Im letzten Symphoniekonzert des Gürzenich-Orchesters in der Kölner Philharmonie dirigierte Stenz die 6. in der folgenden Reihenfolge:
Allegro
Andante
Scherzo
Allegro
Eine Tage vorher beim "Philharmonie Lunch" (einer öffentlichen Probe) wurde das Andante zweimal gespielt/geprobt, ich meine mich zu erinnern, daß Stenz die Probe mit ein paar Worten ankündigte ´daß man den 3. Satz spielen würde`. War zufällig noch jemand da, dem die "Verwechslung" aufgefallen ist? Das Thema (Umstellung der Sätze 2 und 3) wurde hier bereits behandelt. Im Programmheft des Konzertes schreibt Dr. Kerstin Schüssler-Bach dazu:
"Aus dieser Rezension (Kritik der UA von L. Schmidt im Berliner Tageblatt) geht zugleich die Umstellung der Satzreihenfolge bei der Uraufführung hervor: Augenzeuge Schmidt nennt das Andante vor dem Scherzo, und diese Abfolge hat Mahler nicht nur in Essen, sondern auch bei späteren Aufführungen dirigiert. Allerdings hatte er sich erst nach der Generalprobe dazu entschlossen, während das Scherzo in der schon Monate vor der Uraufführung gedruckten Partitur noch vor dem Andante steht."
Das Konzert hat - mit allen Hintergrundinformationen die ich über Mahler weiß - einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen. Auch wenn ich den 1. Satz in seinem Marschduktus viel zu hektisch interpretiert fand, eben habe ich überprüft, daß der Satz bei Stenz genauso lange dauert wie in der Einspielung mit Abbado und den Berliner Philharmonikern. Ein ähnliches `atmen der Musik` wie im Andante der 6. ist mir bis jetzt nur im Andante von Beethovens` 9. aufgefallen.
Humorvoll liest sich im Programmheft die Beschreibung einer Karikatur zur 6. Sie soll auf die "Profanitäten" wie Herdenglocken und den Hammer (der in der Kölner Aufführung 3x schlug) anspielen. "Mahler steht zwischen Kuhglocken, Ratsche und Hammer und hält verzweifelt eine Hupe in der Hand: "Herrgott, dass ich die Hupe vergessen habe! Jetzt kann ich noch eine Sinfonie schreiben!""
Sophia