Wolfgang Amadeus Mozart - als Sinfoniker unterschätzt??

  • Tja ja, das solls auch noch geben: Herr Mozart wird unterschätzt!?


    Zwar IMO nicht so wie andere "unbekanntere" Komponisten, aber trotzedem - gerade im Bereich der Sinfonie.


    Viele Klassikhörer kennen von W.A. Mozart nur die vier letzten Sinfonien, bzw. (was ich persönlich sehr schlimm finde) sagen, nur die letzten vier sind hörenswert, alles andere ist Plunder... :no:


    Etwas, was ich überhaupt nicht nachvollziehen kann.
    Mozart schrieb (abgesehen von den letzten vier Sinfonien, die sowieso außer Konkurrenz sind :D) viele großartige Sinfonien, viele "frühe" oder "frühe späte" gehören zum besten, was die Sinfonik zu bieten hat.


    Ich glaube, dass jede Sinfonie Mozarts ein Schatz für sich ist, jede Sinfonie muss man neu entdecken. Jede einzelne ist einzigartig. Etwas ganz besonderes.


    Viele sehen das offenbar anders...


    Tja, wenn das der Herr Mozart wüsste...


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

    Einmal editiert, zuletzt von Hammel ()

  • Nuuuja, Mozarts Werk ist umfangreich und da nimmt man eben gerade bei Aufführungen gerne die "besten", sprich beliebtesten Werke. Das ist bei den Sinfonien nicht anders, darum kommen die "kleineren" Sinfonien etwas in Vergessenheit. Etwas.
    Einen erhöhten Bekanntheitsgrad hat ja noch die 29ste und die 35ste (Haffner) Sinfonie.


    Ansonsten muss ich dir wirklich Recht geben. Auch in den früheren Sinfonien sind richtige Schätze zu finden. Die erste Sinfonie Mozarts, die für mich ihren besonderen Reiz hat ist die 18te.
    Eine sehr unbekannte, kaum beachtete Sinfonie ist seine 27ste KV 199. Zu Unrecht unbekannt, denn auch wenn es eine "kleine" Sinfonie ist rührt sie mich sogar mehr als die bekanntere und zugegeben auch reifere 29ste Sinfonie in A-Dur.
    Sehr unbekannt ist auch die 33ste Sinfonie in B-Dur, die in meinen Augen durchgehend einen recht tragischen Akzent mit sich führt.


    Man muss sich aber eingestehen; Die letzen Sinfonien die Mozart komponierte sind einfach etwas ganz anderes und man will wirklich sagen; besser. Mozarts Sinfonien haben sich halt weiterentwickelt.
    Nur gibt es von dieser "Sorte" neuer Sinfonien Mozarts eben nur diese 3 (oder 4, die Prager zähle ich nämlich gerne auch dazu). Mehr hat er nicht mehr geschafft, aber er hätte eben sicher nicht mehr kommende Sinfonien so komponiert wie jene davor.


    In irgend einem Thread las ich auch mal, dass es auch kaum mehr Sinfonien nach Mozart komponiert wurden, die in ihrer Art so waren wie diese letzten von Mozart. Um nicht zu sagen gar keine? Schade eigentlich, es ist dasselbe Drama wie bei den Klavierkonzerten...




    C.

  • Nun, soo kann man das bestimmt nicht sagen, es fragt sich immer WER Mozart unterschätzt, und WARUM.


    Ferner muß man sich fragen: zu welcher Zeit ?


    Die frühen Sinfonien Mozarts warn vor allem in jener Zeit wenig geachtet, als man auch die Vorklassik als "unbedeutend" einstufte.
    Haydns frühe Sinfonien erlitten ja ein ähnliches Schicksal.
    Sie wurden unterschätzt. Heute ist jedoch -zumindest unter Kennern- ein gewisses Umdenken im Gange. Man begreift, daß man Kompositionen aus der Zeit eraus, aus der sie entstanden sind, verstehen muß, und beurteilt sie demnach auch anders.


    Wertschätzung ist immer relativ und immer temporär: So erfreuten sich beispielsweise Tschaikowskys Sinfonine in meiner Jugend weit größerer Beliebtheit, als sie das heute tun.


    Mozarts fühe Sinfonien hingegen wurden vor allem durch die HIP-Bewegung aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt, die Aufführung mit Instumenten der Entstehungszeit bringt diese Werke weit mehr zum Leuchten, als modernes Instrumentarium dies vermag.
    Deshalb wurde in vielen Fällen auch die Bewertung einzelner früher Werke geändert....


    mfg aus Wien


    Alfred

    Wenn ich schon als Vorbild nicht tauge - lasst mich wenigstens ein schlechtes Beispiel sein !



  • Ich sehe hier schon einen gewissen Unterschied zu Haydn und auch zu weniger bekannten Komponisten der Zeit. Denn die ersten 30 (und die mit Anhang-Nummern) sind ja tatsächlich alles Werke, die Mozart schrieb, bevor er 18 Jahre alt gewesen ist. Sicher gibt es da viele charmante und hübsche Stücke zu entdecken, alles hörenswert, aber wirklich was verpassen tut man (von den üblichen Ausnahmen wie 25, 28, 29 abgesehen) nicht unbedingt. Es sind also zum einen Jugendwerke, zum anderen hatte die Gattung eben noch nicht das Gewicht wie ab ca. 1780.
    Und weniger als z.B. bei Haydns "mittleren" (und einigen frühen) Sinfonien hat man keine große stilistische Vielfalt, durchweg dominiert ein sehr verbindlicher, melodischer Stil mit sehr regulären Formen, wenig Abwechslung im Ausdruck. Da stellt sich auf Dauer trotz vieler melodischer Schönheiten leicht gewisse Langeweile ein.
    (Ich selbst habe eher durch Zufall alle Sinfonien ab ca. Nr. 24 und eine Auswahl der noch früheren schon ziemlich am Anfang meines Klassikhörens kennengelernt.)
    Die gewichtigen späteren Werke, die diese Frühwerke in den Schatten stellen sind ja nicht nur die ca. 10 folgenden Sinfonien, sondern auch Klavierkonzerte, Kammermusik usw.


