Die Academy of St. Martin in the Fields in Referenzaufnahmen

  • Die Academy of St. Martin in the Fields und Sir Neville Marriner sind für viele wohl Synonyme, obwohl das Orchester in vielen Aufnahmen auch von Iowna Brown, Kenneth Sillito oder von Solisten geleitet wird. Dennoch ist Sir Nevilles Name unzertrennlich mit dem von ihm gegründeten Orchester verbunden.





    1959 wurde das Kammerorchester, ausgerichtet auf die Werke Händels, Bachs, Haydns, Mozarts, aber auch Beethovens, Schuberts u.a., in der Kirche St. Martin in the Fields am Trafalgar Square in London gegründet. Die Kirche wurde in den 20er Jahren des 18. Jahrhunderts von Gibbs erbaut. Der mittelalterliche Vorgängerbau wurde für dieses Vorhaben abgerissen. Als architektonische Besonderheit galt der in den Eingangsbereich eingebaute Turm.





    Diese Kirche ist die Londoner Kirche des Königshauses – nahe gelegen am Buckingham Palace, der zu Ihrem Gemeindebezirk gehört. Gleichzeitig ist sie die Kirche der Admiralität und außerdem eine Kirche, in der soziale Projekte engagiert betrieben werden. Die Kirche St. Martin in the Fields hat eine besondere Bedeutung für das kulturelle Leben Londons. So war sie immer ein wichtiger Ort für Konzerte und Ausstellungen. Die Gründung der Academy of St. Martin in the Fields geht nicht zuletzt auf den Organisten der Kirche, John Churchill, zurück.


    Von Mitte der sechziger bis Anfang der achtziger Jahre war die Academy of St. Martin in the Fields wohl eines der vorherrschenden Orchester für Musik der Zeit des Barock und der Klassik, mit einem vitalen und schlanken Orchesterklang eine echte Alternative zu von Riesenorchestern aufgeführten Mozartsinfonien. Mit der immer stärker werdenden Popularität der historisch informierten und instrumentalisierten Aufführungsweise verlor die Academy diese vorherrschende Stellung.





    Zur Bekanntheit dieses Orchesters gehört auch die Tatsache, dass die Soundtracks zu berühmten Filmen wie Amadeus, Der englische Patient und Titanic von der Academy gespielt wurden.


    Im Januar dieses Jahres berichtete Neville Marriner in einem Interview aus der Entstehungszeit und von den Besonderheiten „seines“ Orchesters. Einige Auszüge möchte ich hier bringen:





    So weit. In diesem Thread gibt es die Möglichkeit, mustergültige Einspielungen und natürlich auch persönliche Lieblingsaufnahmen mit der Academy of St. Martin in the Fields vorzustellen.


    Dabei wünsche ich viel Freude.


    Freundliche Grüße, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Hallo Andrew,


    wenn es die richtigen Werke sind, dann kann wirklich referenzwürdiges durch Marinner mit seiner AoSMitF als Ergebnis herauskommen.
    Sind es sinfonische Werke (wie z.Bsp. die Schumann-Sinfonien), so liegt mir Marriners wenig spannender Interpretationsansatz weniger; das liegt nicht an seinen Musikern der AoSMitF, auch nicht daran das diese bei diesen Werken zu klein besetzt wären.


    *** So ist Strawinsky´s Pulcinella-Suite meine absolute Lieblingsaufnahme dieses Werkes auf der unten angebildeten Decca-CD. Als Vergleich habe ich Strawinsky´s eigene Aufnahme mit dem Columbia SO (CBS-CD) und Bernstein mit seinen New Yorker PH (SONY).
    Marriner und die AoSMitF glänzen hier mit unbändiger Spielfreude am Werk und einer frapierenden Detailarbeit zugleich.


    Diese Marinner-Aufnahme von Pulinella hatte ich zuvor in einer anderen Kopplung mit Bizet: Sinfonie in C und Prokofieff: Sinfonie Nr.1 auf Decca. Da ist er bei Bizet aber schon wieder an seinen Grenzen - man Vergleiche die Aufnahmen mit Bernstein (SONY) und Martinon (RCA), die eine wesentlich leichtfüßigere Sinfonik darstellen als Marriner. Die Symphony Classique liegt ihm da schon mehr, aber auch hier ziehe ich Bernstein, Solti und Karajan vor.



