Was faszinierte die Zeitgenossen an Karl Böhm?

  • Insofern war Karl Böhm einer der letzten Vertreter einer heute untergegangenen Künstlergeneration, die wenig Wert auf Glanz und Glimmer, aber umso mehr Wert auf künstlerische Wahrhaftigkeit legte.


    So sehr ich Deine hohe Wertschätzung des Dirigenten Karl Böhm teile, lieber nemorino, aber hieße das nicht im Umkehrschluss, dass es heute keine Künstler mehr gäbe, denen künstlerische Wahrhaftigkeit wichtiger wäre als Glanz und Glimmer? Mein Eindruck ist eigentlich eher, dass die "Pultstars", denen man einen exzentrischen Habitus unterstellte, (fast) verschwunden sind. Und wenn mir dann Namen wie Herbert Blomstedt (ich weiß, der ist auch schon 91) sofort einfallen, denen ich genau das hier Postulierte (keine Selbstdarstellung, dafür die Kunst über alles, in deren Dienst man sich stellt) ohne mit der Wimper zu zucken zuerkennen würde, dann bin ich froh, dass es um die heutigen Künstlergeneration nicht gar so übel bestellt ist. ;)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Untrennbar ist Böhms Name jedoch mit Mozarts Werk verbunden, seinen ihm zu Lebzeiten verliehenen Titel "Mozart-Papst" trägt er bis heute zu Recht.


    Da würde ich doch vehement widersprechen. Mag sein, dass er zu seinen Lebzeiten ein führender Mozart-Interpret war. Heute wirkt wenig so überholt wie seine Mozart-Interpretationen.

    Der Traum ist aus, allein die Nacht noch nicht.


  • Das sei Dir unbenommen! Die einen sagen so ….. die anderen sagen so!


    LG Nemorino

    Und gerade, weil das so ist, sollte man solche Verallgemeinerungen und Quasi-Verobjektivierungen, wie du sie in deinem von "Bertarido" zitierten Satz vorgenommen hast, lieber unterlassen!


    Da würde ich doch vehement widersprechen. Mag sein, dass er zu seinen Lebzeiten ein führender Mozart-Interpret war. Heute wirkt wenig so überholt wie seine Mozart-Interpretationen.


    Ich kann mich dieser Antwort nur anschließen!
    Allerdings ging es ja in dieser Rubrik gar nicht darum, welche Bedeutung er für unsere Gegenwart hat, sondern welche Wirkung er auf seine Zeitgenossen hatte. Wer sich natürlich als Böhm-Zeitgenosse begreift und die fast 40 Jahre, die seit dem Ende seines Wirkens vergangen sind, konsequent zu ignorieren versucht, der mag zu solch kruden Aussagen kommen, dass Böhm heute noch generell als Mozart-Papst gelten würde...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

    Einmal editiert, zuletzt von Stimmenliebhaber ()

  • Mich würde mal interessieren, ob Böhm vor den 1950ern auch schon als "Mozart-Papst" galt, oder vielleicht doch erst später, nachdem die eigentlichen Mozart-Päpste Busch, Kleiber und Bruno Walter tot waren.
    Ich meine nach wie vor, dass Böhm ein weit besserer Wagner, vermutlich auch Brahms- und R.-Strauss-Dirigent (wofür er auch eine Art Spezialist war, aber da kenne ich kaum Aufnahmen) gewesen ist, während mich seine Wiener Klassik eher enttäuscht, bzw. einige Opernaufnahmen eher aufgrund der Sänger oder vielleicht durch die Gesamtleistung als aufgrund des Dirigenten bemerkenswert bleiben. Es mag teils auch der etwas lähmenden Studio-Atmosphäre geschuldet sein, aber die live mitgeschnittenen Wagner-Ring und Tristan aus den 1960ern finde ich weit lebhafter und lebendiger als etliche der Mozart-Aufnahmen.

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • "Qui tacet, consentire videtur."
    (Wer schweigt, scheint zuzustimmen)
    Dieser Satz von Papst Bonifazius VIII kommt mir in den Sinn wenn ich das alles lese.
    Und natürlich schweige ich nicht.
    Dieses von mir geführte Forum - wo ich zwar jedem das Recht einräume, seine Meinung zu sagen, auch wenn sie völlig konträr zu meiner ist, soll um Gottes Willen nicht den Eindruck machen hier würde Karl Böhm als "überholt" gesehen.
    Einige mögen das so sehen, und sie verkünden das immer wieder laut und eindringlich.
    Und so entsteht der (falsche) Eindruck eines allgemeinen Konsenses in dieser Angelegenheit.
    Es ist ja eine immer wieder zu beobachtenden Tatsache, daß die "Erneuerer", "Revoluzzer", Angänger der "Avantgarde" aktiver sind als die "Traditionalisten" die sich in ihrer gesellschaftlichen Position sicher fühlen und zudem Konflikten gern aus dem Wege gehen,
    Originalzitat eines Herrn aus der besseren Gesellschaft, den ich für das Forum gewinnen wollte: "Wozu denn ? Mit wem soll ich denn diskutieren ? Wer weiß was das überhaupt für Leute sind. Wir wiss'n doch sowieso, daß der Karajan und der Böhm die besten Dirigenten und die Wiener Philharmoniker das beste Orchester sind."
    Tja - da kann man halt nichts machen. Daraus den Schluss zu ziehen, daß es diese Leute nicht (mehr) gäbe ist indes falsch. Sie sitzen im Hintergrund und ziehen von dort ihre Fäden. Wer die Szene in Österreich kennt, der wird mir beipflichten.
    Was soll an Böhms (werkgetreuem) Mozart "überholt" sein ? Er war kein "modischer" Dirigent, sein Klang war der Schönheit verpflichtet.
    Schönheit ist zeitlos. Genausogut könnte ich sagen "Mozart ist überholt." In der Tat denken das viele - und basteln an seinem Werk herum um es den heutigen Publikum anzupassen. Eigentlich machen sie auch das nicht, sondern sie passen die Werke an eine Bevölkerungsgruppe an (oder versuchen es zumindest) die für Klassische Musik kein Verständnis haben und auch völlig ungeeignet dafür sind.
    Auf Physik übertragen in etwa, als wollte ich Vorträge "Quantenphysik für Hilfsschüler" halten. (Vermutlich ist das Wort Hilfsschüler heute schon obsolet und nicht politisch korrekt - ich kenne aber kein anderes.)


