Hallo!
ZitatOriginal von Johannes Roehl
Ich müßte die 8. Sinfonie mal wieder anhören ...
Ja, und zwar mit Järvi am Steuer!
ZitatFrage ist eben, was die angemessene Reaktion wäre? Wir werden es kaum schaffen, die Sensibilität von 1810 wiederzugewinnen. Man kann nur versuchen die Aufmerksamkeit zu steigern, die Noten mitverfolgen, um vielleicht dort zu entdecken, was man nicht unmittelbar hört und dann darauf zu achten. Bei einigen späten Haydn-Sinfonien, die ich recht gut zu kennen glaubte, war ich überrascht, was ich letzten Sommer dort noch alles entdeckten konnte.
Scheint so, als bräuchten wir ein Beethoven-Projekt, die Kapazitäten sind ja bald frei dafür...
Mich irritiert Beethoven häufig, das hat er von Anfang an getan und tut es bis heute. Das Irritierende am harmonischen Verlauf nehme ich zumeist höchstens unterbewusst wahr, für vieles ist da die Sensibilität nicht mehr da, wie Johannes schon gesagt hat. Ich kann mich aber daran erinnern, dass ich als Kind den Kopfsatz der Waldsteinsonate sehr irritierend, dämonisch fand (und deswegen nicht hören wollte).
Später waren es dann die störrischen bis bizarren Rhythmen vieler seiner Scherzi, die mich irritiert haben, auch die äußere Formgebung (z.B. Satzanordnung und -proportionen) einiger Werke, wie zum Beispiel der späten Klaviersonaten oder Quartette. Das Finale der siebten und auch vieles in der achten Symphonie irritieren mich bis heute, auch diverse Sätze in den Streichquartetten, beispielsweise der Kopfsatz von 59,2, die Variationssätze in opp. 127 und 131 und die ersten beiden Sätze aus op. 132.
Es gab also immer Werke von Beethoven, an denen ich mich gerieben habe; und fast immer hatten gerade diese Werke eine immense Anziehungskraft auf mich, sie hatten immer etwas, das mich zum Wiederhören gezwungen hat, zum Versuch, das, was sich meinem Verstand bisher entzogen hatte, zu verstehen. Das hat Beethoven übrigens mit Mahler gemein, dessen Musik mich auch andauernd irritiert und zu der mich trotzdem wie magisch ein Sog hinzieht.
Gruß,
Frank.