    Decca, 1968, ADD



    *** Eine weitere TOP-CD der AoSMitF scheint diesem Klangkörper beinahe "auf den Leib geschrieben" zu sein. Es sind die Kurzwerke von Ralph Vaughan Williams; wieder mit Marriner (aber nicht alles auf der Decca-Doppel-CD ist auch mit der AoSMitF, nur die unten aufgeführten Werke).



    Fantasia on Greensleeves
    English Folk Somg Suite
    Oboen-Concerto
    Romance
    The Lark Ascending
    Partita
    Decca, 1972-1981, ADD

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Die Academy hat sich unter Sir Neville Marriner sehr große Verdienste im Bereich von ausgezeichneten Rossini-Einspielungen erworben.


    Neben mehreren Opern, der Messa di Gloria oder der hervorragenden Einspielung der sechs Streichersonaten liegt bei Philips auch eine Gesamteinspielung von Rossinis bekanntlich sehr zahlreichen Ouvertüren vor.




    Ich persönlich mag diese Einspielung sehr gerne. Neben den bekannten Ouvertüren lassen sich noch einige bisher ungehörte, doch nicht minder erfreuliche Werke entdecken, bei denen man sich wundert, weshalb sie so unbekannt sind.
    All das wird vom brilliant-präzisen, federnden Klang der Academy getragen, die unter Marriners Dirigat einen dynamischen, lockeren und dennoch in allen Facetten ernstgenommenen Rossini formt.

    'Architektur ist gefrorene Musik'
    (Arthur Schopenhauer)

  • Es hat auch mit Rossini begonnen. Zumindest eine der ersten Aufnahmen, mit denen die ASMF wirklich weltweit bekannt wurde, waren Rossinis Streichersonaten. Die kannte man zuvor kaum und erlebten hier eine fulminante Einspielung. Außerdem war die Klangqualität hervorragend und die Platten wurden gerne für HiFi-Vorführungen verwendet.


    Ciao


    Von Herzen - Möge es wieder - Zu Herzen gehn!


  • Lieber Andrew ,



    ein sehr guter einführender Beitrag von Dir zu diesem Londoner Klangkörper , über den auch Norman Lebrecht ( London ) schon umfangreicher geschrieben hat .


    Hinweisen möchte ich auf die Aufnahmen von Mozart - Klavierkonzerten mit IVAN MORAVEC als Solist ( Hänssler ; hier kann das Booklet auch mit gutem Gewissen als hervorragend bezeichnet werden ) .



    Moravec' Kunst ist einmal mehr hervorzuheben . Höchst empfehlenswerte Aufnahmen !


    Beste Grüsse ,


    Frank

    Frank Georg Bechyna
    Musik & Medizin

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  • Es fällt mir schwer, Referenzen mit der Academy zu benennen - nicht etwa, weil ich diesen Klangkörper nicht schätze- eher im Gegenteil! Zu beginn meiner intensiveren Beschäftigung mit klassischer Musik kannte ich wenig, hörte aber viel im Radio, was mich interessierte. Und waren es Instrumentalwerke aus Barock oder Klassik hörte man damals als interpreten ganz oft : die Academy of St. Martins in the Fields.
    Sie sind für mich daher so ein bißchen die Musiker des ersten Zugriffs - gekaufte Platten waren dann öfter von anderen Interpreten. Doch eines ist klar - hätten mir die Werke in der Academy- interpretation nicht gefallen, hätte ich sie mir wohl damals nie zugelegt. Und dies ist bei einem armen Studenten, der ich war, ein klares Qualitätssiegel für die " Allround- Mucker" aus London! :jubel: ( so nannte eine Klassikzeitschrift Neville Marriner vor ein paar Jahren)


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Die Grieg-CD hat für mich den Status einer der wichtigen Peer-Gynt-Aufnahmen.