    "Eigentliche Mozartpäpste Busch, Walter und Kleiber" Na ja ich weiß nicht.
    Von Kleiber gibt es eine wunderbare Decca-Aufnahme von "Figaros Hochzeit" mit einer hervorragenden Sängerbesetzung - aber als "Mozart Spezialist" ist er mir abgesehen davon nicht wirklich in Erinnerung.


    Bruno Walter war da schon eher ein Mozart - Spezialist, vermutlich aber durch sein Mahler Engagement verdeckt


    Ab wann Böhm zum "Mozart Papst" wurde - das weiß ich nicht, aber seit den fünfziger Jahren auf jeden Fall. In Wien wird man nichts "über Nacht" das ist ein jahrelanger Prozess.


    Die Angriffe auf Böhm sind eher weltanschaulicher als musikalischer Natur. Ich habe das erst gestern gesehen, als ich wieder auf die Grazer Puppenschau "Böhm" stieß, die zwar handwerklich gut gemacht , zugleich aber infam ist.
    Hier wird eine unsympathische Karikatur Böhms gezeigt, er wird lächerlich gemacht - und was dabei rauskommt ist vielleicht suggestiv wirksam, zugleich aber verachtenswert, Böhm - so er noch lebte, hätte sicher erfolgreich Klage dagegen geführt.
    Andrerseits bleibt auf diese Art das Interesse an ihm wach.


    Und damit die Berichterstattung über ihn nicht zu einseitig wird halte ich schützend meine Hand über ihn,
    den einzigen Dirigenten, der je als Mozart-Papst bezeichnet wurde...... :hail:


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Lieber Alfred!

    "Qui tacet, consentire videtur."
    (Wer schweigt, scheint zuzustimmen)


    Dies Zitat bringt mich dazu, in einem Thread zu schreiben, der ansonsten eher unterhalb meiner Interessenschwelle läuft!


    Karl Böhm dürfte in Berlin kaum weniger Mozart dirigiert haben, als in Wien. Dafür wurde er geschätzt. Nicht von allen, aber doch von durchaus vielen der Konzert- und Opernbesucher Berlins.


    Trotzdem - das kann ich als "Zeitgenosse" sagen - ist wohl niemand auf die Idee gekommen, ihn als Mozart-Papst zu bezeichnen.
    Dass dürfte nicht allein an dem protestantischen Geist liegen, der in Berlin damals vorherrschte und mit Päpsten nichts am Hut hatte. Vielmehr daran, dass andere Dirigenten in der Stadt gewirkt hatten oder noch wirkten, die Anderes über Mozart zu sagen hatten und wahrlich nicht weniger Bedeutendes: Neben den von Johannes Röhl bereits Genannten wäre insbesondere auf Ferenc Fricsay zu verweisen. Gerade die Aufführungen der Sinfonien, der Klavierkonzerte (mit Haskil oder Anda), der Violinkonzerte (mit Grumiaux) und des Requiem haben ihm in den Augen der Berliner einen Ausnahmerang als Mozartinterpret gesichert.


    Beste Grüße


    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • hieße das nicht im Umkehrschluss, dass es heute keine Künstler mehr gäbe, denen künstlerische Wahrhaftigkeit wichtiger wäre als Glanz und Glimmer?


