He! Ho! Waldhüter ihr – Wer war der beste Gurnemanz?

  • Der dritte große männlichen Rolle im "Parsifal", dem Gurnemanz, gebührt auch ein Thema, welches den (besser: die) besten Rolleninterpreten zu bestimmen versucht.


    Die ganz großen Interpreten sind für mich u. a.:


    - Josef Greindl (in etlichen Knappertsbusch-Aufnahmen)
    - Gottlob Frick (unter Solti)
    - Kurt Moll (unter Kubelik, Karajan und Levine)
    - Donald McIntyre (unter Goodall)
    - Ulrik Cold (unter Kegel)

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Der Gurnemanz ist eine gesanglich gut zu singende Partie jedoch wird er durch die Länge der Rolle leicht langweilig. Daher erfordert er bei dem Sänger eine besondere Fähigkeit der Differenzierung und Charakterisierung.
    Hervorragende Darsteller waren und sind:
    Ivar Andresen
    Ludwig Weber
    Gottlob Frick
    Josef Greindl
    Kurt Moll
    Hans Sotin
    Robert Holl



    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Für mich ist der Gurnemanz eine der menschlichsten Wagner-Partien. Besonders gut bringen dies für mich Greindl, Moll und McIntyre, aber auch der altersweise Frick, der nicht nur den Bösewicht hervorragend sang und spielte, herüber.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ja, bei Gottlob Frick war der "Parsifal" der Abschluss einer überaus umfangreichen Studiokarriere. René Kollo, den Frick als ideale Schallplattenstimme empfand und ihm machte die Zusammenarbeit viel Freude. Übrigens war dieser Solti "Parsifal" eine der ganz wenigen Aufnahmen wo Frick mit seiner Leistung zufrieden war. Vielleicht war es die Freude, im sehr reifen Sängeralter noch diese Leistung in der herrlichen Partie in einem fabelhaften Ensemble bringen zu können. Scherzhaft meinte der Lobl immer: "Vielleicht gefällt es mir deshalb so gut weil ich schon ein bißchen schlechter höre".


    Wer den Gurnemanz mit den Farben, Schattirungen und Differenzierungen eines großen Liedgestalters erleben will, findet m. E.
    bei Kurt Moll die Erfüllung. Der Gralshüter ist eine seiner besten Partien.
    Herzlichst
    Operus

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  • Lieber Operus,


    meine volle Zustimmung!
    Sowohl darstellerisch wie gesanglich kommt Kurt Moll dem Ideal sehr sehr nahe.
    Ich habe Moll vor etlichen Jahren in der Partie des Gurnemanz in München unter Peter Schneiders Leitung erlebt: eine der ganz wenigen Opernabende der letzten zwanzig Jahre für mich mit bleibendem Erinnerungswert!


    LG Klaus

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  • Neben Kurt Moll, den ich in dieser Partie erlebt habe,
    gehören Arnold van Mill, Alexander Kipnis und Ludwig Hofmann und Peter Lagger zu meinen Gurnemanz-Favoriten.


    :hello:Heldenbariton

    Wie aus der Ferne längst vergang´ner Zeiten
    GB

  • Lieber Operus,


    weißt Du zufällig, ob das Fricks einziger Gurnemanz war, der heute als Aufnahme erhältlich ist? Mir ist zumindest keine andere Aufnahme bekannt, aus Bayreuth auch nicht.


    Liebe Grüße
    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • ich habe Matti Salminen mehrmals als Gurnemanz gesehen; er hat mir in Zürich und in Baden-Baden imponiert.


    Von einer Boulez-Aufnahme kenne ich Franz Crass als "hohen" Gurnemanz - ebenfalls speziell


    existiert keine Aufnahme mit Hans Hotter?

  • Zitat

    Original von Arlecchino
    existiert keine Aufnahme mit Hans Hotter?