    Überdies ist es ja nicht so, daß nur die letzten 4 oder 6 Sinfonien bekannt seien, sondern es sind eher 8-10: 25, 29, 31, (32-34 vielleicht etwas weniger, aber doch recht bekannt) und die letzten 6.
    Die sind auch nicht unterschätzt; im Gegenteil. Ungeachtet ihrer unbestrittenen hohen Qualität finde ich die "Pariser" oder vielleicht sogar die "Haffner" eher überschätzt, z.B. verglichen mit ca. zwei dutzend kaum bekannten und selten eingespielten oder aufgeführten Sinfonien von Haydn, oder auch mit solchen von Kraus, Vanhal, CPE Bach u.a. Oder auch verglichen mit Stücken wie Mozarts "Posthornserenade" usw.


    Auf Tonträgern kann man sich jedenfalls kaum beschweren, da gibt es auch bei den frühen Werken ein gutes halbes Dutzend Alternativen, alllein auf historischen Instrumenten Pinnock, Hogwood, Ter Linden und (nicht alle, aber ca. 6 CDs) Harnoncourt.


    :hello:


    JR

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    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Schön, dass man diskutiert... :D


    Es ist natürlich absolut richtig, dass andere Komponisten ähnliche und teilweise noch schwerwiegendere Schicksale in der Sinfonik erlitten haben.
    Aber hier in diesem Thread geht es ja um Mozart... :pfeif:


    Weiters ist es natürlich richtig, dass gerade in letzter Zeit immer mehr Einspielungen von den "frühen" und "frühen späten" von Mozart auftauchen.
    Dennoch liest und hört man immer wieder, dass Mozart (außer den letzten vieren) in der Sinfonik praktisch nichts geschaffen hat...
    Was mich ungemein stört... :angry: :boese2: :angry:


    Ich weiß, anderen Komponisten geht es ähnlich, aber hier bitte nicht abweichen, sondern bitte über Mozart diskutiern... :O ;)


    Zitat

    Ungeachtet ihrer unbestrittenen hohen Qualität finde ich die "Pariser" oder vielleicht sogar die "Haffner" eher überschätzt


    Tja das würde ich so nicht sagen...
    Gerade diese zwei gehören (+Linzer) meines Erachtens zum besten neben den vier großen und gerade die Haffner erreicht dieses Level durchaus...
    Überschätzen in dem Sinn kann man die Haffner also gar nicht genug... :baeh01:


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

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  • Zitat

    Original von Hammel
    Es ist natürlich absolut richtig, dass andere Komponisten ähnliche und teilweise noch schwerwiegendere Schicksale in der Sinfonik erlitten haben.
    Aber hier in diesem Thread geht es ja um Mozart... :pfeif:


    Ich weiß, anderen Komponisten geht es ähnlich, aber hier bitte nicht abweichen, sondern bitte über Mozart diskutieren... :O ;)


    "Unterschätzt" ergibt aber doch nur Sinn durch (impliziten) Vergleich, oder? Werk X ist unterschätzt verglichen mit anderen Werken, entsprechend für Werkgruppen oder Komponisten.
    Kann daher nur bestätigen, daß ich keine grobe Unterschätzung sehe. Einzelne, vielleicht ein wenig unterschätzte Sinfonien wären m.E. 28 u. 32-34 (zB. verglichen mit 31). Aber insgesamt finde ich die "Zurücksetzung" von 1-24 gegenüber 25 und 29, die von 1-34 gegenüber den letzten 6 und sogar die von 35 gegenüber 36 und von 36 gegenüber 38-41 nachvollziehbar und durchaus nicht unbegründet.
    Und ebenso nachvollziehbar, daß man viele von Mozarts Sinfonien zugunsten der reifen Klavierkonzerte u.ä. zurücksetzt.


    Zitat

    Tja das würde ich so nicht sagen...
    Gerade diese zwei gehören (+Linzer) meines Erachtens zum besten neben den vier großen und gerade die Haffner erreicht dieses Level durchaus...
    Überschätzen in dem Sinn kann man die Haffner also gar nicht genug...


    Du kannst es natürlich auch so formulieren, daß Nr. 33 gegenüber Nr. 31 unterschätzt ist. Aber das ist ja dasselbe, wie wenn ich sage, daß Nr. 31 überschätzt ist (z.B. gegenüber 33). :D
    Die "Haffner" ist ungefähr so beliebt wie die noch folgenden späten Sinfonien, aber vom Kopfsatz abgesehen m.E. ein ziemlich leichtgewichtiges Werk. Stelle ich sie nun gegen eine beinahe unbekannte Sinfonie wie Haydns Nr. 91 oder gegen ein Stück wie Mozarts Konzert KV 449 so halte ich sie für ein wenig überschätzt (obwohl ich sehr gut nachvollziehen kann, daß die spritzige Haffner-Sinfonie weit populärer ist als die beiden anderen Stücke).


    :hello:


    JR

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  • Ich glaube nicht, daß Mozart als Symphoniker wirklich unterschätzt ist. Kaum ein Komponist hat einen solchen Bekanntheitsgrad und Stellenwert.


    Unterschätzte Symphoniker – da fallen mir ganz andere Namen ein: Liszt, Weber, ja auch Wagner (gut, ein Sonderfall, der sagte der Gattung ja eh das Ende voraus :D).

    »Und besser ist's: verdienen und nicht haben,

    Als zu besitzen unverdiente Gaben.«

    – Luís de Camões

  • Zitat

    Original von Joseph II.
    Ich glaube nicht, daß Mozart als Symphoniker wirklich unterschätzt ist. Kaum ein Komponist hat einen solchen Bekanntheitsgrad und Stellenwert.


    Unterschätzte Symphoniker – da fallen mir ganz andere Namen ein: Liszt, Weber, ja auch Wagner (gut, ein Sonderfall, der sagte der Gattung ja eh das Ende voraus :D).


    Tja das mit dem Bekanntheitsgrad stimmt natürlich (Mozart kennt jeder) aber das heißt nicht zwingend dass er als Sinfoniker genug geschätzt wird ;)


    Wobei es natürlich stimmt, dass man Mozarts frühe Sinfonien jetzt zu entdecken beginnt und dass es andere Komponisten gibt, die in diesem Genre gewaltig unterschätzt werden (Liszt, wie du richtig sagst, oder Haydns frühe, oder auch Schubert (dem man ja immer nachsagt er habe nur 1 1/2 gute Sinfonien geschrieben :faint:)).