    Lieber Joseph II.,


    nein, das habe ich damit nicht sagen wollen. Ganz sicher gibt es heute auch im Klassiksektor ernsthafte Künstler, denen Glanz und Glimmer wenig bedeuten. Doch insgesamt sehe ich allgemein, und das betrifft nicht nur die Welt der Klassik, ein Absinken auf ein Niveau der Beliebigkeit, wo der Abstand zu den Stars und Sternchen der Schicki-Micki-Branche immer mehr eingeebnet wird.
    Aber, wie gesagt, das betrifft alle Bereiche, von der Politik über den Sport und das Kino bis zu den Religionsgemeinschaften. Man tummelt sich liebend gerne in allen möglichen (und unmöglichen Talkrunden) herum, da moderieren Klassiksänger Quizshows, ein Pianist oder eine Violinistin, die nicht in solchen Veranstaltungen davon schwärmt, dass sie privat eigentlich viel lieber Rock & Popmusik hört usw.usf., gehört heute zu den exotischen Ausnahmen, oder zu den Dinosauriern. Man könnte die Aufzählung beliebig fortsetzen, aber das führt zu nichts. Diejenigen Künstler, die im "stillen Kämmerlein" tagtäglich ernsthaft üben und bereit sind, für ihre Kunst jedes Opfer zu bringen, die erscheinen nicht auf den Bildschirmen. Die Frage muss doch erlaubt sein, ob man sich einen Rubinstein oder Böhm, da wir ja gerade bei ihm sind, in Plauderstündchen vorstellen kann, bei denen oft genug Leute sitzen, denen man im Dunkeln lieber nicht begegnen würde.


    Auch die Klassikwelt der Vergangenheit war nicht frei von Skandalen, aber meist spielten sie sich auf einem höheren Niveau ab, als man sich heute zu gewöhnen hat. Mit Herbert Blomstedt hast Du eigentlich kein gutes Beispiel ausgewählt, dieser Mann gehört noch zu einer anderen Liga. Ich möchte hier auch gar keine Namen nennen, aber das ganze alberne, oberflächliche Getue, mit denen heute Künstler der Klassik, wenn sie denn überhaupt im TV auftreten dürfen, umgeben werden, geht mir persönlich mächtig auf die Nerven.


    Um nicht missverstanden zu werden: Meine Kritik richtet sich nicht gegen einzelne Künstler, sie sind genauso dem Zeitgeist unterworfen wie die übergroße Mehrheit der Bevölkerung. Und der ist nun mal, wie er ist.


    LG Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

  • Hallo,


    bekannt dürfte sein, daß Toscanini seine Schwierigkeiten mit Mozart hatte und selbst zugab, daß ihm diese Musik fremd geblieben ist.


    Bei Beethoven weiß man, wie er zu spielen ist, Mozart erscheint da auf dem ersten Blick recht einfach, je mehr man ihn kennenlernt, umso anspruchsvoller und rätselhafter wird er, so Horowitz.


    Man darf daher durchaus von Mozartspezialisten sprechen, wenn es gelingt, diesen Spagat aus vordergründiger Leichtigkeit und dabei komplexer Komposition dem Hörer schlüssig zu vermitteln.


    Karl Böhm hatte mMn das richtige Näschen für dieses Musikgenie.


    Nette Grüße


    Karl

  • Karl Böhm hatte mMn das richtige Näschen für dieses Musikgenie.

    Diesen Satz würde ich absolut unterstreichen, mit einer besonderen Betonung auf "hatte". Er hat damals versucht, Mozart so gerecht wie möglich zu werden. Inszwischen weiß man aber viel mehr über Mozart und die Interpretationen zur Mozart-Zeit - vieles, was Böhm noch nicht wusste, noch nicht wissen könnte. Es wäre völlig absurd, dieses seitdem zusammengetragene Wissen nicht in heutige Interpretationen einfließen zu lassen und stattdessen noch so wie Böhm dirigieren zu wollen. Und deswegen macht das ja heute auch kein Dirigent. Und genau so absurd wäre es, heute noch diesem damaligen Mozart-Ideal, das eben überholt ist, anzuhängen - und deswegen macht das ja auch kein ernstzunehmender Diskutant...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

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  • ...da fällt mir wieder John Eliot Gardiner ein, um den es kürzlich schon mal ging. Seine als "purifiziert" bezeichnete Zauberflöte gefiel mir immer, ohne dass ich mir bis vor kurzem über diesen Hintergrund bewusst gewesen wäre.


    Welche weiteren Dirigenten pflegen diesen neuen historischen Stil?


    Vielleicht sollte ich mir diesen Figaro noch zulegen?:


    ________________________________________________________________________________________


    Gruß
    Nicolas

  • Ich möchte hier versuchen auf einige Statements zu antworten - in loser Reihenfolge


    Stimmenliebhaber:

    Zitat

    Inszwischen weiß man aber viel mehr über Mozart und die Interpretationen zur Mozart-Zeit


    Das hört man immer wieder - aber das glaube ich nicht. Ich glaube es deshalb nicht, weil ich einige Aussagen von Dirigenten der sechziger Jahre im Kopf habe, die DEZIDIERT erklärten, man müsse die Werke MODERNER interpretieren als dies in der Vergangenheit geschah.. bla bla
    Man betrachtete auch die alten Musikinstrumente als unzulängliche Vorgänger der gegenwärtigen.....


    Manche Dirigenten bezeichneten beispielsweise Cembali als "Eierschneider" des Klanges wegen. Sir Thomas Beecham meinte über diesen Klang:
    “The sound of a harpsichord – two skeletons copulating on a tin roof in a thunderstorm." Er war ja immer für ein Bonmot gut.
    Aber was können wir daraus schliessen ? Man wusste sehr viel über historische Aufführungspraxis - aber man wollte nicht so spielen.
    Es entweickelten sich in Sachen Mozart zahlreiche Moden, so der "verzärtelte", silbrige Mozart im nichts Böses, sondern ein eher unverständlicher Versuch auf einem modernen Konzertflügel das vielgeschmähte Cembalo zu imitieren.
    Karl:

    Zitat

    bekannt dürfte sein, daß Toscanini seine Schwierigkeiten mit Mozart hatte und selbst zugab, daß ihm diese Musik fremd geblieben ist.


