James Levine – die diskographische Hinterlassenschaft

  • Dvorak: Sinfonie Nr.7 mit Levine


    Diese recht unbekannte CD gehört auch zu meinen liebsten Aufnahmen der Dvorkak-Sinfonie Nr.7.

    James Levine mit den Chicago SO.


    Diese übertrifft sogar die Spitzenaufnahme mit Dohnanyi (Decca), was Spannung und Einfühlungsvermögen angeht. Klanglich zudem allererste Sahne !

    Auch die Neunte "Aus der neuen Welt" gehört zu den Besten je gehörten.


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    RCA, 1981, 1984, DDD


    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ich kenne Levine auch als Dirigent von Konzerten recht gut. Er war lange Zeit Liebling der Deutschen Grammophon Gesellschaft.

    Anlässlich des Mozart -Jahres 1991 schloss man etwa Mitte der 80iger Jahre einen Vertrag ab, der die Aufnahmen von Mozarts sämtlichen Sinfonien - quasi in Nachfolge von Karl Böhms Einspielung (die sich allerdings bis heute im Katalog gehalten hat) -in der damals neuen Digitaltechnik - zum Inhalt hatte

    Die Unterzeichnung wurde medienwirksam in Mozarts Geburtshaus, Dalzburg Getreidegasse Nr 9 zelebriert.

    Im Gegensatz zu Böhms Zyklus, der die Berliner Philharmoniker dirigierte, spielen beim Levine Zyklus die Wiener. (und es ist bisheute der einzige Mozart Zayklus dieses Orchesters geblieben.

    Levine versucht hier tradition mit HIP.Sicht zu vereinen, was ich damals als nicht besonders gelungen betrachtete. Zudem Lastete der Ruf seines Vorgängers sehr auf dem Ruf dieser Aufnahme. Heute ist sie indes schon wieder ein "Klassiker" und ich müsste erneut hineinhören.

    Auch diese Aufnahme ist noch erhältlich

    Die Violinkonzerte waren schin etwas früher - auch in Digitaltechnik aufgenommen worden



    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Levine erhielt Abfindung in Millionenhöhe

    Wie die New York Times berichtet und u. a. der SWR nun zitiert, erhielt James Levine von der Met, der er Jahrzehnte als musikalischer und künstlerischer Leiter vorstand, außergerichtlich offenbar eine Abfindung in Höhe von 3,5 Mio. US-Dollar. Der Schuss ging für die Met ganz offensichtlich also nach hinten los. Levine debütierte im Juni 1971 am Metropolitan Opera House in New York und wurde bereits im Februar 1972 zum Ersten Dirigenten berufen. Zwischen 1976 und 2016 amtierte er als musikalischer Direktor, zwischen 1986 und 2004 zudem als künstlerischer Direktor. Nach seinem krankheitsbedingten Rückzug wurde er 2016 zum Music Director Emeritus ernannt; dieser Ehrentitel wurde ihm im Zuge der aufkommenden Vorwürfe Ende 2017 wieder entzogen.


    Quelle: https://www.swr.de/swr2/musik-…lionen-abfindung-100.html

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • James Levine ist vermutlich der Dirigent, den ich von allen am häufigsten live gehört habe, in den Jahren 86-90 an der MET in NYC. Viele unvergessliche Opernaufführungen, dazu schätze ich alle seine Mahlereinspielungen bis heute.


    R.I.P. Jimmy

  • Das ist wieder sehr bedauerlich und traurig einen weiteren grossen Dirigenten zu verlieren.

    Schade aber auch, dass wir seit der Vorwürfe 2017 keine neuen CD-Aufnahmen mehr erwarten durften.


    Ich schätze ihn sehr und habe aus seinem Repertoire eine grosse Menge seiner fabelhaften sinfonischen Aufnahmen vorliegen. Die sind alle höchst zufriedenstellend.

    Als ich James Levines Aufnahmen noch nicht kannte, hatte ich ihn NUR als Operndirigenten der MET eingeordnet ... weit gefehlt, wie vielseitig er doch war.


    R.I.P. James

    Gruß aus Bonn, Wolfgang

  • Ein furchtbarer Verlust für die klassische Musikwelt. Mit James Levine geht für mein Dafürhalten der größte US-Dirigent seit Bernstein. Irgendwie war es dann doch sehr überraschend und abrupt, obwohl er ja seit vielen Jahren schwer erkrankt war.