    Und trotzdem - Mozart wird hier glaube ich doch noch ein wenig unterschätzt...


    (Wobei es natürlich andere Werke von ihm gibt, denen man viel zu wenig Beachtung schenkt.... ;()


    Gruß :hello:

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  • Man muß sich aber auch vor Augen führen das sich Mozart - im Gegensatz zu seinen späteren Sinfonien - in seinen Frühen nicht so sehr
    von einigen seiner Kollegen, den komponierenden Zeitgenossen abhebt. Erstaunlich ist vielleicht trotzdem der Umstand das er als Kind die Qualität erbrachte wie einige erst im reifen Erwachsenenalter. Aber (um mal J.Haydn außen vor zu lassen) die Sinfonien von zB Kraus, J.C.Bach, M.Haydn, L.Kozeluch, Vanhal usw. brauchen sich vor Mozarts frühen Sinfonien auf keinen Fall zu verstecken.
    Deren besseren Sinfonien sind aber sicherlich nicht populärer als diejenigen Frühen Mozarts, wohl eher das Gegenteil. Der Name Mozart hilft hier sicher weitaus mehr für eine gewisse Aufmerksamkeit. In dieser Relation gesehn kann ich Johannes nur zustimmen, das die meisten seiner frühen Sinfonien wohl nicht unterschätzt sind. Ich würde auch sagen das zB Nr.33 - wahrscheinlich nur weil ihr ein Beiname fehlt, der oft sehr große "Zugkraft" hat - der Nr.31 zu Unrecht in der allgemeinen Wahrnehmung zurücksteht.
    Nur bei der Haffner bin ich etwas anderer Meinung, ich würde sie doch
    qualitativ vor die Linzer stellen. Meiner Meinung nach hört man der Linzer in Relation gesehn schon die kurze Entstehungszeit von ca.3-4 Tagen an - mit dem doch recht interessanten Kopf- und recht originellem Schlußsatz kann wie ich finde kein Satz der Linzer mithalten.
    (man merkt das die Haffner oftmals Satztechnisch besser, dichter ausgearbeitet ist)
    lg
    Thomas

    „Eine Erkenntnis von heute kann die Tochter eines Irrtums von gestern sein.” (Marie von Ebner-Eschenbach)

  • Tamino Beethoven_Moedling Banner
  • Zitat

    Deren besseren Sinfonien sind aber sicherlich nicht populärer als diejenigen Frühen Mozarts,


    Das ist durchaus richtig...
    Ich will ja die Herren Kozeluch, Kraus etc. nicht in den Dreck ziehen (ich liebe sie ja abgöttisch), aber wie gesagt geht es in diesem Thread um Mozarts
    Sinfonien, besonders die frühen...


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

  • Auch Webers Sinfonien werden m.E. in ihrer (geringen) Bedeutung nicht unfair eingeschätzt. Schuberts frühen Sinfonien wird eine Beachtung geschenkt, die sie nie erhalten würden, wenn der Komponist nicht mit anderen Werken berühmt geworden wäre. Einzelne unterschätzte Sinfonien aus dieser Zeit sind eher die von Reicha und Vorisek, eine Generation später die von Berwald.


    Zwar gibt es immer Werke, auf die es sich lohnt, aufmerksam zu machen, aber Begriffe wie "unterschätzt" oder "vernachlässigt" klingen für mich, ehrlich gesagt, im Zusammenhang mit Mozart tendenziell absurd. Obwohl nicht nur im Jubiläumsjahr eher ein Überangebot an seiner Musik besteht, sein Rang überhaupt nicht in Frage steht, gibt es anscheinend Musikliebhaber, die Mozart "unterschätzt" finden, sobald er nicht regelmäßig als unbestritten großartigster Komponist in allen Genres gepriesen wird, von dem auch Jugend- und Nebenwerke große Beachtung verdienen usw. Diesen Eindruck habe ich auch hier, weil mir immer noch nicht klar ist, verglichen mit welchen anderen Werken nun die ersten 30 oder 34 Sinfonien unterschätzt sein sollten (denn es besteht wohl Einigkeit, daß die außerordentlich populären 35-41 nicht betroffen sind).


    Oder soll nun jeder seine Lieblinge aus den frühen Sinfonien nennen? Auch gut, aber man darf sich nicht wundern, wenn der Threadtitel ernst genommen (und die Frage verneint) wird ;)


    Zitat

    Original von âme
    Nur bei der Haffner bin ich etwas anderer Meinung, ich würde sie doch
    qualitativ vor die Linzer stellen. Meiner Meinung nach hört man der Linzer in Relation gesehn schon die kurze Entstehungszeit von ca.3-4 Tagen an - mit dem doch recht interessanten Kopf- und recht originellem Schlußsatz kann wie ich finde kein Satz der Linzer mithalten.
    (man merkt das die Haffner oftmals Satztechnisch besser, dichter ausgearbeitet ist)


    Ich glaube nicht, daß er an der Haffner wesentlich länger geschrieben hat... ;) Man muß das nicht ausdiskutieren, aber ich sehe schon ein erheblich höheres Gewicht in der "Linzer", sogar im Kopfsatz (auch wenn der der Haffner hervorragend ist), besonders aber im langsamen Satz und Finale (die Menuette sind beide 08/15 und nicht sehr spannend, da ist Haydn bei seinen um 1770 geschriebenen Sinfonien schon sehr viel interessanter). Hier ist die Haffner m.E. noch sehr nah am Serenadenton: charmant, aber etwas flach.
    (Andererseits sind die "Haffner"-Serenade KV 250 sowie die Posthorn KV 320 Werke, die ich tatsächlich unterschätzt finde, verglichen mit praktisch allen frühen Sinfonien und selbst noch 32-35)


    :hello:


    JR

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    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Hammel
    Das ist durchaus richtig...
    Ich will ja die Herren Kozeluch, Kraus etc. nicht in den Dreck ziehen (ich liebe sie ja abgöttisch), aber wie gesagt geht es in diesem Thread um Mozarts
    Sinfonien, besonders die frühen...


