Kopfhörer für Klassikfans

  • Ich selbst habe seit meiner Kindheit eine geschwächte Wahrnehmung von hohen Frequenzen, welche sich in meinem Alter noch verschlechtert hat. Daher bin ich seit 15 Jahren auf ein Hörgerät angewiesen.


    Aber jetzt zum Thema. Anfangs der 2000er Jahre habe ich einen Sennheiser 600 erworben und war von Anfang an damit sehr zufrieden.

    tamino_1950, Deine Aussagen passen sehr gut zu meinen Erfahrungen. Wenn Du die Höhen vermisst, so passt ein Sennheiser gut. Bei mir ist es jedoch so, dass ich in den Höhen ein empfindliches Gehör habe: Das Piepsen der Bahn- und Bustüren schmerzt mich. Die Kopfhörer von Sennheiser sind daher für mich in den Höhen unangenehm.

    "Bach ist Anfang und Ende aller Musik." Max Reger

  • Deshalb gibt es auch keinen Preisunterschied zwischen Home-Hifi und dem Angebot für das Studio.

    O doch. Vor allem in den letzten Jahren gingen die Preise der KH-Oberklasse für "Home-HiFi" völlig durch die Decke. Auch wenn es dann irgendwann Ex-Made in Wien (ist das ein Kriterium?) hätte heißen müssen. Im sog. "Profi"-Bereich kann und muss man doch mit fachkundigeren Leuten rechnen, die Preissprünge kritisch hinterfragen, von Äußerlichkeiten oder "Geschwafel" nicht geblendet sind und z.B. noch mit einem uralten Teil, nach IRT diffusfeldentzerrt, zufrieden sind. Eben weil man das einschätzen kann, samt Eigenheiten und Schwächen, es ordentlich spezifiziert ist und nicht die teils enormen Serienstreuungen heutiger Modelle aufweist (ja, ich weiß, was ein ABX-Test ist, das würde manchen hier, die nicht merken, wie ihr Gehör sie vera*** auch sehr gut tun, scnr).

  • O doch. Vor allem in den letzten Jahren gingen die Preise der KH-Oberklasse für "Home-HiFi" völlig durch die Decke.

    Es wurde die Behauptung gemacht, dass im Profi-Bereich alles billiger und besser ist als im Home-Bereich bzw. man im Profi-Bereich genau so Gutes für deutlich weniger Geld bekäme. Die Behauptung ist und bleibt falsch und insbesondere im Kopfhörer-Bereich ist das so. Von meinem Focal Clear z.B. gibt es eine Studio-Version, die unterscheidet sich nur durch die Farbe. Technisch und von der Ausstattung ist die "Pro"-Version mit der "normalen" 100% identisch und kostet genau dasselbe. Und es gibt sogar spezielle Tests, die die Studio-Tauglichkeit von gebräuchlichen Kopfhörern testen. Es ist mir auch aufgefallen, dass die Hersteller vermehrt Angebote machen in den letzten Jahren in der obersten Preisregion. Dafür gibt es offenbar einen Markt. Das ändert aber nichts daran, dass die führenden Hersteller weiterhin in allen Preisklassen Kopfhörer anbieten wie bisher. Der Kunde hat also die Wahl. Wer sich einen Kopfhörer für 4000 Euro leisten will und kann, der soll es doch tun! Das ist sowieso eine Minderheit. Warum soll man nun einen Feldzug führen gegen so ein Angebot? Das ist so sinnvoll wie Porsche- oder Ferrari-Liebhaber zu beschimpfen, weil sie nicht VW oder Nissan fahren.


    Schöne Grüße

    Holger

  • Zwei kurze Anmerkungen hier im Kopfhörer-Faden:


    Sennheiser hat das Thema "Unverbindliche Preisempfehlung" wohl etwas verbindlicher gestaltet, als es dem Kartellamt gefällt und wurde zu einer Millionenstrafe verdonnert:

    https://www.heise.de/news/Prem…ionenstrafe-10375474.html


    Als Sennheiser-Fan und regelmäßiger Nutzer eines HD800S finde ich das keine gute Nachricht, und denke, das Unternehmen hätte das nicht nötig.


    Und: Seit ca. zwei Monaten habe ich mir für die Reise die Apple AirPod Max gekauft, und bin davon sehr begeistert, was Tragekomfort, Klang und Noisecancelling-Qualität betrifft.


    Zudem haben die Kopfhörer ein Upgrade für Lossless Audio erhalten: https://www.apple.com/de/newsr…udio-come-to-airpods-max/


    Dazu braucht es ein spezielles Audiokabel von Apple.


    "Mit diesem Update schalten die AirPods Max verlustfreies Audio mit 24 Bit und 48 kHz frei, wodurch die Integrität der Originalaufnahmen erhalten bleibt und Hörer:innen die Musik so erleben können, wie sie im Studio geschaffen worden ist. Apple Music Abonnent:innen können mehr als 100 Millionen Songs in verlustfreiem Audio genießen."