    Wenn man ihn hört: kein Wunder. Im übrigen bestätigte er damit das Urteil von Karl Böhm, der den Italienern generell den Zugang zu Mozart abspricht - ein Standpunkt, den ich übrigens nicht teile.


    Caruso41:

    Zitat

    Trotzdem - das kann ich als "Zeitgenosse" sagen - ist wohl niemand auf die Idee gekommen, ihn als Mozart-Papst zu bezeichnen.


    Natürlich nicht - das glaub ich gerne. Das entspricht nicht der deutschen Mentalitiät, das ist weitgehend wienerisch.
    Bei uns ist ja auch Schubert der "Liederfürst" (war als Entschädigung gedacht, dafür, daß man ihn als Sinfoniker lange Zeit nicht ernstnahm - bis in meine Schulzeit hinein)
    Daß es auch - glücklicherweise - weitere hervorragende Mozart-Dirigenten gab steht ausser Streit !!!


    Karl Böhm wir bis heute gehasst - aus politischen Gründen und auch aus gesellschaftlichen. Er genoss das Wohlwollen allerhöchster bürgerlicher Kreise, was vielen ein Dorn im Auge war und ist. Anlässlich einer Jubiläumsveranstaltung zur Wiedereröffnung der Wiener Staatsoper - nur geladene Gäste - nur die Creme de la Creme - wagte der damalige Staatsoperndirektor Kritik an Karl Böhm zu äussern - und wurde vom Publikum vor laufenden Fernsehkameras ausgezischt. Götter kritisiert man nicht in Wien !!


    Zitat

    Karl Böhm war ein Mozartianer, wie er im Buche steht


    Zitat

    Böhm hatte Mozart im Blut, und er spürte, dass man zu dem Wiener Klassiker vor allem via Tempo und Dynamik durchdringt.


    Zitat

    Deshalb gelten Böhms Aufnahmen sämtlicher Mozart-Sinfonien mit diesem Klangkörper bis heute als unübertroffen.


    Zitat

    "Ich denke nicht, dass ich jemals etwas so Bezauberndes gehört habe – die vollkommene Schönheit des Klangs, der überaus natürliche Ausdruck: Es war die reinste Musik, die mir je begegnet ist."


    Wer kann sowas veröffentlicht haben - und vor allem WANN - und eventuell auch WARUM
    Ich will meine geschätzten Leser nicht lange auf die Folter spannen und verlinge gerne zum originalen ausführlichen Text:


    http://www.klassikakzente.de/n…rpretation-von-karl-boehm


    mit freundlichen Grüßen aus Wien
    Alfred


    clck 3211

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Das hört man immer wieder - aber das glaube ich nicht.

    Lies mal alles, was in der Mozart-Forschung seit Böhms Tod publiziert wird, dann würdest du es nicht nur glauben, sondern wissen. Aber du WILLST es halt nicht glauben...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • Mal anders gefragt: Welche heute noch aktiven Dirigenten fallen euch ein, die Mozart ähnlich wie Böhm dirigieren?


    Den Mozart von Sir Colin Davis fand ich beispielsweise immer traditionell angehaucht, aber dieser Dirigent lebt ja auch schon seit über fünf Jahren nicht mehr. Riccardo Muti vielleicht?


    Hat Thielemann je eine der großen Mozart-Symphonien eingespielt oder zumindest dirigiert?

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hat Thielemann je eine der großen Mozart-Symphonien eingespielt oder zumindest dirigiert?



    Ich kann mich nicht daran erinnern, mal eine Mozart-Sinfonie von Thielemann erlebt zu haben, aber ich kann mich sehr wohl an "Figaro" und "Don Giovanni" unter seiner Leitung erinnern. Nur auf Assoziationen zu Böhm wäre ich dabei nicht gekommen, sowie ich auch keine Böhm-Assoziationen habe, wenn ich die Beethoven-Sinfonien Thielemanns mit den Wienern höre.
    Aber das ist ja nicht das Thema dieser Rubrik. Die Frage im Rubriktitel lautet: "Was faszinierte die Zeitgenossen an Karl Böhm?" Die Beantwortung dieser gut gestellten Frage (korrekterweise im Präterium) könnte sehr interessant sein, wenn man nicht permanent den Fehler machen würde, die Frage mit dem Heute in Verbindung zu bringen, denn damit hat sie nichts zu tun.
    Ich denke, wir sind uns alle einig bei der Feststellung, dass Karl Böhm einer der herausragenden Mozart-Dirigenten seiner Zeit war. Das ist eine Tatsache. Wir sind uns sicherlich auch einig darin, dass diese Zeit vorbei ist, denn auch das ist eine Tatsache. Die Frage ist nun, wie man mit diesem Faktum umgeht: ob man also akzeptiert, dass diese Zeit vorbei ist, oder ob man sich nicht damit abfinden kann und will, dass die Zeit nach Karl Böhms Tod nun schon fast vier Jahrzehnte lang unerbittlich voranschreitet und nicht den Anstand hatte, einfach stehen zu bleiben...