    Beim Maggio Musicale Fiorentino hätte er im Jänner 2021 eigentlich tatsächlich nochmal auftreten sollen. Auf dem Programm wären Mozarts drei letzte Symphonien gestanden. Die Pandemie hat das wohl grundsätzlich verhindert, aber wer weiß, ob Levine gesundheitlich überhaupt noch in der Lage gewesen wäre, dort wirklich zu dirigieren.


    Er wird mir fehlen.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Das ist sehr traurig. Ich habe ihn vor vier Jahren live in der MET gesehen, mit einer großartigen Darbietung der „Meistersinger“. Er möge in Frieden ruhen...

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Banner Trailer 2 Gelbe Rose
  • Ein letzter Triumph war wohl die Zuerkennung der 3,5 Mllionen Dollar durch die MET.(Auch wenn er sie nun leider nicht mehr braucht.)

    Sie waren mehr oder weniger ein Freispruch von den Vorwürfen - denn die MET hätte das Geld sonst nicht bezahlt.


    Wie auch immer - einer der bedeutendsten Dirigenten des 20. Jahrhunderts - dazu bestens auf Tonträger dokumentiert.


    RIP

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Sie waren mehr oder weniger ein Freispruch von den Vorwürfen - denn die MET hätte das Geld sonst nicht bezahlt.


    Das sollte man wohl nicht so sehen, denn es ging in dem Verfahren um die sofortige Freistellung von der Arbeit. Wie die New York Times berichtet, wurde nur der Rechtsstreit um die Kündigung beigelegt. Es zeichnete sich ab, dass Levines Kündigung nicht vertragsgemäß war, da es keine entsprechende Klausel im Vertrag gab, mit der man das hätte begründen können. Dafür erhielt er die Entschädigung.


    Mit ihren Vorwürfen wegen sexuellen Missbrauchs hatte die Met aber offenbar Recht. James Levine kam mit seiner Verleumdungsklage gegen das Opernhaus nicht durch

    Alles Gute und einen Gruß von Orfeo

  • Ich bin davon überzeugt, daß er mit Jugendlichen "Kontakt" hatte.

    Die Frage ist - was man unter "Mißbrauch" versteht.

    Wenn sich ein dem gleichen Geschlecht hingezogener Prominenter einen jugendlichen Stricher kauft oder ein "eindeutiges Angebot" eines jugendlichen Mannes annimmt, der sich dadurch Karrierevorteile verspricht, (die mangels Talent dieser Person - deren Talent offenbar in einem anderen Bereich lag:hahahaha::untertauch::stumm:- nicht eingelöst werden konnten) - dann ist das zwar wider das Gesetz - moralisch verwerflich finde ich das hingegen nicht.

    Wenn da nun wieder entsetzt aufspringt - dem sei gesagt, daß das in meiner Jugend, also in den 70erjahren generell so gesehen wurde. Und daß man an den diversen Opernhäusern etc. durchaus über die gewissen Vorlieben wusste - und sie unterstützte - wenn es gut für das allgemeine Klima war.


    Ein bekannter aus homosexuellen Kreise macht dereinst bei einer berühmten Klassikquizschau mit - und räumte auf Grund seines Wissens einen Punkt nach dem anderen ab. Anschliessend war eine "Abschlussparty" angesagt. Mein Bekannter fürchtee das Schlimmste und versuchte allerlei Ausreden um sich von einer Teilnahme zu drücken. Da kam einer der Verantwortlichen auf ihn zu und sagte: Keine Angst - Wir vom Fernsehen sind weder bling noch blöd - wir haben das speziell für Dich ausgerichtet - Du wirst zufrieden sein !:)

    Und so geschah es. Als neutraler Zeitzeuge kann ich bestätigen, daß das der Hauch der Zeit war - weg von allen Prüderien der Vergangenheit.

    Leben und Leben lassen - Erlaubt ist was gefällt

    Erst AIDS und diverse gesellschaftliche Entwicklungen haben zu einer neuen Ausrichtung der "Gesellschaft" geführt.


    mfg aus Wien

    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !




  • Eine meiner liebsten Aufnahmen unter der Leitung von James Levine ist dieser "Tito" aus der Salzburger Felsenreitschule von 1977. Diese Oper von Mozart ist genau sein Ding. Er dirigiert sie groß, erhaben und festlich. Wie man sich Opera seria halt wünscht - wie ich sie mir wünsche. Damals war er Mitte dreißig. Was auffällt ist sein Fähigkeit, die Sänger sicher zu führen. Er war ein Sängerdirigent. Ihre Wirkung war ihm wichtig, er dachte nicht nur an sich. Ihm dürfte sehr klar gewesen sein, dass Oper nur dann funktioniert, wenn Sänger und Dirigent bei aller Verschiedenheit ihrer Aufgaben gleich gut sind. Eine atemberaubende Aufführung! Für heutige Verhältnisse ist die Besetzungen sehr exklusiv.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Wahrscheinlich mit Bezahlschranke.