    Hallo,
    Ich denke aber wenn man etwas unterschätzt findet muß man erst festmachen inwiefern und an was genau gemessen es unterschätzt wird. Wenn man sagt innerhalb von Mozarts sinfonischen Schaffen dann bringt uns das nicht weiter weil wie erwähnt sind wir uns ja alle einig das seine späten Sinfonien qualitativ eindeutig besser sind.
    Das diese dann mehr Aufmerksamkeit bei Aufnahmen und Spielplänen zuteil bekommen ist ja dann nicht mehr wirklich verwunderlich.
    Ich hätte es deswegen logisch gefunden es noch am Besten anhand des sinfonischen Schaffens seiner Zeitgenossen und der heutigen Bedeutung innerhalb der Klassikszene zu definieren, aber wenn du das ausblenden möchtest weiß ich nicht inwiefern du jetzt die frühen Sinfonien unterschätzt findest? Welche Messlatte nimmst du dafür um es als unterschätzt zu empfinden?


    Zitat

    Original von Johannes Roehl Man muß das nicht ausdiskutieren, aber ich sehe schon ein erheblich höheres Gewicht in der "Linzer",


    Es läßt sich letztendlich auch schwer über Geschmack und Empfindung diskutieren. ;) Das was du über die Haffner schreibst empfinde ich wie spielgelverkehrt bei der Linzer. Vielleicht war deine letzte 35/36er-Koppelungs-CD falsch beschriftet. :D


    lg
    Thomas

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  • Zitat

    Zwar gibt es immer Werke, auf die es sich lohnt, aufmerksam zu machen, aber Begriffe wie "unterschätzt" oder "vernachlässigt" klingen für mich, ehrlich gesagt, im Zusammenhang mit Mozart tendenziell absurd. Obwohl nicht nur im Jubiläumsjahr eher ein Überangebot an seiner Musik besteht, sein Rang überhaupt nicht in Frage steht, gibt es anscheinend Musikliebhaber, die Mozart "unterschätzt" finden, sobald er nicht regelmäßig als unbestritten großartigster Komponist in allen Genres gepriesen wird, von dem auch Jugend- und Nebenwerke große Beachtung verdienen usw. Diesen Eindruck habe ich auch hier, weil mir immer noch nicht klar ist, verglichen mit welchen anderen Werken nun die ersten 30 oder 34 Sinfonien unterschätzt sein sollten (denn es besteht wohl Einigkeit, daß die außerordentlich populären 35-41 nicht betroffen sind).


    Das mit dem "unbestritten großartigsten Komponisten" habe ich so nicht gesagt.
    Wenn ich den Eindruck erweckt haben sollte...das wollte ich so nicht! Ich meine nur, dass man Mozarts Sinfonien (auch die frühen) durchaus mit jenen anderer Sinfoniker vergleichen kann...
    Es geht ja auch nicht (nur) um die frühen Sinfonien, die (na gut) eher vernachlässigt werden, sondern, wie der Titel sagt, um Mozart als Sinfoniker, der, meiner Meinung nach, im Vergleich zu anderen Sinfonikern durchaus des öfteren unterschätzt wird (als Sinfoniker, nicht als Komponist im Allgemeinen)
    ähnlich Schubert.


    Zitat

    Schuberts frühen Sinfonien wird eine Beachtung geschenkt, die sie nie erhalten würden, wenn der Komponist nicht mit anderen Werken berühmt geworden wäre.


    Tja darüber kann man natürlich diskutieren, was ich hier aber nicht so ausführlich will...
    Schuberts frühere Sinfonien (d.h. jenseits der Unvollendeten und der Großen), haben durchaus ihre Qualität, und die Beachtung hier ist absolut gerechtfertigt. Viele haben hier im Forum Schubert frühere als ihre Favouriten unter den Sinfonien gewählt. (Thread über Lieblingssinfonien)...


    Thomas hat natürlich insofern recht, dass man natürlich andere Komponisten zum Vergleich heranziehen darf...
    Ich will nur nicht über die einzelnen Werke jener Komponisten im Detail reden... ;)


    Gruß :hello:

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  • Zitat

    gibt es anscheinend Musikliebhaber, die Mozart "unterschätzt" finden, sobald er nicht regelmäßig als unbestritten großartigster Komponist in allen Genres gepriesen wird


    Wenn du damit mich meinst...liegst du daneben.
    Wie du ja weißt, sind meine Lieblingskomponisten neben (bzw. etwas hinter Mozart, aber das ist ja kein Verbrechen) Beethoven, Bach, Händel und Haydn (Joseph).
    Aber und das kann man nicht abstreiten, ist ist ein Factum dass Mozart in jedem Bereich der Musik großartige Werke geschrieben hat, d.h. es ist überhaupt nicht unnormal, wenn jemand Mozarts Werke in allen Genres genial findet. Das kann ich nur zu gut verstehen.
    Ich liebe Mozarts Musik auch in allen Genres, vergesse aber nicht, dass es andere großartige Werke daneben gibt, von anderen Komponisten.


    Diese Nebenbemerkung dass es "Musikliebhaber gibt" (also indirekt bin damit ich gemeint) verstehe ich so nicht.
    Wenn man meine Sinfonienliste durchgeht liest man genug andere Namen...


    Und - ich bleibe dabei - es stimmt, dass Mozart als Sinfoniker des öfteren belächelt wird. (abgesehen von 38-41). In diversen Zeitschriften, oder in der Klassikwelt allgemein. Das mag auch auf andere Komponisten zutreffen, und das finde ich genauso desaströs, aber den Thread habe ich gestartet, um über Mozart als Sinfoniker zu reden. Vergleichende Werke anderer Komponisten können natürlich herangezogen werden...
    Dass 38-41 besser sind als der Rest, daran ist eh nicht zu rütteln.
    Das will ich auch nicht. Die sind auf einem ganz anderen Level... :D


    Mozart und auch Haydn, Schubert stehen bei mir auf der gleichen Stufe (im Bereich der Sinfonie) wie typische Sinfoniker...und nicht dahinter...
    das wollte ich mit dem Thread sagen... :faint: :faint:


    Gruß :hello:

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  • Zitat

    Original von Hammel


    Wenn du damit mich meinst...liegst du daneben.