    Beste Grüße vom "Stimmenliebhaber"

  • In der Tat stellt sich die Frage, wenn man sich auf den Ausgangspunkt des Threads bezieht, was faszinierte die Leute damals, was machte "seinen" Mozart aus, was hob ihn von anderen ab?
    Dabei denke ich auch, dass es unerheblich ist, wie sich die Mozartforschung und Rezeption bis zum heutigen Tage entwickelt hat, und wer von den heutigen Dirigenten diesen Entwicklungen am ehesten Rechnung trägt.
    Böhm hatte m. E. schon ein außerordentliches Gefühl für Ausgewogenheit und Balance. Seine Einspielung der Symphonien hält für mein Gespür sehr gekonnt das Gleichgewicht zwischen leuchtendem, geschmeidigem, schönem Klang einerseits, und federnder, straffer Akzentuierung andererseits. Er poliert nicht alle Ecken und Kanten hinweg, vermeidet jedoch auch allzu schroffe, forcierte Momente. Daher finde ich diese Aufnahmen durchaus faszinierend. Er erzeugt bei aller Lieblichkeit, Zartheit und Versonnenheit auch immer einen nie abreißenden Spannungsbogen, und in allen schnellen, dahinstürmenden Momenten verfällt er nie in grelle, überhastete Effekte.
    Er bewegt sich auf einer goldenen Mitte, ohne jemals Mittelmaß zu sein; er verleiht dem jugendlichen Überschwang die nötige Abgeklärtheit, der Reife die nötige Frischen und Unbekümmertheit; Dramatik und Festlichkeit ist bei ihm nie pompöses, leeres Pathos, sondern von gemessener, würdevoller Erhabenheit.
    Dies wären ein paar, natürlich völlig subjektive Eindrücke zu Böhm speziell im Hinblick auf Mozart; es ist schon signalisiert worden, dass er auch bei anderen Komponisten eine Koryphäe war; seinen hohen Rang im Bezug auf Mozart kann ich gut verstehen und nachvollziehen, und auch wenn es natürlich auch noch andere Tendenzen und Lesarten gibt, die Mozart aus ihrer Zeit heraus anders gedeutet haben als er, sind für mich die Mozart-Dirigate von Karl Böhm überaus hörenswert. Päpstliche, papistische oder sonstige Ehrentitel hat er m. E. nicht nötig, ebensowenig, dass man ihn gegen andere, moderne oder zeitgenössische Dirigenten ausspielt; seine Faszination entsteht aus sich selbst heraus kommt auch ohne derartige Vergleiche und Schlagworte aus.

  • Hallo,


    Zitat

    ...und stattdessen noch so wie Böhm dirigieren zu wollen


    das dürfte auch etwas schwierig sein, da Musik im Moment entsteht.


    Für mich hatte Karl Böhm ein Verständnis für Mozart entwickelt, das zu schlüssigen Ergebnissen führte.


    Ich bin der festen Meinung, daß man da nichts kopieren kann, das wäre nur Stückwerk und kann als Gesamtkunstwerk nie überzeugen.


    Nette Grüße


    Karl

  • In der Tat stellt sich die Frage, wenn man sich auf den Ausgangspunkt des Threads bezieht, was faszinierte die Leute damals, was machte "seinen" Mozart aus, was hob ihn von anderen ab?
    Dabei denke ich auch, dass es unerheblich ist, wie sich die Mozartforschung und Rezeption bis zum heutigen Tage entwickelt hat, und wer von den heutigen Dirigenten diesen Entwicklungen am ehesten Rechnung trägt.
    Böhm hatte m. E. schon ein außerordentliches Gefühl für Ausgewogenheit und Balance. Seine Einspielung der Symphonien hält für mein Gespür sehr gekonnt das Gleichgewicht zwischen leuchtendem, geschmeidigem, schönem Klang einerseits, und federnder, straffer Akzentuierung andererseits. Er poliert nicht alle Ecken und Kanten hinweg, vermeidet jedoch auch allzu schroffe, forcierte Momente. Daher finde ich diese Aufnahmen durchaus faszinierend. Er erzeugt bei aller Lieblichkeit, Zartheit und Versonnenheit auch immer einen nie abreißenden Spannungsbogen, und in allen schnellen, dahinstürmenden Momenten verfällt er nie in grelle, überhastete Effekte.
    Er bewegt sich auf einer goldenen Mitte, ohne jemals Mittelmaß zu sein; er verleiht dem jugendlichen Überschwang die nötige Abgeklärtheit, der Reife die nötige Frischen und Unbekümmertheit; Dramatik und Festlichkeit ist bei ihm nie pompöses, leeres Pathos, sondern von gemessener, würdevoller Erhabenheit.
    Dies wären ein paar, natürlich völlig subjektive Eindrücke zu Böhm speziell im Hinblick auf Mozart; es ist schon signalisiert worden, dass er auch bei anderen Komponisten eine Koryphäe war; seinen hohen Rang im Bezug auf Mozart kann ich gut verstehen und nachvollziehen, und auch wenn es natürlich auch noch andere Tendenzen und Lesarten gibt, die Mozart aus ihrer Zeit heraus anders gedeutet haben als er, sind für mich die Mozart-Dirigate von Karl Böhm überaus hörenswert. Päpstliche, papistische oder sonstige Ehrentitel hat er m. E. nicht nötig, ebensowenig, dass man ihn gegen andere, moderne oder zeitgenössische Dirigenten ausspielt; seine Faszination entsteht aus sich selbst heraus kommt auch ohne derartige Vergleiche und Schlagworte aus.

