Premiere der ersten Operninszenierung unter der Leitung von Chefdramaturg, Matthias Richter! :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel: :jubel:
    Mit herzlichen Grüßen,
    Diotima.

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  • Lieber Mm.joho,


    herzlich willkommen im Club der "Staubis",
    eine Runde, die mit jeder "modernen" Inszenierung größer wird.


    Liebe Grüße -


    vom Operngernhörer :hello:


  • Naja, wenn "das Publikum" trotzdem kommt und nur entrüstet ist, funktioniert es ja ganz gut. Und dann ist noch die Frage, wer wie oft zu welcher Aufführung kommt und wann entrüstet ist. Außerdem haben die von Dir wahrscheinlich nicht als solche gesehenen Künstler durchaus ihre Fans, wie man hier im Forum ja auch schön sehen kann.


    Zitat

    Es mag Opern geben die in der Tat so verstaubt sind (Ich erlaube mir hier vorsichtig Kienzls Evangelimann zu nennen) daß man sie DERZEIT nicht
    spielen kann - es sei denn als historisches Lehrstück.


    ?(
    Was hast Du gegen den Evangelimann? Und was soll ein "historisches Lehrstück" sein?

  • Allmählich droht der Thread zu einem Staubijubelthread zu entgleisen. Und das war nicht was ich meinte, als ich diesen Thread startete.


    Laß ich darum mal eine konkrete Frage stellen: wenn dauernd immer neue Inszenierungen gemacht werden, muß einmal die Zeit anbrechen, daß es keine Menschen mehr gibt, die noch die alten, verstaubten Inszenierungen kennen.
    Dann kann man doch schwer noch von "verstaubt" reden, höchstens von unbekannt.


    Der Lullist schrieb außerdem etwas, daß ich auch stark befürworte


    Zitat

    Ich verstehe das Argument durchaus, dass man dem folgen soll, wie es nunmal im Libretto angegeben ist.
    Und ich verstehe auch das Bedürfnis nach dem optischen Spektakel ohne Moralkeule.


    Und das soll es auch nach wie vor geben - denn ich denke gerade für Leute die zum ersten Mal in die Oper gehen, sind solche Inszenierungen - vielleicht - der bessere Einstieg.


    Es könnte einen Kompromiß geben:
    Wenn nicht dauernd immer dieselben Opern "rekreiert" werden, sondern unbekannte Opern aus der Versenkung geholt werden (es gibt davon abertausende), kann viel mehr "altmodisch" inszeniert werden.
    Mann könnte dann in einigen Theatern die Dauerrenner am laufenden Band aufführen lassen. Und da könnten Regisseuren sich ausleben.


    LG, Paul

  • Lieber Matthias,


    deine Ideen sind wunderbar, ich hätte evtl. ein Opernensemble parat...na, wie wär es?
    Wir hatten am Samstag ein Opernkonzert "W.A. Mozart gibt sich die Ehre", ein ganz kleines entzückendes Theater, mit dem ältesten Vorhang von Deutschland, das könnte ich mir gut vorstellen um deine Ideen auf die Bühne zu bringen.

  • Würde ich sofort machen.


    Ich hätte noch Kontakte zu HIP Musikern und Tänzern. :D


    Kostümdesign, Bühnenbilder usw. entwerfe ich ja auch so schon.



    Aber bis zum Samstag dürfte das etwas knapp sein :wacky:



    Aber man muss ja nicht gleich mit Mamut - Inszenierungen starten.
    Das habe ich mir eh abgewöhnt.


    Mit Kostümen, Tanz, gemalten Kulissen und entsprechender Regie kann man eigentlich schon einiges rausholen.



    Was ich z.B. immer noch versuche sind reine Konzerte mit barocker Musik entsprechend zu inszenieren, denn damals gab es ja die heutige Konzertsituation nicht.
    Daher ist meine Überlegung, das Pferd von der ganz anderen Seite aufzuzäumen und die Musik das tun zu lassen, wozu einmal gedacht war.
    Denn ich glaube dass dann die Wirkung der Musik überzeugender ist, denn diese Musik braucht meiner Meinung nach einfach Bilder.


