Christian Thielemann – Meine liebsten Aufnahmen

  • Wenn man auf amerikanischen Straßen und Highways zügig vorankommen will, muß man den Satz "keep the lane" beachten - "in der Spur bleiben" - oder hier: Beim Thema.


    Das lautet: Meine liebsten Aufnahmen von .... :boese2:


    Wer etwas anderes zum Ausdruck bringen will: Es gibt schon einen allgemeinen Thread zu Herrn Thielemann:


    Christian Thielemann - Hoffnungsträger der Tonträgerbranche ?


    LG


    :pfeif: :pfeif:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Zitat

    Original von Luis.Keuco
    Das bringt uns in der Diskussion zu folgender Frage:
    Wer hat wieviele CDs von Thielemann zu Hause?


    Auch die größten Barenboim-Kritiker und Pavarotti-Ablehner haben doch ein paar sog. Referenzaufnahmen mit den beiden im Regal, oder?
    Barenboim: Veilleicht was Kammermusikalisches mit du Pré, eine Wagneroper oder eine Violinkonzerteinspielung mit den -mans.
    Pavarotti: 3 Tenöre in Rom 1990? (kommt schon, traut euch! Das Nessun dorma ist doch wirklich zum Niederknien) Turandot mit Mehta? La Bohème?


    Ich antworte mal auf alle drei, weil ich tatsächlich auch Barenboim und Pavarotti nicht leiden kann.


    Barenboim: Sämtliche Mozart-Klavierkonzerte (EMI LP-Box)
    Pavarotti: Seine erste Solo-LP - die war von 1971, glaube ich, da ist er noch ohne Bart auf dem Cover abgebildet (Decca)
    Thielemann: Schönberg/Wagner: P und M, Sigfried-Idyll (DG)


    Zum "Erwerb" dieser CD: Als ich sie mir besorgte, war das risikolos - sie kam aus der Bibliothek. Meine Vorbehalte gegenüber Thielemann habe ich hauptsächlich nach seiner Bruckner 5 in Berlin entwickelt - und da war die CD schon lange kopiert. Sie hat inzwischen etwas Staub angesetzt, aber gelegentlich höre ich sie doch. Ich finde sie besser gelungen als das meiste andere, was ich mit ihm gehört habe.
    Aber trotzem... besonders großartig finde ich sie nicht.


    :hello:
    M.

  • Lieber Herr Kral,


    ein Thread um Thielemann, so harmlos er anfängt, wird interessanterweise ganz schnell zu einem Richtungsstreit. Ich weiß auch nicht, woran das liegt.


    Ich habe meinen letzten Beitrag aber bewusst so formuliert, dass neben den Thielemannbefürwortern (z. B. zuletzt novecento; ich meine das jetzt auch nur musikalisch und will gar nicht wieder mit der Pfitzner-Seitenscheitel-Nummer kommen) auch die kritischen Hörer aufgefordert werden, konkrete Werke zu benennen, die sie eben nicht schätzen. So tragen wir evtl. eine schöne Liste an Werken zusammen, die uns ein differenziertes Bild über die Arbeit Thielemanns liefert. Man könnte das Thema also erweitern: Christian Thielemann - meine liebsten (Grauen-)Aufnahmen.
    Vielleicht finden Gegner und Fans dann beim einen oder anderen Werk mal Übereinstimmungen. Ich bin ohnehin überrascht, wie wenige Werke seiner Diskographie tatsächlich bislang erörtert wurden. Eigentlich nur Bruckners 5. (evtl. weil billig zu haben und deshalb von vielen gekauft) und Beethoven, mit Abstrichen Schumann. Zu Pfitzner kommen die üblichen Kommentare, aber wie ich in der Threadliste gesehen habe, wird ja jetzt schon parallel über ein Pfitzner-Revival diskutiert.
    Was ist denn aber mit Strauss, z. B. Ein Heldenleben, was mit Wagner (sowohl Opern als auch Werkteile, z. B. die Ouvertüren)? Was ist mit Carmina Burana?
    Wo sind die Parsifal-Hörer? Immerhin wurde mit viel Aufwand eine Studioproduktion (!), ich glaube sogar Abbey Road, unter Domingo aufgezogen, mit Domingo in der Hauptrolle, um das Werk aufzunehmen. Und da diskutierte die Fachwelt deutlich mehr über Domingos Qualität als über Thielemann (der kam eigentlich meistens gut weg).