    Doch, etliche sogar:



    Karajan, Wien 1961




    Knappertsbusch, Bayreuth 1961–1964


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich kenne Moll nicht von offiziellen Aufnahmen, doch live in Hamburg war er m.E. unübertroffen. Die Schönheit des Timbres, seine Wärme und Weisheit und seine Differenzierung in dieser Partie, die leicht langweilig werden kann, waren und sind ein unvergessliches Erlebnis.


    Ich besitze nur eine Aufnahme mit ihm, ein Radiomitschnitt einer fantastischen MET-Aufführung mit Levine/ Meier/ Jerusalem/ Moll/ Mazzura/ Weikl in der Moll leider ganz zum Schluss die Stimme wegbricht. Aber was soll's. Die Gesamtleistung ist zum Niederknien.


    Gibt es eine Gesamtaufnahme mit Kipnis? Das würde mich doch sehr interessieren.


    :hello: Gustav

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  • Lieber Gustav,


    wenn Du Kurt Moll "offiziell" kennenlernen willst, dann empfehle ich Dir folgende (nicht ganz günstige Aufnahme):



    Es ist ohnehin eine der Aufnahmen dieser fantastischen Oper, und besser als Kurt Moll kann man in Bezug auf das, was Du über den "Live"-Moll geschrieben hast, die Rolle wahrscheinlich nicht singen.

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Hallo,


    das ist die Alternative:



    Ich besitze sowohl diese, als auch die o.g. Aufnahme.
    Von der Besetzung würde ich zu Kubelik tendieren. Vom Gesamteindruck gefällt mit v. Karajan besser.


    Gruß



    Oiram

  • Vielen Dank für die prompte Antwort. Den Kubelik finde ich wirklich interessant, da ich auch noch keinen Parsifal mit ihm habe. Bei Karajan stört mich die Vejzovic. Der Preis ist allerdings happig, da werde ich mich mal in Antiquariaten umschauen.


    :hello: Gustav

  • Da die Frage bislang unbeantwortet blieb, stelle ich sie erneut, vielleicht weiß es ja jemand:


    Gibt es von Gottlob Frick noch eine weitere Aufnahme als Gurnemanz?


    Obwohl ja einer der Top-Interpreten, ist mir nur diese Alterseinspielung unter Solti geläufig. War der Gurnemanz wohl nicht eine typische Frick-Rolle? Von seinem Kollegem Josef Greindl existieren dagegen etliche Live-Mitschnitte, doch wäre mir keine Studio-Aufnahme bekannt (überhaupt scheint es da eine interessante "Studio-Abstinenz" Greindls gegeben zu haben, während Frick mir vielmehr grad durch Studio-Aufnahmen geläufig ist und live viel weniger).


    :hello:

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Joseph II.
    Da die Frage bislang unbeantwortet blieb, stelle ich sie erneut, vielleicht weiß es ja jemand:
    Gibt es von Gottlob Frick noch eine weitere Aufnahme als Gurnemanz?


    London 16. 06. 1969 / Covent Garden
    Dir. Rudolf Kempe


    Parsifal: Karl Liebl
    Gurnemanz: Gottlob Frick
    Amfortas: Eberhard Wächter


    Wahrscheinlich nur bei den üblichen Graumarkt-Adressen zu bekommen.
    Vielleicht hat operus sie in seinem Frick-Archiv.


    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

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  • Lieber Joseph II,


    Gottlob Frick sang den Gurnemanz häufig und sehr gern. Wie fast immer kennt Harald Kral fast alles. Kompliment. Es stimmt, dass bei Opera Depot eine Live-Aufnahme vom 16. Juni 1959 aus dem Royal Opera House, Covent Garden, London unter Rudolf Kempe in interessanter Besetzung erhältlich ist:
    - Pasifal Karl Liebl
    - Gurnemanz Gottlob Frick
    - Kundry Gerda Lammers
    - Amfortas Eberhard Wächter
    - Klingsor Ottakar Kraus
    - Titurel Forbes Robinson usw.


    Bestellungen unter operadepot.com Nr. OD 10405 - 4
    Über ein Jahrzehnt liegt zwischen dieser Aufnahme und der Studio Produktion von 72/73 unter Georg Solti.