    Gutes Hören


    Christian Hasiewicz

    "...man darf also gespannt sein, ob eines Tages das Selbstmordattentat eines fanatischen Bruckner-Hörers seinem Wirken ein Ende setzen wird."



  • Das ist ja mal peinlich. Aber schwer zu beurteilen, ob es denen wirklich weh tut oder man sich insgeheim einen grinst. Gerade der HD800 hat ja einen enormen Preissprung eingeleitet - oder war AKG schneller? Egal, eine neue Runde wurde eingeläutet und die Leute kaufen weiterhin fleißig...

  • Hier geht es ja um etwas Anderes, als wenn wie geschehen in der Vergangenheit sämtliche Bierbrauer in Deutschland eine Preisabsprache machen und damit die Konkurrenz ausschalten. In diesem Fall handelt es sich um das Verhältnis nur eines Herstellers zu den Händlern und zum Vertrieb. Sennheiser hat wohl juristisch ungeschickt eine Preisbindung für die Händler organisiert, die sie zu verschleiern versucht haben. Das ist auch der Vorwurf des Kartellamtes. Preisbindungen an sich sind legal und üblich - im Buchhandel gibt es sie und im Hifi-Bereich bei Yamaha z.B. schon seit Jahrzehnten. Yamaha sanktioniert gnadenlos jeden Händler mit Entzug der Lizenz zum Verkaufen ihrer Produkte, der sich nicht an die Preisbindung hält. Sennheiser darf selbstverständlich auch eine Preisbindung haben. Sie haben allerdings nur eine "UVP"="unverbindliche Preisempfehlung" gegeben und die dann versucht verbindlich zu machen. Wahrscheinlich ist es juristisch so, dass man eine Preisbindung lediglich für alle Produkte festlegen kann aber nicht nur für eines.


    Dumping-Preise sind für die Hersteller ein Problem. Ein Preisverfall von Premium-Kopfhörern würde bedeuten, dass sie nicht mehr rentabel produziert werden können mit dem Preisdruck durch die Verkaufspreise auf den Hersteller.


    Schöne Grüße

    Holger

  • Preisbindungen an sich sind legal und üblich - im Buchhandel

    Genau da sind sie legal. Ich wüßte nicht, inwieweit in anderen Bereichen ein Hersteller einem Verkäufer vorschreiben dürfte, für welchen Preis er seine Produkte verkaufen darf.


    Ausschnitt aus dem Wikipedia-Artikel zum Buchpreisbindungsgesetz

    Dieser Eingriff in die freie Marktwirtschaft wird vor allem damit gerechtfertigt, dass dem Buch als Kulturgut eine Sonderstellung zukomme und die Buchpreisbindung ein vielfältiges Buchangebot sowie eine flächendeckende Versorgung durch kleinere Buchhandlungen gewährleiste.


    Zudem haben die Kopfhörer ein Upgrade für Lossless Audio erhalten: https://www.apple.com/de/newsr…udio-come-to-airpods-max/


    Dazu braucht es ein spezielles Audiokabel von Apple.

    Apple hat lange Zeit auf dem verlustbehafteten Codec AAC als "non plus Ultra" festgehalten. Sie holen jetzt nach, was andere Kopfhörer schon länger können. Der B&W Px8 (und auch diverse Vorgänger) kann zum zum Beispiel 96/24 über das aptX-Protokoll, ebenso "low latency". .... und BTW kabellos! Dieser Kopfhörer kann auch analog über Kabel versorgt werden.

  • Die Preisbindung bei Noten nicht vergessen. Auch da hätte ich kritische Anfragen zur Qualität (Material, Satz, Wendestellen etc.) und den teilweise Apothekenpreisen sowie auch den Trend zu massenhaften viertklassigen quietschbunten Epigonenkompositionen und "Transkriptionen für Arme" mit mehr Ausgelassenem als Dastehendem im kirchenmusikalischen Bereich (liegt im Trend, wohin die Kirchenmusik geführt werden soll), aber das hat hier nichts zu suchen. Prinzipiell finde ich eine Preisbindung dort durchaus vertretbar und sinnvoll. Aber ist es nicht so, dass der Vertrieb dieser Hochpreis-KH eh nur über wenige ausgewählte Händler erfolgt? Mag aber sein, dass das EU-Recht das im Ausland wieder aushebelt. Das ist ja auch in Bezug eines zu erwartenden Preises schon eine "Vorgabe" (legal). Klar werden es nicht die ganz großen Mengen sein,die da verkauft werden, aber die Marge dürfte enorm sein. Und die angeblichen bahnbrechenden neuen Entwicklungen oder Verbesserungen - naja. Viel anders als bei Kondensatormikrofonen dürfte es auch da nicht sein: prinzipiell ist das "ausentwickelt" (stärkere Treiber, ok...) - und man kann höchstens "die Kompromisse verlagern". Dankbar wäre man gerade dort für ordentliche Konstruktionen (siehe Kontakt rechte Muschel AKG K812, teils Kabel wie vom Flohmarkt, sich verbiegende Bügel etc.). Oder man belehre mich eines Besseren...