    Ich meinte damit niemanden persönlich, höchstens Alfred, der sogar um 2006 rum meinte, Mozart sei in diesem schlimmen Zeiten nicht mehr genügend angesehen. ;)


    Zitat


    Und - ich bleibe dabei - es stimmt, dass Mozart als Sinfoniker des öfteren belächelt wird. (abgesehen von 38-41). In diversen Zeitschriften, oder in der Klassikwelt allgemein. Das mag auch auf andere Komponisten zutreffen, und das finde ich genauso desaströs, aber den Thread habe ich gestartet, um über Mozart als Sinfoniker zu reden.


    Ich verstehe immer noch nicht recht, was Du meinst.
    Aber nochmal "Mozart als Sinfoniker" ist in gewisser Hinsicht schon von der Sprechweise her problematisch. Denn die Sinfonie hat frühestens erst ab ca. Haydns Pariser Sinfonien und Mozarts letzten 6 den Stellenwert in der Musik, der dazu führt, daß man Komponisten als Sinfoniker charakterisieren kann. "Sinfoniker" sind Beethoven, Brahms, Bruckner usw., Komponisten, bei denen alle Sinfonien ziemlich gewichtig sind und sowohl im eigenen Schaffen als auch in der Musikgeschichte einen zentralen Platz einnehmen.


    Mozart paßt hier allein aus historischen Gründen nicht hinein, weil die Gattung noch nicht den Stellenwert hatte wie später und weil er, im Gegensatz zu Haydn, in seiner Reifezeit sehr wenige Sinfonien komponiert hat. Sondern Opern und Klavierkonzerte. 35 und 36 sind, ungeachtet ihrer Qualitäten, als Gelegenheitswerke entstanden, vielleicht sogar 38. Es gibt an "systematisch" komponierten reifen Sinfonien also nur die letzten 3.
    In seinem gesamten Ouevre spielen Sinfonien damit tatsächlich eine nachgeordnete Rolle, so seltsam das angesichts von Über 40 Stücken klingen mag.
    Wie soll man die ersten 30 Sinfonien als Jugend- und Gelegenheitswerke in einer Zeit, in der Sinfonien teils noch kaum von Ouverturen und Serenaden zu unterscheiden waren und keinen hohen Stellenwert besaßen, sinnvoll mit den Werken der "Sinfoniker" des 19. Jhds. vergleichen, also die Sinfonie die Königsgattung der Instrumentalmusik war, bzw. daraus eine Einschätzung von Mozart als Sinfoniker ableiten?
    Wenn es statt den Klavierkonzerten von 1784 an ein dutzend Sinfonien gäbe und nicht bloß 4, wäre das vielleicht etwas anderes. (u.a. deshalb ist es bei Haydn ein wenig anders, weil man mehr Werke gleichmäßiger über eine längere Periode verteilt hat und damit die Entwicklung der Gattung selber. Das findet sich zwar auch bei Mozart, aber da die Werke so ungleichmäßig verteilt sind, eben eher punktuell .)


    Aber so ist die scheinbare Geringschätzung historisch durchaus begründet, auch wenn sie nicht als Abwertung formuliert werden sollte (was ich freilich noch nie so gelesen habe, daher weiß ich nicht genau, wer hier Mozart "belächelt").


    Aber all das sollte natürlich weder davon abhalten, aus eigener Sicht vernachlässigte oder ziemlich unbekannte Werke hervorzuheben oder darzulegen, daß sie deutlich interessanter als die Vorbilder von JC Bach sind oder was weiß ich. Es gibt auch schon einen etwas ähnlichen thread:


    Mozart: Sinfonien


    viele Grüße


    JR

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    (Bob Dylan)

  • an Johannes:


    :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint: :faint:


    es hat ja keinen Sinn hier zu streiten.......


    Du hast deine Meinung darüber was genau ein Sinfoniker ist, ich die meine.... :O


    Gruß :hello:

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  • Ok, ich habe jetzt mal bei JPC nach [Komponist] Symphonie gesucht. Die Ergebnisse:


    1. Beethoven 997 Treffer
    2. Mozart 712
    3. Mahler 688
    4. Bruckner 546
    5. Brahms 545
    6. Haydn 518
    7. Schostakowitsch 407


    Diese Metrik weist Mozart ganz klar als zweitbedeutendsten Symphoniker aller Zeiten aus. :D


    Du müsstest mal klar sagen,
    - woran Du feststellst, dass Mozarts Symphonik unterbewertet sei,
    - im Vergleich zu was ("typische Symphoniker" finde ich zu schwammig, das klingt nach der bekannten Phrase "herkömmliche Waschmittel" in der Werbung :D ),
    - welche Werke Du da im Auge hast
    - und vor allem: warum Du diese Werke unterbewertet siehst.


    Fakten, Fakten, Fakten! :D



    Gruß,
    Frank.


  • Lieber Spradow,


    Mozart schrieb über 50 Symphonien; Beethoven 9. Wenn ich mich nicht irre, schrieben sowohl Mahler als Bruckner auch 9 Symphonien.
    Das gibt bei Beethoven pro Symphonie etwa 111 Treffer.
    Für Mozart wird das dann ungefähr 14,25 Treffer pro Symphonie.
    Mahler würde dann ungefähr 76,5 und für Bruckner 60,7 Treffer pro Symphonie.
    Bei Haydn wäre die Sache noch schlimmer als bei Mozart. 8o


    Mit Zahlen ist es genau wie mit Statistik. Man kann damit beweisen, was man will.