    Zum Vergleich kenne ich allerdings nicht viele der unzähligen Einspielungen, sondern ich besitze nur noch die von Karajan und Järvi.
    Ich sehe die Marriner-Version hier als gleichwertige, anders klingende Alternative zu HvK, während mich Järvis Deutungen dahingegen nicht so sehr ansprechen (zu wenig Geheimnisvolles, dafür aber zu viel banales, nüchterndes Notenspiel)


    Es gibt hier unglaubliche Spannungsmomente, z.B. bei Åses Tod,
    (meine Schwiegermutter heisst übrigens auch Åse, aber das nur am Rande... :D ) bei denen die erlebte Musik sehr weit über das Erfassen von Noten und in der Partitur enthaltenen Vortragsbezeichnungen hinausgeht.
    Magisch muss es sein; und ich finde, das ist Marriner mit seinem Orchester hier gut gelungen.


    Gruss :hello:
    Glockenton

    "Jede Note muss wissen woher sie kommt und wohin sie geht" ( Nikolaus Harnoncourt)

  • Zitat

    Original von Oolong
    ...die " Allround- Mucker" aus London!


    Lieber Stefan,


    Genau das habe ich gegen die Academy of St. Martin in the Fields. Sie spielen so glatt. Nichts wirklich schlecht, aber auch nichts ausgezeichnet. Fast würde ich sagen routinemäßig.


    LG, Paul

  • Zitat

    Ooriginal von Oolong:
    Und waren es Instrumentalwerke aus Barock oder Klassik hörte man damals als interpreten ganz oft : die Academy of St. Martins in the Fields.
    Sie sind für mich daher so ein bißchen die Musiker des ersten Zugriffs - ... die " Allround- Mucker" aus London!


    Ja, Stefan hat Recht: im Radio waren sie sehr oft zu hören. Vielleicht sogar zu oft. Eine gewisse Übersättigung mit dem Academy-Sound hatte sich irgendwann bei mir eingestellt. Einiges habe ich dann noch auf Platte gekauft, z.B. die Schubert-Sinfonien.


    Erst in letzter Zeit habe ich - inzwischen längst bekennender HIP-Hörer - die ASMF wieder entedeckt. Inzwischen höre ich sie wieder gern. Vielleicht spielt eine gewisse Vergangenheitsverklärung dabei auch keine unerhebliche Rolle. Was mir heute gefällt und was diese Einspielungen zu einer Ergänzung der HIP-Einspielungen macht, ist die Lebendigkeit und Spielfreude in diesen Aufnahmen. Ich sehe sie nicht als Konkurrenz zu Hogwood, Harnoncourt, Goodman usw., sondern als ein anderes Genre.


    Wenn ich die Spielfreude, die Vitalität und Eleganz, den Schönklang und musikalischen Fluss der Pariser Sinfonien hören will, dann lege ich diese auf:




    Joseph Haydn:
    Symphonien Nr. 82-87 "Pariser"
    Academy St. Martin, Marriner



    Möchte ich die Genialität Haydns auch in den Kontrasten, Rissen, Tiefen und Schroffheiten hören, dann höre ich Harnoncourt oder Kuijken. Bei einem Genie wie Haydn liegt ja beides und noch vieles mehr in der Musik drin.


    Einen gewissen Kultstatus haben für mich Marriners Einspielungen der Brandenburgischen Konzerte und der Ouvertüren Bachs. Für mich ist das die beste NON-hip-Einspielung. Auf die einsame Insel würde ich Harnoncourt oder Il Giardino mitnehmen. Aber da ich nicht Vogelwart von Memmert werden möchte, erfreue ich mich an Marriners lebensfrohen Einspielungen. Die Ausgabe, die ich hier poste (werde ich jetzt ins Brucknerforum strafversetzt, weil ich ein CD-Cover poste?), ist supergünstig. Ein Tipp für alle, die die Academy neu oder wieder entdecken möchten:




    Johann Sebastian Bach:
    Brandenburgische Konzerte Nr. 1-6
    +Orchestersuiten Nr. 1-4
    Academy St. Martin, Neville Marriner