  • Genau da sind sie legal. Ich wüßte nicht, inwieweit in anderen Bereichen ein Hersteller einem Verkäufer vorschreiben dürfte, für welchen Preis er seine Produkte verkaufen darf.


    Ausschnitt aus dem Wikipedia-Artikel zum Buchpreisbindungsgesetz

    Bei Büchern ist die Preisbindung vom Gesetz her (also staatlich) vorgeschrieben. Das ist in der Hifi-Branche natürlich nicht der Fall. Aber natürlich dürfen die Hersteller das für ihren Vertrieb festsetzen. Ich habe es erlebt, als ich meinen Yamaha-Netzwerkreceiver kaufte. Da hat mir der Händler tatsächlich einen Rabatt auf das Gerät gegeben. Der Trick war aber folgender: "Bei Yamaha darf ich den Rabatt nicht aufschreiben auf der Rechnung wegen der Preisbindung" - meinte er. Da ich aber zugleich mehrere Hifi-Sachen gekauft hatte, also nicht nur den Yamaha-Receiver, hat er mir dann den Rabatt bei einem der anderen Geräte abgezogen, wo es keine Preisbindung gab. Bezahlt habe ich ja alles zusammen... ^^


    Schöne Grüße

    Holger

  • Ich habe es erlebt, als ich meinen Yamaha-Netzwerkreceiver kaufte. Da hat mir der Händler tatsächlich einen Rabatt auf das Gerät gegeben. Der Trick war aber folgender: "Bei Yamaha darf ich den Rabatt nicht aufschreiben auf der Rechnung wegen der Preisbindung" - meinte er.

    Das ist die Umkehrung der Rechtslage und insofern schon ein Thema für das Kartellamt. Natürlich kann kein Hersteller einem unabhängigen Verkäufer vorschreiben, zu welchem Preis er verkaufen soll. Daher eben die unverbindlichen Preisempfehlungen. Was sein eigener Vertrieb verlangt ist, ist natürlich Sache der Firma. Darum geht es aber bei einem Hifi-Geschäft nicht

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  • Das ist die Umkehrung der Rechtslage und insofern schon ein Thema für das Kartellamt. Natürlich kann kein Hersteller einem unabhängigen Verkäufer vorschreiben, zu welchem Preis er verkaufen soll. Daher eben die unverbindlichen Preisempfehlungen. Was sein eigener Vertrieb verlangt ist, ist natürlich Sache der Firma. Darum geht es aber bei einem Hifi-Geschäft nicht

    Es wird aber so praktiziert. Das geht ganz einfach: Yamaha bestimmt, wer ein autorisierter Yamaha-Fachhändler ist und überhaupt Geräte von Yamaha geliefert bekommt. Wer die Geräte unter Preis verkauft, verliert sofort diesen Status des autorisierten Fachhändlers. Das wissen die Händler. Wenn sie Yamaha-Geräte verkaufen wollen, müssen sie sich an Yamahas Regeln halten. Daran ist nichts illegal. Denn der Hersteller ist frei, wem er seine Ware überhaupt verkaufen will und wem nicht - und nicht der Staat bestimmt darüber.

  • Das gab es wohl auch bei Marantz,


    als ich meinen SACD Player kaufen wollte hat mein Verkäufer gesagt er müsse erstmal den Marantz Vertreter fragen welchen Rabatt er mir als gutem Kunde geben dürfte. Das hat dann geklappt.

  • Es wird aber so praktiziert. Das geht ganz einfach: Yamaha bestimmt, wer ein autorisierter Yamaha-Fachhändler ist und überhaupt Geräte von Yamaha geliefert bekommt.

    Das ist so eine Art inoffizieller Erpressung. Da scheinen die Marktmechanismen gar nicht zu funktionieren. Da sollte man sich nicht wundern, wenn das Kartellamt aktiv wird.

  • Das ist so eine Art inoffizieller Erpressung. Da scheinen die Marktmechanismen gar nicht zu funktionieren. Da sollte man sich nicht wundern, wenn das Kartellamt aktiv wird.

    Da hat das Kartellamt aber einfach veraltete Vorstellungen, die der gewandelten ökonomischen Realität nicht mehr entsprechen. Meinen ersten Yamaha-Verstärker habe ich 1980 gekauft. Damals waren Yamaha-Geräte nur im Fachhandel erhältlich. Später dann änderte Yamaha die Verkaufspolitik - die Geräte waren auch bei Kaufhäusern wie Saturn und Media-Markt zu haben. Das und andere Entwicklungen führte zu einem großen Händlersterben. Heute verursacht die fehlende Preisbindung, dass sich Leute in Hifi-Fachgeschäften erst beraten lassen, dann aber nicht kaufen sondern für 80 Euro weniger im Internet bestellen. Das fördert nur weiter das Händler-Sterben und spielt Media-Markt und Co., also den Großen, in die Hände. Dazu kommt die Kreditfinanzierungen (zinsloser Kredit), was wiederum den Großen einen Vorteil verschafft, die sich das leisten können, und zum Tod vieler kleiner Geschäfte führt, die das nicht anbieten können.


    Schöne Grüße

    Holger