    LG, Paul


  • Lieber Spradow,


    danke für deine Hinweise....(endlich mal was konstruktives :stumm:)


    Wie Paul bereits sagte: im Vergleich zu den (immer genannten) Sinfonikern ist Mozart absolut unterbewertet (und ich meine hier als Sinfoniker, nicht als Komponist allgemein). Wenn der Begriff "Sinfonie" fällt denken die meisten an Beethovens 9te oder an weiß ich was...
    Mozart wird dann höchstens mit seinen 38-41 genannt. der Rest wird übersehen... :angry: :motz: :angry:


    Zur Erklärung des Begriffs Sinfoniker, wie ich ihn sehe: Ein Sinfoniker ist nicht zwingend ein Komponist, der nur Sinfonien schrieb, sondern mit "Der Sinfoniker Mozart" meine ich "den Komponisten Mozart der u.a. Sinfonien schrieb"....nur zur Erklärung... :D


    Werke:
    Nun ja, das ist so schwierig, ich meine die "frühen" da eher allgemein...
    Aber das es nicht wieder heißt.... :D


    1 (finde ich einfach witzig, ich kanns nicht beschreiben... :hahahaha:)
    "Alte Lambacher"
    24
    27
    28
    33


    die etwas bekannteren, aber dennoch im Schatten stehenden:


    25
    29
    30
    mögl: 31


    Die anderen abseits von 38-41, sind bekannter, im Vergleich zu Sinfonien von öfters genannten Sinfonikern aber dennoch im Hintergrund:


    35
    36


    Jeder dieser Sinfonien ist ein Schatz für sich. Mozarts Musik, die mich einfach glücklich macht, kommt in jeder Sinfonie vor (wirklich in jeder :wacky:). Jede seiner Sinfonien ist sozusagen einzigartig. Ich kanns nicht beschreiben, aber obwohl sie im Vergleich zu den großen Romantik-Sinfonien eher klein sind, sind sie etwas ganz Großes, die frühen von Mozart.
    Tja und das ist es eigentlich warum ich sie unterbewertet sehe.
    Diese Reife erreicht kein anderer in seinen frühen Jahren. Eine Reife, die einfach verblüfft, die zeigt, dass man Mozarts frühe, durchaus mit den späten vergleichen kann, auch mit jenen anderer Komponisten. Viele seiner Zeitgenossen (ich meine das Volk) haben das nicht verstanden, oder nicht gehört.
    Ganz große Ausnahme: Joseph Haydn....
    Aber das ist etwas anderes...


    So das wars,
    wenns fragen gibt....jeder Zeit


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

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  • Hallo Hammel!


    Mir ist leider noch nicht ganz klar geworden, woran Du die Unterschätzung Mozarts als Symphoniker feststellst - wenn Du ein paar konkrete Beispiele nennen würdest, könnte man an ihnen diskutieren, ob es da eine Zurücksetzung gibt, und wenn ja, versuchen, zu analysieren, was die Gründe dafür sind.
    Was mir auch noch unklar geblieben ist, ist, im Vergleich zu welchen Komponisten Du Mozart als Symphoniker unterbewertet siehst (Du hast "typische Symphoniker" durch "immer genannte Symphoniker" ersetzt ;) ). Mit Hilfe von ein paar Namen könnte man das Problem m.E. viel besser beim Schopf packen!



    Gruß,
    Frank.


  • Hallihallo Spradow...


    "Immer genannte" (um nicht "typisch" zu sagen :D)Sinfoniker sind zum Beispiel (finde ich halt): Beethoven, Brahms, Mahler, Bruckner, Dvorák, und eben viele Sinfoniker aus der Romantik, da hätte man z.B. auch Tschaikowsky oder Shostakovich...
    Das sind Namen, die IMO die sofort mit dem Wort "Sinfonie" assoziiert werden.


    Wr. Klassiker (a la Mozart, Haydn, Schubert, Kraus...) werden hier immer erst danach genannt.


    Natürlich ist es richtig, dass der Begriff "Sinfoniker" erst später entstanden ist, aber wie ich bereits sagte, ist Mozart (u Haydn, Schubert....) für mich ebenso Sinfoniker wie z.B. Brahms oder dergleichen.
    Ich verstehe als "Sinfoniker" einen Komponisten der u.a. Sinfonien schreibt. Wenn ich dann von den Sinfonien des Herrn Mozart spreche, meine ich den "Sinfoniker Mozart".


    Aber ich finde, nur weil der Begriff später entstanden ist, ist das noch kein Grund zu sagen, Haydn oder Mozart seien keine Sinfoniker... :stumm:


    Wie auch immer, hier haste deine Namen... :wacky:


    Und woran ich die Unterschätzung feststelle?
    Na ja, ich bin ja viel in der Klassikwelt unterwegs, Konzerte, Freundeskreis, (auch Foren), und da fällt mir auf, dass viele Leute behaupten, abseits der 38-41 habe Mozart keine konkurrenzfähigen Sinfonien komponiert. Der Wortlaut ist zwar nicht immer derselbe, aber mir fällt das auf.
    Und das finde ich sehr schade und engstirnig, weil


    Zitat

    Jeder dieser Sinfonien ist ein Schatz für sich. Mozarts Musik, die mich einfach glücklich macht, kommt in jeder Sinfonie vor (wirklich in jeder wacky ). Jede seiner Sinfonien ist sozusagen einzigartig. Ich kanns nicht beschreiben, aber obwohl sie im Vergleich zu den großen Romantik-Sinfonien eher klein sind, sind sie etwas ganz Großes, die frühen von Mozart. Tja und das ist es eigentlich warum ich sie unterbewertet sehe. Diese Reife erreicht kein anderer in seinen frühen Jahren. Eine Reife, die einfach verblüfft, die zeigt, dass man Mozarts frühe, durchaus mit den späten vergleichen kann, auch mit jenen anderer Komponisten.


    Hoffe, das hilft weiter...
    freue mich auf die Antwort...


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

  • Zitat

    Original von Hammel
    "Immer genannte" (um nicht "typisch" zu sagen :D)Sinfoniker sind zum Beispiel (finde ich halt): Beethoven, Brahms, Mahler, Bruckner, Dvorák, und eben viele Sinfoniker aus der Romantik, da hätte man z.B. auch Tschaikowsky oder Shostakovich...
    Das sind Namen, die IMO die sofort mit dem Wort "Sinfonie" assoziiert werden.


    Das hat ja JR weiter oben schon erläutert und ist eigentlich auch ganz klar:


    Zitat

    Original von JR
    Denn die Sinfonie hat frühestens erst ab ca. Haydns Pariser Sinfonien und Mozarts letzten 6 den Stellenwert in der Musik, der dazu führt, daß man Komponisten als Sinfoniker charakterisieren kann. "Sinfoniker" sind Beethoven, Brahms, Bruckner usw., Komponisten, bei denen alle Sinfonien ziemlich gewichtig sind und sowohl im eigenen Schaffen als auch in der Musikgeschichte einen zentralen Platz einnehmen.