    Übrigens war der späte Parsifal unter Solti eine der wenigen Aufnahmen wo Frick mit seiner Gesangsleistung zufrieden war. Vielleicht war es die Freude, dass ihm zum Abschluss noch eine solche Leistung möglich war. Der drei Jahre jüngere Hans Hotter, der ebenfalls ein überragender Gurnemanz war, wurde von Solti als Titurel besetzt.
    Sir George sagte mir im persönlichen Gespräch, dass er besonders die Szenen mit dem alten Gurnemanz nie authentischer emfunden hätte, als mit Frick. Kurzfristig habe er sogar mit dem Gedanken gespielt, Franz Crass im ersten Teil und Frick im zweiten Teil zu besetzen.
    Insofern ist also der Vergleich zwischen der Londoner Aufnahme und der Studio Produktion sehr interessant. Selbstverständlich haben wir beide Aufnahmen und fast alle anderen Frick-Aufnahmen im Archiv der Gedächtnisstätte in Ölbronn-Dürrn archiviert.
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

  • Zitat

    Original von Gustav
    Vielen Dank für die prompte Antwort. Den Kubelik finde ich wirklich interessant, da ich auch noch keinen Parsifal mit ihm habe. Bei Karajan stört mich die Vejzovic. Der Preis ist allerdings happig, da werde ich mich mal in Antiquariaten umschauen.


    :hello: Gustav


    Lieber Gustav,


    Kubelik wurde ausführlich im Richard Wagner: Parsifal -Thread gewürdigt...

    Grüße aus der Nähe von Hamburg


    Norbert


    Das Beste in der Musik steht nicht in den Noten.

    Gustav Mahler


  • Lieber Norbert!


    Erneut besten Dank für den wertvollen Tipp mit dem Parsifal-Thread.


    Die näheren Erläuterungen, v.a. zur Stellung innerhalb der Gesamtdiskographie (eher Weihe - eher Drama) waren sehr hilfreich. Kubelik steht also jetzt auf meiner Liste.


    Allerdings werde ich mir langfristig wohl auch den Karajan besorgen, da ich, unabhängig von den Sängern, neugierig auf seinen Klangteppich und auf sein Zelebrieren dieser Weihe bin. In dieser Hinsicht lebe ich natürlich immer mit Kna, der aber ja nun leider eindeutig im Hintertreffen ist, was den Klang der Aufnahmen angeht.


    Zudem hat mir der Thread Lust auf Kegel gemacht, ein Dirigent, den ich bewusst so noch nie wahrgenommen habe, der mir aber im Forum schon häufige begenete.


    Also 3 weitere Aufnahmen angepeilt. Hoffentlich macht mir jetzt keiner Appetit auf Goodall.


    :hello: Gustav

  • Zitat

    Original von Gustav
    Hoffentlich macht mir jetzt keiner Appetit auf Goodall.


    Lieber Gustav,


    die Goodall-Aufnahme von 1984 (EMI, DDD) zähle ich persönlich zu meinen Top-Favoriten unter den "Parsifal"-Aufnahmen. Z. Zt. scheinbar nur gebraucht erhältlich. Allerdings wurde diese Aufnahme bereits im Forum an anderer Stelle (insbes. im Sir Reginald Goodal-Thread) kontrovers diskutiert. Goodalls Einspielung ist die langsamste je aufgenommene, d. h. sehr breite Tempi, gegen die selbst Knappertsbusch fast "flink" daher kommt. Da es hier um den Gurnemanz geht, ergeht ein sehr großes Lob an Sir Donald McIntyre, der ihn unter Goodall singt. Über die junge Waltraud Meier als Kundry bedarf es nicht vieler Worte: göttlich. Auch der Parsifal des leider schon verstorbenen Warren Ellsworth ist eine meiner Lieblingsinterpretionen. Wermutstropfen bleibt der mäßige Amfortas von Joll.