    Noch ist der Beitrag frei zugänglich. Ich finde ihn sehr ausgewogen und gut. Danke für den Link.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Eine meiner liebsten Aufnahmen unter der Leitung von James Levine ist dieser "Tito" aus der Salzburger Felsenreitschule von 1977. Diese Oper von Mozart ist genau sein Ding. Er dirigiert sie groß, erhaben und festlich. Wie man sich Opera seria halt wünscht

    Diesen Thread habe ich eigentlich bisher nur verfolgt, fand ich aber nicht so interessant, dass ich hier etwas schreiben wollte.

    Die Mitteilung, was meine Lieblingsinterpreten und was dann meine Lieblingsaufnahmen dieser Interpreten sind, ist nicht so mein Ding.


    Nach der Lektüre des Nachrufes auf Levine in der FAZ habe ich dann aber mal geschaut, welche Aufnahmen ich eigentlich von Levine habe. Sinfonische Werke scheine ich gar nicht von ihm angeschafft zu haben. Zumindest habe ich keine gefunden. Um so mehr besitze ich Opernaufnahmen, die Levine dirigiert hat. Ob ich sie wirklich seinetwegen gekauft habe, kann ich nicht sagen. In den meisten Fällen werden wohl die Sängerbesetzungen ausschlaggebend gewesen sein. Aber es ist keine Frage: als Operndirigenten schätze ich Levine durchaus. Und dieser Mitschnitt von TITO ist mir auch besonders ans Herz gewachsen!


    Liebe Grüße

    Caruso41

    ;) - ;) - ;)


    Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten!

  • Ob ich sie wirklich seinetwegen gekauft habe, kann ich nicht sagen. In den meisten Fällen werden wohl die Sängerbesetzungen ausschlaggebend gewesen sein. Aber es ist keine Frage: als Operndirigenten schätze ich Levine durchaus. Und dieser Mitschnitt von TITO ist mir auch besonders ans Herz gewachsen!

    Auch ich habe diesen "Tito" nicht wegen Levine angeschafft, lieber Caruso. Der Grund ist bei Werner Hollweg zu suchen. Der hat diese Titelrolle sehr geschätzt, ist auch mehrfach damit dokumentiert und nannte sogar seinen Sohn nach der Opernfigur denn nach dem historischen Vorbild. Für mich ist er ein ideale Besetzung. Gelegenelich telefoniere ich mit Frau Hollweg, die bei Produktionen immer dabei war. Ich werde mich nach ihren Erinnerungen und Eindrücken erkundigen. Nun habe ich den Mitschnitt aus gegebenem Anlass mal verstärkt mit der Sicht auf den Dirigenten angehört.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

  • Ich schätze Levines Opernaufnahmen seit vielen Jahren, aber nicht minder sein sinfonisches Schaffen.

    Sein Dirigart wirkt auf mich niemals routiniert, nie als reine Pflichterfüllung. Einer der mich für die Musik begeistern will, ein Energiebündel voller Leidenschaft und Vorwärtsdrang.

    Leider war es mir verwehrt geblieben ihn live zu erleben. Mein bis jetzt einziger New York Aufenthalt lag genau in der Sommerpause der MET, schade.


    Hier nur ein paar Beispiele die ich nicht missen möchte:






    Prächtig auch der Inhalt dieser Box:

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Mit ihren Vorwürfen wegen sexuellen Missbrauchs hatte die Met aber offenbar Recht. James Levine kam mit seiner Verleumdungsklage gegen das Opernhaus nicht durch

    James Levine, einer der ganz großen im Musiikleben, ist mit nur 77 Jahren gestorben, schwer gezeichnet von Krankheiten, darunter Schüttellähmung. Der Mann hat die letzten Jahre seines Lebens in der Hölle verbracht. Manche meinen, er habe es verdient gehabt. Wie böse ist das eigentlich? Fast fünf Jahrzehnte hatte Levine das beühmte New Yorker Opernhaus, die Met, geprägt. Wenn er den Taktstock dort hob, spürte man die Freude an der Musik. Die ganze Welt lag ihm zu Füßen. 2018 wurde er "sang- und klanglos" (!) gefeuert. Es waren Vorwürfe sexuellen Missbrauschs laut geworden. Bekannt gewesen waren sie immer. Seine Entlassung war ein Zeichen von Doppelmoral. Er gab "Hauskonzerte" in seinem Appartement in Manhattan. Es war stadtbekannt, dass dort sexuelle Ausschweifungen mit Musikdarbietungen ineinander übergingen. Der Zeitgeist störte sich damals nicht daran. Als Levine gefeuert wurde, war der Zeitgeist natürlich ein anderer.