    Freundliche Grüße von der südlichen Nordsee, Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Die Stärke der Academy of St. Martin in the Fields ist zugleich ihre Schwäche. EINE Eigenschaft diesers Kammerorchesters wurde heute und hier ja schon erwähnt:
    Der perfekte glatte Orchesterklang ohne Ecken und Kanten.
    Komisch - das erinnert mich an irgend etwas
    Ja natürlich - ähnliche Eigenschaften sagte man ja letztlich auch Karajans Einspielungen mit den Berliner Philharmonikern nach - jene Glätte, jene elegante Perfektion.
    Tja, meine Damen und Herren -DAS war es , was das Publikum in den 70er und den achtiger Jahren des 20. Jahrhunderts anstrebte...
    Das Orchester war auc vielerlei Gründen beliebt:
    Zum einen wegen des eleganten Tons,
    dann jedoch wegen seiner relativen Schlankheit und Duirchsichtigkeit - HIP war noch in den Kinderschuhen...


    Den endgültigen Durchbruch dürfen aber die Aufnahmen mit Brendel (für Philips - heute GELEGENTLICH auch unter dem Label DECCA angeboten. Erst die HIP -Bewegung vermochte es, das Orchester wieder in die zweite Reihe zu verbannen...


    Ein Geheimnis des Orchesters war, daß es sich nicht an ein gewerkschaftlich organisiertes Probenlimit haltenen musste-
    wie Neville Marriner vor Jahren in einem Interview einmal stolz betonte....



    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Hallo Alfred,


    bei den Mozart-Klavierkonzerten denkt man ja zuerst an den Solisten.
    Jetzt durch Deine Abbildung sehe ich das die begleitenden ja die AotMitF mit Marriner sind - das war mir ganz entfallen.
    Es ist meine einzige Aufnahme der Mozart Klavierkonzerte auf Philips hatte ich schon als Philips-LP-Box, heute auch auf 2 CD-Doppel-CD aus dieser DUO-Serie:



    Philips, 1972 - 1984, ADD/DDD (alle KK)


    Marriner und Brendel haben sich für die GA der KK viel zeit gelassen und es wurden pro Jahr nur höchstens drei Klavierkonzerte aufgenommen. Von den 23 Konzerten wurden offenbar die ersten 4 ausgenommen, weil es sich um Bearbeitungen handelt.
    Also hier liegt wahrlich keine schnelle Massenproduktion vor, sondern eine über Jahre mit Liebe einstudierte GA.


    Über Marriner kann man aber auch hier nur sagen:
    Sauber und durchsichtig gespielt mit eleganter Perfektion, ohne Ausrutscher, ohne Ecken und Kanten.
    :untertauch: Für Mozart ist es OK !


    *** Ich denke mal das der Erfolg dieser Mozart-KK-GA ist zu einem größeren Prozentsatz Brendel zuzuschreiben.

    Gruß aus Bonn, Wolfgang


  • Lieber Paul,


    uns muss aber schon klar sein, dass wir hier auf hohem Niveau mäkeln und kritisieren! Klar, die einzigartigen und genialen Würfe kann ich für die Academy auch nicht ad hoc benennen, aber -im Gegensatz zu manch temporär genialen Künstlern- sind mir auch keine Totalausfälle bekannt.


    Und- da bin ich wohl recht nahe bei Dir, lieber Andrew - ich bin dankbar für die Aufnahmen mit Referenzcharakter die ich besitze, ABER manchmal passt mir auch grundsolides, spielfreudiges Musizieren, dass -im guten Sinne- von routinierten Kräften geboten wird.


    Gruß
    Stefan

    Psalmen sprechen und Tee trinken kann niemals schaden!

  • Ist es nicht angenehm, wenn man ASMF-CDs hört, dass da soviel Spielfreude und Musikalität, eine Art Swing ist? Nicht das schwere, trübe Suchen nach Ernsthaftigkeit einer zu Unrecht im deutschen Sprachraum abgespaltenen E-Musik? Habe mir letzte Woche die Bach-Violinkonzerte mit Julia Fischer und ASMF gekauft. Hatte dann zu Hause gesehen, dass ich die früheren Aufnahmen mit Szeryng auch schon hatte...
    Wie dem auch sei, das ist einfach schön musiziert, da hört man die Lebensfreude, mit der Bach Musik gemacht hat. Die Aufnahmen mit Peraiha sind auch wunderschön.
    Ich persönlich schätze es sehr, mich nach einer gehörten CD einfach mal gut gestimmt und fröhlich zu fühlen. Und da ist ASMF wirklich herrlich.