    :hello:


    P. S.: Es gibt seit kurzem zudem einen Live-Mitschnitt unter Goodall aus dem Royal Opera House von 1971, von dem der Parsifal-Sänger Jon Vickers später meinte, es wäre sein grandiosester Auftritt überhaupt gewesen. Die Aufnahme ist nur minimal schneller als die im Studio, ich kenne sie aber selbst noch nicht, wurde aber auch hochgelobt. Man muß halt Goodalls Herangehensweise mögen ("alter Wagner-Stil").


    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Lieber Joseph II.!


    Denkt an meinen Geldbeutel!!!


    Zitat

    Man muß halt Goodalls Herangehensweise mögen ("alter Wagner-Stil").


    Damit habe ich gar keine Schwierigkeiten und gerade auch der Parsifal kann für mich unendlich langsam dirigiert werden. Wenn ich Kna höre, ist jeder Takt so gefüllt, dass ich über das Tempo überhaupt nicht nachdenke. Auch Levine 1992 an der Met dehnte alles, konnte aber die Spannung halten. Eine wirklich große Interpretation. Man muss es halt können, man muss etwas zu sagen haben und wenn das fehlt, sind auch 1.30 für den 1. Akt zu lang.


    Also Kubelik, Karajan, Kegel, Goodall. Nun ist aber Schluss! :D


    :hello: Gustav

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  • Hier ist die weiter oben angesprochene Londoner Parsifal-Einspielung:




    LG


    :hello:

    Harald


    Freundschaft schließt man nicht, einen Freund erkennt man.
    (Vinícius de Moraes)

  • Ich glaube mittlerweile, der beste Gurnemanz war Hans Hotter. Diese Durchdringung der Rolle ist geradezu sensationell, "Wobble" hin oder her. Was er in Bayreuth 1962 und 1964 ablieferte, ist referenzträchtig. Wer gab vor allem den greisen Gurnemanz glaubhafter?


    Noch eine Nennung: Jerome Hines. Seine Stimme ist vielleicht etwas arg machvoll für diese Rolle, weiß aber in Bayreuth 1958 und mehr noch 1959 zu überzeugen. Allerdings paßt er insgesamt im 1. Aufzug besser denn als Greis, denn resignierend klingt er nicht so ganz.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Hallo, Joseph II.!


    Gegen Gottlob Frick und Hans Hotter habe ich nichts einzuwenden, sie gehören auch zu meinen Favoriten. Von den "Historischen" möchte ich hier nur Ludwig Weber und Emanuel List nennen. Von den Darstellern und Sängern der letzten Jahre gefielen mir Josef Greindl und Kurt Moll noch ausgezeichnet.



    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Dann stimmen wir ja quasi überein, lieber Wolfgang.


    Erwähnenswert an den "leichteren" Stimmen sind sicher noch Sir Donald McIntyre (Goodall) und Ulrik Cold (Kegel).
    Natürlich haben die keine Chance gegen die vorgenannten Schwergewichte, aber auch so kann man das singen.


    LG
    Joseph

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Live erlebt als Gurnemanz hab ich Kurt Moll, Mathias Höllle , Alan Titus , Robert Holl ( wobei ich von Holl nicht so begeistert war ) , Hans Peter König und meinen lieblings Gurnemanz habe ich im letzten Jahr an der Rheinoper gesehen: James Möllenhof aus Leipzig. Was für eine Stimme und vor allem was für ein Sängerdarsteller. Er schafft die schwere Partie ganz ohne Ermüdungserscheinungen. Und man versteht jedes Wort von ihm. Dieses Jahr wird er wieder den Gurnemanz an der Rheinoper singen.

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  • Mir sind die Aufnahmen mit Ludwig Weber (Kna Bayreuth 1951), Franz Crass (Boulez Bayreuth 1970) und Kurt Moll (Karajan 1980) als sehr hörenswert im Gedächtnis geblieben.


    Hans Hotter war 1962 und 1964 unter Kna nicht mehr ganz im Vollbesitz seiner stimmlich Kräfte (trotzdem eine großartige Interpretation), Ulrik Cold und Matthias Hölle reichen in meiner Wahrnehmung in der Durchdringung der Rolle an keinen der Vorgenannten heran.