    Lieber Don,


    das hast Du wunderbar auf den Punkt gebracht wie man es besser nicht sagen kann! Es gibt Interpretationen, die sind einfach zeitlos und zeitlos gültig. Da mag sich das Mozart-Bild und der musikalische Zeitgeschmack wandeln wie er will, es ändert daran nichts. Und den Grund kann man auch nennen: Böhm gehört zu dem Typ Interpreten, die versuchten, in der Interpretation der Klassiker ein Klassizitätsideal zu verwirklichen (wie Clara Haskil, wie Svjatoslav Richter, wie Emil Gilels, wie Arturo Benedetti Michelangeli). Und weil diese Idealisierung auch ideal gelungen ist, bleibt das ein interpretatorisches Monument. Zu Böhm passt der Ausspruch von Bernhard Haitink: "I don´t like overemphasizing!" Er hatte es einfach nicht nötig. Ausgewogenheit aller musikalischen Aspekte als höchste Kunst - das ist unaufgeregt und will den Hörer auch nicht aufregen und aufputschen, aber genau deshalb führt es zum Kern der Musik.


    Schöne Grüße
    Holger

  • Das sind ja eine Menge interessanter Antworten
    Interessante Statements für einen interessanten Dirigenten
    was bezeugt daß er unvergessen ist - Dazu aber später


    Don Gaiferos hat viel geschrieben, das mir gefällt, vor allem zum Mozart Stil Böhms
    Alle genannte Attribute treffen zu.
    So wird er immer sein posthumes Publikum haben.
    Warum das nicht ALLGEMEIN der Fall ist, werde ich in einem meiner nächsten Beiträge in diesem Thread zu erläutern versuchen


    Auch die Statements von Dr Kaletha und Karl haben mich gefreut.


    Stimmenliebhabers Beitrag beantworte ich gesondert.


    mfg aus Wien
    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Alle Zitate von "Stimmenliebhaber"


    Zitat

    Nur auf Assoziationen zu Böhm wäre ich dabei nicht gekommen, sowie ich auch keine Böhm-Assoziationen habe, wenn ich die Beethoven-Sinfonien Thielemanns mit den Wienern höre.


    Das ist vollkommen richtig. Man hat versucht Thielemann mit so umterschiedlichen Dirigenten - aber einem gemeinsamen Punkt ihrer Karriere - zu vergleichen - teilweise um ihn aufzuwerten (was er nicht notwendig hat), teils um ihm zu schaden.(was zum Gegenteil geführt hat)


    Darüber können wir gern in einem der zahlreichen Thielemannthreads diskutieren - oder einen neunen aufmachen - mit dem Titel "Schwierige" Dirigenten und "Pultdiktatoren" (???)
    Hier möchte ich nur bestätigen, dass es keinen realen Bezug zu Karl Böhm, gibt. Die "Gemeinsamkeit" erschöpft sich in der Wiederbelebung eines "traditionellen Interpretationsansatzes" - der allerdings ein sehr persönlicher ist und weder Furtwängler, Karajan, Böhm oder jemanden anderen kopiert oder es auch nur ansatzweise versucht.


    Zitat

    "Was faszinierte die Zeitgenossen an Karl Böhm?" Die Beantwortung dieser gut gestellten Frage (korrekterweise im Präterium) könnte sehr interessant sein, wenn man nicht permanent den Fehler machen würde, die Frage mit dem Heute in Verbindung zu bringen, denn damit hat sie nichts zu tun.


    Das ist völlig richtig. Allerdings enthält die Frage eine implizite Fortsetzung, die da lauten könnte. - "warum ist das heute nur mehr eingeschränkt der Fall ?" somit ist es dann doch erlaubt - quasi als Nebenthema das heute in die Betrachtungen mit einzubeziehen.


    Zitat

    Ich denke, wir sind uns alle einig bei der Feststellung, dass Karl Böhm einer der herausragenden Mozart-Dirigenten seiner Zeit war. Das ist eine Tatsache. Wir sind uns sicherlich auch einig darin, dass diese Zeit vorbei ist, denn auch das ist eine Tatsache

    .


    Das war mir schon vor 40 Jahren bewusst, daß dies dereinst der Fall sein wird.
    Wir müssen uns aber - um Gegensatz zu früheren Generationen nicht mehr mit der Vergänglichkeit von Interpretationen abfinden. Die Schallplatte, das Tonband , der Film und ihre Nachfolger können für die Ewigkeit festgehalten werden, dessen war man sich schon bald nach allgemeiner Einführung dieser Techniken - also etwa um 1900- bewusst. Allerding war die Qualität zu Beginn mehr als unvollkommen - was in eingeschränktem Maße bis heute gilt - aber durch Einführung von Tonfilm ca 1927, brauchbarem Farbfilm ca 1939 - Stereophonie ca 1955 - haben wir doch einigermaße gute Konserven, die die Vergangenheit aufleben lassen. Im Falle Böhm sehen wir zumeist einen alten gebrchlichen, mürrischen aber willensstarken Herrn mit absoluter Neigung zur Perfektion. Das ist allerdings nur EINE Facette. Wir erleben hier einen auf absolute Klangschönheit, federnde Eleganz ausgerichteten Strahlenden Klang - was Dank Tonaufnahme möglich ist - so man denn WILL !