  • Selbst wenn ich den "Glätte-Vorwurf" nachvollziehen kann, bin ich doch der Ansicht, daß die besten Interpretationen des Ensembles weit mehr bieten, als technisch perfekte Routine. Man sollte, gerade bei Barockmusik, vielleicht nicht gerade die neuesten Einspielungen der HIPisten, die technische Exzellenz mit dem charakteristischen Timbre und eigenwilligen Interpretationen, zum Vergleich heranziehen. Aber wenn man die ASMF-Einspielungen der 60er u. 70er Jahre z.B. mit den damaligen, oft technisch noch unsauberen frühen HIPisten oder erst recht mit Interpretationen im Stile Karajans oder auch Richters vergleicht, sollte man einsehen, daß der Ansatz damals durchaus neu und überzeugend gewirkt haben muß. Tempi sind sehr zügig, mustergültige Transparenz und Eleganz. Habe diese Sachen zwar lange nicht gehört, aber nicht nur bei Händel, sondern auch bei Mozart und Haydn, zöge ich die ASMF solchen "Legenden" wie Krips oder Böhm vor.
    Klar, manches ist etwas zu glatt und leichtgewichtig. Aber das sehe ich auch heute noch eher als gültige, wenngleich etwas einseitige Alternative als so manche hochgerühmte traditionelle Lesart, die ich einfach langweilig finde.


    oder preiswerter:



    Außerdem unterstütze ich die Empfehlung der "Pariser" Sinfonien, wenngleich vielleicht ein klein wenig zu harmlos in den gewichtigeren Stücken, ist sie hervorragend in 84, 85 und 87. Auch an den Mozart-Konzerten mit Brendel kann man nicht viel meckern. Man muß als Alternative schon zu wenigen herausragenden Einzelaufnahmen greifen.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Lieber Andrew ,
    auch von mir als Neuling ein herzliches Dankeschön für den sehr informativen Beitrag über ein Kammerorchester, das mir regelmäßig im Radio Freude bereitet!


    Beständige Qualität über Jahrzehnte hinweg, das kriegt nicht jeder hin.



    Ich bin hier auf der Suche nach Ralph Vaughan Williams gelandet, jetzt steht der Erwerb der Doppel CD von DECCA an, freu mich drauf!

    if you have to have jazz explained to you, you'll never know. L. Armstrong

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  • Hallo zusammen,


    ich möchte noch die Wasser- und Feuerwerksmusik von Händel (Hänssler 1994) erwähnen. Mit viel Schwung musiziert.


    Auch ich habe mit der ASMF die klassische Musik entdeckt.


    Viele Grüße


    Andreas

    Johann Sebastian Bach ist Anfang und Ende aller Musik (Max Reger)

  • Vielleich sollte man noch einige Anmerkungen machen, für diejenigen, die die 70er Jahre -IMO das goldene Zeitalter der ASMF - nicht erlebt haben, weil sie beneidenswert jung sind. :D


    Das Orchester und sein Leiter waren damals ein gesuchtes Team.
    Die gelegentlich beanstandete Glätte wurde vom Publikum damals als positiv bewertet (siehe Karajan), aber das konnten auch andere Orchester.
    Aber es war die Sehnsucht nach leistungsfähigen Orchestern gegeben , welche die großen Werke der klassischen Musikliteratur - vorzugsweise des 18. Jahrhunderts - schlank und flexibel gestalten konnten, ohne "pausbäckigen" Beiklang.
    Marriner erwähnte dereinst in einem Interview,. daß dieses Orchester anders organisiert sei, als (damals) übliche - sie waren angeblich nicht gewerkschaftlich organisiert und man konnte bis in die Nacht hinein proben, was scheinbar zu jener Perfektion geführt hat, die heute gern als "Glätte" abqualifiziert wird.