    :hello:


    Für eventuelle Engagements: Baroqueart@gmx.de:D

  • @ operngernhörer
    Es ist wohl kaum erstaunlich, dass wir, Alten, bzw. "Staubis" uns hier empören. Schliesslich sind wir diejenigen, die mit zehntausenden von Franken (bzw. Euros) an Steuerngeldern die Bedürfnissen der Jung-Alternativen befriedigen und keine Gegneleistungen bekommen, die unseren Ansprüchen gerecht werden!
    Mit freundlichem Gruss
    "Musik ist eine heilige Kunst"

  • an erster Stelle wäre es Idomeneo von Mozart, weil ich glaube, dass die gesamte Partitur, wie auch das gesamte Libretto eben nicht gekürzt werden müssen (schon gar nicht das Ballett)


    Das würde mich sehr reizen, diese Oper in einem solchen historienmäßigen Rahmen umzusetzen.



    dann Lullys Alceste, das wäre eine absolute Herausforderung und da müsste man wohl auch enorme Resourcen zusammen bekommen.



    das dritte was ich machen möchte, ist keine historische Oper in dem Sinn.
    Ich habe da selbst ein Pasticcio zurecht gefummelt, bestehend aus Szenen und Musik von Lully, Cesti, Cavalli, d'Assoucy u.a. Komponisten des Hochbarock.
    Das ganze ist in der Art eines Ballet de Cour aufgezogen, in Verbindung mit einem "barocken Carrousel"


    das ganze heißt "Ballet des Dieux" und beschreibt in dem Prolog den Zwist der Halbgötter, Helden und Götter des Olymp, wer von ihnen nun der mächtigste sei.


    Die 3 Schicksalsgöttinnen erscheinen, denn sie stehen als einzige über allen Göttern und bieten sich als Jury an.
    das witzige ist ja, dass sie sich zu dritt ein Auge teilen :D



    Dann folgen diverse Entrees in denen die Helden und Götter ihre größten Taten nochmal erzählen.
    geplant sind z.B.


    Die Hochzeit der Tetis
    Die Feste des Bacchus und der Flora
    Proserpina und Pluto
    Perseus und Andromeda
    Herkules und seine 12 Aufgaben
    Theseus
    Mars & Venus
    Der Triumph der Sonne


    Zum Schluss versammeln sich alle im Olymp um das Urteil zu erwarten, doch bevor die Göttinen eine Wahl treffen können, bricht der Himmel auf und die Sonne tritt auf den Plan.
    Ihr müssen sich alles Götter und Helden unterwerfen.




    Ich hatte das mal für Kassel geplant, als Freilicht - Veranstaltung auf der Orangerie Wiese.


    Dazu hätte eine spezielle Bühne errichtet werden müssen.


    Hier mal die Grafik, die ich dazu gemacht hatte:



    (das Bild werde ich im Laufe des Abends wieder löschen, man muss ja vorsichtig mit seinen Ideen sein....)


    Der gelbe Bereich ist die Bahn auf der sich die Tänzer, Pferde und Festwagen bewegen. Die Festwagen entsprechen dann immer dem jeweiligen Entree.
    Der blaue Bereich sollte für die Zuschauer vorgesehen sein.


    Die Musiker wären rechts und links neben der Bühne (die mit Fontänen und Feuerwerk präpariert gewesen wäre)
    Die Bühne hätte zudem in der Zentralpersktive noch den Schlosspark mit einbezogen.
    Und diese Bahn um die Bühne herum wird dann auf einmal auch zur gedachten Umlaufbahn der Planeten um die Sonne.
    Denn zum großen Finale sollen alle Beteiligten diese Umlaufbahn beschreiten.


    Das hat also nichts mit Werktreue direkt zu tun, sondern wäre eine freie Interpretation eines barocken Spektakels.
    Also mehr dem Geist des Barock geschuldet, als jetzt einem bestimmten Werk.


    Was das kosten würde, wage ich jetzt mal nicht zu schätzen :wacky: :pfeif:

  • Wesentlich interessanter fände ich es schon, Sie würden ein Werk des üblichen Opernrepetoire, sprich einen Massenet, einen Veristen, einen Verdi oder Wagner isnzenieren, ales ein Werk bei dem es eher um eine gelaüfige Grugel geht ;)

  • das wäre sicherlich naheliegender um gleich die ganze Kritik auf sich zu ziehen :D


    Aber mir liegen diese Werke überhaupt nicht, daher glaube ich nicht, dass ich zur Zeit da eine annehmbare Inszenierung entwickeln könnte.



    Das mag in Zukunft bestimmt anders werden, aber im Moment habe ich da keine Ambitionen.
    Aber rein statistisch habe ich noch gute 50 Jahre vor mir, da wird noch einiges möglich sein :D

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