    Zitat

    Wr. Klassiker (a la Mozart, Haydn, Schubert, Kraus...) werden hier immer erst danach genannt.


    Schubert und Kraus in einem Topf...??? ?( Weder Kraus noch SChubert gehören eigentlich zu 100% zur 'Wiener Klassik'...


    Zitat


    Ich verstehe als "Sinfoniker" einen Komponisten der u.a. Sinfonien schreibt. Wenn ich dann von den Sinfonien des Herrn Mozart spreche, meine ich den "Sinfoniker Mozart".


    Was ist mit Sammartini? Ist er neben Beethoven und Mahler als 'Sinfoniker' zu nennen? Er hat jedenfalls bedeutend mehr an der Zahl hinterlassen...


    :hello:


    Ulli

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)


  • Yep Schubert und Kraus in einem Topf :D :D
    Aber nur deshalb, weil ich einfach ein paar Namen nennen wollte... :pfeif:
    Das beide nicht 100% Wr. Klassiker waren, weiß ich eh...aber das ist hier nicht so zentral, denke ich mal...


    Sammartini hat natürlich auch seinen Platz als "öfter genannter" Sinfoniker", aber ich kann nicht alle nennen, wollte nur ein paar Beispiele aufzählen... :faint:


    Danke für die Antwort auf alle Fälle


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

  • Was ist dann mit Händel? Aus den Sinfonie (der Opern) entwickelte sich schließlich die Sinfonie schlechthin. Ist er also auch Sinfonikier?


    :hello:

    Die Kunst ist [...] vielleicht das Denken des Herzens.
    (Blaise Pascal, 1623-1662)

  • Zitat

    Original von Ulli
    Was ist dann mit Händel? Aus den Sinfonie (der Opern) entwickelte sich schließlich die Sinfonie schlechthin. Ist er also auch Sinfonikier?


    :hello:


    Tja das kommt draufan, was für dich ein Sinfoniker ist.... :O :O


    Wenn ich von einem Komponisten als Sinfoniker sprechen, meine ich seine Sinfonien...


    Händel hat ja als eigentständige Sinfonien ja nur zwei "Sinfonia" HWV 339 und HWV 347 komponiert.


    Der Rest ist ja zu Beginn von Oratorien (z.B. beim Messias) oder der Oper...


    In jenem Fall von einem Sinfoniker zu sprechen wäre also eher abwegig...
    Aber wenn du willst...


    Wenn man also Händel unbedingt als "Sinfoniker" abtut, spricht man von HWV 339 und 347. Das andere sind ja noch keine eigenständigen Sinfonien. Oder??? ?(


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

  • Wenn man mal von der üblichen Verwendungsweise absieht, die aufs 19. Jhd. fokussiert ist, kann man meinetwegen auch Mozart Sinfoniker nennen.
    (barocke "sinfonie" faßt man gemeinhin nicht unter Sinfonien i.e.S.)


    Aber mal eine Mozart-interne Betrachtung:


    Der junge Mozart schreibt ca. 40 (vierzig) Sinfonien im Alter zwischen etwa 9 und 19 Jahren (bis Nr. 30 und die unnumerierten bzw. > 41), Im Schnitt 4 pro Jahr, in manchen aber 8 oder mehr. Etliche davon sind Ouverturen, andere ebenfalls kurze dreisätzige Werke nach Art einer Ouverture/Sinfonia, wenn auch nicht als solche gedacht. Sicher kann man eine persönliche Entwicklung ablesen, aber viele davon sind Gelegenheitswerke.
    Es gibt einige Perlen, fast alle zeigen die erstaunlichen Fähigkeiten eines Wunderkindes, aber ob sich um alle Stücke noch jemand scheren würde, wenn sie nicht von einem berühmten Komponisten stammten, dürfte fraglich sein. Ebenso ist der Einfluß auf andere Komponisten oder die Gattungsentwicklung gering (im Unterschied zu Werken der eine Generation älterer Komponisten)
    (Zum Vgl. entstanden in dieser Zeit nur eine Handvoll originale Konzerte, die erste Klaviersonate erst nach dieser Zeit, 13 Streichquartette, die schon vergleichsweise systematisch angelegt sind.)


    Zwischen 22 und seinem Tod im Alter von knapp 36 schreibt er in 13 Jahren 10 (zehn) Sinfonien: 31-41. Davon eine überarbeitete Serenade (35), eine "hals über kopf" (36), eine Ouverture/sinfonia (32). Dazu ganz ungleichmäßig verteilt, mit recht langen Pausen. 1778-80: 31-34, 1782-83: 35 u. 36, Ende 1786 38 und 1788 die letzten drei (und danach drei Jahre lang keine mehr, was bei Mozarts Lebensspanne eine lange Zeit ist).
    Wie man soll man daraus, ungeachtet der Qualität der späten Werke, NICHT den Schluß ziehen, daß diese Gattung nicht gerade im Mittelpunkt seines Interesses gestanden hat?
    Klar hatte das teils "äußerliche" Gründe, weil er Klavierkonzerte für sich selbst schrieb und Oper mehr Geld und Ruhm einbrachten.


    Auch daher kann man also zweifeln, ob Mozart als "Sinfoniker" (anders als z.B. Haydn) passend eingeordnet ist.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
    I knew the night had gone.
    The morning breeze like a bugle blew
    Against the drums of dawn.
    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Original von Johannes Roehl
    Es gibt einige Perlen, fast alle zeigen die erstaunlichen Fähigkeiten eines Wunderkindes, aber ob sich um alle Stücke noch jemand scheren würde, wenn sie nicht von einem berühmten Komponisten stammten, dürfte fraglich sein.


    Na siehste - dann ist es doch schön, dass Mozart so berühmt ist!!!
    Sonst wären sie nämlich wirklich unterschätzt worden, nämlich so wie du "unterschätzt" defininierst... :D :D :D


    Zitat

    Wie man soll man daraus, ungeachtet der Qualität der späten Werke, NICHT den Schluß ziehen, daß diese Gattung nicht gerade im Mittelpunkt seines Interesses gestanden hat? Klar hatte das teils "äußerliche" Gründe, weil er Klavierkonzerte für sich selbst schrieb und Oper mehr Geld und Ruhm einbrachten.