    Also: Das Thema soll schon so bleiben, aber weil Thielemann so schön als Zankapfel fungiert, sollen mal alle die Hosen runter und die Türen zu ihren Sammelzimmern offen lassen, damit wir hier eine etwas fundiertere und v. a. musikalisch anspruchsvolle Diskussion haben.

  • Zitat

    Original von novecento
    ...Dann schlließlich, im April diesen Jahres, hörte ich Bruckners 3te in der Urfassung mit den Münchner Philharmonikern unter dem Dirigat Christian Thielemanns.


    Thielemann brucknert offenbar durchaus fleißig - aber warum zum Teufel gibt es auf CD immer noch nur seine Aufnahme der Fünften? Das kann ich mittlerweile kaum noch nachvollziehen. Gerade diese Dritte würde mich auch sehr interessieren.

  • Eine Aufnahme, die man noch erwähnen sollte, sind seine "Meistersinger" aus Bayreuth. Ich habe den 2002er Mitschnitt. Vielleicht nimmt er ihn ja im Studio auch noch auf. Idealerweise in Dresden mit der Staatskapelle, sofern das was wird. :yes:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Nun ist CHRISTIAN THIELEMANN wohl auch in des bayerischen Freistaates Orchestermetropole angeblich durch einstimmigen Beschluss der politisch Verantwortlichen entlassen worden.


    Nicht zum ersten Mal ; glaubt man den Gazetten.



    Es wird Thielemanns ohnehin problematischem Ruf noch mehr geschadet haben .


    Persönlich kenne ich seit seiner heiss diskutierten Bruckner-Symphonie (DGG) keine Aufnahme von ihm, die einem internationalen Vergleich standhallten würde.


    C. Thielemann scheint den falschen karriereträchtigen Weg gegangen zu sein.


    Eben auch ein Weg.


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

  • Es gab mal vor ein paar Jahren den Plan einer "Meistersinger"-Aufnahme Thielemanns bei der DG (unter anderem mit Quasthoff als Beckmesser), der aber aus Kostengründen wieder fallen gelassen wurde. Als "Trostpreis" fungierte dann die DVD-Aufzeichnung der 2008er Wiederaufnahme der "Meistersinger" an der Wiener Staatsoper, die allerdings noch nicht erschienen ist. Insofern stehen die Chancen auf eine Studioaufnahme schlecht, zumal heute ja von den Majors kaum noch Opern-Studioaufnahmen produziert werden aufgrund der horrenden Kosten, gerade bei so einem Mammutwerk. Allerdings wird wohl Ende des Jahres der 2008er Bayreuther Ring Thielemanns offiziell auf CD herauskommen (laut Info der BF-Medien GmbH, also der neugegründeten Verwertungsgesellschaft der Bayreuther Festspiele).


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


    (Gotthold Ephraim Lessing: Der Rezensent braucht nicht besser machen zu können, was er tadelt)

  • Wenn einer wie Thielemann daherkommt und ein Dirigierideal anspricht, das eigentlich schon vor Furtwängler ausgestorben schien, dann ist das schon erstaunlich und nicht aktueller Klangqualität geschuldet.


    Wenn so einer dann gehypt wird, das man sich verwundert die Äuglein reibt, dann fragt man (ich) sich, ob das noch alles real ist.


    Selbst die uralt religös verklärten Bruckner-Auffassungen eines Jochum wirken dagegen fast modern!


    Oder, wie mein Lieblingsspruch besagt, gefallen von einem DGG Produzenten bei einem indiskutablem aber hoch bejubelten Auftritt von C. Zimermann in Rendsburg, der als Ersatz für S. Richter eingesprungen war.
    "Die Leute können halt einen Künstler nicht von einem Kacker unterscheiden."
    Dieses war gemünzt auf das Rendsburger Publikum, aber wenn ich mir Thielemann anhöre??
    Wer weiß, vielleicht reift er noch.
    Gruß S.