    Nichtdestotrotz R.I.P.

    Er bleibt eine großartige Dirigentenpersönlichkeit. Meine Diskographie ist leider sehr bescheiden.

    Ich habe diese sehr gute Mahler- Einspielung.


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    Die hier vorgestellten Aufnahmen könnten ein Anreiz sein, das zu verändern.

    :hello:

    Wenn schon nicht HIP, dann wenigstens TOP

  • Der Mann hat die letzten Jahre seines Lebens in der Hölle verbracht. Manche meinen, er habe es verdient gehabt. Wie böse ist das eigentlich? Fast fünf Jahrzehnte hatte Levine das beühmte New Yorker Opernhaus, die Met, geprägt. Wenn er den Taktstock dort hob, spürte man die freude an der Musik. Die ganze Welt lag ihm zu Füßen. 2018 wurde er "sang- und klanglos" (!) gefeuert. Es waren Vorwürfe sexuellen Missbrauschs laut geworden. Bekannt gewesen waren sie immer. Seine Entlassung war ein Zeichen von Doppelmoral.

    Genauso ist es. Der Fall Levine zeigt, wie schnell sich die Stimmung drehen kann. Erst über Jahrzehnte Everybody's Darling, und heute will keiner mit ihm zu tun gehabt haben. Eigentlich ein filmreifer Stoff.


    Was wäre die Met heute eigentlich ohne James Levine? Allzu oft wird vergessen, wie unterirdisch das Met-Orchester bis um 1970 herum klang. Dass das heute nicht mehr so ist, muss zuallererst als Levines Verdienst verbucht werden. Sicher, die großen Sängerinnen und Sänger hatte man auch vor Levine, aber die alten Mitschnitte weisen oft eine Diskrepanz zwischen der Gesangs- und der Orchesterleistung auf, die (abgesehen von der Klangqualität) doch starke Defizite offenbart. Ich meine mich zu entsinnen, dass z. B. Böhm und Karajan dies offen ansprachen. Da hat sich wirklich viel seither getan.


    Um zum eigentlichen Thema zurückzukommen:



    Eine exzeptionelle Aufnahme unter James Levine ist folgender bei Orfeo erschienener ORF-Mitschnitt von Mahlers 2. Symphonie von den Salzburger Festspielen 1989, der für mich an der Spitze rangiert. Hier stimmt einfach alles. Die Wiener Philharmoniker hatten einen besonders guten Tag, die Sängerinnen Kathleen Battle und Christa Ludwig sind vorzüglich, das Dirigat ist kaum zu toppen. Noch dazu klingt das Ganze sehr gut. Es ist eine schöne Ergänzung zu den RCA-Studioeinspielungen der anderen Mahler-Symphonien, denn die Zweite hat Levine (wie die Achte) nie im Studio aufgenommen.


    "Surely one of the great Resurrections of our time." (Dan Morgan, MusicWeb International)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Allzu oft wird vergessen, wie unterirdisch das Met-Orchester bis um 1970 herum klang. Dass das heute nicht mehr so ist, muss zuallererst als Levines Verdienst verbucht werden.

    Also so wie es in den Livemitschnitten (zB Naxos historical: Walküre, Don Giovanni und Elisir d'amore) um 1940 herum geklungen hat, kann ich nur auf den Knien dankbar sein für diese erschütternd guten Erlebnisse. Wie es um 1960 herum geklungen haben mag ist mir nicht so geläufig, ich sollte mal wieder in meinen 1966er "Inaugural-Season"-Würfel reinhören, erwarte mir da aber auch keine Orchesterkatastrophen.

    Er hat Jehova gesagt!