    Die goldene Zeit der ASMF war vorbei als einerseits Orchester mit historischem Instrumentarium einen Teil des Repertoires für sich beanspruchten, und andrerseits die großen schweren Sinfonien (Bruckner, Mahler etc) durch die "großen Dinosaurierorchester" abgedeckt wurden....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Durchaus als Referenzaufnahme würde ich die folgende Einspielung bezeichnen:



    J. S. Bach: Klavierkonzerte BWV 1052 - 1058


    Andrei Gavrilov, Klavier
    ASMF
    Sir Neville Marriner


    Rec.: London, 1986
    EMI


    Andrei Gavrilov halte ich sowieso für einen exzellenten (Bach-)Pianisten (Goldberg-Variationen, Französische Suiten) und bei den Klavierkonzerten erweist er sich als ernsthafter, einfühlsamer und tiefgründiger Gestalter, der diese Werke nicht als leichthändige Virtuosenkost missversteht. Die ASMF unter Marriner könnte phasenweise etwas spannungsvoller zur Sache gehen, aber das Zusammenspiel mit Gavrilov ist perfekt. Ich würde diese Gesamteinspielung der Gould-GA sogar vorziehen.

  • Andreas:


    Ich habe kürzlich im Radio einen Ausschnitt aus der Wassermusik mit der Academy unter Neville Marriner gehört :] , seitdem steht diese Aufnahme auf meinem Wunsch-Kaufzettel.


    Ansonsten schätze ich sehr, passend zur Jahreszeit, die Sinfonie Nr. 1 "Winterträume" von Tschaikowsky, eine Aufnahme aus dem Jahre 1990 bei Capriccio, (zusammen mit der 2. Sinfonie) leider wohl nicht mehr im Handel.


    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

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  • Die Tatsache, dass hier die Gesamtaufnahme mit Alfred Brendel uns Sir Neville Marriner mit seiner Academy abgebildet sind, führt mich zu der Annahme, dass diese Kassette als (eine der) Referenz(en) angesehen wird.
    Dem kann ich nur beipflichten. Im Ganzen glaube ich, dass wir mit Referenzen der Mozartgesamtaufnahmen der Klavierkonzerte gar nicht so reich gesegnet sind. Scheint doch etwas daran zu sein, dass Mozart für Amateure zu leicht und für Profis zu schwer sei.
    Aber wenn eine Aufnahme als Referenz angesehen wird, kann sie das nur, wenn die ganze Besetzung stimmt. Da reicht ein Spitzenpianist nicht aus. Für mich ist eine Aufnahme nicht herausragend, wenn zwar der Pianist überragend ist, aber das Orchester nicht (oder umgekehrt). In diesem Fall kann man das aber sagen, dass nicht nur Brendel auf seinem Höhepunkt war, sondern auch Sir Neville und seine wackere Academy-Truppe.
    Bei dieser Gesamtaufnahme ist stets die federnde Spannung zu verspüren, an allen Ecken und Enden swingt dieser Mozart (ähnlich wie bei der Gesamtaufnahme mit Mitsuko Uchida und dem English Chamber Orchestra unter Jeffrey Tate).
    Es soll noch die eine oder andere Referenzaufnahme geben, wo der Solist auf einem Originalklang-Instrument spielt, incl. Originalklang-Orchester. Das ist nicht so mein Fall. Ich habe mal ein Konzert in der Essener Philharmonie erlebt, wo der Dirigent und Pianist Jos van Immerseel mit seinem Orchester Anima Eterna auf einem eigenen, zart besaiteten Flügelchen u.a. das Konzert Nr. 14 Es-dur KV 449 spielte. Ich saß in der 10. Reihe Mitte, konnte aber in Forte-Passagen im Tutti das Klavier und die Hände des Solisten (und Dirigenten) nur sehen, nicht hören, denn so ein Originalklangorchester hat einen kernigen Klang, so ein Flügelchen nicht. Auf der CD kann man mit den Mikrophonen so tricksen, dass man das Klavier hört, im Live-Konzert nicht.
    Ich habe gelesen, dass in Lausanne eine referenzwürdige Gesamtaufnahme mit Christian Zacharias und seinem Orchester im Werden ist. Es ist ja noch genug Platz auf dem Referenzolymp.


    Viele Grüße


    Willi

    1. "Das Notwendigste, das Härteste und die Hauptsache in der Musik ist das Tempo". (Wolfgang Amadeus Mozart).
    2. "Es gibt nur ein Tempo, und das ist das richtige". (Wilhelm Furtwängler).