  • Zitat

    Original von s.bummer


    Selbst die uralt religös verklärten Bruckner-Auffassungen eines Jochum wirken dagegen fast modern!


    Gruß S.


    Ist denn modern gleich gut? Was ist denn überhaupt modern? Wer definiert das?
    Geht mann desweiteren davon aus, das vieles, was einst als 'modern' galt einige Zeit später als absolut unpassend eingestuft wurde, so ist es vermutlich eher kein Qualitätsmerkmal, modern zu sein.
    Auf jeden Fall verleiht Thilemann seine bewusst unmoderne Haltung große Authentizität, die durchaus zu begeistern vermag. In als Nachfolger Furtwänglers zu inthronisieren ist wohl vermessen, dennoch ist es nur zu begrüßen, dass auch dieser Ansatz weiter gepflegt wird.
    Falls dieser Stil wirklich 'ausgestorben' war, so kann ich ihm nur für die Wiederentdeckung gratulieren, ein objektives Werturteil ist hier wohl sehr schwierig zu treffen, da derartiges zu sehr an subjektive Präferenzen gebunden ist. Objektiv aber war Furtwängler oder die vorangegangene Spätromantische Haltung sicher nicht schlecht, ebensowenig wie die eines 'modernen' Gardiner, der wiederum eine Herangehenswiese vertritt, mit deren Aussterben ich - subjektiv - kein Problem hätte

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Auch in diesem Thread oute ich mich als absoluter Thielemann-Bewunderer, wobei ich das Live-Erlebnis noch mehr als sein Plattenaufnahmen bewundere.


    Jeder Auftritt von Thielemann wird in Wien bejubelt (vielleicht, weil wir auch musikalische "Staubis" sind?) - man muss sich da nur an das Jubiläumskonzert an der STOP erinnern, wo "wir" nach den Auszügen aus Rosenkavalier und Meistersingern fast ausgezuckt sind vor Begeisterung, sein Strauss-Programm mit den Münchnern im MV werde ich auch kaum vergessen können...


    Ich mag seinen Zugang zu seinem Kernrepertoire und habe ihn in ganz kleinem Rahmen (in der Kassenhalle der Bundestheater in Wien mit ca. 50 Leuten, als er für Radio Stephansdom ca. 1,5 Stunden interviewt wurde) kennengelernt. Was er da von sich gab, hat für mich sehr logisch geklungen. Ist er mit Selbstbewusstsein gesegnet? Klar, aber das muss doch jeder Dirigent sein - Selbstzweifel sind da vielleicht nicht so angebracht (oder wenn schon, dann im stillen Kämmerlein bei sich zu Hause). Und jeder Künstler ist kompliziert - aber was ich wirklich an ihm mag ist eine Art Geradlinigkeit und er steht einfach dazu, dass sein Dirigier- und Interpretationsansatz kein "moderner" ist, sondern sehr oft ist auch das "Schwelgerische" bei ihm im Vordergrund.


    Auf jeden Fall hoffe ich ihn sehr oft in Wien zu sehen/zu hören - und ich weiß, dass ich da nicht alleine bin!


    Aber da wir in diesem Thread von Aufnahmen reden -


    Ich liebe seine


    - Meistersinger aus Wien (2008 - ich habe das seinerzeit auf DVD aufgenommen als das übertragen wurde)


    - Tristan und Parsifal (diesen wegen der Orchestermusik; Domingo ist auf dieser Aufnahme na ja...)


    - Alpensymphonie / Rosenkavalier-Suite
    - Wagner - Ouverturen und Vorspiele
    - Deutsche Ouverturen
    - Die Stimme/Quasthoff, wo Thielemann auch dirigiert

    Hear Me Roar!

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  • Im Internet kann man verschiedenerorts lesen, daß besagte Wiener "Meistersinger" in absehbarer Zeit wirklich noch auf DVD herauskommen sollen.



    So sieht das veröffentlichte Ergebnis aus!

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Nimmt Thielemann eigentlich überhaupt noch für die Deutsche Grammophon auf oder haben die ihn mittlerweile vor die Tür gesetzt?