    Tja du sagst es - Klavierkonzerte und Opern brachten einmal vorweg, mehr Geld ein.
    Aber das heißt doch nicht, dass Mozart die Sinfonie vernachlässigt hat.
    Er hat halt einfach wenig geschrieben. Er ist reifer geworden und hat seine Ideen in Klavierkonzerten und dergleichen umgesetzt, nicht nur in einer Sinfonie...


    Er hat seine Sinfonien in Abstand von vielen Jahren komponiert, was uns daraus schließen lässt, dass er dann und wann doch das Bedürfnis hatte, eine Sinfonie zu schreiben...


    Wenn er länger gelebt hätte, hätte er vielleicht noch ein paar reifere Sinfonien geschrieben, aber darüber kann man nur mutmaßen...


    Zu sagen, die Sinfonie hätte ihm praktisch nichts bedeutet, wegen der großen Abstände der Entstehungszeiten, wäre eine vorschnelle Behauptung. Man weiß ja nicht, wie Mozart dachte...
    Ich glaube die Sinfonie war durchaus wichtig für ihn, aber er hat eben in anderen Genres auch komponiert :pfeif: :pfeif:
    Zu behaupten er wäre deshalb kein Sinfoniker (weil die Sinfonie deiner Meinung nach nicht im Mittelpunkt seines Schaffens stand) ist ebenso so nicht haltbar...


    Brahms hat z.B. seine Sinfonien zwischen 1862 und 1885 geschrieben, und dann bis zu seinem Tod (1897, immerhin 12 Jahre) keine mehr, das sind 4 Sinfonien in 23 Jahren. Und danach 12 Jahre nichts mehr.
    Da könnte man genauso sagen, Brahms sah danach die Sinfonie nicht mehr im Mittelpunkt seines Schaffens...
    Was natürlich so nichts stimmt, deshalb kann man weder Brahms noch Mozart den "Sinfoniker-Titel" abschlagen... :baeh01: :D


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)


  • Was nicht ganz falsch ist. Schon die erste war eine sehr schwere Geburt, aber gerade deswegen zentral. Es ist eine völlig andere Situation als im 18. Jhd. Der alte Brahms, der mehrfach ankündigte, gar nichts mehr zu komponieren, dann aber doch noch nachlegte, ist mit dem hyperaktiven Mozart nicht ohne weiteres zu vergleichen. Vielleicht fehlte ihm auch die Energie für eine weitere Sinfonie (nach Vermutungen basiert das Doppelkonzert auf Skizzen einer 5. Sinf.). Oder ihm waren tatsächlich ebenfalls andere Dinge wichtiger (was ich gar nicht für unwahrscheinlich halte). Die 4. Sinfonie hat deutliche Züge eines "Abschlußwerks", es war auf diesem Gebiet für Brahms alles gesagt.


    Ist letztlich auch egal; ich habe versucht, zu erklären, warum die Geschichte der Gattung hier eine Rolle spielt, wenn Du das ignorieren willst, bitte sehr. Unterschätzt ist hier jedenfalls garnix, sondern die Werke werden gemeinhin ziemlich vernünftig in ihrer relativen Bedeutung eingeschätzt, wie ganz oben skizziert. Wenn Du (relativ zu den Sinfonien) unterschätzte Werke Mozarts suchst, halte Dich an einige der groß besetzten Serenaden und Divertimenti.


    :hello:


    JR

    Struck by the sounds before the sun,
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    (Bob Dylan)

  • Zitat

    Unterschätzt ist hier jedenfalls garnix, sondern die Werke werden gemeinhin ziemlich vernünftig in ihrer relativen Bedeutung eingeschätzt,


    Tja meinst du...
    Aber es ist ja ziemlich sinnlos das weiter zu diskutieren: Du sagst, die frühen Sinfonien von Mozart werden nicht unterschätzt, ich sage, dass sie das (im Vergleich zu anderen Werken anderer Sinfonikern) durchaus werden...
    aber gut jeder hat seine Meinung, nicht war? ;)


    Und ignorieren tu ich gar nix...
    Warum sollte ich auch etwas ignorieren?
    Ich liebe Mozarts frühe Sinfonien, das hat mit Ignoranz überhaupt nichts zu tun. Aber hier geht es ja nicht um Ignoranz...


    Und was du als "ziemlich vernünftig eingeschätzt" definierst ist hierbei deine subjektive Meinung. Das heißt nicht, dass die aktuelle Einschätzung (wie du sie siehst) das Amen im Gebet ist...Sonst würde man hier ja nicht diskutieren...


    Und was "anscheinend" und "vermutlich" oder "wahrscheinlich" bei Mozarts Schaffen als Sinfoniker war, braucht uns hier nicht zu interessiern...
    Haltbar ist dies nicht...
    Und Mozart hat sicherlich dann und wann ein Bedürfnis gehabt, eine Sinfonie zu komponieren, sonst wären die großen Sinfonien niemals entstanden. Zu behaupten, die Jupiter-Sinfonie wäre ein "Gelegenheitswerk", ein "Nebenwerk", für das er nicht einmal das Bedürfnis hatte, es zu komponieren, ist doch lächerlich...Aber bitte...jeder sagt das seine...


    Zitat

    Nein, anscheinend kaum ein Bedürfnis.


    Ach komm!
    Das ist doch ziemlich lächerlich hier zu diskutieren, ob Mozart ein Bedürfnis hatte, Sinfonien zu komponieren...
    Das ist doch absurd...
    DAS weiß nun wirklich niemand...man kann nur mutmaßen..


    Hier gehts um seine Sinfonien, und ihn als Sinfoniker...
    und nicht darum, ob jemand ein Bedürfnis hatte eine Sinfonie zu komponieren... :faint:
    Was außerdem irrelevant ist:
    denn:
    Mozart hat Sinfonien geschrieben...
    Und ob diese (die frühen) im Vergleich zu anderen unterschätzt werden oder nicht, darum geht es in diesem Thread...


    Gruß :hello:

    Komponiert ist schon alles - aber geschrieben noch nicht. (W.A. Mozart)

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