  • @Timmju: Da wirst du sicherlich nicht enttäuscht werden.


    Die Aufnahme von 1994 ist bei mir nach wie vor auf Platz 1.


    Viele Grüße


    Andreas

    Johann Sebastian Bach ist Anfang und Ende aller Musik (Max Reger)

  • Hallo Forianer,


    Die Academy hat eine Reihe von Referenzeinspielungen vorgelegt. Trozdem. Für mich erste Wahl die sieben Klavierkonzerte von Bach mit Perahia. Der Klang macht süchtig !


    Gruß aus Burgdorf


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Ich war der Meinung, dass es auf dem CD-Markt etwas still geworden war.
    Aber Konzerte in Übersee laufen ja anscheinend gut dank Hauptsponsor.
    Heute im Internet gefunden:
    Academy of St. Martin in the Fields - Siemens als Hauptsponsor
    Die Academy of St. Martin in the Fields gab heute bekannt, dass es die
    Technik Kraftpaket, Siemens, als Hauptsponsor unterzeichnet. In eine
    bedeutende Entwicklung für die international renommierte
    Kammerorchester, und trotz der Rezession hat Siemens eine dreijährige
    Partnerschaft, die heute beginnt verpflichtet, den 7. September, mit dem
    Orchester der Eröffnungskonzert der Saison 2010/11. Nach einem sehr erfolgreichen Saison
    2009/2010, die Touren zu den USA, Asien und Australien mit Künstlern wie
    Murray Perahia und Joshua Bell enthalten, das Orchester Saison
    2010/2011 wird bei Konzerten zählen St Martin-in-the-Fields, Cadogan
    Hall , Wigmore Hall und Könige sowie Platz wie Besuche in anderen
    Städten in Großbritannien, zusätzlich zu Touren in die USA und ganz
    Europa. Die Akademie hat eine besondere Beziehung zu Deutschland, die mit ihrer ersten Tournee begann dort im Jahre 1967. Der Empfang war so begeistert, dass er nach
    Deutschland zurückgekehrt jedes Jahr da, und in der Saison 2010/11 wird
    Deutschland für drei separate Touren besuchen.



    LG, Bernward


    "Nicht weinen, dass es vorüber ist
    sondern lächeln, dass es gewesen ist"


    Waldemar Kmentt (1929-2015)


  • Eine Referenzaufnahme der Academy stammt aus einem anderen Bereich. Dieses Orchester hat die Musik zum Film (also eigentlich ist ja der Film zur Musik, aber ihr wisst ja, wie's gemeint ist) Amadeus gespielt.


    Scene-from-Amadeus-1984-001.jpg


    Ich will hier jetzt keine Diskussion über den Film anzetteln. Ein Film ist ein Film ist ein Film. Was da alles an haarsträubenden Ungereimtheiten und Unwahrheiten drin ist, ist klar. Ich finde, dass es trotzdem ein toller und sehenswerter und hörenswerter Film ist.



    Freundliche Grüße von Andrew :hello:

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

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  • Das ist jetzt relativ neu. Ich kann nicht einschätzen, ob diese Box wirklich etwas bringt. Für mein Gefühl ist die Academy eher bis spätestens Mozart geeignet, von ein paar Ausnahmen (u.a. Mendelssohn, Rossini) abgesehen. Aber da lasse ich mich gern belehren.



    Academy St. Martin - 20th Century Classics


    Strawinsky: Pulcinella-Suite;Apollon musagete;
    Capriccio für Klavier & Orchester
    +Wagner: Siegfried-Idyll
    +Baermann: Adagio Des-Dur für Klarinette & Streicher
    +Bartok: Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug, Celesta;
    Divertimento für Streicher
    +Strauss: Metamorphosen für 23 Solostreicher
    +Schostakowitsch: Klavierkonzert Nr. 1
    +Walton: Sonate für Streicher (nach dem Streichquartett Nr. 2)
    +Prokofieff / Barshai: Visions fugitives op. 22 für Orchester
    +Bizet: Symphonie C-Dur
    +Prokofieff: Symphonie Nr. 1 "Klassische"
    +Schönberg: Verklärte Nacht op. 4
    +Hindemith: 5 Stücke
    +Webern: 5 Sätze für Streichquartett (orch. Webern)
    +Barber: Adagio for Strings
    +Ives: Symphonie Nr. 3 "The Camp Meeting"
    +Copland: Quiet City für Englischhorn, Trompete, Streicher
    +Cowell: Tune Nr. 10 "Hymn & Fuguing" für Oboe & Streicher
    +Creston: A Rumor
    +Butterworth: A Shropshire Lad;The Banks of Green Willow;
    2 English Idylls
    +Britten: Bridge-Variations op. 10
    +Grieg: Holberg-Suite op. 40;2 Elegische Melodien op. 34
    +Sibelius: Valse triste op. 44;Rakastava op. 14
    +Nielsen: Kleine Suite op. 1
    +Wiren: Serenade op. 11