    :hello:


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  • Zitat

    Original von Joseph II.
    Im Internet kann man verschiedenerorts lesen, daß besagte Wiener "Meistersinger" in absehbarer Zeit wirklich noch auf DVD herauskommen sollen.


    Na da hoffe ich dann, dass da Falk Struckmann die Möglichkeit hatte, seinen Festwiesenauftritt nachzusynchronisieren - in Wien ist der jedes Mal fürchterlich eingegangen...


    Und ich finde es interessant dass der Sänger des Stolzing nicht auf dem Cover verzeichnet ist ?!? Nehme an, dass es eine Aufführung war, wo Botha gesungen hat.

    Hear Me Roar!

  • Die Vorstellungen waren fürs Fersehen aufgezeichnet worden. Johan Botha sang den Stolzing, es gab während der Vorstellungsserie aber einige krankheitsbedingte Besetzungswechsel, leider war der Dirigent immer der Selbe. Die Vorstellung (die ich jedenfalls besuchte) war von Anfang an zu laut, und ich wunderte mich stets über die aus heiterem Himmel unterschiedlichen Tempi. Natürlich war alles gut einstudiert, aber ich frage mich, welchen Sinn es hat, so eine Jahrzehnte alte Produktion festzuhalten. Wegen Thielemann habe ich mir die Karten sicher nicht gekauft und wegen Otto Schenk schon gar nicht, sondern aus folgendem Grund: Ich hatte Lust, die Meistersinger gut einstudiert und vor allem mit Johan Botha als Stolzing und Adrian Eröd als Beckmesser zu hören.

    Bitte bedenken Sie, dass lautes Husten - auch zwischen den Stücken - die Konzentration der Künstler wie auch den Genuss der Zuhörer beeinträchtigt und sich durch den Filter eines Taschentuchs o. ä. erheblich dämpfen lässt.

  • Zitat

    Nimmt Thielemann eigentlich überhaupt noch für die Deutsche Grammophon auf oder haben die ihn mittlerweile vor die Tür gesetzt?


    Warum sollten Sie das ?


    Ein Dirigent mit Charisma und (viel wichtiger) entsprechendem Anhang, sowie guter Chemie mit den Wiener Philharmonikern.
    Das sichert Verkaufszahlen. Davon gibt es nicht allzuviele


    Die DGG hatte immer schon einen guten Riecher für "Zugpferde". Ideologische Hürden dürfen dem Geschäftserfolg nicht im Weg stehen, sonst ist man bald Legende.
    Mit Legenden lassen sich zwar gute Geschäfte machen - allerdings ist es nicht der Held selber der Geld verdient, sondern seine Nutznießer....


    mfg
    aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich habe die Frage deswegen gestellt, weil die DG sein DVD-"Beethoven-Projekt" mit den Wienern nun nicht mehr macht (wird von Unitel Classica übernommen) und die "Meistersinger" wohl auch nicht bei der DG erscheinen. Außerdem ist das bei der DG für den Herbst 2007 angekündigte Wagner-Programm (Liveaufnahme aus München mit Pape) bislang nicht erschienen und die letzte Thielemann-Veröffentlichung beim Hamburger Gelblabel liegt mittlerweile mehr als 2 Jahre zurück. Eine sog. "Cashcow" scheint Thielemann auch nicht gerade zu sein, denn sonst würde man ihn wohl besser pflegen.


    :hello:


    GiselherHH

    "Mache es besser! (...) soll ein bloßes Stichblatt sein, die Stöße des Kunstrichters abglitschen zu lassen."


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  • Ich habe mir einmal eben den Spaß gemacht und bei einem unserer Werbepartner nachgeschaut.
    Am meisten dürfte sich Thielemanns Aufnahme von Brahms 1. Sinfonie verkaufen (falls ich mich nicht verguckt habe):



    Zitat

    Beliebt in dieser Kategorie:


    Nr. 53 in Musik > Klassik > Symphonik > Symphonien


    (Stand 16.30 h; Listen werden stündlich aktualisiert)


    Brahms sei mir nicht böse, aber das angebotene Programm ist "mainstream".