  • Es kommt noch ein Punkt hinzu, der unmittelbar mit der Übernahme des Met-Orchesters durch James Levine zusammenfällt: Die Met strahlte bis dahin beharrlich ihre Rundfunkübertragungen in Mono aus, obwohl sich gerade in den USA Stereo bereits seit etwa 1960 im Rundfunk durchsetzte (in Boston sogar schon seit 1957). Vielleicht hing das mit dem starren Festhalten des Generalmanagers Sir Rudolf Bing zusammen, der von 1950 bis 1972 im Amt war. Kaum dass Levine 1973 das musikalische Ruder übernommen hatte, kam endlich der lang ersehnte Umschwung: Seit Dezember 1973 überträgt die Met tatsächlich in Stereo.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich habe wenige Aufnahmen, die James Levine dirigiert, im Regal stehen. Ich kann sie an einer Hand abzählen.


    Diese Gesamtaufnahme der schumanschen Sinfonien mit den Berliner Philharmonikern unter James Levines Dirigat verdient besondere Beachtung.



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    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • Lieber Stimmenliebhaber


    Ich hab's umgehend berichtigt.


    Selbstverständlich sind es mehr als fünf CDs, die ich besitze. Es waren in der Vergangenheit wirklich einmal fünf Cds. Da bin ich mir sehr sicher. ;)


    Jede Sammlung hat einmal klein angefangen.


    Es freut sich, dass genau gelesen wird.


    moderato

    .

    Vor Schuberts Musik stürzt die Träne aus dem Auge, ohne erst die Seele zu befragen:
    so unbildlich und real fällt sie in uns ein. Wir weinen, ohne zu wissen warum; Theodor W. Adorno - 1928




  • RICHARD WAGNER


    In den letzten Tagen habe ich immer wieder Opern mit James Levine am Pult in großen Auszügen gehört, vornehmlich aus der Feder Richard Wagners. Orchestral eine Wucht. Dieser dichte, opulente Klang, zugleich sehr transparent, die einzelnen Orchesterstimmen wohl konturierend. Durch diese Klangkonzeption vermag James Levine die Spannungsböden bei den gewählten breiten Tempi mit Leichtigkeit zu halten. Alles ist im Fluss, wenn auch gemächlich. Und er zeichnet sich als sängerfreundlicher Dirigent aus, indem er mit den Sängern atmet und sie orchestral nie zudeckt. Einziger Malus sind die Besetzungen der Partien. Aber dies ist nachgerade im Wagnerfach ein generelles Problem zu jener Zeit gewesen. So manche Partie wurde auch gegen den Strich besetzt. Kurt Moll als Hunding ist ein prominentes Beispiel dafür. Sein herrliches Timbre hat nicht den Hauch von Dämonie. Man höre zum Vergleich Gottlob Frick. Welch ein Kontrast.


    Herauskristallisiert hat sich dieser Mitschnitt von den Bayreuther Festspielen 1997



  • Einziger Malus sind die Besetzungen der Partien. Aber dies ist nachgerade im Wagnerfach ein generelles Problem zu jener Zeit gewesen. So manche Partie wurde auch gegen den Strich besetzt. Kurt Moll als Hunding ist ein prominentes Beispiel dafür. Sein herrliches Timbre hat nicht den Hauch von Dämonie. Man höre zum Vergleich Gottlob Frick. Welch ein Kontrast.

    Guten Morgen, Du meinst sicher die Auftritte von Kurt Moll als Hunding an der Met? Ich frage nur, weil Du in Deinem Beitrag die Bayreuther "Götterdämmerung" unter Levine zeigst und damit einen Pfad an dieses Haus legst. In Bayreuth hat Moll den Hunding nicht gesungen. Ja, er war nach für mein Gefühl keine ideale Besetzung. Es war wohl ehr ein Versuch, an dem der Dirigent seinen Anteil gehabt haben dürfte. Auch in Bayreuth wurde immer mit Besetzungen experimentiert, ohne dass dahinter gleich ein grundsätzliches Besetzungs-Problem zu erkennen gewesen wäre. Von der Gegenwart will ich gar nicht erst reden. Mein Eindruck ist, dass es immer schwieriger wird, Wagner zu besetzten. Man muss sich da wohl von althergebrachten Illusionen, Maßstäben und Vergleichen befreien. Gottlob Frick ist nun wirklich lange her. Eine neue Hoffnung ist die hier im Forum hoch gelobte Lise Davidsen. Ich verspreche mir auch etwas vom Münchner "Tristan" mit Harteros und Kaufmann.

    Es grüßt Rüdiger als Rheingold1876


    "Was mir vorschwebte, waren Schallplatten, an deren hohem Standard öffentliche Aufführungen und zukünftige Künstler gemessen würden." Walter Legge (1906-1979), britischer Musikproduzent

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