    Zitat

    Die Frage ist nun, wie man mit diesem Faktum umgeht: ob man also akzeptiert, dass diese Zeit vorbei ist, oder ob man sich nicht damit abfinden kann und will, dass die Zeit nach Karl Böhms Tod nun schon fast vier Jahrzehnte lang unerbittlich voranschreitet und nicht den Anstand hatte, einfach stehen zu bleiben...


    Natürlich ist die Zeit von Karl Böhm als lebende Person vorbei. Aber die Legende lebt fort.
    Und mehr noch - die Legende ist belegbarm man kann ihre Interpretationen und ihre Statement hören und sie mit heutigen Dirigaten vergleichen.


    Nun kann man sich die Frage stellen, welche Interpretation denn "besser" sei
    Diese Frage wird sich nicht beantworten lassen, denn sie ist eine "Glaubensfrage"
    Gäbe es aufnahmen von Dirigaten Mozarts (was ja technisch nicht machbar war)- wie würde man heute datüber schreiben ?
    Wären es "Reliqien" oder "Verstaubter Plunder von vorgestern ?"


    Ung genau hier ist der Knackpunkt.
    Karl Böhm war schon (wie übrigens alle bedeutenden Dirigenten (und vermutlich auch die weniger bedeutenden) zu Lebzeiten singulär.
    Es gab Dirigenten von ähnlicher Bedeutung - aber sie waren natürlich verschieden.
    Diese "Wiener Elegance" (noch dazu von einem Grazer !!) ist einzigartig und wird es immer bleiben.


    Ich kenne so ziemlich alle Mozart Dirigenten von Bedeutung, habe zahleiche Einspielungen von ihnen und schätze einige von ihnen.
    HEUTE gibt es kaum einen lebenden Dirigenten, der speziell mit Mozart in Zusammenhang gebracht wird.


    Warum ich mich für das Andenken an Karl Böhm so einsetze ist die Schmutzkübelkampagne, die seit Jahren in unterschielicher Stärke gegen ihn geführt wird. Als ultima Ratio - als alle anderen Argumente gegen ihn nichts nützte, hat man begonnen sein Dirigat in Frage zu stellen.
    Das gesh teilweise gegen besseres Wissen aus durchschaubaren Gründen, teilweise aus der Sicht der Linie der "Zeitgeistigen"
    Das wäre an sich nicht schlimm, die Gefahr besteht indes darin, daß derlei durch ahnungslose Dummköpfe kolportiert wird, bis es "Allgemengut" wird.
    Die Musikgeschichte - und nicht nur sie, kennt zahlreiche Beispiele, so etwa die diffamierende Lüge, Salieri habe Mozart vergiftet, die zwar heute widerlegt ist (und es schon 1825, im Todesjahr Salieris war) aber noch immer lebendig ist.


    Welches Mozartbild hat die heutige Bevölkerung
    Ist noch niemand die Diskrepanz zwischen einer "historisch korrekten" Interpretation (die irgenwie in ihrer Radikalität verdammt an heutige aggressiver Musikrichtungen erinnert ) und den "veralteten" traditionellen Interpretationen aufgefallen ?


    Und nun versuche ich den 2. (nicht explizit formulierten) Teil der Frage zu beantworten:
    Warum fasziniert Karl Böhm HEUTE nur eine elitäre Minderheit ?


    Eine zugegebenermaßen höhnisch Antwort:


    Was kann man von Leuten erwarten, deren sprachliches Vokabular aus "cool", "yep" "CU" besteht , die ihre Zeit damit verbringen "Selfies" von sich zu machen und sich mittels "Shitstorms" zu artikulieren ?


    Im "Shitstorm-Zeitalter" und seinen Protagonisten ist wahrlich wenig Platz für Karl Böhm ....... :P


    mfg aus Wien
    Alfred








    Aber das ist ja nicht das Thema dieser Rubrik. Die Frage im Rubriktitel lautet: "Was faszinierte die Zeitgenossen an Karl Böhm?" Die Beantwortung dieser gut gestellten Frage (korrekterweise im Präterium) könnte sehr interessant sein, wenn man nicht permanent den Fehler machen würde, die Frage mit dem Heute in Verbindung zu bringen, denn damit hat sie nichts zu tun.
    Ich denke, wir sind uns alle einig bei der Feststellung, dass Karl Böhm einer der herausragenden Mozart-Dirigenten seiner Zeit war. Das ist eine Tatsache. Wir sind uns sicherlich auch einig darin, dass diese Zeit vorbei ist, denn auch das ist eine Tatsache. Die Frage ist nun, wie man mit diesem Faktum umgeht: ob man also akzeptiert, dass diese Zeit vorbei ist, oder ob man sich nicht damit abfinden kann und will, dass die Zeit nach Karl Böhms Tod nun schon fast vier Jahrzehnte lang unerbittlich voranschreitet und nicht den Anstand hatte, einfach stehen zu bleiben...