    Gottlob Frick kenne ich noch nicht als Gurnemanz - vielleicht gibt es ja irgendwann die Solti-Aufnahme günstig. Ich bin gespannt, ob er die "Guten" genauso überragend singt wie die "Bösen" (Hagen, Hunding, Kaspar, ... ) - obwohl, sein Sarastro (Klemperer) hat mir sehr gefallen. Gerade Kurt Moll ist ja ein gutes Beispiel dafür, dass dies nicht immer gegeben ist.

  • Hallo!
    Franz Crass hatte ich wie auch Matthias Hölle nicht vergessen. Ich war mir aber nicht sicher, ob und wie oft diese Beiden die Partie auf der Bühne gesungen haben.


    Gruß Wolfgang

    W.S.

  • Franz Crass sang zwischen 1967 und 1973 den Gurnemanz in Bayreuth. Ich denke, das gilt. :D


    Ich lausche ihm grad in Boulez' Aufnahme von 1970.

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Ich glaube mittlerweile, der beste Gurnemanz war Hans Hotter. Diese Durchdringung der Rolle ist geradezu sensationell, "Wobble" hin oder her. Was er in Bayreuth 1962 und 1964 ablieferte, ist referenzträchtig. Wer gab vor allem den greisen Gurnemanz glaubhafter?


    Da bin ich ganz bei Seiner Durchlaucht. Ich hatte das große Glück, Hans Hotter in dieser Rolle (vor allem unter Karajan) öfter gehört zu haben. Seine menschliche Wärme und Größe (in jeder Beziehung) hat sich mir unvergeßlich eingeprägt. Geschmackssache war die Zweiteilung der Kundry mit Elisabeth Höngen (1. und 3. Aufzug) bzw. Christa Ludwig (2.Aufzug). Der einzige wirkliche Schwachpunkt war in diesen Vorstellungen Fritz Uhl als penetranter Parsifal.


    Die eher feierlich-getragenen Tempi Karajans, der sich übrigens nach dem 1. und 3. Aufzug jeden Applaus verbat, ließen diese Aufführungen, auch in der Realisierung durch das hinreißend schöne Spiel unseres Staatsopernorchesters (fast ident mit den Philharmonikern), zu Sternstunden der Wagner-Interpretation - trotz unglücklicher Besetzung der Titelrolle - erblühen. Die bigott-asketische Aussage dieses Werkes muß man eben hinnehmen können.


    Schöne Grüße aus Wien
    von
    Fritz

    Arrestati, sei bello! - (Verweile, Augenblick, du bist so schön!)

  • Hans Hotter war über lange Zeit ein überragender Gurnemanz. Nur igendwann kann selbst die eindringlichste Gestaltung stimmliche Alterungserscheinungen nicht mehr kompensieren. Aus diesem Grund wählte Sir Georg Solti für seine Studio-Aufnahme Gottlob Frick aus, obwohl dieser noch älter war. In der Tonaufnahme sind die stimmlichen Qualitäten eben noch entscheidender als in einer Bühnenaufführung.
    Wenn nach großen Darstellern des Gurnemanz gefragt wird, gehört Kurt Moll zur allerersten Garde. Der Gralshüter war eine seiner besten Partien!
    Interessant ist, dass rudolfo39 Robert Holl ebenfalls ganz hoch präferiert. Ich erlebte ihn zuletzt in dieser Partie in Bayreuth in der für mich undiskutablen Schlingensief-Inszenireung. Holl war derabsolute Glanzpunkt in einer ansonsten glanzlosen Aufführung. Moll und Holl sind Spitze als Gurnemanz. Hieraus erhebt sich die Frage: Sind Bassisten, die sich während ihrer ganzen Karriere auch stark dem Kunstlied widmeten für die sehr sangbare Partie des Gurnemanz besondes prädestiniert?
    Herzlichst
    Operus

    Umfassende Information - gebündelte Erfahrung - lebendige Diskussion- die ganze Welt der klassischen Musik - das ist Tamino!

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