    Academy St. Martin, Neville Marriner
    Label: Decca , ADD, 1968-1978


    Die einzige ASMF/Marriner-Einspielung mit einem Werk des 20. Jahrhunderts, die ich habe, sind die "Planeten" von Holst. Und da ist der "Vom-Hocker-hau-Faktor" relativ niedrig. Welche Erfahrungen habt Ihr mit der Academy und Werken des 20. Jahrhunderts? Hat vielleicht sogar jemand diese Box? Das würde mich interessieren.


    Freundliche Grüße aus dem Abiturstress sendet Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Ich kenne diese Box zwar nicht, sondern nur die "Bridge-Variationen" daraus. (Diese Einspielung gefällt mir zwar sehr gut, aber ich habe keinen direkten Vergleich).
    Mit sehr wenigen Ausnahmen (Ives) handelt es sich bei den Werken der Box allerdings, im Gegensatz zu den "Planeten", um ausdrückliche Kammerorchesterwerke, oft nur für Streicher.
    Vermutlich wird Marriner in den "Metamorphosen", der "Verklärten Nacht" oder in Bartoks "Musik für...." keine Rekorde an Expressivität brechen. Aber die Academy ist eines der besten, klangschönsten und präzisesten Kammerensembles der Welt (und in den 1970ern noch deutlicher als heute, wo es einige Konkurrenten mehr gibt.) Für im weiteren Sinne neoklassizistische Werke geradezu ideal (und für die oben genannten Werke sicher ein akzeptabler alternativer Zugang)


    Allerdings stammen Holberg-Suite, Siegfried-Idyll und Bizets Sinfonie beim besten Willen nicht aus dem 20. Jhd....)


    Da mich die exotischeren Werke der Box nicht so interessieren und ich beim Rest meine, schon ganz gut ausgestattet zu sein, werde ich sie nicht anschaffen. Aber ich würde hier eher zugreifen als bei Beethoven oder Schumann mit Marriner.


    viele Grüße


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Ich möchte nach etlichen Jahren diesen Thread einmal wieder aufleben lassen und auf die klangschönen Aufnahmen der Sinfonien Schuberts mit der Academy of St. Martin in the Fields unter Leitung von Neville Marriner hinweisen. Das ist keine HIP-Aufnahme, aber eine quicklebendige Einspielung mit einem der (damals?) besten Kammerorchester der Welt.

    Sie machte damals Aufsehen wegen der Vervollständigungen und Orchestrierungen von Brian Newbould, der mit seinen wissenschaftlichen Arbeiten über Schubert als Musikforscher sehr anerkannt wurde.

    Ich habe diese Einspielungen damals auf LP gekauft und so gern und oft gehört, dass ich sie inzwischen auf CD nachgekauft habe. AUch mit Immerseel, Harnoncourt, Goodman und anderen HIP-Schuberts im CD-Regal kann man am vitalen Schubert Sir Nevilles und seiner Academy viel Freunde haben.



    Freundliche Grüße von Andrew

    „Nichts auf Erden ist kräftiger, die Traurigen fröhlich, die Ausgelassenen nachdenklich, die Verzagten herzhaft, die Verwegenen bedachtsam zu machen, die Hochmütigen zur Demut zu reizen, und Neid und Hass zu mindern, als die Musik.“

  • Ich fand die Einspielungen der Academy auch fast immer gelungen - gute und bessere Musiker, gut und besser dirigiert von Neville Marriner


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