    Auf Platz 50 in diesem Ranking finden sich Furtwänglers über 50 Jahre alten Aufnahmen von Beethovens 5. und 7, okay, Furtwängler ist "Legende"...


    Platz 43 hat nimmt zum Beispiel Anton Rubinsteins 2. Sinfonie mit Stephen Gunzenhauser ein. Charismatischer Dirigent, enstprechender Anhang? Mainstream?


    Platz 18, welch Überraschung (ehrlich): Hans Rotts Sinfonie mit Sebastian Weigle.


    Unter den Top 10 Haydns Gesamtaufnahme aller Sinfonien unter Antal Dorati.
    Dorati war ein sehr guter Dirigent, ist aber fernab von dem, was man als "charismatische Legende" bezeichnen könnte.


    Wenn man sich die Liste als ganze ansieht, läßt sich in Thielemann kaum ein "Zugpferd" erkennen...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Ich liebe Querdenker, Gegen-den-Mainstream-Stehende, Unzeitgemäße. :jubel: Ich liebe Furtwängler, Knappertsbusch u.Ä. :jubel: :jubel: :jubel: und eigentlich müsste ich auch Thielemann lieben. Aber leider passt er für mich noch nicht so richtig in eine der oben genannten Kategorien. Ich habe irgendwie das Gefühl, dass er als Persönlichkeit noch längst nicht ausgereift ist, mehr wie ein verwöhntes Kind, nicht einmal eine Pult-Diva. (Ich rede hier durchaus auch vor dem Hintergrund persönlichen Erlebens nach Aufführungen.) Und obwohl ich ihn häufig und gerne gehört habe (sehr viel live) empfinde ich dieses Unausgereifte auch immer öfter beim Anhören seiner Aufnahmen. (Vielleicht bin ich nun aber auch durch das Erlebte voreingenommern.) Höre ich ihn einmal, fasziniert er mich, höre ich ihn wieder und genauer, bleibt der Eindruck, hier möchte jemand eine ganz bestimmte Richtung darstellen, ist aber diese Person noch nicht. Fu und Kna haben diese Selbstverständlichkeit, ihnen nimmt man es ab, dass sie aus ihrem eigenen Sein heraus, ganz individuell, das Stück gestalten. Bei Thielemann ist es mir noch zu sehr Wollen. Zum Vollbringen gehört aber eine ausgereiftere Persönlichkeit.


    Dass er sich in den letzten Jahren entwickelt hat, will ich nicht abstreiten. Gerade sein Parsifal wird ja immer wieder hoch gelobt. Als wir ihn 2000 in Berlin damit hörten, hatten wir alle gemeinsam den Eindruck, dass da noch ganz viel Reife fehlen würde.


    Trotzdem mag ich ihn als Dirigenten und seine Klangvorstellung und ich hoffe, dass er in Dresden vielleicht wirklich zu sich findet. Hier ist endlich einmal jemand mit dem Potential zu einem ganz Großen (für mich jedenfalls).


    Lieblings-CD's?


    Verschiedene Wagner-Aufnahmen, weil er meinem Klangideal, neben den oben genannten Vorbehalten, doch nahe kommt.


    Pfitzner: Weil es sonst so wenig von ihm gibt. (Auch wenn ich persönlich Pfitzner für einen :kotz: - Brocken halte, finde ich seine Musik als Teil einer deutschen Kulturtradition sehr faszinierend. Ich kenne aber noch zu wenig.)


    Sinfonische Dichtungen von Strauss: Ich kenne wenige Aufnahmen, schätze aber bei Th. das spätromatische Klangideal.


    Beethoven 5./7.: Ziehe sie gerne als Vergleich heran, um andere dann besser zu finden. (Der Vergleich mit dem Obersalzberg ist völlig absurd.)


    Jedenfalls ist er für mich kein Dirigent, dem ich aus dem Weg gehen würde, ganz im Gegenteil.


    :hello: Gustav

    Einmal editiert, zuletzt von Gustav ()

  • Schade, daß es so wenige Opern-Gesamtaufnahmen von Thielemann gibt, m. W. nur "Parsifal" und "Tristan". Sie sollten endlich Studio-Aufnahmen mit ihm von sämtlichen Wagner-Opern machen ...