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



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  • Nikolaus Habjans hochgelobte Inszenierung von Paulus Hochgatterers Stück über Karl Böhm am Schauspielhaus Graz ist für die nächsten zwei Wochen im Stream abrufbar. Ich kann dieses hervorragend gemachte Ein-Personenstück nur allewärmstens empfehlen:


    https://www.schauspielhaus-graz.com/play-detail/boehm/


    Christa Ludwig, Paul Schöffler, Elisabeth Schwarzkopf und viele andere treten in dem Stück übrigens auch auf.

  • Es ist eine ekelhafte Verunglimpfung eines der grössten Dirigenten des 20. Jahrhunderts

    Leute die diesem Musikgenie nicht das Wasser reichen dürfen machen sich über ihn lustig - weil er sich nicht mehr wehren kann, und scheinbar keine Erben da sind die hier gerichtliche Schritte einleiten.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Danke sehr für den Tipp!


    Ich habe es mir jetzt, ganz spontan und eigentlich nicht geplant, komplett angesehen und kann darin eher eine kritische Würdigung als eine einseitige und pauschale Herabwürdigung Dr. Karl Böhms erkennen. Die kleinen Details zeigten, dass sich der Akteur wirklich mit der Person auseinandergesetzt hat.


    Übrigens fiel mir bei der Durchsicht des Archivs der Wiener Staatsoper ein offenkundiger Lapsus auf: https://archiv.wiener-staatsoper.at/performances/11965

    Hier wird Karl Böhm am 5. Juni 1977 als Siegfried (!) unter Heinrich Hollreiser in der Karajan-Inszenierung aufgeführt. :/

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Übrigens fiel mir bei der Durchsicht des Archivs der Wiener Staatsoper ein offenkundiger Lapsus auf: https://archiv.wiener-staatsoper.at/performances/11965

    Hier wird Karl Böhm am 5. Juni 1977 als Siegfried (!) unter Heinrich Hollreiser in der Karajan-Inszenierung aufgeführt.


    Lieber Joseph, es gibt einen Heldentenor, der heißt genau genommen Karl-Walter Böhm und wurde 6. Juni 1938 in Nürnberg geboren. Und der ist es, der am 5. Juni 1977 in eben jener Vorstellung den Siegfried gesungen hat. Den "Walter" hätte man natürlich hinzufügen sollen.


    Meine Quelle:


    Diesen "anderen Böhm" findet man in der "Salome" unter Herbert von Karajan als Herodes.


    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Hier nun ein Bild von Karl Böhm, wo er nicht als Tattergreris dargestellt wird, sondern als das was er in senen mittlern und auch beginnenden späten Jahren war: Ein Gransdeigneur mit geradezu aristokratisch ankutender Attitüde - Perfektioniest bis durch in die Knochen und unduldsam allendurchschnittlichen Musikern gegenüber. Er war Vertreter eines Mozartstils der als zeitlos gültig gesehen wurde - und von vielen auch heute noch gesehen wird. Mit mittelmäßigen und schlechten Orchestern war er eher kühl - um es dezent auszudrücken - aber Toscanini, Karajan Szell oder Mravinski waren hier auch nicht anders. Die erzielten Ergebnisse sprechen für sich.

    Es sind immer die Schwierigen und unbarmhertigen, die die besten Leistung zusatndebringen - sehr zum Missvergügen, der "Durchschnittliche - von den Schlechten wollen wir hir gar nicht erst sprechen......

    Aber eigentlich hat Böhm im Laufe seines Lebens mir eher wenigen Orchestern zusammenarbeiten müssen.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sehr eindrücklich! Danke fürs Einstellen!

    Dem kann ich mich nur anschließen: Eindrücklich und auch anrührend!

    mfG Michael


    Eine Meinungsäußerung ist noch kein Diskurs, eine Behauptung noch kein Argument und ein Argument noch kein Beweis.

  • Er war Vertreter eines Mozartstils der als zeitlos gültig gesehen wurde - und von vielen auch heute noch gesehen wird.

    Lieber Alfred,


    …. und daran wird auch dieses Machwerk nichts ändern können! Was kümmert es den Mond, wenn ein Hund ihn anbellt!

    Ich habe mir das Stück inzwischen in voller Länge angesehen. Handwerklich sicher gut gemacht, aber alles andere als eine Hommage an den großen Künstler, sondern ein Verriß der besonders perfiden Art. Schon die Puppe, die Böhm darstellen soll, ist von so abgrundtiefer Häßlichkeit, daß man auf den Inhalt gar nicht mehr gespannt zu sein braucht. Böhm selbst kann sich nicht mehr wehren, doch seine Nachkommen hätten allen Grund für juristische Schritte. Aber man wird wohlweislich davon absehen, um dem Stück nicht zu weiterer völlig unverdienter Aufmerksamkeit zu verhelfen. Dem überragenden Künstler und Dirigenten Karl Böhm wird es ohnehin keinen Abbruch tun.


    Grüße nach Wien,

    Nemorino

    Die Welt ist ein ungeheurer Friedhof gestorbener Träume (Robert Schumann).

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