    Richtig!!! Und zwar mit den Dresdnern, hervorragenden Solisten und dem letzten Schrei des technischen KnowHow!

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  • Glücklicherweise kommen immerhin von Thielemann durch seine Verbindung mit der Zauberharfe immer mehr Live-Mitschnitte auf den Markt: Einen packenderen Abendsegen, als denjenigen aus seinem Weihnachtskonzert kenne ich nicht und sein gestern ausgestrahltes Silvesterkonzert mit Beczala war schlichtweg grossartig. Wie Yorick hoffe ich noch auf etliche Wagner-Aufnahmen die aber durchaus auch live sein dürfen. Beispielsweise wäre eine Übertragung des geplanten Lohengrin sehr erwünscht, nach dem für mich langweiligen Barenboim-Dirigat aus der Scala.

  • Gott bewahre uns davor!


    Ich habe kein Lust auf den Mischklang eines Thielemann.

    Niemand zwingt dich, dir das anzuhören! :) Das ist ein freies Land! Ich höre mir doch auch kein "Butterfly" an, es sei denn, eine Frau, die ich mag, verlangt das von mir ... 8-)



    Glücklicherweise kommen immerhin von Thielemann durch seine Verbindung mit der Zauberharfe immer mehr Live-Mitschnitte auf den Markt: Einen packenderen Abendsegen, als denjenigen aus seinem Weihnachtskonzert kenne ich nicht und sein gestern ausgestrahltes Silvesterkonzert mit Beczala war schlichtweg grossartig. Wie Yorick hoffe ich noch auf etliche Wagner-Aufnahmen die aber durchaus auch live sein dürfen. Beispielsweise wäre eine Übertragung des geplanten Lohengrin sehr erwünscht, nach dem für moch langweiligen Barenboim-Dirigat aus der Scala.

    Amen! So sei es! :) Ob Studio oder live ...

  • Ich habe kein Lust auf den Mischklang eines Thielemann.


    Nun, ich denke, wir können es einrichten, dass im Fall des Falles für dich die Regel des Zwangskaufes der Thielemann-Aufnahme aufgehoben werden wird...


    8-)

    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!



  • Nun, ich denke, wir können es einrichten, dass im Fall des Falles für dich die Regel des Zwangskaufes der Thielemann-Aufnahme aufgehoben werden wird...


    8-)


    Ist vor allem eine interessante Aussage von einem, der andere für armselig hält, weil sie nichts Neues ausprobieren wollen (siehe die Diskussion Bruckner, Celi und Klemperer) ... 8-)


    Matthäus 7,3: "Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?" ;)

  • Ich habe Thielemanns "Tristan" (DG), weil ich alle Stereo-Tristan sammle. Und der ist so grottenschlecht.


    Die schlechteste Stereo-Aufnahme die ich kenne!


    Alle anderen Aufnahmen höre ich mir ausgiebig an Hörstationen an. Es ist nicht eine Aufnahme dabei, die sich unter Thielemann lohnen würde...



    :hello: LT

  • Ich habe Thielemanns "Tristan" (DG), weil ich alle Stereo-Tristan sammle.

    Hast du die mal irgendwo hier aufgelistet in einem Tristan-Thread? Würde mich interessieren; habe nur acht oder zehn GAs, davon einige mono!



    Zitat

    Alle anderen Aufnahmen höre ich mir ausgiebig an Hörstationen an. Es ist nicht eine Aufnahme dabei, die sich unter Thielemann lohnen würde...

    Jedem das Seine! :) Kein Mensch wird dich dafür schelten, so unwahrscheinlich der letzte Satz rein objektiv auch ist.

  • müsste ich zusammen bekommen:


    Furtwängler
    Reiner
    Karajan I
    Solti
    Böhm
    Karajan II
    Kleiber
    Bernstein
    Goodall
    Runnicles
    Thielemann
    Segerstam
    Barenboim
    Godall
    Janowski
    Pappano


    und diverse DVDs und Blu-rays



    :hello: LT

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